"Herrje, wie schnell die Zeit vergeht .. schon fast 3 Jahre."
"Wolltest du nicht mal nach Rom, in den Cursus Honorum?"
Hunger hatte ich keinen, obwohl die Gänsekeulen sehr gut aussahen, aber am Wein bediente ich mich.
"Herrje, wie schnell die Zeit vergeht .. schon fast 3 Jahre."
"Wolltest du nicht mal nach Rom, in den Cursus Honorum?"
Hunger hatte ich keinen, obwohl die Gänsekeulen sehr gut aussahen, aber am Wein bediente ich mich.
"Ja .. ich kann es mir denken .. und ich weiß nicht , ob ich in der Lage bin dies im Moment zu ändern."
"Ich werde es versuchen, zumal es wohl auch dabei um mich geht."
"Ich hatte ein Gespräch mit Furianus, sicherlich nicht das letzte, aber ich kann die nichts versprechen, ausser das ich versuchen werde diesbezüglich etwas zu verbessern"
"Ach ja, apropos Furianus .. ich wäre dir dankbar, wenn du bei Gelegenhiet ihm bestätigen könntest, das ich tatsächlich Catus bin."
"Was treibst du eigentlich im Moment?"."
"Danke"
"Mich hat es einfach mal wieder nach Hispaina gezogen. Du kennst es sicher, wer einmal dem Liebreiz Hispanias erlegen ist, kommt niemehr ganz davon los."
"Es hat sich viel verändert seit ich das letzte mal hier war. Beschäftigst du dich immer noch mit Häfen und iherm Ausbau? Ich habe etliche Arbeiten am Hafen gesehen"
Ich entdeckte Tarraco neu. Ich war in die Gassen der Stadt eingetaucht, auf den Mercatus, in dem das Leben brodelte. Stände mit Waren aus aller Welt wurden angeboten, Düfte, Gerüche verwirrten meine Sinne. Stimmen, Geräusche fluteten an meine Ohren.
Ich genoss es. Langsam senkte sich die Sonne, die Schatten wurden länger und länger.
Und als mein trockener Hals mich daran erinnerte das meine Sinne nun genug gereizt waren, betrat ich die Taverne.
Ich schaute mich um und zu meiner Überraschung sah ich ein mir nicht unbekanntes Gesicht an einem der Tische. Ich zögerte einen Moment um dann an den Tisch zu treten.
"Salve Sevycius, lange nicht gesehen, wie geht es dir?"
Ich zog mir einen Schemel heran und winke dem Wirt nach Wein.
Ich lachte über die übertürmenden Fragen mit Tränen in den Augen. Es war schön wieder daheim zu sein.
"Soviele Fragen .. aber ich werde versuchen sie alle zu beantworten."
"r Ich habe Hunger und einen Becher Wein könnte ich auch vertragen." sagte ich vor Freude grinsend und wendete mich in Richtung der Speisen.
"Manches liegt selbst für mich im Dunkeln. Verdrängt, mit einem gnädigen Schleier des Vergessens umgeben. Ich kann mich selbst nur sehr Bruchstückhaft an die vergangenen Jahre erinnern. Ich glaubte dem Tode nahe zu sein und zog mich zurück .. aber aus irgendeinem Grund überlebte ich. Dunkelheit beherscht diese Zeit. Ich fand erst vor kurzem zu mir zurück und mein Weg führte mich hier her. Ich fühle mich noch unsicher und weiß noch nicht wohin mich das Genze führen wird."
"Aber erstmal bin ich hier."
Ich lacht.
Dann wurde ich stiller.
"Es hat sich vieles verändert. Und vieles muss ich erst noch verarbeiten von dem was ich erfahren habe." Mit einem Kopfschüttel wischte ich diese Gedanken hinweg. Jetzt war nicht der Zeitpunkt dafür.
"Sag, wie erging es dir in der letzten Zeit?"
"Und erzähle mir etwas über die Flavier, die jetzt den Boden des römischen Reiches unsicher machen. Meinen Bruder Furianus habe ich schon kennengelernt. Mein Weg aht mich zu ihm geführt .. es war eine sehr interessante Unterhaltung."
"Tiberius"
Ich musste tatsächlich kurz schlucken.
"Mein Sohn ..."
Ich sah seine Verblüffung, sein Unglauben.
"Ja, ich bin es, ich Catus, zurückgekehrt ohne je mit einer Rückkehr gerechnet zu haben."
