Beiträge von Manius Tiberius Durus

    | Stesichoros


    Als Stesichoros öffnete, stand dieser Iulius Centho vor der Tür. Er war schon einmal hiergewesen, diesmal begleitete ihn allerdings ein Calator - ob er in seiner Funktion als Priester gekommen war?


    "Was willst du?"


    fragte er daher den Calator, der für seinen Herrn klopfte.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Ad
    Quaestor L Iulius Centho
    Casa Iulia
    Roma


    Lukios Auguri L Iulio Centhoni s. d.


    Mein Herr hat von Dir einen Brief aus Aegyptus erhalten, über den er gern mit Dir sprechen möchte. Er erwartet Dich morgen in seinem Haus!


    In Nomine M' Tiberii Duri


    Lukios
    SCRIBA PERSONALIS

    Scheinbar war sonst niemand mehr bereit, sich zu dieser Angelegenheit zu äußern. Das war einerseits schlecht, da Durus gern mehr darüber erfahren hätte, was seine Gäste dachten, andererseits vielleicht auch gut, da er so zu einem anderen Thema übergehen konnte. Da die Augustales scheinbar wenig interessant für alle waren, versuchte der alte Tiberier es nun mit einem anderen.


    "Das mag sein."


    meinte er daher knapp und atmete tief ein. Erst heute hatte er mit einem neuen Buch begonnen, das er vor vielen Jahren schon einmal gelesen hatte und das doch recht interessant war:


    "Hat übrigens jemand von euch zufällig schon einmal die Epistulae Morales des Annaeus Seneca gelesen?"


    Unterdessen begannen die Sklaven, die übrigen Essensreste einzusammeln. Stattdessen brachte man einen Krater, in dem der Wein vorgemischt werden konnte.

    Wie besprochen hatte Durus die häuslichen Vorbereitungen getroffen, um die Arvalbrüder bewirten zu können: Das Triclinium war hergerichtet, angemessene Speisen eingekauft und Wein kaltgestellt worden. Durus hatte außerdem eine eher schlichte Synthesis in königsblau angelegt.


    Angetan mit dieser hatte er sich nun auf seine Kline - die an der Stelle des Gastgebers stand - gesetzt, während er die ersten Brüder erwartete.


    Sim-Off:

    Die Porta muss nicht benutzt werden, gerne gleich hier schreiben!

    Natürlich war Durus stolz auf seinen Sohn, der hier sein erstes öffentliches Opfer vollzog (soweit er sich erinnern konnte)! So blickte er fast ein wenig zufrieden drein. Unterdessen wurden Diva Iulia, Divus Nerva und Divus Traianus angerufen. Dann endlich kam der letzte göttliche Kaiser an die Reihe: Divus Iulianus!


    "O Divus Iulianus, Schutzherr der Res Publica und des Imperium Romanum und aller Imperatores Caesares Augusti!


    Als Du noch auf Erden wandeltest hast Du die Res Publica gut geführt, die Grenzen unseres Imperium erweitert, die Wirren des Staates beendet und erneut Frieden aufgerichtet unter uns, wie auch unseren geliebten Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus hervorgebracht! Und vom Himmel herab schenkst Du unserem Staat Huld und Segen und mehrst unsere Macht!


    Nimm unser gerechtes Opfer, diesen makellosen, weißen Stier an, das wir Dir, die wir Dir stets makellose und gerechte Opfer darbringen, am heutigen Tage anempfehlen! Segne unseren geliebten Princeps, Deinen Sohn, den Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus! Schenke ihm Weisheit, Kraft und Stärke um seine Aufgabe zu erfüllen! Steh ihm bei als himmlischer Ratgeber und schenke ihm ewigen Sieg, wie er auch Dir zuteil wurde, aufdass der Staat gedeihe und wir Dir auch in Zukunft gerechte Opfer darbringen mögen zu Deiner Ehre und Nahrung!"


    Als der alte Tiberier dieses Gebet hörte, musste er wieder daran denken, wie er dem alten Iulianus selbst begegnet war. Was für ein guter Kaiser er doch gewesen war - und was für eine schlechte Wahl er doch bei seinem Sohn getroffen hatte! Dessen Genius nun vollendete den Kreis der Göttlichen, vorgetragen von einem anderen Consular aus den Reihen der Arvalbrüder:


    "O Genius Valeriani, Beschützer unseres geliebten Imperator Caesar Augustus, des Pater Patriae!


    Du bewahrst unseren Kaiser, der die Geschicke unseres Staates wie ein Vater lenkt, vor aller Krankheit, schenkst ihm die Kraft, den ewigen Sieg, die Autorität, Frömmigkeit, Ehre, Gerechtigkeit und die Weisheit! Auch hast Du ihn mit Fruchtbarkeit gesegnet und den Bestand seines Geschlechts gesichert zur Erhaltung der Gens Ulpia und zum Frieden des Staates!


