Beiträge von Lucius Artorius Avitus

    Nach seinem Gespräch mit dem Nauarchus begab sich Avitus auf direktem Wege in die Castra und suchte den Legatus auf.
    "Legatus, ich habe mit dem nauarchus der classis Misenensis gesprochen. Alles ist bereit, wir können mit dem Einschiffen beginnen. Die Flotte hält sich bereit. Die Verwundeten bekommen ein eigenes Schiff zugewiesen und sollten zuerst verladen werden. Die centuriae werden anschließend von den tribuni classici den für sie bestimmten Schiffen zugewiesen"
    machte er Meldung.
    "Wir werden in einer Stunde erwartet, für die Einschiffung sind zwei weitere anberaumt. Wenn also keine unerwarteten Verzögerungen auftreten, sind wir in drei Stunde auf See"

    Avitus erhob sich. Es war Zeit, die Legion zu 'holen'.
    "Ich setze die legio in Bewegung. Danke für deine Bemühungen, nauarchus"
    sagte er, verabschiedete sich mit einem
    "Vale"
    und verließ das Schiff.

    "Die centuriae der cohors prima..."
    Erinnerungen an die vergangenen Schlachten kamen auf, doch Avitus unterdrückte sie, blieb konzentriert
    "... müssen nicht geteilt werden. Sie haben derzeit die Stärke normaler centuriae"
    sagte er.


    Avitus langte ebenfalls zu, nahm sich etwas von dem dargebotenen Obst.
    "Das ist doch ausgezeichnet"
    sagte er zu dem Vorschlag, dass die Tribuni die einzelnen Centuriae einweisen sollten.
    "Die Verwundeten werden wir zuerst verladen. Unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer centuria, dachte ich, sie alle auf ein Schiff bringen zu lassen. Lass bitte deine tribuni classici wissen, dass die Verwundeten zuerst kommen, ihnen folgt der Rest der legio"
    sagte er, nahm einen Schluck Wein.
    "Von meiner Seite wäre es dann alles..."
    sagte er, abwartend, ob der nauarchus etwas hinzuzufügen hatte.

    Avitus ließ sich nieder. Auf Schiffen fühlte er sich generell unwohl. Es war ein ungutes Gefühl, keinen festen Boden unter den Füßen zu haben, auf stets schwankenden, rollendem und stampfenden Deck zu stehen. Die ersten Tage würde er grün und blau an der Reling hängen und mit seinem Mageninhalt die Fische füttern. Das machte seine Laune nicht gerade zur Besten. Dennoch bemerkte er die Gastfreundschaft, die der Flottenoffizier bot und war nicht unbeeindruckt.
    "Danke"
    sagte er. Des Anstands wegen wollte er es nicht ablehnen, die ihm angebotenen Speisen und Getränke zu nehmen.
    "Die Prima zählt derzeit MMMDCCXII Mann kämpfendes Personal, die Verwundeten miteingeschlossen"
    sagte er. Als Lagerpraefekt musste er es wissen.
    "Dazu kommen die muliones und calones, sowie privates Personal und Sklaven der höheren Offiziere. Alles in allem weitere rund tausend Mann"
    er sah sich um und nickte.
    "Das ist angemessen. Denkt bitte daran, dass die Ehefrau unseres legatus, Iulia Helena mit uns reist. Sorgt dafür, dass es ihr wenn schon an großem Komfort..."
    an Kriegsschiffe war dieser Anspruch nun wirklich nicht zu stellen
    "...dann wenigstens nicht an Rückzugsmöglichkeiten mangelt"
    erinnerte er den Nauarchus. Da ihm nicht mitgeteilt wurde, dass Iulia anderweitig reisen oder gar bleiben würde, ging er davon aus, dass sie mit ihrem Mann auf einem Schiff verbleiben würde. Das machte der Flotte zwar weitere Umstände, ließ sich aber nicht vermeiden.
    "Die legio wird, wie gesagt, in einer geschätzten Stunde hier sein. Das Lager wird derzeit abgebrochen. Um alles Mann und Material auf die Schiffe zu bringen, rechne ich nicht mehr als zwei Stunden ein. Der Troß und großes Gerät wird, wie vereinbart, ohnehin nachkommen. Stehen die Winde günstig derzeit? Oder haben wir mehr Zeit und müssen bis zum Nachmittag warten?"

