Beiträge von Lucius Artorius Avitus

    DER WEG ZURÜCK


    Dura Europos...


    Es war Nacht. Eine kühle Nacht mit sternenklarem Himmel und genug Mondlicht, als dass man nicht völlig im Dunkeln tappte. Bereits als Dunkelheit hereinbrach, hatten die ersten Truppen, die Centurien der auf der anderen Flusseite befindlichen Legion, ihr Lager abgebrochen und setzten über den Fluss, um als erste abzumarschieren. Die anderen beiden Legionen folgten. Möglichst viele Mann nebeneinander, um die Marschkolonne nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Die Prima - untergebracht gegenüber der Westmauer der Stadt - blieb als letzte.


    Avitus wandte sich an Melder.
    "Befehl an die centuriae... Alle Mann auf, Marschbereitschaft herstellen"
    sagte er.
    "In einer halben Stunde erwarte ich Meldung der Centurionen, dass wir abrücken können"
    Auch, wenn die Prima damit noch warten würde, bis die Sicht besser wurde. Die Parther sollten ruhig sehen, dass sie abzogen. Sie sollten nicht das Gefühl haben, dass sich die Römer nachts heimlich und feige auf und davon gemacht haben. Zwar würden sie nicht warten, bis es taghell war, aber sobald man weiter sah, als die eigene Armlänge, wäre es soweit.
    "Die equites sollen sich bereit halten, alles in Brand zu setzen"
    fügte er hinzu. Sie wollten keine intakten Befestigungen hinterlassen. Es war nicht gut, wenn die Parther dadurch Rückschlüsse auf ihre Taktiken und Fähigkeiten ziehen konnten. Brückenbau, Befstigungen, Artillerie... wenn sie all das heil zurückließen, würde all das beim nächsten Mal - und ein nächstes Mal würde es geben, das würde es immer geben - gegen sie eingesetzt werden. Das wäre unklug. Und ausserdem würden die Flammen die Parther wenigstens eine Weile daran hindern, ihnen nachzusetzen. Bis dahin konnten sie, wenn sie ihr Tempo anzogen, eine beachtliche Strecke zurücklegen. Es standen einige fordende Tage vor ihnen, bei denen wohl so mancher Miles vor Erschöpfung auf der Strecke bleiben würde. Aber anders ging es nicht.
    "Agite"
    Die Meldet eilten davon. Kurze Zeit später ertönten die Signalrufe der Cornicen. Der Zeitpunkt ihres Abzugs stand kurz bevor...

    Ein neuer Tag begann, an dem das Heer vor der Stadt ausharrte, während die Aufbahrungsfrist lief. Der Belagerungsring um die Stadt war gezogen, auch, wenn seine Befestigungen derzeit äußerst spärlich waren. Viel Holz konnte in der kurzen Zeit noch nicht rangeschafft werden, aber wirklich gebraucht wurde es auch nur auf der Westseite, gegenüber der westlichen Mauer der Stadt. Dem Platz also, an dem mit Ausfällen gerechnet werden musste. Nördlich und Südlich verhinderten die Wadis jede schnelle Bewegung, im Osten machte der Fluss den Belagerten zu schaffen. Jeder, der diese natürlichen Hindernisse überqueren wollte, war dem gnadenlosen, vernichtenden Sperrfeuer römischen Ballisten und Scorpione ausgesetzt. Die Artillerie wurde längst in Stellung gebracht, zusammengebaut und auf die Stadt ausgerichtet, die wie auf einem Präsentierteller dastand. Sie mochte schwer einzunehmen sein, aber das war auch nicht das Primärziel des römischen Heeres. Nicht mehr.


