Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Inzwischen hatte Tiberius Durus sich über den Heiratsmarkt Roms informiert: Leider war der junge Aedilis Plebis Sempronius bereits versprochen, ebenso wie ein Quaestor, der als Mitglied eines der besten Häuser Roms wohl eine ganz gute Partie gewesen war. Also sollte es wohl Aurelius Ursus werden - wenn nichts dazwischenkam.


    Eines Abends beschloss Durus, Septima von ihrem zukünftigen Glück zu erzählen, weshalb er einen Sklaven losschickte, um sie herbeizuholen...

    Der Junge war einsichtig - sehr gut! Einen Augenblick überlegte er, ob er Septima herbeiholen sollte - dann entschied er sich jedoch dagegen, denn vielleicht war sie gerade unabkömmlich. Außerdem gab es eine andere gute Möglichkeit:


    "Gut, dann lade ich dich gern zum Essen ein...du wirst eine Einladung erhalten! Wäre dir das genehm?"


    Er konnte sich etwas umhören und wenn er sich meldete, hatte er vielleicht schon geklärt, ob er Septima besser unterbringen konnte.

    Unterdessen begann im Hof die Vorbereitung für den Processus Consularis, der traditionell hinauf zum Capitolium führte. Drei weiße Rinder waren bereitet worden, diesmal besonders prächtige Exemplare, reichlich mit roten und weißen Stoffbändern geschmückt und mit Kräutern beruhigt, aufdass es zu keinen Unregelmäßigkeiten kam. Dazu warteten auch die Liktoren, auf die Durus sich insgeheim besonders freute: Aus irgendeinem Grund machte es ihn stolz, von mit Rutenbündeln bewaffneten Männern begleitet zu werden - es verschaffte ihm ein Gefühl von jener alten Zeit, als Magistrate die höchsten Mächte Roms gewesen waren, als es noch keinen Kaiser gegeben hatte, der faktisch einen Großteil der Macht innehatte, und die Consuln die höchste Macht in Stadt und Land gewesen waren.

    Während weitere Senatoren herbeiströmten, bemerkte Durus gar nicht, wie die Zeit verging. Und so war er auch nicht traurig oder erzürnt, dass Modestus etwas später kam. Vielmehr freute er sich sogar, dass dieser Mann, der seine neue plebejische Hoffnung darstellte, auch auftauchte!


    "Salve, Annaeus! Nimm auch du eine kleine Aufmerksamkeit!"


    Auch hier wurde der Sklave aktiv und verteilte den Kuchen mit einem freundlichen Lächeln, während Durus weitere Wünsche entgegennahm.


    Sim-Off:

    WiSim

    "Gut, das werde ich!"


    Damit nahm er an, dass das Gespräch beendet war. Zumal es schon sehr dunkel geworden war - offenbar hatten sich die Verhandlungen länger in die Nacht hinein gezogen, als er erwartet hatte ;)! Dennoch war es wohl unhöflich, sie einfach so hinauszuwerfen. Also fragte er


    "Möchtet ihr noch etwas trinken?"


    Er unterdrückte ein Gähnen, kaum war ihm die Frage über die Lippen gekommen. Zwar waren Hochzeitsverhandlungen eine spannende Sache, dennoch war er langsam auch ziemlich müde.

    Alle bestätigten die Lüge anstandslos (wahrscheinlich waren sie selbst nicht anwesend gewesen). Also konnte man beginnen. Durus selbst ergriff nun das Wort, denn es war ausschließlich sein Recht, die Auspizien einzuholen - formell assistierten die Auguren nur!


    "Wie Euer Wort bestätigt, besitze ich also nach altem Recht und alter Sitte und dem Willen der Quiriten das Imperium Consulare und befehle daher:


    Ich wünsche, den Willen des Iuppiter Optimus Maximus zu erfahren, ob es ihm gefällt, dass ich, der Quirite Manius Tiberius Manii Filius Durus, bestimmt durch den Willen des Römischen Volkes der Quiriten, das Amt des Consul antrete."


    Orestes war für diese Auspicia zuständig, also würde er nun den Vogelflug beobachten müssen. Eigentlich sollte ja nichts schiefgehen - also harrte Durus der Dinge, die da kamen.

    Durus überlegte. Natürlich hatte Mattiacus Recht, doch diese Angelegenheit würde er sich erst noch einmal überlegen...die andere Idee hingegen gefiel ihm wesentlich besser!


