Beiträge von Lucius Artorius Avitus

    Der Weg war recht weit und ihn schweigend zurückzulegen, hätte ihn noch länger gemacht.
    "Sag, princeps..."
    begann Avitus daher
    "... bist du mit dem Recht vertraut? Ich meine im Sinne einer juristischen Ausbildung"
    Avitus hatte da nämlich eine Frage, die unter anderem auch die Rechte - oder Pflichten, das würde sich noch zeigen - von ihnen als Praetorianer betraf. Zwar hatte er das Examen auch selbst abgelegt, aber das bedeutete nicht, dass man aus dem Stegreif alles beantworten konnte. Auch konnte er zum Officium für Rechtsfragen in der Schola Atheniensis gehen, aber vielleicht wusste ja auch der Princeps die Antwort...

    Aventin, heute...


    Von einer kleinen, ein halbes Dutzend Mann umfassenden Abteilung Praetorianer, die die ehrenvolle Aufgabe hatten, ihrem Tribun Geleitschutz zu geben, begleitet, die ihm den Weg durch die wie üblich überfüllten, teilweise sogar verstopften Gassen – anders konnte man die meisten Strassen in Rom wohl kaum bezeichnen – bahnte, schritt Avitus in Eile. Allen voran schritt Archias, sein treuer Diener, der ihnen den Weg zeigte. Archias war nicht wie die Praetorianer gekleidet, trug keine Toga, was ihm als Freigelassenem nicht zustand. Ungeachtet dessen reichten sein finsterer Gesichtsausdruck und seine Erscheinung insgesamt, dass die Leute ihm instinktiv lieber Platz machten. Irgendwas bedrohliches ging von ihm aus, etwas unheimliches. Avitus wusste, dass Archias diese Tatsache sehr wohl bewusst war und er sein Erscheinungsbild bewusst so hielt. Für den Fall der Fälle trug er unter der Kleidung – eine der wenigen Gemeinsamkeit mit den Praetorianern – eine kurze, aber vortreffliche zweischneidige Klinge und dazu einen mit Ringen verstärkten Caestus.


    Eben Archias hatte ihn vor kurzem darüber informiert, dass jemand im Sterbebett lag. Jemand, den Avitus vor langer Zeit mal gekannt hatte. Ein alter Freund, dessen Name in dem Artorier zahlreiche Erinnerungen an die Vergangenheit wachrief. Der Name des Sterbenden war Marcus Silius Orestes. Wie Archias an die Information, dass er starb, kam, wusste Avitus nicht, aber wichtig war in diesem Moment ohnehin anderes. Sie näherten sich einem bescheidenen, zweistöckigen Haus, das sich von außen nicht im geringsten von den anderen in der Strasse unterschied. Avitus ließ die Praetorianer draußen warten, woraufhin sich diese etwas verteilten, um nicht unnötig aufzufallen, blieben jedoch wachsam und betrachteten jeden mit Argus Augen. Insofern war es schon bewundernswert, mit welcher Professionalität diese Männer an jede ihnen aufgetragene Aufgabe herangingen, aber vor dem Hintergrund ihrer Ausbildung, in der den Gardisten beigebracht wurde, zunächst in allem und jeden eine potentielle Gefahr zu sehen, nicht verwunderlich.


