Beiträge von Gaius Flavius Catus

    Ich betrat das leere Officium.
    Es war nun mein Officium.


    Es war aufgeräumt. Die Akten und Berichte lagen sortiert an ihren Plätzen.


    Ich musste mir nun als erstes einen Überblick verschaffen. Also nahm ich mir die aktuellsten Berichte vor und setzte mich an den Tisch.


    Das war definitiv etwas, was ich nicht gerade mit Begeisterung tat. Aber es war notwendig.


    Ich nahm den ersten Bericht und begann zu lesen

    Auf dem sandigen Platz, rechts vom Forum Porvincialis lies ich die Männer der Milz antreten.


    Ein ziemlich durchwachsener Anblick.


    Und definitiv waren sie das orndnungsgemäße Antreten nicht gewohnt. Aber ich hatte auch nichts anderes erwartet. Schließlich war das eine Miliz. Ich machte mir auch keine Illusionen bezüglich dessen, was ich aus ihnen machen konnte.


    Mit regulären Truppen würde man sie nie vergleichen können. Aber ein wenig auf Trab würde ich sie schon bringen.

    Es war ein schöner Morgen. Wie geschaffen für einen Ausritt in die Umgebung. Ich musste sie mir sowieso anschauen. Natürlich nicht nur die nähere Umgebung. Aber bevor ich mich auf eine weitere Rundreise machte musste ich erst hier ein paar Dinge in Bewegung bringen.


    Ein Schritt nach dem anderen. Und warum nicht die Pflicht mit einer angenehmen Unterhaltung bereichern.


    Ich stieg vom Pferd und klopfte an die Porta.

    "Ah, Quirinalis, da bist du ja. Hat dich der Sklave doch noch gefunden. Ich war mir nicht sicher ob du da bist, mein Sohn."


    "Komm her und nimm dir einen Becher Wein. Furianus hat mir eben das Amt des Regionarus angeboten und ich habe es natürlich angenommen."

    "Stimmt ja, die regelmässigen Wahlen waren ja letztens. Aber ich vermute bis der Senat sich einig wird, wen er wohin schickt, da wird es noch eine Weile dauern. Anbetracht er momentanen Lage werden sie wohl sehr lange überlegen, wen sie wo hinschicken.
    Und wenn er dann kommt ist seine Amtszeit sowieso schon halb wieder um und der Quästor dürfte mehr damit beschäftigt sein seine
    weitere Karriere zu planen, als sich um Hispania zu kümmern."


    Grundstücke? Ich war mir ziemlich sicher das ich so was niemals bessen hatte. Wobei eigentlich hatte ich nicht die geringste Ahnung. Es hatte mich auch nie interessiert.


    "Um ehrlich zu sein, ich bin mir ziemlich sicher das ich nie irgendwelche Grundstücke besessen habe. Warum in aller Welt auch?
    Ich habe mich bisher noch niemlas um so etwas gekümmert. Felix hat das Vermögen der Flavier verwalten lassen. Ich habe eigentlich auch in Zukunft nicht vor mich mit diesen Wirtschaftdingen zu beschäftigen. Es gibt wichtigere Sachen. Insbesondere wenn du in näherer Zukunft Consul werden willst. Bis dahin müssen wir Hispania sicher im Griff haben, wenn du in Rom Consul bist und irgend ein anderer Proconsul wird."


    Ich nahm einen Schluck Wein.


    "Ich werde mir als erstes die Männer und die Gegend anschauen. Danach werde ich entscheiden, wie ich weiter vorgehe. Und ich glaube es wäre ratsam, wenn ich mich möglichst schnell an die Arbeit machen würde."

    Ich hörte meinem Bruder aufmerksam zu.


    "Du hast Recht. Falls es hart auf hart kommt brauchen wir Flavier einen sicheren Ort. Dazu bietet sich Hispania an.
    Was du sagts macht die Lage noch schlimmer als befürchtet. Aber ich bin sicher du hast Recht mit dem Tiberier. Ich hatte anderes vom ihm erhofft, aber ich kannte bisher nur seinen Namen, nicht seine Persönlichkeit."


    Ich schwieg nachdenklich für einen Moment.


    "Ich kenne Hungaricus. Er ist der Kopf hinter den Viniciern. Und ich halte ihn für einen der gefährlichsten Männer. Das war er schon immer. Seine Treue galt uneingeschränkt Iulianus. Ich bin mir ziemlich sicher das er Iulianus Wunsch der Nachfolge ohne wenn und aber befürwortet und zumindest einen Teil seiner ehemaligen Treue auf den Aelier überträgt. Was aber wenn der Aelier stirbt? Was dann?
    Wenn Huncaricus keine Treue mehr bindet und hält?