    "Hm, das ist korrekt. Entspräche es der Tradition, dass sie dadurch ihres Vermögens verlustig gingen?"


    fragte der Consul weiter, denn einen derartigen Gesetzesantrag würde er in jedem Falle auf den Weg bringen! Doch gab es ja noch weitere Dinge, die er ansprechen wollte.


    "Ein weiterer Punkt wären die Strafen, die traditionell für verschiedene Delikte verhängt werden. Für den Mord kann es meines Erachtens nur eine Strafe geben: Den Tod. Auch möchte ich die besonderen Hinrichtungsformen wie das Säcken wieder gesetzlich für besonders verwerfliche Missetaten einführen.


    Vielleicht könntest du mir und meinen Mitarbeitern in dieser Angelegenheit etwas behilflich sein, da der Codex Iulianus schon so lange in Erinnerung ist, dass viele sich kaum an die alten Gesetze und Strafen erinnern können."

    Erwartungsvoll verfolgte Durus das Mienenspiel, das Mattiacus während seinen Ausführungen bot. Es war wenig aussagend, doch die Worte darauf klangen doch sehr gut.


    "Nein, danke."


    warf er kurz wegen der Frage nach dem Getränk ein, dann kam er zum Thema zurück:


    "Das wäre durchaus möglich, ja. Wobei ich es bevorzugen würde, dass Senatoren auch von ihresgleichen gerichtet werden."


    Das entsprach zwar nicht den letzten Entwicklungen, doch Durus war sehr standesbewusst und hatte keine Lust, von so einem dahergelaufenen Aufsteiger-Eques oder gar einem einfachen Plebejer gerichtet zu werden!

    Offenbar hatte sie nicht alles gesagt - oder dem Jungen war es unangenehm, seine Erwartungen offen auszusprechen. So war es an Durus, dies zu erledigen:


    "Das ist wahr. Ich bin ein großer Familienmensch, dennoch war es mir bisher nicht vergönnt, eine eigene Familie zu gründen. Zwar werde ich in Kürze heiraten, doch ist es nicht sicher, ob meine Sposa auch tatsächlich fruchtbar ist. Daher habe ich natürlich auch große Angst, dass meine Memoria ausgelöscht sein wird, wenn ich einmal nicht mehr bin."


    Er machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr:


    "Da deine Mutter tot ist, hast du ja selbst nun auch leider keine Familie mehr. Ich würde dir daher anbieten, dich zu adoptieren - oder vielmehr zu adrogieren. Du würdest zwar die Freiheit wieder verlieren, die du als Persona sui iuris hast, doch dafür wärst du fortan der Sohn eines Consul und nicht mehr eines Quaestor vergangener Zeiten - ohne die Leistungen deines Vaters schmälern zu wollen.


    Wenn du mein Sohn wärst, würde das deiner Karriere sicherlich dienen."


    Natürlich erwartete Durus, dass der Bursche sofort einschlug! Alles andere wäre eine Beleidigung für ihn gewesen!

    Ah, also hatte sich der junge Mann doch informiert. Zwar konnte Durus sich nicht erinnern, dass Ursus das Mädchen überhaupt schon einmal gesehen hatte, aber im Grunde war das ja auch egal. Ehen wurden nicht aus Liebe geschlossen, sondern nur aus politischen Gründen! Folglich war es ziemlich egal, wie gut die beiden sich kannten.


    "Das ist allerdings korrekt. Allerdings ist sie auch die letzte meiner Familie, die ich für eine Verbindung zur Verfügung habe. Daher wirst du verstehen, wenn ich sie dir nicht sofort versprechen kann, sondern zuerst noch Erkundigungen werde einziehen müssen. Was selbstverständlich ebensowenig bedeuten soll, dass ich nicht bereit bin, sie dir anzuvertrauen."


    erklärte der Consul und war dabei ziemlich ehrlich: Als Mitglied der Nobilitas standen ihm natürlich inzwischen zahlreiche, einflussreiche Verheiratungsmöglichkeiten offen, denn selbst wenn Septima nicht seine leibliche Tochter war, so unterstand sie doch seiner Patria Potestas und es war damit wohl fast ebenso symbolträchtig, sie dem einen oder anderen Senator zur Frau zu geben, wie es bei einer leiblichen Tochter der Fall gewesen wäre.


    Allerdings war er völlig überrascht und wusste nicht sicher, wie der Heiratsmarkt sich inzwischen entwickelt hatte...also musste Ursus wohl noch ein wenig warten.