Irgendwie hatt ich Probleme mit meiner Stimme. Und ausserdem brabbelte ich gramatikalischen und logischen Unfug. Egal.
Ich trat auf ihn zu und breitet die Arme aus.
"Lass mich dich an mein Herz drücken, Tiberius."
Und ich umarmte ihn.
Danke
Ich folgte dem Sklaven durch die mir wohlbekannten Flure und betrat das Triclinium.
ZitatEin Sklave öffnete die Tür.
"Salve. Wer bist du, was willst du?"
Diesen Sklaven hatte ich noch nie gesehen. Oder zumindest noch nie registriert. Ein x-beliebiger Sklave eben.
"Ich bin Gaius Flavius Catus."
"Lass mich ein und melde mich Tiberius Flavius Quirinalis, oder falls er nicht da ist ,demjenigen der im Moment hier dem Haus vorsteht."
Bumm Bumm Bumm
Klopfte ich an die mir wohlbekannte Porta.
Ruhig lag das Anwesen in der untergehnden Sonne.
Was würde mich hier ertwarten? Noch interessanter wer?
ZitatOriginal von Lucius Flavius Furianus
Ich erhob mich.
"Quirinalis ist da? Wenigstens einer noch."
"Ich werde mir auch diese Möglichkeit durch den Kopf gehen lassen. Ich danke dir für dieses äusserst interessante Gespräch. Mit deiner Erlaubnis werde ich mich nun zur Villa Flavia begeben und meinen Sohn aufsuchen."
"Ich habe über einiges nachzudenken."
Ich neigte den Kopf zum Abschied.
"Wir werden uns sicherlich bald wiedersehen, Bruder."
Ganz schlau wurde ich nicht aus Lucidus. Er war ein verschlossener Mann. Hart, teilweise arrogant, aus irgendeinem Grund war er mir sympathisch,... oder bildete ich mir das nur ein?
Seine Ratschläge jedenfalls würde ich genau bedenken.
Ich musste vieles jetzt bedenken.
Nachdenklich nickte ich mit dem Kopf.
Mir war noch nicht ganz klar, was genau mein Bruder bezweckte und wollte. Meine Vermutungen schlugen wilde Weg in alle mögliche Richtungen ein. Einige darunter waren ziemlich gefährlich. Gefährlich, aber interessant ...
Ich wartete kurz bis der Sklave mir einen Becher Wein gereicht hatte, nippte.
"Deine Überlegungen haben einiges für sich. Vielleicht sollte ich wirklich baldmöglichst nach Rom reisen. Es würde zumindest sehr interessant werden. Und wenn es nur dazu dient die Stimmung auszulooten."
"Ob es allerdings hilfreich ist, meine Ehefrau dort, gegenüber wem auch immer, zu erwähnen, ich hege da meine Zweifel. Manche Wunden sollten besser verschlossen bleiben. Aber wer weiß. Ein solche Entscheidung, kann ich nicht hier und jetzt treffen. Ich muss die Stimmung vor Ort prüfen."
Ich nahm einen Schluck.
"Ja, Lucidus, ich werde deinen Vorschlag wohl annehmen."
"Wenn es dir nichts ausmacht werde ich noch einige Tage hier in Hispania bleiben, zumindest bis in deinen Augen meine Identität vollständig geklärt ist. Und mich dann nach Rom aufmachen. Ich bin mir nicht sicher was dabei herauskommt, aber interessant wird es mit Sicherheit."
Jetzt war es an mir Überrascht zu sein.
"Ich Senator ..."
Ein Laut entrang sich meiner Kehle, ein verächtliches, entäuschtes, verzweifeltes Schnauben.
"Ich habe nie aufgegeben, ich habe drei Wahlen verloren und bin jedesmal wieder angetreten, damals als mein Ruf noch nicht am Boden zerstört war ... Aber jetzt .. wenn ich jetzt auf die Idee käme für ein Amt zu kandidieren .. was glaubst du was passieren würde ... ich würde, wenn ich überhaupt die Erlaubnis bekäme zu kandidieren, zur Zeit abgestraft werden, wie kein Kandidat vor mir. Ich bin manchmal närrisch, aber kein Narr.
Ja, nichts würde ich lieber machen als selbst im Senat die Geschicke Roms zu lenken, aber das ist jetzt unmöglich.
