Wie besprochen, meldete sich Avitus einige Tage später, nachdem er den Vertrag über ein Grundstück abgeschlossen hatte, in der Principia, um den Legatus zu sprechen.
"Centurio Artorius. Ich muss den legatus in privater Angelegenheit sprechen"
sagte er dem Cornicularius.
Beiträge von Lucius Artorius Avitus
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Zitat
Original von Camillus Matinius Plautius
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"Danke, praefectus"
sagte Avitus und nahm Platz.
"Ein Grundstück muss noch besorgt werden. Favonius von der vierten Turma hat da einen ganz heißen Tipp für mich. Jemand aus der Umgebung braucht dringend Geld und muss Teile seiner Ländereien verkaufen. Trifft sich gut, muss ich sagen. Geld habe ich dann auch genug, denn so lässt sich der Preis natürlich noch etwas weiter runterdrücken"
Avitus fragte sich, woher zum Geier Plautius das alles wusste, aber als Verwaltungschef der Kaiserlegion mussste er wohl seine Quellen überall haben.
"Tja, nun zu den Wertkarten. Den Anweisungen entnehme ich, dass Legionäre Privatpost versenden dürfen, was von der Legio bezahlt wird, sozusagen. Nun frage ich mich, wer mit 'Legionäre' alles gemeint ist. Nur die milites gregarii? Oder auch immunes und pricipalis? Im Grunde sind ja auch centurionen Legionäre. Nimm einem Centurio das paludamentum und die vitis weg, die ocrea und die crista transversa und die phalerae und was bleibt übrig? Ein Mann in der Rüstung eines einfachen miles. Scheiße, praefectus, als jemand, der aus den Reihen einfacher milites aufgestiegen ist, würde ich sogar soweit gehen, auch dich als 'Legionär' zu bezeichnen"
sprach er. Nicht dass Avitus nicht genug Geld für den einen oder anderen Brief hatte, aber es ging ihm nicht zuletzt um Klarstellung. Ausserdem würde sein Geldbeutel nach dem Grundstückskauf bestimmt viel zu leer sein, da war es ratsam, zu sparen, wo es nur ging. -
"Abite"
sagte Avitus, ehe der Optio den Raum verließ und widmete sich dann eigenen Aufgaben. -
Avitus lehnte ab.
"Nein, optio. Wir wollen hier nichts beschönigen oder überstürzen. Lege dem praefectus die Tafeln so vor, wie sie im Moment sind. Dass die Schäden behoben werden, ist eine Selbstverständlichkeit und der praefectus wird von mir informiert, so bald es so weit ist. Was eine mögliche Materialanforderung angeht, warte ich noch die Meldungen der anderen Centurien ab, ob Bedarf besteht." -
Etwas nervös saß Avitus in seinem Korbsessel. Er hielt das Schriftstück in den Händen, während er es nochmal überflog. Im Raum waren ausser ihm noch der Decurio Favonius, der Librarius und ein gewisser Lucius Poenianus Damio. Damio war ein Freigelassener, der das Gut seines ehemaligern Herrn, Lucius Poenius Melinus, verwaltete. Sein Herr hatte einen beträchtlichen Teil seines Landbesitzes zum Verkauf freigegeben, musste selbst aber nach Rom, weshalb nun Damio an seiner Statt anwesend war. Favonius behauptete, Melinus sei in irgendwelche dunklen Machenschaften verwickelt gewesen, hatte sich verspekuliert und war in Konflikt mit zwielichtigen Gestalten geraten, die mit einem gewissen 'Nachdruck' nach ihrem Geld fragten. Nun, Avitus konnte nicht gerade behaupten, dass die Geldnot des Poenius ihm ungelegen kam, kam er doch so an ein recht großflächiges Stück fruchtbaren Bodens zur rechten Zeit. Es war zwar mehr als einen Tag von Mantua entfernt, lag wiederum südlich der Stadt, so dass er, jedesmal wenn er Rom besuchte, einen Umweg nehmen und eine Inspektion seiner Besitztümer vornehmen konnte. Allein wie das schon klang... er, Artorius Avitus und eine Inspektion irgendwecher Besitztümer vornehmen. Daran musste er sich ersteinmal gewöhnen.
