Beiträge von Servius Artorius Reatinus


    Reatinus nickte langsam, unerschütterlich in seiner Sicherheit, dass er genau mit dem richtigen Mann gesprochen hatte, wenn es darum ging, dass die Legio einen guten Eindruck machen sollte.
    Er seufzte... der Praefectus aus Britannien würde schwer auszuquetschen sein. "Wir müssen sehen, was die Zeit uns bringt." Er sah erneut verschwörerisch drein. "Und vielleicht auch die Frumentarii beauftragen. Ich halte Dich auf dem Laufenden." Damit kehrte er dem Iulier den Rücken zu.
    "Vale, Iulius. Wir werden das Kind schon schaukeln."

    Reatinus war nicht minder beschäftigt als der ihm unterstellte Scriba, aber dafür konnte er Vala sofort vollste Aufmerksamkeit zollen. Sie hatten nicht viel miteinander zu tun gehabt, doch war ihm das Gesicht noch aus dem gemeinsamen Abendessen bekannt.
    "Salve, Tribunus Duccius", grüßte Reatinus und bot mit einer Geste einen Sitzplatz an, "Ich nehme an, da kann ich schlecht nein sagen. Was sind dies für Dinge?" Er sah den Duccier fragend an.

    Der Scriba war sehr in sehr seine Arbeit vertieft und hatte sich auch weiterhin damit beschäftigt, während er von von diesem Irgendjemand angesprochen wurde, der nur ein Irgenjemand war, weil er noch nicht aufgeblickt hatte. Es war kein Zeichen von Respektlosigkeit, nein... er hatte nur diese dumme Gewohnheit, die Sätze zu vergessen, wenn er mittendrin unterbrochen wurde. Nur diese paar Sekunden würden doch niemandem weh tun. Nur noch schnell das letzte Wort... punkt.


    Der Scriba blickte auf und sah den senatorischen Tribunen vor sich stehen. "Salve, Tribunus Duccius", salutierte er, "Tribunus Artorius ist gerade frei. In dienstlichen Belangen muss ich Dich nicht anmelden." Das war eine Anordnung von Reatinus höchstpersönlich... wenn es Arbeit gab, dann gab es eben Arbeit, also warum Zeit mit unnötigen Förmlichkeiten verschwenden?

    Aus der Stadt kommend eilte Reatinus in den Domus, wo es hoffentlich sicher war und noch niemand infiziert war. Es begrüßte den verwunderten Baldram nur beiläufig und ließ von ihm die Türe verriegeln, um durch das Haus zu streichen und laut "Bashir" zu rufen. Er war sehr in Unruhe versetzt worden, und dies war auch nur richtig - denn die Seuche ging um und es galt, den Haushalt abzusichern.
    "Bashir", rief er immer und immer wieder. Warum? Nun, in der Aufregung war dies der erste Name, der ihm einfiel...

    Mit so viel Gleichgültigkeit hatte er nicht gerechnet. Der Valerier schien seine Einstellung schnell zu ändern. Und was er erzählte, war ein wenig bedenklich, wenn es stimmte.
    "Ich dachte, die Cohors IV ist weiter im Süden stationiert. Dringen die Wilden wirklich so weit vor um Selbstmordkommandos durchzuführen? Wenn dem so ist, dann sind dies wahrlich üble Vorzeichen", sagte er gespielt beeindruckt. Gut, in Britannien war die Quote an Barbaren sicher etwas höher, ähnlich wie in Germanien. Aber dort kamen sie (meistens) nicht durch den Limes!


    Sie kamen bei den Horrea an. "Hier sind die Horrea, in Nummer III sind einige Grundnahrungsmittel und Getreide eingelagert. Das Personal ist eingewiesen, du musst dir nur nehmen, was du brauchst."

    Der Kommentar machte Reatinus nachdenklich... der Legat hatte selber keine Zeit? War der Mann sich im Klaren, dass der Legat einer der am meisten beschäftigten Männer in der Legion war? Oder war er einfach arrogant, nur das Höchste vom Höchsten zu erwarten?


    "Der Legat ist ein viel beschäftigter Mann, Praefectus, dafür hast du hoffentlich Verständnis", erwiderte Reatinus neutral und sachlich und lud den bereits vorbereiteten Valerier ein, ihm zu folgen. Das erste Ziel waren die Horrea. Während sie marschierten, sprach er:
    "Erzähl mir von Britannien, Praefectus. Wie ist dort die Lage?"

