Beiträge von Manius Tiberius Durus

    | Stesichoros


    Natürlich freute Stesichoros sich immer, wenn man sich an seinen Namen erinnerte, dennoch quittierte er diesen Umstand auch nur mit einem weiteren Husten, das ihm ein brennendes Gefühl in der Brust verschaffte, sodass er mehrmals tief durchatmen musste, ehe er antwortete.


    "Ist es sehr dringend? Oder hast du bereits einen Termin mit ihm vereinbahrt?"


    Sein Herr war ein vielbeschäftigter Mann, da konnte man nicht einfach so hineinspazieren und ihn beim Baden stören - oder was immer er gerade tat!





    IANITOR – GENS TIBERIA

    "Da hast du allerdings Recht."


    meinte Durus und beschloss, dass dieses Thema nicht unbedingt dazu geeignet war, seinen Klienten oder seinen Sohn besser ins Spiel zu bringen, sodass er kurz über eine kurze Überleitung nachdachte - und diese prompt fand: Religion!


    "Apropos Traditionen: Weiß irgendjemand von euch etwas über die Augustales berichten? Bald steht ja der Geburtstag des Kaisers an und wie ich hörte, sind ihre Reihen zur Zeit etwas licht."


    Kein Wunder, wer wollte schon für das Wohl eines Kaisers opfern, der dermaßen offensichtlich ungeeignet für seinen Posten war? Andererseits war die Pflege des Kultes der göttlichen Augusti natürlich überaus wichtig und gerade für angesehene Senatoren war es eine besondere Ehre, Mitglied bei ihnen zu sein!

    Durus dachte einen Moment nach, als Ahala einen durchaus wichtigen Punkt ansprach, über den er selbst auch schon hin und wieder nachgedacht hatte. Eigentlich erklärte es sich von selbst, wer dafür am besten geeignet war: natürlich sein eigener! Familiäre Traditionen waren immerhin nie schädlich!


    "Du könntest an meinen Patron schreiben, Vinicius Hungaricus. Er ist zur Zeit Legat in Germania, aber ich bin sicher, dass er auch von dort größten Einfluss auf den Senat ausübt: Er hat schon vor sehr langer Zeit das Consulat bekleidet und ich würde mich nicht wundern, wenn er es eines Tages noch einmal tun würde!"


    antwortete er daher.

    Die Begrüßung verwirrte Durus ein wenig, da der Praenomen seinem eigenen Gentilnomen entsprach und es ihn erstaunte, dass Ursus ihn ziemlich persönlich und ohne ihn anzusehen ansprach. Die folgende Vorstellung klärte jedoch alles auf, sodass der Tiberier sich nun wieder dem Thema zuwenden konnte.


    Die Neuigkeiten waren ziemlich schockierend - alle tot? Warum sollten sich die Sklaven einer Herrin selbst töten, nur weil diese gestorben war? Das ergab keinen Sinn - wesentlich mehr Sinn ergab es, wenn die Aurelier für ihr Verschwinden gesorgt hatten...stellte sich die Frage nach dem Warum: Wussten sie von etwas, was niemand wissen durfte?


    "Doch, doch! Das wäre meine nächste Frage gewesen: Wir haben ihren Tod festgestellt, als Aurelius Corvinus zu ihr kam. Als wir feststellten, dass sie tot war, nahm er sie sofort mit. Ich hatte gehofft, sie wäre hier untersucht worden..."


    Sonst gab es wohl nur Annahmen: War sie ihren Verletzungen erlegen? Aber Capsa hatte nicht so gewirkt, als wären diese lebensbedrohlich...andererseits war er kein echter Arzt...oder war es doch Selbstmord gewesen?


    "Sind wirklich alle damals beteiligten Sklaven tot? Oder gab es irgendjemanden, der sie vor ihrem Tod befragt hat?"

    | Stesichoros


    Der Tölpel hustete laut, während er die Tür öffnete. Davor stand jemand, der so herausgeputzt war, dass man glauben konnte, er handele mit Besen oder sonstigem unwichtigen Plunder. Aber natürlich war zu erkennen, dass es ein römischer Bürger, wenn nicht ein Patrizier war, der hier stand. Also kam die übliche, diesmal dank der Erkältung etwas heisere Frage:


    "Was möchtest du hier?"


    Wahrscheinlich wollte er zum Hausherrn - blieb zu hoffen, dass er eine plausible Begründung dafür hatte!





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Die Augenbraue des Tiberiers schnellte nach oben, als Modestus darum bat, den Scriba hinauszuschicken. Zwar wusste er nicht, inwieweit der Praetor seinem Scriba traute, aber für Durus war Lukios nicht einfach eine Schreibkraft: Er regelte alle Geschäfte seines Herrn und war auch sein persönlicher Ratgeber - was Durus tat, das wusste auch Lukios!


