Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Tiberinus erwiderte die herausfordernden Worte der Katzengöttin (die ohne ihre Maske gar nicht mehr ganz so katzenartig, dafür aber wesentlich anziehender aussah), mit einem breiten Grinsen, das allerdings aufgrund des Weinkonsums etwas dümmlich wirkte. Dann begann er, den Tanzstil der Nubierin zu imitieren, schlängelte sich auch ein wenig - wenn auch wesentlich unbeholfener. Während er sich so bewegte, kam ihm dabei der Gedanke, dass ein solcher Tanz seiner Gottheit eigentlich ganz angemessen sei, konnten diese Schlangenbewegungen doch durchaus auch als Wellen des Tibers interpretiert werden (obwohl dieser selten bis nie Wellen erzeugte, was dem gedämpften Geist des Tiberiers jedoch inzwischen recht egal war). Für den nüchternen Betrachter hingegen wirkten diese Bewegungen komisch, möglicherweise auch ein wenig kindisch. Durus jedoch bemerkte davon nichts, sondern drückte er sich seiner Tanzpartnerin entgegen, als diese sich an ihn schmiegte, und ließ zugleich die Hand auf deren Schulter tiefer gleiten.


    Bei all diesen erotischen Tänzen, gepaart mit der Schwächung jeglicher Dignitas und Gravitas, die ihn sonst bestimmte, kamen dem Flussgott jedoch bald andere Gedanken und er bekam Lust, den Gästen, die bereits den Festsaal verließen, um sich anderweitig zu verlustieren, zu folgen. Daher blickte er zu seiner neuen Tanzpartnerin, dann hinüber zu Aphrodite und wieder zu Sachmet zurück und meinte mit etwas verruchtem Unterton


    "Ob die wütende Sachmet schon ihrer göttlichen Schwester ähnlich geworden ist? Mir scheint es fast so, denn ich habe den sehnlichen Wunsch, ihre Fruchtbarkeit zu erproben."


    Auch diese Worte mit den verschiedenen Anspielungen auf die Mythologie mochten nicht besonders kreativ oder verführerisch wirken, doch Durus...oder vielmehr Tiberinus, fühlte sich gerade so attraktiv wie Adonis und verführerisch wie Amor selbst. Und so wandte er sich auch seiner zweiten Tanzpartnerin zu.


    "Hat Aphrodite nicht genug Liebe für zwei Unsterbliche?"


    Wieder grinste Durus, diesmal kaum fähig, seine Lüsternheit zu verbergen.

    Durus verzog ein wenig das Gesicht. Einerseits, weil er gehofft hatte, dass das Thema abgehandelt war, andererseits, weil er das Thema Schuldknechtschaft aus patrizischer Tradition sehr vorsichtig betrachtete.


    "Diese Möglichkeit bietet das Risiko, dass man einen Mann vorschnell in die Sklaverei verkauft. So besteht die Möglichkeit, dass ein Verwandter erst später auftaucht und die Schuld des Delinquenten begleicht. Ist dieser jedoch in die Sklaverei verkauft, hat er ein für alle Mal sein Bürgerrecht verloren, möglicherweise ist er sogar nicht mehr auffindbar.


    Auf der anderen Seite steht selbstverständlich das Recht des Gläubigers, der zweifelsohne möglichst rasch seine Schuld zurückgezahlt sehen will. Ich persönlich halte eine derartige Schuldknechtschaft für riskant, doch können wir durchaus folgenden Zusatz zu § 54 einfügen:


    (3) Übersteigt die Schuld einen Betrag von 400 Sz., so kann der Delinquent zu deren Begleichung als Sklave verkauft werden.


    Der bisherige Absatz (3) würde dann natürlich zu Absatz (4) werden."

    Eine (vorerst) letzte Idee hatte Durus noch, nachdem es ihm leider nicht gelungen war, die Freiheitsstrafen umfassend aus dem Gesetz zu streichen. Doch wollte er hier zumindest in zwei sehr klaren Fällen beginnen.


