Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Durus nickte. Zwar hielt er Marcellus nicht gerade für introvertiert, sondern lediglich für vorsichtig, doch in den übrigen Einschätzungen hatte Lepidus ähnliche Schlüsse gezogen wie er selbst.


    "Ich hoffe nur, dass er seine Freunde auch von mir überzeugen kann. Er unterhält ganz gute Kontakte zu einflussreichen Equites. Beispielsweise war er mit Quintilian, dem berühmten Redner befreundet. Und er ist ein guter Freund, der enge Kontakte pflegt.


    Zwar dürfen Equites nicht wählen, doch haben viele Senatoren Kontakte mit ihnen, sodass sie durchaus als Meinungsmacher von Bedeutung sind. Dies ist eine wichtige Lektion in der Politik: Versuche nicht nur deine Zielgruppe, sondern auch deren Kontakte zu überzeugen - besonders wenn ersteres nicht funktioniert!"


    erklärte er bei dieser Gelegenheit gleich ein wenig.

    "Unsere Pläne sind bereits sehr umfangreich in den Angelegenheiten, die ich bisher erwähnt habe, dennoch möchten Vitorius Marcellus und ich bereits zeitnah die Feriae Latinae dieses Jahres durchführen. Dabei soll es natürlich auch nicht an den traditionellen Wagenrennen fehlen, die wir aus eigener Tasche finanzieren werden."


    bemerkte Durus. Dabei fiel ihm jedoch plötzlich noch eine weitere Angelegenheit ein, die er gern umsetzen wollte (wenn sie auch eher eine Randnotiz darstellte).


    "Außerdem möchte ich auch die Bestimmungen zum Cursus Honorum kritisch überprüfen und gegebenenfalls wieder etwas an die Traditionen anpassen. Insbesondere bin ich der Meinung, dass den Magistraten wieder ausdrücklich das Recht auf Coercitio zugestanden werden sollte."

    "Leider ist der Praetor ja sehr stark mit seinem Richteramt beschäftigt. Daher denke ich, dass wir da ein paar Änderungen haben, damit du - oder wohl eher deine Nachfolger - sich auf die Politik konzentrieren können."


    Nachdem Marcellus nun schon so viel um den heißen Brei herumgeredet hatte, beschloss Durus, die Angelegenheit etwas zu klären und meinte


    "Wir planen nämlich, dem Praetor die Möglichkeit zu geben, das Verfahren an einen Iudex abzugeben ohne diesem selbst vorsitzen zu müssen. Außerdem möchten wir gern das Berufungs-System abschaffen - mit Ausnahme natürlich an den Imperator Caesar Augustus."


    "Ja, das Wort des Iudex muss gelten."


    warf Marcellus bestätigend ein, was Durus beinahe zu einem Lächeln verführt hätte. Der Vitorier hatte bisher noch keinen Finger für die Gesetzesreform krumm gemacht. Zwar war Durus auch eher der Fachmann, doch trotzdem war es für den Tiberier ein wenig ärgerlich, dass sein Mitkandidat nun so tat, als wäre diese Reform auch seine und damit um Stimmen buhlte. Doch andererseits wollte ja auch Durus, dass der dicke Vitorier gewann!

    Nachdem Arvinia ihren Platz geräumt hatte, beschloss Durus, selbst auch zum Essen zurückzukehren, während ein Sklave Corvinus den freigewordenen Platz zuwies. Einen Moment musste er sich besinnen, bei welchem Thema sie stehen geblieben waren - ach ja, Macers Praetur!


    Interessiert blickte er in die Runde, ob jemand einen Kommentar zu der Andeutung Marcellus' machen wollte. Wenn ja, würde er viele Möglichkeiten haben: Er konnte alles sehr ausführlich erklären und dabei auch Details diskutieren, konnte jedoch auch zurückhaltender sein. Nur was war am angemessensten? Der Tiberier war sich wieder einmal (wie so oft in diesen Tagen) sehr unsicher...

