Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Tatsächlich hatte die Front der Flavier und Tiberier offenbar jede Gegenstimme verstummen lassen, sodass Durus zufrieden meinte


    "Dann erkläre ich es für beschlossen: Aulus Flavius Piso soll zum Pontifex erwählt werden, sobald er seine Verlobte geehelicht hat."


    Damit war alles geklärt und das Collegium wandte sich anderen Angelegenheiten zu.

    Zitat

    Original von Tiberia Albina
    "Auch wenn ich eure Anstrengung natürlich nicht teile, so freue ich mich doch, dass ihr jetzt ein wenig Ruhe finden könnt. Dann sehe ich meinen Mann in den nächsten Tagen vielleicht ein wenig öfter als sonst.", lächelte sie dann. Macer war so beschäftigt, dass er in letzter Zeit kaum Zeit für sie erübrigen konnte. Eine Tatsache, die Albina durchaus verwinden könnte, gäbe es da nicht noch das ein oder andere Problem, das es anzugehen galt. Sie wusste, dass es gewiss schon Gerüchte darüber gab, dass die Tiberierin dem Consuln noch immer keinen Nachkommen beschert hatte.


    "Und auch dich, Durus, würde ich gerne wieder öfter sehen.", fügte sie dann hinzu.


    Scheinbar war Albina tatsächlich zu der Frau geworden, die Durus sich gewünscht hatte: treu, keusch, freundlich und familiär. Und dies war tatsächlich etwas, was man wohl ein wenig vernachlässigt hatte: Die Pflege der Beziehungen.


    "Ihr seid jederzeit gern eingeladen - gerade natürlich auch in den nächsten Tagen!"


    meinte er daher freundlich, wobei ihm plötzlich in Erinnerung kam, dass er auch kaum zu den Purgitiern geladen wurde.

    Diese Information schockierte sogar Durus ein wenig. Die Aufbahrung eines Leichnams derartig brutal zu stören war wirklich geradezu ein Sakrileg! Dennoch ließ er sich nichts anmerken, sondern notierte sich dies geistig wieder einmal als Argument gegen diesen großkotzigen Praefectus Urbi, dem nichts heilig war außer seine Macht.


    "Gut, dann drängt die Zeit wirklich!"


    meinte er schließlich mahnend, denn aus seinen Zeiten als a cognitionibus und Aedil wusste er noch, wie die Kerker aussahen, in denen die Sklaven vermutlich aufbewahrt wurden - wenn sie nicht bereits verkauft worden waren.


    "Lass mir eine schriftliche Aufstellung der mündlichen Absprachen zukommen. Und eine Liste derjenigen, die dies bezeugen können - unabhängig davon, ob sie in Rom sind oder nicht. Es bleibt ja zu hoffen, dass Salinator auf einen Prozess verzichtet!"


    Wenn nicht, würde es mit einem einzigen Zeugen und keinerlei schriftlicher Fixierung recht schwierig werden - dann würde Durus auf die Unverhältnismäßigkeit der Strafe gehen müssen...

    "Für den baulichen Zustand der Tempel ist ein Pontifex Minor eingesetzt."


    begann Durus rasch. Dass sich der Aedil darum kümmerte, war durchaus überraschend, denn sonst hatte vor allem der Curator Operum Publicorum sein Auge auf diese gehabt.


    "Aber vielleicht kann ich dir auch den einen oder anderen Tempel empfehlen."


    Noch dunkel erinnerte er sich an eine lang vergangene Debatte im Collegium. Seither hatte man das Problem einfach zu umgehen versucht...


    "Der Tempel des Mars Ultor bedarf seit Jahren einer gründlichen Sanierung. Sie scheiterte vor längerer Zeit bereits einmal an Verfahrensfragen, aber wenn du dich um einen Tempel kümmern möchtest, dann wäre dieser eindeutig vorrangig zu behandeln!"

    "Soweit ich weiß, ist er ein Jüngling."


    meinte Durus nachdenklich. Über Maioranus hatte er in den letzten Tagen besonders intensiv nachgedacht, aber zu einem sicheren Schluss war er noch immer nicht gekommen.


    "Möglicherweise könnten wir ihn als Marionettenkaiser einsetzen - dies wäre wohl die beste Möglichkeit der Traditionswahrung. Ein genaues Vorgehen wird aber noch zu bedenken sein."


    fügte er dann noch an. Es war wirklich wichtig, noch einmal ein konspiratives Treffen anzuberaumen, bei der man sich auf ein genaues Vorgehen einigte...

    Dass ein Jüngling, der aus allen politischen Belangen herausgehalten worden war, plötzlich Vertrauen in wildfremde Politiker und gegen seinen Vater finden würde, war wohl gänzlich unwahrscheinlich. Daher verzichtete Durus darauf, weiter auf diese Möglichkeit einzugehen.


