Beiträge von Manius Tiberius Durus

    | Stesichoros


    Der Bursche hatte offensichtlich Zeit - Stesichoros hingegen wenig Lust auf ein lustiges Rätselraten. Daher fragte er genervt weiter.


    "Und was soll ich wem von wem ausrichten?"


    Wer konnte ihm diese Unfreundlichkeit schon verdenken, wo er ständig von verschiedensten Krankheiten geplagt wurde?





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Der Tiberier überging den Kommentar über seine Einsilbigkeit. Er traute Modestus noch immer nicht vollständig - es war noch immer nicht klar, worauf er hinauswollte. Was nun kam, überraschte ihn allerdings - der Annaeer machte sich für Maioranus stark? Für diesen Burschen, von dem niemand wirklich wusste, wer er war, was er konnte etc.?


    "Und warum? Glaubst du nicht, dass es nicht besonders intelligent ist, einen schwachen Kaiser durch einen noch schwächeren zu ersetzen?"


    Er überlegte kurz.


    "Wobei ich dir im Augenblick keine Versprechungen machen kann. Wir werden dies alles im Plenum diskutieren und dann die sicherste Variante wählen."


    Wie dieses 'Plenum' aussehen sollte und ob all das wirklich so geschehen würde, war zwar noch relativ fraglich (zumindest solange sich nicht mehr Senatoren zu den Verschwörern gesellten). Als ihm dieses klar wurde, musste er sich kurz räuspern.


    "Aber ich kann deinen Wunsch im Hinterkopf behalten und in mögliche Verhandlungen einbringen."

    | Stesichoros


    Der Winter war eine Geißel der Menschheit - fand zumindest Stesichoros, der in dieser kühlen Zeit ständig verschnupft war. Dementsprechend schniefte er ziemlich, als er die Tür öffnete und den kleinen Laufburschen fixierte.


    "Bettler können sich am Nebeneingang melden. Hier gibt's nix!"


    blaffte er ihn an - er konnte ja nicht ahnen, dass es sich um den Gesandten des Consul handelte!





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Die Zeremonie war weitaus prunkloser als der letzte Wachwechsel an der Spitze der Prätorianer. Besonders augenscheinlich war für Durus lediglich, dass Attianus abgestraft wurde - warum, war dem alten Tiberier allerdings schleierhaft: Zwar hatte er nicht gerade mit besonders intensiver Aktivität geglänzt, allerdings war er auch nicht unbedingt untätig gewesen (im Gegensatz zu seinem Amtskollegen Prudentius Balbus, von dem Gerüchte besagten, dass er gar nicht in Rom sei).


    Weiteres Interesse fand auch der ältliche Mann, der in Zukunft an der Spitze der Leibwache stehen sollte. Offensichtlich durch und durch ein Soldat, der sich ex caligae bis an die Spitze der ritterlichen Karriere gekämpft hatte. Dies wiederum bedeutete wohl auch, dass er kein besonderer Freund des Senats war.


    "Ein zäher Soldat, wie mir scheint."


    kommentierte der alte Tiberier daher gegenüber seinem Nachbarn.

    "Ich weiß nicht, wie groß sein Verhandlungsgeschick ist."


    meinte Durus. Wenn es ein geschickter Sklave war, konnte er vielleicht, je nach Reaktion seines Patrons, entscheiden, wie viel er sagen sollte. Andererseits musste er natürlich einen festen Auftrag haben.


    "Wir sollten ihm die Situation ausführlich schildern und ihm dann verdeutlichen, dass es das beste für das gesamte Imperium wäre, wenn er sich bereit erklären würde, im Falle des Todes von Valerianus seine Nachfolge anzutreten. Sonnst müsste er sich ja um nichts kümmern."


    Alles andere war von Rom aus wohl einfacher zu regeln...

    Noch konnten die beiden Verschwörer nicht ahnen, dass Hungaricus schon bald seinen Posten würde räumen müssen - daher sah Durus keine andere Möglichkeit als die eines Boten.


    "Ich halte es für wichtig, möglichst rasch einen Kandidaten präsentieren zu können. Das wird sicherlich viele eher überzeugen als vage Aussichten."


    gab er daher zu bedenken. Letztlich würde es sich ohnehin nicht vor allen Sklaven zu verheimlichen sein.

    Immerhin...oder doch nicht - offensichtlich war Narcissas Vater bereits verstorben. Dies war selbstverständlich nicht gerade die beste Voraussetzung: Eigentlich sollte eine Discipula der Virgines Vestales nämlich etwa sieben Jahre alt sein und lebende, freigeborene Eltern besitzen. Immerhin konnte Durus aber zumindest davon ausgehen, dass Narcissas Eltern einem ehrenvollen Beruf nachgegangen waren.


    "Verstehe."


    antwortete der alte Tiberier daher eher knapp. Dann runzelte er nachdenklich die Stirn - dies konnte er unmöglich alleine entscheiden.