    "Patres conscripti,


    bei meiner Kandidatur hatte ich angekündigt, die Strafen zu verändern, und wie ihr wisst, habe ich bereits an den Grundsätzen zu feilen begonnen. Dennoch werden wir jedoch nicht umhin kommen, jedes einzelne Delikt zu prüfen, wie und ob eine Freiheitsstrafe ersetzbar wird, um unsere Gefängnisse leer und den Schutz für unser Volk höher zu bekommen.


    Daher möchte ich auch hier beginnen, indem ich das Strafmaß für zwei Verbrechen verschärfen will: Raub und Mord. Bereits die Lex Cornelia de sicariis sah für diese beiden Delikte den Tod als einzige gerechte Strafe vor, und das nicht ohne Grund:


    Ein Mord ist stets eine vorsätzliche Tötung. Wer diese Tat begeht, hat also das vorsätzliche Ziel, ein anderes Menschenleben auszulöschen. Dementsprechend ist es nur gerecht, dass auch das Leben des Täters auf ewig ausgelöscht wird, zumal die Gefahr besteht, dass ein Mörder Gefallen an diesem schändlichen Verhalten findet und damit eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. Es gibt keinen guten Grund, der eine vorsätzliche Tötung legitimiert.


    Das zweite Delikt ist Raub. Der Grund, warum ich in diesem Falle die Todesstrafe fordere, ist der: Jeder von uns weiß, dass unser Land voll ist von Strauchdieben, umherziehenden Hirten, die sich an Handelszügen ein Zubrot verdienen, und anderem Gesinde, das die Straßen unsicher macht. Sie alle leben vom Raub, bedrohen wehrlose Bürger und nehmen ihnen ihren Besitz, wenn nicht gar das Leben! Und auch in den Städten ist es nicht besser, wo Verbrecher in den Ecken lauern. Bei Räubern handelt es sich wohl stets um Berufsverbrecher! Sie alle sind eine große Gefahr für jeden ehrbaren Handelsmann, jeden hart schuftenden Bauern, vielmehr für jeden Reisenden. Ihnen allen muss gezeigt werden, dass der Staat nicht bereit ist, ihnen ein Lebensrecht unter seinem Schutz zu gewähren!"


    Durus blickte in die Runde. Seine Formulierung ging sogar teilweise über die Lex Cornelia hinaus, doch hielt Durus seine Formulierung für durchaus angemessen. Wenn es einem Senatoren zu stark war, würde er sich sicherlich melden.

    Durus sah zum Senatsschreiber und erkundigte sich nach der Zeit, die noch blieb. Es war bereits etwas später am Nachmittag - und Winter! Wenn sich diese Debatte noch sehr lange zog, würde sie vertagt werden müssen. Doch Durus lief auch die Zeit als Consul davon, sodass er beschloss, sich wesentlich kompromissbereiter zu zeigen - abgesehen davon war es ihm ohnehin nicht so wichtig, dass der Wortlaut genau erhalten blieb, wenn ein anderer sich als besser herausstellte.


    "Wenn dies Unklarheiten hervorruft, bin ich gerne bereit, das Wort 'nur' in meinen Antrag einzubringen, ebenfalls, die Appellatio zu den übrigen Appellationes zu stellen. Würde dies dann ausreichend zweifelsfrei herausstellen, dass der Senat nicht von jeder Person als Gericht angerufen werden kann?"


    So lautete ja der Wortlaut zum Instanzenzug. Aber dies war ja damals überhaupt nicht kritisiert worden, somit war es auch etwas ungerecht, Durus diese Sache jetzt vorzuwerfen!


    "Womit sich die Frage ergibt, ob ihr es dann für angemessen hieltet, die von mir genannten Delikte auf Wunsch der Consuln vor den Senat zu bringen. Denn es kann wohl kaum Sinn des Senatsgerichts sein, dass ein Consul sämtliche Gerichtsverhandlungen an sich ziehen kann."