    "Ich könnte sie dir allerdings gern schon einmal vorstellen, wenn du möchtest."


    'Gucken kostet nichts' - so hieß es ja nicht umsonst!

    Endlich konnte das Opfer vollzogen werden. Durus hatte sich inzwischen wieder ein wenig beruhigt, denn er hatte gesunde Tiere vor sich, deren Vitalia erfahrungsgemäß keine Mängel aufwiesen. Sicherheitshalber hatte Vitorius Marcellus jedoch auch den Haruspex bestochen, wie er vor kurzem erwähnt hatte. Also sollte wohl nichts schiefgehen! Die Opferhelfer standen bereit: Die drei Opferhelfer hatten die Opferäxte erhoben, die Stecher hielten ihre Waffen bereit. Stellvertretend für alle fragte der Stecher des mittleren Stieres


    "Agimusne?"


    "Agete!"


    erwiderte Durus wie gewohnt und verzögert um nicht mehr als einen halben Herzschlag stimmte auch Vitorius Marcellus eifrig mit eine


    "Age"


    zu. Sofort sausten die Äxte nieder und das Durus ebenso bekannte wie verhasste Krachen der Knochen ertönte. So war es den Stieren gar nicht mehr möglich, aufzuschreien, als man ihre Schlagadern durchstieß und das Blut nicht nur in die bereitgehaltenen Schüsseln, sondern auch auf den Steinboden spritzte. Auch das war zumindest ein gutes Zeichen! Dennoch fürchtete Durus jedes Mal, dass seine Toga Praetexta beschmutzt wurde - zum Glück umsonst! Nun jedoch war der Haruspex an der Reihe, denn unter dem strengen Blick des Pontifex pro Magistro und Consul begann man, das Tier zu öffnen und die Vitalia zu entnehmen. Eigentlich sollte nun auch alles übrige gut gehen - doch dennoch blieb ein kleiner Funke Unsicherheit bei dem Tiberier zurück, während Marcellus zufrieden lächelte.

    "Sehr gut."


    bestätigte Durus und blickte in die Ferne. Die Sonne hatte den Horizont etwa zur Hälfte überschritten, sodass ein dämmriges Licht über der ewigen Stadt lag. Der Consul gähnte kurz, dann blickte er zu den Auguren. Sie mussten zuerst die Anwesenheit bei den Comitia bestätigen.


    Damit begann der Augur Aemilius, den Durus noch aus alten Augurentagen kannte:


    "Ich bezeuge hiermit, dass der Quirite und Consul Designatus Manius Tiberius, Manii Filius, Durus bei der Verabschiedung der Lex Curiata de Imperio anwesend war und damit rechtmäßig das Imperium Consulare inne hat."


    Anschließend wiederholte auch der zweite Augur die Worte. Nun war nur noch Orestes an der Reihe.

    Man hatte die Tiere bereits an die Ringe im Boden gekettet und begann nun, ihnen die farbigen Stoffbahnen von den vergoldeten Hörnern zu entfernen. Unterdessen ergriff Durus von einem Pontifex - es war wohl Cornelius - das Culter. Eigentlich besaß er selbst ein solches Opfermesser, doch die Tradition verlangte, dass man es zu diesem Anlass von einem Pontifex erhielt. Während Vitorius nur einen einzigen Stier rituell zu entkleiden hatte, musste Durus zwei der Tiere abschreiten und die Klinge über die Wirbelsäule ziehen. Dies war jedoch kein besonders schwieriges Unterfangen, denn der fehlenden Reaktion der Tiere zufolge waren diese ordentlich betäubt, wie es dem Tiberier auffiel - hoffentlich schlief keines ein, bevor der Opferstecher seine Arbeit getan hatte!


    Nun mussten beide Consuln das Opfergebet sprechen, das zugleich ein Votum für die Amtszeit sein würde. Hier genoss Durus als der ranghöhere Consul die Ehre, zuerst zu sprechen. Daher streckte er seine Handflächen gen Himmel und begann die Worte, die ihm ein Helfer vorlas, nachzusprechen


    "O Iove Optime Maxime,


    der Du die Res Publica schützt und bewahrst, dem Senat und dem Volk von Rom Herrschaft ohne Grenzen gewährst und den Quiriten immerwährendes Heil gewährst!


