Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Eine Schwester - das war wirklich eine Überraschung! Der Tiberier hätte es sich eigentlich denken müssen, denn er wusste ja, wer Fabias Vater war. Trotzdem überraschte es ihn ein wenig, denn seine Beziehung damals war nun doch schon ziemlich lange her...


    "Nunja, vor längerer Zeit war ich ganz gut mit ihr bekannt. Aber ich habe schon eine Ewigkeit nichts mehr von ihr gehört. Ebenso wie von deinem Vater übrigens - ist er in Rom?"


    Irgendwie war es ihm peinlich, von seinen damals geradezu jugendlichen, emotionalen Träumereien zu sprechen. Auf der politischen Ebene fühlte er sich doch weitaus sicherer.

    Die Reaktion deutete darauf hin, dass Durus doch schon einmal etwas ähnliches bemerkt hatte. Aber vielleicht war es nicht schlecht, alles noch einmal etwas ausführlicher zu besprechen, ehe Missverständnisse entstanden.


    "Valerianus hält Maioranus relativ bedeckt. Allerdings habe ich Gerüchte gehört, dass er schon an der Schwelle zum Mannesalter steht."


    Tatsächlich wusste man herzlich wenig über den Thronfolger - aber ein Jugendlicher war doch in der Regel leicht zu beeinflussen.

    Natürlich wollte Durus keine falschen Hoffnungen machen, aber offensichtlich war Aviana zuversichtlich, den Kaiser überzeugen zu können. Aber Pessimismus würde ohnehin wenig nützen, also war diese Einstellung vielleicht die bessere.


    "Genau."


    Ein wenig erwartungsvoll sah er die Helvetierin an - ob sie noch weitere Fragen hatte?


    "Ist dir übrigens eine Helvetia Fabia bekannt?"


    kam es dann doch noch aus ihm heraus. Vielleicht würde er ja doch noch etwas über ihren Verbleib erfahren...

    Als Gracchus die Geschichte mit dem fremden Kult erwähnte, fiel diese Neuigkeit auch Durus wieder ein - Annaeus Modestus hatte davon berichtet. Es war wirklich klug gewesen, dieses As bis zuletzt im Ärmel zu behalten. Wildes Gerede flammte auf, als die Pontifices sich über diese Neuigkeit austauschten.


    "In Anbetracht dieser Lage schlage ich vor, Flavius Piso als neuen Pontifex zu designieren, seine Erhebung jedoch erst nach seiner Heirat zu vollziehen. Wäre dies in euren Augen akzeptabel?"

    Seine Idee war selbstverständlich gut, was auch die Vestalin bestätigte (obwohl sie offensichtlich keine übermäßig hohe Meinung von der Etrusca Disciplina hatte). Daher nickte Durus zufrieden.


    "Das wäre alles, ja."


    Er erhob sich mit einem Ächzen um auch der Claudierin aus ihrer Kline zu helfen.


    "Ich danke Dir für Deine Mithilfe! Dann sehen wir uns in der Regia zur Contio!"

    Das Mädchen war offensichtlich noch immer etwas unsicher - Durus war eben doch recht respekteinflößend. Glücklicherweise schien sie seine versehentliche Spitze allerdings kaum bemerkt zu haben, sodass sie zufrieden war.


    "Sprich respektvoll mit Valerianus - er würde dein neuer Vater werden!"


    gab er als Tipp zu bedenken. Die zweite Frage war hingegen etwas schwieriger zu beantworten, denn auch Durus kannte den Kaiser wenig. Nach kurzem Nachdenken meinte er daher


    "Er hat bereits einmal eine Ausnahme gemacht, allerdings lässt sich schwerlich sagen, ob er erneut eine machen wird. Er ist dem Gedanken aber zumindest nicht gänzlich abgeneigt."

    Die Antwort überraschte das Mädchen offensichtlich doch, was aber auch daran liegen konnte, dass sie nicht erwartet hatte, dass ein Mann von seiner Position eine unbedeutende Bittstellerin um ihre Meinung fragte.


