Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Bedauernd schüttelte Reatinus den Kopf. Nicht, weil er zu wenig wusste, sondern eher weil er sich bewusst war, dass Falcos gefährlicher Beruf ihm sozusagen zum Verhängnis wurde. Dieser war Privatermittler und er übernahm seine eigenen Fälle, bis ihm dieser Eine zum Verhängnis wurde. Damals hatte Reatinus ihm abgeraten, sich auf solche Geschäfte einzulassen, denn er war ja selbst noch jung und gewissermaßen auch naiv. Es sei dumm, hatte er Falco mit Besorgnis gesagt. Und im Zusammenhang mit großer Gefahr war das eine sehr schlechte Kombination. Reatinus nahm einen kräftigen Schluck, versuchte sich an Falco zu erinnern. Es war alles so lang her, viel zu lang, sogar das Gesicht in seiner Erinnerung verschwomm langsam. Wer hätte auch nur ahnen können, dass Reatinus auch einen dummen Fehler begehen würde, zur Legion zu gehen? Man hatte ihn damals auch mit der gleichen Besorgnis für dumm erklärt. Aber für ihn war es wohl der beste dumme Fehler, den er hätte tun können... am Ende tat man wohl, was einem vorbestimmt war, egal wie andere urteilten. So tat es auch Falco, entgegen der besorgten Stimmen und sogar dem drohenden Tod.
    Unschlüssig war sich Reatinus, wie er Celer klar machen sollte, wie und warum sein Vater gestorben war. Nun war er hier und er wollte wissen, wie sein Vater umgekommen ist. Dieses Wissen konnte der Tribun seinem Neffen beim besten Willen nicht vorenthalten. Doch wie sollte er es ihm beibringen? Einfach sagen: "Ermordet von ein paar Räubern"? Das klang zu einfach, zugleich etwas zu sehr direkt. "Mhh", überlegte Reatinus, "Das ist nicht ganz so einfach, weißt du?" Er nahm einen Schluck Wasser. Ein Dutzend möglicher Erklärungen schossen durch seinen Kopf und während er versuchte, sich die Beste davon auszupicken, verließ sein Geist scheinbar kurz seinen Körper mit gerunzelter Stirn, um sich zu sammeln und mit der richtigen Antwort wiederzukehren. Dieser Prozess der Antwortfindung dauerte wohl einige Sekunden.
    "Du musst verstehen, dein Vater war Privatermittler. Er hat selbstständig gearbeitet und wusste sehr wohl über die Gefahr Bescheid, die seine Tätigkeit wohl mit sich brachte... niemand von uns hätte geahnt, dass ein Fall ihm das Leben kosten würde. Sonst hätten wir ihn wohl lieber eingesperrt, statt eingeäschert", erklärte Reatinus und versuchte, sich sachlich zu halten, "Er wurde ermordet. Ich weiß nicht, von wem, aber er wurde ermordet." Reatinus gab seinem Neffen nun etwas Zeit, die Nachricht zu verarbeiten. Gewiss war es für ihn nicht einfach, dies zu realisieren und das Ausmaß zu erfassen. Immerhin erfuhr der Junge nach so vielen Jahren erst, wie sein Vater gestorben war und dann tischte Reatinus ihm solch eine Geschichte auf.


    Reatinus verstand, dass Celer Zweifel hatte, zur Legion zu gehen und er wollte ihn nicht zwingen. Es war dennoch eine sinnige Alternative. Celer war jung, kräftig und hatte mit Reatinus jemanden, der ihm beim Aufstieg helfen würde. "Wenn ich das geschafft habe, dann wirst du das auch", winkte Reatinus ab, um die Zweifel von Celer zu mindern, "Ich kannte mal ein paar üble Typen... die haben's auch gepackt." Davon abgesehen musste er Celer fast schon überzeugen. Die kleine Familie sollte zumindest teilweise gemeinsam bleiben - er wollte nicht so einfach zulassen, dass Celer nach Rom ging.
    "Davon abgesehen kriegst du in der Legion alles umsonst, was du zum Leben brauchst... Essen, Unterkunft, Gemeinschaft, regelmäßiger Sold und eine gute Ausbildung. Du musst aber mit Entbehrungen und einer anstrengenden Grundausbildung rechnen, die Disziplin wirst du auch zu spüren bekommen." Reatinus hielt kurz inne. "Und eine reelle Chance aufzusteigen." Natürlich auch mit der Hilfe des Onkels, aber das war ja ohnehin selbstverständlich...
    Die Untentschlossenheit seines Neffen hingegen war groß. Reatinus sah fragend drein: "Und dafür nach Rom gehen - für eine eigene Familie? Deine Familie ist doch hier, wenn auch nur klein. Du wirst in Rom niemanden haben. Du wirst vielleicht alleine sein. Außerdem kannst du als Offizier ohnehin eine Familie haben. Denk ja nicht, ich unterstütze dich nicht dabei - doch dies kommt, wenn es soweit ist. Ich werde dich auch fördern, aber dir die Arbeit nicht abnehmen, wenn du zur Legion gehst. Du wirst die selben Strapazen durchmachen wie alle anderen. Ich denke, du bist eifrig - mach deinen Dienst. Wenn du keinen Scheiß' baust, werde ich dich fördern."