    Avitus ließ Archias derweil an die Türe des Hauses klopfen. Man ließ sie etwas warten, ehe ein muskulöser, groß gewachsener, aber gepflegt wirkender Ianitor, ihnen die Türe öffnete. Er blickte Avitus an, erkannte im selben Augenblick, dass er jemand hochrangigen vor sich hatte. Zwar hätte er nicht genau zu sagen gewusst, wie hochrangig und wer Avitus war, war aber schlau genug, seinen Tonfall und Wortwahl entsprechend anzupassen.
    "Sei gegrüßt, Herr"
    sagte er mit einem kleinen Nicken. Eine Geste, die nicht so unterwürfig war, wie die Verbeugungen der Orientalier, die aber dennoch Respekt vor Avitus bezeugte.
    "Verzeih. Mein Herr, Marcus Silius, kann dich leider nicht empfangen. Er liegt im Sterben. Bitte, Herr, erspare ihm, dem Sterbenden, die Anstrengungen eines Besuches"
    Also doch. Orestes. Im Sterben. Doch Avitus wollte es mit eigenen Augen sehen.
    "Ich bin Artorius Avitus..."
    Avitus nannte vorerst nur seinen Namen. Er hoffte, er musste sich den Zugang zu Haus nicht mittels seines Ranges – und der ihn begleitenden Abteilung – verschaffen. Im selben Moment erhellte sich das Gesicht des Ianitor. Selbstverständlich kannte er diesen Namen, denn ihm wurde von seinem Herrn persönlich aufgetragen, denjenigen, der sich unter jenem vorstellte, vorzulassen. Da der Artorier jedoch weiter sprach, wagte der Sklave nicht, ihn zu unterbrechen.
    "... und denke, dein Herr wird in meinem Fall eine Ausnahme machen und die Anstrengung in Kauf nahmen. Führe mich zu ihm"
    Der Sklave öffnete die Tür ein wenig weiter.
    "Selbstverständlich, Artorius Avitus. Du wurdest bereits erwartet, jedoch hatte mein Herr wenig Hoffnung, dass du auch tatsächlich herkommen würdest"
    Seltsam. Doch Avitus schritt hinein...


    Sim-Off:

    reserviert :)

    Avitus war bereits seit zwei Stunden auf den Beinen. Er selbst war leicht nervös und hatte schlecht schlafen können. Immerhin trat man nicht jeden Tag als Tribun vor eine Einheit Praetorianer. Zumindest bisher nicht. Er hatte einen Barbier kommen lassen, der furchtbar verschlafen war und eine Weile gebraucht hatte, um voll wach zu werden. Das sollte er auch, schließlich wollte Avitus den kommenden Mittag auch erleben und nicht mit aus versehen durchgeschnittener Kehle im Garten seines Hauses liegend den Tag begrüßen. Der Barbier hatte als Entschädigung den doppelten Preis verlangt und Avitus hatte anstandslos gezahlt.


    Nach einem leichten Frühstück hatte er sich in Schale geworfen und begab sich zum Exerzierplatz der Castra Praetoria. Avitus trug selbst keine Rüstung, obwohl er die Kohorte in voller Rüstung befohlen hatte. Ansonsten war seine Aufmachung die eines Offiziers, abgesehen von der Toga, wie sie für die Praetorianer im Dienst in Rom üblich war. Er hatte sich in die Castra begeben und hatte festgestellt, dass ihm noch einige Zeit bis zum Appell blieb, sammelte daher seine Gedanken, lernte seinen Befehlsstab kennen und vertrieb sich die verbleibenden Minuten damit, einen Blick in einige der Dokumente, die immer noch auf seinem Tisch lagen, zu werfen.


    Bald schon setzten sich die Milites der Cohors in Bewegung und mißmutig stellte Avitus fest, dass die Centuriae nicht geführt, sondern die Miltes sich einzeln auf dem Campus zu versammeln begangen. Das gedachte er zu ändern. Er ließ die Männer einige Minuten warten, ehe er sich selbst in Begletung seines Stabes zum Campus begab. Er stieg auf die Tribüne, um besser gesehen und gehört zu werden und warf einen Blick auf die im Morgengrauen angetretenen Centurien. Die Centurionen, die ihren Einheiten vorstanden, neben ihnen die mit Löwenkopffellen auf dem Helm versehenen Signiferi, die die mit den Phalerae, Kaiserbildnissen und dem Scorpion geschmückten Feldzeichen hielten. Da sich die Ausrüstung nur unwesentlich von der der Legionen unterschied - was Avitus bereits während des Feldzuges in Parthia deutlich auffiel - könnte man meinen, eine ebensolche vor sich zu haben. Avitus beschloss, noch hier und heute zu prüfen, wie es um das kämpferische Können und die Disziplin der Kohorte bestellt war, um beurteilen zu können, wieviel in Zukunft exerziert werden musste.