    "Alles hätte Vor- und Nachteile."


    begann er daher und legte die Fingerspitzen aufeinander.


    "Am schnellsten würde es zweifellos mit einer Klage gehen. Diese wäre allerdings eine direkte Bedrohung, die Salinator als Herausforderung betrachten könnte, wodurch unsere Chancen eher sinken, ein unabhängiges Urteil zu bekommen.


    Wenn du also Zeit hast, würde ich es zuerst mit einem direkten Schreiben versuchen. Dies setzt Salinator weniger unter Druck, was offensichtliche Vor- und Nachteile bietet."


    Obwohl er relativ sicher war, dass der arrogante Salinator ohne Druck gar nicht reagieren würde, hütete er sich davor, den Stellvertreter des Kaisers öffentlich in so schlechtes Licht zu rücken. Außerdem bestand durchaus die Möglichkeit, dass der Vescularier einen Eklat verhindern wollte und freiwillig zurückruderte, um schlechte Presse zu vermeiden.

    | Stesichoros


    Auch diesmal öffnete Stesichoros schniefend. Als er den Aedilis Curulis erkannte, öffnete er die Tür sofort.


    "Oh, du möchtest sicherlich den Hausherrn sprechen!"


    begrüßte er ihn ehrfurchtsvoll, denn sein Herr hatte ihm befohlen, mit den Amtsträgern des Staates respektvoll umzugehen.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Als Lucianus ihn verwirrt ansah, kam es dem Tiberier plötzlich, dass er in seiner Euphorie wohl ein wenig durcheinander gekommen war - inzwischen hatte er so oft über diesen Plan gesprochen, dass er sich nicht mehr sicher war, wer welches Stadium mitbekommen hatte.


    "Maioranus ist Valerianus' Sohn!"


    bemerkte er zuerst, obwohl dieser Umstand einem Consular wohl bekannt war.


    "Ich hatte die Idee, das Testament Valerianus' zu fälschen. Es liegt meines Wissens nach im Atrium Vestae, wo ich als Pontifex pro Magistro sicherlich Zugriff bekommen könnte. Damit würde das ganze für die Öffentlichkeit völlig unbemerkt vonstatten gehen."

    "Das ist natürlich wahr."


    erwiderte Durus. Dennoch war es natürlich etwas unbefriedigend. Damit der Besuch allerdings nicht völlig umsonst gewesen war, beschloss er, kurz die Unterhaltung mit Modestus wiederzugeben.


    "Modestus hat übrigens einen Vorschlag gemacht, der möglicherweise eine gute Idee ist: Er mahnt dringend, dass wir Maioranus als Nachfolger seines Vaters einsetzen und uns als Tutores in das Testament schreiben. Dies würde zum einen Kontinuität und damit Legitimität eines Herrscherwechsels verstärken, andererseits uns die Kontrolle ermöglichen, die wir in diesen schweren Zeiten im Staat übernehmen müssen."


    Dass der Annaeer es quasi zur Bedingung für seine Mitarbeit gemacht hatte, verschwieg der Tiberier vorerst - er glaubte ohnehin nicht, dass Modestus wegen dieser Frage absprang (sollten sie eine bessere Möglichkeit finden).

    "Oh, das ist eigentlich nicht so vorgesehen! Auch dies ist selbstverständlich dispensabel, aber es wäre einfacher, wenn deine Mutter zumindest noch lebte..."


    meinte Durus und bemerkte erst danach, wie zynisch diese Aussage klingen musste.


    "Natürlich wäre es das - entschuldige!"


    fügte er daher an und war ein klein wenig peinlich berührt. Dies wischte er aber sofort durch ein geschäftsmäßiges Fortfahren weg.


    "Nun, der übliche Weg wäre, dass du ein Schreiben an den Pontifex Maximus adressierst, in dem du deinen Wunsch eine Vestalin zu werden darlegst und um eine Captio bittest. Das lieferst du dann bei mir ab und ich werde es mit einem eigenen Schreiben nach Misenum schicken."

