Beiträge von Servius Artorius Reatinus


    | Faustus Venuleius Luscus


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    Die Inszenierung seines Kollegen war einfach perfekt, wunderschön brachial und erregte die Aufmerksamkeit, welche nun von Luscus abgelenkt war. Mit schauspielerischer Professionalität sah er verwundert drein, wie Pusio "stolperte" und unbemerkt das verriegelte Schloss zu den Unterkünften des Valeriers öffnete. Luscus stand mit gespielter Besorgnis in der Mine auf und hielt zunächst auf seinen Kameraden zu, um "nachzusehen, ob alles in Ordnung sei". Doch in Wirklichkeit blieb er stehen, als der Mitfrumentarius weg ging und von den Blicken der anderen Milites im Umfeld verfolgt wurde.
    Mit heimlichen Blicken sah der Frumentarius sich nun um - niemand, der ihn ansah, nur wenige Leute in der Nähe. Wie ein Schatten bewegte sich Luscus, öffnete die Türe und verschwand heimlich und lautlos dahinter, war in der Unterkunft. Niemand würde ihn jetzt noch draußen finden. Er würde jetzt die Räume durchgehen, um zu sehen, ob wirklich keiner hier war, bis sein Kollege auftauchte.



    Frumentarius - Legio I Traiana


    | Faustus Venuleius Luscus


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    Da waren sie nun, vor der Unterkunft des Valerius Victor und starrten immerzu verstohlen zur Eingangstür, warteten begierig darauf, dass dieser Praefectus, welcher er zumindest behauptete zu sein, endlich seine Unterkunft verließ. Ihnen Zeit gab für ihren Spitzelauftrag, den sie vom Tribunus Artorius erhalten hatten.
    Unauffällig, ja, ganz alltäglich wirkend, saßen sie auf ihren zwei Hockern da und plauderten immer wieder über Wein und Weib und ihre letzten Abendaktivitäten, während sie ihre Rüstungen polierten und insgeheim warteten.


    Der Tribunus hatte im Vorfeld absolute Diskretion verlangt und so viele Informationen wie möglich über den Mann. Das würde nicht allzu schwer sein, sie waren immerhin Profis und haben schon mehrere Aufträge gemeinsam durchgezogen...



    Frumentarius - Legio I Traiana

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Es war nicht wie sonst. Wenn ein vorgesetzter Offizier im Normalfall sarkastisch wurde, so war das für die Männer, nun, egal. Heute nicht. Sie hatten Angst davor krank zu werden und hätten sich am liebsten in ihren Baracken verkrochen. Einige sahen dem tribunus also entgegen. Noch nicht offen feindselig, dazu war die Siituation zu jung, aber mit leichtem Zögern und Argwohn. Noch weniger waren aber auch froh rauszukommen. Noch gab es keinen Lagerkoller, aber wenn sie mit wenigen Leuten nur abgelegene Farmen aufsuchen würden, war das doch sicher gut.
    Licinus selbst war hochangespannt. Das tägliche Ringen um die Disziplin würde mit jedem Tag härter werden. Er hatte nur Männer ausgewählt, bei denen er ein Risiko zu Desertieren für gering hielt. Und dennoch, die Situation wäre verlockend.


    "Zu Befehl!", donnerte er am Ende der Rede seines Vorgesetzten. Nur das mit dem "von außen betrachten", da war er sich noch nicht so sicher.


    Die Befehle waren also klar und es gab wie gewohnt keine Rückfragen. Römische Disziplin eben, hielt auch einer Pest stand.
    "Dann los", rief der Artorier mit kräftiger Stimme und setzte sich an die Spitze der Gruppe, um hinauszumarschieren.