Ich muss erst meinen Ruf wiederherstellen. Und das kann ich nicht, indem ich versuche nach Macht zu greifen. Ich muss langsam, ruhig agieren. Erst hier in der Provinz und später dann in Rom. Ich muss die Ansichten auslooten, ich muß mich vorsichtig verhalten.
Ein schnelles Vorgehen würde nur Neid und Verdacht schühren. Ich darf keinen einfachen Weg, keine Beziehungen benutzen, noch nicht.
Mein Schatten ist verzehrt, andere überlagern ihn. Die Menschen sehen nur diese Schatten, die vor ihren Augen tanzen. Erst wenn ich mich hinter ihnen
wieder aufgebaut habe, das Licht zurechtgerückt, dann kann ich wieder nach Höherem streben. Und glaub mir, die Philosophie ist eine mächtige Waffe. Ich habe sie bei den Griechen gelernt und sie gesehen. Sie benutzen sie, um die Natur der Dinge zu beleuchten, um das Wissen über unser Sein zu mehren, aber sie haben nie das gesehen was, ein Römer darin sehen kann. Eine Waffe. Eine Waffe um die Realität zu beugen. Denn wenn du weisst, was die Menschen in ihrem Innersten antreibt, was sie bewegt, was sie wirklich wollen, dann kannst du sie lenken wohin du auch immer willst.
Ja, wenn es sein muss werde ich meinen Zorn gut verstecken, werde Kreide fressen, werde mich als friedlicher zurückgezogener Narr verkaufen der nur für alle das Beste will und liebenswürdig allen versucht zu helfen. Aber glaub mir, ich habe niemals aufgegeben und werde es jetzt auch nicht tun. Aber ich werde mich nicht ins offene Messer stürzen."
Ich hielt inne. Dann führ ich in ruhigem Ton fort.
"Deine Reputation ... hmm ... nun du bist ein Mann mit einem großen Herzen für die Menschen, die ihm anvertraut sind und seine Familie. Du hältst die Traditionen hoch und strebst nach Gerechtigkeit und Wahrheit. Aber auch nach Milde. Der Tod des geliebten Kaisers traf dich in deinem Innersten, der Verlust eines von dir geehrten und geliebten Menschen. Und nun tauch dein verschollener Bruder wieder auf. Das schwarze Schaf der Familie. Du hättest ihn verstoßen können, verachten, aber du zeigst die Milde und auch die Gefühle, die einen wahrhaft großen Mann erst groß machen. Du gibst ihm eine zweite Chanche. Natürlich hast du ein Auge auf ihn. Die Gerüchte um ihn akzeptierst du, zeigst Langmut, verteidigst ihn nicht groß, sondern gibst zu erkennen das all das nicht gut heisst, aber du bist der große Mann, der einen eisernen Willen und eine harte Natur hat, aber auch Vergebung kennt."
Von wegen das ich meine Wut berherrschte. Ich sollte endlich anfangen zu denken bevor ich redete.
Es gab Dinge die durften noch nicht erwähnt werden. Noch nicht.
Ich atmete tief durch.
"Ich kann dir nur gratulieren zu deiner Wahl eine Tiberia zur Frau zu nehmen. Und was Senator Avarus betrifft ..."
Ich neigt kurz den Kopf.
"Ich neige mein Haupt vor deiner Weisheit und Menschenkenntnis."
Was absolut meiner tiefsten Überzeugung entsprach, das mit Avarus.
"Doch was deine anderen Fragen betrifft .. nur so viel, die Ordnung der Dinge ist von den Göttern geschaffen worden, ein jeder hat seinen Platz und seine Aufgabe. Die Aufgabe der Patritzer ist es Entscheidungen zu treffen. Ihre Hand schützend über Rom zu halten. Zu lenken. Doch solange sich die Familien nicht eins sind, nicht mit einer Stimme handeln, sich ausruhen und mit dem zufrieden geben was ihnen netterweise zufällt. Solange werden wir unsere Aufgabe nur eingeschränkt ausfüllen können. Du brauchst nur auf die Strassen dieser Stadt schauen. Unruhe und Furcht beherrscht die Plebejer. Der Kaiser ist gestorben und es fehlt das sichernde Gerüst. Ein Senat in dessen Reihen zuvele sind, die nicht dafür geboren wurden. Familien die sich erhoben haben, aber die nur ihren Reichtum und ihre Geschäfte im Sinn haben.