    Sim-Off:

    Ich starte dann schon mal die Einschiffung; man sehe mir bitte nach, dass ich mich zum Nauarchus sozusagen durchdrängele


    Der Tag der Abreise war gekommen und es war Zeit, die schnellen, aber nicht allzu bequemen, Schiffe zu besteigen und Syria zu verlassen. Es war früh am Morgen, die Legion war bereits auf den Beinen und die Zeltreihen wurden abgebaut, sie würde in Kürze ihr Lager abgebrochen haben und am Hafen aufmarschieren. Avitus ließ sich abmelden, damit sein Aufenthaltsort dem Stab nicht unbekannt war, und begab sich zum Hafen um den zuständigen NAUARCHUS zu treffen. Er ließ sich zum Flottenoffizier bringen.
    "Salve, nauarchus"
    grüßte er diesen.
    "Ich bin Artorius Avitus, prafectus castrorum der legio Prima. Ich nehme an, es ist alles bereit? Die legio wird in aller Kürze hier sein"
    sagte er.

    Fast eine Stunde lang war Avitus in seinem Zelt allein. Den Brief, der ihm die Hiobsbotschaft mitteilte, hatte er die ganze Zeit über in den Händen gehalten, hatte immer wieder die Zeilen überflogen, so als ob er durch mehrmaliges Lesen etwas ändern konnte. Doch das konnte er nicht. Etwas in ihm war heute gestorben. Seine Erziehung und seine momentane Situation verlangten von ihm, sich zusammenzureissen, sich nicht viel anmerken zu lassen. Einen zerstreuten, niedergeschlagenen Lagerpraefekt konnte die Legion jetzt nicht gebrauchen. Jetzt, wo es darum ging, Truppen und Material auf Schiffe zu verladen und die östlichen Provinzen hinter sich zu lassen.


    Die Bestattung seines Sohnes war bestimmt schon vonstatten gegangen. Zu fordern, Reatinus möge dafür sorgen, dass sie anständig sei, war also zu spät, aber er traute seinem Vetter zu, sich darum ordentlich gekümmert zu haben. Was dem Artorier blieb, war die Asche seines Sohnes - bei den Göttern, welch grausigen Worte das doch waren - nach Italia zu überstellen, damit sie auf der letzten Ruhestätte der Artorier nicht weit ausserhalb Roms aufbewahrt werden konnte. Und Avitus wusste, so schwer es auch fiel, so unmenschlich es ihm auch erschien, aber die Zeit, seinen Sohn zu betrauern, lag noch vor ihm. Hier und jetzt konnte er das nicht, so sehr er es auch gewollt hatte.


    Er hörte, dass offenbar jemand vor dem Zelteingang stand, sich aber nicht traute, reinzutreten, sondern wartete, bis Avitus wieder nach draussen schritt. Avitus rollte den Brief zusammen und steckte ihn ins Behältnis, in welchem er gebracht wurde. Er richtete seine Kleidung, wusch sich die Hände und das Gesicht, atmete tief und langsam durch, so als ob es ihm eine große Hürde war, unter Menschen zu treten - es war mehr als das - und trat nach draussen, kniff die Augen leicht zusammen, als ihm das grelle Licht der Sonne wieder ins Gesicht schien. Draussen stand ein Tesserarius der wachhabenden Centuria. Es war kurz vor dem Wachwechsel, er wargekommen, um die Tessera zu empfangen. Der Dienst ging weiter. So als wäre nichts geschehen. Das Leben und die Götter waren grausam...

    Er hatte die Centurionen der neunten Kohorte angewiesen, Patrouille zu laufen, um in der Stadt nach dem rechten zu sehen. Die Milites hatten einen Feldzug hinter sich, bei dem ihnen ein glorreicher, triuphaler Sieg verwehrt wurde, bei dem sie ihren Kaiser und Legaten verloren hatten. Da war diese Vorsicht nicht unangebracht, aber danken würden sie es ihm natürlich nicht, dass er ihre Centurien mit Arbeit strafte, während andere Ausgang hatten.