    Mit dem kleinen Trupp unter Centurio Licinus im Schlepptau ritt Reatinus voran, während er von Sorgen und Übervorsicht geplagt wurde. Hinter ihm das gleichmäßige, monotone Stampfen einer Soldatentruppe, marschierten sie zuerst durch die wenig dicht bevölkerten Straßen der Stadt Mantua, um durch einen Waldweg zu schreiten, auf der Suche nach Bauernhöfen. Im Wald zwitscherten schon die ersten Vögel und der Frühlingsduft wurde nur durch die Tatsache gestört, dass sie sich der befreienden Brise nicht hingeben konnten. Denn die Freiheit des Frühlings setzte aus, wurde gefangen in den eisernen Klauen des Todes, welche von der grassierenden Pest ausgestrahlt wurde.


    Im Wald sah Reatinus kurz auf seinem Pferd nach hinten und winkte den Centurio zu einer Besprechung herbei. Als dieser kam, schilderte er das Vorgehen.
    "Die Leute werden zu diesen düsteren Zeiten sehr an ihrem Getreide hängen. Du wirst mich bei den Verhandlungen unterstützen, doch bedenke: Nur Argumente. Gewalt nur als Antwort auf Gewalt."


    Der Wachmann am Tor war zu diesen Zeiten natürlich besonders vorsichtig und beäugte jeden skeptisch, der Anstalten machte, durch das Tor zu wollen. Immerhin ging es hier mittlerweile um viel mehr als einfach nur die übliche Mentalität, niemanden reinzulassen, der nicht rein sollte. Nein, es ging darum, ob man die Pest rein ließ oder nicht!


    "Halt", sagte er und betrachtete mit einer Mischung aus Zweifel und Überraschung den Toten, "Wo habt ihr den gefunden und woran ist er gestorben?"

    Als Reatinus in voller Montur auf dem Pferd Richtung Porta Praetoria entlang ritt, sah er schon von weiter Ferne Centurio Iulius mit einigen Männern und Wägen stehen. Schon den ganzen Morgen plagten ihn Gedanken und einige düstere Vermutungen. Sie würden wahrscheinlich kein Getreide bekommen, zumindest nicht auf friedfertigem Wege. Vielleicht würden sie die Pest in die Castra tragen, denn in der Stadt wütete eine der schlimmsten Krankheiten und Seuchen, die man sich zu ihrer Zeit vorstellen konnte. Der Totengott höchstpersönlich ging in Mantua um, und das wusste jeder. Und es konnte einen selbst erwischen, wenn man auch nur ansatzweise einem Pestkranken zu nahe kam, die zahlreich waren zu dieser Zeit.


    "Salve", grüßte der Artorier hoch zu Ross und schlug einen sarkastischen Ton an, "Ihr werdet euch fragen, weshalb und warum ihr hier seid. Die Antwort ist einfach - Euch kommt die unzweifelhafte Ehre und das wundervolle Privileg zuteil, mit mir das Castellum zu verlassen. Wir werden dem Umfeld von Mantua nach Getreide absuchen und einige Bauern darum erleichtern."
    Er sah in die Gruppe und befahl laut und deutlich:
    "Während wir draußen sind, wird alles und jeder gemieden. Ihr fasst nichts an, was auch nur nur potenziell verseucht sein könnte. Wer sich nicht daran hält, der darf das Castellum lange Zeit von außen betrachten! VERSTANDEN?!"


    Sim-Off:

    Ich suche noch nach einem NPC, der die Bauern spielen will - wer mag?

    An der Gruppe, auf die der Praefectus zeigte, war weder etwas Besonderes noch etwas Schlechtes dran. Demnach hatte er nichts zu verstecken, doch die Präsenz des Valeriers übte auf Reatinus Zwietracht und Zweifel aus. Er musste Ehrlichkeit und Unbefangenheit heucheln und obwohl er es nicht gerne tat, so hatte er darin über die Jahre eine gewisse Perfektion entwickelt!
    "Ihren Bewegungen nach sind die Rekruten noch nicht allzu weit. Sie haben gerade erst gelernt ein Gladius zu führen", antwortete er wahrheitsgemäß. Dann folgte die Aufforderung, die Rekruten vorzuführen.


