Natürlich erhielt der zweimalige Consular Aelius das Wort, sobald er sich meldete. Was er dann jedoch verkündete, erstaunte den Tiberier ein wenig: Es waren ganz neue Punkte, die er da einbrachte - und das jetzt, zum Ende der Debatte hin! Doch sein Ansehen und seine Autorität verlangten, dass man auf sie Rücksicht nahm. Also setzte er zu einer Antwort an:
"Ich stimme deinem Antrag zu, Aelius. Jedoch würde ich fast so weit gehen, den ersten Paragraphen gänzlich zu streichen - wozu ist er nötig? Jeder weiß, wo die Praetoren sitzen und dass die Codices natürlich für alle Menschen gilt, gegen die man ihn durchsetzen kann!"
Dies mochte ein kleiner Schritt auf dem Weg zu einem entbürokratisierten Staatswesen sein, doch immerhin war es einer. Die übrigen Vorschläge waren wiederum Kleinigkeiten in der Formulierung, die Durus langsam ein wenig ermüdeten.
"Auch hier möchte ich meine Formulierung verteidigen: Wie Du Dich sicher erinnerst, habe ich bereits meine Gründe für die Wortwahl bei der Einsetzung von Iudices geäußert. Zudem halte ich die Formulierung 'ist der Praetor sachlich zuständig' für ein wenig schwammig, weshalb ich auch hier meine Formulierung bevorzugen würde, da sie präzise die Aufgaben des Praetors bestimmt.
Dennoch kann ich der Umformulierung von Absatz 4 einiges abgewinnen, weshalb ich meinen Antrag dahingehend abändern möchte, dass deine Formulierung verwendet wird."
Zuerst hatte Durus überlegt, ob er die Einvernehmlichkeit nicht irgendwie streichen konnte, doch wurde ihm rasch klar, dass er auf die schnelle keine knappe und passende Formulierung finden würde - also Quartos Vorschlag, der eigentlich ganz gut klang.
"Schließlich bin ich der Meinung, dass es nicht Aufgabe des Senats ist, der außerordentlichen Rechtsprechung des Kaisers einen formellen Rahmen aufzudrücken. Der göttliche Augustus betraute etwa in den einen Fällen den Praefectus Urbi allein mit den Prozessen, der göttliche Iulianus hingegen zumeist Gremien aus Senatoren und ihm selbst, teilweise auch den Praefectus Praetorio. Daher denke ich, dass man die äußere Form in diesem Falle flexibel halten sollte."
Tatsächlich widerstrebte es dem Tiberier natürlich, dass der Kaiser in dieser Angelegenheit Narrenfreiheit erhielt. Doch andererseits fürchtete er sehr, dass der Kaiser...oder vielmehr dieser Salinator sein Gesetz kippten. Also hatte er dieses Zugeständnis eingebaut und verteidigte es nun auch.