    Bewahre die Stadt vor allem Unheil! Stehe mir bei bei der Lenkung des Staates, in jedweder Gefahr, Seuche, Dürre oder Schlacht schenke uns göttlichen Beistand. Nimm dieses Opfer an und siehe das Opfer des Gnaeus Afranius Dexter als gelöst.


    Auch ich will Dir geloben drei makellose Stiere, dargebracht durch den Consul des nächsten Jahres, so Du mein Bitten erhörst und dem Volk der Quiriten Heil schenkst."


    Als er geendet hatte, bemerkte Durus, dass sein Herz etwas schneller schlug - heute hatte er sich keinen Versprecher leisten können! Doch alles war gut gegangen - wenn Marcellus seine Aufgabe ebenso gut vollendete. Immerhin hatte der Vitorier weitaus weniger Opfer-Erfahrung als der Pontifex pro Magistro! Daher war es nicht verwunderlich, dass Durus' Herz weiterschlug, während sein Collega das selbe Gebet intonierte:


    "O Iove Optime Maxime,


    der Du die Res Publica schützt und bewahrst, dem Senat und dem Volk von Rom Herrschaft ohne Grenzen gewährst und den Quiriten immerwährendes Heil gewährst!


    Bewahre die Stadt vor allem Unheil! Stehe mir bei bei der Lenkung des Staates, in jedweder Gefahr, Seuche, Dürre oder Schlacht schenke uns göttlichen Beistand. Nimm dieses Opfer an und siehe das Opfer des Gnaeus Afranius Dexter als gelöst.


    Auch ich will Dir geloben drei makellose Stiere, dargebracht durch den Consul des nächsten Jahres, so Du mein Bitten erhörst und dem Volk der Quiriten Heil schenkst."

    Die Begrüßung war kurz und ging sofort in medias res. Das kam Durus gelegen, denn er hatte als Consul viele Verpflichtungen und wollte sich nicht allzu lange aufhalten. Also begann er sofort:


    "Ich würde gern deinen juristischen Rat einholen, betreffend einer Reform, die ich durchzuführen gedenke. Und zwar möchte ich zuerst das Prozedere in unseren Gerichten wieder ein wenig der Tradition unserer Vorväter angleichen, sowie die Praetoren entlasten."


    Er machte eine Pause und ließ sich von Lukios die entsprechende Wachstafel reichen.


    "Ich möchte das Iudicium Maior und Minor durch ein Iudicium Publicum für Verbrechen und Schwerverbrechen, sowie ein Iudicium Privatum für Vergehen ersetzen. Damit wäre das Iudicium Imperialis aus der regulären Strafverfolgung ausgeschlossen, was unseren geliebten Kaiser entlasten würde - natürlich sollte der Kaiser weiterhin das Recht haben, jeden beliebigen Prozess an sich zu ziehen, wie es der Tradition der Cognitio Extraordinaria entspricht.


    Beim Aufbau dieser neuen Instanzen habe ich versucht, mich ebenfalls an die Tradition zu halten: Im Iudicium Publicum sollten drei Iudices die Urteile fällen, während das Iudicium Privatum, das ja ohnehin mit weniger bedeutenden Fällen und Streitwerten betraut ist, mit einem Iudex auskommen sollte.


    Die Einsetzung der Iudices sollte weiterhin durch den zuständigen Praetor vollzogen werden, jedoch möchte ich hier auch die Möglichkeit geben, dass der Praetor einen Fall gänzlich abgibt, sodass er entlastet wird, ohne die Möglichkeit einzubüßen, selbst an den Prozessen mitzuwirken.


    Im Rahmen dessen dachte ich außerdem an die Einrichtung zweier außerordentlicher Instanzen, nämlich den Kaiser, der seine Urteile nach seinem Gutdünken fällen können sollte, sowie den Senat als Appellationsinstanz für Senatoren. In diesem Fall sollten die Consuln oder Praetoren die Verhandlungen führen und die Verurteilung durch Abstimmung erfolgen."


    Damit hatte er schon eine ganze Menge vorgetragen, weshalb er erst einmal abwartete, was Mattiacus dazu sagte.

    Als Ursus seine Verwandtschaftsverhältnisse aufzählte, wurde Durus plötzlich klar, woher er sich an den Namen erinnerte: Er stand auf der Liste der neu ernannten Senatoren! Und offenbar hatte er auch schon einiges getan, denn er hatte alle Stufen der traditionellen Ämterlaufbahn vollzogen - selbst die, die er nicht musste! Dann jedoch kam eine ziemliche Überraschung: Er wollte eine Frau von Durus! Es war wirklich interessant, dass die Aurelier geradezu demonstrativ die Nähe zur Gens Tiberia suchten, waren doch bereits zwei Verbindungen geplant!


