Beiträge von Servius Artorius Reatinus


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    Decimus Fuficius Calatinus
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    Mit hämischem Grinsen sah der Optio Valetidunarii zu, wie sich der Matinier abrackerte. Ja, irgendwie war es eine Freude, diese Befehle geben zu können. Und Avianus schlug sich gut, wie geschaffen für körperliche Belastungen in der Legion!
    "Dass du hören kannst, habe ich ja schon bemerkt. Bilde dir aber nichts drauf ein, wenn dir dein Centurio ins Ohr brüllt, ist dein Gehör eh bald im Arsch", grinste Calatinus und machte einige letzte Notizen. Er reichte ihm dann die Wachstafel - ein kleiner Musterungsbescheid für das Rekrutierungsbüro. "Dann kannste gehen... das hier ist für das Rekrutierungsbüro. Nicht verlieren, gibt's bei mir nur einmal!"


    Musterung des Publius Matinius Avianus



    Publius Matinius Avianus wurde am PRIDIE KAL NOV DCCCLX A.U.C. (31.10.2010/107 n.Chr.) untersucht und für diensttauglich erklärt.


    Körperliche Verfassung: Gut
    Hören: Gut
    Sehen: Gut



    Gez.


    Optio Valetidunarii
    Decimus Fuficius Calatinus


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    Decimus Fuficius Calatinus
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    Aber der Arzt glaubte vorerst nur seinen eigenen Augen und ließ es sich nicht nehmen, an einigen Zähnen des Matiniers zu rütteln. Hier war jedoch alles fest und sauber, also ein eher gesunder Knabe. Er sah auch ganz fit aus, doch dies wollte Calatinus auch auf die Probe stellen.


    "Gut, dann schauen wir mal, aus welchem Holz du geschnitzt bist! Tunika runter und fünfundzwanzig Kniebeugen, danach fünfundzwanzig Liegestützen! Währenddessen kannst du mir ja erzählen, ob du irgendwelche Krankheiten oder so hast. Irgendwas vererbt? Sehen und hören kannst du gut?"
    Der Arzt holte eine Wachstafel heran, um sich Notizen zu machen.


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    Decimus Fuficius Calatinus
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    Der diensthabende Optio Valetidunarii musste sich heute der besonders unliebsamen Aufgabe annehmen, die Neuen gründlich zu untersuchen. Erst gerade jemanden hatte er einen Neuen ohne Musterungsbescheid weggeschickt, der besonders durch seinen Geruch und seine krummen Zähne aufgefallen war. Eigentlich nicht so schlimm, weil ja viele Leute stanken, die aus den Straßen hierher kamen, aber seine körperliche Verfassung gab dem Ganzen noch den letzten Rest! Eigentlich hasste Calatinus genau diese Arbeit, aber er tat sie, weil er keine andere Wahl hatte. Irgendjemand musste es ja tun.


    "Salve", sagte der Arzt noch, während er eines seiner Messer säuberte, "Also noch n' Neuer. Gut, sehr gut. Lass uns keine Zeit verlieren: Also, Mund auf, lass mich deine Zähne sehen und hauch' mir nicht ins Gesicht!"

    Auch in Italien machte sich allmählich der kalte Herbst bemerkbar. Die Bäume verloren ihr kräftiges grün, ließen ihre Kleider aus Blättern fallen, die sich wild verteilt bunt, orange, gelb und braun quer durch die Via Praetoria zogen. Es war kalt, der durchdringend starke Wind brauste einem mit Pfeifen durch Mark und Bein. Reatinus hatte heute nur einen dünnen Mantel an, als er ziellos durch das Lager streifte, fest in der Hand einen Brief, den er kürzlich zugestellt bekam. Er spürte die Kälte nicht, denn er war selbst kalt geworden. Schlecht hätte er sagen können, er war die germanische Kälte gewohnt. Nein, mittlerweile war auch sein Geist karg, starr. Denn er war allein, hatte niemanden. Keine echte Familie um sich, nur wenige Freunde und Diener. Familienmitglieder, ja, es waren noch ein paar übrig. Doch sie waren am anderen Ende der bekannten Welt. Und Crispina? Ja, er liebte sie. Und noch mehr als das fürchtete er, sie zu verlieren. Sie hat die Reise über die Alpen vielleicht doch nicht sehr gut überstanden.