    Wie steht der Aelier zu ihm? Er wird wissen das Iulianus große Stücke von ihm gehalten hat, seinen Rat achten, aber es wird nicht der gleiche Einfluß sein. Die zusammen durchgestandenen Kriesen fehlen. Es wird mit dem Kopf gesteuert sein. Und der Aelier wird immer einen Zweifel hegen. Denn die Vincier sind eine zu große Kraft.


    Valerianus war lange weg, hat die Machtspielchen in Rom nur am Rande mitbekommen. War abgschirmt. Er muss nun unsicher sein, was die Treueschwüre bedeuten. Er wird vorsichtig sein. Mißtrauisch. Und dadurch schwach.
    Wie wird der Aelier reagieren. Wird er versuchen alle die er für gefährlich hält so schnell wie möglich zu beseitigen? Ich glaube nicht. Ich glaube eher er wird sehr mißtrauisch und vorsichtig agieren. Aber ich würde nicht die Familie darauf verwetten."


    Ich straffte mich.


    "Wir müssen aus Hispania einen sicheren Hafen für die Flavier machen. Natürlich bin ich bereit meinen Teil dazu beizutragen.


    Und dann müssen wir abwarten was passiert. Wir müssen informiert und bereit sein. Auch daran werde ich beim Schleifen ein paar Gedanken verschwenden."


    Ich straffte mich. Dann grüsste ich meinen Bruder militärisch, mit einem Augenzwinkern.


    "Ich stehe zu deiner Verfügung, Proconsul."

    Mit wachsender Spannung lauschte ich den Worten meines Bruders.
    Dann schwieg ich. Das war nicht der Augenblick für eine schnelle Antwort. Dies war zu wichtig.





    "Bruder, mit vielem was du gesagt hast sprichtst du mir aus dem Herzen. Früher habe ich oftmals mit dem Gedanken an einen neue Republik geliebäugelt. Doch ich musst erkennen, das wir die Zeit nicht zurückdrehen können .. und Rom ist zu groß geworden.


    Herausgewachsen aus den Schuhen einer Republik. Und wie ich aus deinen Worten entnehmen könnte ist dir das auch klar. Rom braucht eine starke Führung. Eine patrizische Führung. Aber es gibt kein zurück. Es gibt nur einen Weg voran, mit den jetzigen Gegebenhieten.


    Ich schätze viele Plebejer. Sie kennen ihren Platz und dienen Rom gut. Als starker Arm. Als gewiefte Händler. Das ist ihre von den Göttern gewollte Stellung.


    Aber nicht als Kopf der Imperiums.


    Das ist unsere Aufgabe.


    Aber sie Realität hat unseren Absichten hohe Hürden in den Weg gelegt.


    Julianus ist tod. Sein Adoptivsohn krank. Ich vermute mal in Rom werden sich alle überschlagen haben ihm ihre Treue zuszusichern. Und gleichzeitig hoffen er werde Rom nie lebbend erreichen, vielleicht gehen einige sogar noch weiter.
    Und dann ... dann wird das gewichtigste Argument die Anzahl an Legionen sein. Und ihre Entfernung zu Rom. Die Königsmacher, die Prätorianer.


    Die Situation ist gefährlich für uns Flavier. Wir haben keine Legionen.


    Es wird schwer für uns in diesem Spiel eine gewichtige Rolle zu spielen. Und nicht übrrollt zu werden.
    Ich habe wenig genug erreicht in meinem Leben. Ich habe wenig genug zu verlieren. Ich habe genug Verluste erlitten um den Tod nicht mehr zu fürchten, manchmal in dunklen Stunden würde ich ihn sogar wie einen guten Freund begrüssen. Mein Leben ist nicht mehr wichtig. Wenn ich noch die Möglichkeit habe wenigstens den Stein des Schicksals ein Stück in die richtige, in unsere Richtung, zu rollen, ist das mehr als genug für mich."


    Ich trat auf meinen Bruder zu.


    "Wenn du willst, Bruder, werde ich an deiner Seite kämpfen, für unsere Familie, für unser Rom, für unsere Ideen."


    Ich umarmte meinen Bruder.

    Bei der Erwähnung des Weines musste ich leicht grinsen. Ja, das mit dem gutbestückten Weinkeller war mir auch schon aufgefallen.


