Beiträge von Manius Tiberius Durus

    "Ursus ist natürlich auch eine Möglichkeit..."


    meinte Durus und dachte einen Augenblick nach. Der Aurelier war vielversprechend: Jung, erfolgreich - er konnte es durchaus noch bis zum Consulat bringen! Andererseits war er zur Zeit außerhalb Roms, daher war auch sein Einfluss beschränkt...


    "Aber andererseits wird Ursus dich ohnehin unterstützen - immerhin sind wir verschwägert! Diesen Vorteil hätten wir bei Hungaricus nicht. Aber letztendlich ist es natürlich deine Sache."


    meinte er dann schließlich. Zwar war der Vinicier auch nicht in Rom, aber einerseits hatte er wohl deutlich mehr Einfluss als Ursus, andererseits war er noch alteingesessener, womit er wohl auch mehr Kontakte hatte.

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    Original von Aulus Flavius Piso
    Er nickte daher. “Ja, das möchte ich durchaus.“ Er räusperte sich. “Ich denke, ein Platz, der von einem Patrizier im Collegium Pontificium besetzt wurde, sollte auch weiterhin von einem Patrizier besetzt werden. Denn immerhin hängt davon die Machtbalance zwischen Plebs und Patriziat ab.“
    Er machte eine kurze Pause. “Eine weitere Sache, die mir viel Sorge bereitet, ist der Umstand, dass mein Vetter Furianus Rom verlassen hat, und somit das Amt des Magister der Arvalbrüder vakant gelassen hat. Ich denke, es sollte so schnell wie möglich eine weitere Sitzung einberufen werden. Denn immerhin geht es nicht nur um den Posten des Magisters, sondern auch um die Aufnahme von weiteren Mitgliedern – mein Neffe Flaccus zum Beispiel möchte der Bruderschaft beitreten, hat aber niemanden, an den er sich dazu wenden kann.“


    "Das wundert mich ehrlichgesagt nicht. Gracchus erwähnte bereits, dass du interessiert bist."


    bemerkte Durus ohne Kommentar im Bezug auf das Gleichgewicht im Collegium. Schon seit vielen, vielen Jahren spielte das Patriziat in Rom keine allzu große Rolle mehr, sodass oft weitaus weniger Plätze mit Patriziern als mit Plebejern besetzt waren. Aber auf einen gewissen Anteil hatte man natürlich trotzdem Anspruch, zumal sich in den letzten Jahren die Patrizier als besonders traditionsbewusst und pietätvoll herausgestellt hatten.


    Der zweite Punkt war aber allerdings ebenso wichtig: Die Arvalbrüder standen wieder einmal kopflos da! Zwar waren vor einiger Zeit erst ein paar neue Mitglieder dazugekommen (darunter ja auch Piso), aber trotzdem konnte man das Collegium nicht als sonderlich aktiv betrachten.


    "Wir sollten eine Contio anberaumen. Dort können wir sowohl Neumitglieder kooptieren, als auch einen neuen Magister bestimmen. Furianus wollte auch Valerianus fragen - traditionell ist der Kaiser ja auch stets Mitglied bei uns!"


    ...was wohl auch der Grund war, warum man so sehr in den Kaiserkult involviert war.

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    Original von Iulia Corona
    Coronas Mundwinkel zuckten kurz nach unten, aber dann lächelte sie auch schon wieder. Wieso hatte man ihr das nicht gleich gesagt? Da hätte sie sich den Weg ja eigentlich sparen können. Sie hatte doch schon in ihrem Schreiben erwähnt, worum es ihr ging - oder nicht?


    "Oh, nun... wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dich natürlich nicht gestört und dir die Zeit geraubt. - Es ist mir aber eine Freude, dich kennen gelernt zu haben und ich werde mich dann wohl auf den Weg zur Villa Flavia machen, um dort mein Anliegen vorzutragen." meinte die junge Iulia zwar stockend, aber doch irgendwie ziemlich selbstsicher, wenn man bedachte wie nervös sie gerade noch gewesen war.


    "Tu das! Ich wünsche Dir alles Gute!"


    gab der Pontifex pro Magistro dem Mädchen noch mit, dann informierte er sich, wer als nächster auf der Liste stand.