    Die Gattin des Aureliers sah heute wirklich bezaubernd aus - sicherlich hatte sie sehr lange vor dem Spiegel gesessen und sich frisieren lassen. Aber das Ergebnis gefiel Durus durchaus! Hoffentlich hatte Laevina ebenfalls so geschickte Ornatrices!


    "Oh, ich hoffe nur Gutes!"


    erwiderte Durus auf die Bemerkung Celerinas und lächelte. Ob Corvinus wohl von den Verhandlungen über die Dos berichtet hatte? Aber im Grunde war es auch egal.


    "Dürfte ich Dich von Deinem Gatten trennen und Dir einen Platz bei den übrigen Damen anbieten? Ich nehme an, Du kennst Claudia Antonia bereits?"


    Mit einer Geste deutete er auf das Triclinium, das mit ihren beiden Enden fast an das "Herren-Triclinium" herangeschoben war. Darauf hatten sich, beginnend mit der gegenüberliegenden Seite (und damit angrenzend an den letzten der dortigen Männer Annaeus Modestus) Claudius Menecrates, dann Claudia Antonia, Tiberia Albina, Tiberia Septima und schließlich Tiberia Arvinia Platz genommen hatten. Wo sie sich nun hinlegte - ob an das etwas freiere Ende oder zwischen zwei der Damen, die ja recht locker auf den Klinen Platz hatten, war Durus im Grunde egal. Und an dieser Stelle konnte man auch kaum etwas falsch machen.

    Durus erhob sich. Heute hatte er beschlossen, einen anderen Aspekt hervorzuheben als bei der Ersten Anhörung. So hüstelte er leicht und erhob sich dann. Sorgsam strich er sich über die Toga, dann trat er auf die Tribüne um seine Verteidigungsrede zu halten.


    "Iudices, verehrte Anwesende,


    ich habe bereits in der Ersten Anhörung beantragt, dass diese Verhandlung vor dem Senat verhandelt wird, wie es § 51 des Codex Iuridicialis festlegt. Mein Mandant und ich sind jedoch auch weiterhin der Ansicht, dass der Tathergang in keinem Fall den Anforderungen einer Beleidigung gerecht wird und damit auch nicht die Ausnahme des § 51 erfüllt.


    Dennoch muss ich vorerst die Entscheidung des Gerichts respektieren, den Fall an sich gezogen zu haben, da ich nicht davon ausgehe, dass diese Bagatelle weiter verfolgt werden wird. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Beleidigung, oder vielmehr die Üble Nachrede, die von meinem Mandanten mit den eben zitierten Worten begangen hat, schlimmstenfalls als fahrlässige Handlung und damit nach § 46 zu betrachten ist. Wie der uns allen bekannte Kommentar definiert, handelt fahrlässig, 'wer die Sorgfalt außer acht läßt, zu der er nach den Umständen verpflichtet und nach seinen geistigen und körperlichen Verhältnissen befähigt ist, und deshalb nicht erkennt, daß er einen Sachverhalt verwirklichen könne, der einem gesetzlichen Tatbild entspricht.'


    Dies ist für meinen Mandanten aus mehreren Gründen zutreffend. Den ersten Grund habe ich bereits in der Anhörung dargelegt. Es handelt sich um den Verkehrskreis meines Mandanten. Wie wir wissen, stammt er aus der Gens Flavia, die bereits Kaiser hervorgebracht hat und zu den ältesten Geschlechtern dieser Stadt zählt, die daher eine sehr traditionelle Sichtweise auf den Staatsdienst vertritt. Ich denke, ich muss keinen Zeugen aufrufen um zu belegen, dass für eine derartiges Verständnis vom Senatorenstand nicht nur die dürftigen gesetzlichen Bestimmungen des Codex Universalis, § 10 (3) von Relevanz sind. Vielmehr gehört es für eine solche Familie zum senatoren Selbstverständnis, dass stetige Aufopferung für den Staat, Pietas gegenüber den Göttern und die Bewahrung unserer Mores Maiorum die Dignität des Senates ebenso, wenn nicht stärker bestimmen als die Berufung durch den Imperator Caesar Augustus. Dass all jene Kriterien von Germanicus Avarus nicht ständig eingehalten wurden und werden, ist gemeinhin bekannt und ich muss seine Worte nicht erneut zitieren. Aus diesem Grund nun war für meinen Mandanten seine Aussage wohl erweislich war - schließlich können es mehrere Zeugen bestätigen, auf welche Weise Germanicus über den göttlichen Romulus und die Väter Roms gesprochen hat.