    "Du musst Dir keine Sorgen machen, Lukios genießt mein vollstes Vertrauen!"


    meinte er daher, als Modestus auch schon ansetzte und ausgerechnet auf Salinator zu sprechen kam. Der Auftritt des Vesculariers war tatsächlich unerhört gewesen, andererseits glaubte der Tiberier sich zu erinnern, dass er schon öfter mit diesem Anhang aufgetaucht war. Und was konnte der Senat schon dagegen tun? Nicht einmal die Cohortes Urbanae traten heutzutage ja in Zivil auf!


    "Inwiefern?"


    fragte er daher erneut voller Überraschung.

    "Vor Gericht ist eine solche Aussage stets durch Folter zu bestätigen. In unserem Falle ist dies aber nicht zwingend erforderlich, nehme ich an."


    antwortete Durus auf die Frage der Vestalin, ehe seine Aufmerksamkeit von Aurelius Ursus in Anspruch genommen wurde. Offensichtlich war der Legat noch nicht nach Mantua zurückgekehrt! Aber im Prinzip konnte Durus dies ja auch egal sein!


    "Salve! Wir sind hier, um Näheres über die Vorgänge im Hain der Diana Nemorensis zu erfahren. Es tut uns leid, diese für Dein Haus so unangenehme Angelegenheit vertiefen zu müssen, doch müssen die Pontifices den genauen Tathergang erfahren, um eine Gefährdung der Pax Deorum ausschließen zu können."


    Er setzte sich und stützte seine Hände auf seinem Elfenbeinstock ab, als noch ein weiterer Senator eintrat, den Durus eigentlich erwartet hatte. Auch er schien nicht genau zu wissen, warum sie hier waren.


    "Wir würden gern einige Sklaven befragen. Es geht um die Angelegenheit im Hain der Diana Nemorensis."


    fasste er die Angelegenheit nun etwas kürzer zusammen - gegenüber einem Jungsenator konnte man sich dies wesentlich leichter leisten!

    Der Rex Nemorensis wirkte tatsächlich ziemlich geschafft, sodass es Durus nun tatsächlich am sinnvollsten schien, ihn einige Zeit in Ruhe zu lassen. Heute Nachmittag würde auch Zeit sein.


    "Gut, dann ruh dich aus. Man wird dir eine Unterkunft geben!"


    Er bedeutete den Sklaven, seine Zusagen wahr zu machen. Dann ging er, um sich mit Lukios zu beraten, was nun zu tun war.

    Gestützt auf seinen Scriba Personalis Lukios betrat Tiberius Durus den Raum. Kurz blickte er sich um: Der Praetor wollte ihn offenbar unter vier Augen sprechen! Doch was wollte er nur?


    "Erlaubst du, dass ich mich setze, Praetor?"


    fragte er und deutete mit seinem Elfenbeinstock auf einen Klappstuhl, auf dem sich die hiesigen Scribae offensichtlich von ihrer Arbeit ausruhten.

    Durus hatte ebenfalls seine Amtstracht angelegt, musste jedoch wieder auf seinen Lukios zurückgreifen um sich fortzubewegen: Trotz der langen Zeit, die seit seinem Unfall vergangen war, brauchte er noch immer seinen elfenbeinernen Gehstock und oftmals einen starken jüngeren Mann, der ihn stützte.


    "Ich frage mich, ob man überhaupt die beteiligten Sklaven herausrücken wird."


    Wenn es etwas zu verbergen gab, hatte man sie sicherlich bereits weiterverkauft - dann würde die Angelegenheit äußerst schwierig werden!

    Nach den ganzen Zeremonien am Vormittag war Durus fast froh, nun endlich ein wenig entspannt sitzen zu können, während eher die ritterlichen Bürger sich für ihren Kaiser ins Zeug legten. Zwar kannte der alte Tiberier den neuen Procurator Familiarum Gladiatoriarum nicht, aber er wirkte doch engagiert und motiviert, hier dem Anlass angemessene Spiele abzuliefern.


    So saß er auf seinem Ehrenplatz und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

    Hinter Modestus hatte auch Durus die Basilica betreten. Die Besprechungen hatten nicht lange gedauert, eigentlich waren sie sich ziemlich schnell einig gewesen (womit der Tiberier so gar nicht gerechnet hatte). Als er feststellte, dass auch der Vescularier mit seiner widerlichen Eskorte erschienen war, war er zuerst etwas verwundert. Die Blicke des Präfekten deuteten aber an, wem dessen Sympathien galten und warum er hier war. Nun ärgerte sich Durus fast ein wenig, diesem fetten Wahnsinnigen in die Hände gespielt zu haben.


    Trotzdem blickte er mit versteinerter Miene geradeaus, während Modestus das Urteil samt Begründung verkündete. Damit war dieser unwürdige Prozess endlich vorbei!

    Neben den Pontifices, Flamines und Augustales kam am Geburtstag des Kaisers auch den Arvalbrüdern eine wichtige Aufgabe zu. Daher erschien Durus heute, obwohl er eigentlich auch Pontifex pro Magistro war, in seiner Funktion als Arvalis Frater, der den Magister Flavius Furianus zu vertreten hatte. Furianus hatte ja Rom leider wieder verlassen, sodass Durus der angesehenste unter ihnen war und daher auch das Opfer vollziehen durfte.