Die Plebejer sind die Räder die Rom am laufen halten. Ihr Handelssinn und ihre Tüchtigkeit treiben uns vorwärts. Aber ohne sicheren Lenker ..."
Ich hielt inne. Ich sollte meine Zunge zügeln. Ich würde es schon schwer genug haben. Ich war der Überzeugung das die patrizischen Familien Rom lenken sollten. Aber meine Worte hatten kein Gewicht mehr. Und ich redete einfach zu viel.
Ich wusste selbst nicht genau warum, vielleicht weil mir der Mann gegenüber, meine Bruder, sympathisch war. Ich wusst ncht warum. Sein Ton war hart, herausfordert, er zeigte keine Gefühle, er war berechnend. Und er hatte es geschafft mich mit ein paar Worten wütend zu machen. Er wirkte arrogant und herablassend. Aber trotzdem .. ich konnte nicht sagen was .. irgendwas an ihm weckte .. nein, das war jetzt abwegig .. warum sollte hier mein Beschützerinstinkt geweckt werden .. ich hatte definitiv noch Nachwehen meiner Krankheit .. oder wirklich einen Dachschaden.
"Aber, ich hoffe du siehst mir meine Offenheit nach, noch kenne ich dich nicht gut genug. Verzeih mir, Bruder, dies ist nicht der Tag noch der Ort um
weiter auf diese Themen einzugehen."
Mein Blick wanderte kurz umher. Paläste hatten Ohren, das wusste ich nur zu gut. Ich wusste zwar nicht wie es um diesen jetzt bestellt war, aber ...
"Wie ich schon sagte, auf manche Fragen kann ich dir im Moment keine Antwort geben, manches muss vorerst unerklärt bleiben."
Manches musste auch für immer ungeklärt bleiben, setzte ich in Gedanken hinzu.
"Zumal du nicht vergessen solltest, das es um meinen Ruf und meine Reputation denkbar schlecht bestellt ist. Meine Worte, ob wahr oder Hirngespinnste sind im Moment bedeutungslos, vielleicht sogar gefährlich. Du solltest, um deiner Willen und unserer Familie Willen, meinen Worte nicht allzuviel Bedeutung zumessen."
Ich hielt kurz inne.
"Ich bin nur ein Mann der nach langer Krankheit dorthin zurückkehrt, wo er einmal heimisch war, in dessen Leben es viele Irrungen gab, der sich mehr aus seinen Feinden definiert, als das er Menschen Freunde nennen kann, dessen Famile beinahe ausgelöscht wurde, der nicht mehr viel erwarten darf, und der nun versucht sein Leben erneut zu finden. Ich bitte dich, natürlich erst nachdem du dich meiner Identität versichert hast, mich hier in Hispania wieder niederzulassen zu dürfen. Erneut mein Heim in der Villa Flavia zu beziehen."
"Langsam wieder Kontakte aufnehmen, mich mit Philosophie zu beschäftigen, die einfachen Freuden des Lebens wieder zu erlangen."
"Wenn ich dir bei irgendetwas hilfreich zur Seite stehen kann, werde ich es natürlich tun. Ich habe meine Familie zum größten Teil verloren. Und dies
ist das was mir am meisten fehlt. Die Verbundenheit, die Loyalität, die Vertrautheit. Ich kenne dich noch zu wenig, und du mich. Aber wenn es einen Weg geben sollte wieder eine Familie zu werden, dann werde ich es versuchen."
Kurz flammte mein Zorn auf, die Wut die immer noch tief in mir kochte. Doch im Gegensatz zu früher beherschte ich sie nun. Und sie nicht mich.
"Ich bin Catus", sagte ich ruhig und setzte mich auf den Stuhl vor den Schreibtisch.
"Aber ich vermute diese Zusicherung allein, wird dir nicht genügen."
Ich zog den Siegelring von meinem Finger und legte ihn auf den Schreibtisch.
"Das ist mein perönliches Siegel. Das Siegel des Patres famila Gaius Flavius Catus. Die Frage, ob es genügt dich zu überzeugen, musst du beantworten. Ich habe ansonsten keine Papiere oder Briefe dabei die in irgendeiner Weise bestätigen könnten, das ich tatsächlich Catus bin.