    Avitus stand neben einer Batterie aus schweren Ballisten, die auf die westliche Mauer gerichtet waren. Eine pro Kohorte hatten sie ohnehin dabei, weitere wurden vor Ort gebaut, pausenlos wurde neue Munition hergestellt. Ein reger Betrieb, der aufrechterhalten werden musste und einem einzigen Zweck diente. Die Stadt zu bombardieren, den Mut der Parther zu erschüttern und ihren Willen zu brechen, Widerstand zu leisten. Freilig war es kein leichtes Unterfangen, aber die Parther waren durch den Beschuss wenigstens beschäftigt. Brandgeschosse setzten die Häuser innerhalb der mauern in Flammen und das ohnehin trockene Wetter verstärkte den dadurch verursachten Effekt. Hier kam eins zum anderen. Diejenigen, die Wasser aus dem Fluß schöpfen wollten, begaben sich auf ein gefährliches Tarrain. Bald war das Ufer mit zahllosen Toten bedeckt und mit Blut durchtränkt.


    Jemand erschien auf der Mauer. Ein ideales Ziel für die Scorpione. Einige gezielte Schüsse, einer traf. Der Mann verschwand. Avitus schüttelte den Kopf. Bald schon würden sie verstehen, warum die römische Armee für die Belagerungen spezialisiert war. Sie mochten auf der Mauer stehen, aber sie beherrschten sie nicht. Jeder, der sich da zeigte, verkürzte seine Lebenserwartung auf ein Minimum. Unter Herrschaft stellte Avitus sich etwas anderes vor.
    "Den Beschuss aufrecht erhalten. Mehr Brandgeschosse..."
    sagte er, schließlich wollten die Löschtrupps in der Stadt beschäftigt werden.
    "Tellum"
    schrie jemand, warnte damit vor einer herankommenden Pfeilsalve. Sie wehrten sich, deckten sie hin und wieder mit Pfeilen ein. Avitus ging in Deckung, während die Pfeile auf sie herabregneten. Ganz so schrecklich wie damals bei Edessa erschienen ihm diese Augenblicke nicht mehr. Schon verrückt, dass man sich sogar daran gewöhnen konnte.
    "Erwiedern..."
    brüllte er. Die Bedienmannschaften der Ballisten und Katapulte luden und die römische Artillerie schoss wütend zurück, antwortete auf den Pfeilbeschuss mit einer Gegensalve. Mit tödlicher Wucht schlugen die Geschosse auf die Mauer und die Gebäude im Innern, Steine zersplitterten, Brandgeschosse entflammten die Gebäude. Eine Antwort der Parther blieb aus. Vorerst zumindest. Bald schon würde das nächste "Geplänkel" kommen. So würden die nächsten Tage wohl aussehen. Eine Woche lang...

    Zitat

    Original von Caius Flavius Aquilius
    Bezahlt ein Besitzerspieler bei einer Versteigerung einen großen Preis für einen Sklaven simon, und ein solcher Wert von bis zu 12000 Sz will auch 'erarbeitet' werden, und der Sklavenspieler ist von Anfang an aus irgendeinem Grund unzufrieden mit seinem neuen Herrn, orientiert sich sehr schnell um und verlässt diesen, wie bekommt dieser Herr sein Geld wieder? Bekommt er es überhaupt wieder, kann er Einspruch erheben, ohne dass ihm der schwarze Peter des 'fiesen Herrn' zugeschoben wird? Auch solche Fragen sollte man sich bei diesem Thema stellen...


    Nicht die Spieler der Sklaven-IDs sind es, die den Preis in die Höhe treiben, sondern die anderen Mitbieter. Von Mißbrauch - dieser Vorwurf ist hier wohl in Richtung der Spieler/-innen der Sklaven-IDs gemeint - kann daher keine Rede sein. Und dass jemand mit seiner Neben-ID mitbietet, um den Preis für die eigene Sklaven-ID in die Höhe zu treiben, ist unwahrscheinlich, da es den Spielern der SklavenIDs keinen erkennbaren Vorteil bringt, da das Geld doch an die Staatskasse geht. Und selbst wenn jemand es tun würde, es ist niemand gezwungen, sich berufen zu fühlen, jeden anderen zu überbieten.


