Beiträge von Lucius Artorius Avitus

    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    Ein gutes Stück vor der Legion bot sich ein grosses Hindernis für die Legion, floss hier der Mincius in Richtung des Eridanos. Es war war ein breiter, wasserreicher Strom, der die Wiesen und Wälder der Gegend mit Wasser versorgte.
    An manchen Stellen reichten die Wälder bis an den Fluss heran, dann wieder säumten weitläufige Flussauen den Lauf, auf denen Bauern ihr Vieh weideten.
    Den ganzen Tag schon regnete es leicht und die Flussauen waren noch aufgeweichter und matschiger als sonst. Es würde nicht leicht werden, dieses Hindernis zu überwinden und es war die Aufgabe der Kundschafter, die Legion an eine Stelle zu führen, an der ihr dies am besten gelingen würde.


    Die Kolonne erreichte den Fluß, der ihren Weg blockierte. Avitus wartete auf die Nachricht der Kundschafter, ob es nicht unweit ihrer Position eine Fuhrt gab oder gar eine Brücke, die sie für den Übergang nutzen konnten. Ersteres war unwahrscheinlich, letzteres sowieso, hatte Vitamalacus doch klar und deutlich auf der Stabsbesprechung gesagt, dass er schwieriges Gelände wünsche. Vermutlich hatten die kundschafter Befehl, zu melden, dass es keine geeignete Stelle für einen 'bequemen' Übergang gab, so dass die Legion die Überquerung des Flusses nun in Angriff nehmen müsste. Aber noch wartete er ab...

    Der Wachsoldat hatte Avitus bekanntgegeben, dass ein gewisser Lucius Artorius Castus in Begleitung von Artoria Crista vor dem Eingang zu seiner Unterkunft stand und hatte den Centurio ziemlich überrascht erlebt. Dann fing sich Avitus wieder.
    "Na, dann lass die beiden beim Mars doch nicht vor der Türe versauern"
    sagte er.
    "Geleite sie hinein"
    Während der Miles dem Befehl nachkam, erhob sich Avitus und richtete seine Kleidung, gespannt auf das Wiedersehen...

    Zitat

    Original von Lucius Artorius Castus
    ...


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    "Lucius Artorius Avitus?"
    wiederholte die Wache.
    "Artorius Avitus ist der derzeitige primus pilus der Ersten. Und da eine Artoria heiratet, wird er wohl auf der Hochzeit dabei sein, aber wer weiß das schon so genau"
    sagte der Soldat. Woher sollte er auch derlei wissen.
    "Komm mal mit..."
    sagte der Legionär, nachdem die Namen von Castus und Artoria in die "Besucherliste" eingetragen wurden
    "... ich bring dich zu seiner Unterkunft"




    STATIONARIUS

    Avitus hatte sich eine feine, brandneue rotfarbene Seidentunika - ein Geschenk aus Rom, dass er erst kürzlich erhalten hatte - übergezogen. Dieses Kleidungsstück gehörte zu den wenigen Exemplaren, die er in Seide und viel zu selten trug. Viele Gelegenheiten gab es bei der Legio auch nicht wirklich, um sich herauszuputzen. Entsprechend ungewohnt war es, ein solch kostbares Kleidungsstück zu tragen. Über der Tunika hatte er eine ebenso neue, schneeweiße Toga an, deren Faltenwurf er sich von seinen Sklaven hat zurecht machen lassen. Nicht nur aus reiner Gewohnheit trug er sein Cingulum Militare, verdeckt durch die Toga.


    Langsam betrat Avitus das Atrium. Er entdeckte einige bekannte Gesichter, bei der großen Zahl von Soldaten, die anwesend waren, nicht weiter verwunderlich. Höflich begrüßte er dennoch jeden einzelnen mit einem kurzen Nicken. Jeden anzusprechen wäre dann wohl doch zu viel des Guten gewesen und viel zu zeitraubend. Ein Sklave war herbeigeeilt, als er den Artorier hereinkommen sah und bat ihn, ihm zu folgen, auf dass der Sklave ihn zu einer freien Kline geleiten konnte. Avitus folgte brav, ließ sich sitzend nieder und nahm ersteinmal einige Weintrauben zu sich, die er einzeln verputzte. Da der Geschmack den Durst nach Wein geweckt hatte, ließ sich Avitus einen Becher füllen, verlangte jedoch, dass der Wein stark verdünnt sein solle. Er wollte einen klaren Kopf behalten und Herr seiner Sinne bleiben.