    "Dann empfehle ich Dir, Dich schriftlich an den Pontifex Maximus zu wenden und mir den Brief vorzulegen. Ich werde ihn dann gemeinsam mit einem Gutachten von meiner Seite an den Kaiser schicken."


    Die Vorgehensweise entsprach der von Claudia Romana, weshalb der Pontifex pro Magistro sie für die beste hielt.

    Jaja, der alte Tiberier konnte durchaus mit seinen weiblichen Verwandten. Manchmal hatte er sogar das Gefühl, mit ihnen wesentlich besser zurecht zu kommen als mit seinem Sohn! Offensichtlich war Faustina sogar sehr zufrieden mit seinem Rat, denn sie gab ihm sogar ein kleines Küsschen dafür!


    "Faustina, ich stehe immer zu meinem Wort! Du kannst mich jederzeit stören!"


    Das war natürlich ein wenig gelogen, denn wenn er wichtige Verhandlungen führte, war es wohl kaum angemessen, seiner Nichte Tipps zur Disziplinierung von Sklaven zu geben! Aber das wusste sie sicherlich genauso gut wie er!


    "Gibt es denn noch etwas?"

    Die Offenbahrungen von Modestus, die nun folgten, waren doch ziemlich verwirrend und überraschend zugleich: Er näherte sich an Salinator an, um ihn dann hinterrücks zu erschlagen? Allerdings war es im Prinzip keine schlechte Idee - wenn es auch den alten Tiberier zu sehr angewidert hätte, diesen Homo Novus zu hofieren. Aber wenn der Annaeer dazu gewillt war um höheren Zielen zu folgen, dann war er möglicherweise tatsächlich nützlich.


    "Und die wäre?"


    fragte er daher, ahnend, dass es dem neuen Legaten von Germania weniger um die Res Publica ging als um sein eigenes Wohl.

    Die Vestalin führte die Dinge aus, die auch Durus sich gedacht hatte. Allerdings war ihm nicht ganz klar, welche Handlungsanweisungen sie daraus ableiten wollte.


    "Ich bin mir relativ sicher, dass sie dabei nachgeholfen haben, natürlich! Ich hätte im Falle des Todes meiner Gattin auch einen möglichen Ehebruch verdeckt-"


    Die einfach so dahergesagte Äußerung versetzte Durus wieder einen Stich: Seine Frau hatte die Ehe gebrochen und war mit einem Niemand abgehauen! Welch eine Demütigung für einen Consular seines Ranges! Er schluckte.


    "Einfach aus Gründen der Schadensbegrenzung. Andererseits ist es nicht verboten, einen Sklaven zu töten oder sonstwie mundtot zu machen. Natürlich könnten wir versuchen, das ganze Haus durchsuchen zu lassen und jeden Sklaven zu verhören. Allerdings bin ich nicht sicher, inwieweit uns das weiterbringen würde..."


    ...abgesehen davon, dass der alte Tiberier kein Interesse hatte, die Aurelier durch eine solche Handlung bloßzustellen. Eine Sühne war so oder so fällig und wenn die Götter den Untergang der Aurelii verlangten, würden sie dies schon artikulieren! Und dann konnte man ja noch immer auf sie zurückkommen...

    Etwas erstaunt hörte Durus dem Mädchen zu. Scheinbar hatte Dolabella eine lockere Hand bei den Sklaven gehabt, was natürlich etwas unerfreulich war - nach Meinung des alten Tiberiers musste man Sklaven stets mit harter Hand führen! Aber offensichtlich war Faustina aus anderem Holz geschnitzt, denn intuitiv empfahl sie die richtige Lösung.


    Als sie dann doch peinlich berührt zurückruderte, lächelte Durus ihr allerdings beruhigend zu - diese Zahlenkolonnen waren sowieso langweilig und der Fall dieses Aretas ein angenehmes Intermezzo!


    "Nein, nein, das geht schon in Ordnung!"


    Syricus seufzte leise, aber sein Herr fuhr unbeirrt fort.


    "Ich denke, du kannst ihn ruhig auspeitschen lassen. Sprich mit dem Maiordomus - oder nimm dir einfach irgendeinen Sklaven, der das für dich erledigt!"

    "Danke."


    meinte Durus noch, auch wenn er noch immer nicht völlig überzeugt war. Das Argument mit der Gefängnisstrafe war allerdings zumindest etwas einleuchtender, wenn sie auch völlig überzogen hätte wirken müssen. Und damit war offensichtlich auch schon alles gesagt.


    "Ja, gehen wir."


    erwiderte der alte Tiberier daher und erhob sich ächzend. Jetzt zeigte sich das Problem, das die Abwesenheit von Lukios erzeugte! Allerdings kam er doch, gestützt auf seinen Stock, zum Stehen und humpelte ebenfalls aus dem Raum.