    Während er durch das Castellum streifte, die Via Praetoria entlang, öffnete er mit zittrigen Händen den Brief, den er bekommen hatte, las ihn erneut und hoffte, aus einem Alptraum zu erwachen. Er schloss die Augen und öffnete sie erneut. Der Brief war immer noch da. Alles war noch da. Kein Traum, leider. Er bog mit gedankenversunkenem Gesichtsausdruck in die Via Principalis, ging auf den Exerzierplatz zu. Ziele hatte er keine. Er würde im Leben vielleicht nicht mehr viel erreichen - warum brauchte er da noch Ziele? Um sich die Illusion zu machen, noch zu etwas gut zu sein? Dieser abwegige, verrückte Gedanke, dass für ihn noch nicht alles vorbei sei?! Sich falsche Hoffnungen zu machen, sich selbst Dinge einzureden und später schmerzhaft aus der eigenen Illusion entrissen werden? Nein. Das wollte er nicht.
    Er blieb kurz stehen, an einer der Barrackenwände und schlug mit der blanken Faust ein Mal frustriert gegen die Wand. Seufzend schlenderte er weiter Richtung Exerzierplatz. Was für ein Leben...


    Sim-Off:

    Nicht reserviert! Wer mag, der soll! ;)

    Da Septima noch nicht eingetroffen war, konnte Reatinus die Zeit nutzen, sich die Baustelle genauer anzusehen. Und da kam auch schon Bashir, welcher in der letzten Zeit mit Argusaugen an Reatinus' Stelle die Bauarbeiten überwachte. "Ah, da bist du ja! Salve, Bashir", rief Reatinus dem Parther entgegen, als der Zug ihnen näher kam. Er musste heute ein anderes Pferd reiten als Hektor und das war ihm ungewohnt... mit einer Stoppgeste mit der Hand signalisierte er dem Zug mit den Baumaterialien, anzuhalten. Dizipliniert hielten sie auch.


    "Ich denke, wir kommen rechtzeitig mit den Baumaterialien. Wie ich sehe, wird auch eifrig gearbeitet." Der Artorier sah die Baustelle mit stolzem Blick an. Alles war vorbereitet und es lief gut, wie erwartet. Aber immer noch dieses Magengefühl. Es verließ es nicht...
    "Gut, es wurden sicherlich Bauberichte angefertigt. Die möchte ich sehen! Gab es irgendwelche Vorfälle?"

    "Meine Frau", fragte er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. Sie waren zwar verliebt, aber nicht verheiratet. Nein, so weit war es noch nicht, obwohl die Bemerkung Septimas Reatinus' Wunsch weckte, es eines Tages doch zu tun. Er wusste, sie war die Richtige. Es war nur noch zu früh. "Ähm... also, sie ist nicht meine Frau, aber sie entstammt dem Geschlecht der Petronier."
    Als sie einen kleinen Trinkspruch auf den Kaiser gesprochen hatten, trank Reatinus einen kleinen Schluck des Mulsums und genoss diesen edlen, mit Honig aufgewerteten Wein. "Ein sehr guter Wein", kommentierte er.
    "Man sieht ihn überhaupt nicht", fragte Reatinus mit besorgter Miene nach, "Das ist nicht gut... überhaupt nicht gut. Es wird früher oder später gewiss Streit geben, was mit dem Kaiser ist und sein soll. Ich höre hier gar nichts vom Praefectus Urbi. Was ist er für ein Mann, nach dem, was man so hört? Ich hoffe, als sein Stellvertreter ein Guter?" Reatinus hätte natürlich nicht wissen können, dass die Politik, die der Stellvertreter da betrieb, exakt das Gegenteil von "gut" war. Er konnte sich denken, dass er durch ihn von seiner Stammeinheit, der Legio II getrennt wurde. Und das war auch eine gute Demonstration seiner Politik.


    Einen Moment später wurde Reatinus ein Vorspeißenteller mit einem Tuch gebracht, den er mit einem Nicken entgegen nahm, nachdem er dem keinen Mädchen mit dem Zeigefinger kurz die Wange streichelte. Gegen etwas Musik hatte er nie etwas einzuwenden und er persönlich hatte nie passende Anlässe gehabt, eine Sängerin zu bestellen. Aus diesem Grund hörte er nicht sehr oft Musik. Eigentlich nur Abends, wenn er irgendwo ausging.

    Der Scriba wartete geduldig ab, bis der Helfer des Legaten die Unterlagen sorgfältig durchsah. Dazu gab er ihm ruhig auch etwas mehr Zeit, denn von Berufswegen wusste er selber, dass lange Dokumente sehr aufwändig zu prüfen und nachzuvollziehen waren.
    Als der andere Scriba anschließend so aussah, als wäre er fertig, sah er ihn neugierig an. "Und", fragte er, "Alles in Ordnung?"

    Ein eifriger Scriba betrat nach Fertigstellung der Listen, beladen mit gleich mehreren Schriftrollen den Vorraum des Legaten, wo ebenfalls ein Scriba saß. "Salve, Kollege", grüßte er mit einem Grinsen auf der Wange, "Der Tribun schickt die Listen mit den in der Legion dienenden römischen Bürgern!"