    Dass Plautius und Medeia gezwungen waren, ihre Hochzeit vorzuverlegen, war für sie natürlich unerfreulich, aber manchmal diktierte das Schicksal - oder das Leben - eben seine eigenen Bedingungen ohne Rücksicht auf die Wünsche Sterblicher. Deiesen blieb in diesem Fall nichts weiter übrig, als sich danach zu richten.

    Zitat

    Original von Nero Iunius Serenus
    Mich überraschte die Frage, da ich nicht wusste welchen Ruf mein Bruder innerhalb der Legio hatte "Ja, centurio. Er ist mein älterer Bruder, und einer der Gründe weshalb ich mich in der Legio beweisen will!" Ich betete zu den Göttern das mein Bruder keinen Ärger gemacht hatte den ich jetzt ausbaden dürfte.


    Sim-Off:

    ooooh, scheiße, den thread hab ich ganz verpeilt. tut mir leid


    Avitus nickte.
    "Nun, wir werden sehen"
    sagte er.
    "Du darfst wegtreten"

    Avitus rollte mit den Augen wegen der letzten Bemerkung von Plautius. Immer diese Moralprediger, derer es neuerdings viel zu viele gab.
    "Nun, wir sind nicht die Srategen, an uns ist es, zu gehorchen"
    sagte er gereizt. Er wurde nach seiner Meinung gefragt, diese hatte er dargelegt.
    "Und die Rede war von eben den Feldern, Dörfern und Städten, die den Feind unterstützen. Spielt es eine Rolle, was sie noch bis vor kurzem waren? Es ist keine politische, sondern eine militärische Betrachtung gewesen, praefectus"
    sagte er, nun etwas weniger gereizt. Der Artorier konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, Scheu davor zu haben, irgendwelche namenlosen Barbaren zu töten, seien es Soldaten, seien es wehrlose Stadtbewohner. Schon gar nicht, wenn er damit nicht zuletzt sein eigenes Vermögen mehren konnte. Doch ebenso würde er es unterlassen und seinen Männern verbieten, wenn man es ihm befehlen würde...


    Sim-Off:

    für ein Mitglied einer der aggressivsten und brutalsten Armee seiner Zeit hat Plautius aber ziemlich friedfertige Gedanken :P


    edit: Satzbau

    "Onkel Quintus' Ansehen...?"
    fragte Avitus erstaunt und musste sich ein Lächeln Verkneifen. Quintus Artorius war wahrlich nicht jemand, der ein all zu großes Ansehen gehabt hatte. Zumindest nicht in den Augen von Avitus.
    "Nun, wie auch immer"
    Avitus beließ es dabei.


    Aber dass Medeia in Ägypten heiraten wollte, erstaunte ihn dann doch enorm.
    "Ägypten also..."
    Wie um alles in der Welt war sie auf Ägypten gekommen. Er hörte weiter zu und die Antwort auf diese seine Frage kam prompt. Plautius' Idee also.


    "Nicht ganz..."
    sagte Avitus, als Medeia das mit dem Freigang ansprach.
    "Matinius..."
    er nannte Medeia's Zukünftigen so und das als Vorschlag, wie sie untereinander den Praefekten am besten anredeten. Der Gensname war immer noch am höflichsten und wahrte genug Abstand zu beiden Seiten hin, sowohl zu "Praefektus" als auch zu "Camillus", so man sich dass bei Bedarf auf die eine oder andere Seite schlagen konnte
    "... müsste zwar mir freigeben, aber du kannst dir vorstellen, dass es unmachbar wäre, würde er das Gesuch eines jeden miles persönlich abarbeiten. Der Mann erstickt jetzt schon unter den Aktenbergen, das muten wir ihm nicht auch noch zu"
    sagte Avitus lächelnd. Dass er als Centurio administrative Entscheidungen im Hinblick auf die ihm unterstellten Soldaten traf, erwähnte er nicht, würde es zu weit führen und das Gespräch all zu weit ins Sachliche - und damit Langweilige - abrutschen lassen. Und es gab freilich bessere Themen.


