Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Offenbar hatten Macer und Durus aneinander vorbeigeredet. Doch Durus beschloss, trotz allem ruhig und freundlich zu antworten:


    "Natürlich dienen sie dazu, doch dienen sie ebenso dazu, eventuelle Verständnisfragen zu neuen Gesetzen zu stellen. Mir war nicht klar, dass du oder einer der anderen Senatoren eine Neuformulierung wünschte, da niemand eine solche formuliert hat oder - soweit ich mich erinnere - explizit gefordert."


    Einen Moment überlegte er, ob er Raum geben sollte, diesen Umstand weiter zu diskutieren, dann jedoch beschloss er, zu den Sachfragen zurückzukehren - er würde in Zukunft eben vorsichtiger sein, abgesehen davon war seine Amtszeit sowieso bald zu Ende.


    "Wäre abseits aller Missverständnisse meine neue Vorlage mehrheitsfähig?"


    fragte er daher rasch.

    "Natürlich ist der Kaiser der Oberbefehlshaber der Truppen - dennoch sind es doch die Truppen unseres Staates - und wer, wenn nicht wir, sind dessen Hüter? Schwächt nicht jemand, der Soldaten zur Meuterei anstiftet, den ganzen Staat und nicht nur die Autorität seines Oberbefehlshabers? Der den Bestand oder die Sicherheit des Imperium Romanum wird sogar explizit im Gesetz erwähnt! Sind wir dafür nicht genauso verantwortlich wie der Kaiser?"


    fragte Durus weiter. Noch wollte er nicht vor der indirekten Macht des Kaisers kapitulieren, der hier offenbar sogar von Misenum aus in den Köpfen des Senats wirkte.


    "Oder welche Delikte würdest du sonst ausnehmen?"


    fragte er sicherheitshalber noch nach.

    Anzeigen? Das war offenbar zur Zeit Mode im Hause Germanicus. Doch Durus konnte darüber nur müde lächeln - er hatte sich zwar hart, aber nicht rechtswidrig ausgedrückt, abgesehen davon war er, solange er Consul war, gegen jede Anzeige immun!


    "Wie ich feststelle, habe ich mich getäuscht. Du kennst den Unterschied durchaus, nur willst du ihn aus unerfindlichen Gründen nicht gelten lassen. Für mich macht es einen großen Unterschied, ob ein Mann mir ein Messer an die Kehle hält und meinen Geldbeutel verlangt, oder ob er ihn mir unbemerkt im Getümmel stielt. Natürlich ist das Resultat ähnlich, doch sind die Mittel sehr unterschiedlich.


    Und wie kann ich als Opfer beurteilen, dass der Räuber mich nicht in die Gefahr einer schweren Gesundheitsschädigung bringt? Sehe ich jemandem an, dass er nicht den Mumm hat, sein Opfer zu töten? Und nimmt ein Räuber nicht stets ein Mittel zu Hilfe, das den Widerstand des Opfers brechen soll? Selbst ein Bettler, der mich beschwatzt, ihm etwas Almosen zu geben, bedient sich eines Mittels, das meinen Widerstand ihm etwas zu geben bricht, nämlich vieler Worte und Appelle an mein Mitgefühl!"


    Durus schüttelte den Kopf. Wie sehr er doch diese Fundamentalopposition hasste!

    Erst jetzt erkannte Durus, was die Stoßrichtung jener Debatte gewesen war - warum hatten die beiden das nicht gleich gesagt? Durus hätte sich viel Arbeit und viele Nerven gespart, das war klar!


    "Warum habt ihr nicht gesagt, dass ihr wünscht, diese Klarstellung im Gesetzestext wiederzufinden?"


    Er beschloss jedoch, seinen Ärger einfach herunterzuschlucken und die Umformulierung voranzutreiben, denn es gab noch viel zu tun! Und so fuhr er wesentlich ruhiger fort:


    "Natürlich habe ich keine Einwände gegen eine derartige Klarstellung. Ebenso gegen eine Einordnung der Senatsappellation in diesen Paragraphen. Wäre demgemäß folgende Formulierung akzeptabler?


    Durus musste einen Moment überlegen, seine bisherige Formulierung ins Gedächtnis rufen und diese dann modifizieren.