Er schaute auf. Die Anwesenden warteten ungeduldig darauf, dass er seine unterschrift unter den Vertragstext setzte. Die Unterschrift des Poenius stand schon drauf, ebenso die seines Vertreters, der als solcher im Vertrag ausgewiesen war. Avitus tauchte die Feder in Tinte und setzte seinen Namen auf das Schriftstück. Damit war es besiegelt. Er unterschrieb die anderen zwei kopien, von denen jeweils eine an den Quaestor in Rom, die andere an den Poenius Melinus ging. Avitus erhob sich.
"Nun, meine Herren, damit haben wir einen Vertrag""So ist es, Centurio. Ab nun darfst du dich als Eigentümer des Grundstücks nennen. Ich kann dir dazu nur gratulieren"
antwortete Damio. Alle Anwesenden wussten, dass diese Worte nicht so gemeint waren und Lediglich eine Höflichkeit waren, denn Avitus hatte den Preis gedrückt. Er konnte nicht gerade behaupten, stolz darauf gewesen zu sein, die prekäre Lage Poenius' so gnadenlos ausgenutzt zu haben, aber letzlich war der Mann selbst schuld. Er hätte sich eben nicht mit falschen Leuten anlegen sollen, schon gar nicht mit Leuten aus Rom.
"Danke für deine Worte, Poenianus. Richte deinem Herrn meine Grüße aus. Miles Cantius wird dich zu deinen Begleitern asserhalb der Castra zurückbegleiten"
sagte Avitus. Damio war mit einer kleinen Gefolgschaft aus einem halben Dutzend Sklaven angereist, die vor der Porta Praetoria warteten.Nachdem Damio gegangen war, lehnte sich Avitus zurück.
"Hier, mein Freund, das ist für deine Hilfe"
sagte er zu Favonius und legte ein kleines Säckchen mit Münzen auf den Tisch, das der Decurio aber ablehnte.
"Danke, Artorius, aber ich nehme von dir kein Geld. Wenn die Zeit kommt, kannst du vielleicht mir einen Gefallen tun. Dann werden wir quitt sein"
Avitus lachte auf. Er fände es besser, der Decurio hätte das Geld angenommen. So stand er nun in dessen Schuld. Aber schließlich hat er ihm zu einem guten Geschäft verholfen, da war das nun fair.
"Hm... auch gut. Salus" -
Freilassung
[Blockierte Grafik: http://img302.imageshack.us/img302/6066/erwdk1.png]~~~
Hiermit sei bekannt, dass ich, Lucius Artorius Avitus, meinem Sklaven Commodus die Freiheit in Übereinstimmung mit der Lex Germanica Servitium gewähre. Der Genannte verbleibt mein Klient, soll jedoch fortan als freier Mann über sein Leben bestimmen können, dem Gesetz und eigenem Gewissen verpflichtet.~~~
gez. Lucius Artorius Avitus -
Ein Grundstück hier in der Nähe von Mantua... Avitus überlegte. Einer der Decurionen, Favonius, dessen Turma sie damals beim Übungsmarsch begleitet hatte, kannte sich hier gut aus, so dass er beschloss, seine Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bestimmt würden sie was finden, dass den Vorausssetzungen genügte. Der Preis allerdings war happig. 5000 Sesterzen. Avitus musste schwer schlucken. Sein gesammtes Vermögen würde drauf gehen, wenn er sich ein solches Grundstück kaufen würde aber notfalls konnte er sein privates Pferd verkaufen, um in nächster Zeit über die Runden zu kommen. Das Pferd, dass ihm von der Legion als Centurio zur Verfügung gestellt wurde, musste dann ausreichen, auch wenn er dann eine Weile Commodus nicht als Reiter einsetzen konnte*.