    Liste römischer Bürger,
    dienend in der Legio I Traiana Pia Fidelis

    (Sortiert nach Stand)



    ________________________________________


    * Bespielte IDs mit Sternchen markiert


    Stab:


    Legatus Legionis:


    *Titus Aurelius Ursus:


    Senatorische Tribunen:


    Cnaeus Geminius Serenus


    Ritterliche Tribunen


    *Servius Artorius Reatinus
    Galeo Maenius Marullus
    Tiberius Curtilius Orfitus
    Potitus Virginius Flaccus
    Galeo Atilius Rusticus


    COH I, CENT I


    Senatoren:


    Sisenna Vibidius Rebilus
    Kaeso Mettius Madarus
    [...]


    Ritter:


    Cossus Memmius Geminus
    Tiberius Sextilius Maluginensis
    [...]


    Bürger:


    *Gaius Tallius Priscus
    *Marcus Iulius Licinus
    Potitus Arpineius Carus
    Paullus Crepereius Thalna
    Lucius Talius Paulus
    [...]



    [...]


    COH IX, CENT IV


    Ritter:


    Kaeso Cloelius Triciptinus
    Paullus Statius Flamma
    [...]


    Bürger:


    *Lucius Pompeius Cavarinus
    *Tiberius Germanicus Messalla
    Publius Matius Serapio
    Faustus Gessius Caldus
    [...]



    Gez.



    Im Officium herrschte bei Reatinus hochbetrieb, während im Laufe eines Arbeitstages immer mehr Stärkeberichte bei ihm eintrudelten. Auf dem Tisch ging dem Artorier der Platz aus, also verlagerte er alles, was nicht mit seiner zurzeitigen Aufgabe zu tun hatte, nämlich der Verfassung einer Liste aller römischen Bürger in der Legion, auf den Boden neben seinem Tisch um.
    Hochkonzentriert arbeitete der Tribun, die Liste nahm immer weiter Vollständigkeit an, bis sie nach stundenlanger Arbeit endlich vollendet war:



    Liste römischer Bürger,
    dienend in der Legio I Traiana Pia Fidelis

    (Sortiert nach Stand)



    ________________________________________


    * Bespielte IDs mit Sternchen markiert


    Stab:


    Legatus Legionis:


    *Titus Aurelius Ursus:


    Senatorische Tribunen:


    Cnaeus Geminius Serenus


    Ritterliche Tribunen


    *Servius Artorius Reatinus
    Galeo Maenius Marullus
    Tiberius Curtilius Orfitus
    Potitus Virginius Flaccus
    Galeo Atilius Rusticus


    COH I, CENT I


    Senatoren:


    Sisenna Vibidius Rebilus
    Kaeso Mettius Madarus
    [...]


    Ritter:


    Cossus Memmius Geminus
    Tiberius Sextilius Maluginensis
    [...]


    Bürger:


    *Gaius Tallius Priscus
    *Marcus Iulius Licinus
    Potitus Arpineius Carus
    Paullus Crepereius Thalna
    Lucius Talius Paulus
    [...]



    [...]


    COH IX, CENT IV


    Ritter:


    Kaeso Cloelius Triciptinus
    Paullus Statius Flamma
    [...]


    Bürger:


    *Lucius Pompeius Cavarinus
    *Tiberius Germanicus Messalla
    Publius Matius Serapio
    Faustus Gessius Caldus
    [...]



    Gez.



    Der Scriba hinter dem Schreibtisch, welcher von dem Tribunen mehr Arbeit als sonst aufgebrummt bekommen hatte, blickte mit ermüdeten Augen auf, als er angesprochen wurde. "Was", fragte er mit leicht verduzter Stimme, besann sich dann aber wieder. Diese verdammte Arbeit beraubte ihn seiner Sinne!
    "Ähh... ach ja. Der Tribun wartet schon ungeduldig auf den Bericht. Ich werde ihn zu ihm bringen", gab er zur Antwort und verschwand mit einem knappen Nicken im Büro des Artoriers, wo der Stärkebericht seinem Empfänger zugestellt wurde.

    Der Bote blickte zuerst überrascht drein, als jemand anderes als der Centurio die Tür öffnete und grüßte stattdessen diesen Soldaten. "Salve. Tribunus Artorius hat einen Befehl an den Centurio verfasst. Hier", erklärte der Bote sein Anliegen und reichte das Schreiben:



    Befehl


    Salve Centurio,


    aufgrund eines Befehls aus Rom muss eine Liste der römischen Bürger in der Legion verfasst und in die Hauptstadt versendet werden.