    Nachträglich zu behaupten und zu klagen, man hätte ja so viel bezahlt, und seine Berechtigung, den Spieler/-in mit der ID an sich binden zu wollen, alleine aus dieser Tatsache zu ziehen, ist verkehrt, da dadurch Spielgeld darüber bestimmen würde, mit wem man als Spieler seiner ID zu interagieren hat, ohne, dass Rücksicht auf das Verhältnis zwischen den Spielern genommen würde. Und wieviel ein Spieler/in mit seiner HerrnID bezahlt hat, ist sein Problem, da von ihm bewusst getätigt. Wer Angst um sein Spielgeld hat, sollte nicht Summen "investieren", die sich im vier- oder fünfstelligen Bereich bewegen.

    Aufmerksam beobachtete Avitus die Reaktionen der Milites, als ihnen die Nachricht vom Ableben des Kaisers mitgeteilt wurde. Ein Raunen ging durch die Reihen, hier und da wurden sogar Schreie laut. Die Milites nahmen es nicht gerade mit Fassung, aber das war ihnen nicht zu verdenken und zu erwarten gewesen. Der Kaiser war nicht irgendwo gestorben, er war hier mit ihnen unterwegs gewesen, hatte den Feldzug angeführt. Die Betroffenheit war eine andere, viel stärker bestimmt, als die anderer Soldaten und Legionen, die an den Grenzen des Reichs stationiert waren.


    Avitus Blick wanderte zu den Centurien der Ersten Kohorte. Ganz nah am Praetorium standen sie, wie es ihnen gebührte. Auch sie blieben nicht ruhig und gefasst, auch dort gab es Unruhen in den Reihen. Eine leichte Enttäuschung machte sich in Avitus breit, hing sein Herz doch sehr an diesen Centurien und seine Hoffnung, dass sie wenigstens stoisch blieben, hatte sich nicht erfüllt. Einzig die Reaktion der Ersten der Ersten - seiner ehemaligen Einheit - machte es wett. Die Reaktion des Optio Iulius, seines ehemaligen Signifers, die sich nicht darauf beschränkte, seine Anteilnahme auszudrücken, sondern auch den neuen Kaiser hochleben zu lassen, entging ihm nicht, die Schreie waren gut hörbar gewesen. 'Vivat' Ja, so gehörte es sich. Die Milites der ersten Centurie fielen in den Ruf ihres Optio mit ein. Guter Mann, der Iulier.


    Avitus blickte zum Primus Pilus, der neben ihm beim Stab stand, sah, dass dessen Blick bei der Ersten Centuria war. Bestimmt war auch er zufrieden oder zumindest nicht unzufrieden - bei einem Centurio vielleicht der passendere Ausdruck - mit seiner neuen Einheit. Die Erste hatte schon so manche verzweifelte Situation in diesem Krieg erlebt. Fast hätte man ihr den Adler entrissen, wobei sie fast die Hälfte ihrer Männer verlor, dann mussten sie zusehen, wie ihre Kameraden von der zehnten Legion nur weniger passus von ihnen entfernt verbrannten, getrennt durch eine Feuerwand und nun... der Tod des Kaisers.


    Gespannt warf Avitus einen Blick zum Legatus, fragte sich, ob er sie den Eid schwören ließ. Er würde es tun, das würde den Milites wieder eine Orientierung geben, das würde es vor allem leichter machen, ihnen zu erklären - wenn es soweit sein sollte - dass sie hier abziehen mussten, ohne die Stadt genommen zu haben. Es würde ihnen wieder einen Oberbefehlshaber geben und vielleicht auch sogar den Wunsch, zum neuen Kaiser aufzubrechen, beseelt von dem Wunsch, ihn vor Gefahren zu schützen, nun, wo sie erfuhren, was es bedeutete, ihn zu verlieren.

    Eine Entscheidung schien getroffen. Dem war nichts mehr hinzuzufügen. Jeder hatte Gelegenheit gehabt, seinen Standpunkt darzulegen und nun stand fest, dass sie abziehen würden. Nicht übereilt und ohne das Gesicht zu verlieren.


