Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Daran hatte Durus noch gar nicht gedacht - Octavius Macer war noch nicht als Jurist aufgetreten (zumindest nicht so auffällig, dass Durus dies bemerkt hätte). Und dies änderte natürlich einiges! Und im Grunde war es ihm ohnehin egal, wer den Straßenkehrermeister machte!


    "Unter diesen Umständen muss ich Purgitius Macer zustimmen. Verzeiht, dies hatte ich nicht bedacht. Wir könnten Fulvius Bambalio und Octavius Macer tauschen, sodass letzterer die Erbschaften verwaltet."


    warf er daher noch einmal ein. Es war zwar eigentlich nicht besonders gut, seine Meinung ständig zu ändern, doch wenn selbst Octavius Victor, der zweifellos mit Macer verwandt war, nicht dem Wunsch des Jungen entsprechen wollte, konnte man sich damit wohl auch kaum Feinde machen (abgesehen vielleicht von Fulvius Bambalio, der nun das weniger prestigeträchtige Amt übernehmen müsste).

    Durus war erstaunt, als die Iudices bereits nach so kurzer Zeit wiederkamen. Das konnte ein sehr gutes, aber auch ein sehr schlechtes Zeichen sein! Zumindest war die Entscheidung rasch gefallen! So blickte er angespannt auf Livianus, während dieser das Urteil entrollte und endlich vorlas: Freispruch! Er hatte gesiegt - wenn auch nicht mit seiner Strategie, sondern mit einer wesentlich allgemeineren Erklärung. Aber immerhin: Ein Sieg!


    Entspannt lächelnd wandte er sich zu Furianus ein und rollte noch kurz mit den Augen über die Äußerung seines Gegners. Dann jedoch nickte er.


    "Gern geschehen!"


    Er ergriff seine Notizen und nickte Lukios zu: Sie konnten zusammenpacken! Dann winkte er zu Lepidus hinüber - sein Tiro sollte ja auch hier etwas lernen! Dann blickte er noch einmal freundlich zu dem Flavier:


    "Ich denke, wir können gehen und unseren Sieg feiern, Furianus!"

    Durus setzte sein Politikerlächeln auf, als der leibhaftige Dionysos auf ihn zu kam und ihn freundlich begrüßte. In Gedanken war er jedoch eher bei der Frage, wie viele potentielle Wähler auf dieser Veranstaltung sein mochten und wie viele er davon von sich überzeugen konnte!


    "Ich danke Dir, erhabener Bacchus! Mögest Du uns ein leuchtendes Beispiel der Ausschweifung sein!"


    erwiderte er dann leicht ironisch. Er hatte sich natürlich informiert und ging sehr davon aus, dass Suavis sich hervorragend auf diese Aufgabe verstand. Dann wurden die eigenen Diener abgegeben und wunderhübsche Geschöpfe traten auf, um den Gästen als Leibdiener zu dienen. Der Tiberier wusste gar nicht, wen er aussuchen sollte, entschied sich nach langem Zögern jedoch für eine blonde, hervorragend ausgestattete Dame, die ihn an ein gewisses Abenteuer aus seiner Amtszeit als Aedil erinnerte. Ein weiterer Grund mochte sein, dass seine übliche, unfreie Gespielin zu Hause ein völlig anderer Typ war.


    "Und wie darf ich dich nennen, meine Maenade?"


    fragte er freundlich und hatte dabei fast vergessen, dass er hauptsächlich aus politischen Gründen hier war.

    Durus nickte ungeduldig und wartete darauf, dass Lucianus zum Punkt kommen würde. Und dann war es so weit: Er wollte, dass ein Kriegsbeil begraben wurde, das Durus gar nicht ausgegraben hatte! Natürlich hielt er sich als Patrizier für etwas Besseres und blickte ein wenig auf die "gewöhnlichen" Senatoren herab, doch im Grunde hatte er nichts gegen die plebeischen Familien, besonders die Consularen!


    "Ich kann keinen Streit erkennen, Vinicius! Eine meiner Verwandten sind sogar mit Plebeiern verheiratet - denke nur an deine verstorbene Schwägerin Tiberia Livia!"