    Nimm unser gerechtes Opfer, diesen makellosen, weißen Stier an, das wir Dir, die wir Dir stets makellose und gerechte Opfer darbringen, am heutigen Tage anempfehlen! Segne unseren geliebten Princeps, den Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus! Schenke ihm Weisheit, Kraft und Stärke um seine Aufgabe zu erfüllen! Besonders gewähre ihm Gesundheit in dieser schweren Zeit, leite ihn an und gewähre ihm ein günstiges Schicksal, aufdass der Staat gedeihe und wir Dir auch in Zukunft gerechte Opfer darbringen mögen zu Deiner Ehre und zum Wohle des Kaisers!"


    Der Satz zur Gesundheit war aus besonderem Anlass eingefügt worden, ansonsten wurde aber sehr deutlich, dass der Genius des Kaisers fast auf einer Höhe mit den Divi Augusti stand, wie es Durus wieder einmal klar wurde. Allerdings würde der Genius wirklich einiges zu tun haben, wenn er Valerianus noch retten wollte! Wahrscheinlich hätte man besser zehn Stiere opfern sollen und gleich darum bitten müssen, den Kaiser schlicht zur Vernunft zu bringen!


    Während diese Gedanken Durus beschäftigten, blickte er hinüber zu dem fetten Stellvertreter des Mannes, dessen Genius hier verehrt wurde - o tempora, o mores!


    Beinahe hätte der Pontifex pro Magistro über diesen Gedanken die Fortsetzung des Rituals vergessen! Gerade noch rechtzeitig erinnerte ihn der ihm assistierende Opferschlächter allerdings daran, indem er ihn zeitgleich mit den vielen anderen fragte


    "Agone?"


    "Age!"


    erwiderte Durus und kurz darauf auch die anderen Arvalbrüder, sodass die Hämmer niedersausten, Messer in die warmen Leiber der Rinder gestoßen wurden und das Blut spritzte. Es geschah wirklich selten, dass so viele Tiere auf einmal getötet wurden - heute war aber ein besonderer Tag und in dieser Situation des Staates war wohl jede Gottheit nötig, um ihn zu retten!


    Eine Zeit lang war die Luft nur erfüllt vom Spiel der Flöten, während man darauf wartete, dass die Stiere ausbluteten und geöffnet wurden. Hinter jedem der Arvales Fratres trat einer der staatlichen Haruspices hervor und bekam die Vitalia gereicht. Heute musste alles glatt gehen, denn eine Instauratio war an einem solchen Tag besonders teuer! Allerdings hatte der Staat für diesen Tag, an dem es besonders wegen der Abwesenheit des Kaisers wichtig war, das Volk nicht zu verunsichern, natürlich ein wenig nachgeholfen!


    Und so war es nicht verwunderlich, dass die Haruspices kurz darauf die Litatio ausriefen und damit das Startsignal für den Fortgang der Prozession gaben.

    Die Gruppe betrat das Officium. Erwartungsgemäß war hier nicht alles belassen worden, sondern man hatte aufgeräumt. Ob vor oder nach dem Tod des Hausherrn, war natürlich nicht klar. Vorsichtig trat Durus näher an den Schreibtisch und überblickte ihn kurz: Es gab weder Notizen, noch sonst irgendetwas, was geholfen hätte.


    "Schade."


    meinte Durus und sah fragend zu Romana. Ob sie noch etwas wissen wollte? Für den alten Tiberier war jedenfalls klar, dass die Aurelier nicht bereit zur Kooperation waren und folglich auch nichts zu finden sein würde. Und gegen sie vorgehen wollte der Pontifex pro Magistro nun auch wieder nicht!

    Natürlich bemerkte auch Durus, dass er den Aureliern mit seinen Fragen langsam lästig wurde. Aber so war es nun einmal: Er war für die Pax Deorum zuständig, da konnte er sich nicht von persönlichen Befindlichkeiten abschrecken lassen!


    Also nickte er und erhob sich ächzend. Glücklicherweise kam Lukios zu Hilfe, stützte ihn ein wenig und nahm seinen Arm, sodass der alte Tiberier auf einer Seite von seinem Stock, auf der anderen von seinem Sekretär gestützt war. So folgten sie Avianus.