    "Ich muss dir sagen, dass ich mich über die Einladung freue und gerne erscheinen werde, so es sich einrichten lässt. Und es müsste schon ein Krieg ausbrechen oder ähnlich Schwerwiegendes passieren, um mich daran zu hindern ..."
    sagte er mit einem Lächeln. Noch wusste der Artorier nicht, dass dieser Witz nur all zu bald Realität werden würde.

    Avitus ging in die Hocke und nahm ein Stück Holz von dem kleinen Stapel, der unweit des Feuers lag. Er stocherte damit ein wenig im Feuer herum, um die bereits brennenden und knisternden Holzstücke etwas beiseite zu schieben, damit Platz für das neue geschaffen wurde und legte es dann rein, bevor er sich wieder erhob.
    "Ja, es könnte in der Tat zum Problem für und werden, wenn zu viele von ihnen wegen Unerfahrenheit fallen sollten. Die Parther sind, wie man hört, meisterhafte Schützen und schicken ihre schwere Kavallerie erst dann zum Frontalangriff, wenn ihre Bögen die Reihen ihrer Feinde dezimiert und vor allem demoralisiert haben"
    er blickte die ganze Zeit ins Feuer, während er sprach.
    "Ich denke, nichts ist entmutigender, als ununterbrochen von einem beritteten Gegner aus der Entfernung beschossen zu werden"
    Zum Glück ließ Avitus seine Rekruten dieses Gefühl zumindest im Ansatz kennenlernen, indem er zu Beginn der Ausbildung, dann, wenn die Männer dasScutum kennenlernten, einige Contubernia erfahrener Milites antreten ließ, allesamt mit Steinen bewaffnet und diesen den befehl erteilte, die Rekruten erbarmungslos mit einem Steinhagel einzudecken. So lernten viele ihr Scutum in den ersten Stunden ihrer Ausbildung schätzen.
    "Da kannst du Gift drauf nehmen"
    pflichtete ihm der Hastatus bei. Seinen Strohhalm hatte er wieder ausgespuckt und kaute stattdessen an einem dünnen Zweig.


    Aber nichts destotrotz befürchtete Avitus, seine Ausbildung zu sehr auf die Begegnung mit nordischen Barbaren fokusiert zu haben und fürchtete nun, dass die Männer vielleicht nicht richtig vorbereitet in den Kampf mit einem so beweglichen und taktisch anspruchsvollen gegner wie den Parthern geschickt würden. Selbst das Agmen Quadratum würde ihnen nichts nützen. Crassus hatte diese Taktik angewandt, ohne den geringsten Erfolg. Solange die Parther laufend mit Pfeilen versorgt wurden, würden sie früher oder später jede noch so disziplinierte Linie zusammenschießen und letztlich mit ihren furchterregenden gepanzerten Reitern sprengen. Doch wie auch immer... wie schon der Prineps sagte, war er voller Hoffnung, nein Überzeugung, dass Mars den Männern - und damit auch ihm selbst - den nötigen Kampfgeist und die erforderliche Kraft verlieh, damit sie stets standhaft blieben.


