Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Mit einem milden Lächeln quittierte Durus den freundlichen Kommentar seiner Nichte. Damit hatte er das Thema wieder auf eines der Lieblingsthemen alter Männer gelenkt - seine Wehwehchen. Allerdings war der alte Tiberier nicht sonderlich erpicht darauf, all seine Leiden genauestens zu besprechen - andererseits konnte ein kleiner Kommentar nicht schaden.


    "Oh, es geht, es geht! Mal geht es besser, mal geht es schlechter! Aber der Medicus meint, dass es wohl nicht ordentlich verwachsen ist und deswegen immer wieder Probleme macht."


    Er widerstand dem Drang, seine Tunica etwas zu lüpfen und den Gästen eine eigene Untersuchung zu ermöglichen. Er konnte zumindest kaum eine Krümmung erkennen...


    "Wahrscheinlich wird es nicht mehr vollständig heilen - aber jedes Goldene Zeitalter hat einmal ein Ende!"


    Wieder lächelte Durus über seine Anspielung auf die fünfte Jahreszeit, die heute begonnen hatte. Passend dazu prostete er den Anwesenden schließlich auch mit seinem Weinbecher zu.

    Der Sklave führte den Händler und die armen Sklaven, die das gute Stück tragen mussten, durch einige Höfe und schließlich durch ein Portal in eine Zimmerflucht, die schließlich ins Atrium mündete.


    "Stellt sie da drüben hin!"


    meinte er dann und verschwand wieder, ehe der Hausherr auftauchte und den fetten Händler fixierte. Dann sah er auf die verhüllte Statue.


    "Salve! Der Maiordomus sagte mir, dass meine Statue eingetroffen ist?"

    "Das wäre hervorragend!"


    erwiderte Durus - immerhin hatte Lucianus sich seines Wissens nach ex caligae hochgedient und war lange bei der Truppe gewesen. Andererseits war es möglicherweise wirklich etwas länger her...


    "Ich denke, das ist alles, was wir zu diesem Zeitpunkt tun können - oder hast du noch Ideen?"


    Ansonsten würde man sich erst wieder treffen müssen, wenn Hungaricus in Rom eingetroffen war. Und dann konnte man auch bereits wieder ein Treffen mit allen Verschwörern anberaumen!

    2000 Sesterzen waren tatsächlich keine Kleinigkeit und Durus lächelte zufrieden. Und dazu würde Menecrates sich offensichtlich um die Einzelheiten kümmern - dass er Avarus als Architekten einstellte, war wohl unwahrscheinlich...


    "Es ging darum, welchem Architekten wir diesen Auftrag anvertrauen. Immerhin sollte derartiges nicht von irgendwem durchgeführt werden! Wenn Dir also ein geeigneter Mann bekannt ist, könnte das Collegium Pontificium eine Sanierung sicher unterstützen."

    Im Gegensatz zu Avianus betrachtete Durus gerade den Mord an einem unfähigen Herrscher als heilige Pflicht eines guten Politikers. Natürlich war es eine schmutzige Angelegenheit, das Blut eines Aristokraten zu vergießen, aber wenn sie nicht handelten, würde Rom am Ende von Barbaren geplündert werden oder vom Pöbel überrannt werden - Chaos und Unordnung wären die Folge!


    Mit einem schmalen Lächeln erwiderte er dann


    "Genau das hoffe ich! Und je mehr wir sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Pedarii im Senat sich uns anschließen!"

    Auch Durus hatte prompt einen Mann von edler Geburt im Kopf, der pöbelhafter war als jeder Populare. Dann sprach Albina allerdings eine Angelegenheit an, die er vor längerer Zeit schon einmal erwogen hatte. Wenn er sich recht erinnerte, hatte er Albina tatsächlich schon einmal nach Baiae eingeladen - und vielleicht gelang es ja in diesem Jahr!


    "Ja, das wäre hervorragend! Im Sommer ist es wirklich herrlich dort! Wobei wir hoffen wollen, dass das Schicksal es nicht wieder so schlecht mit mir meint wie im letzten Jahr!"


    Er lächelte und klopfte auf sein schlimmes Bein, das er sich bei dem Beinbruch seines letzten Aufenthaltes zugezogen hatte.

    "Gut."


    stellte Durus fest und runzelte die Stirn. Damit war es wohl seine Aufgabe, etwas zugunsten seines neuen Klienten zu unternehmen. Gedanklich bereitete er sich bereits darauf vor, beim Praefectus Urbi vorstellig zu werden. Stellte sich nur die Frage, was er dem Stellvertreter des Kaisers bieten konnte - oder zu bieten bereit war!