Aber es gibt noch einen anderen Weg. Ich habe lange hier gelebt. In der Villa Flavia. Es wird in Taracco sicherlich noch Mensche geben die sich an mich erinnern. Falvier, Didier, Decimer, und wie sie alle heißen. Es dürft nicht schwer sein so eine Antwort zu bekommen."
Ich beugte mich nach vorne. Meine Stimme wurde härter.
"Messalina ist in tiefe Ungande gefallen, mein Sohn soll versucht habe den Kaiser zu ermorden. Ja, deswegen bin auch in Ungnade. Ein Verräter in den Augen des Hofes, ein unwürdiger vor dem Senat. Weil sie meine Familie, mein Fleisch und Blut waren. Ich war nicht da, als dies passierte. Doch ich kenne die handelnden Personen und kann mir vieles zusammenreimen. Aber verurteilen werde ich weder meinen Sohn, noch Messalina. Ich bin Catus. Ich halte der Familie die Treue. Und vielleicht war es der Wille der Götter das ich nicht anwesend war, als sich dieses abspielte. Denn ich weiß nicht was sonst geschehen wäre."
Ich schaute im direkt in die Augen. Mein Tonfall war fast schneidend.
"Du bist zu einem mächtigen und gefährlichen Mann geworden. Doch sei vorsichtig mit dem, was du über mein Fleisch und Blut und die von mir Geliebten sagst. Die Tieberer sind von patrizischen Blut. Vom Blut dem es gebührt die Geschicke Roms zu lenken. Wie dem der Flavier, Claudier und Aurelier. Ich habe versucht dieses edle Blut zu einen. Ich bin gescheitert, ... Senator. Aber auch ich bin immer noch gefährlich."
"Plebejer, wie dieser Avarus, haben sich aufgeschwungen, um mit ihren zusammengehandelten Reichtümern Rom zu kaufen und die Sitten und Traditionen, die es großgemacht haben, in den Schmutz gezogen. Ich habe nur versucht diesem treiben Einhalt zu gebieten. Umsonst. Erfolglos."
"Der Thron, ha, ich bin Catus, ich habe mehr als einmal bewieisen, das mich werder Macht, noch Reichtum oder der Thron interessieren. Ich habe immer für Rom gekämpft. Ein Rom, das von den Besten der Besten zu seinem niemals endenden Triumph geführt wird."
Ich lehnte mich wieder etwas zurück. Wieder ruhiger sprach ich weiter.
"Aber dies können wir sicher später noch vertiefen, auch wenn du von mir sicherlich nicht auf alle deine Fragen eine Antwort bekommen wirst. Oder auch nur eine Antwort die dir gefällt."
Vieleicht war das mit der Überraschung doch keine so gute Idee gewesen.
Und ausserdem wurde mir klar, das alles bis genau hierher von mir gut geplant und durchdacht war.
Aber eben nur bis hierher.
Doch nun gab es kein zurück mehr.
Mit ruhiger, fast weicher Stimme antwortete ich.
"Ja, das kann ich mir denken Lucius. Manchmal spielt das Schicksal ein seltsames Spiel mit uns Menschen. Ich bin kein Geist und auch keine Erscheinung. Aber ob du noch einen Bruder hast, diese Frage musst du dir selbst beantworten.
Es ist viel geschehen seit wir uns das letzte mal gesehen haben."
Ich schwieg kurz.
Meine Stimme wurde härter, entschlossener.
"Ich war lange weg. Nach allem was ich gehört habe, steht es weder um meinem Namen, Ansehen, oder etwas anderen, was mich betrifft, gut.
Im Gegenteil. Aber bevor ich mich daran mache mich darum zu kümmern, muss ich eine Sache wissen."
"Habe ich noch eine Familie? Habe ich noch einen Bruder, Lucius?"
Ich trat ein.
Furianus hatte sich verändert. Sein Haar war immer noch ziemlich hell für einen Flavier. Seine Gesichtszüge waren älter, erwachsener und härter als ich sie in Erinnerung hatte. Ich erkannte ihn sofort, was Angesichts der Tatsache, das der Miles mich zum Proconsul geführt hatte und Furianus sich als einziger im Raum befand auch nicht allzu schwierig war.
Er schien die gleiche Angewohnheit zu habe wie die meisten Flavier. Er dachte im Gehen.
Seine Gedanken waren wohl noch mehr bei dem Schriftstück als bei dem eintretenden Boten.
Seine Reaktion würde für mich sehr aufschlußreich sein.