    "Ich nehme an, dass wir die Befestigungen weiter ausbauen werden...?"
    fragte er im Hinblick auf die Vertuschung des Todes und des bevorstehenden Abmarsches vor den Parthern.
    "Wir sollten die Stadt unter Beschuss nehmen, ganz so, als wäre nichts geschehen. Setzen wir sie in Brand, sind die Parther ausserdem mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt und wir haben weniger Überfälle zu befürchten"
    schlug er vor.

    Aufmerksam verfolgte Avitus die Zeremonie. Als die rituallen Formeln ausgesprochen wurden und das Ofertier hereingeführt wurde, trat er an den Altartisch. Sein Blick blieb einen Moment am Tier haften, ein Widder, ein, wie es der - Avitus wusste nicht recht, welchen Rang oder Titel der Priester des Mithras hatte - Cornelier ausdrückte falsches Tier, da man offenbar stets einen Stier opferte, da auch Mithras einen bezwang und tötete. Ob wohl der Gott Verständnis dafür hatte, dass man statt eines Stieres einen Widder nahm? Bestimmt, sie waren im Krieg, und da war halt hin und wieder Improvisation gefragt, was die genaueste Einhaltung irgendwelcher Vorgaben anging.


    Avitus blickte zum Cornelier.
    "Ich werde den Dolch führen"
    sagte er entschlossen. Die Rolle des Victimarius fiel ihm damit zu. Nicht unwichtig, denn es war notwendig, das Opfertier möglichst sauber und professionell zu töten, um unnötige Fehler - und damit eine Wiederholung, für die es wahrscheinlich an einem Ersatztier mangelte - zu vermeiden. Und wenn Avitus als Soldat etwas konnte, dann war es ein Schwert oder ein Dolch zu führen.




    PRIMUS PILUS - LEGIO I TRAIANA

    Zitat

    Original von Narrator
    Und als der Morgen begann zu grauen, waren sie über eingekommen, das sich das Heer zurückziehen würde, nicht überstürzt, nicht ohne das Gesicht zu verlieren, aber man würde sich zurück ziehen. Die Prima war die Legion des Imperators gewesen und alle anderen Legionen würden ihr folgen.


    Die Morgendämmerung brach über die Wüstenlandschaft herein, wo die Legionen die Stadt Dura Europos umstellt hatten. Die Nacht war, die Überfälle der Parther betrachtet, relativ ereignislos vergangen. Pünktlich mit dem ersten Sonnenstrahl ließ Avitus die Cornicen das Signal zum Appell blasen. Überall rannten die Centurionen und Decurionen herum und trieben die Milites zur Eile, ließen die Centurien antreten. Es war Zeit, die Milites in Kenntnis darüber zu setzen, was in letzter Nacht geschah. Zeit, sie wissen zu lassen, dass der Kaiser tot war und welche Entscheidungen der Stab der Prima und anschließend die vier Legaten in einer Besprechung getroffen hatten.


    Avitus stand vor dem Praetorium, die aufmarschierenden Einheiten betrachtend. Er war gespannt, wie die Milites darauf reagieren würden, wenn sie erführen, dass ihr Kaiser und Feldherr gefallen war und die Legaten die Legionen zurück ins Reichsinnere zu führen gedachten. Den Milites mangelte es womöglich an Überblick, um die Zusammenhänge zu erkennen, die zu dieser Entscheidung zwangen. Womöglich würden Rufe nach Zerstörung der Stadt laut. Nach Rache. Und Vitamalacus war nicht lange Legat, hätte also viel Überzeugungsarbeit vor sich.


    Seine Nachdenklichkeit ließ sich Avitus nicht anmerken, sein Blick wanderte von einer Centuria zur anderen. Sie würden sich zurückziehen, das stand fest. Die Milites mochten protestieren, Avitus war überzeugt, sie würden es letzten Ende einsehen, dass dieser Schritt nötig war. Aber sie würden nicht fliehen. Zum Abschied würden sie alles an Munition, die bereits hergestellt war, auf die Stadt verschiessen und sie in Flammen setzen, damit die Parther beschäftigt wären. Ein kleines Abschiedgeschenk. Anschließend würden sie diese verdammte Gegend, die nichts als Sand und Steine bot, hinter sich lassen.

