Beiträge von Lucius Artorius Avitus

    In Begleitung seines Optio und des Tesserarius betrat Avitus sein Zelt und nahm den Helm ab, den er auf dem kleinen Schreibtisch ablegte, der in der Mitte des Zeltes stand, ehe er dahinter Platz nahm und ein paar Kerzen anzünden ließ. Mit einem Wink gab er den Sklaven anschließend zu verstehen, dass sie sich zurückziehen konnten und wandte sich an die beiden Legionäre im Raum.
    "Optio"
    sagte er und der Mann trat einen Schritt näher an den Tisch.
    "Teile den primi ordinis mit, dass sie sich um die erste Stunde der prima vigilia vor meinem Zelt einzufinden haben. Ich gehe derweil zum tribunus und seh, was es Neues gibt und was uns morgen erwartet"
    sagte er.
    "Zu Befehl"
    sagte dieser und verließ das Zelt.
    "Tesserarius"
    wandte sich Avitus an den Miles, der seinen Helm abnahm und unter den Arm klemmte.
    "Centurio"
    sagte er in Erwartung der Befehle.
    "Teile die Wachen ein. Wir bewachen das praetorium"
    sagte er. Als erster Centuria der Legion stand es ihnen zu, das Zelt des Befehlshabers zu bewachen... zumindest, solange der Kaiser nicht persönlich in der Castra weilte und man nicht alle zwei Schritt über einen Praetorianer stolperte.
    "Wird gemacht"
    antwortete der Tesserarius und trat weg. Avitus blieb noch einige Minuten lang mit geschlossenen Augen sitzen, dachte nach und ruhte sich aus, ehe er sich erhob, seinen Helm mitnahm und sich in Richtung des Praetoriums aufmachte.

    Sim-Off:

    @ Imperiosus: arrrgh, keine Nur-SimOff-Beiträge bitte, schon gar nicht solche Ein-Satz-Postings :evil:


    Nachdem Avitus Scipio zu seinem Sieg gratuliert hatte, gab er den Männern ein paar Minuten Zeit, zu verschnaufen und Kräfte zu sammeln, ehe er die nächste Disziplin einläutete.
    "Also gut, Männer. Diesmal sind unsere Ringer gefragt. Dieselben Bedingungen wie beim Schwertkampf, nur diesmal ohne Waffen. Und ganz wichtig... geboxt wird nicht, die Schiedsrichter achten mir da bitte genau drauf"
    sagte er. Avitus selbst war mehr Faustkämpfer denn Ringer. Er war in Rom aufgewachsen, in seinen dreckigen und überfüllten Strassen, er wurde oft genug von Jugendbanden verprügelt und musste ab und zu zurückschlagen. Mit Ringen wäre er nicht weit gekommen.
    "Die Kontrahenten gehen bitte auf Positionen... die Wettkämpfe sind eröffnet"
    sagte er und die erste Runde begann.

    Die Beförderungen wurden ausgesprochen und Avitus stellte fest, dass der Tribun sich Zeit genommen und jeden einzelnen Miles persönlich aufgerufen hatte und jedem einzelnen persönlich gratuliert hatte. So viel Zeit musste offenbar sein. Viele der Probati waren frisch eingetroffen, einzelne unter ihnen waren so kurze Zeit bei der Legio, dass sie sich wohl vorkommen mussten, als hätte man sie plötzlich ins kalte Wasser geworfen und das auch noch ohne, dass sie schwimmen konnten. Manche hatten nicht einen Tag auf dem Campus verbracht, hatten womöglich noch nie in ihrem Leben ein Gladius in der Hand gehalten und mussten nun feststellen, dass sie in den Krieg geschickt würden. Avitus hätte sich unwohl gefühlt. Bestimmt hätte er sich über die Beförderung gefreut, aber dennoch würde er sich im großen und ganzen unwohl fühlen. Die Ausrüstung war noch neu und nicht vertraut genug, der Umgang mit den Waffen nicht sicher genug und das am Vorabend eines Krieges.