    § 42 Appellatio
    (1) Gegen Urteile sämtlicher ordentlicher Gerichte kann vom Angeklagten oder Kläger an die Tribuni Plebis appelliert werden. Diese können zum Schutz des Angeklagten das Urteil nach Prüfung aussetzen.
    (2) Weiterhin ist eine Appellation wegen gravierender Formfehler oder begründeter Bedenken an der Entscheidung des Gerichts an den Kaiser zulässig. Bei Annahme kann der Kaiser den Fall neu verhandeln. Die Form erfolgt dabei nach den kaiserlichen Bestimmungen. Es steht dem Kaiser frei, das Strafmaß zwischen Freiheits- und Geldstrafe angemessen umzuwandeln.
    (3) Wird eine Appellatio nicht angenommen, gilt das Urteil als bestätigt.
    (4) Im Falle einer Anklage gegen einen Senator, steht es diesem frei, seinen Fall vor dem Senat verhandeln zu lassen. Dies kann auch in Form einer Neuverhandlung nach Verkündung des Urteils geschehen, muss jedoch spätestens drei Tage nach Urteilsverkündigung beantragt werden.
    "

    Manchmal fragte sich Durus, ob Sedulus die Senatssitzungen nur besuchte um zu provozieren, denn die Fragen kamen ihm bisweilen so dumm vor, dass er sich geschämt hätte, sie zu stellen. Und so platzte ihm diesmal der Kragen, denn diese Nachfragen hielten den gesamten Senatsbetrieb auf!


    "Wenn du Raub und Diebstahl nicht unterscheiden kannst, dann solltest du besser nach Hause gehen und die Gesetze lesen, ehe du hier das Wort ergreifst, Germanicus!


    Und im Übrigen würde ich nicht beginnen zu stehlen, sondern mir eine ehrliche Arbeit suchen, um auf deine hypothetische Nachfrage zu antworten."


    Wobei er natürlich nicht die entfernteste Ahnung hatte, wie es sich anfühlte, am Hungertuch zu nagen oder keine reichen Freunde zu haben, die einen über Wasser hielten.


    "Nach deiner Theorie wird es wohl nie einen schweren Raub geben, wenn der Beraubte der Forderung des Räubers nachgibt, selbst wenn er ihm ein Messer an die Kehle hält, denn üblicherweise ermordet der Räuber sein Opfer nur, wenn es seinen Forderungen nicht nachkommt."

    Auch der Consul selbst beteiligte sich an den Vota pro Salute Principis, war er doch ebenfalls Mitglied jenes altehrwürdigen Collegiums. So war er es eigentlich gewohnt, die Toga Praetexta zu tragen, während der Ährenkranz auf seinem Kopf, gebunden mit weißen Stoffbändern, noch immer ungewohnt und eher störend empfungen wurde.


    Wie die anderen, so stimmte auch er das Carmen Arvale, jenes uralte und kaum verständliche Lied an, das gewissermaßen das Markenzeichen dieser "Bruderschaft" war.


    "enos Lases iuvate
    enos Lases iuvate
    enos Lases iuvate


    neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris
    neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris
    neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris


    satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber
    satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber
    satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber


    semunis alterni advocapit conctos
    semunis alterni advocapit conctos
    semunis alterni advocapit conctos


    enos Marmor iuvato
    enos Marmor iuvato
    enos Marmor iuvato


    triumpe triumpe triumpe triumpe triumpe"


    Im Gegensatz zu früher sang Durus diesmal nicht ganz so laut, während sie die Via Sacra entlang schritten.

    "Ja. In diesem Falle halte ich es für ein Prinzip: Raub beinhaltet immer eine Gewaltbereitschaft, selbst wenn er sie nicht anwendet. Abgesehen davon ist immer die Frage, was als 'erhebliche Gewalt' zu bezeichnen ist! Ein betrunkener Bettler mag mit einem Schwert in der Hand wohl weniger gefährlich sein als ein unbewaffneter Ringer. Ich hatte nie einen Fall, der in Absatz (2) des Gesetzes genannt ist, mir ist er auch schwerlich vorstellbar.


    Doch egal, ob es um einen Beutel Gold oder einen Apfel geht - ein Räuber hat bei der Wahl seines Mittels die gewaltsame Alternative gewählt, sonst hätte er ebensogut stehlen können! Woran sollte ein Beraubter erkennen, dass der Räuber keine 'erhebliche Gewalt' anwendet? Ich kenne nur Beraubte, die um ihr Leben bangten und daher ihren Besitz abgaben! Daher meine Prinzipientreue in diesem Falle."


    erklärte Durus, da man ihm diese Rigorisität offenbar nicht zutraute. Bisher hatte man ihm auch noch keine Gegenargumente genannt, daher war er gespannt, ob es nun zu einer echten Diskussion kommen würde.