    Meinungsverschiedenheiten...


    ... meinte Avitus eigentlich zwischen dem Legatus Legionis und dem Magister Domus Augusti zu beobachten. Er selbst schwieg bisher, dachte, dass das, war ihm durch den Kopf ging, sowieso klar war und nicht extra betont werden musste, fühlte sich durch den Blick Quarto's aber irgendwie geradezu aufgefordert, etwas zu sagen.
    "Ich bin dagegen, die sterblichen Überreste des Kaisers jetzt sofort und hier vor Ort zu verbrennen"
    warf er ein. Seiner Meinung nach war die Zeremonie hier - und damit die Frage nach der Wache während dieser - unangemessen.
    "Ich stimme senator Aelius zu..."
    au Backe, er ahnte, dass er mit der Zustimmung für einen Zivilisten den Unmut der Soldaten im Raum auf sich zog, aber als Primipilaris war Avitus kein Ja-Sager
    "... und finde, dass wir die Parther über unsere Lage und unsere Absichten im Unklaren lassen müssen. Ausserdem finde ich, dass wir die sterblichen Überreste des Kaisers innerhalb der Reichsgrenzen einer würdigen Bestattung unterziehen sollten. Nicht hier, am Ende der Welt, vor den Toren irgendeiner feindlichen Stadt, ohne ein angemessenes Opfer an seine Manen und Pluto. Wir sollten abrücken. Und was die Parther darüber denken mögen, sollte nicht unsere Sorge sein. Wir haben sie geschlagen, wir haben sie bei Edessa geschlagen, wir haben sie hier eingekesselt in ihrer Stadt und haben sie bei Chaboras trotz schwerer Lage abwehren können..."
    Avitus wusste selbst nicht, woher plötzlich dieser Optimismus kam. Aber wenn er diesen von den Centurionen verlangte, musste er ihn selbst an den Tag legen. Denn er verlangte nichts von seinen Untergebenen, wozu er selbst nicht bereit oder in der Lage war.
    "Das bedeutet, dass wir meiner bescheidenen Meinung nach abrücken müssen. So schnell es geht, so bald es geht"
    er nahm einen Schluck kühlen Weins.

    Aufmerksam verfolgte Avitus die Zeremonie. Es wurden mehr Leute ausgezeichnet, als er vorgeschlagen hatte - das war nur der Voraustrupp gewesen - abr das war auch gut so. Optio Tallius zum Beispiel hatte sich die Armillae verdient, war ein guter Soldat und hatte in der Nacht, als sie Circesium nahmen, seinen Centurio hervorragend vertreten. Dass Avitus selber ausgezeichnet wurde, überraschte ihn dann doch. Damit hatte er nicht gerechnet. Avitus war eigentlich davon ausgegangen, dass er selbst nicht viel gemacht hatte, ausser eine Kohorte in eine Stadt hineinzuführen, deren Tor sabotiert worden war, und diese an den Tribunus vor Ort zu übergeben. Aber die Auszeichnung war dennoch erfreulich und Avitus nahm sie stolz in Empfang, salutierte und trat anschließend wieder zurück.

    Meinungsverschiedenheiten...


    Das war etwas, was sie nicht gebrauchen konnten, was sich aber dennoch anbahnte. Aelius Quarto wollte hier offenbar so schnell wie möglich weg. Entweder, weil er Angst hatte, dass jetzt, wo das Heer vom Tod des Kaisers erfahren würde, es demoraliesiert sein würde und die Parther es vernichten würden. Nun, das konnte man ihm nicht verdenken, auch wenn Avitus natürlich davon ausging, dass die Centurionen Disziplin durchsetzen würden und die Legaten die Milites aufmuntern würden, nicht aufzugeben und sie an ihren Mut und ihr Können erinnern würden, dessen sie sich gerade jetzt, in dieser schwierigen Lage bewusst werden müssten.