    Während Macer recht rasch antwortete, schien Menecrates zuerst zu zögern. Offenbar war er also nicht ganz sicher - was an sich ein schlechtes Zeichen war! Aber immerhin war er der Meinung, dass Valerianus nicht die Ansichten Salinators teilte. Womit sich aber wieder eine andere, unheilvolle Frage ergab:


    "Aber warum lässt er Salinator dann gewähren?"


    fragte er zu Menecrates hin. Dann sah er wieder zu Macer.


    "Und du hältst es also für möglich, dass er tatsächlich einfach dem Senat misstraut?"


    In den Augen des Tiberiers hatte die Politik des Vesculariers zwar weniger mit Misstrauen als Verachtung zu tun, aber so direkt wollte er den Sachverhalt auch wieder nicht ausdrücken.

    Mit Wohlwollen beobachtete Durus das Vorprogramm der Spiele. Dabei stellte sich ihm vor allem die Frage, was für eine Farbe das genau war, mit der man die Mädchen bemalt hatte, dass sie so gut hielt! Dann war der Tanz aber schon vorüber und die Gladiatoren marschierten ein:


    Auch wenn der alte Tiberier kein großer Fachmann für Kampfsport war, hatte er schon von Meletes gehört, während Codrus ihm noch nicht zu Ohren gekommen war. Spontan entschied er sich für den Murmillo - Rüstungen beeindruckten ihn irgendwie doch mehr als dieses Fischer-Outfit!


    Als der Kampf begann, sah es tatsächlich bereits kurz so aus, als würde er wie üblich falsch liegen: Der Angriff ließ den 'Fisch' fast ins Netz gehen - doch glücklicherweise rappelte er sich wieder auf und Durus wurde wieder etwas zufriedener.

    Nachdem alle Arvalbrüder ihre Hände gewaschen bekommen hatten, streckte Durus als erster seine geöffneten Handflächen vor. Die Gebete würden nacheinander ablaufen, sodass man sie gut hören konnte. Und den Anfang machte selbstverständlich der Begründer des Kaisertums - auch wenn er von teils durchaus ehrenwerten Senatoren unter dem Vorwand der Wiederherstellung der Republik getötet worden war!


    Neben ihm stand ein Augustale mit einer Schriftrolle, der Durus das Gebet vorsagte, sodass die Gefahr von Hängern oder Vesprechern minimiert war. So hörte Durus jeden Satz, dann sprach er ihn selbst aus, woraufhin wieder eine Gehörpause entstand und so weiter.


    "O Divus Iulius, Schutzherr der Res Publica und des Imperium Romanum und aller Imperatores Caesares Augusti!


    Als Du noch auf Erden wandeltest hast Du die Res Publica gut geführt, die Grenzen unseres Imperium bis an den Rhenus erweitert. Du hast die grausame Geisel des Bürgerkriegs hinfortgeweht und die Verräter am Volk der Quiriten niedergestreckt, bis hin zum feigen Mord durch die Feinde Roms! Auch vom Himmel herab schenkst Du unserem Staat Huld und Segen und mehrst unsere Macht!"


    Während der Augustalis den nächsten Satz vorlas, blitzte bei Durus die Frage auf, ob Iulius Caesar den Senat möglicherweise ebenso vor den Kopf gestoßen hatte wie Valerianus jetzt. Und, ob er selbst vielleicht mit dem Gedanken spielte, zu einem solchen Feind Roms zu werden!


    Dieser Gedanke lenkte ihn so ab, dass der Augustale den Satz wiederholen musste, ehe der alte Tiberius mit fester Stimme weitersprach:


    "Nimm unser gerechtes Opfer, diesen makellosen, weißen Stier an, das wir Dir, die wir Dir stets makellose und gerechte Opfer darbringen, am heutigen Tage anempfehlen! Segne unseren geliebten Princeps, den Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus! Schenke ihm Weisheit, Kraft und Stärke um seine Aufgabe zu erfüllen! Steh ihm bei als himmlischer Ratgeber und schenke ihm ewigen Sieg, wie er auch Dir zuteil wurde, aufdass der Staat gedeihe und wir Dir auch in Zukunft gerechte Opfer darbringen mögen zu Deiner Ehre und Nahrung!"


    Nun war der nächste an der Reihe: Ein Collega und Mitbruder, der ehrenwerte und hochdekorierte Atilius Bradua, hatte nun die Ehre, das Opfergebet für Divus Augustus zu sprechen. Mit öliger Stimme sagte er ziemlich flüssig und klar das Gebet von sich:


    "O Divus Augustus, Schutzherr der Res Publica und des Imperium Romanum und aller Imperatores Caesares Augusti!