    Er blickte Lucianus an, als könne er kein Wässerchen trüben, doch in ihm stieg langsam auf, worauf er anspielen könnte. Es gab keinen Krieg zwischen Patriziern und Plebeiern...es gab nur einen Krieg zwischen bestimmten Patriziern und bestimmten Plebeiern!

    Alles redete auf ihn ein, sodass Durus sich ein wenig konzentrieren musste, um alle Fragen angemessen zu beantworten. Da Septima nun fragte, unterbrach er also das Gespräch mit Furianus und erklärte


    "Vitorius Marcellus wird mein Collega sein, Macer wird Praetor Urbanus, ansonsten..."


    Er zählte auch die übrigen Wahlsieger auf, wobei er bei den Vigintiviri stockte - immerhin waren es zwanzig Sieger, die dazu noch ziemlich unbekannte Personen waren.


    "Ich glaube, dieser Octavius Macer aus Ostia hat es auch geschafft, ja."


    Damit war es aber genug der Erklärungen, denn heute wollte Durus sich auf das Feiern konzentrieren - morgen waren dann Gespräche an der Reihe!

    Als die beiden eintraten, war Durus ziemlich erstaunt - sie kamen ja wie aufs Stichwort! Und offenbar hatten sie sich gut unterhalten, was schon einmal sehr gut war. So lächelte er zufrieden und meinte


    "Wir sind gerade fertig geworden. Orestes ging es leider nicht gut, er musste sich schon verabschieden, wie ich fürchte."


    Tatsächlich war er nur gegangen und nicht zurückgekehrt, woraus der Tiberier seine Schlussfolgerungen gezogen hatte.

    Diese Frage klang sehr danach, dass sie noch keine Verbündeten um sich geschart hatten, nicht einmal gefragt hatten! Doch wenn er so nachdachte...natürlich traute er es einigen zu, sich von diesem Plebsvertreter übelster Sorte einwickeln zu lassen. Germanicus Avarus zum Beispiel, der nach Durus' Dafürhalten alles für Geld tat, oder sein Verwandter Sedulus, den kleinen Handwerker von der Straße! Doch solche Namen konnte er in diesem Gespräch wohl kaum vage Vermutungen über seine Feinde einbringen... Und sonst?


    "Ich wüsste im Augenblick niemanden. Aber haben wir genügend Leute, die das Rückgrat haben, sich gegen den Stellvertreter des Kaisers zu stellen?"


    fragte er weiter und konnte sich für diesen Fall natürlich sofort wieder zwei Gegenbeispiele denken!

    Zwar erkannte Durus keinen Schild mit Aeneas, dafür jedoch eine Vielzahl anderer Götter und Heroen. Dort hinten schien Flavius Gracchus gerade mit dem Hausherrn zu sprechen, der sich - wie sollte es anders sein? - als Bacchus verkleidet hatte. Gracchus hatte hingegen etwas weniger Ausschweifendes gewählt: Durus erkannte die Gottheit von seiner Zeit in Aegyptus. Da er Macer mit dem schwarz gefärbten Haar jedoch nur von hinten sah, erkannte er diesen nicht, ebensowenig die geheimnisvolle Minerva - Minerva? Wie konnte das nur passieren? Offenbar hatte jemand anderes die gleiche Göttin gewählt wie Arvinia! Wie peinlich! (Zumindest hatte Durus gehört, dass für Frauen schon die Welt unterging, wenn ein anderer Gast das gleiche Kleid trug wie man selbst!) Rasch versuchte er davon abzulenken und erwiderte lächelnd auf den Kommentar


    "Aber bitte nicht zu sehr - noch bin ich ja Junggeselle!"


    Natürlich war das nicht ernstgemeint: Auch wenn er verheiratet war, würde er sein Liebesleben immer noch selbst bestimmen! Es gab für Männer keinen Ehebruch (obwohl ihn das an Corvinus' Kommentar über die Rücksicht auf Ehefrauen erinnerte)! Und wo er gerade bei der Liebe war...diese umwerfende Schönheit dort hinten konnte doch nur die Verkörperung der Schaumgeborenen persönlich sein!