    Oder er wollte weg, weil die Lage so war, wie er es sagte und er tatsächlich schnellstmöglich zum neuen Kaiser musste und seinen Platz nicht mehr als hier ansah. Oder beides traf zu. Wie auch immer, die Tatsache, dass er an einer Abreise nicht zu hindern sein würde - Avitus bezweifelte, dass sich Vitamalacus einem ranghöheren Senator und dem bruder des jetzigen Kaisers offen in den Weg stellen würde, das wäre nicht gerade ein Loyalitätsbeweis - bedeutete, dass sie eine, sicherlich berittene, was noch bedauerlicher war, Abteilung los waren. So sehr auch Konkurrenzgedanken das Verhältnis zwischen den Legionären und den Gardisten prägten, wäre es ein weiterer Verlust. Hoffentlich bestand Quarto nicht auf einer all zu großen Eskorte.


    Oder sie zogen hier alle gemeinsam ab. Zusammen mit dem Leichnahm des Kaisers, den sie erst innerhalb der Reichsgrenzen verbrennen sollten und ihm damit ein ehrenvolles, würdiges Begräbnis gestatteten. Irgendwo am Ende der Welt vor den Toren einer fremden, belagerten Stadt verbrannt zu werden... kein würdiges Ende für einen Mann wie Lucius Ulpius Iulianus, der in die Reihen der Götter aufsteigen sollte. Und wer konnte wissen, ob er von hier überhaupt den Weg ins Jenseits finden würde. Das Opfer an Pluto müsste schon verdammt groß sein.


    Die Zeit drängte. Der Apell war bereits anberaumt worden und bis dahin mussten wie wissen, was zu tun. Ob richtig oder falsch, aber eine Entscheidung musste her, das erwarteten die Milites.

    Gespannt verfolgte Avitus die Zeremonie, die die Milites vollzogen und die offenbar die Geburt eines Helden oder eines Gottes feierte. Anscheinend glaubten die Anhänger dieses... wie nannte die Stimme ihn? ... dieses Mithras, dass es mal eine Dunkelheit gab, die für das Böse stand, für das Üble. Und dann kam ein Gott, aus dem Stein geboren und verdrängte sie. Was Avitus nicht ganz klar wurde, war, ob die Männer einzig an diesen Gott glaubten oder andere Götter neben sich duldeten. Im Krieg, ganz besonders im Krieg, war es vielleicht nicht klug, Iuppiter, unter dessen Adler sie marschierten, und Mars, der ihnen Erfolg bescheren sollte, zu verleugnen.


    Avitus nahm den Becher. Am liebsten hätte er die Zeremonie unterbrochen, um die Fragen, die ihn hier beschäftigte, auch zu stellen, aber das wäre wohl keine gute Idee. Er trank einen Schluck und stellte überrascht fest, dass der Wein einen angenehmen Geschmack hatte. Er nahm einen weiteren Schluck und reichte den Pokal weiter...

    Zitat

    Original von Kritiker
    ...Tod des Kaisers und dem dadurch entstehenden Machtvakuum...


    es gibt doch den Caesar als Nachfolger, dem bereits jetzt mindestens 5 Legionen zur Verfügung stünden :hmm:


    Zitat

    Original von Kritiker
    ...Mehrheitsverhältnisse im Senat...


    kann mir gut vorstellen, dass die in einer Militär-Diktatur so gar keine Rolle spielen. Pro forma nicken die vielleicht und applaudieren... mehr aber wohl kaum. Ein Ja-Sager-Verein eben :P


    Zitat

    Original von Kritiker
    ...Rotationen auf prinzipaler Ebene...


    wer von den Spielern mit einer Senator-ID (oder wer auch immer) will dabei als erster das Leben seiner ID lassen, um diese "Rotationen" zu ermöglichen? Freiwillige vor :D