    Dann richtete er das Wort an die Kohorte.
    "Guten Morgen, milites"
    Zunächst eine Begrüßung. Avitus Stimme war- ungeachtet, dass er vorhin leicht nervös gewesen war - laut und seine Aussprache deutlich. Zwar konnten wahrscheinlich nur die Milites in den vorderen Reihen ihn wirklich gut verstehen, aber letzten Endes würden schon alle irgendwie mitbekommen, was er zu sagen hatte.
    "Ich bin Artorius Avitus, fortan der befehlshabende tribunus der cohors V"
    Avitus hielt kurz inne und versuchte die Reaktionen in den zahlreichen Gesichtern vor ihm abzulesen, bevor er weitersprach...

    Sich mit den Aufgaben vertraut machen, die ihn erwarteten, war natürlich Pflicht.
    "Ja, wohl wahr, das muss ich unbedingt tun"
    sagte Avitus. Er beschloss, noch am selben Tag die Bestimmungen zu studieren und sich Pläne vom Palatin aushändigen zu lassen, was ihn natürlich nicht davon entbinden konnte, sich persönlich und vor Ort mit den Räumlichkeiten vertraut zu machen. Aber dabei konnten ihm ja die Centuriones der Cohors behilflich sein, die sich im Palast gewiss bestens auskannten. Es sei denn, der Princeps, von dem Avitus vermutete, dass er ähnlich einem Praefectus Castrorum aus den Reihen der Praetorianer-Centurionen aufstieg, bot von selbst an, dem Palatin einen Besuch abzustatten, auch, wenn das vom Befehl des Praefectus Praetorio natürlich nicht mit abgedeckt war...?

    Avitus lehnte sich zurück, kaute. Der Apfel schmeckte ganz gut, war nicht zu weich und nicht zu reif. Das hasste er, wenn Früchte zu viel Saft entwickelten. Zu schnell konnte passieren, dass man einen Augenblick lang nicht aufpasste und sich eine schöne neue Tunika ruinierte. Er biß noch mal ab.
    "Hmm, das haben sie"
    Er sah sich um und entdeckte, dass kein Korb bereitgestellt war, in dem man hätte die Reste oder die Kerne mancher Früchte reintun können. Drum winkte er unverzüglich einen der umstehenden Sklaven heran. Eine junge Sklavin näherte sich mit leicht gesenktem Kopf ihrem Herrn.
    "Habe ich nicht gesagt, dass man einen Korb bereitstellt für den Abfall?"
    fragte Avitus, leise, aber dennoch streng.
    "Nein, Herr"
    Die Sklavin musste entweder auf den Kopf gefallen oder neu sein, da sie den Tadel in der Frage nicht erkannte.
    "Na dann mal los..."
    Schnell entfernte sie sich, um der Anweisung folge zu leisten, während Avitus sich wieder Menas zuwandte.
    "Wo war ich...? Ach ja, gewiss, die Praetorianer genießen gewisse Privilegien. Und ob man als tribunus in deren Reihen überhaupt zu Schlaf kommt, wird sich zeigen"
    Obwohl er offziiell im Dienst war, wollte er die heutige Nacht noch in der Domus verbringen, für morgen hatte er die Kohorte zum Antreten befohlen. Wo er in Zukunft wohnen würde, würde sich zeigen.
    "Ich habe allerdings keine Zweifel, dass ich oft genug in der domus weilen werde"
    fügte er hinzu.