    "Nein, geplant habe ich noch nichts, aber da ich gewohnt bin mit leichtem Gepäck und ohne Abhang zu reisen, gibt es da auch nicht viel zu planen. Ein Schiff nach Ostia geht von hier aus fast jeden Tag und Platz für einen Mann findet sich immer."


    Alte liebgewonnen Gewohnheit, immer bereit die Zelte abzubrechen und weiterzuziehen .. sozusagen fluchtbereit mit Handgepäck .. sollte ich mir langsam abgewöhnen.


    Zeit das Thema zu wechseln. Etwas Smalltalk war angesagt.


    "Sehr ruhig in Tarraco, ich habe in den letzten Tagen fast keine Patroullien gesehen, keine Präsenz auf den Strassen. Scheint alles geordnet und friedlich."


    Das hatte mich etwas verwundert. So lange war es noch gar nicht her mit den Banden auf dem Land und dem Schmuggel übers Meer. Und nun nach dem Tod des Kaisers hatte ich mit mehr Unruhe gerechnet. Aber scheinbar hatte Furianus das Ganze gut im Griff. Ich hätte mehr Präsenz gezeigt. Aber glücklicherweise musste ich mir deswegen nicht den Kopf zerbrechen.

    Jetzt war es an mir kurz irritiert zu sein. Nich wegen dem Lucidus.. Lucius .. Vornamen eben .. wer sollte sich denn die schon merken .. ich sollte wieder zu den Cognomen übergehen. Die waren einfacher und eindeutiger.
    Nur weil Furianus irgendwie mit dem Gaius angefangen hatte .. so nannte mich ja auch sonst keiner. ich war Catus .. egal, das war eher was um in Musestunden darüber in Schlaf zu versinken.


    'Der erste Grund ist die Versicherung von Quirinalis, dass du der bist, für welchen du dich ausgibst'. meinte Furianus damit jetzt, dass er schon mit Quirinalis gesprochen hatte, worauf zumindest die benutzte Zeitform hindeutete oder wollte er damit zum Ausdruck bringen das er Quirinalis deswegen sprechen wollte, hatte aber das Ergebnis temporär gesehen schon vorausgenommen, oder ..


    Wenn ich allerdings den zweiten Teil nachträglich analysierte, lag die Vermutung nahe, er sprach von Abhängikeit, was eher auf ein noch nicht feststehendes Ereigniss hinwies, das er schlicht und einfach die falsche Zeitform für die Versicherung gewählt hatte. Ob aus Absicht um mich zu verwirren oder aus Verwirrung über die meine Verfremdung seines Vornamens, sei einmal dahingestellt.


    Nachdem ich zu diesem Schluß gekommen war, winkte ich ersteinmal dem Sklaven und lies mir und Furianus einen Kelch Wein geben.


    "Sklave, schau nach wo Quirinalis steckt und bitte ihn hier her. Der Proconsul wünscht ihn zu sprechen."


    "Verzeih meinen Fehler, Furianus. Ich hoffe das Quirinals noch in der Villa ist und gleich zu uns stoßen wird."


    "Ich wollte dir noch danken für seine Aufnahme in die Curia. Sei versichert er wird sich dort verhalten wie es sich für einen Flavier gehört."


    "Kann ich dir solange eine Kleinigkeit zu Essen anbieten?"

    Ich eilte in das Atrium. Unterwegs gab ich schnell noch ein paar kurze Anweisungen. Ein paar Krüge des etwas schlechteren Weines für die Gefolgschaft des Proconsuls bereitzustellen, den wirklich guten für den Proconsul.


    Ich musste die Anweisungen zweimal geben. Der Haushalt funktionierte irgendwie noch nicht ganz so wie es sich gehörte. Aber das würde sich ziemlich schnell ändern.


    Die Anweisung einige Kleinigkeiten zu Essen auf einigen Platten zusammenzustellen und ins Atrium zu bringen konnte ich erst kurz geben, bevor ich das Atrium selbst erreichte.


    Kaum war ich angekommen hörte ich auch schon wie sich der Besuch näherte und ebenso viel mir auf, das die kleinen Bäumchen in den quadratischen Einlassungen nicht sauber geschnitten waren. Kurz schüttelte ich den Kopf. Aber darum würde ich mich später kümmern .. wie auch noch um ein paar andere Kleinigkeiten ...