    Zitat

    Original von Aurelia Narcissa
    Von der Aufregung am Rande des Festes zwischen der ihr unbekannten Iunia und dem Duccier nahm Narcissa nur ganz peripher etwas wahr. Ein junger Mann gesellte sich zu ihnen, der sich zu ihrer Überraschung als Sohn des Pontifex´ entpuppte. Kantige Gesichtszüge, scharfe Augen und mit einem zeilenlangen Namen ausgestattet erschien er ihr in seiner eher zweckmäßiger Kleidung eher weniger wie der Sohn eines hochrangigen Patriziers. Aber sie selbst bot in ihrem Hang zu schlichter Gewandung auch nicht gerade das Vorzeigebild einer Adeligen. "Ein Termin wäre wunderbar...", antwortete Narcissa, mit der Musterung des jüngeren beschäftigt.


    Der Tiberier antwortete knapp und freundlich auf Narcissas Zusage.


    "Gut, ich werde mich darum kümmern!"


    Nun entging es auch Durus nicht mehr, dass sein Sohn ihm den Rang ablief: Die beiden Mädchen waren offensichtlich außerordentlich an Ahala interessiert - was auch für einen rein politisch denkenden alten Mann wie Durus klar war: Sein Sohn gehörte der Nobilitas an, er versprach auch für seine spätere Gattin Ruhm, Ehre und Reichtum! Scheinbar versuchte Flora, seinen Sohn ein wenig zu necken - ein Consularensohn und leichte Lektüre!
    Dass sie damit wohl nicht so fern lag, kam dem leichtgläubigen Vater nicht in den Sinn!

    "Wenn zwei Consulare, darunter einer, der kaum laufen kann, sich auf den weiten Weg machen und ihn eindringlich warnen, erwarte ich doch eine gewisse Berücksichtigung ihrer Klagen!"


    bemerkte Durus scharf. Immerhin war die Reise wirklich beschwerlich und die Mahnungen äußerst eindringlich gewesen! Und ein - und noch mehr zwei Consulare sollten doch selbst von einem Imperator Caesar Augustus ernst genommen werden!

    "Das haben wir versucht. Wir - Furianus und ich - sind während seines Consulats nach Misenum gefahren und haben ihn gesprochen. Mein Eindruck war ebenfalls, dass er voll hinter Vescularius steht. Er hat zwar versprochen, sich stärker an den Senat zu wenden, aber die faktischen Ergebnisse lassen mir nur den Schluss, dass er kein Interesse an uns hat."


    kam er doch mit seiner Meinung vor, während er nach einem zurechtgeschnittenen Apfel griff. Immer mehr wurde ihm klar, dass es höchste Zeit wurde, aktiv zu werden! Aber es wurde auch klar, dass für ein derartiges Vorhaben nicht jeder hier zu haben war...also musste diese Angelegenheit warten.


    Während er den Apfel verspeiste, wartete er auf weitere Kommentare, die ihm eine bessere Einschätzung der Gäste ermöglichte.

    "In Ordnung. Ich hätte nichts dagegen, wenn du in unser beider Namen einladen würdest. Wir könnten uns auch gern bei mir zu Hause treffen, möglicherweise in Verbindung mit einer Cena."


    meinte Durus. Immerhin war es nicht unüblich, dass Contiones im Hause des Magisters stattfanden! Durus war zwar nicht wirklich der Magister (und auch nicht sicher, ob er sich zu diesem wählen lassen sollte), aber in seinem Hause würde das ganze ein wenig gemütlicher werden als im Tempel der Concordia.

    "Ich halte es auch für möglich, beziehungsweise bin mir fast sicher. Als ich ihn mit Flavius Furianus besuchte, war er kaum gesprächig. Zwar versprach er uns, sich in nächster Zeit einmal persönlich an den Senat zu wenden, allerdings tat er das bekanntlich nicht."


    Die Dinge klangen wirklich nicht gut und bestätigten Durus' Bild von Valerianus. Am wahrscheinlichsten erschien es ihm sogar, dass er dem Senat weder misstraute, noch vertraute, sondern er ihm schlicht egal war!


    "Sehr beunruhigend in jedem Falle."


    schloss er das Thema schließlich vorerst ab und ließ den Nachtisch auftragen: Es gab süßes Gebäck, dazu frische, in mundgerechte Happen geschnittene Äpfel und Birnen von Durus' Landgut in Misenum.


    Sim-Off:

    WiSim zum letzten

    Durus runzelte die Stirn, womit deutlich wurde, dass einige Falten tatsächlich nur vom Alter kamen. Natürlich würde der Kaiser kaum zu den aktivsten Mitgliedern zählen: Er war immerhin im fernen Misenum! Aber es war wohl klar, dass ein Kaiser anderes zu tun hatte als Feiertage vorzubereiten! Iulianus war auch eher ideeller Förderer als tatsächlicher Arvalbruder gewesen!


    "Natürlich, ein Kaiser kann wohl kaum mehr sein. Wenn ich krank bin, verlasse ich die Arvales schließlich auch nicht!"


    Dann kam er wieder auf den eigentlichen Vorschlag zurück.