    Irgendwie, dachte Reatinus, entbehrte sich ihre Geschichte einer gewissen Ironie. Celer, der einen Großteil seines Lebens mit seiner Mutter in familiärer Nähe verbracht hatte, wusste letzten Endes doch nicht viel mehr über die Familie, als es Reatinus tat. Und das Traurige an der Sache war hierbeit ihre Unbeholfenheit, wenn es um einen Teil ihrer Familiengeschichte ging. Er wusste ja selbst gerade einmal, was mit seinen engsten Verwandten geschehen war, doch was wurde aus den Onkeln, entfernten Vettern, Großeltern? Niemand, schien es, vermochte davon noch zu berichten. "Naja", sagte Reatinus schulterzuckend und nahm sich ebenfalls einen Becher Wasser, dessen Inhalt er, ihn im Kreis bewegend beim hin- und herschwappen beobachtete. Gedankenversunken fixierten sich seine Augen auf das Innere des Bechers, als würde er darin nach etwas suchen. "Genau genommen gibt es nicht viel mehr. Wir beiden sind alleine in Italien." Er legte den Becher zur Seite, ohne einen Schluck zu trinken und richtete seinen Blick wieder auf. Er schielte nachdenkend zur Decke, während sich seine Stirn faltete. Anschließend fixierte er seinen Blick wieder zu Celer. "Vielleicht hatten Deine Eltern auch ein schlechtes Verhältnis zueinander", sagte er schulterzuckend, ratlos,"Ich weiß nicht mehr, als du."


    Auch auf die Frage hin, wie er sich die Zukunft vorstellte, reagierte Celer eher unbeholfen. Er sah sich ein wenig selbst in ihm... Reatinus wusste selbst nicht, wohin er gehen wollte, bis er sich für das Militär entschied. Ironischerweise, lag es auch für Celer doch nahe, die Familientradition fortzusetzen. Weniger ironisch kam jedoch sein Vorschlag daher: Abgesehen von ihrer ungeschriebenen Tradition wollte Reatinus ihn nicht auch verlieren, denn davor hatte er Angst - bevor er noch einen Artorier außer Acht ließ und verlor, würde er lieber selbst sterben. Irgendetwas sagte ihm, dass er Celer noch brauchte, um nicht vollends wahnsinnig zu werden. "Und die Legion", fragte er wissbegierig und beinahe erwartend auf eine positive Antwort, "Wäre die nichts für dich?" Es war doch nicht falsch, zumindest ein Fünkchen Hoffnung zu haben, dass Celer bleiben würde.


    Es war unfassbar. Nach all der Zeit, Celer wieder zu begegnen...

    Für Reatinus war dieser Mann nicht einfach nur irgendein Fremder - für ihn war er genau genommen nicht einmal ein Fremder, denn jeder Artorier war für ihn Freund und Familienmitglied. Das war vielleicht nicht immer eine gute Einstellung, doch wer konnte es Reatinus verübeln? Er hätte die Familie zusammenhalten sollen, als es noch nötig war. Vielleicht wären dann weniger gestorben... vielleicht. Jedenfalls waren sie nun sehr wenige und dies war bedauerlich. Doch es baute einen auf, zu wissen, dass sie immerhin nicht alleine waren. Am Ende gab es immer irgendjemanden, den man hatte - auch wenn man nach diesem Jemand suchen musste, oder von ihm gefunden werden musste.