    Avitus hatte sich einen kleinen Tisch vor seinem Zelt aufbauen lassen und saß im Schatten seines Zeltes. Die restlichen Schreibarbeiten, die hier in Antiochia wieder vermehrt anfielen, wie Rechnungen, Berichte und Meldungen, Briefe und Anfragen und anderes, wollte er lieber draussen erledigen, an der frischen Luft. Im Innern seines Zeltes wäre es unerträglich heiß und stickig gewesen. Er ließ sich einige Briefe vorlegen. Einiges an Post von Milites an daheim, das zensiert wurd und nun von ihm abgesegnet werden musste. Manch Versetzungs- oder Entlassungsgesuch, letzteres von Veteranen, die mit diesem Feldzug ihre Dienstzeit abgedient oder sogar vereinzelt überschritten hatten.


    Ein Brief war an ihn adressiert. Er brach das Siegel und rollte ihn aus, merkte gleich am Briefkopf, dass das Schreiben aus Germania kam, von seinem Vetter Reatinus, der bei der Zweiten Legion als Centurio diente. Sofort war da diese Erinnerung an die Befürchtung, er könnte womöglich zum Feind werden, falls die germanischen Legionen jemand anderen zum Kaiser ausrufen sollten, als die parthischen und mit ihnen die Prima... was sie den Göttern sei Dank nicht getan hatten. Dennoch, einmal jemand aus eigener Verwandschaft auf der anderen Seite zu wissen, war etwas, was wohl jeder Soldat befürchtete.


    Avitus las die ersten Zeilen und merkte sofort, dass der Brief einen alles andere als guten Anlass hatte. Die ersten Zeilen deuteten etwas schlimmes an, ohne zum Thema zu kommen und innerhalb weniger Augenblicke spürte Avitus, wie sein Herz schneller schlug. Die Legionen in Germania standen auf derselben Seite, wie die Prima, das konnte es also nicht sein. Schon im Lesen dieser ersten Zeilen überkam Avitus ein ungutes Gefühl, eine böse Vorahnung, was ihm die nächsten Zeilen offenbaren würden. Er las weiter... Und schon die nächsten Worte ließen die schlimme Vorahnung Wirklichkeit werden. Es geht um meinen Neffen, deinen Sohn, Severus... hatte Reatinus geschrieben. Avitus Gesichtszüge wurden härter, sein Blick ernster, er hatte Angst, die nächsten Zeilen zu lesen ... verstorben... Eine unsichtbare Hand griff nach Avitus Herz und riss es ihm aus dem Leib. So zumindest fühlte es sich an. Er legte den Brief ab, lehnte sich zurück, blickte ins Leere. Die Schreiber und Sklaven hatten gemerkt, dass etwas nicht stimmte, keiner traute sich jedoch, ihn anzusprechen. Diskret zogen sie sich zurück, ließen den Artorier allein.


    Avitus saß einige Minuten lang da, wirkte etwas geistesabwesend. Dann schüttelte er ungläubig den Kopf, nahm den Brief wieder in die Hand, wollte ihn weiterlesen. Doch es fiel schwer, immer wieder unterbrach Avitus, versuchte gegen die Gefühle, die ihn ihm aufstiegen, anzukämpfen. Er wusste, er saß draussen und auch wenn die Scribae und die Sklaven auf Abstand gegangen waren, beobachteten sie ihn, so wie jeder noch in der Castra verbliebene Legionär. Er musste die Fassung wahren, doch es kostete ihn viel Kraft, um die Selbstbeherrschung nicht zu verlieren. Das ganze wirkte so absurd. Er, der er im Kriege kämpfte, kehrte lebend zurück, hatte sich von seinen Verletzungen, die er im Kampf davon getragen hatte, längst erholt. Sein Sohn aber, der im derzeit eher friedlichen Germania stationiert war, lebte nicht mehr. Überfallen und ermordet. Wut, Zorn und gleichzeitig diese Ohnmacht. Spielten die Götter etwa eines ihrer perversen Spielchen mit ihm? Je mehr Avitus las, desto schwerer fiel es ihm, die Fassung zu wahren.


    Langsam erhob er sich, und trat in sein Zelt. Er wollte allein sein, keinen Blicken ausgesetzt sein, brauchte etwas Zeit, um durchzuatmen. Er musste es nicht sagen. Jeder, dem sein Leben lieb war, würde es nicht wagen, ihn wegen belanglosem zu stören. Dies Scribae und - vor allem - die Sklaven wussten es. Sie räumten den Schreibtisch ab, als der Artorier im Zelt verschwand. Eine bedrückte Stimmung herrschte, Ratlosigkeit und dennoch diese Gewissheit, dass etwas furchtbares geschenen war.