    "Wenn eine wehrlose Bürgerin in Not ist, ist es meine Pflicht als Senator Roms, für sie Partei zu ergreifen!"


    erwiderte Durus mit einem süffisanten Lächeln. Der wahre Grund war wohl, dass er damit einen Gefallen gut hatte - entweder bei Axilla oder bei ihrem Patron. Doch die römische Sozialkultur verlangte nun einmal, dass man dies vordergründig hinter Jovialität verbarg.


    "Bleibt die Frage, wie ich in deinem Namen vorgehen soll. Einen persönlichen Brief? Eine direkte Klage? Soll ich die Klage androhen?"

    Diese Begründung war nun wirklich nicht sehr überzeugend, sondern klang stark nach einer typischen weiblichen Laune. Doch Durus vermutete dahinter den Wunsch nach Selbstbestimmung, den eine Frau in Rom nur am Herd der Vesta erfüllen konnte.


    "Verstehe."


    log er trotzdem und räusperte sich. Siebzehn war allerdings ein relativ hohes Alter, aber nichts im Vergleich zu manchen anderen der vor kurzem ernannten Vestalinnen.


    "Ich denke, dass der Kaiser dir wegen dem Alter eine Dispens erteilen könnte. Allerdings ist dies tatsächlich seine Entscheidung. Entsprichst du neben dem Alter zumindest allen Anforderungen? Ist deine Mutter noch am Leben?"


    Dass sie einem unehrenhaften Gewerbe nachging, war als Gattin eines Senators wohl so abwegig, dass er nicht erst danach fragen musste.

    Helvetius Geminus! Nun war die Verbindung zu Helvetia Fabia gefunden - doch Durus hielt sich zurück, das Mädchen über seine ehemalige Liebe auszufragen. Stattdessen beschloss er, dies auf einen späteren Zeitpunkt zu vertagen.


    "Und warum möchtest du Vestalin werden? Wie mir scheint, bist du eigentlich schon ein wenig zu alt, nicht wahr?"


    Er musterte sie noch einmal. Jetzt schien er deutlich mehr Ähnlichkeiten mit Fabia zu erkennen.

    Ad
    Aedilis Curulis
    H Claudius Menecrates
    Villa Claudia
    Roma


    Lukios Aedili Curuli H Claudio Menecrati s. d.


    Da mein Herr in nächster Zeit um die fünfte Stunde keine Termine auf dem Forum wahrnehmen muss, wäre er Dir sehr verbunden, wenn Du ihn in seinem Hause aufsuchen könntest. Dort könnte er Dich jederzeit nach der Senatssitzung empfangen.


    In Nomine M' Tiberii Duri


    Lukios
    SCRIBA PERSONALIS

    Ad
    Sex Aurelius Lupus
    Villa Aurelia
    Roma



    M' Tiberius Durus Pontifex pro Magistro Sex Aurelio Lupo Haruspici Romano s. p. d.


    Im Namen des Collegium Pontificium bitte ich Dich für eine Weissagung im Umfeld der Geschehnisse im Hain der Diana Nemorensis morgen um die achte Stunde zu einer Sitzung des Collegium Pontificium in der Regia.



    Mögen Apoll Dir Heilung zukommen lassen,
    [Blockierte Grafik: http://img157.imageshack.us/img157/6083/siegelmtdsenatorhc0.gif]

    PONTIFEX PRO MAGISTRO

    Der Bericht des Flaviers war erfreulicher, als Durus es erwartet hatte. Einen möglichen Schuldigen zu präsentieren kam ihm weitaus moralischer vor als die Auswahl eines schuldlosen Sklaven, zumal die Götter mit einer rein symbolischen Verstoßung von letzterem möglicherweise tatsächlich unzufrieden gewesen wären.


    "Dass der Übeltäter gefasst wurde, ist in der Tat eine gute Nachricht! Daher sollten wir nicht zögern. Wegen der dünnen Untersuchungsergebnisse habe ich mir bereits die Freiheit genommen, einen Haruspex einzuschalten."