    "Zuallererst halte ich es für wichtig, Verbündete zu sammeln. Insbesondere benötigen wir diese meiner Meinung nach bei den führenden Senatoren. Ihr Einfluss wird einerseits auf die Statthalter abstrahlen, andererseits ihre Klientel im Senat und anderswo auf unsere Seite ziehen. Ein zweiter Punkt wären möglicherweise Verbündete bei den Cohortes Praetoriae und Urbanae, die bereit sind, Position gegen Salinator zu beziehen.


    Dies ist zugleich das Problem: Nachdem ein Klient Salinators zum Praefectus Praetorio ernannt wurde, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Prätorianer auf Linie gebracht sind. Wir müssen also möglichst rasch vorwärts kommen."


    Zumindest war dies die Einschätzung von Durus. Natürlich war ein ähnlich wichtiger Punkt, inwieweit Maioranus von anderen einflussreichen Senatoren unterstützt werden würde oder ob nicht irgendein anderer als designierter Nachfolger geeigneter war...

    Auch die wenigen Gegner dieser Lösung mussten sich schließlich der Meinung der Mehrheit beugen, sodass Durus zufrieden feststellen konnte, dass er sich wieder einmal durchgesetzt hatte.


    "Ich denke, wir können uns die Abstimmung ersparen - oder gibt es noch Gegenmeinungen?"

    "Eine diplomatische Lösung?"


    fragte Durus etwas verwirrt und beschloss dann doch, kurz sein Wissen über Maioranus zusammenzufassen - es war ohnehin recht überschaubar.


    "Er ist wohl ein Jüngling und lebt bei seinem Vater in Misenum. Valerianus lässt ihn aber - wie erwähnt - kaum ans Licht der Öffentlichkeit treten. Dementsprechend wird er aber auf starke Tutores angewiesen sein und es würde auch plausibel erscheinen, dass Valerianus per Testament trotzdem Tutores für ihn bestellt."

    Die Sache war äußerst diffizil, sodass Ursus ein wenig brauchte, um eine Antwort zu finden. Selbstverständlich hatte Durus dafür Verständnis, denn es ging hier um nichts geringeres als Hochverrat! Dementsprechend hörte er auch ruhig und aufmerksam zu, als der Legat antwortete.


    "Es macht mich stolz, meine Nichte einem solch patriotischen und klugen Mann gegeben zu haben!"


    erwiderte er dann mit einem Lächeln.


    "Aber die traurige Wahrheit ist, dass Tiberius noch rechtzeitig die Augen aufgegangen sind. Beim kränkelnden Valerianus habe ich da leider meine Zweifel..."

    "Eine Ermordung Salinators wird genauso viel Aufsehen erregen wie die von Valerianus."


    gab Durus zu bedenken. Der Stellvertreter des Kaisers war in Rom präsenter als der Kaiser und sein schillerndes Leben weckte zweifelsohne das Interesse des gemeinen Pöbels und der hohen Gesellschaft, die auf seine Gunst angewiesen war.


    "Aber Lucianus und ich sind der Meinung, dass wir das Übel an der Wurzel packen müssen: Wir müssen davon ausgehen, dass Salinator mit Rückendeckung des Kaisers handelt. Dementsprechend wird er eine Ermordung seines Stellvertreters nicht hinnehmen, sondern die Mörder als Hochverräter verfolgen. Ihm werden die Truppen aus alter Verbundenheit weiterhin folgen. Wir werden eher fliehen müssen, was Rom noch mehr der Willkür eines unfähigen Herrschers aussetzt. Wahrscheinlich würde er einen zweiten Salinator einsetzen - vielleicht diesen neuen Prätorianerpräfekten."


    Natürlich hatte auch Durus es anfangs nicht gewagt, den Tod des Kaisers in Betracht zu ziehen. Aber er hatte lange genug darüber nachgedacht, um sicher zu sein, dass es keine Alternative gab...


    "Bis jetzt hat sich der Senat hingegen nicht mit dem Kaiser entzweit, sodass eine testamentarische Bestellung von Consularen als Interims-Herrscher nicht allzu abwegig erscheint. Zudem wird dies sicherlich der Senatsmehrheit und hoffentlich auch den senatorischen Statthaltern günstig erscheinen, sodass wir mit ihrer Unterstützung rechnen können."


    fuhr Durus daher fort und räusperte sich.


    "Natürlich müssen wir alles auch entsprechend vorbereiten, aber ich bin sicher, dass es uns gelingen kann!"

    Natürlich benötigte ein Jurist Grundlagen für seine Rechtsansprüche und es verwunderte Durus immer wieder, wie gedankenlos juristische Laien Verträge schlossen.


    "Das ist natürlich ein Problem. Habt ihr Zeugen für eure Absprachen gestellt?"


    Ohne Zeugen würde diese Klage wohl überaus kompliziert werden, denn wie sollte man beweisen, was zur Dos dieses Mädchens gehörten und was nicht? Allerdings schien noch eine Information gefehlt zu haben, sodass er anfügte


    "Einen Sklaven, soso - hat er die etwa auch alle mitgenommen?"