    Verstärkt wurde dies noch durch den Umstand, dass mein Mandant - was ebenso auf den Verkehrskreis zurückzuführen ist - die bewusst provokant formulierten Spekulationen des genannten Germanicus Avarus massiv bedroht fühlte, da der Dienst für den Staat im Ethos seiner Familie geradezu die Existenzberechtigung aller männlichen Nachkommen darstellt. In dieser Situation war es daher wohl kaum möglich, die Folgen seiner Worte abzusehen oder auch ins Auge zu fassen, dass diese den Tatbestand einer Üblen Nachrede erfüllen könnten.


    Somit kann meinem Mandanten weder Vorsatz, noch bewusste Fahrlässigkeit vorgeworfen werden, weshalb ich beantrage, die Klage abzuweisen."


    Damit war Durus ans Ende seiner langen Sentenzen gelangt. Er hüstelte noch einmal - die viele Arbeit und Aufregung der letzten Tage machte sich langsam bemerkbar - vielleicht sollte er sich nach der Wahl bis zum Amsantritt etwas schonen!

    Kaum hatte Durus den einen Nachzügler begrüßt, erschien auch schon ein weiterer - und das gleich samt Gattin! Aber immerhin freute Durus sich, den Aurelier begrüßen zu dürfen - auch wenn er nicht seine zukünftige Gattin im Schlepptau hatte. Nun würde es allerdings schwierig werden, noch jemanden am "oberen Triclinium", wie Durus es gedanklich nannte, Platz zu geben. Es sei denn...über den Kopf von Octavius Victor hinweg murmelte er Arvinia eine weitere kleine Anweisung zu.


    "Arvinia, könntest du ebenfalls nach unten rutschen, bitte?"


    Ihr würde es bei den anderen Frauen sicherlich sowieso besser gefallen! Und Celerina würde dort ja ohnehin Platz finden!


    Dann erhob sich der Pontifex erneut und begrüßte Corvinus samt Gattin mit dem modischen Wangenkuss.


    "Corvinus, es freut mich. Besser spät als nie, nicht wahr?"


    Er lachte kurz auf, jedoch nicht allzu laut, denn so gut war sein Spruch nun auch wieder nicht gewesen! Dann beschloss er, das übliche Ritual gleich hinter sich zu bringen.


    "Die meisten Gäste kennt ihr ja sicher! Dort hinten liegt Vitorius Marcellus - den kennt ihr vermutlich noch nicht! Er ist aufgrund des Anlasses dieser Feier hier. Die übrigen Gäste habe ich bereits informiert - ich werde für das kommende Jahr zum Consul kandidieren, gemeinsam mit Vitorius Marcellus. Warum und mit welchen Plänen werden wir sicherlich noch am Tisch erörtern."


    Zwei Sklaven traten unauffällig von hinten heran und bekränzten auch die beiden frischen Gäste mit Blumen.