    Als Faustina gerade wutentbrannt hereinstürmte, saß Durus gerade mit Syricus am Jahresabschluss seiner verschiedenen Unternehmen und Landgüter. Auf dem Tisch stapelten sich Papyrusrollen und Tabulae mit ellenlangen Listen, mehrere Scribae umrahmten den Procurator der Familia Tiberia, der auf seinem Stuhl saß und seinem Herrn soeben eine weitere Liste präsentierte.


    Diese ließ der alte Tiberier überrascht sinken, als sein Nichte eintrat. Es war nicht zu übersehen, dass sie aufgebracht war.


    "Faustina, meine Liebe! Was ist denn los?"

    Offensichtlich unterstellte zumindest Lucianus ihm keine bösen Absichten, was schon einmal beruhigend war. Allerdings klang die Einschätzung zu Hungaricus nicht ganz so beruhigend: Wenn sein Patron nicht bereit sein würde, sich an dieser Verschwörung zu beteiligen, würde es nicht ganz einfach sein, einen anderen Kandidaten zu finden!


    "Wirst du ihm einen Boten senden? Das ist vermutlich die einfachste Möglichkeit, die am wenigsten Beweise produziert."


    fragte Durus dann. Denn wenn man schon einen Nachfolger präsentieren konnte, war es sicherlich einfacher, andere Senatoren von einem Machtwechsel zu überzeugen.

    Wie er dachte? Durus wusste nicht recht, was er dabei groß denken sollte! Also enthielt er sich eines Kommentars, lehnte das Getränk mit einem kurzen Kopfschütteln ab und setzte sich schweigend auf den Stuhl. Was er dann ansprach, war allerdings überraschend - was wollte er nun? Noch mehr Informationen aus ihm herausholen, um sie dann Salinator mitzuteilen? Vielleicht wurde er dann ja direkt zum Consul gemacht!


    "Inwiefern?"


    fragte er daher etwas ausweichend und sah Modestus abwartend an.

    Offensichtlich wollte Faustina alleine sein. Und natürlich akzeptierte Durus das. Also lächelte er sie nur aufmunternd an und blieb noch ein wenig sitzen, während das Mädchen mit ihrer Sklavin davonging.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    Überlegend verschränkte ich die Arme....


    "Ein direkter Weg, sicher wirksam, doch wer sollte dieser Tutor sein, und ich bezweifle, dass es viele Senatoren gibt, die dann wirklich hinter uns stehen und nicht nur vorher das maul aufreissen...... du hast ja gesehen, wieviele sich gleich bei den ersten Anzeichen von möglichen Problemen aus dem Staub machen."


    Einen Augenblick überlegte Durus. Natürlich hatte er auch darüber nachgedacht! Allerdings hatte er keine konkreten Pläne...


    "Dein Bruder vielleicht? Er kontrolliert ein großes Heer! Aber im Grunde auch Du...oder ich!"


    In diesem Augenblick wurde dem alten Tiberier plötzlich klar, dass er etwas gefährliches gesagt hatte: Genaugenommen hatte er niemals vor gehabt, selbst Kaiser zu werden! Damit würde das ganze ja klingen, als erfolge diese Verschwörung aus eigennützigen Gründen!


    Daher lächelte er beschwichtigend und hob abwehrend die Hände.


    "Also nicht, dass ich selbst Kaiser werden wollte! Ich bin genaugenommen wohl eher ungeeignet. Ich habe ja noch kein einziges militärisches Kommando! Hungaricus wäre sicherlich der aussichtsreichste Kandidat: Verdienter Senator, Praefectus Praetorio, jetzt Legatus Augusti...was meinst du, wäre er zu solch einem Schritt zu bewegen?"

    Die Argumentation erschien Durus nicht wirklich einleuchtend: Es hätte schon ziemlich seltsam ausgesehen, wenn Salinator Livianus höchstpersönlich verurteilt hätte, hätte dies wohl wirklich ziemlich seltsam ausgesehen! Nun aber sah es so aus, als würden auch andere Senatoren bereit sein, ihn fallen zu lassen! Abgesehen davon hatten sie sich ja für die gesetzliche Höchststrafe entschieden!


    "Das hättest du nicht tun sollen, Annaeus. Welcher Eindruck soll nun bei Livianus entstehen?"


    Und ihn, Durus hatten sie auch noch dazu benutzt! Wie hatte ihm all das entgehen können?

    Als Durus eintrat, zuckte er überrascht zusammen: Vor ihm stand Modestus in der Uniform eines römischen Feldherrn! Freute er sich so sehr über sein neues Amt, dass er seine Kleidung gar nicht mehr ablegte?


    "Annaeus, wie ich sehe, bereitest du dich bereits auf dein neues Amt vor?"


    begrüßte er Modestus nicht ohne sarkastischen Unterton. Auf dem Weg durch die Domus war es ihm irgendwie immer plausibler erschienen, dass sein Gastgeber nur auf eine Art einen solchen Karrieresprung hatte machen können!