    "Hey, ihr da", rief Reatinus die Männer an, "Angetreten, der Praefectus will euer Können sehen!" Das konnte nicht viel sein, doch die verdutzten Männer, ihrer waren es fünf, beherrschten immerhin schon, in jeder Situation unbeeindruckt dreinzublicken. Sie traten an und Reatinus wandte sich wieder an Victor: "Sollen sie gegeneinander kämpfen?"

    Auch wenn Reatinus der Gedanke nicht gefiel, in der von Pest heimgesuchten Stadt und den Umlanden mit Männern unterwegs zu sein, anstatt konsequent eine Quarantäne aufrecht zu erhalten, so war dies ein Befehl. Und als guter Soldat befolgte er Befehle, selbst wenn sie von einem senatorischen Tribunen kamen und ihm nicht gefielen. "Vorkehrungen getroffen", sagte der Mann. Wie wollte man Vorkehrungen treffen gegen etwas nur allzu Unabwendbares? War dies die Idee des Legaten oder nur jene des Ducciers?


    "Ich halte mich an meine Befehle, Duccius", sagte Reatinus und kommentierte nicht weiter.

    "Naja", sagte er grinsend, "Nur zum Zählen, wie viele Wilde und gute Römer es weniger gibt."
    Sie kamen allmählich über die geschäftige und reich bevölkerte Via Principalis zum Exerzierplatz, wo sich noch einige Rekruten und Legionäre mit Krafttraining beschäftigten und ihre Fertigkeiten am Gladius mit hölzernen Übungsschwertern ausbauten. Immerzu hörte man dumpfe, hölzerne Schläge auf die Übungspfähle hämmern.


    "Nun, hier wären wir. Im Prinzip ist unser Ausbildungssystem simpel. Die Rekruten lernen die Förmlichkeiten, bekommen die Augen geöffnet und dürfen sich dann bei ein paar Runden über den Platz abstrampeln. Sie lernen, zu Ringen und dann erst Waffen zu tragen. Und wenn sie das können, lernen sie erst die Formationen können. Die Testudo zum Beispiel - ein wunderschöner Anblick, wenn du mich fragst."

    "Warst du mit Menschen in Kontakt? Wo warst du", fragte Reatinus Bashir ununterbrochen aus, ohne sich über dessen Überraschung gewahr zu sein. Er hustete wieder... verdammt, was sollte Reatinus tun? Ihn vor die Tür setzen, das konnte er nicht. Dies sollte nicht der Lohn treuer Dienste sein, doch konnte er wirklich riskieren, dass sie sich alle verpesteten, noch schlimmer, auch noch umkamen?
    Er traf eine Entscheidung, die für ihn sichtlich schwierig war - doch weniger schwierig als die andere Alternative.


    "In der Stadt grassiert die Pest. Nichts und niemand wird das Haus verlassen und was nicht garantiert pestfrei ist, bleibt draußen. Du legst dich hin, kommst mit niemandem in Kontakt und betest, dass du dir nur eine Erkältung zugezogen hast", sagte Reatinus direkt und warf dem Parther einen auffordernden Blick entgegen, der suggerierte, dass ihm eigentlich keine andere Option geboten wurde. "Und wo ist mein Neffe Celer, wurde er im Haus gesehen?"

    Zitat

    Original von Bashir
    Ach, manchmal war das Leben schwer. Bashir war am Vortag, wie eigentlich fast täglich, in der Stadt gewesen und hatte Besorgungen gemacht. Geregnet hatte es wie blöd. Nein, eigentlich hatte es geschüttet. Der Mantel war irgendwann völlig durchnäßt gewesen. Und dann der eisige Wind dazu. Selbst in Germanien war ihm nicht so kalt gewesen. Zumindest bildete er sich das jetzt ein. Er fror. Immer noch. Obwohl es einen Tag her war, daß er so naß geworden war. Außerdem hatte er Halsschmerzen. Und Kopfschmerzen. Dazu dieser elende Husten. Und die Nase saß auch total zu. Eigentlich wäre er lieber im Bett geblieben, aber das ging ja nicht, er hatte schließlich Pflichten. Auch wenn er die heute wirklich in einem unannehmbarem Tempo erledigte. Schon aus diesem Grund war er seinem Herrn bisher aus dem Weg gegangen. Aber damit war es jetzt wohl vorbei. Denn er hörte den Tribun nun schon wiederholt rufen.