    Avitus hörte den Worten des Princeps Posterior zu, der den Mann zumindest grob zu kennen schien. Zu deutlich hörte er dessen Meinung über die Tribuni heraus und musste lächeln. Die allgemeine Abneigung einfacher Soldaten - die Centurionen standen zwar an der Spitze derer, waren aber nichtsdesto trotz Teil der Masse einfacher, kämpfender Soldaten, zumindest empfand es Avitus so - gegenüber den Tribuni war legendär, auch wenn senatorische Tribuni normalerweise ein weit aus schlechteren Ruf hatten, als ritterliche.
    "Nun, wie auch immer. Der Mann ist jetzt hier. Morgen wird er die Nachhut übernehmen. Die Erste..."
    damit war die Kohorte gemeint
    "... bildet wieder die Spitze. Das Manöver wird, wie beim Appell angekündigt, ersteinmal fortgesetzt. Mit einer Verlegung in den nächsten Tagen ist daher wohl nicht zu rechnen, gänzlich auschließen will ich das jedoch nicht. Wir warten auf Kunde aus Rom"


    Avitus warf noch ein Stück Holz ins Feuer. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wehrte es sich gegen die Flammen, doch dann griffen sie über und erfassten es, frassen sich ins Holz hinein und verwandeltes es nach und nach zu toter Asche.
    "Du kannst es wohl nicht abwarten, hm?"
    fragte er Aristides. Avitus lächelte. Kam nicht wirklich oft vor, dass er lächelte. Natürlich sah er selbst dem Krieg mit einer gewissen - vielleicht seltsamen, ja geradezu unnatürlichen - Freude und Ungeduld entgegen. Wie viele andere Soldaten verdrängte er die Sorge um das eigene Wohlergehen, die unweigerlich aufkam, jedoch von der Aussicht auf Ruhm und Beute zurückgedrängt wurde. Bei anderen war es die Angst, als Feigling abgestempelt zu werden, die diese Sorge verborgen hielt, wieder andere waren verrückt genug, derlei Sorgen nicht zu kennen. Jeder ging halt auf die eigene Art und Weise mit seinen Gefühlen und Ängsten um.

    Nachdem das Lager abgebrochen war, setzte sich die erste Kohorte an die Spitze des Agmen, wie am Tag davor und trug den Adler der Legion voran. Avitus saß auf seinem Pferd und beobachtete die Kolonne, die langsam an ihm vorbeizog. Als die erste Centuria zur Hälfte an ihm vorbei war, wendete er das Pferd in die Marschrichtung und ritt mit. Avitus klagte an diesem viel zu frühen Morgen über einen viel zu starken Kater. Der Hastatus Posterior hatte sich bei der gestrigen abendlichen Zusammenkunft der Primi Ordinis zwar Zeit gelassen, Wein zu holen, kam dafür aber mit einer ordentlichen Amphoren an und gab so richtig einen aus. Dummerweise hatte Avitus wohl einen Becher zu viel getrunken, etwas, was ihm seit Monaten nicht mehr passiert war. Dass er ausgerechnet während eines Marsches von Kopfschmerzen solcherart geplagt wurde, war schon peinlich, doch gänzlich dem Wein abzusagen kam ihm nicht einmal beim besten Willen nicht in den Sinn. Er atmete die kühle Morgenluft tief ein, um die Kopfschmerzen zu vertreiben. Zwar war es bei weitem nicht so schlimm, wie damals, als sein Sklave und der Librarius ihn nahezu jeden Abend sturzbetrunken fanden und vor den Augen der Milites verbergen mussten. Aber allein die Tatsache, dei lästigen und vor allem vermeidbaren Kopfschmerzen zu haben, ärgerte ihn und er tadelte sich, Schwäche gezeigt zu haben, sei es auch nur, sich selbst gegenüber.

    CAIUS RACILIUS FULLO
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    Fullo diente in der ersten Centurie der dritten Kohorte. Dass sie Befehl hatten, heute die Nachhut zu übernehmen, war ihm recht so. Er warf einen Blick zum neuen Tribun, der auf seinem schneeweißen Pferd saß. Selbst die Hufe des Pferdes waren weiß, was schon ungewöhnlich war. Vermutlich handelte es sich um eines dieser Pferde, die direkt weiß geboren werden. Wunderschön anzusehen, aber krankheitsanfällig.


