Beiträge von Manius Tiberius Durus

    "Ich würde es nicht so ausdrücken. Vielmehr beurteilt er die Voraussetzungen wohl schlicht anders als der Imperator Caesar Augustus. Die Sicht ist wohl etwas traditioneller, ob sie besser ist, ist wohl eine individuelle Einschätzung, deren Beurteilung wohl nicht die Aufgabe dieses Gerichts ist."


    erwiderte Durus kurz. Offenbar wollte Quarto ihn ein wenig herausfordern!

    "Hervorragend. Wobei ich zu bedenken gebe, dass es nicht der Tradition entspricht, dass ein Legatus Legionis als Träger eines Imperium das Pomerium betritt."


    meinte Durus und blickte zu Curiatius Fistus, dem Flamen Quirinalis. Dieser jedoch schien etwas teilnahmslos dazusitzen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, ihn zu bestimmen...

    Im October kamen einige Feierlichkeiten auf die Pontifices zu, daher war die Sitzung des Monats auch besonders wichtig. Wie üblich durfte auch diesmal Tiberius Durus den Vorsitz führen - inzwischen hatte er ohnehin die Hoffnung aufgegeben, dass der Kaiser noch einmal selbst eine Sitzung leiten würde! Doch immerhin war Flavius Gracchus aus seinem Exil zurückgekehrt und auch Aurelius Corvinus ging es wieder besser. Nach den Festtagen von Victoria und Felicitas, den Meditrinalia, Fontinalia und dem Equus October kam nun endlich das Armilustrium an die Reihe.


    "Kommen wir zum Armilustrium. Ich denke, dass wir durchaus eine etwas umfangreichere Feierlichkeit zu diesem Anlass begehen sollten. Möglicherweise könnten wir Abordnungen der Legio I Traiana, sowie der Classis nach Rom einladen, damit die gesamte Kriegsmacht des Reiches repräsentiert ist. Die Salii werden ja bereits in ihren Vorbereitungen stecken, oder?"


    Er blickte in die Runde. Es gab ja genügend Salier unter den Pontifices, sodass von diesen auch einer berichten konnte.

    Während der ersten Rede noch bemerkte Durus, dass Furianus doch noch erschienen war und war etwas verwundert. Dennoch führte er die Rede ohne mit der Wimper zu zucken fort und brachte seine Verteidigung zu Ende. Dass der Praetor dann jedoch noch einmal explizit auf Furianus' Erscheinen hinwies, erstaunte ihn doch ein wenig. Solange man sich von seinem Anwalt vertreten ließ, konnte man doch im Grunde kommen und gehen, wann man wollte!


    "Es ist wohl unschwer zu erkennen, dass mein Mandant trotz seiner Anwesenheit nicht als gesund zu betrachten ist. Dass er sich dennoch hierher geschleppt hat, ist wohl weniger seiner Gesundheit als seiner Achtung vor dem Gericht zuzuschreiben."


    bemerkte er daher - bevor es zu irgendwelchen Diskussionen über die Vorführung von Angeklagten kam!

    | Stesichoros


    Dass das Mädchen etwas verschreckt war, störte Stesichoros nicht im Geringsten. Er war nicht wegen seiner Mildtätigkeit zum Ianitor ernannt worden, sondern damit er seinen Herrn vor unnötigem Besuch bewahrte. Und so genügte es natürlich auch nicht, dass man eine Nachricht hatte, um zu ihm vorgelassen zu werden!


    "Von wem? Und wer bist du überhaupt?"


    fragte er daher weiter und kratzte sich am Oberarm, der von der langärmligen Tunica verdeckt war.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    "Oh, glaube nicht, dass es mir leicht fällt! Es fällt mir sogar oftmals ausgesprochen schwer! Aber man muss in diesen Fällen stets bedenken, dass die ehrenvollsten Prinzipien nichts nützen, wenn man nicht in die Position gerät, in der man sie anwenden kann."


    führte der Tiberier weiter aus, wobei er an zahlreiche Debatten im Senat dachte, in denen wohl viele den Kopf über ihn geschüttelt hatte, weil er auf solchen Prinzipien herumgeritten war. Meist waren sie zwar wirklich wichtig für ihn, doch sicherlich hatte es ihm bei manchen auch nicht ungeteilte Sympathie eingebracht.