"Salve Furianus,
vielleicht erinnerst du dich noch an deinen Bruder.
Ich war gerade in der Gegend und dacht mir, schau mal vorbei."
Als ich zum Palast kam sah ich eine grössere Anzahl Bürgern vor der Porta stehen. Sie schauten immer wieder auf das Tor und redeten leise mit ernsten Gesichtern. Irgendwie hatte ich das Gefühl sie wussten selbst nicht so genau was sie sich hier von erhofften, aber es wirkte sehr gewichtig.
Ungefähr so wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen.
Wahrscheinlich war eine Abordnung von ihnen beim Proconsul und sie warteten nun darauf das sie wieder herauskamen.
Ganz wichtig eben. Wie Plebejer eben so waren wenn sich eine Kriese abzeichnete.
Einen Moment überlegte ich mir, ob es nicht besser wäre wieder den Rückzug anzutreten.
Dann verwarf ich den Gedanken. Ich hatte mir auf dem Weg zum Palast ein Pergament besorgt und etwas Siegelwachs. Meine Überlegung war, das ich am einfachsten zu meinem Bruder dem Proconsul kam, indem ich eine private Botschaft brachte. Eine Nachricht seiner Familie. Das war nicht einmal gelogen und ich brauchte auch kein Siegel zu fälschen. Immerhin hatte ich ja meinen Ring mit meinem Siegel. Und ich bezweifelte das einer der Milies die Wache standen die feinen Unterschiede der verschiedenen flavischen Familiensiegel kannte.
Oder sie ihn auch nur interessierten.
Das leere Pergament faltete ich und siegelte es.
Wie ich aber nun so dastand, kam ich mir wirklich ziemlich verschoben und kindisch vor. Bei näherer Betrachtung hatte ich das Gefühl, das ich das Ganze ein wenig übertrieb. Wahrescheinlich könnte ich einfach reinspazieren, hallo sagen, und mich dann in die Villa Flavia hier in Taracco zurückziehen. Und niemand würde davon groß Notiz nehmen. Vielleicht hatte mein Kopf doch mehr gelitten als ich vermutete. Insbesondere weil ich mir eingestehen musste: das Ganze machte mir einen riessigen Spass. Und ich mich wahrscheinlich lächerlich.
Ich atmete kurz durch, nahm die Nachricht in die Hand, und warf mich in Pose. Nach ein paar Schritten war ich wieder im festen, harten Schritt der Cohortes, hatte mein "Ich weiß alles, sehe alles, und krieg euch alle." Gesicht, mit dem ich durch die Strassen Roms patrouliert war, aufgesetzt. Und mit fester befehlsgewohnter Stimme scheuchte ich die Bürger etwas zur Seite und blieb mit militärischem Gruß vor der Wache stehen.
Ich machte mich definitiv lächerlich. Aber es machte ebenso definitiv Spass.
"Salve, Miles.
Ich bringe eine Nachricht für den Proconsul.
Privat.
Von seiner Familie.
Lass ihm Bescheid geben und mich zu ihm bringen.
Und lass mir einen Becher Wein bringen.
Verflucht heiß hier in Hispania."
Ich hoffte ich hatte es nicht zu sehr übertrieben. Aber ich hatte den Tonfall meines ehemaligen Ausbilders ziemlich gut getroffen. Einen Tonfall, den ich wohl nie in meinem Leben vergessen würde.
In meine eigenen Gedanken versunken nippte ich an dem verdünnten Wein.
Die Tür zur Taverne wurde aufgerissen. ungewöhnlicher Lärm, Unruhe drangen ein und rissen mich aus meinen Gedanken.
"Der Kaiser ist Tod. Auf dem Feldzug!"
Der Kaiser. Tod. Es brauchte einige Sekunden bis es das gehörte schaffte zu meinem Verstand vorzudringen.
Der Kaiser.
Es klang unmöglich.
Solange ich zurückdenken konnte, war Iulianus Kaiser von Rom gewesen. Der Gedanke das er Tod sein könnte klang seltsam. Unwirklich. Er war immer da gewesen.
Erst langsam arbeite mein Verstand wieder in normalen Bahnen. Nein, eigenlich war es gar nicht so abwegig. Er war auf einem Feldzug gewesen. Er war ein älter Mann gewesen. Eigentlich weder so furchtbar, überraschend noch ungewöhnlich. Aber, und wenn ich die Reaktionen der Menschen um mich herum betachtete, keiner hatte damit gerechnet. Vieleicht ging es ihnen wie mir. Der Kaiser war eine Konstante gewesen. Fern, aber immer da.