    Als die Tür geöffnete wurde, nahm sich Reatinus zwei Sekunden, um den Präfekten zu "beurteilen". Er schien ihm untransparent, hatte jedoch diese Offiziersstimme, die sozusagen jeder angesehene Offizier brauchte. Aufgrund dieser Tatsache konnte der Artorier sich noch kein Bild machen, aber er würde sich Zeit nehmen für den Valerier...


    "Salve, Praefectus", salutierte er diszipliniert, "Ich komme im Auftrag des Legatus Legionis. Ich soll Dich herumführen und Dir zeigen, wo Du wen oder was finden kannst, falls du etwas benötigen solltest."

    "Eine Seuche", murmelte Reatinus leise und fuhr sich mit besorgter Miene durch die Haare, "Die Götter strafen uns auf furchtbare Art und Weise." Es war unglaublich und kein Wunder, dass die Straßen wie leer gefegt schienen. Auch Reatinus selbst hielt es nicht mehr lange hier, denn er wollte sich nicht nur selbst schützen, sondern alles, was zu ihm gehörte. Allem voran Familie und Freunde. Just in diesem Moment fiel ihm Celer ein - verdammt! Hoffentlich marschierte er nicht auch noch unwissend durch die Straßen und riskierte irgendwo sein Leben!
    "Verstehe", sagte Reatinus knapp, ohne die Beleidigung des Händlers zur Kenntnis zu nehmen, "Danke für die Auskunft... ich sollte jetzt gehen. Vale." Für Einkäufe war Zeit - sie würden von ihrem noch übrigen, kleinen Vorrat leben. So lange wie sie konnten...

    "Gut, ich vertraue auf Dich, Primus Pilus", nickte Reatinus und setzte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck auf. Nicht, dass er dem Iulier nicht blind vertraute. Es war nur, dass es Reatinus sehr beschäftigte, was der Praefectus aus Britannien wohl hier trieb und was er hier zu suchen hatte. Eine Woche lang... man rastete unter normalen Umständen doch keine geschlagene Woche!
    "Mal ganz unter uns", sagte er verschwörerisch und verschränkte fest die Arme ineinander, "Kannst Du Dir einen Reim auf die Sache machen? Meinst du, der wurde mit irgendwas beauftragt, vielleicht uns zu observieren?"

    Am späten Nachmittag stand Reatinus vor der Unterkunft des frisch zu Gast aus Britannien eingetroffenen Präfekten. Es hatte ihm einiges an Kopfzerbrechen bereitet, einen glaubhaften Vorwand zu finden, diesen Präfekten in ein Gespräch zu verwickeln, doch am Ende war ihm etwas eingefallen. Ein ziemlich guter Vorwand, wie der Artorier subjektiv fand. Der Kerl würde bestimmt keinen Verdacht schöpfen und Reatinus hatte die reelle Chance, Informationen aus dem Valerier herauszulocken. Zugegeben, der Plan war in seiner Genialität bestimmt zu überbieten, aber manchmal waren es die einfachen Dinge, die den größten Unterschied machten.


    Vor der Unterkunft angekommen klopfte der Tribun dreimal kräftig an.


    Als er das Wort "Seuche" gehört hatte, schnellten Reatinus' Augenbrauen in die Höhe und in seinen Augen lag ein verwundertes Glänzen. Ein Seuche? Hier in Mantua?! Die Götter mussten unglaublich erzürnt sein, ihnen eine Seuche zu schicken!
    Eigentlich hatte Reatinus nur die Hälfte des folgenden Angebots gehört, ehe er seine Aufmerksamkeit auf seine eigenen Gedanken gelenkt hatte.


    "Willst du mich verarschen", fragte er ungläubig und bezog sich dabei nicht einmal auf das Angebot des Händlers, "Und das Einhornzeugs kannst du behalten!"

    Mit einem Nicken nahm Reatinus das Angebot des Centurios an und folgte diesem in sein Officium. Dabei fühlte er sich ein wenig an die alten Tage erinnert, an denen er selbst als Centurio gedient hat. Ja, die alten Tage... er vermisste sie schon ein wenig. Im Officium angekommen hörte er dem Iulier aufmerksam zu.
    "Dann weißt du in etwa so viel wie ich", begann er, "Dass er für eine Woche bleiben will, erscheint mir suspekt, aber das soll nicht deine Sorge sein. Ich werde versuchen, etwas aus ihm herauszubekommen. Im Grunde wollte ich, dass du dafür sorgst, dass deine Mannschaft ein erstklassiges Bild abgibt. Der Kerl hat Kontakte nach Rom und es wäre nur eine Untertreibung zu sagen, dass es höchst unangenehm wäre, wenn ihm etwas negativ auffällt. Die Truppe muss in perfekter Stimmung sein, Lästereien sollten unterlassen werden und jemand sollte die Latrinen und Häuserwände nach Kritzeleien prüfen, die den Praefecten oder den amierenden Praefectus Urbi betreffen. Letzterer scheint ziemlich gute Bindungen zu unserem Zeitgenossen hier zu haben."