    Du hast den Befehl, diese Liste in Form eines Stärkeberichts für deine Centurie zu erstellen und mir innerhalb einer Woche in meinem Officium zuzustellen oder zustellen zu lassen.


    Gez.




    Reatinus atmete auf... ja, der Schock über die aufkommende Arbeit hatte seine Kreativität etwas unterdrückt. Aber er war ja letzten Endes Stabsoffizier, um auch den Anderen etwas Arbeit aufzuhalsen. "In Ordnung", antwortete er, "Ich werde mich schnellstmöglich darum kümmern!"

    Er grinste nur. "Nicht von alleine... aber gut organisiert", gab er zur Antwort und drehte seinen Becher in Kreiselbewegungen und beobachtete den Wein darin beim hin- und herschwappen.
    Reatinus blickte jedoch auf, als Septima ihn wegen Crispina ansprach. In letzter Zeit verfolgte ihn diese Sache. Oder aber sie wussten, dass etwas falsch war und fragten gezielt nach. "Ich wüsste nicht, wen. Und ihr geht es nicht wirklich besser", sagte er.

    Reatinus nahm Platz und hatte schon im Gedanken, dass dies eine lange Sitzung sein würde. "Danke", sagte er und lauschte den Ausführungen seines Vorgesetzten aufmerksam. "Post aus Rom", echote er mit leichtem, sarkastischen Unterton, "Die scheren sich noch um uns? Sieh an, sieh an." Man hörte ja kaum etwas aus Rom, obwohl nur eine kleine Reise weit weg.


    Der artorische Tribun nahm das Schreiben entgegen, las es sich sorgfältig durch und stockte... alle Bürger. Meinte der wirklich alle?! Tausende an Männern?! Und dann sollte er noch zwischen Senatoren, Rittern gemeinen Bürgern unterscheiden! Das versprach viele lange Stunden in seinem Officium.
    "Das hört sich nicht an, als bräuchte ich eine Weile dafür. Rund 5.000 Mann durchzuzählen und in einer Liste zu führen, das geht nicht so schnell. Aber ich nehme mich dessen an.

    Reatinus erhörte die Bitte Septimas und schenkte so besonders viel Wasser in den Wein, reichte der Dame den Becher und schenkte anschließend sich selbst etwas feuchtes Nass ein. Nach der vielen Arbeit war seine Kehle ausgetrocknet.
    "Selbstverständlich tut er das", gab Reatinus mit einem vertraulichen Zwinkern zur Auskunft, "Mach du dir über das Finanzielle keine Sorgen, wir haben keine Kosten gescheut, um das Haus schön einzurichten. Du sollst nur das Ergebnis genießen. Alles andere ist Männersache. Die Baumaßnahmen überwacht übrigens einer meiner zuverlässigsten Sklaven. Die Männer haben ihre Pläne und Aufträge. Er sorgt nur für die Ausführung."

    Die Reise, welche sich mit dem ganzen Gepäck und Nachschub an Arbeitsmaterialien über mehrere Tage und Nächste erstreckte, war trotz der vergleichsweise weniger weiten Distanz zwischen Rom und Mantua mühsam. Auch für Reatinus war sie geprägt von nervlichen Strapazen, war er doch derjenige, der für diese große, umfangreiche Renovierung zwar gut bezahlt, aber verantwortlich war. Er hatte während der Reise oft überlegt, ob alles glatt laufen würde, und er war sich gewiss, das würde es. Dennoch lag ihm ein flaues, unheilvolles Gefühl im Magen. Er hatte das in seiner Soldatenlaufbahn oft, und dieses Gefühl täuschte ihn nicht. Im Gegenteil gab es ihm den Aufschub, vorsichtiger zu sein. Bis jetzt bereute er es nie.


    Der imposante Zug mit Reatinus als Anführer bahnte sich seinen Weg durch die Stadt. Beladen waren sie mit allem: Edlem Marmor, um Säulen auszuschmücken, wertvollen Mosaiksteinen, die von den Handwerkern verlegt wunderbare Motive abgaben, Wandmaler würden mit den besten Farben kreative Kunst an die Wände malen. Teure Hölzer und Skulpturen würden dem Ganzen noch den letzten Feinschliff geben, ganz zu schweigen vom luxuriösen Lararium und vielem mehr. Reatinus hatte einen genauen Plan, was er mit der Villa machen würde und er scheute dafür keine Kosten. Warum denn auch? Ihm stand alles offen!
    So traf die Truppe zum ersten Mal an der Baustelle auf, wo erste Malerarbeiten stattgefunden hatten und die Gerüste und Arbeitsutensilien bereitgestellt waren. Bis zum Kleinsten war alles vorbereitet... jetzt fehlt nur noch das Eintreffen von Septima.