    Durus griff sich nachdenklich ans Kinn, während er den Vorschlägen seines Quaestors lauschte. Mord war tatsächlich eine interessante Frage, Raub ebenso...allerdings lösten die Vorschläge des Aureliers leider nicht die Frage, wie man die Freiheitsstrafe sinnvoll ersetzte.


    "Freiheitsstrafe durchsetzt? Ersetzt, meinst du wohl. Das wäre meines Erachtens gerecht - wer einen Mann vorsätzlich tötet, der hat auch selbst den Tod verdient. Da gibt es nichts zu rütteln. Allerdings wäre es durchaus auch sinnvoll, Helfer bei derartigen Taten zu bestrafen, wie es bereits in der sullanischen Gesetzgebung vorgesehen war..."


    Während Durus ein wenig nachdachte, blickte er ins Leere.


    "Ich werde mich bemühen, eine passende Formulierung zu finden, sehr gut!"


    meinte er dann schließlich und ging zur nächsten Frage weiter:


    "In der Frage des Raubes ist es schwierig, eine allgemeine Formulierung für 'schwere Fälle' zu finden, da man unweigerlich gewisse Eventualitäten außer Acht lassen müsste, sodass Schlupflöcher im Gesetz entstehen. Aus diesem Grund halte ich es hier für schwierig, eine genauere Definition per Gesetz aufzustellen. Das wäre vielleicht eine Sache für einen Kommentar."


    Schließlich die Sache mit der Entschädigung.


    "Ein Fehlurteil wird stets von einer oder einer Gruppe von Personen gefällt. Den Staat würde ich dabei außenvor lassen. Sicherlich wäre dies keine schlechte Sache, doch beinhaltet dies die Gefahr, dass ein Richter aus Vorsicht einen Täter lieber freispricht. Abgesehen davon bilden die Senatoren ja die Gerichte - es wäre auch schwierig, ein Gesetz, das Senatoren in die Gefahr bringt, Entschädigungen zu zahlen, durch den Senat zu bringen."


    musste er leider abraten.

    "Löblich, löblich."


    meinte Durus knapp. Dass er noch immer Aquarius war, war zwar nach Durus' Dafürhalten etwas dumm, aber er schob es darauf, dass Centho ein Homo Novus war. Und so hielt er alle Fragen für geklärt und sagte:


    "Dann wünsche ich dir viel Erfolg mit deiner Kandidatur!"

    "Ja, lade Aurelia nur auch mit ein! Das wird sie sicher freuen!"


    bestärkte Durus sie, als sie auf eine etwas unagenehme Sache kamen: Der Tiberier musste sich eingestehen, dass er sich nicht erinnern konnte, welches Geschenk von Septima gewesen war, da er so viele verschiedene Gaben erhalten hatte. Hätte er gewusst, dass es die neue Sonnenuhr im Garten gewesen war, hätte er sich vermutlich aufrichtig freuen können. So allerdings musste er seine Dankbarkeit spielen (andererseits freute er sich natürlich grundsätzlich, dass Septima ihm etwas schenkte). Daher meinte er einfach


    "Oh ja, sehr schön. Es hat mir wirklich sehr gefallen!"


    Oder hätte er besser sagen sollen, dass es ihm noch immer gefiel? Aber möglicherweise war es etwas, das er verzehren konnte - vielleicht eine gute Amphore Wein? Nein, er blieb vorerst dabei!

    "Öhm...nein."


    kommentierte Durus, obwohl er natürlich in letzter Zeit darauf achten musste, welche Gespräche er führte, denn seine Zeit als Consul war knapp bemessen! Doch andererseits konnte er seiner Nichte kaum eine Bitte abschlagen, daher zuckte er mit den Schultern - ein wenig Otium war wohl auch einem Consul vergönnt!