    Natürlich hatte Durus niemals die Absicht gehabt, die Köchin der Aurelier abzuwerben - dies sollte lediglich ein Kompliment sein. Er hatte es auch wirklich kaum nötig, denn seine Köchin war ebenfalls sehr passabel.


    Als Corvinus von einem Titus sprach, musste Durus erst überlegen, welchen Titus er eigentlich meinte. Glücklicherweise deutete er jedoch auch in die Richtung und siedend heiß fiel es Durus ein, dass Ursus mit Praenomen Titus hieß. Und daneben lag Celsus - kein Wunder, dass Corvinus ihn nicht kannte!


    "Tiberius Celsus, ein entfernter Verwandter von mir. Ich habe ihn ein wenig unter meine Fittiche genommen, denn er möchte in die Politik einsteigen!"


    erklärte er, dabei aussparend, dass er ihn sogar adoptieren wollte. Doch noch nahm er sich vor, das zuerst mit der neben ihm liegenden Laevina zu klären...

    "Hast du eine Unterkunft hier in Rom? Du kannst gern im Haus der Familie wohnen!"


    meinte Durus, obwohl er noch immer nicht 100% sicher war, dass es sich hier um den Sohn eines Verwandten handelte. Doch Gastfreundschaft war andererseits eine Tugend und es war ja nicht so, dass die Gästezimmer dringend anderweitig benötigt wurden!


    In diesem Augenblick kam Lukios, der Sekretär des Tiberiers, herein und stellte sich stumm an die Seite seines Herrn.


    "Ah, da bist du ja. Das hier ist Sextus Tiberius Valens, er ist auf der Suche nach seinem Vater, Caius Tiberius Valens. Wissen wir etwas über seinen Verbleib?"


    Der Sekretär legte die Stirn in Falten. Erwartungsgemäß hatte er keine schnelle Antwort parat. Doch schließlich meinte er


    "Wenn ich mich recht erinnere, war er hier zu Gast...aber wohin er gegangen ist, kann ich aus dem Stegreif nicht sagen. Aber ich werde nachsehen."


    Durus blickte zu Valens zurück.


    "Du siehst, wir werden uns kümmern. Wenn ihr allerdings nichts von ihm gehört habe, kann ich dir keine großen Hoffnungen machen."

    Mit freundlichem Nicken bestätigte er die Intentionen seiner Nichte. Gedanklich fragte er sich, ob er diese Sonnenuhr bereits gesehen hatte - offenbar stand sie allerdings im Garten - die Sonnenuhr also! Beim nächsten Mal würde er sie sich genauer ansehen.


    Doch Septima interessierte sich offenbar auch für seine Arbeit, die er bereitwillig präsentierte:


    "Oh, das Übliche - Verwaltung!"


    meinte Durus und hielt die Tabula hoch, die er gerade gelesen hatte. Leider war diese Arbeit aber nicht einmal für Durus sehr erbaulich:


    "Das Aerarium schickt hin und wieder Zwischenberichte an mich - furchtbar langweilig!"

    Beinahe hätte Durus ungläubig den Kopf geschüttelt. Der Senat hatte offenbar sogar Interesse daran, delikate Fälle an den Kaiser abzuschieben, anstatt die Macht, die Durus ihnen bot, zumindest formell noch anzunehmen.


    "Doch stellt der Senat noch immer die gesammelte Autorität des Staates dar. Bereits der göttliche Augustus gab Repetunden- und Hochverratsprozesse an dieses Gremium - warum sollte es nicht auch heute noch dieses Recht beanspruchen?


    Möglicherweise hat der Kaiser auch kein Interesse, gewisse Fälle zu verhandeln, weil sie ihm unbedeutend erscheinen - sollte der Senat nicht zumindest die Möglichkeit haben, diese an sich zu ziehen?"


    DECRETUM SENATUS


    Der Senat von Rom hat beschlossen den
    CODEX UNIVERSALIS
    wie folgt zu ergänzt:


    Hinzugefügt zu § 35, Codex Universalis wird:
    (5) Die Magistrate haben innerhalb ihres Amtsbereichs das Recht, ihre Anordnungen auch mit Gewalt gegen alle Einwohner der Stadt Rom durchzusetzen. Dazu dürfen sie Widersacher in Untersuchungshaft im Carcer Tullianum nehmen. Gegen derartiges Vorgehen können römische Bürger jederzeit an die Volkstribune oder den Imperator Caesar Augustus appellieren.
    (6) Um die Ordnung innerhalb der Stadt Rom aufrecht zu erhalten, sind Magistrate berechtigt, Strafgelder bis zu einer Höhe von 200 Sz. ohne gerichtlichen Beschluss zu verhängen.



    gez.
    Manius Tiberius Durus



    ANTE DIEM III ID IAN DCCCLX A.U.C.
    (11.1.2010/107 n.Chr.)