    "Man muss jedoch stets abwägen. Machtgewinn hat nicht vor allen Prinzipien Vorrang und wie erwähnt - der Ruf von Prinzipientreue ist ebenso sehr viel wert!"

    | Stesichoros


    Wieder einmal ging es Stesichoros nicht besonders gut. Er hatte einen hässlichen Ausschlag am Oberarm bekommen und niemand - nicht einmal Capsa, der heilkundige Sklave - konnte ihm sagen, woher und warum. Und vor allem, wie er ihn loswurde! So blieb dem Türhüter nichts anderes, als sich ständig an der juckenden Stelle zu kratzen und Aesculap ein Schaf zu versprechen, falls er von der Krankheit erlöst wurde.


    Dementsprechend schlecht gelaunt öffnete er die Tür, als es wieder einmal klopfte. Davor stand eine Fremde, nicht gerade von Rang. Also konnte er seine schlechte Laune hier auch ungestört auslassen!


    "Was willst du?"


    blaffte er die Frau an.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    "Der Praefectus Urbi. Der Curator ist lediglich die Finanzaufsicht für die Landstädte Italias."


    erklärte Durus nachdenklich. Er hatte noch gar nicht daran gedacht, dass Salinator ja der Praefectus war! Ob er Probleme machen würde? Hoffentlich nicht!


    "In Ordnung. Heute habe ich ohnehin keine Verhandlung oder sonstigen Geschäfte auf den Forum!"


    bestätigte er dann. Lepidus würde mit diesen neuen Aufgaben sicherlich eine Weile beschäftigt sein und Durus gedachte, heute noch einmal Atem vor dem großen Sprung - dem Wahlkampf - zu holen.

    "Oh, sehr interessant! Und hast du bereits Pläne für die Ludi Plebei?"


    fragte Durus gleich und ergriff einen Becher Wein, diesmal nicht aus Honig sondern aus Trauben. Noch gut konnte er sich an seine eigenen Spiele erinnern - es war ein gewaltiger Aufwand und ein noch gewaltigerer Kostenpunkt gewesen. Dass er dies nun für das Latinerfest erneut bemühen musste, ärgerte ihn schon genug. Doch ein junger Senator musste durch diese Prüfung gehen, wenn er eines Tages vielversprechendere Posten erreichen wollte.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Interessant", murmelte Macer zunächst einmal und folgte kauend den genaueren Ausführungen. "Zweifellos eine sinnvolle Richtung, die ihr einzuschlagen gedenkt. Auch wenn die Praetoren seit jeher den Consuln eben für richterliche Belange beigeordnet waren und nicht für politische. So gedenke ich auch meine Rolle als Praetor nicht schwerpunktmäßig politisch zu gestalten." Dort sah er eher die Langzeitwirkung, dass die Stimme eines gewesenen Praetors eben mehr wog als die eines gewesenen Aedils. "Aber gerne würde ich mich eher in der Kommentierung von Gesetzen bewegen als in der massenhafften Anwendung eben jener Interpretationen auf die konkreten Fälle. Dort kann man den Iudices gerne mehr Verantwortung überlassen, zumal dies ja häufig erfahrene Männer sind, manchmal ja gar ehemalige Praetoren selber."


    "Sehr richtig, das meinte ich."


    meinte Durus und dachte sich dabei, dass er jedoch nicht ganz Unrecht gehabt hatte, denn immerhin besaß der Praetor das Ius agendi cum senatu, also konnte er auch durchaus politische Aufgaben wahrnehmen - wenn es wohl auch sinnvoll war, diese mit den juristischen zu verbinden.


    In diesem Augenblick stellte Durus fest, dass alle genug genommen hatten und es daher Zeit war, den Hauptgang zu präsentieren. So gab er ein Zeichen und die Sklaven machten sich daran, die Speisen abzuräumen und neue, große Platten mit scharf angemachtem Geflügel, gedünstetem Gemüse, frischen Weißbrot und anderen kleinen Leckereien aufzutragen. Nachdem die sorgsam verzierten Platten auf den Tischen abgestellt waren, begann der Koch, vor den Augen der Gäste die Tiere zu tranchieren und auf die einzelnen Teller zu verteilen. Dazu wurde Garum gereicht.


    "Und gibt es noch weitere, aufsehenerregende Kandidaturen?"


    fragte Durus weiter, während er beobachtete, wie man ihm ein Stück Huhn auf den Teller legte.