    Durus blickte in die Mienen der Anwesenden. Bei den meisten sah er die erwartete Reaktion - bei Livianus allerdings nicht! Denn dieser stellte eine Frage, die ihm geradezu als Steilvorlage vorkam! So antwortete er freimütig


    "In der Tat gehört dies zu den kleineren Dingen, die ich gern einer genauen Kontrolle unterziehen würde. Insbesondere möchte ich dabei auch die häufigen Haftstrafen umwandeln lassen - ein Gefangener kostet den Staat nur Geld. Stattdessen würde ich lieber die Strafe ad metallum oder ad operam publicam wieder einführen, sowie die Relegatio stärker in das Strafmaß integrieren."


    Er sah zu Vitorius Marcellus, der allerdings eher einen desinteressierten Eindruck machte. Offenbar würde die ganze Arbeit an Durus kleben bleiben!

    Durus hörte sich die Worte der Anklage an. Natürlich waren sie wenig überraschend, denn sie wiederholten die Argumentation aus der ersten Anhörung. Ob sie allerdings die Richter nach seiner Verteidigung überzeugen würden, war eine andere Frage,


    In den Zuschauerreihen entdeckte er Claudius Lepidus - es würde dem Jungen sicherlich nicht schaden, eine Gerichtsverhandlung zu verfolgen (obwohl er sich gewünscht hatte, dass Lepidus so früh gekommen wäre, dass er im Gefolge des Tiberiers seinen Platz eingenommen hätte).

    Wieder kam Durus ins Grübeln - diesmal jedoch laustark:


    "Hmm...der Circus Maximus ist wohl zu groß - zu viele werden sich auf den Mons Albanus begeben...vielleicht den Circus Flaminius! Der ist immerhin der Circus mit der republikanischsten Tradition! Ja, den nehmen wir!"


    Diesmal war es doch ziemlich schnell gegangen! Und sein Tiro war auch gleich hochmotiviert!


    "Frage einfach für Mitte bis Ende Novembris an! Den genauen Termin müsste ich noch mit meinem Collega bestimmen!"

    "Vielen Dank."


    meinte Durus und schenkte Lepidus ein etwas aufrichteres, dankbares Lächeln. Von zwei Plätzen weiter weg würde er die Gespräche hoffentlich ebenso gut belauschen können. Dann sprach er zu Victor


    "Nimm den Platz an meiner Seite ein, Octavius! Und tu dich an den Speisen gütlich!"


    Dann nahm er sich eine Olive und verspeiste sie genüsslich, ehe er sich an Vitorius Marcellus wandte


    "Er ist dein Nachfolger, Vitorius!"


    "Oh, sehr erfreulich! Wie geht es der Via Sacra? Sie war zu meinen Zeiten immer ein kleines Problem!"


    erwiderte Marcellus daraufhin in Richtung Victors. Durus jedoch hielt es für sinnvoll, eine kleine Erklärung abzugeben, zumal Victor nicht um den Anlass der Feier wusste.


    "Das ist Vitorius Marcellus, der ebenfalls Curator Viarum war. Nun jedoch kandidiert er an meiner Seite. Wir bewerben uns um das Consulat!"

    Jeder wollte heutzutage in den Senat, wie es Durus erschien. Egal, ob er ein armer Aquarius war oder ein Curator Kalendarii. Doch beide waren jung! Von einem erfolgreichen Eques hörte man öfter, dass er durch Kaisers Gnaden im Senat Aufnahme fand. Doch warum diesen Mann? Weil es ihn in die Politik zog?


    Als dann Avarus eine Frage stellte, konnte Durus sich natürlich nicht eines Kommentares an seinen Nachbarn enthalten.


    "Der Polemiker warnt vor Polemik?"


    Dann jedoch meldete sich Aelius Quarto und rühmte Decimus Verus zuerst, ehe er eine Frage stellte. Noch ein Klient des Aeliers? Er schien diesmal darauf zu bauen, den Cursus Honorum mit seinen Leuten zu überfluten, sodass letztendlich irgendeiner obsiegen würde!