    Fullo kannte sich ein wenig mit Pferden aus, war es doch ein großer Wunsch von ihm, in die Reiterei versetzt zu werden. Bisher war es ihm leider nicht vergönnt, schon gar nicht nach seiner letzten Begegnung mit dem Tribun Tiberius, die nicht nur ihm, sondern der ganzen dritten Kohorte Straftraining eingebracht hatte. Nachdem das rauskam, hatte man ihn eines morgens grün und blau geschlagen neben den Latrinen gefunden, bewustlos. Er hatte fast eine ganze Woche gebrahct, bis er wieder klar sehen konnte und die Schwellungen abgeklungen waren. Aber Fullo hatte es nicht persönlich genommen. Zwei Mal hatte er selbst an solchen Aktionen teilgenommen, als andere Kameraden etwas vergleichbar Schlimmes ausgefressen hatten. So war das eben in der dritten Kohorte und obwohl Fullo diesmal das Opfer war, fand er es dennoch richtig so. Die Alternative wäre ausserdem gewesen, zu zahlen und das konnte er im Leben nicht, selbst wenn er gewollt hätte.


    Er fragte sich, wieviele Nachzügler die dritte Kohorte heute wohl aufsammeln würde. Der gestrige Marsch war nicht sehr lang und anstrengend gewesen, aber da gestern andererseits auch bekannt wurde, dass sie in den Krieg zogen, machten sich die Männer heute auf Strapazen gefasst. Die befestigten Strassen hatten sie schon gestern verlassen, was hieß, dass sie durch die Pampa würden wandern müssen. Fullo atmete tief durch. DerTag und eigentlich noch das ganze Manöver lag noch vor ihnen...



    Avitus hatte eigentlich damit gerechnet, dass der neue Tribun die Spitze übernehmen würde, sozusagen als Bewährungsprobe, aber Vitamalacus schien ihm entweder so sehr zu vertrauen, dass er auf sie verzichtete oder so sehr zu mißtrauen, dass er ihn in die Nachhut abschob. Letzteres erschien Avitus unwahrscheinlich, waren doch sowohl Vitamalacus, als auch Cyprianus Veteranen des letzten Feldzuges gegen die Germanen. Vermutlich gab er Cyprianus bei der Nachhut einfach eine Gelegenheit, sich einen Tag lang "auszuruhen", in Anbetracht der Tatsache, dass der Mann einen tage-, vielleicht gar wochenlangen Ritt von Rom hierher hinter sich hatte.


    "Die Spitze. Verstanden, tribunus"
    sagte er.

    "Salvete, comilitones"
    antwortete Avitus. Vom Hastatus kam eher ein gelangweiltes
    "Hmpf"
    als Begrüßung. Er war nicht schlecht gelaunt oder müde, sondern von Natur aus ein eher zurückhaltender, wortkarger Mensch. Dafür war er ein Centurio mit umso mehr Eifer.


    "Ja, wohl wahr. Die milites machen sich gut. Die heutige Beförderung dürfte ein zusätzlicher Ansporn für den ein oder anderen sein, sich noch mehr anzustrengen, um dem neuen Rang gerecht zu werden"
    sagte Avitus und warf einen Blick die Via Principalis entlang, um zu prüfen, wie lange der Hastatus Posterior noch brauchen würde, bevor er endlich mit dem versprochenen Wein ankam. Zu seiner Überaschung musste Avitus - enttäuscht - feststellen, dass der Mann nicht einmal auf die Idee kam, sich zu beeilen und sich stattdessen gemütlich auf sein Zelt zubewegte, offenbar in ein lockeres Gespräch mit einigen Milites vertieft, die ihn ein Stück begleiteten.


    Avitus schüttelte leicht den Kopf. Irgendwie erinnerte ihn der Hastatus Posterior an seinen Schreiber in der Principia, diesen Livius. Viel zu locker und viel zu vertraut mit den einfachen Soldaten. Avitus fand es nicht gut, wenn sich Centurionen all zu kameradschaftlich, ja geradezu kumpelhaft den Milites gegenüber verhielten. Dass sie Abstand wahrten, war keine Frage der Eitelkeit oder des Ranges. Sollte er einmal gezwungen sein, seinen Männern Befehle zu geben, die sie in Lebensgefahr würden bringen können, durfte er nicht zögern, nur weil er die Männer mehr als Freunde, denn als Untergebene ansah. Und die Männer durften nicht zögern, eben diese Befehle bedingungslos zu befolgen, nur weil sie meinten, mit ihrem Centurio diskutieren zu können, getäuscht von seinem freundlichen, lockeren Umgangston.


