Beiträge von Manius Tiberius Durus

    | Stesichoros


    Gerade noch war sein Hausherr vorbeigekommen, schon klopfte es. Als er öffnete, stand davor tatsächlich der Consul - richtig, das hatte er ja gestern vereinbahrt!


    Mit einer tiefen Verbeugung (wobei ein unangenehmer Druck auf seine verstopfte Nase entstand) begrüßte ihn.


    "Mein Herr ist soeben eingetroffen, er empfängt dich sofort!"


    Er öffnete die Tür und geleitete mit einem etwas befremdeten Blick auf die Fasces der Liktoren den hohen Herrn ins Atrium.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Als man den Tiberier vom Eintreffen des Consuls unterrichtet hatte, war dieser noch nicht einmal aus seiner Toga geschlüpft, sodass er prompt Kehrt machte und dem Haupt des Staates im Atrium entgegenkam.


    "Salve, Macer! Was verschafft mir die Ehre Deines Besuches?"


    begrüßte er ihn freundlich. Tatsächlich konnte er sich bisher nicht vorstellen, was den Consul persönlich bewog, ihn zu besuchen. Zwar hatte Lukios ihm berichtet, dass der Purgitier heute nach der Senatssitzung kommen würde, aber er hatte keinen Anlass erfahren.

    Es dauerte nicht lange, bis auch schon die Gäste erschienen. Zwar hatte er diese noch nicht so früh erwartet, da noch nicht einmal das Opfer vollzogen worden war, aber andererseits war ein Opfer ja umso feierlicher, je mehr Zuschauer anwesend waren. Mit einem kleinen Seufzer erhob er sich und begrüßte dann einen nach dem anderen - auch die Sklaven, die ihre Herren begleiteten.


    Mit einem Lächeln ging er sogar auf Morrigan zu und klopfte ihr auf die Schulter. Den Rest des Jahres blickte er auf diese sprechenden Gegenstände herab und würdigte sie kaum eines Blickes, doch in dieser fünften Jahreszeit verlangten die Maiores nun einmal, dass sie


    "Nur nicht so schüchtern, sucht euch einen Platz und seid meine Gäste! Dort hinten gibt es Wein!"


    Er deutete in eine Ecke, wo einige Sklaven einen "Weinstand" eröffnet hatten. Dann sah er wieder zu Piso und Lepidus.


    "Das gilt natürlich auch für euch - oder warten wir vielleicht lieber noch bis nach dem Opfer!"


    Die Vorstellung kultischer Reinheit vertrug sich in Durus' Augen irgendwie nicht mit der, dass alle Anwesenden einen Becher Wein in der Hand hielten! Aber dementsprechend war es wohl besser, diesen formalen Teil möglichst zügig zu vollziehen.

    Im Gegensatz zu Ursus war Durus schon so weit nach oben gekommen, dass er es nicht mehr nötig hatte, sich irgendwo einzuschmeicheln. Und dementsprechend bereitete es ihm auch keine Sorgen, den Vescularier in der Öffentlichkeit so gut wie möglich zu ignorieren, wenn er ihm seine Verachtung schon nicht ins Gesicht sagen konnte.


    "Ich denke, es werden sich schon ausreichend viele Gratulanten einreihen und das lange Anstehen bereitet mir gewisse Probleme."


    Zum ersten Mal ermöglichte sein schlimmes Bein ihm tatsächlich Vorteile, denn in aller Öffentlichkeit den wahren Grund für sein Fernbleiben zu nennen, erschien dem alten Tiberier doch zu riskant.

    "Io Saturnalia!"


    begrüßte Durus seine Nichte freundlich. Er hatte sie eigentlich schon zu dem traditionellen Bad erwartet, das die Familia am Morgen des ersten Tages der Saturnalia zu nehmen pflegte. Zum Ende hin war es allerdings ein wenig heiß geworden, sodass der alte Tiberier fast ein wenig erschöpft war.


    "Hast du dein Bad heute schon genommen?"


    fragte er, was an jedem anderen Tag wohl etwas kritisch geklungen hätte, heute aber wohl das normalste der Welt war.

    Der Tiberier war kurz nach dem Hausherrn eingetroffen. Beim Gang durch das Haus stieg ihm der typische Baustellengeruch in die Nase, den Durus immer mit etwas neuem, bequemen assoziierte. Als er dann im Triclinium angekommen war, meinte er anerkennend


    "Ein wirklich schönes Haus, Ursus! Und sehr geräumig!"


    Diese Baustellen-Situation erinnerte ihn an die Zeit vor einigen Jahren, als die Villa Tiberia nach dem Brand renoviert worden war. Aber das war auch schon lange her...