    "Dann werde ich mich an Salinator wenden und um deine Erhebung ersuchen!"


    stellte er dann fest, nicht verbergend, dass er sich nicht sicher war, wie erfolgreich er damit sein würde.

    "Das hoffe ich auch!"


    bemerkte Durus und überlegte, welche Punkte noch zu klären waren. Wenn Lucianus mit Agrippa sprach, die Germanicer ausgeschlossen waren und mit Modestus ein definitiv zugewandter Statthalter in Germania saß, man andererseits aber auf Hungaricus warten musste, blieb eigentlich nur eines:


    "Warst du nicht früher auch einmal bei den Cohortes Urbanae? Hast du dort möglicherweise Kontakte?"


    Da der alte Tiberier niemals das Glück gehabt hatte, Militärdienst leisten zu können, konnte er lediglich auf der politischen Bühne um Unterstützer werben.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Mit einem Nicken bestätigte Macer den Gedankengang von Albina. "Sicher, jederzeit! An jedem Abend, an dem ich das Triclinium nicht schon für ein politisches Essen brauche", schränkte er augenzwinkernd ein und von eben jenen Essen gab es nicht wenige, seit er das Consulat angetreten hatte. Aber gerade deswegen brauchte man sich um die korrekte Gästeliste nicht allzu viele Gedanken machen, zumindest aus Macers sicht. "Wenn du zu einem privates Essen einlädst, sollte keiner an einer Nichteinladung Anstoß nehmen", meinte er dann weiter. Zumal die Zahl seiner politischen Gegner, die so eine Sache ausschlachten würden, wohl doch eher gering war, was ihn jedes Mal auf's Neue erstaunte.


    Da es Durus heute besonders darum ging, unpolitische Gespräche zu führen (an denen sich Sklaven möglicherweise sogar beteiligen konnten), beschloss er, das ganze mit einer kleinen Tratschgeschichte aufzulockern.


    "Man sollte vielleicht eher darauf achten, wen man einlädt! Ich war vor kurzem bei Agrilius Plarianus zu Gast. Neben mir lag dann ein Freigelassener seines Vaters - was für ein Barbar! Nicht nur, dass sein Latein so grauenvoll war, dass man ihn kaum verstand, sondern er trank auch noch, als würde es kein Morgen geben und beschwerte sich, dass er unverdünnten Wein wolle!"


    Der Abend war tatsächlich furchtbar gewesen - dieser Kerl hatte durch sein flegelhaftes Benehmen den Gastgeber beschämt und die Gäste verärgert, sodass alle recht früh gegangen waren.

    | Maiordomus


    Als der Händler etwas beleidigt reagierte, wurde Maiordomus doch ein wenig misstrauisch. Er hatte angenommen, dass es sich hier um einen Betrüger handelte, der versuchte, seinem Herrn eine Statue aufzuschwatzen. Aber dass er sich nun einfach wieder auf den Weg machte, wurde er stutzig.


    "Moment! Wo genau hat mein Herr diese Statue in Auftrag gegeben?"


    fragte er daher erneut. Im anderen Moment kamen ihm aber schon wieder Zweifel - war dies vielleicht eine neue Masche?





    VILICUS - GENS TIBERIA

    Dass eine Stampede in einen heiligen Hain, der gerade geschändet worden war, ein Prodigium war, lag wohl auf der Hand. Dementsprechend zögerte Durus anfangs, ehe er antwortete


    "Direkt nach der Schändung des Haines stürmte eine wildgewordene Rinderherde diese. Dies kann wohl als hinreichendes Zeichen betrachtet werden.


    Deine Aufgabe umfasst also lediglich die Findung einer angemessenen Entsühnung. Dazu gehört wohl auch zu ergründen, welche Götter erzürnt sind - möglicherweise ist all das ja nur ein Zeichen größerer Unstimmigkeiten zwischen mehreren Göttern und unserem Staat!"


    Eine bestimmte Literationsform wollte er nicht vorbestimmen, da es ihm in diesem Fall recht ehrlich um eine Wiederherstellung des göttlichen Friedens ging - nicht nur zur Beruhigung der Plebs.

    Die Erklärungen seines neuen Klienten waren durchaus ausführlich, allerdings schien sein Vater weder als Senator, noch als Ritter, ja nicht einmal in einer der vielen Municipia Paestums Leistungen für den Staat erbracht zu haben. Selbstverständlich war dies ein nicht zu verachtendes Problem, insbesondere wegen des Vertreters des Censors - Vescularius Salinator.