"Genug Geld kriege ich zusammen, Legatus. Da das Privatleben als Legionär ziemlich zurücksteht und man von der Legion gut versorgt wird, konnte ich eine Summe zurücklegen, die es mir ermöglichen sollte, den Kauf aus eigener Kraft zu tätigen. Decurio Favonius wird mir da bestimmt helfen, er kennt sich hier gut aus, wie ich beim letzten Übungsmarsch feststellen konnte"
sagte Avitus. Dass der Legat seinen Siegel darauf setzen wollte, war eine gute Idee, auf die der Centurio von alleine nicht gekommen war. Damit würde der Quaestor sicherlich zufrieden sein.
"Ich werde, wenn alles erledigt ist, den Kaufvertrag zur Dienstzeit in der Principia zur Unterschrift vorbeibringen. Deine Unterschrift darauf wird dem Quaestor sicher mehr als genug sein, Legatus"Sim-Off: * hier weiß Avitus noch nicht, dass er Commodus freilassen wird
@ Livianus: jup, danke -
Avitus überflog die beiden Tafeln, die die von dem Optio aufgelisteten Mängel auflisteten. Fann rief er seinen Librarius herein.
"Cantius"
Er wartete einen Moment, bis der Miles eintrat und als dieser im Raum war, fuhr er fort.
"Cantius, nimm mal diese Tafeln hier und schreib alles ab. Aber mach schnell"
sagte er.
"Du musst dich einen Moment gedulden, optio, bis miles Cantius mir eine Kopie erstellt. Er shreibt schnell, das wird nicht lange dauern. Setz dich solange hin"Der Librarius folgte dem Befehl, nahm die Tafeln mit in seine kleine Schreibstube und machte sich an die Arbeit. Es hatte nicht lang gedauert, bis er fertig geworden war, dann trat er wieder in den Raum.
"Fertig, centurio"
"Gut. Hier, optio, deine Tafeln"
sagte Avitus dann. Fragen hatte er in diesem Moment keine und wenn doch, wusste er ja, wo er Priscus finden konnte. Dass er sich darum kümmern würde, war sonnenklar, aber auch ein anderes Thema und gehörte hier nicht unbedingt laut ausgesprochen.
"Sonst noch was, optio?" -
"PRIMA VICTRIX"
donnerte die Centurionenstimme des Artoriers über den Campus. Die Ansprache kam bei Avitus gut an, zumal er gut nachvollziehen konnte, was Livianus damit meinte, wenn er von einem Führungswechsel sprach. Seine Centurie hatte damals einen neuen Befehlshaber bekommen. Hundertsechzig Mann, die einen ihnen völlig Unbekannten vorgesetzt bekamen, einen Mann, von dem ihr täglicher Dienst und im Ernstfall ihr Leben und der Erfolg der Mission - aus der Sicht der Legionäre wohl in genau dieser Reihenfolge - abhingen. Eine Centurie war keine Legion, aber das Prinzip blieb dasselbe, es war nur eben ein kleinerer Teil der Befehlskette.
"PRIMA VICTRIX"
hallte es erneut und Avitus hörte die Centurie neben sich diese Worte ebenfalls brüllen. -
"Danke, Herr"
sagte Avitus. Die Worte des Legatus war für ihn als Klient und als Soldat sehr wichtig und erfüllten den Artorier mit Stolz.
"Keine Bedenken, Legatus. Eher ein paar Dinge, mit denen ich bisher kaum zu tun hatte. Es geht darum, dass ich den Nachweis über das Eigentum eines Grundstückes führen soll. Der Quaestor spricht von 'zuständigen Stellen', bei denen ich das zu tun habe. Nun ist es so, dass ich nicht weiß, wer diese zuständigen Stellen sind, Legatus, und wo sie in Rom sitzen. Ausserdem..."
und dies war der Kern der ganzen Angelegenheit
"... benötige ich Unterstützung bei der Suche nach einem Grundstück. Weder steht in dem Schreiben, wie groß es sein soll, noch wo es liegen soll. Ich habe einfach keine Idee, wo und wie ich anfangen soll und brauche daher deine Hilfe, so du mir diese zu gewähren bereit bist, Legatus" -
Avitus schaute fragend.