    "Aber eine Contio wäre tatsächlich eine gute Idee. Wann käme es dir denn gelegen?"

    Zorn der Götter? Wenn eine Familie von ihm verfolgt wurde, dann wohl die Aurelier (obwohl man das gleiche auch etwa von den Decimern oder zuletzt den Aeliern behaupten konnte, die zahlreiche beklagenswerte Todes- oder Verschwindensfälle zu beklagen hatten). Doch die Nachforschungen brachten offensichtlich auch keine Neuigkeiten ans Licht, sondern bedeckten die Gens noch mit einem dunkleren Schleier.


    "Sehr unerfreulich..."


    bemerkte er daher und rieb sich nachdenklich das Kinn. Als man auf das Testament Corvinus' zu sprechen kam, winkte er sofort ab.


    "Nein, Corvinus hatte ja überhaupt keine Zeit, etwas über die Vorfälle zu erfahren."


    Kaum hatte er es gesagt, kam ihm jedoch, dass der Aurelier ja die Sklaven hatte befragen können! Sicherlich hatte er sich dafür interessiert, wie seine Frau umgekommen war - oder warum! Durus selbst hatte ihm ja nur wenig berichten können!


    "Oder hat er wirklich nichts hinterlassen? Das heißt: Könnte ich möglicherweise sein Arbeitszimmer sehen? Es ist doch relativ wahrscheinlich, dass er sich irgendwie mit den Vorgängen beschäftigt hat, ehe er den Tod suchte!"

    Natürlich übernahm der alte Tiberier die Vorstellung der beiden. Dies war allerdings gar nicht so einfach, denn er wusste nun zwar, welche Vestalin werden wollte, doch welcher Name nun dazu gehört hatte, war ihm entfallen.


    "Das hier sind Aurelia Flora und Aurelia Narcissa. Zwillinge, wie du siehst. Und das hier ist mein Sohn!"


    Er verzichtete darauf, weitere peinliche Momente zu erzeugen, indem er auf keine der beiden deutete und Ahala so das Fragen überließ. Dass dieser wegen der unbeabsichtigten Gefährdung seines Lügengebäudes ein wenig ins Schwitzen geriet, bemerkte der Alte nicht - das lag wohl daran, dass er die Kritik aufgenommen hatte! Dass er aber Vitruv las, war höchst erstaunlich!


    "Vitruv, jaja! Ich habe mich auch einmal eine Zeit lang mit Architektur beschäftigt - aber nicht sehr ausführlich! Auf jeden Fall nicht schädlich, durchaus nicht!"


    Auch wenn Durus wohl niemals in die Verlegenheit geraten würde, ein Haus zu planen oder gar zu bauen, war Architektur doch eine Ars Libera und als solche gänzlich unverfänglich.

    Ein Calator der Pontifices kam zum Haus der Redaktion. Im Namen des Pontifex pro Magistro gab er einen Aufruf ab, der in der nächsten Ausgabe der Acta Diurna umgehend zu veröffentlichen war.


    IN NOMINE SENATVI POPULIQUE ROMANI
    ET PONTIFICIS MAXIMI


    - Zeugen gesucht -


    Das Collegium Pontificium sucht zur Klärung der Umstände Zeugen, die am Fest der Nemoralia im Hain der Diana zu Nemi teilgenommen haben und Hinweise über die dort vorgefallenen Geschehnisse bieten können.


    Diese haben sich beim Pontifex pro Magistro Manius Tiberius Durus in der Villa Tiberia zu melden.




    gez. Manius Tiberius Durus
    - PONTIFEX PRO MAGISTRO -

    IN NOMINE SENATVI POPULIQUE ROMANI
    ET PONTIFICIS MAXIMI


    - Zeugen gesucht -


    Das Collegium Pontificium sucht zur Klärung der Umstände Zeugen, die am Fest der Nemoralia im Hain der Diana zu Nemi teilgenommen haben und Hinweise über die dort vorgefallenen Geschehnisse bieten können.


    Diese haben sich beim Pontifex pro Magistro Manius Tiberius Durus in der Villa Tiberia zu melden.




    gez. Manius Tiberius Durus
    - PONTIFEX PRO MAGISTRO -

    IN NOMINE SENATVI POPULIQUE ROMANI
    ET PONTIFICIS MAXIMI


    - Zeugen gesucht -


    Das Collegium Pontificium sucht zur Klärung der Umstände Zeugen, die am Fest der Nemoralia im Hain der Diana zu Nemi teilgenommen haben und Hinweise über die dort vorgefallenen Geschehnisse bieten können.


    Diese haben sich beim Pontifex pro Magistro Manius Tiberius Durus in der Villa Tiberia zu melden.




    gez. Manius Tiberius Durus
    - PONTIFEX PRO MAGISTRO -