    Dann fragte Menas über die Schlacht am Chaboras. Avitus dachte zurück, erinnerte sich daran, wie sie marschiert waren und immer und immer wieder von parthischen Störtrupps, die scheinbar wie aus dem nichts auftauchten und ihnen zusetzten, bedrängt wurden. An Racilius Fullo, der seinen Centurio, Avitus, um Befehle fragte, deprimiert durch die Tatsache, dass man als Fußsoldat einfach keine andere Wahl hatte, als den Pfeilbeschuss über sich ergehen zu lassen, bis sich die Parther entweder zurückgezogen hatten oder aber durch eigene Turmae zurückgedrängt wurden. Er dachte an den Hinterhalt, in den ein ganzes Heer dort geraten war. Ihr Heer, das römische. Daran, wie Legionäre verbrannten und von Pfeilen durchbohrt wurden. Und daran, wie der Pfeil eines unbekannten, namenlosen parthischen Soldaten seinen Weg fand zum Kaiser, ihn verwundete.
    "Es war ein schweres Gefecht. Das Gelände war äußerst ungünstig, aber das hatte dieses verdammte Land stets an sich. Das Heer marschierte und wir milites waren damit beschäftigt, uns hin und wieder vor parthischen Pfeilen zu schützen, während die equites dafür sorgten, dass die Parther sich wenigstens nicht so einfach an uns anschleichen konnten"
    Die junge Sklavin kehrte mit dem Korb zurück und stellte ihn in Reichweite ab, besaß aber genug Verstand (oder Lebenswillen), Avitus nicht zu unterbrechen, während er von der Schlacht sprach. Diskret ging die Sklavin wieder auf Abstand, um weitere Anweisungen abzuwarten.
    "Aber die Parther sind hervorragende Reiter musst du wissen. Geradezu beneidenswert effizient. Sie fanden einen Weg, uns einen Hinterhalt zu stellen und ähm... ja, legten Feuer. An einer recht schmalen Stelle. Milites verbrannten bei lebendigem Leibe. Ich weiß nicht genau, was es war, Öl oder irgendeine andere Substanz, aber es ließ sich schwer löschen und ohne den Fluß in der Nähe hätte es böse ausgesehen"
    Er machte eine Pause.
    "Naja. Und den Rest kennst du. Irgendein Parther, die Götter mögen ihn verfluchen, traf mit seinem Bogen den imperator, verwundete ihn. Der Rest... ist Geschichte"
    Es war ein schwarzes, deprimierendes Kapitel des Feldzuges. Zum Glück wurde Avitus durch Menas unterbrochen, als dieser ihn wohl um einen Gefallen bat.
    "Natürlich"
    lud er Menas ein, die Frage zu stellen.

    Avitus nahm die Schlüssel entgegen.
    "Ja, das wird schon"
    Bescheiden war es, aber es erfüllte seinen Zweck. Avitus Blick fiel auf die Dokumente auf dem Tisch. Da war sie wieder, die Erinnerung, dass Zivilisation und Organisation einher ging mit Bürokratie. Er musste zusehen, dass er die Zügel bei seinen Sekretären nicht zu locker ließ, wie er das bei der Prima getan hatte und es später immer wieder bereute. Zu schnell hatten sie sich - Decius allen voran - daran gewöhnt und sich mit der Zeit zu viel erlaubt. Nicht, dass die Arbeit darunter gelitten hat, aber das ganze lockere Gehabe drum herum ging einem dann doch gehörig auf den Geist.


    Er sah zum Princeps, denn nun fiel ihm noch etwas ein, was er fragen wollte und was der Princeps womöglich sogar noch besser beantworten konnte, als der Praefekt.
    "Eine Frage drängt sich dann doch noch auf, princeps. Gelten derzeit irgendwelche Besonderheiten in der castra? Ausgangssperren und ähnliches?"