    Avitus senkte leicht den Kopf. Viele dieser neuernannten Legionäre würden wohl fallen, ohne auch nur eine Tat in dem bevorstehenden Kampf zu vollbringen. Blieb zu hoffen, dass die Prima noch genügend Zeit bekommen würde, wenigstens einige wichtige Formationen und Taktiken zu üben, ehe man sie verschiffen und in Richtung Osten schicken würde. Da Vitamalacus aber angekündigt hatte, das Manöver ginge weiter, blieb ihnen offenbar Zeit, die notwendigen Taktiken, Manöver und Formationen zu üben. Eine offene Feldschlacht gegen die Parther schien eher unwahrscheinlich. Als ein Reitervolk - der Untergang Crassus' gegen die Reiter, denen die die Pfeile ausgingen, war wohl jedem ein Begriff - würden sie sich wohl erst dann auf eine Schlacht einlassen, wie sie die Legionen dezimiert und demoralisiert hätten. Avitus zog unabsichtlich eine Augenbraue hoch... Kleinkrieg war ihm als Legionär offensichtlich zuwider.


    Ganz wahrscheinlich würden wohl Angiffe auf befestigte Stellungen und Städte an der Tagesordnung liegen, um den Parthern systematisch die materielle Grundlage für den Krieg zu nehmen. Oder sie würden das Land brennen lassen und es verwüsten, wo es nur geht. Der Legion schadete es nichts, wenn das Land in eine öde Wüste verwandelt wurde. Ihr Überleben würde von den Nachschublinien hängen, die mit befestigten Stützpunkten gesichert würden. So oder so, früher oder später würde man die Parther zwingen, die Entscheidung zu suchen. Und wenn es so weit war...


    Avitus ertappte sich wieder dabei, dass er zu viel nachdachte. Er warf einen Blick nach vorn, wo immer noch Namen verlesen, Urkunden überreicht und aus Probati Legionäre wurden. Glückwünsche und Gratulationen wurden ausgetauscht. Avitus schüttelte lächelnd den Kopf. Immer diese Reiter... Immer und überall als erste vor Ort. Selbst, wenn es darum ging, Glückwünsche zu überreichen.


    Avitus sah nach links, wo die Cohors nach wie vor im Stillgestanden stand. Die Beförderungen wurden derweil alle verkündet.
    "Militeeees"
    schallte seine Stimme wieder.
    "Movemini"

    "oh je"
    seufzte Avitus leise, während er weiterhin fleißig Notizen machte und sich langsam Gedanken machte, dass er bald keinen Platz würde haben, da er alles vollgekritzelt haben würde. Er kratzte sich am verspannten Nacken, neigte das Haupt mehrmals nach Links und nach Rechts, was es jedesmal von einem leisen Knacken begleitet wurde, und warf dann einen Blick auf die anderen Teilnehmer. Manche wirkten so gelassen, dass es fast schon demotivierend wirkte. Er atmete jedoch tief durch und konzentrierte sich dann wieder, schaute nach vorne zum Rector und verfolgte weiter die Ausführungen desselben.

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    Nachdem die Legion zum Wegtreten befohlen wurde und der Appell damit beendet war, brachte der Aquilifer den Adler ins Zelt des Tribuns. Ausser, dass es ihm als provisorisches Heim diente, wurde es auch als das Hauptquartier verwendet und hier wurden das Bildnis des Kaisers sowie der heilige Adler der Legion aufbewahrt.


    Er war kein Stabsoffizier, also trat er ein und grüßte den Tribun.
    "Tribunus"
    Dann stellte er den Adler auf den dafür vorgesehenen Platz.



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    "Gern geschehen, tribunus"
    sagte der Miles grinsend und so falsch, dass es nicht zu überhören war. Andererseits kannte die Legion Vitamalacus mittlerweile gut genug, damit der Miles sicher war, mit dem Rat dem neuen Tribunus einen Gefallen getan zu haben.


    Zumindest aber ließ dieser Neue mit sich reden und fiel nicht gleich wie ein tollwütiger Hund über einen her, so wie Vitamalacus damals über Fullo. Die Geschichte hatte sich rumgesprochen und Fullo hatte sich eine Menge Ärger eingehandelt, nachdem bekannt wurde, dass das Straftraining unter persönlicher Leitung des Tiberiers ihm uund seiner großen Klappe zu verdanken war.