    "Tu das - sie wird sich sicherlich freuen, wenn jemand in der Familie sich etwas Zeit für sie nimmt - mir selbst ist es ja vorerst kaum vergönnt, da ích meine Amtszeit noch zu einem Ende bringen muss."


    erwiderte Durus dann, obwohl ihm der aktuelle Anlass - ein wenig Staub - relativ egal war. Dann nahm er das Schreiben wieder zur Hand. Doch ehe er begann, blickte er noch einmal prüfend auf:


    "Gibt es noch etwas?"

    Durus biss sich auf die Lippe, als er bemerkte, dass Laevina in Tränen ausbrach (das vorherige Mienenspiel hätte er wohl noch als schlichte Überraschung missdeuten können). Es war ihm tatsächlich sehr peinlich, dass er sie schon so kurz nach der Hochzeit zum Weinen brachte.


    Und so ließ er es selbstverständlich zu, dass Celsus den Raum verließ. Das gab ihm zumindest Zeit, sich für den folgenden Schlagabtausch zu rüsten. Doch welche Argumente mochte er ins Feld führen? Frauen waren doch kaum für Rationalität zugänglich, weshalb sie ihren Platz auch bei der Erziehung der Kinder und nicht im öffentlichen Leben hatten! Doch er überließ Laevina die Initiative - möglicherweise konnte er so besser auf sie eingehen!


    Und so schwieg er sie an, nachdem Celsus den Raum verlassen hatte.

    Tiberius Valens...Durus konnte sich dunkel an einen Mann dieses Namens erinnern...aber es musste sehr lange her sein, dass er diesen Mann kennen gelernt hatte, der angeblich der Vater dieses Mannes war. Zu dumm, dass er seinen Nomenclator nicht bei sich hatte! Doch es war vermutlich auch etwas peinlich, wenn er allzu harsch mit dem jungen Mann umging und es sich dann herausstellte, dass er es wirklich war!


    "Das ist äußerst tragisch. Auch ich habe leider nichts von ihm gehört!"


    erwiderte er daher mit besorgtem Gesicht, obwohl dies reine Spekulation war. Doch da Valens nicht hier und zu Hause war, lag es nahe, dass er verschollen war. Dennoch gab er einem Sklaven ein Zeichen, nach seinem Sekretär zu schicken.


    "Du möchtest also Nachforschungen über deinen Vater anstellen?"

    Durus verstand immer weniger - offenbar hatte er vieles fehlinterpretiert! Doch er konnte sich an keinen Änderungsvorschlag erinnern, den er übergangen hätte! Hatte er nicht vielmehr immer geantwortet und danach war Schweigen gewesen? Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, die Sitzung komplett abzubrechen und mit Macer unter vier Augen zu sprechen. Dass man ihn hier vor versammeltem Plenum so angriff, hätte er nicht erwartet!


    "Bisher war ich stets in der Annahme, dass meine Erwiderungen das Plenum überzeugt hatten. Jedenfalls meldete sich am Ende keiner mehr zu Wort."


    Ein wenig hatte Durus das Gefühl, dass ihm die Situation etwas entglitt.


    "Im Übrigen habe ich in meinem Entwurf zu § 51 (1) das exklusive Recht der Senatoren definiert. Wenn die Gruppe der Privilegierten in einem Gesetz ausdrücklich genannt wird, so ist es doch klar, dass dieses Recht ein exklusives ist.


    Hier ist übrigens - wie gesagt - auch zu erkennen, warum ich es für etwas anderes halte als die gewöhnliche Berufung bei den übrigen Magistraten. Doch wenn es euer expliziter Wille ist, so werde ich eben § 51 streichen lassen und die Appellation an den Senat in § 42 aufnehmen."


    gab er schließlich resigniert zu. Im Grunde war es ja auch egal, wo es stand, solange der Inhalt stimmte.

    Interessiert lauschte Durus der Rede und dem daraus folgenden Zwiegespräch. Er nahm an, dass Quarto versuchte dem jungen Mann eine Falle zu stellen, denn jeder wusste wohl, dass Auguren ohnehin keine eigenständigen Auspizien einholen durften! Als es dann an die Ämterwünsche ging, meldete Durus sich schließlich zu Wort.