    Als Du noch auf Erden wandeltest hast Du die Res Publica gut geführt, die Grenzen unseres Imperium erweitert. Du hast die schreckliche Zwietracht unseres Volkes beigelegt und die Res Publica wiederaufgerichtet nach den Sitten unserer Väter! Auch vom Himmel herab schenkst Du unserem Staat Huld und Segen und mehrst unsere Macht!


    Nimm unser gerechtes Opfer, diesen makellosen, weißen Stier an, das wir Dir, die wir Dir stets makellose und gerechte Opfer darbringen, am heutigen Tage anempfehlen! Segne unseren geliebten Princeps, den Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus! Schenke ihm Weisheit, Kraft und Stärke um seine Aufgabe zu erfüllen! Steh ihm bei als himmlischer Ratgeber und schenke ihm ewigen Sieg, wie er auch Dir zuteil wurde, aufdass der Staat gedeihe und wir Dir auch in Zukunft gerechte Opfer darbringen mögen zu Deiner Ehre und Nahrung!"


    Durus blickte zum nächsten: Jetzt kam Diva Iulia Augusta an die Reihe, die berühmte Gattin des Divus Augustus, ehe es mit den nächsten Kaisern weiterging.

    Die Frage Romanas erschien Durus als ziemlich unbedacht, doch ehe er etwas sagen konnte (was er wohl auch nicht getan hätte, denn es war doch eher unfein, einer Vestalin den Mund zu verbieten), tat sie schon Avianus ab. Blieben also noch seine Fragen im Raum stehen.


    "Und kein Leibwächter oder ähnliches?"


    wiederholte er sie noch einmal, auch ein wenig, um die Kontrolle des Gesprächs wieder an sich zu reißen.

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    Original von Aulus Flavius Piso
    Durch das schon fast entleerte Atrium eilte Piso auf Durus zu. “Tiberius Durus, salve“, grüßte er freundlich. “Gut, dass ich dich noch erwische.“ Er räusperte sich.
    “Ich möchte gar nicht um den heißen Brei reden. Ich möchte mit dir über den Cultus Deorum reden“, begann er mit fester und selbstbewusster Stimme. “Es gibt einige Sachen, die mir Sorgen machen, und jene möchte ich an dich herantragen. Zuerst das Collegium Pontificium...“ Er legte seinen Kopf leicht schief. “Wie ich gehört habe, ist noch immer kein Nachfolger für Aurelius Corvinus ausfindig gemacht worden...“, begann er.


    Durus hatte sich schon darauf gefreut, nach der Salutatio die alltägliche Korrespondenz durchzugehen, als plötzlich noch ein junger Mann auftauchte, den Durus hier gar nicht erwartet hatte: Flavius Piso! Und aufgemacht war er, als würde er heute heiraten! Was das wohl zu bedeuten hatte?


    Die Antwort kam prompt, denn als er vorgetreten war, kam er sofort auf den Punkt: Die vakante Stelle im Collegium! Das Thema war ja schon vor ein paar Tagen Gegenstand einer Diskussion gewesen und auch Durus hatte bereits an den jungen Flavier gedacht. Daher antwortete er


    "Das ist korrekt, ja. Wir haben im Augenblick viel mit dem Fall in Nemi zu tun, wie du vielleicht auch gehört hast. Ich wollte das Thema aufschieben, bis diese Angelegenheit abgeschlossen ist."


    Er machte eine kurze Pause, dann beschloss er, Piso doch eine Chance zu geben.


    "Aber natürlich machen wir uns bereits Gedanken. Und ich nehme an, dass du dich selbst um diesen Platz bewerben willst."

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    Original von Iulia Corona
    Corona schaffte es das erste Mal, seit sie den Raum betreten hatte, zu lächeln. Nicht ganz so charmant wie sonst zwar, aber dennoch liebreizend. Die junge Iulia wurde mit der Zeit etwas selbstsicherer und das lag wohl daran, dass sie wusste, dass Nicocholus hinter ihr stand und auf sie Acht gab - so wie er es schon ihr ganzes Leben lang tat.


    "Ja, genau das möchte ich gerne, Pontifex."Ja, genau das möchte ich gerne, Pontifex." bestätigte die junge Iulia und blickte ihn geradewegs an. Sie schien sich gefasst zu haben.