    Der Miles warf einen Blick zu den anderen Stationarii.
    "Kommt wohl direkt aus Rom"
    murmelte er, als der Tribun weit genug war, damit er sie nicht hören konnte.
    "Woher denn sonst"
    brummte dieser zurück.
    "Meinst du, der taugt was?"
    Der Tesserarius zuckte mit den Schultern. Nicht sonderlich überzeugt antwortete er.
    "Denke schon. Sonst würden die den wohl so kurz vor dem Krieg kaum hergeschickt haben"
    "Warum hast du ihn dann so..."
    "... so herzlich begrüßt?"
    unterbrach der Tesserarius.
    "Ich hab ihm nur einen Gefallen getan. Tiberius würde ihm den Kopf abreißen, wenn er ihn stört"
    Der Stationarius lachte leise.
    "Das stimmt wohl. Dieser verfluchte Senator ist wie sein Scheiß-Panther, der hier dauernd rumlungert"
    "Das ist doch kein Panther. Das ist ein... ein Luchs oder so was"
    "Es hat Krallen, es sieht wie eine Katze aus. Es ist ein Panther"
    bestand der Stationarius
    "Hast du schon mal einen Panther gesehen?"
    So setzte sich die Unterhaltung leise fort. Es wurde gestritten, wie ein Panther aussah, wie ein Tiger aussah und andere Raubkatzen und wer von den Offizieren welcher Raubkatzen am ehesten entsprach....




    TESSERARIUS

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    Der neue Tribunus Angusticlavius. Der Miles nahm sich einen Augenblick Zeit, ehe er dem neuen Stabsoffizier antwortete. An seinem Gesichtsausdruck war deutlich erkennbar, welch 'hohe' Meinung er von solchen Offizieren und damit auch von dem 'Neuen' hatte.
    "Gewiss, tribunus"
    sagte er dann mit einem hauchdünnen Unterton, der gleichzeitig so etwas wie Verachtung und Gleichgültigkeit ausdrückte.
    "Der derzeitige Befehlshaber ist tribunus Tiberius. Er ist beim Appell"
    er deutete in die Richtung, wo Vitamalacus gerade die Beförderungen verkündete.
    "Ist nicht zu übersehen"
    Die ganze Legion, angetreten unweit der Castra war nun wahrlich nicht zu übersehen...
    "Wenn du weißt, was gut für dich ist, tribunus, würde ich den Befehlshaber erst nach dem Appell mit deinem Anliegen konfrontiere..."
    gab er ihm den Rat. Zwar wäre solches Verhalten eine Selbstverständlichkeit für einen Soldaten, aber der Miles betrachtete Tribune nicht wirklich als Soldaten. Zwar hatte ihnen Vitamalacus bewiesen, dass nicht alle Tribune degenerierte, karrieregeile Trottel waren, aber jeder Tribun musste sich eben aufs Neue beweisen... egal ob ritterlich oder senatorisch.




    TESSERARIUS

    Die Rufe hunderter Legionäre, die offensichtlich nach Kampf lechzten, donnerten über die Landschaft. Selbst die Wachen, die zurückgeblieben waren, ließen sich dazu hinreißen, die Hastae und Gladii hochzuhalten und mitzubrüllen, auch wenn ihr vereinzelten Stimmen im Stimmgewirr der Legion untergingen. Sklaven und Stallburschen reckten ihre Hälse, als sie dieLegion voller Kampfgeist erlebten.


    Und mitten drin... Avitus. Das Gebrüll verebbte und er warf einen Blick zu den Probati. Sein Vetter hatte sich den besten Zeitpunkt ausgesucht, dem Militär beizutreten und das Sagum anzuziehen. Welch Chancen auf Ruhm und Beute erwarteten sie, wenn sie an der Seite ihres Kaisers in den Krieg zogen. Imperiosus hatte dauernd davon gesprochen, einen Wink von den Göttern bekommen zu haben, diesen Weg einzuschlagen, sich für das Leben eines Legionärs zu entscheiden, jenes Leben, dass größtenteils aus Routine und Langeweile bestand, hin und wieder aber solche Momente bot, solche Augenblicke, in denen man voller Tatendrang war und das, wofür man so hart auf dem Campus trainierte und ausgebildet wurde, im Ernstfall anwenden konnte. Avitus hatte diese Behauptung seines Vetters immer als Geschwätz abgetan, als Humbug. Doch in diesem einen Augenblick fragte er sich, ob da nicht was dran sein könnte. Sollte Imperiosus mit der Legion ziehen, sollte er kämpfen und sich behaupten, tapfer und standhaft sein und viele Feinde töten, ohne dass er verkrüppelt oder getötet würde... dann würde Avitus vermutlich tatsächlich glauben, dass sein Vetter einen Arschtritt von den Göttern bekommen hat, der ihn zur Legio hat gehen lassen.