    edit: die beiden Terentier waren schneller

    Von der Frage unbeirrt schritt Avitus weiter. Oft genug hatte er sie sich selbst gestellt. Eine Antwort darauf wusste er nicht.
    "Ich weiß es nicht, miles Decimus..."
    er blickte zu Serapio.
    "Das überrascht dich jetzt wohl. Aber so ist es. Eine universelle Lösung gibt es in diesem Fall nicht. Zumindest kenne ich sie nicht. Jeder geht auf seine eigene Weise damit um. Siehst du diesen miles dort, den Mann mit der Handmühle?"
    er deutete auf einen Legionär unweit von ihnen, der gerade vor dem Zelt Getreide für sein Contubernium mahlte. Er saß alleine und trotz der Dämmerung sah man Nachdenklichkeit auf seinem Gesicht.
    "Das ist Licinius Fuscus. Ein guter Mann. Bemerkst du wie nachdenklich er wirkt?"
    In diesem Moment warf er Miles ihne einen Blick zu und nickte, als er Avitus erkannte. Avitus nickte zurück.
    "Er hofft, all das hier gesund zu überstehen. Hat sein Ziel fest vor Augen. Hat alles andere ausgeblendet. Irgendwann erst, werden ihm die Erinnerungen zurückkommen und ihn womöglich quälen. Aber im Moment, berührt ihn hier nichts wirklich"


    Sie schritten weiter.
    "Oder siehst du den optio dort auf dem vallum? Sohn eines Senators..."
    sagte Avitus so neutral wie möglich. Das hieß, dass der Mann bereits als Optio zu ihnen kam, kurz vor dem Krieg.
    "Er betrachtet das hier als ein großes Abenteuer und ist auf armillae und phalerae aus. Ihm sind die toten Feinde, die Zerstörung und der Tod um uns herum nicht nur egal, ihn stacheln diese Dinge hier wohl erst so richtig auf
    damit drang dann wohl doch so etwas wie Kritik nach aussen. Abenteurer und Einzelgänger waren hier im Grunde fehl am Platz.


    "Wie gesagt, miles Decimus, jeder muss lernen, auf seine eigene Art und Weise damit umzugehen. Manche suchen hier das Abenteuer, manche betrachten es als eine Prüfung, andere haben akzeptiert, dass jeder Tag der letzte sein kann, haben sich diesem Schicksal ergeben, wieder andere vertrauen felsenfest auf das Wohlwollen der Götter. Ich selbst..."
    Avitus stockte. Bisher hatte er mit niemandem über so etwas gesprochen und es fiel nicht leicht.
    "... denke da eigentlich gar nicht so viel drüber nach. Ich habe eine Pflicht zu erfüllen. Nur das zählt..."
    Was ihn wohl dem Miles mit der Handmühle irgendwie ähnlich machte. Zum Teil zumindest, denn irgendwann würden auch Avitus die Erinnerungen zurückkommen an die Taten hier, an das Blut, das Feuer und die Asche. Dass für Serapio seine letzten beiden Sätze wohl die entscheidenden sein würden in seiner Antwort, bemerkte Avitus in diesem Moment nicht einmal.

    "Auf den Imperator Gaius Ulpius Aelianus Valerianus"
    stimmte Avitus mit ein. Es war zwar kein militärischer Eid, den sie hier leisteten, machte aber klar, wem die Prima sich verpflichtet fühlte.


    Nun jedoch, da dies geklärt war, blieb die bereits angesprochene, dringende Frage nach dem weiteren Vorgehen. Bleiben oder Abziehen. Im Falle des Letzteren stellte sich die zusätzliche Frage nach dem 'Wie' des Abzugs.


    Avitus wusste, dass ein Abzug wohl oder übel die vernünftigere Entscheidung wäre, so verlockend der Gedanke an Vergeltung auch war und so stark der Wunsch danach, diese bereits umstellte Stadt dem Erdboden gleichzumachen, auch sein mochte. Im Reich würde es bestimmt Spannungen geben, nun, da der Kaiser tot war und jeder machtgeile Senator, der schon immer mit dem Gedanken spielte, auf den Palatin zu ziehen, seine Chance fü gekommen sah. Vier Legionen, angeschlagen zwar, aber kampferprobt und im Feuer des Krieges gestählt, sowie ein großes Kontingent der Garde, stand ausserhalb des Reiches. Sollten sie bleiben und eine womöglich monatelange Belagerung anstreben und würde man ihnen irgendwann die Frage stellen, warum sie es für wichtiger erachtet haben, eine Stadt am Rande der Welt zu belagern, statt - und sei es durch bloßen Aufenthalt innerhalb der Grenzen - für Stabilität im Innern zu sorgen... sie würden keine zufriedenstellende Antwort geben können. Ein Abzug, so bitter er einem auch schmeckte, war vermutlich die richtigere Lösung. Und de facto hatten sie darüber zu entscheiden. Hier und jetzt. Die anderen Legionen würden der Prima folgen, wohlwissend, dass Uneinigkeit dem sicheren Untergang gleichkam.