    Reatinus hörte seinem Neffen interessiert zu... über die Zeit, als er aufwuchs und wie es ihm erging. Es war eine Zeit, in welcher der Tribun in Germanien verweilte. Ein kaltes und düsteres Land, weit abgeschnitten vom damals noch lebenden Teil der Familie in Rom. Im Nachhinein fragte er sich, was ihn damals dazu trieb, ausgerechnet dort seinen Dienst in der Legion anzufangen. Vielleicht war es reine Überzeugung, die Grenzen zu verteidigen. Vielleicht jugendliche Naivität und pure Dummheit.
    "Mein Beileid für den frühen Verlust deiner Eltern... sie waren pflichtbewusste Römer", sagte er nachdenklich, "Doch nun sind wir diejenigen, die noch verblieben sind. Und wir sollten unsere Familie - unseren Namen - weiterführen und ehren. Wer weiß. Vielleicht sind wir nicht so ausgestorben, wie ich vermute... immerhin haben wir jetzt einen drittletzten Artorier." Und wie es dem Zweitletzten in Ägypten ging... wusste er auch nicht. Er müsste Graeceius nach der langen Zeit wieder schreiben. "Graeceius dient in Ägypten, du kennst ihn gewiss nicht", erklärte er und wies einen Sklaven nebenbei an, noch einen Schluck Wasser zu holen. Celer war bestimmt durstig und es sollte ihm ja nicht schlecht gehen im Hause seines Onkels!


    "Sag, was gedenkst du nun zu tun, nach all der Zeit", fragte Reatinus und belegte seinen Neffen mit einem neugierigen Blick.

    Zugegeben, Reatinus' Worte waren alles andere als aufbauend. Wäre er nicht so enttäuscht, überrumpelt und könnte sich selbst sehen, er hätte sich und sein Verhalten niemals wiedererkannt. Doch er fühlte sich schlecht, so als hätten die Götter ihm den Rücken gekehrt, würden ihn bestrafen, obwohl er fromm war. Der Nubier hingegen stand noch diszipliniert da, regte sich nicht und sprach nur das Nötigste. So viel Ruhe, dachte Reatinus, das mussten die ihm sicherlich eingeprügelt haben.
    "Ach, ich finde den Weg ins Valetudinarium schon selbst", meinte er mit gedämpfter Stimme, "Gehörst also Aurelius Ursus, was? Dann weiß ich ja, wem ich lieber nicht von deinem Missgeschick erzähle." Wäre Reatinus ein grausamer Mensch, hätte er dem Herrn natürlich Bericht erstattet. Zwar hatte er eine schwere Phase, aber er war noch lange kein Weichei, dass gleich frustriert über solche... Lapalien war.

    So allmählich fügten sich die Dinge, dieses Gesicht, welches ihm zu unbekannt schien, wurde immer vertrauter, immer mehr konnte er es dieser Person zuordnen, diesem kleinen Celer, der er damals war. Es war in der Tat schon eine sehr lange Zeit her. Reatinus konnte sich an damals nicht wirklich zurückerinnern. Es war eine schöne Zeit. Eine große Familie waren sie damals, doch man lernte erst etwas zu schätzen, wenn man verlor, was man als selbstverständlich erachtete. Wenn das, was schon immer da war, sei es der kleinste Luxus, auf einmal nicht mehr da war. Erst dann wusste man, was man gehabt hat. Und man bereute, es nicht genossen zu haben, als es noch da war.
    Alles war vergänglich und auch das Leben selbst. Vergänglichkeit machte einem zu schaffen, wenn man selbst alles überdauerte. Doch Celer stand hier und der Tribun mochte seinen Augen nicht trauen. Keine Illusion! Ein Mensch aus Fleisch und Blut! Fast hätte er versucht, ihn zu ergreifen und zu schütteln, nur um sich sicher zu sein, dass seine Hände letzten Endes nicht durch Luft, durch einen Schatten greifen würden, durch eine Illusion, die ihm sein verrücktes Hirn zeichnete. Doch nein, er war nicht verrückt, er war bei bestem Verstand! Hier stand er, der drittletzte Artorier im Bunde!


    Just, als der junge Artorier sagte, er sei der Sohn von Falco, ging Reatinus trockener, unberührter Gesichtsausdruck auf in ein freudiges, erleichtertes Strahlen.
    Konnte man das Lächeln eigentlich verlernen? Vielleicht - Reatinus hatte die letzten Tage nicht gelächelt, nicht einmal die Wundwinkel gespreizt. Daher sah es fast schon aus, als hätte er es in der Tat verlernt. In Wirklichkeit war es ein erleichtertes Lächeln nach mehreren Tagen der Trauer. Ein Lächeln auf Wangen, die schon glatt und trübe waren. Nichts konnte Menas zurückbringen. Doch er war nicht mehr alleine. "Celer!? Du, hier", fragte Reatinus mit einem lauten Ruf, konnte keine falsche Zurückhaltung vortäuschen und umarmte deinen Neffen überrumpelnd und hastig. Er löste die Umarmung und klopfte Celer freundlich auf die Schulter. "Groß bist du geworden, Neffe. Du hast dich gemacht! Sag, wo kommst du her und wo hast du all die Jahre verbracht?"