    Der Tribun fuhr fort mit seiner Ansprache. Mobilmachung war befohlen worden. Dass meinte Livianus also, als er auf der Stabsbesprechung sagte, er müsse wegen einer dringenden Angelegenheit nach Roma und zwar unverzüglich. Mobilmachung... Avitus versuchte, eine schnelle und grobe Inventur anzustellen, sich zu überlegen, was er alles an Besitz im Castell hatte, das er unbedingt loswerden musste, um nicht behindert zu werden. Zum einen war da die Sklavin... ihm fiel vor Aufregung über die Nachrichten der Name nicht ein... dann erinnerte er sich. Marcella... Marcella, wie der Name seiner Mutter. Bei Iuppiter, er musste diese Frau loswerden und zwar schnell. Er dachte weiter. Zum Glückwar seine Unterkunft nicht wie die des Plautius vollgestopft mit Büchern und sonstigem Zeug. Ein Bein konnte man sich brechen oder den Fuß verstauchen, wenn man einen falschen Schritt in seiner Unterkunft machte. Avitus musste ob dieser kleinen Übertreibung leich lächeln.


    Er musste Briefe schreiben, die Verwandten informieren. Seinem Vetter in Germania würde er schreiben. Medeia würde er... Nein, Medeia würde von Plautius informiert. Vielleicht würde er sogar nach Misenum schreiben, seine Verwandschaft dort, Artorius Corvinus und seine Familie, unterrichten, auf dass sie für ihren Erfolg oüfern und beten sollten. Und vor allem würde er noch ein Testament aufsetzen müssen...


    Avitus schloß die Augen, blinzelte eher, aber in diesem Augenblick schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Ein Testament... Centurionen hatten die höchste Ausfallquote unter allen Dienstgraden. Kein Wunder. Die Mutigsten, sind stets die Ersten, wenns ans Sterben geht... Und er, Lucius Artorius Avitus war der Erste der Ersten. Blieb zu hoffen, dass man ihn vor dem Feldug nicht zum Tribun beförderte. Diese Schmach könnte er womöglichnicht ertragen, denn immer würde er fortan den Blicken seiner Comilitones begegnen müssen, vorwurfsvollen Blicken, die ihn der Feigheit bezichtigen würden. Nein... zwar unwahrscheinlich, aber wenn man ihm ein Tribunat anbieten würde, würde er ablehnen. Diesen Feldzug würde er als Centurio erleben, selbst, wenn es seinen Tod bedeutete. Wer Angst hatte vor dem Wasser, wurde kein Seeman. Wer Angst hatte vor der Höhe, mied die Berge. Und wer Angst hatte vor dem Tod, wurde kein Centurio...


    Dann kam die nächste Ankündigung. Die Beförderung der Probati wurde angekündigt und ehe das Zeremoniell began und die Beförderung offiziell verkündet wurde, ließ Avitus seine Stimme hören.
    "Cohooooooors...."
    In einem solch feierlichen Moment, in einem Moment, in dem aus Rekruten ohne jedes Ansehen zu Legionären wurden und damit Teil dieser Gemeinschaft, da musste die Kohorte Haltung wahren und den Männern, die es bis hierhin durch die Hürden und Härten der Grundausbildung geschafft hatten, den ihnen dafür gebührenden Respekt zollen.
    "Staaaaaaaaate...."

    Zitat


    Avitus schaute in die Richtung des Appelplatzes.
    "Optio..."
    rief er nach seinem Stellvertreter und wartete einen Moment ab, bis der Mann herangekommen war
    "... lass die Männer antreten. Schild und Waffe am Mann. Und optio... die probati nach vorne"
    Der Optio vergaß sich für einen Moment und zog eine Augenbraue hoch. Dann fing er sich wieder und nickte.
    "Wird gemacht, centurio"
    sagte dieser und wandte sich an die Truppe.
    "Ihr habt es gehört, los antreten, antreten. Schild und Waffe am Mann, die probati nach vorn, Beeilung, Beeilung Männer oder ich mach euch Beine..."
    Avitus betrachtete, wie sich die Centuria formierte. In ein paar Minuten würde die Ungewissheit endlich vorbei sein und die Gerüchte verstummen... oder um so heftiger werden, je nachdem, wie viel man ihnen mitteilte. Avitus hoffte auf ersteres.

    Zitat

    Original von Plautius
    ... entschied sich Plautius für die naheliegenste Lösung und teilte diese dann auch den umstehenden Offizieren mit, welche sie nach unten weitergaben...