    "Das ist allerdings ein Problem. Verfügt deine Familie zumindest über den ausreichenden Landbesitz, um dich zum Senator zu machen?"

    Zitat

    Original von Quintus Flavius Flaccus


    Die kleine Rede, die Flavius Flaccus hielt, beeindruckte Durus ziemlich. Die bisherigen Bittsteller, die um sein Patronat gebeten hatten, waren sehr viel wortkarger und ließen sich jede Information aus der Nase ziehen. Der junge Flavier hingegen gab sofort einen kurzen Abriss über sein Leben, erklärte seine Ziele und präzisierte seine Bitte zuletzt - Durus erkannte die rhetorische Bildung sofort.


    "Es ehrt mich, dass ein Mann aus so noblem Geblüt wie du mich um ein Patronat bittet. Selbstverständlich nehme ich dich gern als meinen Klienten auf."


    Er lächelte Flaccus freundlich an.


    "Ich werde deine Karriere mit Wohlwollen unterstützen und dir gern behilflich sein bei deinen großen Plänen. Aber sage mir: Wer ist dein Vater? Welchem Zweig der Gens Flavia entstammst du?"


    Um diese Information hatte sich sein neuer Klient herumgedrückt, was darauf hindeutete, dass dies ein kleines Manko war - schlichte Vergesslichkeit schied bei einer solchen Rede aus!

    Sim-Off:

    Control Panel

    "Sehr richtig!"


    kommentierte Durus die Bemerkung über Hungaricus. Ohne ihn würde die Angelegenheit wohl tatsächlich schwieriger werden - auf andere konnte er dagegen leicht verzichten!


    "Soweit ich weiß, pflegt Germanicus Sedulus einen recht freundschaftlichen Umgang mit Salinator. Ein Klient von mir hat ihn schon vor der Casa Vescularia gesehen - ich weiß nicht, ob die Germanici unsere Männer sind. Ebenso würde ich Aelius Quarto aus der Angelegenheit heraushalten. Er ist immerhin Valerianus' Bruder! Ich halte es für das beste, ihn überhaupt nicht einzuweihen und zu hoffen, dass er von dem gewaltsamen Machtwechsel nichts mitbekommt."


    Würde alles glatt gehen, würde Rom ja tatsächlich nicht bemerken, dass der Kaiser ermordet und sein Testament gefälscht worden war.


    "Aber hast du bereits mit Agrippa gesprochen?"

    Sein Sohn wirkte sehr unsicher, was angesichts dieser Lage wohl auch verständlich war - in Ahalas Alter hätte er vermutlich ebenso geschluckt, wenn sein Vater nebenbei Hochverrat angekündigt hätte. Aber die Zeiten hatten sich gewandelt, denn damals hatte ein guter Kaiser geherrscht, gegen den Verrat ausgeschlossen gewesen war. Nun hingegen 'herrschte' ein Mann, der niemals irgendwo zu sehen war und dessen Stellvertreter der ungeeignetste Kandidat für die Position war!


    "Das ist wahr, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Die Götter seien meine Zeugen, dass ich mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht habe! Wenn man Valerianus zur Vernunft bringen könnte, würde ich alles dafür tun! Aber wie ich schon sagte, habe ich es versucht - und bin gescheitert. Und in dieser Situation ist es gerade für mich als einflussreichen Consular meine heilige Pflicht und das Gebot der Mos Maiorum, unseren Staat zu schützen und zu verteidigen, notfalls radikal und gegen den legalen Imperator Caesar Augustus!"


    Die Antwort war recht pathetisch formuliert, wie der alte Tiberier bemerkte. Andererseits war auch die Sache selbst von größter Tragweite und seine Worte waren genau angemessen.

    Er war von der Regia hier her geschickt worden? Das musste wohl ein Fehler des Ianitor gewesen sein - oder aber der Aedil hatte sich unklar ausgedrückt. Dennoch würde er an dieser Stelle etwas nachhaken müssen...


    "Der zuständige Pontifex ist Volturnius Leto. Am besten, du vereinbahrst einen Termin in der Regia, wo auch das Archiv über die Bauakten lagert. Dann kann er gleich die entsprechenden Dinge hervorholen."


    meinte er, um Menecrates vorerst zufrieden zu stellen. Dann ging er zu der anderen Angelegenheit, die offensichtlich das Interesse des Claudiers geweckt hatte. Genaugenommen war die Sache damals gescheitert, weil Durus verhindert hatte, dass Avarus diese Sanierung übernehmen konnte. Gegen einen Claudius dagegen hatte er nichts einzuwenden.