    Welchen Sklaven würde die Iunierin dann überhaupt vorbeischicken können?

    Als der Haruspex eintrat, begrüßte Durus ihn mit einem ernsten Nicken. Tatsächlich hatte er ihn einzig aus dem Grund ausgewählt, dass er wollte, dass sein Klient ein wenig stärker ins öffentliche Licht trat und in seiner Funktion als Haruspex, gehüllt in das traditionelle Ornat, machte dies besonderen Eindruck. Abgesehen davon würde auch seine Schwagerschaft hier kaum Einfluss nehmen, denn Durus hatte beschlossen, das ganze etwas praxisorientierter anzugehen.


    "Salve, Haruspex Aurelius,


    ich habe Dich einbestellt, um den Willen der Götter zu ergründen im Falle der Schändung des Haines der Diana Nemorensis. Zweifelsohne gibt es Prodigia, die unverzüglich eingetreten sind. Dennoch brauchen wir Deine Hilfe bei der Bewertung dieses Prodigiums und den Schlüssen, die wir für die Entsühnung daraus ziehen können."


    Sicherlich war Lupus bereits relativ gut darüber informiert, was in Nemi vorgefallen war.

    "Nun, da es keine Fragen gibt, schreiten wir sofort zur Abstimmung!"


    meinte Durus fröhlich, wobei er davon ausging, dass sich die übrigen Arvales Fratres schnell seiner Meinung anschlossen.


    "Wer für eine Cooptatio des Quintus Flavius Flaccus votieren möchte, hebe die Hand!"


    :dafuer:


    Theoretisch hätte man den jungen Flavier auch hinausschicken können, aber letztendlich war es doch eher eine reine Formalität, sodass der alte Tiberier diesmal schlicht darauf verzichtete.

    Als der Aedil von grundlegenden Verwaltungsfragen zu sprechen begann, stutzte Durus zuerst ein wenig. Als er dann aber von der Regia zu sprechen begann, ging er davon aus, dass es nicht um den Sitz eines Statthalters ging (obwohl für diesen der Begriff 'Verwaltungsfragen' passender gewesen wäre), sondern wohl um den Cultus Deorum der Stadt Rom.


    "Nunja, das Collegium Pontificium führt im Grunde gemeinschaftlich diese Aufgaben aus. Aber es hängt selbstredend davon ab, um welche 'Verwaltungsfrage' genau es sich handelt."


    Ging es um nichtrömische Kulte, waren die Quindecemviri zuständig, andere Dinge wiederum waren an die Septemviri delegiert und wieder andere wurden vom Curator operum publicorum bzw. dem zuständigen Pontifex Minor wahrgenommen.

    Natürlich wurde Flavius Flaccus als nobler junger Aristokrat nicht allzu lange zum Warten gezwungen, sondern kam nach den reicheren ritterbürtigen Klienten sofort an die Reihe.


    Dann schließlich stand er vor dem Stuhl des Tiberius Durus, der wie üblich eingerahmt war von seinem Sekretär, seinem Nomenclator und diversen Schreibern und Sklaven.


    "Salve, Flavius Flaccus!"


    begrüßte der alte Tiberier den Flavier mit einem Lächeln. Natürlich hatte er sich nicht an den Namen erinnert, aber sein Nomenclator war dafür gekauft worden, um so etwas zur rechten Zeit einzuflüstern.

    | Maiordomus


    Der Maiordomus musterte den Händler abfällig und kniff die Augen ein wenig zusammen, als dieser etwas von Aegyptus und seinem Herrn faselte.


    "In Aegyptus?"


    fragte er ungläubig und stemmte die Fäuste in die Seite.


    "Mein Herr war seit Jahren nicht mehr in Aegyptus!"


    fügte er dann mit einem lächeln hinzu, das eher dem Zähneblecken eines den Aegyptern eher bekannten Löwen glich als einer Geste des Amüsements.





    VILICUS - GENS TIBERIA

    | Stesichoros


    Der Sklave des Aedils stand ein wenig teilnahmslos herum, sodass Stesichoros sich fragte, ob dieser Besuch besonders langweilig und routinemäßig war. Wahrscheinlich irgendetwas religiöses...


    "Gern, tritt ein, Herr!"


    erwiderte er daher und geleitete den Claudier mit seinem/n Sklaven hinein ins Tablinium.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Der Tiberier hatte sich schon gefragt, wann Menecrates endlich vorbeikommen würde. Als er nun informiert wurde, dass der Aedil vor seiner Tür stand, ließ er alles vorbereiten und seinen Sekretär für religiöse Angelegenheiten herbeiholen.


    So begrüßte er ihn mit verbindlicher Freundlichkeit.


    "Salve, Aedil. Treffen wir uns nun also doch noch einmal geschäftlich?"