    Er bedeutete dem Calator, den Weissager hereinzuführen, der zufällig auch ein Klient des Pontifex pro Magistro war.

    "In der Tat!"


    gab Durus zu. Dass Lucianus seinen Sklaven wegschickte, bedeutete wohl, dass sie nun offen sprechen konnten. Er sandte seinen Lukios allerdings nicht von seiner Seite, denn dieser war ohnehin eingeweiht und konnte bei Bedarf auch der gesamten Verschwörergruppe als Protokollant dienen.


    "Allerdings habe ich auch mit seinem Nachfolger Annaeus Modestus gesprochen. Er sagte mir zu, dass auch er auf unserer Seite stünde und sich darum bemühen wird, auch seine Legionen für uns zu vereinnahmen. Allerdings weiß ich nicht recht, ob ich ihm trauen soll..."


    Er runzelte die Stirn bei dem Gedanken an die scheinbare Doppelzüngigkeit des Annaeers.


    "Aber hast du schon mit ihm über unsere Angelegenheiten gesprochen? Weißt du, was er davon hält?"

    Zitat

    Original von Tiberia Albina
    "Wir können uns beileibe nicht beklagen. Die Götter haben es in diesem Jahr überaus gut mit uns gemeint." Die Wahl ihres Ehemanns zum Konsul war ein großer Erfolg gewesen. Ihre persönliche Befindlichkeit - die Tatsache, dass es ihr in den letzten Woche immer wieder mal schlecht gegangen war - ließ sie dabei unerwähnt. Solche Gespräche forderten dann doch einen privateren Rahmen.


    "Aber wie geht es dir, mein Lieber? Du siehst gut aus, wenn auch ein wenig erschöpft.", erwiderte sie dann die Frage nach dem Wohlbefinden. Sie hatte Durus in der letzten Zeit viel zu selten gesehen, aber dennoch war es ihr nicht entgangen, dass das Alter sich immer deutlicher bei ihm bemerkbar machte. Was Albina jedoch nicht wunderte, dachte man an den Skandal um Durus Frau. Diese Gedanken zeigten sich jedoch in keiner Weise in Albinas Miene.


    Die Antwort war natürlich ebenso erfreulich wie unkonkret - der Gipfel der Karriere Macers hatte sicherlich auch auf seine Frau abgestrahlt. Fehlte eigentlich nur noch ein Erbe.


    Blieb nur noch die Frage nach Durus' Wohlbefinden. Scheinbar hatte sich sein ständiges Arbeiten inzwischen tatsächlich etwas deutlicher in seinem Gesicht niedergeschlagen. Aber er trug jede Falte mit Stolz, denn sie war entstanden im Einsatz für die Res Publica.


    "Danke! Ich freue mich schon auf die ruhigeren Tage, die jetzt kommen."


    Tatsächlich konnte er sich während der Saturnalia endlich einmal der Muse hingeben. Er hatte schon überlegt, endlich einmal ein Geschichtswerk zu verfassen - möglicherweise über die Porcische Verschwörung.

    Was die junge Dame da aufzählte, war tatsächlich eine ganze Menge. Der Tiberier versuchte währenddessen kurz zu addieren, welcher Gesamtwert hier wohl vorlag. In jedem Fall war es viel mehr, als das Gesetz vorsah. Genaugenommen sogar viel mehr, als überhaupt irgendeine Geldstrafe betragen durfte (zumindest in den üblichen Fällen).


    "Diese Einziehung ist in jedem Fall rechtswidrig. Natürlich ist es trotzdem fraglich, ob der Stellvertreter des Kaisers nicht eine Verurteilung verhindern kann."


    Wie er ja inzwischen wusste, hatte er auch bei Decimus Livianus seine Finger im Spiel gehabt.


    "Wir können also durchaus versuchen, es vorerst noch einmal im Guten zu versuchen. Wenn er darauf nicht reagiert, bleibt uns aber auch nur eine Klage."