    Sim-Off:

    Bitte von der Wertkarte der Gens Artoria abbuchen!



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    Ad T. Octavius Dragonum

    Provincia Alexandria et Aegyptus
    ~~~~~
    Nikopolis
    ~~~~~
    Verwaltung der Legio XXII Deitoriana


    ____________________________________________


    Salve, werter Octavius,



    Mit Bestürzung über den Verlust meines Verwandten, einem starken und ehrbaren Mann, vernahm ich Dein Schreiben. Ohne jeden Zweifel ist dies für meine Familie und für die Legio XXII ein großer Verlust.


    Bei all der Trauer darf nicht vergessen werden, den Toten zu gedenken. Daher richte eine sehr wichtige Bitte an Dich, mir die Überreste meines Verwandten in Form einer Urne mit seiner Asche in Mantua zukommen zu lassen, damit er wie alle Artorier einen würdigen Platz bei unseren Ahnen einnehmen kann. Ich komme selbstverständlich für die Kosten auf, die der lange Transport aus Ägypten verursacht.


    Möge Mars über Dich wachen.


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    [Blockierte Grafik: http://www3.pic-upload.de/23.11.09/wsvuctcttlnj.png]


    Ad L. Artorius Graeceius

    Provincia Alexandria et Aegyptus
    ~~~~~
    Nikopolis
    ~~~~~
    Castellum der Legio XXII Deitoriana


    ____________________________________________


    Salve, mein lieber Graeceius,



    Gewiss wird Dich der plötzliche Tod von Menas genauso tief getroffen haben, wie mich. Ich hoffe, in Ägypten geht es Dir gut und Deine Karriere macht Fortschritte. So erzähle mir bitte, brauchst Du Unterstützung in irgendeiner Form? Wie machst Du Dich im harten Alltag der Legion?


    Du wirst sicherlich mit dabei gewesen sein, als Menas umgekommen ist. Leider hat man mir seitens der Legio XXII nicht sehr viel mehr gesagt, als in Form eines Standardschreibens überhaupt üblich ist. Doch ich möchte wissen, wie er gestorben ist, damit wir ihm alle gedenken können. Bitte erzähle mir, wie es passieren konnte.


    Möge Mars über Dich wachen.


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    Der Themenwechsel kam dem Artorier gerade recht. Er wusste, dass der Tod ein leidigiges, altes Thema war und wollte nicht viel in der Privatsphäre der Gens Aurelia umherstochern. Letzten Endes würde man ihm eh nichts verraten und einen schlechten Eindruck hinterließ es zugleich.
    "Die Fortschritte sind prächtig", gab Reatinus optimistisch zur Auskunft, "Du musst unbedingt einen Blick auf die Mosaiken im Atrium werfen, wenn sie fertig sind. Deine finanziellen Möglichkeiten eröffnen uns ganz neue Dimensionen!" Ursus war immerhin sein am besten betuchter Kunde bis jetzt, aber so offen gab Reatinus das natürlich nicht zu!

    Reatinus saß in seinem Cubiculum und kümmerte sich noch um einige Berichte aus seinen Betrieben, bevor Bashir ihn aufsuchte. Immer und immer wieder schweifte sein Blick zur Todesmeldung seines Verwandten Menas, die er schon seit einigen Tagen hier hatte, doch noch nicht richtig verdaut hatte. Er wollte sie ständig öffnen, immer wieder aufs Neue lesen. Schwer fiel es ihm, es nicht zu tun, doch war er auch realistisch genug zu erkennen, dass es ihm dann nur noch schwerer auf dem Herzen liegen würde. Immer wieder die gleichen Zeilen. Und doch trafen sie bei jedem Lesen, und auch wenn er sie schon in- und auswendig vom vielen Lesen her kannte. Am liebsten hätte er den Brief verbrannt.
    Seine Faust war von jenem Tage, als er mit all seiner Kraft gegen eine Wand im Lager schlug, noch ordentlich angeschlagen und im Valetidunarium verbunden worden. Was er gemacht hätte, hieß es... natürlich musste er sagen, er sei gestürzt. Wie sollte er auch zugeben, dass er sich die Hand selbst verletzt hatte?