    "Es gab damals einige Spenden für die Sanierung. Allerdings kann es natürlich niemals schaden, wenn etwas mehr Geld zur Verfügung steht, um den Tempel ein wenig prächtiger auszustatten."


    antwortete er in der Hoffnung, dass Menecrates auch etwas aus dem claudischen Vermögen zusteuern würde. Als Pontifex pro Magistro war es selbstredend in seinem Interesse, das Vermögen des Cultus Deorum möglichst zu schonen!

    Die Initiative, die Macer als Consul gestartet hatte, war für Durus relativ erstaunlich. Traditionell sprang ohnehin jeder Senator zwischen verschiedensten Ämtern hin und her, sodass er von allem etwas mitbekam - wenn er nicht ohnehin mit praktisch allen wichtigen Amtsträgern befreundet war. Dennoch hatten die Zeiten sich traurigerweise geändert, man lebte mehr für sich und somit gab es auch wieder triftige Gründe, einen solchen Reigen zu veranstalten...


    Allerdings wirkte die Darstellung von Sedulus' Amtsbereich weder schillernd, noch interessant. Wieder einmal musste der alte Tiberier daran denken, dass ein Germanicus eben weder die ausreichende rhetorische Bildung, noch das politische Talent besaß, wichtige Aufgaben für den Staat zu übernehmen und zu vertreten.

    Schon sehr lange Zeit waren keine bedeutenderen Debatten in den Senat gekommen, vermutlich auch wegen der Art des kaiserlichen Stellvertreters, Initiativen einfach zu verbieten oder Diskussionen abzubrechen. Durus hatte tatsächlich das Gefühl, dass ein allgemeines Unwohlsein in der Curia Iulia vorherrschte.


    Nun aber sprach Macer ein Thema an, über das er noch aus seinem Consulat bestens Bescheid wusste, da zahlreiche Briefe an seine Adresse gegangen waren. Die Aspekte, die der Consul ansprach, waren dabei auch ihm gekommen: Insbesondere der Zugriff der einzelnen Statthalter auf ihre Provinzen war weitaus geringer als in früheren Zeiten.


    "Es erfreut mich sehr zu hören, dass die Inquisitio zu einem Ergebnis gekommen ist. Als einen weiteren Aspekt möchte ich noch hinzufügen, dass es durch die aktuell geringe Zahl der Provinzen kaum mehr möglich ist, die gestiegene Zahl der ehemaligen Consuln und Praetoren mit einem angemessenen Posten auszuzeichnen. Immerhin gehört es zu einer langen Tradition unseres Staates, dass jene Männer, die viel Zeit und Geld in ihr politisches Engagement investiert haben, für einige Zeit den Ruhm Roms in die Welt tragen und dabei eine angemessene Entschädigung aus den Früchten ihres Amtsbereichs erhalten."


    Die Formulierung war recht blumig, doch war wohl klar, dass der alte Tiberier auf die stolze Tradition der Provinzausbeutung durch gierige Senatoren anspielte. Und das würde sicher den einen oder anderen Consularen oder ambitionierten Jungsenator motivieren.

    "Oh, ja, die Vita Otiosa - ich wünschte, ich könnte auch gelegentlich die Finger von der Arbeit lassen!"


    erwiderte Durus, wobei ein wenig schwindelte - er war Stoiker und hatte wenig übrig für die Lebenshaltung der genusssüchtigen Epikureer. Andererseits war Geminus wohl kaum ein typisches Beispiel für einen Epikureer...


    "Nundenn, dann hören wir sicher bald wieder voneinander!"


    beendete er aber schließlich das Gespräch, da er noch einiges zu erledigen hatte.

    "Wenn wir ihn nicht zur Resignation zwingen können, bietet sich natürlich eine Integration des jungen Mannes in unsere Pläne an."


    warf Durus ein.


    "Allerdings wird er wohl kaum etwas gegen einen Machtwechsel unternehmen können wird: Er ist bisher kaum in der Öffentlichkeit aufgetreten, seine Beziehungen zum Senat und dem Militär sind quasi nicht existent."


    In den Augen des Tiberiers war der junge Mann kaum eine zu berücksichtigende Größe. Entweder er würde kooperieren, oder...