    "Als gesetzlicher Vertreter der Braut kann ich die Wünsche von Aurelius Orestes nur unterstützen! Und selbstverständlich muss ich nicht erwähnen, dass ich ihn für einen überaus fähigen, pietätsvollen und ambitionierten Mann halte, sodass ich auch diese Kandidatur gern unterstütze, besonders natürlich für ein Amt innerhalb Roms, sodass ich meine Tiberia rasch in die Ehe geben kann."

    "Und hast du dich auch vorbereitet und die Mäkel, die du im letzten Jahr aufgewiesen hast, abgelegt?"


    fragte Durus weiter und lehnte sich zurück. Soweit er sich erinnern konnte (bzw. Privatus ihm eingeflüstert hatte), war er Aquarius gewesen, hatte sich mit seiner Familie zerstritten und...sonst konnte er sich nicht mehr genau erinnern.


    Seines Erachtens nach war es außerdem sinnvoll für einen jungen, ambitionierten Mann, sich unter die Fittiche eines erfahrenen Senators zu begeben um das Handwerk der Politik aus nächster Nähe kennen zu lernen.

    Durus verfolgte die Rede interessiert. Seine Vorbereitungen waren alle doch recht interessant - vor allem der Punkt, dass Imbrex römisches Recht in Corinthus studiert hatte. Diese Sache konnte man wohl nirgends besser studieren als in Rom!


    Zudem war es sehr mutig ohne ein Tirocinium fori, eine Lehrzeit bei einem befreundeten Senator, den Cursus Honorum zu erstürmen! Doch immerhin hatte Imbrex etwas anderes, sehr wichtiges: Mächtige Unterstützer - und zu diesen zählte sich Durus, da er auf die Unterstützung Quartos hoffen konnte, wenn er Imbrex in ein Amt hiefte.


    Darum stellte er eine Frage, die bei einem so traditionellen Patrizier bestimmt unproblematisch war:


    "Wie steht es mit deiner Religiosität, Aurelius? Ehrst du die Götter? Oder hast du Pläne, dich auch dem Cultus Deorum zu verpflichten?"

    Die folgende Diskussion fand Durus etwas komisch - dass ein Mann, der gut mit Geld umgehen konnte, automatisch für die Münzprägung beauftragt wurde, war nun wirklich etwas abwegig. Ein Cursus Iuris war sicherlich eine passende Vorbereitung auf die Erbschaftsverwalter! Allerdings redete Centho sich ziemlich kompliziert aus dieser Sache heraus.


    Dann plötzlich kam Durus doch noch ein Gedanke, den er äußern wollte:


    "Wie steht es eigentlich mit deiner Pietas gegenüber den Göttern?"

    Durus verfolgte die Rede des sichtlich nervösen Flaviers eigentlich recht wohlwollend. Doch andererseits verwunderte ihn etwas, auf das er in Zukunft etwas mehr Wert legen wollte: Warum war er Primicerius a libellis gewesen?


    "Flavius, deine Ahnenreihe und deine Bemühungen, dich in fast jedem Gebiet des Wissens zu bilden ehrt dich sehr. Auch habe ich deine Kandidatur als Septemvir unterstützt. Dennoch würde mich interessieren, warum du beschlossen hast, ausgerechnet am Kaiserhof Erfahrung zu sammeln und nicht bei einem befreundeten Senator, wie es üblich ist."


    Das Tirocinium fori war obligatorisch für jeden jungen Römer, der den Cursus Honorum beschreiten wollte - wenn er es nicht einfach seinem eigenen Vater absolvierte. Gerade, wenn so viele Senatoren in der Flavia zu finden waren, hätte dies sicherlich nahegelegen...


    Der Kaiserhof hingegen war typisch ritterliche Domäne...andererseits natürlich wesentlich komplexer als die Familia eines Senators...