    Avitus trat aus dem Zelt, nachdem er den Optio mit Befehlen zu den Männern geschickt hatte und begutachtete die laufenden Arbeiten im Lager. Ein Melder trat an ihn heran, grüßte knapp.
    "Centurio, praefectus Matinius lässt melden, dass die Truppe ausserhalb der castra Aufstellung zum Appel nehmen wird"
    Dabei deutete er in die Richtung des vorgesehenen Platzes.
    "Drüben, vor dem großen Findling"
    Der große Felsbrocken war wahrlich nicht zu übersehen und für einen Moment fragte sich Avitus, wie um alles in der Welt dieser Felsbrocken hergekommen war... Dann kehrte er wieder in die Gegenwart zurück.
    "Verstanden"
    antwortete Avitus dem Melder und entließ den Miles mit einem Wink, der sich daraufhin mit schnellen Schritten entfernte, nachdem er wieder - halbwegs - gegrüßt hatte.

    Durch den Einsatz hunderter von Schanzwerkzeuge durch Männer, die nicht müde und erschöpft waren, was sie dem Umstand zu verdanken hatten, dass das Manöver gerade mal in seinem ersten Tag war und der Marsch zwar fordernd wie jeder, jedoch nicht überfordernd wie manch einer, war, entstand langsam der Graben, den Umriss des Lagers zeichnend. Direkt an diesen wurde auf der Innenseite ein Wall aufgeschüttet und mit den Pila Muralia oben auf dem Wehrgang befestigt. Ausserdem wurden die Rasenstücke auf der Außenseite angelegt, deren Funktion darin bestand, einem Angreifer keinen festen Halt zu geben. Die Eingänge der Castra wurden in Form der Clavicula, der S-förmigen Unterbrechung im Vallum, angelegt.


    Inzwischen waren auch die Arbeiten an den Zelten aufgenommen worden. Allen voran wurden natürlich dieZelte des Befehlshabers und der Stabsoffiziere aufgebaut. Obwohl groß, waren sie wenige an der Zahl, so dass es nicht lange gedauert hat, bis diese standen. Ferner wurden die Zelte der Centurionen und der vier Decurionen aufgestellt, ehe die einfachen Tabernacula aufgebaut werden konnten. Langsam aber sicher nahm das Marschlager seine Gestalt an.


    Avitus hatte, nachdem er beim Aufbau seines Zeltes selbst mitangepackt hatte, sein Marschgepäck verstaut. Eigentlich hatte er seinen beiden Sklaven die Anweisung gegeben, dies zu tun, dem Geschwisterpaar Crimas und Salome, die ihn begleitet und beim Troß der Legion mitmarschiert waren. Ausserdem musste er noch die Sklavin seines Vetters unterbringen und mittlerweile bedauerte Avitus seinen Entschluß, sie aufgenommen zu haben. Drei Sklaven für einen Centurio - und sei er auch der Erste Speer - waren einfach zu viel. Stets hatte er den Tesserarius, seinen Librarius und den Signifer, sowie den Optio um sich, dazu kamen dann drei Sklaven, von denen zwei auch noch weiblich waren und so schon mal die Aufmerksamkeit besonders des Librarius zu stören wussten. Decius hatte schon mehrmals eine Warnung hören müssen, er solle sich auf seine verdammte Arbeit konzentrieren, statt seinen Blick wie gebannt auf die Hinterteile der Sklavinen zu fixieren. Manchmal glaubte Avitus, er müsste dem Jungen mehr Ausgang verschaffen, damit er sich in der Stadt austoben konnte und sei es bei irgendwelchen namenlosen Huren, denn eine Konkubine schien der Librarius nach dem Wissenstand des Artoriers nicht zu haben.


    Avitus überlegte. Er würde gleich nach dem Appel seinen Vetter zu sich bestellen und mit diesem mal die Sache mit der Sklavin besprechen und ihm vorschlagen, dass er sie entweder verkaufen oder nach Rom schicken sollte. Seinetwegen konnte er sie auch verschenken, freilassen oder im nächsten Bach ersäufen, Hauptsache, die Belastung durch sie fiel weg. Insbesondere für den Fall, dass Vitamalacus ihnen gleich mitteilte, dass die Legion ins Feld zog, würde er darauf bestehen, dass Imperiosus etwas unternahm. Was genau, war dem Artorier egal.