    Wie zum Ende jedes Jahres, feierte man auch in diesem Jahr wieder die Saturnalia in den letzten December-Wochen. Obwohl Tiberius Durus kein großer Freund ausschweifender Feierlichkeiten war, hatte die verkehrte Welt jedoch auch in der Villa Tiberia Einzug gehalten: Die Porta stand weit offen, sodass jeder Besucher ungehindert eindringen konnte, im Atrium hatte man Tische und Bänke aufgestellt, um Gäste wie Sklaven zu bewirten, und Zweige als Dekoration aufgehängt.


    So herrschte ein heiteres Treiben, in dessen Mitte Manius Tiberius Durus, angetan mit einer schlichten Tunica und einem Pileus, auf seinem Stuhl saß und hoffte, Besuch zu bekommen, mit dem er sich ein wenig über Philosophie und Religion unterhalten (und den einen oder anderen Becher warmen Würzwein leeren) konnte.


    An anderen Tischen saßen einfache Sklaven beim Würfelspiel, aber auch der ein oder andere Klient hatte sich in Türnähe postiert, um allzu aufdringliche Feierfreunde wieder hinauszugeleiten.


    Sim-Off:

    Alle Besucher während der Saturnalia können direkt hier eintreten!
    Insbesondere sind Bekannte und Freunde der Familie gebeten, sich für ein paar heitere Gespräche blicken zu lassen!

    "Oh, das käme mir durchaus gelegen!"


    erwiderte Durus, obwohl er sich ein wenig wunderte, dass Ursus ein neues Haus besaß, das offensichtlich außerhalb des Pomeriums lag. In jedem Fall war es doch interessant zu erfahren, wo seine geliebte Septima ihr Kind großziehen würde, wenn Ursus sein Kommando eines Tages wieder abgeben würde.

    Gestützt auf seinen Stock humpelte Durus hinein bis zu einem Gesprächszimmer, in dem zwei Klinen zum Ruhen einluden. Von Lukios, seinem unverzichtbaren Sekretär ließ er sich auf eine der beiden helfen, während der Empfangssklave sich davon machte, um seinen Herrn zu holen.


    Unterdessen hatte Durus noch einmal Zeit, über das nachzudenken, was er heute vorhatte. Es würde nicht einfach werden, denn es wurde Zeit, dass die Pläne der beiden Consulare etwas festere Formen annahmen, was angesichts der veränderten Lage erneut erschwert worden war...

    Für den Tiberier war es hingegen überhaupt nichts ungewöhnliches, wenn sich auch Bürger unter seine Klienten mischten, die nicht gerade zu seiner Grex Togata gehörten. Wer etwas von ihm wollte (besonders juristischen Beistand, was ja traditionell die edelste Pflicht des patrizischen Patrons war), der war gezwungen, hier zu erscheinen. Aber es stellte sich zumindest bald heraus, dass der Nomenclator die einzelnen Bittsteller, die mehr als ein Stück Brot oder einen Korb mit Getreide erbetteln wollten, zu Durus in das Tablinium gebeten wurden, wo man ungestörter reden konnte.


    Und genau dorthin wurde auch die Iunierin geleitet, als die wichtigeren Klienten abgearbeitet waren. Im Tablinium schließlich wartete Manius Tiberius Durus auf seinem Stuhl, umrahmt von Sekretären und dem Nomenclator, der hinter seinem Herrn seinen Posten eingenommen hatte.

    Der Tiberier saß in der Exedra, während Lukios neben ihm eine Buchrolle des Seneca aufgeschlagen hatte und daraus vorlas. Als Ahala eintrat, sah Durus überrascht auf und sein Sekretär verstummte. Er hatte den Eindruck, dass irgendetwas seinen Sohn betrübte...


    "Natürlich, setz dich!"


    erwiderte er daher und bedeutete ihm, auf der Bank neben ihm Platz zu nehmen.

    Durus prägte sich die Hinweise, die der Annaeer gab, gut ein. Einige Gedanken waren wirklich gut, andere hatte er selbst schon vor Monaten gehabt. Dennoch konnte ihn dieses brisante Thema natürlich nicht langweilen!


    "Ich bin sicher, dass ein neuer Kaiser sich seiner treuen Gefolgsleute erinnern wird, wenn es soweit ist."


    orakelte Durus allerdings auf die Forderung nach einer Belohnung. Zwar erschien dem Tiberier diese in der momentanen Lage, in der noch nichts sicher war, etwas verfrüht, andererseits wollte Modestus vielleicht einfach von vornherein klar machen, dass er sich nicht umsonst an diesem Komplott beteiligen wollte.

    Ad
    Iunia Axilla
    Casa Iunia
    Roma


    Lukios Iuniae Axillae s. d.


    Du kannst morgen zur Salutatio erscheinen und deinen Fall vorbringen. Mein Herr wird dir dann gern seinen juristischen Rat angedeihen lassen.