    Zumindest brachte das Mädchen seinen Mund auf - Durus hatte schon oft erlebt, dass nervöse Menschen den Mund überhaupt nicht aufbrachten. Allerdings fragte er sich zugleich, warum Privatus sie hier hereingelassen hatte - dafür war er doch gar nicht zuständig!


    "Das ist schön, aber dafür ist..."


    Er sah hilfesuchend zu Lukios, der ihm rasch aushalf:


    "Aulus Flavius Piso, Domine."


    Durus deutete auf seinen Sekretär und sah zu Corona zurück.


    "...Aulus Flavius Piso, genau. Er ist Septemvir und du triffst ihn in der Villa Flavia an. Er kümmert sich um die Verwaltung von Tempeln, Ausbildung von Priestern und so weiter. Am besten du gehst zu ihm!"


    Er selbst wusste ohnehin nicht, welche Tempel zur Zeit Aeditui benötigten!

    Scheinbar war das Thema noch nicht ganz durch, denn nun mischte sich auch Flavius Gracchus ein, der normalerweise eher als bedacht und zurückhaltend einzuschätzen war. Und dieser Aspekt war durchaus interessant - aber für Durus schon vor langer Zeit klar gewesen. Das Ergebnis solcher Überlegungen war aber gefährlicher als eine bloße Kritik an dem Homo Novus Vescularius. Andererseits war es wichtig herauszufinden, was die anderen dazu dachten, denn dies bestimmte maßgeblich die Frage, wie weit er gehen konnte.


    "Sollte dies der Fall sein, was ich nicht hoffen will, halte ich das für weitaus gefährlicher als das bisher diskutierte. Claudius, Macer, ihr habt doch auch mit Valerianus gedient: Glaubt ihr, dass die Politik Salinators die Valerianus' ist?"

    Durus sah die beiden Senatoren fragend an, als plötzlich sein Klient hereinspazierte. Er schien sich etwas mehr Gedanken zu den ganzen Angelegenheiten gemacht zu haben, denn er begann sofort mit seinen ausführlichen Erklärungen. Alle tot - das war wirklich unerfreulich! Dass dieser ominöse Grieche sich noch in der Villa Tiberia getötet hatte, war scheinbar in dem ganzen Trubel untergegangen...


    "Also Selbstmord, das dachte ich mir..."


    murmelte er ohne weitere große Begrüßungen. In diesem Stadium des Gesprächs erschien ihm so etwas als nicht angebracht.


    "Seid ihr sicher, dass sonst keiner dabei war? Hatte sie keinen Leibwächter oder ähnliches bei sich? Oder hat irgendwer vielleicht von weiteren Zeugen berichtet, ehe er starb?"


    Die Vorstellung war doch etwas seltsam: Die tote Herrin wurde hereingebracht, der eine Sklave tötete sich, dann gingen alle ins Bett und die Beteiligten gaben sich den Tod. All das klang auch wieder verdächtig nach einem göttlichen Fluch!

    Das Mädchen war wirklich ziemlich nervös. Allerdings kam sie wohl nicht aus den ärmsten Familien Roms, denn ihre Kleidung war ordentlich und der Umstand, dass sie einen Sklaven besaß, deutete ebenfalls darauf hin.


    "Möchtest du also Aeditua werden?"


    fragte er dann weiter. Wenn er darüber nachdachte, war er dafür gar nicht zuständig: Die Septemviri hatten diese Aufgabe zugewiesen bekommen! Wenn er sich richtig erinnerte, war Flavius Piso dafür zuständig...

    Selbstverständlich war es an diesem Tag die Aufgabe des Patrons von Lupus, das Wort zu seinen Gunsten zu ergreifen. Als also die Vigintiviri verteilt wurden, ergriff er das Wort, das ihm als Consular ziemlich früh zustand.


    "Ich schlage vor, Sextus Aurelius Lupus zum Decemvir litibus iudicandis zu machen, soweit nicht sämtliche dieser Posten von den G... von den Candidati Augusti besetzt sind."


    Er sah forschend zu Vescularius Salinator, der ja noch immer nicht verraten hatte, welche Ämter er mit seinen Günstlingen besetzen wollte.