    "Wenn jemand Durst hat, so möge er sich bitte noch gedulden, ehe unser hastatus posterior mit etwas Wein zurück ist"
    er deutete in die Richtung des Centurio.
    "Aber da der gute Mann sich ohne Gewissensbisse zu haben Zeit zu lassen scheint, kommen wir schon einmal zum Thema unserer kleinen Zusammenkunft. Ich war vorhin im praetorium, um in Erfahrung zu bringen, was es mit der Mobilmachung auf sich hat, welche Auswirkungen sie auf das Manöver hat und so weiter..."
    Avitus warf einen Blick in die Runde.
    "Ihr habt es vielleicht schon mitbekommen, dass wir einen neuen tribunus angusticlavius bekommen haben. Der Mann wurde bei dieser gelegenheit dem Stab vorgestellt. Er ist Veteran des letzten Germanenkrieges und ehemaliger Volkstribun. Appius Terentius Cyprianus. Kennt ihn jemand?"


    Die Sonne war bereits untergegangen und die Prima Vigilia hatte begonnen, die Stationarii waren auf ihren Posten, die Tesserarii kontrollierten, ob auch niemand fehlte oder sich sonstige Vergehen zu Schulden kommen ließ. Der Himmel war sternenklar und das große silberne Band aus tausenden von Sternen zog sich hin, klar sichtbar. Hier und da hörte man ein Schnarchen oder eine leise Unterhaltung, offenbar wurde in oder vor noch so manchem Zelt gewürfelt, irgendwo am anderen Ende der Castra bellte ein Hund, was von nervösem Wiehern einiger Pferde begleitet wurde, und das Knacken des Holzes in den Feuern, aus deren Zungen tausende kleine Funken aufstiegen und vom Wind weggetragen wurde, nur um nach einigen Augenblicken wieder zu erlöschen, war bis zu ihm hörbar.


    Avitus trat aus seinem Zelt und streckte sich ersteinmal, holte tief Luft und knackte dann das eine oder andere Gelenk. Zwei der Primi Ordinis, der Hastatus und der Hastatus Posterior waren bereits da, etwas zu früh scheinbar, aber so genau konnte man das nicht sagen.
    "Salvete Männer"
    grüßte Avitus die Kameraden. Die beiden erwiederten die Begrüßung. Der Umgangston war recht locker, die Stimmen der Centurionen - ein seltenes Bild - leise. Einerseits, um nicht groß gehört zu werden, andererseits, um die Männer in dem nächsten Zelt nicht zu stören, damit diese ihre wohlverdiente Ruhe genossen und für die Nachtwache fit sein konnten.
    "Nun, warten wir noch auf die beiden principes"
    sagte er. Die Centurionen nickten. Der Hastatus keute an einem Strohhalm, der Hastatus Posterior stand mit einem Becher da. Avitus deutete mit einer Kopfbewegung darauf.
    "Wein?"
    Fragte er hoffnungsvoll.
    "Aber sicher doch"
    antwortete dieser mit einem Grinsen.
    "Auch was?"
    Avitus zucktemit den Schultern.
    "Klar doch..."
    sagte er und nahm einen Schluck. Der Wein war kühl, perfekt verdünnt und schmeckte gut, vor allem am Abend vor einem Feuer und nach einem Marschtag. Er nahm noch einen Schluck und reichte den Becher zurück.
    "Du auch?"
    fragte der Centurio den Hastatus und als dieser nickte und den Strohhalm ausspuckte, setzte er einen gespielt enttäuschten Gesichtsausdruck auf.
    "Hätte ich gewusst, dass ich hier eine Runde ausgeben muss, hätte ich mehr mitgebracht"
    sagte er halbernst.
    "Gar keine schlechte Idee. Jetzt, wo du es sagst, kannst du tatsächlich eine Runde ausgeben"
    entgegnete der Hastatus. Jetzt wirkte der Gesichtsausdruck des Hastatus Posteriors tatsächlich enttäuscht.
    "Was? Im Ernst?"
    protestierte er. Avitus lachte leise.
    "Nun komm, tu nicht so, als müsstest du weit gehen"
    Das Zelt lag zwar am anderen Ende der Via Principalis, was einen Lauf Hin und Zurück von etwa 400 Metern bedeutete, aber der Hastatus Posterior hatte sich nunmal selbst reinmanövriert.
    "Ihr macht mich noch fertig hier"
    seufzte er, erhob sich aber und ging zu seinem Zelt, um Nachschub zu holen, während Avitus und der Hastatus, der an einem neuen Strohhalm kaute, zurückblieben und auf Aristides und den Princeps Posterior warteten.