    So war er nicht nur in der Toga Praetexta, sondern auch mit dem Ährenkranz bekrönt erschienen, geleitet von verschiedenen Ministri. Da er aber ein wenig spät erschienen war, konnte er dem Consul Designatus nur ein Lächeln und einen Digitus Salutaris zusenden, ehe er seinen Platz in der Prozession einnahm, wobei er in den Augenwinkeln auch diesen Salinator mit seiner barbarischen Eskorte wahrnahm. Eine Unverschämtheit, mit diesen bewaffneten Wilden das Pomerium zu entweihen (auch wenn sie selbiges noch nicht betreten hatten)!

    Zitat

    Original von Aurelia Flora und Narcissa
    „Ich bin ein wenig über das Alter hinaus, in welchem man normalerweise zur Vestalin berufen zu werden pflegt…“, fügte sie der Antwort ihrer Schwester gestehend hinzu. „Aber ja, ich möchte in die Priesterinnenschaft eintreten.“


    Etwas verwirrt sah Durus zwischen den beiden hin und her, als er feststellte, dass er die falsche angesprochen hatte. Was dachten sich die Götter auch dabei, zwei derartig ähnliche Frauen zuzulassen? Dann gewann er aber wieder rasch die Kontrolle über seine Züge zurück und sah zwischen den beiden hin und her.


    "Siebzehn, soso! Das ist wirklich schon recht alt. Da werden wir eine Dispenz des Kaisers benötigen..."


    Er rieb sich nachdenklich das Kinn.


    "Und warum willst du Vestalin werden? Und was sagt eigentlich euer Vater dazu?"


    Normalerweise waren Väter wenig begeistert, wenn ihre Kinder Vestalinnen wurden - immerhin konnte man sie wesentlich gewinnbringender verheiraten!

    "Ich bin der Meinung, dass ein Großteil des Senates seine Arbeit mit größtem Einsatz und größter Gewissenhaftigkeit erfüllt. Und wenn wir gerade auf die entlassenen Senatoren kommen: Ist dir aufgefallen, dass es sich ausschließlich um Patrizier handelt? Das kann doch wohl kein Zufall sein!"


    Sicherlich war dieser Punkt für Macer als Plebejer weniger von Bedeutung, aber gerade für die etwas optimatischeren Kreisen war dies wohl ein Affront.


    "Wenn es so weitergeht, wird der Senat bald nach der Pfeife dieses Salinators pfeifen. Was er von den alten Traditionen hält, hat er bereits deutlich gesagt - kurz: Ich sehe nicht nur meine privaten Interessen oder die der Senatorenschaft in Gefahr, sondern die Roms.


    Dahin wird es führen: Ein Sittenverfall, aus dem alles Mögliche entstehen kann!"


    Damit hatte Durus wohl alles zu diesem Thema gesagt - zumindest vorerst. Nach dem Essen würde er sicherlich noch einmal darauf zu sprechen kommen, aber vielleicht erst, nachdem Macer gegangen war. Vielleicht war es für einen Kandidaten für das Consulat auch nicht unbedingt sinnvoll, sich an hochverräterischen Unternehmen zu beteiligen!

    Als Romana plötzlich einwarf, dass sie gern nach Nemi reisen wollte, überraschte Durus dies ziemlich. Eine Vestalin hatte ihren Platz doch in Rom - unabhängig davon, dass er sich kaum vorstellen konnte, dass Gracchus nach Nemi ritt. Daher schloss er sich sogleich dem Flavier an.


    "Ich halte es ebenfalls für sinnvoller, wenn du mich begleiten würdest, Claudia. Wir werden uns möglichst bald daran machen."


    Das war weniger eine Diskussionsgrundlage als ein Entscheid, der dem Pontifex pro Magistro wohl zustand.

    Für diesen Tag drohte den Aureliern ein besonderes Unheil, das in Form von Tiberius Durus und der Vestalin Claudia Romana über sie kam: Die beiden waren vom Collegium der Pontifices beauftragt, herauszufinden, was bei den skandalösen Vorgängen in Nemi geschehen war.


    Daher wartete Durus, umgeben von seinen Scribae und Calatores, zusammen mit der Vestalin an der Porta, während ein Sklave sie ankündigte, ihre Namen nannte und den Hausherrn zu sprechen verlangte.

    Die Angaben waren nicht sonderlich klar, aber Corvinus würde sicherlich persönlich die Arbeit des Collegiums unterstützen. Somit würde es wohl leicht herauszufinden sein, wer beteiligt war.


    "Gut, gibt es noch etwas, was du berichten kannst?"


    Es war noch immer früh am morgen, weshalb Durus sich eigentlich gern noch einen Augenblick zurückziehen hätte wollen. Und für den Rex Nemorensis galt dies sicherlich in noch höherem Maße!