    "Eine Frau? Im Augenblick habe ich - wie du sicher weißt - die meisten meiner Verwandten in Verbindungen untergebracht. Dachtest du an jemanden Spezielles?"


    Letztendlich war nur Tiberia Septima übrig, wie Ursus sich sicherlich informiert hatte. Bei aller Behandlung von Frauen wie Vieh war es Durus doch etwas unpassend, für eine so wichtige Entscheidung wie eine Hochzeit seine Verwandten anzubiedern. Etwas sollte sich der junge Mann vorher schon informiert haben!

    Als Durus das Vestibulum durchquert hatte und ins Atrium kam, erblickte er dort seinen früheren Vorgesetzten, der offenbar gerade dem Müßiggang nachging (oder aber möglicherweise auch auf ihn wartete). Im Grunde war es relativ egal - Durus ging zielstrebig auf ihn zu und begrüßte ihn.


    "Ave, Decimus! Ich hoffe, es geht dir und dein Deinen gut!"


    Lukios, der ihn ebenfalls begleitete, flankierte ihn links (mit einer Hand voll Wachstafeln), rechts ging Claudius Lepidus.


    "Das ist Claudius Lepidus. Er vollzieht bei mir sein Tirocinium Fori, ehe er eine politische Karriere einschlägt."


    erklärte er daher kurz.


    Inzwischen war auch Tiberius Durus an der Tür angekommen und blickte in die Augen eines etwas pflichtvergessenen Ianitor. Er hatte schon erwartet, dass es so lange dauerte, weil er den Hausherrn holen musste. Doch offenbar hatte er geschlafen oder sich sonst irgendwie fremd beschäftigt.


    Mit zielstrebigem Schritt ging er auf die Tür zu, wandte sich dann jedoch einen Augenblick um.


    "Ihr wartet hier! Claudius, du kommst mit!"


    befahl er knapp und trat dann ein. Theoretisch hätten wohl auch die Liktoren mit hereinkommen dürfen, doch Durus verzichtete darauf, denn einerseits wirkte es ein wenig unhöflich, andererseits mochte er seine Amtsdiener selbst nicht besonders.

    Aurelius Ursus - tatsächlich glaubte Durus, den Namen bereits gehört zu haben, aber er hätte wohl seinen Nomenclator benötigt, um sich an weiteres zu erinnern. Dafür erinnerte er sich an ihn, was dem Tiberier natürlich geschmeichelt hätte, wäre er nicht ein derartig wichtiger Mensch gewesen, dass er nur beleidigt war, wenn man ihn nicht kannte. Dennoch tat er natürlich erfreut und meinte


    "Als Consul bin ich doch für den Staat verantwortlich - und wer ist der Staat, wenn nicht seine Bürger? Wie kann ich dir also helfen?"


    Natürlich war das glatt gelogen: Durus kümmerte sich schon um seine Klienten und auch um wichtigere Persönlichkeiten, doch das Wohl des gemeinen Pöbels, vor allem der Habenichtse aus der Subura, war ihm ziemlich egal.

    Unter dem Klang der Tibiae bereitete Durus sich auf das Hauptopfer vor. Ihm würde auch hier die Ehre zuteil, als erster das Opfergebet zu sprechen, doch die rituelle Reinigung erfolgte gemeinsam mit seinem Collega. Unter dem Murmeln eines Gebetes goss ein Opferdiener ihm Wasser über die Hände und reichte ihm anschließend ein Handtuch. Als sie getrocknet waren, fuhr Durus fort.


    Als er die Augen hob, betrachtete er die Opfertiere. Sie würden nun den Göttern geweiht werden, wofür man Mola Salsa bereitet hatte. Durus umrundete die Tiere ein weiteres Mal und pinselte mit einem dicken Pinsel ein wenig von der Schrot-Salz-Mischung auf den Rücken der Tiere, während er sprach


    "Ich weihe dieses Tier dem Iuppiter Optimus Maximus, aufdass es ein gerechtes Opfer werde."


    Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass auch Vitorius Marcellus diesen Ritus an einem weiteren Tier vollzog, während Durus noch den dritten Stier auf diese Weise zum Opfertier des obersten Himmelsgottes machte.