    [Blockierte Grafik: http://img166.imageshack.us/img166/7811/praetcentyc0.png]


    Unter dem strengen und wachen Blick seines Centurio überprüfte der Miles Victor auf Waffen. Nachdem die Prozedur beendet war, trat er zurück, blickte zum Centurio.
    "Sauber..."
    meldete er knapp.
    "Gut, dann führst ihn du jetzt zu seinem ZIEL"
    befahl der Mann mit der Vitis. An Victor gewandt, fügte er noch
    "Wenn du nun dem miles folgen würdest..."
    hinzu.



    Sim-Off:

    ich hoffe, ich platze jetzt niemandem dazwischen


    [Blockierte Grafik: http://img166.imageshack.us/img166/7811/praetcentyc0.png]


    Der wachhabende Centurio, der in Begleitung einiger Milites der Garde einen Rundgang machte, näherte sich dem Palasttor, wo Purgitius Victor gerade Einlass verlangte. Verlangte war vielleicht ein falsches Wort, denn der Ton des Mannes war klugerweise anständig. So blieb auch der Centurio - so weit es einem solchen möglich war - höflich und sprach nicht herablassend.
    "Du verstehst, Bürger, dass wir dich nach Waffen durchsuchen müssen"
    sagte er und nickte einem Miles zu. Das war weniger eine Frage an Victor, vielmehr nannte der Centurio ihm die Bedingung, unter der er Eintritt gewährt bekam.


    Ein junger Miles trat an Victor zu, um ihn abzuklopfen, hielt sich aber zurück, um den Mißmut eines Bürgers nicht unnötig zu provozieren...



    Fragen hatte Avitus in diesem Augenblick keine. Daran, dass er sein Officium beziehen musste, hatte er noch gar nicht gedacht. Drum war er im Grunde froh, dass der Princeps daran gedacht hatte und ihm ersparte, die Angelegenheit später zu regeln, was durchaus peinlich hätte werden können. Er räusperte sich.
    "Ähem... nein keine Fragen, princeps. Auf mein officium bin ich gespannt"
    In der Tat fragte er sich, was wohl für Arbeitsräume einem Praetorianertribun zustanden und wie groß der Befehls- und Verwaltungsstab eines solchen war, während er dem Princeps Praetorii folgte.

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    "Tja Tribun, ich bin sicher du wirst dann eine ruhige Zeit haben, die paar Attetäter erwischt du doch mit Links. Da kannst du dich schonmal auf deinen Ruhestand vorbereiten:D" feixte er


    "Na vielen Dank"
    gab Avitus gespielt gekränkt zurück. Sah er denn so alt aus. Kaum ein graues Haar hatte er noch, obwohl es sicher nicht mehr lange auf sich warten ließ.


    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus


    "Ein Befehl, den ich gerne ausführen werde, legatus"
    antwortete Avitus. War schon ein seltsames Gefühl. Er hatte lange unter dem Tiberier gedient, schon damals, als dieser noch Ritter war und Tribun in der IX Hispana und Avitus ein junger, aufstrebender Optio, süchtig nach Ruhm und Kampf war. Dann kam die Prima, der Feldzug in Parthia und nun trennten sich die Wege zweier Soldaten.

    ...einfach wie du sein...


    Was sollte Avitus davon halten. War es das naive Geschwätz eines Jungen, der zu einem gedienten Soldaten aufsah und ihn idealisierte? Der nicht wusste um die Härten und Entbehrungen, die Avitus auf sich im Laufe seines Lebens genommen hatte, um zu dem zu werden, was er nun war... was auch immer er war. Oder war es Lob eines jungen Mannes, der wohl zum ersten Mal in seinem Leben eine wichtige Entscheidung traf und sie nun mit jedem ihm zur Verfügung stehenden Argument zu rechtfertigen suchte. Uns sei es, sich selbst gegenüber. Wie auch immer, Avitus war Soldat, dazu vielleicht Jurist und Architekt, aber kein Pholosoph und ihm fehlte das Talent, sich blitzschnell mit solchen höchst philosophischen Dingen auseinanderzusetzen. Drum ließ er es.