    Selbstsicher schüttelte Reatinus den Kopf. Er würde Celer lieber keinen Termin machen, denn er wusste, dass dies sonst einen schlechten Eindruck schinden würde. "Das würde ich nicht empfehlen", sagte er, "Obwohl wir beiden es besser wissen, könnte schlechter Eindruck entstehen, wenn der Onkel das machen muss. Potenzielle Patronen sehen es durchaus gerne, wenn die Anwärter für ein Klientel sich selbst um einen Termin bemühen."



    Sim-Off:

    Bei mir auch nicht so viel, sorry. Ich halte nur die nötigsten Threads am Laufen, weil ich noch etwas kaputt von einer kleinen Zahn-OP am Montag bin.

    Es war für Reatinus Dienstschluss und weil seine Vorräte im Hause immer knapper wurden und es einer Aufstockung bedurfte, musste Reatinus wohl oder übel in Begleitung einiger Sklaven* die lästige Pflicht des Einkaufs erledigen. Und weil er mit dem üblichen Trubel rechnete, der das Manövrieren eines Pferdes in der Stadt deutlich erschwerte, war er heute zu Fuß unterwegs. Normalerweise waren die Straßen voll mit Feiernden oder noch Arbeitenden, so tat man sich sogar unberitten schwer, durch die Menschenmengen durchzukommen.


    Nicht jedoch heute und wie Reatinus merken würde, auch in den Folgetagen.


    Nur wenige Menschen hatten sich an jenem Tage hinausgetraut. Die Stadt schien beinahe ausgestorben und entgegen Reatinus' Wissen waren schon ein Dutzend Leute über den Styx gewandert. Was konnte geschehen sein, wo war die ganze Bevölkerung hin? Unwissend über die Ausnahmezustände fluchte Reatinus noch, dass er doch nicht auf dem Pferd in die Stadt geritten sei - es wäre ja so einfacher gewesen, die Einkäufe zu machen!
    Er und die Sklaven hatten sich somit erstaunlich mühelos den Weg zum Markt gebahnt und man musste merken, dass nicht einmal alle Markstände besetzt waren, das Marktgeschrei und die Wettkämpfe wichen einer beklemmenden Ruhe auf dem sonst so prall gefüllten Platz. Reatinus trat an einen der wenigen besetzten Stände und sprach den Verkäufer an.**


    "Was ist hier passiert", fragte der Tribun verwundert, "Wo sind all die Leute? Geht hier etwas um?"


    Sim-Off:

    * Bashir: Kannst einer von denen sein, wenn Du Lust hast. ;)
    ** Würde jemand einen NPC übernehmen, bitte? :)

    Etwas überrascht, dass die Tür sich so schnell öffnete, stand Reatinus vor dem Eingang und überlegte kurz, was er noch sagen wollte. Nicht, dass er das nicht wusste - er war nur ein wenig aus dem Takt gebracht. "Salve, Centurio", grüßte er mit einem strammen Salut, "Steh' locker, wir haben etwas zu besprechen. Du hast gewiss mitbekommen, dass dieser Präfekt für einige Tage zu uns gekommen ist?"
    Der Centurio konnte seinen Einkäufe in der Tat verschieben, denn Reatinus' Anliegen würde ein wenig Zeit in Anspruch nehmen...

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    "Wenn Du etwas aus ihm herausbekommen kannst, dann wäre das nur gut. Aber bitte sei vorsichtig, ich glaube, dieser Vescularier ist das Mißtrauen in Person. Ein dienstlicher Vorwand? Hm. Was könnte uns mit seiner Cohors in Britannien verbinden?" Ursus fiel da auf Anhieb nichts wirklich Zündendes ein. "Du könntest ihn einfach ausfragen, wie bei ihm der Dienst organisiert ist. Er muß ja nicht wissen, daß Du auch schon bei einer Truppe gedient hast, die eine Grenze zu schützen hatte. Laß Dir was einfallen, Reatinus. Etwas, das uns nicht dumm dastehen läßt, bitte."


