Durus ergriff die Hand seiner Begleiterin, die offenbar nicht gewillt war, ihren Namen zu nennen. Also musste er sich einen überlegen! Nachdenklich klopfte er sich mit dem Zeigefinger ans Kinn, während ihm unzählige Namen in den Sinn kamen. Natürlich zuerst die zahlreichen Göttinnen - sie hätte auch den Namen der Schaumgeborenen verdient - oder den der Gattin des Tiberinus? Aber leider war ihm der Name entfallen...darum entschloss er sich letztendlich, den etwas einfallslosen Namen der ersten Mänade überhaupt auszuwählen:
"Thyia. Ich werde dich Thyia nennen!"
Erklärte er, woraufhin das Mädchen lächelte und ihn zu den Klinen zog. Sein Platz war ausgerechnet neben der dunkelhäutigen Katzengöttin, die ihre Maske allerdings schon abgenommen hatte. Erst jetzt stellte er fest, dass sie wohl aus Africa stammte und die Farbe ihrer Haut natürlich war. Und daneben lag eine Venus, die wohl jedem Mann in diesem Raum den Kopf verdrehen konnte (mit Ausnahme vielleicht dieses Alexanders, der ja bereits von seinem Hephaistion begleitet wurde).
Ehe er sich jedoch vorstellen konnte, kam auch schon der Gastgeber herein, reitend auf einem Fass. Anerkennend lächelte Durus: Freigelassene mochten zwar bisweilen etwas vulgär sein, doch dafür waren sie oft wesentlich kreativer als ihre ehemaligen Herren! Während er dem noch zusah, bemerkte er gar nicht, wie seine Thyia davongeeilt war, sondern wurde sich dessen erst bewusst, als sie ihm mit einer Kanne vom neuen Wein einschänkte.
Durus betrachtete den Wein und murmelte ebenfalls die alten Worte, die schon sein Vater und sein Großvater an diesem Tag im Jahr gemurmelt hatten:
"Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor"
Dann jedoch nahm er einen Schluck und wurde sich dabei bewusst, wie lecker süß neuer Wein schmeckte - zu dieser Zeit sollte er immer neuen Wein trinnken! Anschließend blickte er sich um und erinnerte sich daran, dass er ja noch die gottgleichen Damen neben sich begrüßen musste!
"Chaire, ich bin Tiberinus, der Herr des Flusses. Bastet und Venus, nehme ich an?"
Er prostete ihnen mit dem Weinbecher zu, als er plötzlich abgelenkt wurde, als die Pasteten geöffnet wurden und kleine Vögel gen Decke stoben. So etwas hatte Durus zwar schon einmal gesehen, dennoch fand er es immer wieder faszinierend.
"Bring mir von allem etwas!"
befahl er seiner Mänade und wandte sich dann wieder den jungen Damen zu. Seine politischen Motive hatte er schon jetzt vergessen!