    Ich hab da eine Frage zur Classis Misenensis. Und zwar hab ich mal gelesen, dass die Sonnensegel im Colosseum von den Mannschaften derselben bedient wurden. Ich bin neugierig, trifft das zu und wenn ja, heißt das, dass in Rom eine ständige Abteilung der Classis stationiert war? Wenn ja, hatten sie mehr Aufgaben, als bloß den "Sonnenschirm" zu bedienen, sprich Polizeiaufgaben und ähnliches?

    Avitus hielt die Schale hin, die sich mit dem Blut des Widders füllte, nachdem erdem Tier die Kehle durchgeschnitten hatte. Schnell füllte sich die Schale und Avitus trat einen Schritt zurück, während das Tier weiter blutete und damit den Boden tränkte. Er verstand die Gestik und den Spruch des Corneliers und befand es als derjenige, der die 'Gaben' den Flammen preisgeben sollte für nicht unangemessen, ihn zu wiederholen, ungeachtet der Tatsache, dass er bloß ein gast war bei dieser Zeremonie.
    "Ich bin Lucius Artorius Avitus, Erster Speer der ersten Legion. Ich bin hier, weil mich diese Mäner eingeladen haben. Ich habe die Ehre, bei der Opferung mitwirken zu können. Mögen diese Gaben in der Hitze des Feuers aufgehen... und der Rauch zu dir steigen, Mithras"
    sprach er, ohne die allzu unterwürfig angehauchte Form der Anrede - 'oh Mithras' - zu benutzen. Nicht, dass es ihm an Respekt und Ehrfurcht mangelte, ganz sicher nicht. Mithras schien ein mächtiger Gott zu sein, nicht umsonst ist er dem Stein entsprungen, hatte einen Stier erlegt und wurde von diesen Soldaten verehrt. Einem schwachen Gott würden ausgerechnet diese Männer wohl kaum huldigen. Dennoch war da die Frage, warum dies so heimlich geschehen musste. Aber das konnte beizeiten noch geklärt werden. Er kippte die Schale langsam und behutsam, um das Feuer nicht zu ersticken, und das Blut ergoss sich zischend in die Flammen. Dann, als die Schale geleert war, stellte er sie aufdem Altartisch ab und blickte zum Cornelier.




    PRIMUS PILUS - LEGIO I TRAIANA

    Avitus schritt zum Platz, auf dem der Scheiterhaufen mit dem Leichnahm lag. Sie hatten den Kaiser hierher getragen, tagelang, wochelnlang, ungeachtet der allgegenwärtigen Gefahr durch Überfälle der Parther. Einen größeren Beweis dafür, dass die Prima, dass sie alle, jeder einzelne von ihnen, Iulian und nun seinem Sohn und Nachfolger Valerian treu ergeben war, konnte es wohl kaum geben.


    Avitus stand vorne, neben den Reihen der ersten Centuria, unweit des Adlers, für den er beinahe sein Leben gegeben hatte, als die Zeremonie begann und die Legaten und die lokalen Honoratioren sich versammelten und begrüßten. War der Tod zu verhindern gewesen? Wohl kaum, wenn es der Wille der Götter war, Iulian endlich zu ihnen zu holen. War es zu verhindern gewesen, dass der Legatus Decimus, ein Offizier, mit dem Avitus einen weiten Weg gegangen war, verschwand? Wohl kaum. Sie hatten viel erreicht, hatten Roms Interessen gewahrt und gezeigt, dass man hier an den östlichen Grenzen nicht ungehindert und ungestraft tun und lassen konnte, was man wollte. Auch als parthischer König samt einem Heer nicht. Aber zu welch einem Preis...


    Und so wartete der Artorier, nachdenklich, so als ob er vor seinem geistigen Auge den ganzen Feldzug noch einmal Revue passieren ließ, bis es weiter ging und die sterblichen Überreste des Kaisers den Flammen preisgegeben wurden. Damit würde der Feldzug dann wohl auch offiziell beendet sein. Sie hatten viel erreicht. Viel bewiesen. Unter anderem, dass der Krieg manchmal keinen Unterschied macht zwischen Kaiser und gemeiner Soldat. Sie alle starben.