Ich war froh das ich nicht nach Rom gereist war. Unterwegs hatte ich gehört das der Caesar krank sei. Irgendwie im Zusammenhang, das er nicht mit auf den Feldzug gegangen war. Ich hatte dem vor ein paar Tagen auf See nicht viel Beachtung geschenkt. Ich wusste auch nicht, ob er immer noch krank war und wenn ja, wie schlimm. Aber ich glaubte nicht das alle mächtigen Männer in Rom still und brav da saßen und warteten.
Oder die Kommandeure in den Provinzen.
Hispania hatte keine Legionen.
Das empfand ich im Augenblick als sehr beruhigend.
Und änderte das etwas für mich?
Vielleicht.
Es konnte ein Vorteil sein das Iulianus Tod war. Nach alldem was ich über meinen Sohn gehört hatte.
Und die Fraktionen würden sich verändern, Bündnisse wurden beschworen und gebrochen. Wahrscheinlich war der Machtwechsel, egal wie er verlief, ein Vorteil für mich. Es würde für die Meisten weit wichtigere Dinge als meine Rückkehr geben.
Es wurde Zeit zu gehen.
Ich sand auf und verliess die Taverne.
Draussen sah ich wie die Menschen in Gruppen zusammenstanden und redeten. Hafenarbeiter, Handwerker, Reisende, Bürger.
Eine gewisse Unruhe war nicht zu übersehen.
Gasthaus war ein wenig übertrieben. Aber es sah ganz ordentlich aus. Allerdings hatte ich wohl einen schlechten Zeitpunkt gewählt. Es war wenig los. Ich schaute mich um. Ich hatte gehofft einen Reisenden oder einen etwas bessergestellten einheimischen Bürger zu treffen, mich zu ihm zu setzen, etwas Wein zu trinken und ihn mehr oder weniger unauffällig über die Situation in Hispania, den Procinsul und so weiter auszufragen.
Aber die wenigen die sich zur Zeit aufhielten sahen mir eher nach einfachen Hafenarbeitern, Fischern und Handwerkern aus.
Vielleicht auch ein oder zwei Spitzbuben, die sich eine Pause gönnten bevor sie wieder loszogen um einige Taschen zu erleichtern.
Nein, sie waren zu dritt. Der kleine war wohl der Langfinger, die herbe Schönheit sorgte für die Ablenkung und der Massige nahm die Beute entgegen.
Ich erinnerte mich das einer meiner Mitreisenden kurz nach unserer Ankunft seine Geldtasche vermisst hatte. Es würde mich nicht wundern wenn sie jetzt im Abfall hinter diesem ehrenwerten Gasthaus lag. Leer natürlich.
Nun, einen Schluck Wein konnte ich mir trotzdem gönnen.
Ich nahm an einem Tisch platz und kurze Zeit später stand ein Krug verdünnten Weines vor mir. Ziemlich verdünnt, merkte ich nach dem ersten Schluck. Aber ich wollte sowieso einen klaren Kopf behalten.
Was sollte ich als nächtes machen. Wahrscheinlich war es das beste den Stier bei den Hörnern zu packen. Zum Palast des Proconsuls zu gehen.
Irgendwann musste ich das sowieso machen. Warum nicht gleich. Und ich hatte den Vorteil der Überraschung auf meiner Seite. Ich konnte Furianus nicht einschätzen. Die meisten Menschen neigen dazu, wenn sie unvorbereitet sind, in ihren ersten Reaktionen ihr wahres Naturell zu zeigen.
Und nachdem was ich auf der Reise erfahren hatte, was kurz nach meinem Verschwinden geschehen war, wäre so ein Fingerzeig ganz hilfreich.
Es gab allerdings ein weiteres kleines Problem. Wie gelangte ich zum Proconsul. Ich war mir ziemlich sicher das ich nicht einfach hereinmarschieren konnte. Und wie die Wachen reagieren würden wenn der tote Bruder des Proconsuls vor der Türe stand, war auch mehr als fraglich.
Ich nahm einen weiteren Schluck und bemerkte, das der Wein nicht wirklich besser geworden war.
Na dann mal ein kräftiges Happy Birthday dear Noah