"Movemini. Wie um alles in der Welt kommst du darauf, dass ich nicht weiß, wer du bist, optio? Immerhin dientest du einst unter meinem Kommando, wenn auch eine nicht allzu lange Zeit"
fragte er, ein Lachen unterdrückend und leicht kopfschüttelnd.
"Gebäudeinspektionen... "
Die Stabsbesprechung schien ja eine Ewigkeit zurück zu liegen. Wage erinnerte sich der Centurio daran, dass auch das angesprochen wurde. Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn und nickte dann, dem Optio andeutend, dass dieser berichten mochte. -
Avitus salutierte und nahm Haltung an.
"Sei gegrüßt, Legatus. Eine Angelegenheit privater Natur ist es"
antwortete Avitus. Typisch römisch redete er dann nicht um den heißen Brei, sondern kam gleich zum Thema und Grund seines Besuches.
"Ich erhielt Kunde vom Quaestor Matnius aus Rom, dass auf dem Conventus des Imperators meiner Erhebung in den Ordo Equester stattgegeben wurde. Ich bin hier, um dich, mein Patron, meines Dankes zu versichern, denn ohne deines Beistandes wäre mein Name wohl unerwähnt geblieben"
sagte er.
"Es erfüllt mich mit großer Freude zu wissen, dass man mich als dessen würdig erachtet, den angustus clavus zu tragen. Doch gibt es auch einiges in dem besagten Brief des Quaestors, was Fragen aufwirft, weshalb ich auch gekommen bin, um zu erfragen, ob ich deine Hilfe in Anspruch nehmen kann" -
Zitat
Original von Marcus Decimus Livianus
Oder seht ihr dies anders Soldaten?
Avitus holte das Schwert aus der Scheide und hielt es hoch, die Klinge zum Himmel gerichtet.
"ANDERS? NIEMALS... PRIMA VICTRIX..."Sim-Off: hoffe, das mit dem 'prima victrix' war richtiges latein; wenn nicht, weiß aber jeder, was gemeint ist
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Avitus sah dem Sklaven nicht länger nach, sondern widmete sich vielmehr seinem Training. Einen Moment lang überlegte er, wo er stehen geblieben war, dann fiel es ihm wieder ein. Er war hier, um zu trainieren. Ab nun gab es nichts anderes mehr. Kein Mantua, kein Rom, keine Castra, gar nichts. Nur ihn, seine Waffen und...
ENDE
dieser Zeitebene -
Avitus lachte auf. Der Noch-Sklave wirkte irgendwie fast schon geschockt. Als hätte ihn der Blitz getroffen.
"Nun, heute brauche ich noch mein Training und ausserdem müssen wir noch die Formalia hinter uns bringen, ehe du dich einen freien Mann schimpfen darfst. Für heute kannst du mir deinen Dank beweisen, in dem du zurück in die Castra gehst und mir schon mal ein gutes Essen zubereitest"
sagte er.
"Mit deinem Training werden wir noch früh genug beginnen. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass du dir noch wünschen wirst, nie einen solchen Entschluss gefasst zu haben. Spätestens dann, wenn du die Anstrengung eines fordernden Trainings erdulden musst, ungeübt und ungewohnt, wirst du mich, diese Idee, deine Freiheit und alles andere auf dieser Welt verfluchen... So, nun ab, ich muss trainieren" -
Avitus schüttelte den Kopf. Wahrlich, der Sklave hatte gut gesprochen. Er wählte 'werde' statt 'würde'.
"Schöne Worte, doch bleiben es bisweilen nur Worte, Commodus"
Er trat näher an ihn heran, behielt den Sklaven dabei fest im Blick.
"Wie kann ich, ein Bürger Roms, einen einfachen Sklaven im Umgang mit Waffen unterrichten?"
Avitus drehte sich um.
"Gar nicht... es sei denn ich schicke dich in eine Gladiatorenschule, damit du dort zu einem Kämpfer ausgebildet wirst. Nur fürchte ich, wirst du dort nicht allzu lange überleben"
Avitus machte eine kurze Pause.