    Der Sklave der den Proconsul und sein Gefolge ins Atrium geführt hatte trat zur Seite, so das Furianus an der Spitze seines Gefolges das Atrium betrat.


    "Sei willkommen in der Villa Flavia , Lucidus."


    Zu meiner leichten Überraschung bemerkte ich aus den Augenwinkeln, das der Sklave mit dem Wein für Lucidus herbei geeilt war und auf mein Zeichen wartete. Ich hoffte für ihn das er den richtigen Wein gebracht hatte.


    Auch die zwei Sklaven mit dem Wein für das Gefolge meines Bruders waren bereit.


    Nun vielleicht war der Haushalt ja doch noch zu retten.

    Der Sklave an der Porta sprang auf, ein Blick genügte und er öffnete dienstbeflissen das Tor zur Vila Flavia. Er verbeugte sich tief in Richtung der Sänft und gab einem weiteren Sklaven unauffällig einen Wink die Herrschaften zu unterrichten, das hoher Buch angekommen war.
    Und während der zweite Sklave eilig in der Villa verschwand, wandte er sich an Sklaven des Procunsul.


    "Tretet ein und folgt mir bitte zum Atrium"

    "Ein kleiner Austriit. Das klingt sehr gut. Ich wollte mir sowieso mal anschauen was sich in der Umgebung geändert hat."


    Ich trank meinen Becher leer.


    "Mit Freude werde ich diese Einladung annehmen und in den nächsten Tagen dich besuchen und einen Ausritt wagen."


    Ich erhob mich.


    "So, es wird Zeit für mich wieder aufzubrechen. Danke für den Wein und deine Gesellschaft. Es tat gut ein bekanntes Gesicht zu treffen und freudlich aufgenommen zu werden."


    "Bis demnächst also, zu einem kleinen Ausritt."

    Ich lächelte.


    "Ich vermute er glaubt mir schon, nur haben wir uns vorher noch nie gesehen. Er kennt mich nur von einer kleinen Büste her. Als Lucidus nach Rom Kam, war ich hier und danach in Achaea. Wir sind uns nie vorher begegnet."


    "Er ist ein sehr interessanter Mann, mein Bruder."


    "Magister Scriniorum und in der Curia. Das freut mich. Ja, ich bin stolz auf dich."


    "Denk immer daran, die Familie ist das wichtigste. Die Flavier müssen zusammenhalten. In der Curia hast du eine verantwortungsvolle Position. Hispania gegenüber aber auch der Familie. Behalte das bitte im Hinterkopf, wenn es mal strittige Themen gibt. Meinungsverschiedenhieten innerhalb der Falvier sollten in der Familie bleiben. Nach Aussen müssen wir immer eine Einheit sein."

    "Nun Papyri und Bücher reizen mich immer .. aber ich darf bei meinen Überlegungen nicht nur an mich denken."


    Ich nahm einen weiteren Schluck.


    "Ich sollte die Familie zumindest etwas berücksichtigen insbesondere mein Bruder wird hierbei etwas mitreden wollen, und der Rest der Familie .."

    "Ein Kommen und Gehen .. dann hat sich Hispania, ja nicht allzusehr verändert."


    "Erlich gesagt, hab ich einen ganzen Haufen Pläne, aber keiner ist durchdacht und entschieden hab ich mich auch noch für keinen. Zur Zeit tendiere ich dazu ersteinmal die Ruhe und Schönheit Hispanias zu geniessen. Und dann .. vielleicht mache ich mich hier in der Verwaltung nützlich .. vielleicht versuche ich in Rom meinen Fuß wieder in die aktive Politik zu bekommen .. vielleicht sollte ich mich der Verehrung der Götter widmen .."


    Ich nahm einen Schluck.


    "Vielleicht sollte ich mich auch der Philosophie zuwenden und weiser Einsiedler auf einem einsamen Berg werden", fügte ich grinsend hinzu.


    "Du siehst, ich habe viele Pläne und keine Ahnung. Wenn du noch irgendwelche Ideen hast, nur heraus damit."

    "Corva .. nein, der Name sagt mir nichts."


    "Ich und die Liebe .." , ein etwas trauriges, spöttisches, zynisches Lächeln zog über mein Gesicht.


    "Nein, damit habe ich zur Zeit nichts am Hut, und wenn die Götter gnädig sind, wird dieser Zustand hoffentlich noch lange fortdauern."


    Ich schüttelte leicht den Kopf.


    "Aber sag was ist den sonst noch so Vorgefallen in Hispania in den letzten Jahren?"