    Da das Lager bald fertig war, dauerte es nicht mehr lange bis zum Appel. Vermutlich würde Vitamalacus zuerst den Appel abhalten, bevor die Männer endlich essen konnten. Auch wusste er nicht genau, wo die Truppe antreten sollte. Im Lager selbst war zu wenig Platz, um die Legion ordentlich versammelt antreten zu lassen. Überall würden die Reihen durch Zelte und Pferche und Lagerfeuer unterbrochen. Entlang der beiden Hauptstrassen wohl auch nicht, diese waren mehrere hundert Meter lang. Am besten war es, wenn man die Truppe ausserhalb der Castra antreten lassen würde, auf einer freien Fläche, groß genug, um rund achteinhalb Cohorten und vier Turmae Platz zu bieten.


    Er veranlasste daher, dass entsprechende Befehle an die Truppe gegeben wurde, rief seinen Optio zu sich.
    "Optio, gib Befehl an die Truppe, dass unmittelbar im Anschluß an den Lagerbau ein Appel stattfinden wird. Der tribunus wird ein paar Worte an die Männer richten"
    Der Optio musterte seinen Centurio neugierig.
    "Sane, centurio. Wird es um die Gerüchte gehen, die in der Truppe kursieren?"
    Avitus erwiederte den Blick, ebenfalls neugierig schauend, wenngleich seine Neugier mehr gespielt, denn echt war.
    "Sag, Optio, was für Gerüchte kursieren denn?"
    "Nun, die Männer meinen zu wissen, dass uns die Parther angegriffen haben. Manche sagen, sie haben die östlichen Provinzen bereits überrant und die dortigen Legionen vernichtet, andere sagen, dass sie Rom noch nicht angegriffen haben, sondern Armenier, andere glauben, Ägypten wären das Ziel, so dass der Kaiser deshalb 'seine' Legio einsetzen wird, um 'seine' Provinz zu verteidigen..."
    Der Optio fuhr noch eine Weile so fort und Avitus staunte nicht schlecht. Es wurde sogar gemunkelt, der Kaiser hätte im Senat gesprochen, er wäre zornig, er wäre gefasst, er wäre kreidebleich und was noch nicht alles gewesen. Avitus unterbrach den Optio.
    "Die Männer haben eine ausgeprägte Fantasie, optio. Sieh zu, dass sie sich beruhigen und nicht verrückt machen mit irgendwelchen Spinnereien. Nach dem Appel werden wir mehr wissen"
    "Zu Befehl, centurio"
    sagte der Optio und trat aus dem Zelt, um die Männer zu informieren...

    Sim-Off:

    so müsste - in etwa - das Marschlager aussehen, wenn es fertig ist:
    achteinhalb Kohorten wären dann wohl so untergebracht (so wie ich
    verstanden habe, sind drei Centurien im Standlager zurückgeblieben
    und eine Kohorte blieb als "Gegner" weg vom Marsch).
    Das große Zelt in der Mitte ist für Vitamalacus. Die sechs großen
    Zelte sind für die Tribune und den Lagerpraefekt. Die kleinen Zelte
    beherbergen je ein Contubernium, die großen Zelte am Ende fast
    jeder Reihe sind Zenturionen- bzw. Decurionenzelte. Die Equites
    sind - vom Betrachter aus gesehen - links neben Vitamalacus unter-
    gebracht. Links und rechts von Vitamalacus ist die erste Kohorte
    untergebracht (nur jeder zweite Reihe hat ein großes Zelt).
    Jedes grüne Viereck ist ein Pferch für Maultiere oder Pferde, sowie
    Marschgepäck.
    ps: die Befestigung ist nur skizzenhaft, es fehlt der Graben usw...

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    Den Bach haben sie längst durchquert und hinter sich gelassen. Stunde um Stunde verging, in der sich die Truppe durch unwegsames Gelände kämpfte. Meile um Meile wurde unter der Sonne Italias zurückgelegt, die den Zenit längst überschritten hatte. Der Marsch zog sich etwas länger hin, als zunächst geplant, was aber wohl daran lag, dass die Legion nicht in aller Früh losmarschierte, sondern etwa eine Stunde Verzögerung hatte hinnehmen müssen und etwa eine Stunde länger marschierte, als für einen Tagesmarsch üblich. Es war zwischen der IX und X Stunde des Tages, als die Legion endlich den für das Marschlager vorgesehenen Platz erreichte.