"Ich weigere mich, einen Sklaven den Kampf zu lehren. Und verflucht sollst du und deine Nachkommen bis zum Ende der Zeit sein, wenn du mich je hintergehen solltest oder deinen Schwur brichst... aber fortan sollst du kein Sklave mehr sein, Commodus. Ich gebe dir deine Freiheit, nach der du dich so sehr sehnst, doch nicht umsonst sollst du dieses kostbare Geschenk von mir erhalten. Als Gegenleistung verlange ich Loyalität und Mut. Lasse es nie soweit kommen, Commodus, dass ich dich an deinen Schwur erinnern muss, denn bereits das ist als Verrat zu werten. Denn wenn du deinen Schwur vergessen solltest oder schlimmer noch, ihm zuwider handelst und mich zwingst, dich an deine Worte zu erinnern, bringst du Schande über dich. Denk dran" -
Avitus sagte lange Zeit nichts, nachdem Commodus ihn gefragt hatte, ihm den Umgang mit dem Gladius beizubringen. Er sah den Sklaven mit einer hochgezogener Augenbraue an, was seinem Gesicht einen leicht finsteren Ausdruck verlieh, und überlegte. Er reichte das Pilum Commodus, um eine Hand frei zu haben und griff nach dem Schwert, zog es raus aus der Scheide und betrachtete die scharfe Klinge. Wenn die Römer je etwas schönes erschufen, dann wohl dieses Schwert und es war schon seltsam, wie etwas so schönes in der Hand eines geübten Legionärs zu etwas so tödlichem werden konnte.
"Wähle deine Worte mit Bedacht, Commodus. Als mein 'Leibwächter' müsstest du dich vor mich stellen, mutig und tapfer einem oder gar mehreren Bewaffneten gegenüber stehen und bereit sein, dein Leben zu geben, um das Meine zu schützen. Glaubst du, dass du zu einer solchen Tat in der Lage wärst? Wie ich schon sagte... wähle deine Worte mit Bedacht. Sag nicht etwas aus dem Augenblick heraus, wie ein Kind, dessen Verstand unausgereift ist und dessen Worte kaum Gewicht haben, sondern bedenke deine Worte, denn an ihnen werde ich dein Verhalten messen"
Avitus musterte den Sklaven, gespannt, welche Antwort dem Gesagten folgen mochte. -
Nur ihn, seine Waffen und...
"Was bei allen drei...?"
Avitus zuckte sogar leicht zusammen. So leise hatte sich Commodus an ihn herangepirscht, dass er dessen Anwesenheit gar nicht wahrgenommen hatte.
"Was suchst du denn hier, beim Mars?"
fragte er, aber dann fiel ihm ein, dass er Commodus nicht ausdrücklich verboten hatte, die Unterkunft zu verlassen.
"Was ist? Sprich?" -
Diesmal hatte er Commodus in der Unterkunft zurückgelassen. Beim letzten Mal hatten sie unbedacht eine total verrückte Wette abgeschlossen, bei der es - zumindest für Commodus - um alles oder nichts ging. Seine Freiheit. Avitus musste immer noch jedesmal mit dem Kopf schütteln, wenn er daran dachte. Dieser Narr. Glaubte dieser verfluchte Sklave denn wirklich, dass sich auch nur etwas für ihn ändern würde, nur weil ein Dokument ihn als 'frei' auswies...
Stattdessen hatte er lieber alleine den Campus aufgesucht. Avitus verbrachte die wenige freie Zeit lieber einmal mehr hier, statt mal wieder in der Stadt oder, noch schlimmer, alleine in seiner Unterkunft, wo er sich nur sinnlos besaufen würde, was in letzter Zeit bedenklich oft vorgekommen war. Er mied daher die Tabernen und schränkte auch seine Besuche bei den Lupae etwas ein. Wenigstens für eine Weile nahm er sich vor, spartanischer zu leben und dem eigenen Training etwas mehr Zeit und Fleiß zu widmen.