    Der Weg war doch weiter gewesen, als Durus angenommen hatte. Die Via Flaminia war noch in Ordnung gewesen, doch als dann auch noch der Aufstieg zum Palatin begann, begann sein Bein schlimm zu schmerzen und er musste zwischendurch anhalten, um sich zu erholen. Hilfe schob er jedoch stets bestimmt beiseite: Wer nicht zum Tempel laufen konnte, war auch nicht würdig zu opfern!


    So war er schweißgebadet, als sie den Baukomplex betraten, der vor vielen Jahren sein Arbeitsplatz gewesen war. Noch gut erinnerte er sich an die Aula Regia, den Porticus, in dem er gelegentlich Spazieren gegangen war. Jetzt war alles hergerichtet und herausgeputzt, aber es war doch klar: Das hier war ein kopfloses Zentrum: Der Kaiser weilte fern von hier, auch wenn sein bürokratischer Leib weiterarbeitete, als wäre nichts gewesen!


    Glücklicherweise hatte er ein wenig Zeit, sich zu erholen, bis der ganze Wurm sich in den Innenhof gedrängt hatte. Die Tiere waren bereits kontrolliert und wurden nun ihrer Dekorationen bekleidet, während der alte Tiberier die letzten Schritte zu der Statue des Divus Augustus schritt. Jeder Arvalbruder würde einem Divus oder einer Diva opfern bis hin zum Genius Valeriani, der heute ja seinen eigentlichen Geburtstag feierte. Somit würde für jeden klar sein: Gaius Ulpius Aelianus Valerianus stand in direkter Kontinuität mit Caesar, Augustus, Tiberius, Claudius, Vespasian, Titus, Nerva, Traianus und schließlich Iulianus. Aber auch Diva Iulia Augusta und Diva Iulia, die Tochter des Titus, würden zu Ehren kommen, wie es die Tradition verlangte.


    Die Flötenspieler, die die ganze Prozession über gespielt hatten, änderten nun ihre Melodie und der Opferritus konnte beginnen. Durus, wie auch die übrigen Arvalbrüder, bedeckten ihr Haupt mit der Toga und ließen sich die Hände waschen. Auch die Zuschauer wurden erneut mit Wasser besprengt, um auch ihre Reinheit zu sichern. Wieder einmal fragte der alte Tiberier sich dabei, ob sein schlimmes Bein eigentlich eine Gefährdung des Opfers darstellte: Makellos war er ja nun wirklich nicht mehr!


    Dennoch schob er diesen Gedanken beiseite und vollführte mechanisch und wie im Schlaf die folgenden Rituale, die neben ihm auch die übrigen arvalischen Opferherren vollführten: Das rituelle Entkleiden des Stieres mit Hilfe des Culter, die Weihe durch ein kleines Gebet und das Besprengen mit Wein.

    Schweigend und mit würdevoller Miene verfolgte Tiberius Durus im Kreise der übrigen Arvalbrüder das Voropfer des Flamen Divorum. Wie er so zusah, fragte er sich, ob er eines Tages ebenso fett werden würde: Zwar hatte er schon ein beachtliches Consularenbäuchlein angesetzt, aber noch konnte er sich ganz gut bewegen (außer Laufen, dafür brauchte er natürlich seine Krücke!). Glücklicherweise hatte Capsa ihn für heute aber ganz gut aufgepäppelt, sodass er wohl mit Hilfe seines Gehstockes allein würde laufen können.


    Und dies musste er auch kurz darauf tun, denn die Prozession setzte sich in Bewegung. Da er heute als Arvalbruder auftrat, konnte er auch nicht den Platz an der Spitze des Collegium Pontificium einnehmen, doch zumindest hier führte er die Reihe an, in der auch sein Sohn zu finden war.

    | Privatus

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    Original von Iulia Corona
    Es störte Corona nicht wirklich, dass der Sklave mit ihr sprach wie mit einem kleinen Kind. Sie war so nervös, dass sie dies in der Tat sehr beruhigend fand. So atmete sie erst einmal tief durch und fuhr sich mit einer Hand unruhig übers Haar. "Nun, er ist ja auch Pontifex und ich würde gerne dem Cultus Deorum beitreten und er scheint mir da der einzig richtige Ansprechpartner zu sein. Da mein Cousin aktuell in Ägypten ist, bin ich ganz alleine mit meinem treuen Leibsklaven hierhergekommen. Dies ist etwas... unüblich, aber es geht nicht anders und jetzt bin ich sehr aufgeregt." erklärte die junge Iulia dem Sklaven mit leicht zittriger Stimme.