    "Nun... ich sehe, es wäre ein sinnloses Unterfangen, dich davon abhalten zu wollen, deine Entscheidung zu revidieren. Und du stehst mit deinem Vater... man könnte sagen, auf Kriegsfuß. Drum soll nicht auch ich noch sein, gegen den du Groll hegst"
    Wie schade eigentlich, dass die Patria Potestas heutztage kaum mehr war, als Schall und Rauch. Imperiosus hätte mit einem Machtwort dieses Gespräch zwischen Menas und Avitus verhindern können, tat es aber nicht. Genau so wie Avitus sich gegenüber Severus hatte durchsetzen können. Aber das war eine andere Geschichte.
    "So hast du meine Unterstützung"


    Dann lächelte er, um die angespannte Atmosphäre, die sich während des Gesprächs über den Garten gelegt hatte, zu entspannen. Von draussen vernahm man Schreie und das gleichmäßige Stampfen von beschlagenen Stiefeln, als eine Einheit Vigiles vorbeimarschierte, angetrieben von den Schreien eines Centurio. Irgendwo brannte es also mal wieder. Wäre auch zu schön gewesen, mal einen Tag oder eine Nacht ohne einen Brand oder Einsturz zu erleben. Avitus setzte sich auf eine kleine Bank, die am künstlich angelegten Teich inmitten des Gartens stand. Daneben stand ein kleiner, runder, auf drei geschwungenen Beinen stehender Tisch mit einer Obstschale. Der Artorier griff nach einem grünen Apfel und biß hinein. Das konnte er, denn Avitus hatte - und darauf war er besonders stolz - noch recht gute Zähne.
    "Setz dich, Marcus"
    sagte er.
    "Solange du keinen Patron hast und deine Zeit als miles es erlauben wird, erwarte ich natürlich, dass du deine Aufwartung mir machst. Vorausgesetzt, dein Vater ist nicht gerade in Rom, aber das dürfte nur selten der Fall sein"
    sagte Avitus. In dieser Angelegenheit duldete er keinen Widerspruch und sein Tonfall, nicht streng, aber dennoch bestimmt, ließ keinen Zweifel daran aufkommen. Er lächelte und zwinkerte Menas zu.
    "Keine Sorge, ich lasse dich nicht draussen rumlungern. Was ich meine ist, dass du dich erst an mich wenden magst, wenn du etwas auf dem Herzen hast"
    Gleichzeitig gab er dem jungen Artorier damit die Gelegenheit, das Thema zu wechseln, falls dieser schon jetzt etwas auf dem Herzen hatte.

    Aufmerksam folgte Avitus den Erklärungen des Princeps.
    "Caecilius Decius..."
    wiederholte er leise. Ein Verwandter des Praefekten? Die Chance war nicht groß, aber sie war. War aber auch egal, Avitus würde den Mann sicher noch früh genug kennenlernen. Da die Kohorte ebenfalls an dem Feldzug teilgenommen hatte, musste der Centurio ein Veteran sein. Gut zu wissen.


    Die Ausführungen zum Magazin quittierte er mit einem Nicken. Er brauchte nicht viel an neuer Ausrüstung, aber es würde sich nicht schlecht machen, wenn er seine Rüstung und andere Gegenstände mit dem Symbol der Praetorianer, dem berühmt-brüchtigten Scorpion, versah.


    "Ich verstehe..."
    sagte er, als der Princeps den Carcer andeutungsweise umschrieb. Die Ställe der Equites Singulares waren für Avitus in der Tat nicht von Bedeutung. Seine Aufgabe war die Bewachung des Palastes, nicht die unmittelbare Eskorte des Princeps bei dessen "Ausflügen".


    Da er davon ausging, dass der Princeps geendet hatte und die Einführung vorbei war, wollte er sich eigentlich bedanken und vorerst verabschieden. Andererseits konnte er sich auch geirrt haben und wollte dem Mann nicht unnötig ins Wort fallen...