Avitus stellte den Scutum und das Pilum ab, lehnte dabei den großen, wuchtigen Schild gegen den Speer, so dass sie sich gegenseitig stützten. In einiger Entfernung sah er wieder den Optio, der offensichtlich wieder Straftraining leitete. Diesmal waren weniger Männer dabei, knapp ein Dutzend, eher etwas weniger. Die Schreie eines besonders eifrigen Centurionen, der seine ganze Einheit immer noch nicht entlassen hatte und Formalausbildung betrieb, drangen vom anderen Ende des Campus bis hierher. Wortfetzen, kaum verständlich, aber deutlich genug, um einige Flüche des Centurionen zu entziffern, der sich fürchterlich über den fehlenden Gleichschritt seiner Männer aufregte und die Vitis auf den Beinen und Rücken der Legionäre tanzen ließ.
Plötzlich musste Avitus an den Miles zurück denken, den er vor einer Weile bestraft hatte. So hart bestraft, dass der Mann im Lazarett landete. Mittlerweile war der Arm geschient und der Mann entlassen, wobei er kaum mehr tun konnte, als leichte Aufgaben im Innendienst zu erledigen. Avitus grübelte. Er fragte sich, ob er zu hart gehandelt hatte. Ob er aus der augenblicklichen Stimmung heraus gehandelt hatte. Andererseits hatte dieser freche Hund doch tatsächlich gelacht, während er gesprochen hatte.
Wie auch immer, dem Artorier fehlte die nötige Geduld und das notwendige Gewissen, um noch weiter darüber nachzudenken, geschweige denn, sich weiter irgendwelche Vorwürfe zu machen. Die Maßnahme war gewiss hart, härter als sonst üblich oder von ihm gewohnt. Aber sie hatte ihre Wirkung nicht verfehlt, zumindest für eine Weile. Besonders beliebt hatte sich Avitus damit sicher nicht gemacht, aber darum ging es ihm im Endeffekt auch gar nicht. Weder ging er zum Militär, um sich beliebt zu machen, noch wurde er Centurio, um beliebt zu werden. Wenn es ihm darum ginge, wäre er Miles geblieben oder maximal Signifer geworden, irgendwann Aquilifer vielleicht. Dann wäre er unter den Männern beliebt.
Aber Avitus wollte nur eines. Dass diese Männer, dass diese Legionäre diszipliniert und hart blieben. Man konnte nie wissen. Schon im nächsten Frühling könnte die Prima an einem neuen Feldzug teilnehmen. Da war es seine Aufgabe, für zwei Dinge zu sorgen. Dass jeder Auftrag erledigt würde und seine Männer dabei heil blieben. Darum ging es hier. Darum ging es ihm. Und erreichen konnte - zumindest ging der Artorier davon aus - er es nur durch absolute Härte und eiserne, rücksichtslose Disziplin.
Er riss sich aus seinen Gedanken. Ob richtig oder falsch gehandelt, was spielte es schon für eine Rolle. Er würde wieder so handeln. Heute war er aber nicht hier raus gekommen, um über sich selbst und eigenes Handeln zu reflektieren. Heute war er hier, um zu trainieren. Ab nun gab es nichts anderes mehr. Keine Mantua, kein Rom, keine Castra, gar nichts. Nur ihn, seine Waffen und...
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Der Librarius - wie immer mit Papierkram beschäftigt - hob den Kopf. Der Centurio war im Zimmer nebenan und rührte sich nicht, hatte das Klopfen demnach also nicht gehört. Er schüttelte leicht den Kopf stand auf und ging ins Nebenzimmer.
"centurio, es hat geklopft"Avitus blickte den librarius etwas verwundert an. War der Mann denn etwa den ersten Tag hier?
"Dann gewähre Eintritt, beim Mars. Wenn einer meiner Soldaten seinen centurio sprechen will, dann soll er seinen centurio sprechen. Lass die Männer nicht jedes Mal vor der Türe warten, miles"Der Librarius war den Ton des Centurio mittlerweile gewohnt und wusste, dass dessen Wortwahl und Stimme manchmal übler klangen, als es gemeint war. Er seufzte ein
"Jawohl, centurio"
machte sich zur Tür auf.
"Herein... salve optio tallius"
sagte er dann, grüßte den optio militärisch, wenn auch nur halbherzig und deutete auf den Raum, wo der Centurio saß.
"Dort drin, optio"