    :dafuer:


    Alle hatten abgestimmt, der Antrag war durch:


    "Der Antrag wurde mit einstimmig angenommen. Die Abstimmung ist geschlossen."



    ABSTIMMUNG
    DECRETUM SENATUS



    Die laufende Abstimmung ist beendet.


    Nach Abstimmung ist das Decretum Senatus
    angenommen.


    Die laut CODEX UNIVERSALIS nötige Mehrheit
    von 60% des Senates wurde also erreicht.


    Somit tritt das Decretum Senatus in Kraft.


    gez. Manius Tiberius Durus
    ------------------------------ Consul -----------------------------

    Am Tag, nachdem die Abstimmung über die neueste Gesetzesinitiative des Consul gescheitert war, brachte dieser das Thema erneut auf die Tagesordnung - langsam lief ihm die Zeit davon und er wollte sein Reformwerk umsetzen, ehe er sein Imperium abzugeben hatte.


    "Senatoren,


    noch einmal möchte ich meinen Gesetzesvorschlag vor euch bringen, der gestern in einer Abstimmung abgelehnt wurde - oder sollte ich besser sagen, ausgesessen? Denn nur etwa die Hälfte von euch hat es gewagt, eine Stimme abzugeben! Hier, wo die wichtigsten und besten Männer Roms zusammensitzen, besaß offenbar nur ein kleiner Teil den Mut, seine Stimme einzubringen! Und deshalb muss ich diesen Antrag erneut vor euch bringen, obwohl meine Zeit verrinnt.


    Die Neufassung des Appellationsrechts wurde diskutiert und jeder von Euch hatte die Möglichkeit, Änderungsvorschläge einzubringen. Sicherlich gab es auch Wortmeldungen, die ich jedoch als Nachfragen verstand. Es gab keine weiteren Kommentare, also beschloss ich, zur Abstimmung zu schreiten. Und dann scheint der halbe Senat dennoch unentschlossen - wie darf ich das auffassen?


    Ist dieses Haus grundsätzlich dagegen, das bisherige Berufungsverfahren abzuschaffen? Oder entsprach der Wortlaut meines Antrages nicht seinen Erwartungen?"


    Durus blickte fragend in die Runde. Diese Abstimmung hatte ihn allerdings wütend gemacht - er überlegte und überlegte, der Senat schwieg, und dann würde sein Antrag einfach abgelehnt - oder besser noch, gar nicht bewertet!

    Erstaunt - nein, erschrocken - stellte Durus fest, dass die Mehrzahl der Senatoren sich enthalten hatte. Scheinbar war dieser Zug vom Praetor ausgegangen...dies bewies wieder einmal, wie viele Pediarii der Purgitier und Quarto besaßen...



    ABSTIMMUNG
    DECRETUM SENATUS



    Die laufende Abstimmung ist beendet.


    Nach Abstimmung ist das Decretum Senatus
    abgelehnt


    Die laut CODEX UNIVERSALIS nötige Mehrheit
    von 60% des Senates wurde nicht erreicht.


    Somit tritt das Decretum Senatus nicht in Kraft.


    gez. Manius Tiberius Durus
    ---------------------- Consul ---------------------



    "Der staatlich empfohlene Preis für einen Sklaven beträgt 250 Sesterzen. Die Frage ist also, ob ein Verurteilter überhaupt 400 Sesterzen auf dem Markt erzielt, denn - wie Aelius Quarto schon sagte - wird es sich bei zahlungsunfähigen Schuldnern wohl allgemein um nicht sonderlich begabte oder intelligente Menschen handeln. 400 Sesterzen erscheint mir daher als angemessene Grenze - ein römischer Bürger ist ja immerhin mehr wert als ein Sklave, doch muss man auch die Marktsituation berücksichtigen."


    wandte Durus ein.

    "Möglicherweise habe ich den Antrag unklar formuliert: Natürlich sollte es nur angeklagten Senatoren frei stehen, sich vor dem Senat zu rechtfertigen - nicht jedoch um ihren Klienten eine bessere Möglichkeit zu bieten."


    pflichtete Durus bei. Hier wurde wieder einmal ein Formulierungsfehler offenbar, wie er etwas peinlich berührt feststellte.