    "Sehr richtig, Claudius! Kontakte sind das wichtigste. Du musst dir Freunde suchen und sie an dich binden, wie es Vitorius tut. Manchmal muss man dabei auch Kompromisse mit seiner eigenen Haltung eingehen, doch ist es ebenso wichtig, stets einen Eindruck von Prinzipientreue zu wahren. Daher genügt es oft auch einfach, den Mund zu halten."


    erklärte Durus weiter, während die Sonne auf die beiden Patrizier einstach und die Sklaven, die die Sänfte trugen, unter der Anstrengung ächzten.

    Ah, er hatte also Kriegsverletzungen - dass er dies nicht erwähnt hatte, war vielleicht nicht sehr geschickt gewesen. Dass er dann auf sein Alter hinwies, rang Durus jedoch mehr als ein müdes Lächeln ab. Ein senatorischer Offizier kämpfte weniger mit seinem Schwertarm denn mit seinem Geist. Daher erschien ihm alles das ein wenig vorgeschoben.


    Doch ehe er dazu einen Kommentar geben konnte, schien ein Dämon in den Mann gefahren zu sein. Er wurde zu Boden gerissen und litt offenbar große Schmerzen. Einen Moment fragte Durus sich, ob die Götter selbst über die Kandidatur entschieden hätten, dennoch erhob er sich, um nach dem Mann zu sehen. Doch ehe er die paar Schritte zu Verus hin gemacht hatte, beruhigte sich dieser wieder - wenn er auch Nasenbluten bekam. All das war jedoch sicherlich kein gutes Omen, daher konnte Durus getrost seinen Entschluss fassen.


    "Ich denke, wir können die Befragung auch direkt beenden, damit unser guter Decimus sich etwas erholen kann."


    meinte er in Richtung Afranius Dexters.

    Auch Durus fuhr sich nach dieser Geschichte kritisch über den Mund. Offenbar wollte der junge Iulius zuerst seiner Familie den Rücken kehren und dann deren Erbe übernehmen (ohne zu wissen, wie hoch es war). Für Durus war es nämlich geradezu von größter Wichtigkeit, dass ein Senator ungebunden war, keine abhängige Arbeit leistete und damit auch keinem Herrn verpflichtet war. Und zwar war das Vigintivirat nicht dem Senat gleichzusetzen, doch wollte er dem jungen, hoffnungsvollen Mann lieber frühzeitig ausbremsen, damit er sich gar nicht erst verrannte.


    Und die Bemerkung Macers passte in diese Angelegenheit gut herein. Der Familie auf der Tasche zu liegen war keine Schande, denn jeder Senatorensohn musste dies mehr oder weniger tun. Aber dafür war die Familie ja da und wer sie missachtete, missachtete seinen Ursprung!

    Wie verabredet trafen sich Durus und Albina eines Tages in der Villa Tiberia. Man würde ein Opfer durchführen, wobei Albina selbst dessen Ablauf besser erlernen sollte - sie wollte schließlich Sacerdos werden!


    Für diesen Zweck hatte der Tiberier ein Schwein besorgt - natürlich ein stattliches, das man den Laren zur Gabe machen wollte. Natürlich hätte man ebenso dem Genius ein Opfer darbringen können, gerade weil Durus in diesen Tagen des Wahlkampfs besonders viel Hilfe benötigte, doch hätte Albina wohl kaum dem Genius eines fremden Mannes (sie hatte ja einen eigenen) geopfert. Also die Laren!

    LARARIUM


    In einer Seitennische des Atriums befindet sich das Lararium. An der Wand dahinter liegen verschlossene Schränke, in denen die Totenmasken der Ahnen der Familie eingeschlossen sind. Nur zu besonderen Anlässen wie Beerdigungen werden sie hervorgeholt.


    Das Lararium selbst besitzt die Form eines kleinen Tempels. Zwischen den Säulen stehen die Figuren zweier tanzender Jünglinge, der Laren. Daneben gibt es auch die Statuetten Minervas, der Schutzgöttin der Tiberia, sowie des Mars aufgestellt. Vervollständigt wird die Figurengruppe schließlich noch durch die Genius-Statue des Tiberius Durus. Sie ist als bärtiges Figürchen mit freiem Oberkörper gehalten, in der Hand mit einem Füllhorn ausgestattet.


    Unterhalb der Fläche befindet sich ein Schränkchen, in dem sämtliche Opfergeräte enthalten sind, die man für kleine, regelmäßige, aber auch blutige Hausopfer benötigt.