    "Die sind ja alle richtig maskiert - vielleicht hätte ich mir wenigstens einen Bart ankleben sollen?"


    Der Tiberier musste über seinen eigenen Witz grinsen. Er mit einem Bart! Da würde er wahrscheinlich aussehen wie ein Philosoph aus Athen!

    "Ich habe nichts gegen ein Ausscheidungsrennen: Vielleicht am ersten Tag die Vorläufe und am zweiten das Finale."


    meinte Durus auf die Frage, die ihm bisher völlig entfallen war. Nach seinem Geschmack hatten die Aurigae zur Zeit ohnehin viel zu wenige Möglichkeiten, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Und wenn die Factiones wollten, sollten sie ruhig mehrere Fahrer ins Rennen schicken.


    "Wenn wir natürlich zu wenige Anmeldungen haben, nicht."


    fügte er an und wandte sich der zweiten Frage zu.


    "Ist mir egal. Entweder hier, oder, wenn es Mattiacus so lieber ist, auch bei ihm."

    Durus lächelte und ergriff sich gleich einen Becher Wein von einem Sklaven. Dabei antwortete er gleich seinem Scriba, während er sich von Septima löste.


    "Ich muss zugeben, ich am Schluss doch ein wenig."


    Doch schon musste er einen weiteren Freund umarmen, denn überraschenderweise kam Flavius Furianus ins Atrium gelaufen. Er sah furchtbar aus, fast wie ein Toter. Durus musste an seine Ankündigung denken, dass er sterben würde, was ihn inmitten dieses großen Triumphes doch etwas traurig stimmte. Dennoch ließ er sich natürlich nichts anmerken.


    "Designatus, mein Lieber, Designatus! Ich muss mich wohl bei dir bedanken - ohne dich würde ich nicht hier stehen!"


    erklärte er glücklich und ergriff gleich einen weiteren Becher Wein, um ihn dem Flavier anzubieten.

    "Das stimmt wirklich. Es scheint fast, als ob die engagierten Förderer weggebrochen sind. Caecilius Crassus ist doch der Princeps der Grünen, nicht wahr? Und die Purpurea...Furianus leitet diese. Aber der Arme ist ja erkrankt, weshalb er wohl auch nicht hier sein kann. Vielleicht wäre es klug für die Factio, einen neuen Princeps zu bestimmen."


    fiel Durus ein und überlegte, was es bedeutete, wenn die Purpurnen nicht mehr im Spiel waren. Wenn er darüber nachdachte, kannte er auch keinen aktuellen Lenker der Factio - war sie gar ausgestorben?

    Durus nickte über die Information. Er war ein Knabe, der das Licht der Öffentlichkeit mied - damit würde er sich zweifelsohne wenig Sympathie beim Pöbel einholen. Dass er zusätzlich nicht die Möglichkeit besaß, bei den Legionen Eindruck zu schinden, rechnete Durus die Chancen des jungen Caesar sehr gering. Vielleicht war es wirklich sinnvoll, sich schon einmal nach einem potentiellen Nachfolger umzusehen - rein prophylaktisch natürlich!


    Als dann Lucianus etwas einwarf, wurde Durus etwas misstrauisch: Vertraute an gewisse Positionen setzen? Einfluss auf die Prätorianer und den Kaiserhof gewinnen? Das klang ja alles fast etwas nach Verschwörung! Oder war es doch nur ein ehrliches, patriotisches Bemühen? Und auf welche Differenzen spielte der Vinicier an?


    "Ist der Senat denn einig gegen Salinator? Habt ihr bereits Verbündete gesammelt?"


    fragte er daher weiter, um sicher zu gehen, dass er hier nicht in ein hoffnungsloses Unterfangen verwickelt zu werden.

    Schweigend verfolgte Durus, wie die Iudices den Raum verließen und sich zur Beratung zurückzogen. Dann wandte er sich Furianus zu, der jedoch, ehe er etwas sagen wollte, auch schon eine Entschuldigung auf den Lippen hatte. Er machte eine abwehrende Handbewegung.