    Solche Bittsteller kamen öfter zur Villa Tiberia, sodass Privatus nur eine kurze Notiz machen musste und sie schweigend hereinwinkte. Weitere Kommentare zu ihrer Nervosität waren wohl nicht mehr nötig.





    NOMENCLATOR - MANIUS TIBERIUS DURUS

    Im Atrium musste Corona zusammen mit den anderen Klienten - Bürgern und Nichtbürgern, armen Schluckern und durchaus wichtig aussehenden Herren - warten. Nach einiger Zeit zeigte sich der Hausherr schließlich. Er schien besonders gut gelaunt, denn neben dem üblichen Digitus Salutationis schenkte er seiner Grex Togata sogar ein Lächeln.


    Dann zog er sich ins Tablinium zurück und empfing nach und nach verschiedene wichtige Bittsteller. Schließlich holte Privatus auch die Iulierin und führte sie in das Büro. Tiberius Durus saß zurückgelehnt auf seinem Klappstuhl, den Gehstock an die Armlehne gelehnt, umgeben von seinem Sekretär, Privatus (der sich direkt hinter seinen Herrn stellte und ihm etwas ins Ohr flüsterte), und verschiedenen anderen Schreibern und jungen Männern.


    "Corona, was möchtest du denn?"


    fragte der Tiberier dann mit einem freundlichen Lächeln.

    | Stesichoros


    Eine Kandidatur war wahrscheinlich nicht unbedingt eine besonders dringliche Sache. Da war seinem Herrn das Baden sicherlich wichtiger (nicht generell, aber die Kandidatur bestand wohl in einer Stunde auch noch). Andererseits hätte Stesichoros einen wichtigen Mann wohl lieber eingeladen oder ihn sonst irgendwie beeindruckt, ehe er seine Kandidatur preisgegeben hätte - aber das war wirklich nicht sein Problem. Sein Problem war sein Schnupfen!


    "Am besten, du kommst morgen früh. Da findet die Salutatio statt. Da wird er sicher Zeit haben."


    antwortete er daher kurzerhand und verzog sein Gesicht, als seine Nase zu wieder kitzelte und ein noch heftigeres Niesen ankündigte. Der Ianitor atmente heftig ein, als das Kitzeln dann aber plötzlich aufhörte und sich die Züge wieder entspannten.





    IANITOR – GENS TIBERIA

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    Original von Aurelia Narcissa & Flora & Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    Das überraschte sie, sie konnte keinerlei Ähnlichkeiten zwischen Durus und dem jungen Mann erkennen. Bis ihr wieder einfiel, dass dies wohl der Adoptivsohn sein musste. Nur der Name wollte ihr nicht wieder einfallen, der war ja unmöglich lang. „Keine Sorge Du störst nicht“, erklärte sie ihm mit einem Lächeln. Ob er sich nun vorstellte?


    Scheinbar wich diese Aurelia seiner Frage nach der Meinung des Vaters aus. Zu gern hätte er an dieser Stelle nachgebort, aber ihr weiterer Kommentar bedeutete wohl unmissverständlich, dass sie dieses Thema lieber unter vier Augen besprach. Durus konnte es recht sein, er war ja nicht als Pontifex pro Magistro hier!


    "Du kannst gern vorbeikommen! Soll ich Lukios einen Termin machen lassen?"


    meinte er daher. Ehe er jedoch mehr sagen konnte, tauchte plötzlich Ahala auf. Hatte er es also doch noch geschafft - aber zu welcher Zeit? So klang seine Stimme durchaus missbilligend, als er ihn begrüßte.


    "Die Zeremonie ist leider schon vorbei, Aulus. Bücher sind wichtig, aber nicht alles, mein Sohn!"


    Dass Ahala den Vorwand, in Bücher vertieft gewesen zu sein, immer wieder benutzte, hatte den alten Tiberius weniger misstrauisch gemacht als inzwischen die Befürchtung genährt, sein Sohn wäre ein Büchernarr ohne Sinn für die Wirklichkeit. Da er diese Kritik aber nicht zu einem solchen gesellschaftlichen Anlass anbringen wollte, beschloss er, ein wenig Interesse zu zeigen um zu unterstreichen, wie gebildet sein Sohn war.


    "Was hast du denn gelesen?"