    "Den Senat als erste Instanz würde ich allerdings in keinem Fall generalisieren - vielmehr sollten die Consuln in den von mir genannten Fällen die Möglichkeit besitzen, einen Fall an sich - und den Senat - zu ziehen. Denn bei all diesen Delikten besteht eine große Bandbreite, manche Fälle mögen so unbedeutend sein, dass auch ein gewöhnliches Gericht sie aburteilen kann, etwa wenn ein geistig Verwirrter versucht, den Kaiser zu töten oder sich als Kaiser tituliert - obwohl auch dies Hochverrat wäre.


    Bei der Auswahl der Delikte, für die dies möglich sein sollte, habe ich im Übrigen absichtlich alle ausgewählt, die gegen den Staat gerichtet sind. Der Grund liegt darin, dass der Kaiser in jedem Fall die Möglichkeit hat, den Fall noch an sich zu ziehen. Regelmäßig würde ich daher den Senat als höchstes Gericht betrachten, das sich derartiger Fälle zumindest annehmen kann. Ist der Kaiser etwa auf einem Feldzug unterwegs, könnten die Consuln dennoch derartige Fälle verhandeln."


    erklärte er dann. Natürlich war der Kaiser Oberbefehlshaber - dennoch waren es die Truppen des Senates und des Volkes von Rom (zumindest in der Vorstellung des Tiberiers, für den der Kaiser nicht viel mehr war als ein besonderer Magistrat, der mit Billigung des Senates regierte).

    "Was nützt es einem ehrbaren Händler, wenn er von einem Hungrigen um seine Ladung gebracht wird? Kann man sein Recht mindern, nur weil der Täter unter gewissen Umständen ist?


    Einen kleinen Dieb, der aus Hunger einen Apfel auf dem Forum stielt - dem kann ich Nachsicht zeigen. Doch zu einem Raub gehört eine wesentlich größere kriminelle Energie, die ich bei niemandem akzeptieren kann - auch keinem Hungrigen! Deshalb möchte ich das Gesetz auch verschärfen und Raub in jedem Falle als todeswürdiges Verbrechen kennzeichnen, nicht nur in besonders schweren Fällen."


    verteidigte Durus seine Haltung.


    "Niemals sollte ein römischer Bürger um sein Leben fürchten müssen - auch nicht wegen seines Besitzes!"

    Es war endlich Zeit für den Hauptgang, nachdem Durus sich schon an den verschiedenen Speisen gütlich getan hatte. Als Prima Mensa brachten die Sklaven ein Linsengericht nach dem Kochbuch des berühmten Schlemmers Apicius. Die eher einfache Speise war mit Esskastanien aufgepeppt worden, außerdem hatte reichte man lukanische Würste dazu, sodass vor allem den Wurstfreuden ein Gaumenschmauß geboten war.


    Dennoch wurde es natürlich noch raffinierter, als der zweite Hauptgang Huhn in Wein-Lauch-Soße mit Koriander, Butterreis und Erbsen aufgefahren wurde. Dazu brachte man Dinkelbrot, das zu einem Ring gebacken war - vermutlich sollte er an den Verlobungsring erinnern, der der Hochzeit vorausgegangen war.


    Offenbar waren jedoch Pinien im Sonderangebot gewesen, als die Sklaven für dieses Mahl eingekauft hatten, denn als der letzte Hauptgang hereingetragen wurde, war wieder mit Pinienkernen gearbeitet worden: Es gab Lamm mit Zwiebeln, dazu Pinienkerne in Weinsoße und Dinkelbrot. Man hatte dem Lammfleisch sogar ein Fell übergelegt, das, nachdem die Platte in der Mitte des Raumes angekommen war, heruntergezogen wurde. Sklaven begannen nun, das Fleisch vor den Augen der Gäste zu zerlegen und jeweils mit den Pinienkernen und der Sauce zu garnieren. Natürlich wurde hierzu echter Wein gereicht.


    Auch Durus ließ sich von allem reichen und kostete es. Es schmeckte vorzüglich, sodass er sich an seinen Tischgenossen Corvinus wandte.


    "Wie viel willst du für deinen Koch? Er ist ja grandios!"


    Er nahm sich noch ein Stück Lamm - Lammfleisch mochte er fast so gern wie Schwein. Dazu flogen auch gleich zwei Pinienkerne in den Rachen des Bräutigams, der kurz zu seiner Frau blickte, ob es auch ihr schmeckte (der Blick war allerdings nur flüchtig), dann jedoch Septima bemerkte. Das Mädchen lag mit den anderen Frauen am Tisch - das musste er sich merken, damit er sie später Ursus vorstellen konnte! Dieser lag offenbar bei Celsus, seinem baldigen Sohn. Die jungen Leute schienen sich gut zu verstehen!