    An dieser Stelle konnte es Durus sich kaum verkneifen, eine kühle Analyse der Rede durchzuführen. Die Voraussetzungen waren dürftig: Ein Plebejer, nicht einmal in den Ritterstand gelangt. Und nun wollte er den ersten Schritt in Richtung des Curus Honorum gehen!


    Wenn er an seine Familie erinnert hätte, an den edlen Stamm der Iulier! Doch offenbar gehörte er zu den zahllosen Iuliern, die den Namen trugen, weil Divus Iulius oder Divus Augustus ihnen das Bürgerrecht verliehen hatte - man konnte sich wohl kaum auf Venus zurückführen! Diese Annahme wurde sogar unterstützt, indem er sich geradezu von seiner Familie distanzierte: Er hatte kein Geld von ihr genommen, betonte lediglich seine eigene Leistung!


    Und doch unterstützte Aelius Quarto ihn, weil er sein Klient war! Durus hätte seinem Klienten wohl etwas realistischere Karrieren geraten...


    "Wie du sagst, bist du ein kleiner Aquarius, Iulius. Wie möchtest du deinen Lebensunterhalt bestreiten, wenn du ein Ehrenamt übernimmst? Hast du Land, das dich ernährt? Wie du sagst, möchtest du ja nicht von deiner Familie bezahlt werden!"


    wandte er daher ein.

    Diesen jungen Mann kannte Durus allerdings. Der Octavier hatte ihn ja sogar besucht um ihn zur Tempeleinweihung einzuladen - zu der dann allerdings auch Gäste gekommen waren, auf die der Tiberier gut und gerne hätte verzichten können! Und nun wollte er also schon wieder auf die nächste Stufe?


    "Bist du denn noch Duumvir von Ostia?"


    fragte er daher, denn seiner Meinung nach sollte man jedes Amt erst beenden, ehe man ein neues anstrebte!

    Decimus Verus...Durus konnte sich nicht erinnern, von diesem jungen Mann gehört zu haben. Doch als er ihn erblickte, war er das auch nicht: Vielleicht machte ihn der Bart, den man seit neuestem in Rom häufiger sah (wohl in Nachahmung des Princeps), eher etwas älter. Doch ein richtig verdienter, alter Haudegen war er ebenfalls nicht, sonst hätte Durus ihn sicherlich gekannt!


    Und offenbar war er mehr Soldat, denn ein Centurionat setzte wohl eine lange Dienstzeit voraus. Doch warum wollte er Politiker werden?


    "Decimus, du sagst, du kennst dich aus in Verwaltung und Militär. Da du Curator Kalendarii warst, nehme ich an, dass du ein Eques bist. Daher wundere ich mich etwas: Ein Mann von deinen Fähigkeiten könnte sicherlich zahlreiche, gut dotierte Posten erhalten, könnte sogar Legionen führen!


    Warum willst du also in die Politik, wo du nach deinen Worten Rom doch ebenso gut in den Provinzen oder bei den Adlern dienen könntest?"


    In letzter Zeit, so hatte der Tiberier das Gefühl, drängten immer mehr Ritter in den Senat, daher wollte er nicht alles abnicken, was da aus der Subura aufs Forum kam (obwohl ein Eques wohl niemals in der Subura lebte).

    Macer war gewissermaßen ein Verwandter, dazu jedoch auch ein vernünftiger Mensch, daher lauschte Durus der Rede mit großem Wohlwollen. Dass er keine großen Ideen hatte, störte ihn dabei nicht im Geringsten - dafür würde ja hoffentlich er zuständig sein im nächsten Jahr!


    "Ich unterstützte Purgitius Macer. Als Advocatus habe ich ihn häufig als Gast in Verhandlungen gesehen, daher bin ich sicher, dass er ebenso gut als Praetor arbeiten wird!"


    machte er seine Unterstützung auch gleich öffentlich.

    Ad
    Legatus Augusti pro Praetore
    M Vinicius Hungaricus
    Regia Legati, Mogontiacum
    Provincia Germania



    M' Tiberius Durus LAPP M Vinicio Hungarico patrono suo s.p.d.