    "Du musst dich nicht entschuldigen! Ich freue mich, dass es dir so gut geht, dass du hier erscheinen konntest! Und meine paar Worte als kleiner Freundschaftsdienst sind doch wirklich nicht der Rede wert!"


    tat er sein Engagement auch mit Worten ab.


    "Ich hoffe, ich habe meinen Standpunkt gut genug vertreten. Ansonsten werden wir Livianus anzeigen, denn dieses Gericht ist eindeutig nicht der richtige Ort für diesen Fall."


    fügte er hinzu und blickte hinüber zu Lepidus. Nun während der Pause würde er die Möglichkeit haben nach vorn zu kommen und etwas mit ihm zu sprechen. Immerhin war der Gerichtssaal wohl die zweitvornehmste Aufgabe des Politikers!

    Als Consul Designatus hatte Tiberius Durus die Ehre, als einer der ersten Senatoren seine Meinung zu dieser Frage abzugeben. Und so lauschte er interessiert den Wünschen der gewählten Kandidaten.


    "Ich bin der Meinung, dass alle Wünsche der Kandidaten berücksichtigt werden. Meines Erachtens nach gehen sie auf und wir haben für alle Aufgaben ausreichend Kandidaten. Besonders liegt es mir jedoch am Herzen, dass der junge Aurelius zum Quaestor Consulum gemacht wird - ich denke, dass ich gut mit ihm arbeiten können werde."


    Zwar kannte Durus den Aurelier kaum persönlich, doch war es ein Aurelius und dazu hatte er gutes von ihm gehört.

    | Stesichoros


    Offenbar wollte der junge Patrizier sich nicht abschütteln lassen! Aber immerhin war Wahlkampf, da ließ der edle Tiberius mehr Gäste ein als sonst. Daher meinte der Ianitor


    "Ich werde sehen, ob er Zeit hat!"


    Er öffnete die Tür und ließ den Claudier im Vestibulum warten, während er sich auf den Weg ins Innere der Villa machte. Nach einer gefühlten Ewigkeit kehrte er zurück und meinte ergeben


    "Der Dominus empfängt dich."


    Damit führte er Brutus hinein.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Ursprünglich hatte Durus geplant, sich selbst darum zu kümmern. Doch nun, da Orestes schon extra fragte, kam es ihm in den Sinn, dass er die Aufgabe eigentlich auch abgeben konnte! Er würde sich sicherlich ebenso gut darum kümmern wie er.


    "Wenn es dir keine Umstände macht, könntest du das gern für mich erledigen. Aemilius würde es beispielsweise sicher tun."

    | Stesichoros


    Sein Herr war der Consul Designatus! Stesichoros mochte den alten Tiberier zwar nicht besonders, doch trotzdem war er froh und stolz, dass er es geschafft hatte. Vor allem deshalb, weil er nun Wein bekommen hatte! Und so hatte er getrunken und war bereits betrunken als der kranke Senator an die Tür klopfte.


    "Herein, immer herein!"


    verkündete der Ianitor mit einem breiten Grinsen. Furianus konnte von Glück reden, dass er nicht ein Pläuschchen über Krankheiten begann!





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Fröhlich erwiderte Durus die Umarmung seine Nichte. Er war fast ein wenig erstaunt, dass sie bereits von seinem Erfolg wusste, denn er war ja direkt nach der Sitzung hierher gekommen! Andererseits war sicherlich ein Bote direkt nach der Verkündung des Wahlergebnisses herbeigeeilt und hatte alles vorbereitet - wie auch immer, Durus freute sich!


    "Meine Freunde hier bekommen alle Wein! Wir gehen aber vielleicht lieber ins Triclinium!"


    Der Maiordomus hatte bereits verstanden und die Sklaven, die die Amphoren hervorgeholt hatten, begannen nun, zuerst den Sklaven, dann den Klienten und Schaulustigen auszuschenken. Es war ein richtiges Volksfest heute!


    Sim-Off:

    Wer dies liest: Wein für alle (WiSim) :D