    Und so lief der Sklave, schleppte sich der Sklave, dorthin, wo er seinen Herrn vermutete. "Ja, Herr?", fragte er bemüht diensteifrig mit heiserer, belegter Stimme. Es mußte wohl etwas wichtiges sein. Hoffentlich mußte er nicht in die Stadt. Er fühlte sich wirklich nicht danach, draußen herumzustiefeln.


    Es dauerte nicht lange, schon war der gesuchte Parther seinem Herrn über dem Weg gelaufen, sichtlich krank und sich daherschleppend. Reatinus war angesichts der Umstände, die seinen Diener noch nicht bewusst waren überrascht, denn er sah sehr schnell, dass Bashir offensichtlich krank war.
    Dies waren alles andere als gute Vorzeichen - denn es konnte durchaus mehr als eine Erkältung sein, die ihn plagte und ihn so matt und kraftlos machte. Reatinus war nicht paranoid, doch läuteten in ihm sofort die Alarmglocken. Als der Parther auftauchte und sich ihm näherte, trat Reatinus zögerlich ein paar Schritte zurück, beäugte Bashir mit großem Zweifel im Blick.


    "Warst du in den letzten Tagen in der Stadt", fragte der Artorier scharf. Er war aufgebracht, hektisch und am Überlegen, wie er reagieren sollte. Auch wenn es vielleicht nur eine einfache Erkältung war, wollte er hier keine Risiken eingehen und zulassen, dass die Seuche im Haushalt umging.

    Glücklicherweise musste der Duccier sich nicht selbst Vorwürfe machen, die trockener Kehle gekommen zu sein. Reatinus hatte die Angewohnheit, seinen Besuchern immer ein Getränk anzubieten und erhob sich sogleich, um zwei Becher zu holen und mit einem hölzernden Klopfen auf dem Schreibtisch aufzustellen. "Etwas zu trinken, gefällig? Verdünnter Wein oder doch lieber Wasser", fragte er.


    Er nahm wieder Platz und hörte dem senatorischen Tribunen zu. Ob dies eine gute Idee war, Truppen auszuschicken? Das beinhaltete das Risiko, dass die Seuche auch in der Legion grassierte. "Es ist unwahrscheinlich, dass die Seuche die kriminellen Subjekte nicht auch beeinflusst. Ich könnte meine Cohortes für den Auftrag entbehren, doch würde dies das Risiko erhöhen, dass die Seuche auch einen Großteil der Legion dahinrafft, wenn Soldaten hier rein und raus gehen. Wir sollten die Legion unter Quarantäne stellen, und was Mantua anbelangt - die Stadt wird bestimmt kein geistig gesunder Mensch verlassen, wenn er nicht wirklich einen guten Grund hat. Auf das Andere kann ich achten."

    Mit einer Handgeste signalisierend wollte er mit dem Praefectus weiter gehe. Was dieser ihm erzählte, machte Reatinus stutzig. Nicht einmal unter den Barbaren konnte es derart verrückte Gestalten geben, den Hadrianswall zu überqueren, die lange Reise in den Süden zu unternehmen um sich dort vor einem vollbesetzten Castellum dem Tod auszusetzen. Und nun hatte er einen Grund mehr, den Valerier nicht aus den Augen zu lassen.


    "Tja, verrückte Wilde eben", sagte er abschätzig, schauspielerisch professionell, "Nun, die Lager sind ja gleich aufgebaut. Du wirst alles andere, was du brauchst, finden. Vielleicht laufen wir noch zum Exerzierplatz. Mich interessieren eure Dienstabläufe in Britannien - unterscheiden die sich stark von unseren?"