    Blieb die Frage, wie man abzog, ohne das Gesicht zu verlieren, ohne Schwäche zu zeigen. Wenn sie abzogen, ohne die Lage hier geklärt zu haben, konnte ihnen das Heer der Parther nachsetzen... und die eroberten Gebiete wären bedroht, wenn nicht schon wieder verloren.

    Wieder wanderte Avitus' Blick zum Aelius Quarto, der die Stille durchbrach, die für einen Moment im Zelt eingekehrt war, als man ihnen die Hiobsbotschaft überbrachte. Der Magister Domus Augusti hatte Recht. So trostlos die Lage im Augenblick auch erschien, so schrecklich die Nachricht vom Tode des Imperators auch sein mochte... sie durften sich jetzt nicht aus der Fassung bringen lasen.


    Besonders siegreich fühlte sich Avitus jedoch nicht. Daran änderte auch die Betonung dieser Aussage durch den Magister Domus Augusti nichts. Was hatten sie bisher schon erreicht. Eine Schlacht unter hohen Verlusten gewonnen, eine weitere de facto verloren, eine Stadt im Handstreich genommen und ihren Imperator und den Legatus Decimus verloren. Selbst wenn sie siegreich waren, dann um einen verdammt hohen Preis. Und der bittere Beigeschmack der Niederlage bei Chaboras überschattete den Genuß des Sieges.


    Und die Lage in Armenia? War es befreit? Hatten sie hier im Süden überhaupt etwas erreicht? Sie waren ausgerückt, um die Parther zu lehren, dass man die Grenzen, die Verbündeten und die Interessen Roms nicht ungestraft bedrohte oder gar angriff. Diese Lektion würden die Parther wohl nur dann begriffen haben, wenn sie ihre Herrschaft sich nicht länger auf Armenia auszudehnen suchten. Nur dann hätte dieser Feldzug und der Tod so vieler Soldaten, der Tod des Imperators überhaupt so etwas wie einen Sinn.


    Avitus warf einen Blick zum Legatus, gespannt ob dessen Antwort, die mit darüber entscheiden würde, ob der Feldzug fortgesetzt werden würde oder sie abzogen.

    Der Imperator... tot!?


    Diese Frage laut zu stellen, wagte Avitus nicht. Mit versteinertem Gesichtsausdruck blickte er zum Legat, senkte dann langsam seinen Blick, kopfschüttelnd. Sein Atem ging schwer, die Nachricht schlug ein, wie ein Blitz. Den Verletzungen der Schlacht bei Chaboras erlegen. Die schicksalhafte Schlacht bei Chaboras, wo das Heer in einen Hinterhaltder Parther geraten und fast eine ganze Legion verlor. Und nun, den Imperator. Gestorben an Verletzungen, die ihm ein unbedeutender Pfeil eines namenlosen Parthers zugefügt hatte. Wie grausam und sarkastisch die Götter doch waren.


    Avitus blickte zum Aelier. Wie sagte er eben noch...? Es sind Entscheidungen zu treffen. Avitus atmete tief durch. Mitten im Feldzug ihren Feldherrn zu verlieren, war eine Katastrophe. Es war ein Dies Ater. Wenn die Milites, abergläubig wie Waschweiber am Almo, sich weigern würden, zu kämpfen, würde ihn das nicht überraschen. Hier waren nun Centurionen gefragt, die dafür sorgen mussten, dass die Legion auch angesichts dieser erschreckenden Lage ihre Disziplin wahrte.