    Auch diese Kandidaturrede wurde von Durus interessiert verfolgt, und was er da hörte, gefiel ihm gut! Noch vor wenigen Jahren hatten die Annaeer keinerlei Senatoren vorweisen können, doch heute sprach Modestus geradezu wie ein alter Aristokrat! Das nannte Durus eine gelungene Integration!


    Daher beugte er sich zu seinem Nachbarn und flüsterte diesem zu


    "Ich hatte Annaeus vor kurzem bei mir zu Gast. Er macht tatsächlich einen vernünftigen Eindruck!"

    Mit misstrauischem Blick verfolgte Durus die Verhandlung weiter. Modestus hatte seine Befürchtungen auf den Punkt gebracht: Decimus Verus erschien auch Durus wie ein Homo Novus, der alle Möglichkeiten nutzen wollte, nur um möglichst viel Macht und Reichtum anzuhäufen (wobei er lediglich nicht kritisch hinterfragte, ob seine Annahme der Wahrheit entsprach).


    Dabei half es dem armen Decimer natürlich auch nicht, dass er, anstatt sich zu verteidigen, versuchte, den Annaeer bloszustellen (was jedoch mit derartigen Vorwürfen, die wohl auf fast jeden der anwesenden Senatoren zutrafen, besonders unklug war).


    "Zwar ist deine Lebensgeschichte zutiefst ergreifend und rührt unsere Herzen, aber dennoch muss ich Senator Annaeus Recht geben: Nach der gemeinhin gebilligten Definition ist Eisen und Gold kein landwirtschaftliches Produkt. Nachzulesen im Kommentar des Caecilius Metellus."


    bemerkte er zur letzten Frage, wobei er sich wunderte, dass Aelius Quarto ihn so vehement verteidigte. Hatte der alte Consular das Gespühr für vielversprechende Schützlinge verloren und schickte nun alles in die Curia Iulia, was laufen konnte?


    "Wobei sich mir aus deinen Ausführungen auch noch eine Frage ergibt: Du wirst nicht wieder zu dem Exercitus zurückkehren? Bist du nicht mehr bereit, dein Leben für den Senat und das Volk von Rom zu riskieren?"


    Der Tiberier war ebenfalls niemals auf dem Schlachtfeld gestanden, doch hing das eher mit den Umständen zur Zeit seines Aufstiegs zusammen. Dennoch war er natürlich ein begeisterter Leser militärischer Literatur und hatte - wohl zur Sicherheit - auch an der Academia Militaris studiert. Dass jemand, der von Tugenden und Einsatz sprach, nun den Eindruck eines desillusionierten Veteranen machte, passte für ihn nicht wirklich zusammen (obwohl er selbst natürlich in keinster Weise nachfühlen konnte, wie sich Krieg anfühlte, und daher leicht zu reden hatte).

    "Nun, im Grunde besteht dieses Recht bereits implizit, etwa in der Marktaufsicht der Aediles, die auch ohne Verfahren Strafen verhängen dürfen. Dies möchte ich jedoch ausdrücklich jedem Magistraten zusprechen, wie es der Tradition entspricht.


    Insbesondere soll es damit ermöglicht werden, dass Magistrate kleine Geldstrafen verhängen, sowie Übeltäter festsetzen dürfen, etwa um Verstöße von Bürgern in ihren Aufgabenbereichen unkompliziert ahnden zu können.


    Dabei möchte ich allerdings keine unkontrollierte Gewalt im Staate schaffen - jede Form der Coercitio sollte natürlich durch den Tribunus Plebis, wie auch Prohibitio des ranghöheren Magistraten unterbindbar sein."


    erklärte Durus knapp. Natürlich war der Begriff der Coercitio weit gefasst, doch er hoffte damit klar gemacht zu haben, dass er keine willkürlichen Sondergerichte einzurichten gedachte.

    Die Lobreden brachen gar nicht mehr ab und Durus erkannte, dass es auch für seine Kandidatur wenig ratsam war, dem jungen Mann noch weiter auf den Zahn zu fühlen. Abgesehen davon war es ihm eigentlich auch egal, wer sich um die Straßenreinigung oder die Prägestätten kümmerte.


    "Du möchtest also zu den Tresviri viis in urbe purgandis, wenn ich dies richtig verstehe?"


    warf er seinem plötzlichen Geistesblitz folgend, dass der Junge noch gar nicht gesagt hatte, was er eigentlich werden wollte, ein.