    Avitus begab sich nach der Stabsbesprechung zu den Zeltreihen der neunten Kohorte und ließ die Centurionen rufen. Nachdem alle anwesend waren, richtete er ihnen die Befehle aus, die der Legatus gegeben hatte.
    "Comilitones..."
    begann er
    "... die neunte Kohorte hat die Aufgabe in der Stadt Patrouille zu laufen und cohortes urbanae zu spielen. Sorgt dafür, dass sich unsere milites benehmen und wahrt Disziplin"
    er gab ihnen die Wachtafeln mit den Befehlen, die im Praetorium angefertigt worden waren.
    "Wenn keine Fragen bestehen, wegtreten"

    Das Ziel ihrer bevorstehenden Reise stand also fest und es würde zum Caesar... oder Imperator, der er für die Prima, die den Eid geschworen hatte - da konnten die Senatoren in Rom beschließen was sie wollten, Kaiser wurden vom Militär gemacht - war. Illyricum also. Nun, das lag auf dem Weg, den sie ohnehin zurückgenommen hätten. Avitus wusste, dass die ersten paar Tage auf See furchtbar für ihn werden würden und diese Aussicht verdarb ihm jede Laune. Als ein Befehl an ihn gerichtet wurde, nickte er. Er hatte bereits einen Centurio im Auge. Eine gute Gelegenheit, seinen Vetter mit dieser Aufgabe zu betrauen und die Centurien der neunten Kohorte Patrouille in der Stadt laufen zu lassen.
    "Wird gemacht"
    sagte er.
    "Ich empfehle ausserdem, die Gruppen auf eine Mindestanzahl zubeschränken. Diese Vorsicht sollten wir walten lassen..."
    schlug er vor.

    Neben einem größeren Sold war der Vorteil, Stabsoffizier zu sein, der, dass man eine gewisse Anzahl an Dienern und Helfern stets in seiner Nähe wusste. Zwar hatte Avitus bereits als Primus Pilus Sklaven in der Castra gehabt, aber als Praefectus standen ihm mehrere zu, die sich nun fleißig darum kümmerten, dass seine Rüstung in einem tadellosen Zustand präsentiert werden konnte, geradezu ohne, dass man ihr die zurückliegenden Strapazen ansehen konnte. Nachdem er sie angelegt hatte, trat Avitus hinaus, schwang sich in den Sattel und trabte in Richtung des Sammelplatzes. Im gleichen Moment erklangen die Signale der Cornicen, die die Legionen zusammenriefen. Alles machte sich bereit für die bevorstehende, wichtige Zeremonie. Avitus warf einen kurzen Blick in Richtung des schwer bewachten Zelts, in dem der verstorbene Leichnahm aufgebahrt wurde und blickte dann in die Richtung, in der man den Scheiterhaufen aufgebaut hatte. Die Kulisse stand bereit, es fehlten die Legionen, doch die Bewegung, die in den Lagern enststand, sobald die Cornicen riefen, verriet, dass es lange wohl nicht mehr dauern würde.

    "Wird gemacht, legatus"
    entgegnete Avitus. Er ritt weiter die Zeltreihen entlang, die nun in aller Eile abgebaut wurden. Die Milites arbeiteten daran, die Legion abmarschfähig zu machen. Freilig wussten sie schon seit dem Appell, dass sie diese Gegend verlassen würden und zurück in Richtung des Imperiums marschieren würden. Wer also mitdachte, hatte jetzt weniger zu tun. Dennoch, die Legion hatte nicht gerade viel Zeit, aber Avitus war zuversichtlich, dass es keine Verzögerungen geben würde. Hier zahlte sich die Professionalität, die ihnen innewohnte, aus. Ein ganzes Heer innerhalb kürzester Zeit auf die Beine zu Stellen und abziehen zu lassen, war nicht gerade eine Kleinigkeit. Selbst wenn die Parther ihnen folgen wollten, würden sie niemals so schnell und organisiert aufbrechen können. Für ein paar Tage wenigstens würden sie nicht mit mehr als ärgerlichen kleinen Überfällen und Geplänkel rechnen müssen. Und überhaupt war es nicht sicher, dass man ihnen folgen würde. Hätten die Parther es auf eine weiter Schlacht auf offenem Feld angelegt, hätten sie sich nicht verschanzt. Zwar war es möglich, dass sie die römischen Absichten falsch interpretierten und Schwäche zu entdecken glaubten, aber wenn ihre Kundschafter entdeckt haben würden, dass die Römer nicht flohen, sondern sich geordnet und diszipliniert wie immer zurückzogen und dabei den Leichnahm ihres Feldherrn vorantrugen, würden sie wissen, dass nicht Feigheit es war, die sie zum Rückzug veranlasste, sondern höhere, wichtigere Pflichten, als die zur Einnahme der Stadt.