    Verständnislos und überrascht blickte Durus in die Runde. Er hatte nicht mit so viel Unzufriedenheit gerechnet, war sich vielmehr keiner Schuld bewusst! Er hatte doch immer jedem die Möglichkeit gegeben zu reden! Er konnte sich nicht einmal an einen einzigen kritischen Beitrag zum Senatsgericht erinnern, als er es damals eingesetzt hatte! Und jetzt kritisierten ihn zwei einflussreiche und ihm eigentlich wohlgestimmte Senatoren coram publico!


    "Ich habe in allen Debatten gewartet, bis es keine Wortmeldungen mehr gab."


    bemerkte er daher. Dann besann er sich - was nützte es jetzt, Missverständnisse zu debattieren?


    "Meines Erachtens nach ist die Appellatio an den Senat Teil der Senatsgerichtsbarkeit, was etwas grundsätzlich anderes ist als die Appellation an die Volkstribune oder den Kaiser. Sie sollte exklusives Mittel der Mitglieder des Senats sein - so war es von meiner Seite immer geplant. Wenn es dem Plenum besser zusagt, dies § 42 zuzuordnen, ist dies jedoch für mich auch akzeptabel.


    Ich für meinen Teil hatte es jedoch absichtlich getrennt von dem betrachtet, da ich die Aufgaben des Senats als Gericht separat in dieser Sitzung diskutieren wollte. Ich versuche, mein Reformwerk sinnvoll zu gliedern, um nicht zu viel in eine Sitzung zu packen."


    Was sollte er nun sagen? Möglicherweise war seine Gliederung nicht verständlich gewesen, doch jetzt war es schwerlich möglich, die Angelegenheit rückgängig zu machen. Wahrscheinlich war Durus zu sehr in seine juristischen Studien vertieft um zu erkennen, dass seine Gedankengänge für einen Laien nicht mehr nachvollziehbar waren...


    "Ich stimme Dir zu, Aelius - bisher bietet das Paragraphenwerk zu viele Interpretationsspielräume. Deshalb habe ich diese Debatte angestoßen, deshalb halte ich zusätzliche Gesetze für dringend notwendig. Ich freue mich, dass ihr euren Zweifel äußert und die Mängel aufzeigt, die ihr seht, denn zu leicht übersieht man als Mann, der sich intensiv mit diesen Dingen beschäftigt hat, diese Mängel.


    Ich denke, dass wir, wenn wir in einem Gesetz genauer definieren, für welche Fälle der Senat als Gericht zur Geltung kommen kann, wird es auch nicht mehr Unklarheiten geben, wer den Senat als Gericht anrufen kann."


    Er hoffte, mit diesen Worten den Konsens des Senates wieder etwas besser getroffen zu haben. Wenn nicht, hoffte er jedoch auf konstruktive Vorschläge - immerhin schienen sowohl Macer als auch Quarto grundsätzlich die Stoßrichtung der Reformen zu unterstützen...

    "Für dich habe ich immer Zeit!"


    erwiderte Durus lächelnd und legte die Tabula auf den Tisch. Claudia Romana...an die konnte Durus sich dunkel erinnern. Soweit er wusste war es eine Vestalin - diejenige, die in Misenum zu einer solchen gemacht worden war! Wieder flog leichter Ärger über den Kaiser durch seinen Kopf.


    "Sicherlich, gern - was wollte sie noch gleich besprechen?"


    fragte er weiter, als er plötzlich feststellte, dass Septima ihren Finger inspizierte. Er reckte sich ein wenig, um den Grund zu erkennen, was aber auf die Entfernung schwer möglich war.


    "Aurelia und du sind doch für den Haushalt verantwortlich - du solltest dich darum kümmern. Am besten, bevor diese Claudia kommt - wir wollen doch keinen schlechten Eindruck hinterlassen!"


    kommentierte er die Worte mit einem Zwinkern (obwohl es natürlich stimmte).