    Die erste Kohorte war selbstverständlich als erste vor Ort, von den Reitern einmal abgesehen, die diesen Platz in ihrer Rolle als Kundschafter ausgesucht hatten. Avitus befahl den Halt.
    "Consitite..."
    Der Cornicen gab den Befehl an die Truppe weiter und die erste Kohorte kam langsam zum Stehen.
    "Cohors prima... convenite... cursim... cursim..."
    Es gab viel zu tun. Wachen mussten abgestellt werden, das Gelände vermessen und mit den Schanzarbeiten so schnell wie möglich begonnen werden. Avitus wartete, bis die Centurionen der ersten Kohorte bei ihm waren, während die Vermesser sich bereits ohne besondere Aufforderung an die Arbeit machten.
    "Also gut, Männer. Wir bauen die castra auf, anschließend will der tribunus ein paar Worte an die Männer richten. Es wird also einen Appel geben. Die fünfte und vierte centuriae übernehmen die Wache. Die Vermesser sind bereits am Werk, der locus gromae* ist bestimmt und wir beginnen schnellstmöglichst mit den Arbeiten. Age"
    sagte er.


    Die Maße waren genommen, die Eckpunkte abgesteckt, durch Fähnchen markiert und überall begannen die Männer mit den Schanzarbeiten. Derweil traf langsam die zweite Kohorte ein, versammelte sich und ging ebenfalls ans Werk. So wiederholte es sich und nach und nach traf die Truppe ein, während die Männer langsam aber sicher eine Befestigung aus dem Nichts erschuffen...


    Sim-Off:

    *Der Kreuzungspunkt der Via Principalis und der Via Praetoria, der beiden Hauptstrassen eines Legionslagers. An diesem wurde das Visierinstrument - Groma - der Vermesser zuerst aufgestellt

    Da Numerianuns ihm - bis dahin - nicht berichtet hatte, dass nach dem Anlegen des Marschlagers ein Appel anstand, wusste Avitus nichts von diesem Befehl. Allerdings war es durchaus im Bereich des Möglichen, dass Vitamalacus eine Ansprache an die Truppe halten würde. Auch diesem würden die Gerüchte nicht entgangen sein... die Geschehnisse im Osten waren in diesen Augenblicken das einzige Thema, das die Milites zu beschäftigen schien.


    Sie marschierten die vorgegebene Strecke entlang. Die Strasse hatten sie verlassen und nun führte sie ihr Weg durch das Gelände. Dadurch, dass der Boden hier nachgab, im Gegensatz zur befestigten Strasse, fühlte sich das Marschieren etwas angenehmer an. Der Tag war bereits fortgeschritten, zumindest kam es Avitus so vor. Vermutlich kam den meisten Männern die Pause viel zu kurz vor, ihm hingegen erschien sie überflüssig und überdies viel zu lang. Es war wie beim Laufen. Wenn man stetig weiterlief, konnte man die Anstrengung ertragen. Wenn man Halt machte, etwas ruhte und dann wieder loslief, füllten sich die Beine zuweilen so an, als wären sie mit Blei gefüllt.


    Die Sonne hatte den Zenit noch nicht erreicht, aber wenn sie so weitermarschieren würden, würden sie am frühen Nachmittag wie geplant den Lagerplatz erreichen*, vorausgesetzt, Vitamalacus plante nicht einen unangekündigten Gewaltmarsch im Anschluß. Auch das erschien ihm wahrscheinlich, denn auch ein Gewaltmarsch würde die Gerüchte zum Verstummen bringen. Man hat bessres zu tun, als wie ein Waschweib zu tratschen, was alles passieren könnte oder sollte, wenn man gezwungen wird, scheinbar endlos zu marschieren ohne zu wissen, wann und wo es den nächsten Halt geben wird. Irgendwann konzentrierte man sich nur mehr auf den nächsten Schritt.


    Avitus warf einen Blick nach hinten. Von der Spitze aus sah es aus, als zog sich die Kolonne endlos in die Länge. Avitus lächelte. Das hier war etwas anderes als eine einfache Ambulatio**. Weder marschierte die Truppe ohne Gepäck, noch war sie verhältnismäßig klein, wie bei seinem letzten Übungsmarsch. Es war schon ein erhabener Anblick, diese sich bewegende Masse aus Helmen und Rüstungen, aus Schulden und Waffen und dem Marschgepäck zu sehen. Wenn nötig, konnte die Truppe auch sofort losmarschieren, um ein paar Parthern oder sonst wem in den Arsch zu treten.