    Avitus nahm die Klinge und die Schale entgegen, nickte dabei leicht.
    "Ich verstehe"
    sagte er und verharrte dann, während der Cornelier die Gebetsformel sprach. Irgendwie war es schon erstaunlich, dass man einen Gott, der für das Gute und das Licht stand, mitten in der Nacht in einer engen und schwach beleuchteten Höhle zelebrierte. Wäre es Tag gewesen, hätte Avitus damit gerechnet, dass sie im Anschluß an die Opferung nach draussen treten würden, ins Sonnenlicht. Aber auch draussen herrschte Dunkelheit, einzig der schwache Mondschein und das Funkeln der Sterne war sichtbar.


    Avitus wusste nicht recht, ob er vor dem Schnitt die Frage an den Cornelier stellen sollte, auf dass dieser ihm mit der Antwort erlaubte, fortzufahren und den Hals des Widders zu durchschneiden. Doch aus der Gebetsformel schloss er, dass dies nicht üblich war. Nun ja, andere Läner, andere Sitten. Als die Blicke auf ihn gerichtet wurden, merkte er, dass er an der Reihe war. Der andere Soldat packte das Tier bei den Hörnern, hielt es fest und Avitus legte die Klinge an den Hals des Tiers, hielt mit der anderen Hand die Schale bereit. Eine schnelle Bewegung folgte und im selben Moment floß das Blut. Avitus hielt die Schale hin, so wie der Cornelier gesagt hatte, um das erste Blut aufzufangen...




    PRIMUS PILUS - LEGIO I TRAIANA

    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    ...


    "Selbstverständlich"
    entgegnete der Artorier. Obwohl dieser Trauermarsch sicher nicht ganz typisch würde, denn er würde in nicht befriedetem, um nicht zu sagen feindlichem Gebiet, stattfinden. Die Feldzeichen würden nicht der Bahre, auf der des Kaisers Leichnahm lag, getragen werden, sondern weiterhin ihren Einheiten voran, es würden die Klagelieder, wenn sie denn gesungen werden sollte, ehrlich gemeint sein und das Tempo, mit dem sich der Zug fortbewegen würde, eher einem Gewaltmarsch, denn einem Trauerzug gleichkommen. Aber besondere Umstände erfordern besondere Lösungen.
    "Dessen ist sich die legio bewusst"
    sagte er.

    Wo hast du das denn her?


    Wenn ein Vater das Bürgerrecht durch den Dienst in der Auxiliareinheit (oder, viel seltener, in der Legion) erworben hatte, ging dieses auf seine Kinder über, auch, wenn diese aus einer Ehe mit einer peregrinen Frau hervorgegangen waren.

    Avitus schwang sich auf sein Pferd, kurz bevor Vitamalacus näher kam. Das Pferd schnaubte und der Artorier klopfte dem Tier sanft mit der Handfläche auf den muskulösen Hals. Er ließ sich seinen Helm reichen und setzte diesen auf, als im gleichen Moment die Stimme von Vitamalacus erklang, ihn fragte, ob alles bereit war. Er blickte über das Lager. Eine rege Betriebsamkeit herrschte, die Legion machte sich abmarschbereit.
    "Legatus..."
    grüßte er.
    "Ich habe Befehl gegeben, in einer halben Stunde Marschbereitschaft herzustellen"
    antwortete er. Und da nicht damit zu rechnen war, dass die Centurien es nicht rechtzeitig hinbekommen würden, fügte er
    "Bis dahin sind wir abmarschbereit und können aufbrechen, sobald der Befehl kommt"
    hinzu.