    "Nun, noch sind wir nicht im Krieg, da bleibt dir während des Manövers und der Verlegung wohl noch etwas Zeit, um die Truppe kennenzulernen"
    antwortete Avitus, obwohl es natürlich durchaus möglich war, dass sie in den nächsten Tagen verschifft würden und das Manöver entfiel. Aber nach dem momentanen Stand der Dinge würde es fortgesetzt werden, Krieg hin, Krieg her. Avitus unterließ es bisher, sich vorzustellen, oblag es ihm doch nicht, Vitamalacus oder Plautius dazwischenzureden, da er annahm, dieser würde dem neuen Tribunus die anwesenden Offiziere vorstellen.

    Avitus hatte zweimal genickt. Einmal, während er noch gesprochen hatte, um den Gruß von Numerianuns zu erwiedern, das zweite Mal, als Cyprianus ihm seinerseits zustimmte. Er hörte ihm zu, als der Tribun sich vorstellte und versuchte zu verstehen, wovon er sprach. Wer dieser Florus war, wusste er nicht, kannte er doch nur einen Florus, jenen Flottenpraefekten, der ihm damals in Germania einige Tipps und Tricks beim Bogenschießen verriet, die Avitus heute noch anwandte. So wie man hörte, war dieser besagte Florus in der Zwischenzeit zum zweithöchsten Flottenpraefekt erhoben worden und kommandierte die Flotte in Misenum.


    Avitus nickte ein drittes Mal.
    "Nun, tribunus Terentius, offensichtlich hättest du keinen besseren Zeitpunkt erwischen können, um zu uns zu stoßen"
    sagte Avitus.

    Avitus nahm sich einen Moment Zeit, ehe er eine Antwort gab. Er senkte kurz den Blick, sammelte seine Gedanken und suchte nach den passenden Wörtern, ehe er antwortete.
    "Das tribunus, hängt davon ab, was uns dem Ziel näher bringt, nämlich einem entscheidenden Sieg über den Feind"
    sagte er. Ob Belagerung oder Feldschlacht... das war wohl immer so etwas wie eine Einzelfallentscheidung.
    "Sollte sich der Feind auf einem für uns günstigen Gelände zu einer offenen Feldschlacht stellen - was ich bei Parthern allerdings für absolut unwahrscheinlich halte - so werden wir eben in der offenen Feldschlacht die Entscheidung suchen"
    er machte kurz eine Pause.
    "Sollte er im Kleinkrieg Zuflucht suchen, unsere Nachschublinien bedrohen, uns aushungern und demoralisieren wollen, uns tausende kleine Nadelstiche zufügen an denen die Armee elendig verbluten soll... dann wird uns nichts anderes übrig bleiben, als seine Städte und Stützpunkte eins nach dem anderen einzunehmen, seine Felder und Dörfer zu verwüsten und Exempel zu statuieren, einerseits, um Zeichen zu setzen, was den Feinden Roms blüht, andererseits, um ihn eventuell zu unüberlegten Handlungen, getrieben durch blinden Zorn und Rachedurst, zu bewegen, die wir zu unserem Vorteil ausnutzen"
    sagte Avitus. Obwohl er im Grunde von Greueltaten sprach, redete er so ungerührt und sachlich, als würde er den Aufbau eines Legionskastells erklären.