    Reatinus nickte nur knapp. Etwas einfallen lassen, was sie nicht so dumm dastehen ließ... ja, das würde machbar sein. Und wenn ihm nichts einfiel?
    "Entweder mir fällt etwas ein, oder ich bleibe dabei, alles perfekt aussehen zu lassen. Ganz einfach ist das!" Damit war für Reatinus alles erledigt und er brauchte nur noch Gewissheit, dass dem Aurelier nichts mehr auf dem Herzen lag.
    "Wenn sonst nichts ist, bitte ich, wegtreten zu dürfen."

    Bewusst hatte Reatinus eine der späten Nachmittagsstunden gewählt, um den Centurio Iulius in seinem Officium aufzusuchen. Er wusste selbst, dass die Offiziere und Soldaten zu den Mittagsstunden meistens mit alltäglicher Organisation des Lagers, Drills und Grundausbildungen beschäftigt waren. Eigentlich war er selbst zu dieser Zeit viel zu beschäftigt, als dass er Licinus hätte persönlich erreichen können.
    Doch mittlerweile wurde der Tagesablauf lockerer, die Wahrscheinlichkeit höher, den gesuchten Centurio in seiner Habitatio zu erwischen. So trat Reatinus dienstlich gekleidet und mit strammer Haltung vor die Unterkunft des Hauptmannes und klopfte kräftig an.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    "Er wird einen Grund haben. Einen wirklich wichtigen Grund. Aber ich befürchte, daß er uns diesen nicht unbedingt verraten wird. Es passieren inzwischen viele Dinge in diesem Reich, die mir sehr eigenartig vorkommen. Behalt den Mann im Auge, Reatinus. Und zeig ihm unsere Legion von ihrer besten Seite. Ich möchte, daß er nichts auszusetzen findet. Auch unsere Kaisertreue sollte niemals angezweifelt werden können." Ursus mochte es nicht, bespitzelt zu werden. Und was sonst sollte dieser Mann eine ganze Woche lang hier wollen? Wenn wenigstens noch ein anderer Gast angekündigt worden wäre. Dann wäre er davon ausgegangen, daß hier einfach ein Treffen zum Informationsaustausch stattfinden sollte. Denn auch der Praefect durfte ja das Pomerium nicht betreten.


    "Er wird nicht einen Fleck finden, an dem er etwas auszusetzen hat", versicherte Reatinus optimistisch, "Ich bin aber dennoch interessiert... vielleicht könnte ich aber auch ein wenig erfahren, mit dienstlichem Vorwand? Hättest du das etwas? Ich habe mal mit Frumentarii zusammengearbeitet, dürfte also machbar sein, etwas aus ihm hervorzulocken." Es war ja nicht so, dass Reatinus an hohen Offizieren prinzipiell Zweifel hatte. Nur, irgendetwas an diesem hier war so... interessant?

    Reatinus nickte und ließ sich von einem der umstehenden Sklaven seine Geldbörse bringen, um Celer das nötige Geld für die Früchte zu beschaffen. Er vertraute dem Sklaven, der das Geld brachte, da er schon lange hier im Hause diente und immer eifrig war. Obwohl Celer nicht einmal so lange bei ihm war, so vertraute Reatinus ihm sogar noch mehr. So sehr, dass er ihm ganze 50 Sesterzen anvertraute, die er aus dem Geldbeutel kramte und vor dem Neffen auf den Tisch legte. "Das müsste reichen", sagte er nickend.


    "Nun sei nicht so bescheiden", sagte Reatinus mahnend, als sich in Celer Selbstzweifel auftaten, "Du hast dein Leben lang geschuftet wie ein Tier! Das muss für's Erste genügen, um zu beweisen, dass du im Grunde eifrig bist! Und einen Beruf hast du auch schon!"


    Stichwort Beruf: Nun galt es, dem Neffen ein Empfehlungsschreiben aufzusetzen. So ließ Reatinus das Essen auf dem Tisch, damit sich Celer noch bedienen konnte und sputete in sein persönliches Officium, um dem Jungen ein Schreiben aufzusetzen. Er war ohnehin satt geworden.
    Zurück kehrte Reatinus mit dem Schreiben, frisch versiegelt mit dem Wappen der Gens Artoria. Er reichte es Celer mit einem überzeugten Nicken.




    Hiermit empfehle ich Marcus Artorius Celer zu dem von ihm angestrebten Beruf und stehe mit meinem guten Namen dafür ein, dass er zur Leistung bereit und eifrig den ihm angebotenen Dienst zu Eurer Zufriedenheit erfüllen wird.


    Dieses Schreiben ist eine verbindliche Empfehlung meinerseits, diesen jungen, pflichtbewussten Mann einzustellen.


    Gez.





    Sim-Off:

    + 50sz für Dich in der WiSim! ;)