    Avitus überlegte, was er eigentlich über die Ostvölker und deren Reiche wusste. Die Parther waren nicht unbekannt. Angeblich waren sie unsagbar reich, da sie die berühmte Seidenstrasse kontrollierten... Die Seidenhändler im Römischen Reich würde es wohl freuen, wenn es Ärger im Osten gab. Die Preise für Seide würden wohl in die Höhe schießen. Nun ja, im Krieg gab es immer jemanden, der von ihm profitierte, auf welche Art und Weise auch immer. Sollte die Prima ins Feld geschickt werden - Avitus bettelte geradezu zu Mars, dass dem so geschehen möge - gab es Aussicht auch für Soldaten, zu etwas mehr Geld zu kommen, als dem üblichen Sold. Angeblich ritten die Parther reich beschmückt ins Gefecht. Je mehr er also tötete, umso reicher konnte er werden. Gar keine schlechte Aussicht.


    Dann gab es die Armenier. Sollten die etwa eine Revolte gegen Rom angezettelt haben. Avitus konnte sich nicht vorstellen, warum sie auf derlei dumme Ideen kommen sollten, aber bei den Barbaren wusste man eben nie genau, woran man war. Allesamt unberechenbar, diese Wilden... Im Süden gab es noch die Nabatäer, aber an die verschwendete Avitus keinen Gedanken. Was sollte ein nomadisches Wüstenvolk, das keine organisierte Streitmacht auf die Beine stellen konnte, schon gegen Legionen ausrichten... was sollte es ausserdem mit Landeroberungen anfangen.


    Avitus merkte, dass ihm der Blick für das Gesamtbild des Weltgeschehens fehlte. Seine Welt spielte sich zum größten Teil in der Castra ab. Er merkte, dass er schon wieder zu tief in Gedanken vertieft war und schüttelte sie ab, konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt. Es nützte nichts, sich Gedanken über etwas zu machen, ohne ausreichend informiert zu sein. Es war besser, sich in etwas Geduld zu üben und ersteinmal weiter zu marschieren. Nicht mehr lange, und sie würden den Lagerplatz erreicht haben...


    Sim-Off:

    *Nur für's Verständnis: entgegen einer Behauptung, die irgendwo in den Privat-Foren steht, erreichten die Legionen laut Junkelmann in der Regel am Mittag bzw. frühen Nachmittag den Lagerplatz, wenn sie einen "normalen" Tagesmarsch machten, da man sehr früh (je nach Jahreszeit zw. 4 und 6 Uhr morgens) aufbrach und pro Tag etwa 6 - 8 St. marschierte. Das "Warum" liegt auf der Hand: sollte ein Lager errichtet und gut befestigt werden, blieb genug Zeit. Ausser dem Lageraufbau mussten ausserdem 5000 Mann versorgt werden, dazu mussten die Tiere und Sklaven gefüttert werden. Sollte hingegen eine größere Strecke zurückgelegt werden, blieb auch in diesem Fall noch genügend Zeit für einen Gewaltmarsch am Tag übrig, um anschließend in aller Eile ein Lager zu errichten. Sollte aber ein Gefecht stattfinden, blieb genug Zeit und Tageslicht, um eventuell eine Entscheidung zu suchen.


    Sim-Off:

    **ambulatio = Übungsmarsch, Reisemarsch, meist in kleineren Kontingenten ohne volles Gepäck und auf befestigten Strassen in befriedeten Gebieten durchgeführt, ohne Lagerbau, da bzw. wenn Mansiones genutzt werden konnten. Unter diesen Umständen konnte durchaus ein Tagespensum von 30 km pro Tag über einen längeren Zeitraum aufrechterhalen werden

    decemviri litibus iudicandis
    basilica Ulpia
    Roma


    ~~~

    In folgenden drei Fällen wurde ich, Lucius Artorius Avitus, als alleiniger Erbberechtigter genannt:
    - Secundus Artorius Octavian
    - Marcus Artorius Falco
    - Artoria Minervina

    ~

    Im folgenden Fall wurde ich als Miterbe genannt:
    - Titus Artorius Varus

    ~

    Ich gebe hiermit kund, dass ich gewillt bin, das Erbe in allen vier Fällen anzutreten.


    ~~~

    Lucius Artorius Avitus
    [Blockierte Grafik: http://img129.imageshack.us/img129/5084/artoriasiegelhj8.png]


    PRIDIE NON MAI DCCCLVII A.U.C. (6.5.2007/104 n.Chr.)