    Lange habe ich mich nicht mehr aus der Urbs gemeldet, Patron! Diesen Umstand möchte ich jedoch nun bereinigen, zumal erneut Wahlen anstehen und es Dich zweifellos interessiert, welche Entwicklungen die Politik hier nimmt.


    Ich habe die Ehre, meinen Freund Flavius Furianus bei Gericht gegen Germanicus Avarus zu vertreten. Obschon die Tat im Senat begangen worden sein soll, hat Decimus Livianus es jedoch zu einer Hauptverhandlung kommen lassen, weshalb ich in dieser Angelegenheit sehr beschäftigt bin. Wie ich in meinen Nachforschungen jedoch feststellte, besitzt Decimus Livianus keine gesicherte Kenntnis der Gesetze, wofür er sich noch wird verantworten müssen (Du erinnerst Dich vielleicht noch an die Debatte während seiner Kandidatur).


    Im Übrigen ist Flavius Gracchus nach Rom zurückgekehrt und hat sein Pontifikat fortgeführt, ebenso Aurelius Corvinus, dein Klient. In meiner Familie wird es ebenfalls Veränderungen geben: Ich werde Aurelia Laevina heiraten, die Tochter des Aurelius Lyso. Dieser ist zwar eine Person eher geringerer Bedeutung, doch wird die Gens Tiberia damit endgültig ihren alten Zwist mit der Gens Aurelia beilegen. Die Hochzeit ist noch nicht anberaumt, doch hoffe ich, dass Du bis zu dieser Zeit wieder in Rom weilen kannst, sodass Du ebenfalls teilnehmen kannst.


    Nun jedoch zu den Wahlen: Ich selbst habe meine Kandidatur zum Consul beschlossen. Verzeih, dass ich Dich nicht vorher konsultierte, doch der Entschluss reifte etwas unvorhergesehen. Ich habe M Vitorius Marcellus zu meinem Mitkandidaten erkoren - ein zuverlässiger Mann, den du vielleicht noch als Curator Viarum in Erinnerung hast. Ich habe vor, mein Consulat zu nutzen: Die Prozessordnung bedarf einer grundlegenden Neuerung. So möchte ich es dem Praetor ermöglichen, bei Überlastung Fälle in die Hände von Iudices zu legen, möchte die verschiedenen Instanzen abschaffen, da das Wort eines Iudex gelten sollte, wenn der Imperator Caesar Augustus und seine Iuristen keine Mängel erkennen. Darüber hinaus werde ich mir das Strafmaß verschiedener Delikte etwas genauer ansehen. Ich hoffe, dass Du dies unterstützt und auch Deine übrigen Klienten in der Senatorenschaft bittest, meinen gewünschten Collega und mich zu wählen!


    Zu den übrigen Candidati zählen Purgitius Macer, der die Praetur anstrebt, Annaeus Modestus, der Aedilis Plebei werden möchte, sowie Aurelius Avianus für die Quaestur. Ich gedenke Purgitius Macer zu unterstützen, doch wenn Du mich bittest, noch weiteren Kandidaten meine Unterstützung zuzusagen, so nenne mir diese.


    Ich hoffe, bald von Dir zu hören!



    Vale bene
    [Blockierte Grafik: http://img157.imageshack.us/img157/6083/siegelmtdsenatorhc0.gif]


    Sim-Off:

    Familienwertkarte bitte

    An diesem Morgen war Durus besonders nervös - so nervös, wie er schon lange nicht mehr den Senat betreten hatte! Gehüllt in seine Toga Candida begrüßte er zuerst seinen Mitkandidaten Vitorius Marcellus. Dann erst betraten sie gemeinsam die Curia Iulia. Auch dort gab es viele Senatoren zu begrüßen ehe die Sitzung selbst begann. Bei den Debatten zu Beginn hielt er sich ziemlich zurück und als er schließlich mit seiner Rede aufgerufen wurde, bemerkte er, dass seine Knie sich etwas weich anfühlten. Normalerweise war er völlig abgebrüht, konnte mit den wichtigsten Römern sprechen als seien es alte Freunde. Doch die Kandidatur zum Consulat war doch eine besondere Angelegenheit und obwohl er alles erforderliche getan hatte, fürchtete er nun, dass ihm ein Fehler unterlaufen könnte, der zu einer Niederlage führte.