    In Nomine M' Tiberii Duri


    Lukios
    SCRIBA PERSONALIS

    | Stesichoros


    Uneingedenk der weitreichenden Entscheidung, die der Gast getroffen hatte, ehe er hier aufgetaucht war, öffnete Stesichoros gut gelaunt die Tür - sein Schnupfen war deutlich besser geworden!


    "Salve, ich nehme an, ihr möchtet zu meinem Dominus Tiberius Durus?"


    begrüßte er den Senator und seinen Anhang, den er natürlich einerseits an seinem aurelischen Aussehen, andererseits an seinem Schuhwerk erkannt hatte.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Zwar gab es in einer Legion wohl genügend erfahrene Männer, die dem unerfahrenen Tribun zur Seite standen, aber selbstredend konnte Durus das Pflichtbewusstsein des Aureliers verstehen. Aber sein Gespräch wurde hoffentlich ohnehin nicht sehr lange dauern, sodass man es durchaus in der Unterkunft des Legaten auf dem Marsfeld führen konnte.


    "Gern, wo bist du untergebracht?"


    erwiderte der alte Tiberier daher, wobei er annahm, dass Ursus als römischer Imperiumsträger wohl in der Villa Publica residieren würde. Allerdings wusste Durus nicht, ob die Aurelier vielleicht ein angenehmeres Landgut in unmittelbarer Stadtnähe besaßen, das der staatlichen Unterkunft vozuziehen war.

    Eines frühen Vormittags (kurz nach der Salutatio) tauchte die tiberische Sänfte vor der Villa Vinicia auf. Heraus stieg der Consular Manius Tiberius Durus, angetan mit einem Pelzmantel, den er bei dem aktuellen Winterwetter gut gebrauchen konnte.


    Ein Sklave trat zur Tür und klopfte.


    "Der ehrenwerte Consular Manius Tiberius Durus wünscht den ehrenwerten Consular Marcus Vinicius Lucianus zu sprechen in einer privaten Angelegenheit."


    Das war die Information, die Durus seinem Sklaven gegeben hatte.

    | Stesichoros


    Ein wenig erstaunt war Stesichoros schon, dass der Consul in so einer wichtigen Angelegenheit nicht einfach hier aufkreuzte. Aber so war es immerhin recht höflich, also beschloss Stesichoros, dass er das auch entsprechend behandeln sollte.


    "Gut, einen Moment!"


    Er schlug die Tür zu (immerhin war er ja nicht der Consul persönlich!) und eilte davon, um Lukios zu suchen. Es dauerte allerdings eine ganze Weile, ehe er zurückkehrte.


    "Der Consul kann morgen vorbeikommen, vorzugsweise nach der Senatssitzung."





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Als sich der offizielle Teil mit dem Ende der kleinen Inspektion dem Ende zu neigte, setzte auf der Tribüne stärkeres Gemurmel ein und Macer beteiligte sich gerne an den ersten Einschätzungen der Zuschauer. "Ja, das denke ich auch. Ein zäher Soldat. Ob er deswegen ein guter Kommandeur, Offizier und Praefectus ist, wird sich vielleicht noch zeigen müssen." Macer nahm sich vor, bei Gelegenheit in den Archiven der Academia Militaris nachzuschauen, wie dieser Mann seine Ausbildung absolviert hatte. Andererseits war das Kommando über eine Flotte auch keine Kleinigkeit.


    Scheinbar lag er mit seiner Einschätzung nicht allzu falsch, denn auch die beiden erfahreneren Militärs schlossen sich ihm an. Dabei fiel ihm ein, dass er sowieso mit Aurelius Ursus sprechen wollte - wenn dieser schon einmal in Rom weilte.


    "Ja, uns wird nichts bleiben als abzuwarten!"


    kommentierte er allerdings den Consul, wobei er nicht sonderlich optimistisch klang.


    "Ursus, bleibst du übrigens noch etwas in Rom? Ich würde doch gern ein paar Worte mit dir wechseln... Ich will doch wissen, wie es meiner Septima geht!"

    Die Argumentation des Annaeers war durchaus einleuchtend. Insbesondere hatte aus auch den praktischen Vorzug, dass man den Umsturz relativ unauffällig organisieren konnte. Dennoch war es dem Tiberier nicht möglich, die Ergebnisse solcher Verhandlungen vorauszuahnen.


    "Das ist sicherlich wahr, dennoch kann ich dir keine Versicherungen abgeben. Wir werden all das sicherlich berücksichtigen, aber was am Ende stehen wird, können wir wohl beide kaum vorhersehen.


    Allerdings werden wir natürlich versuchen, deine Interessen zu berücksichtigen, denn wir wissen dich gern auf unserer Seite!"


    ...zumindest, wenn das stimmte, was er hier vorgab - wenn nicht, würde es aber zweifelsohne auch Wege geben, ohne ihn zurechtzukommen.