    Doch schließlich schluckte er die Angst herunter und trat mit festem Schritt auf. Gedanklich ging er noch einmal den Beginn der Rede durch, dann stand er vorn und setzte an.


    "Patres conscripti!


    Heute stehe ich vor Euch, um meine Kandidatur bekannt zu geben. Meine Kandidatur zum höchsten und ehrenvollsten Amt unserer geliebten Res Publica. Seit Iunius Brutus, der den König vertrieb, führen die Consuln den Staat und dienen ihm dabei. Viele wurden dabei gar zu unvergesslichen Helden, von denen man seinen Kindern berichtet! In diese lange und stolze Tradition möchte ich mich nun ebenfalls stellen - nicht, weil ich mich für einen Helden halte, sondern vielmehr, weil ich wie sie demütig und selbstlos dem Staate dienen will. Gerade in dieser Zeit möchte ich dies tun, in der unser geliebter Kaiser fern der Hauptstadt weilt und dies ein besonders wichtiger Dienst für den Staat ist, jedoch auch, weil ich Visionen für unseren Staat habe, die ich umsetzen möchte.


    Mancher mag entsetzt aufschreien, ist unsere Res Publica doch fest auf die Tradition gegründet und hat gerade deswegen Bestand. Meine Visionen sollen jedoch keine Innovationen sein, sondern vielmehr in der Tradition des göttlichen Augustus eine Renovatio einläuten. Als Advocatus und Praetor ist mir immer wieder deutlich geworden, welche Probleme unser Rechtssystem besitzt, wie groß die Belastung der Praetoren ist. Schon Aelius Quarto hat einen Schritt in diese Richtung eingeschlagen und es jedem Bürger ermöglicht, seine Klagen selbst vor Gericht zu bringen und die Advocatio Imperialis abgeschafft. Auf dieser Straße möchte ich fortschreiten, will die Prozessordnung reformieren, damit sie wieder stärker den Mores Maiorum entspricht. Insbesondere möchte ich dabei die Instanzenordnung verändern und damit die Komplexität von Verhandlungen in einfachen Angelegenheiten verringern. Doch auch abseits dieser Frage habe ich kleinere Änderungsvorschläge verschiedenster Natur.


    Um dies umsetzen zu können, bitte ich also um Eure Stimme! Ich muss nicht erwähnen, auf welche Weise ich dem Staat bisher treu gedient habe, dass ich die Ehre habe den Pontifex Maximus im Collegium Pontificium zu vertreten und bereits mehrere Ehrenämter bekleidet habe. Ebensowenig, wie groß die Tradition des Staatsdienstes in meiner Gens und wie wichtig er demgemäß auch für mich selbst ist. Ich bitte Euch daher schlicht, mir die Möglichkeit geben, dem Staat auch auf diese Weise zu dienen, damit ich mein Ideen umsetzen kann. Ebenso möchte ich Euch bitten, Vitorius Marcellus zu meinem Collega zu erwählen, denn mit ihm habe ich dieses Programm erarbeitet, sodass wir rasch gemeinsam die Arbeit beginnen können."


    Als Durus ans Ende gekommen war, fühlte sich sein Kopf ein wenig heiß an, was ihn jedoch ärgerte: So oft hatte er hier schon gesprochen und nun fühlte er sich wie ein kleiner Quastor! Doch blieb abzuwarten, ob er zu Recht nervös war, denn die Fragen warteten noch!