    Bashir riss ihn dann aus den Gedanken, als er hereintrat und Reatinus erzählte, hier wäre ein Artorier zu Besuch. Zunächst dachte er, der Parther wollte den krisengebeutelten Artorier auf den Arm nehmen, machte sich doch tatsächlich lustig über seine Situation! "Ja ja", sagte er gelangweilt, "Bring' mich zu dem Knirps, damit ich ihm Manieren beibringen kann. Der kommt so schnell nicht wieder." Wer hätte auch damit rechnen können, dass es seit Jahrzehnten dieser Celer war, den Reatinus nur als Kleinkind noch in Erinnerung hatte? Eigentlich dachte Reatinus, sie wären alle tot. Und davon ging er auch aus, als er mit Bashir das Cubiculum nach einem mit lautem Seufzen begleiteten Schwung vom Schreibtisch verließ und auf das Atrium zumarschierte.


    Dort sah er ihn. Ein junger Mann, mit vertrautem Antlitz und doch unbekannt. "Salve", sagte Reatinus rein formal zu dem Jungspund. Er überlegte - irgendwoher war ihm dieser Mann nicht unbekannt. Doch so lange ihm das nicht einfiel, war er ein Fremder, der ihn verschaukeln wollte. "Wer bist du? Siehst nicht unbedingt aus wie ein Artorier!"

    Seufzend fuhr sich Reatinus durch die Haare und beobachtete teilnahmslos, wie Essen serviert wurde. Er hatte ihn schon zu lange nicht mehr gesehen, zu lange keinen Kontakt zu ihm... letzten Endes traf der Tod ihn nicht direkt. Eher empfand er es schade... schade um einen fähigen Mann. Schade darum, dass dieser Mann nicht stark genug war, einem Rückschlag zu trotzen. Auch Reatinus hatte zwei Frauen verloren... er wollte im Grunde Keine mehr haben. Nur leben, das wollte er.
    "Das tut mir leid", sagte er und versuchte dabei, betroffen zu wirken, "Es ist schrecklich, wie so etwas passieren konnte."

    Zugegeben, mutig war der Sklave schon, auf eine naive Art und Weise, die Reatinus jedoch durchaus gefiel. Nicht viele Sklaven hätten es in diesem Moment gewagt, den Kopf zu erheben und in gerader Haltung vor ihm zu stehen. Ja, durchaus konnte man sagen, dass Cimon mutig war. Wäre er ein Bürger, würde der Riese sogar einen starken Soldaten abgeben. Reatinus nickte bedächtig und wandte sich um, im eigentlich Vorhaben, wieder zu gehen. Doch er bleib wie angewurzelt stehen und ignorierte, dass der Nubier ihn so direkt ansah. Es war ihm eigentlich vollkommen egal in diesem Moment. "Acht geben, das solltest du. Ich habe schon Leute gesehen, die würden dir dafür ein Messer durch die Kehle jagen", sagte Reatinus eindringlich. Ein kalter Hauch fuhr durch die Luft, er sah in seine verletzte Faust und rieb mit ausdrucklosem Gesicht das Blut weg, was in seiner Handfläche einen dunkelroten Streifen hinterließ. Und frisches Blut rann noch immer aus der verletzten Faust.


    "Sehe ich aus, als würde ich Hilfe brauchen", fragte der Artorier rüde.

    Ursus war es also doch und kein Doppelgänger... gut, aber das erklärte noch nicht, was wohl Besonderes vorgefallen sein musste, dass Ursus nun in Rom war. "Ähhm", sagte er noch etwas irritiert, "Es ist ja immerhin euer Haus."
    Just, als Ursus auf seinen Verwandten Corvinus zu sprechen kam, wurde der Artorier besonders hellhörig. "Corvinus", echote er. "Ja, es ist schon lange her. Ist ihm... etwas zugestoßen", fragte er in einer Mischung aus Vorsicht und Neugierde.

    Reatinus stand da, sah sich seine leicht verkratzte Faust vom Schlag an. Es rinnte ein kleiner, kullernder, knallroter Tropfen Blut aus dem Kratzer hervor, der sich sich seinen Weg über die Handfläche auf den staubigen Boden bahnte. Noch ein Tropfen fiel, zwei knallrote rote Punkte befleckten die Straße. Mit Fassung und karg ignorierte Reatinus die Verletzung... er hatte andere Gedanken. Vielleicht war es ihm auch egal, selbst wenn er unwahrscheinlicherweise verbluten würde, denn wer brauchte ihn? Brauchte ihn die Welt ohnehin noch?


    Doch die Gedankenwelt schien auch ein Luxus zu sein, den Reatinus sich trotz seiner Errungenschaften nicht leisten konnte. Er fühlte auf einmal einen kräftigen Stoß gegen seinen Rücken. Es war nicht, dass man Reatinus so einfach umhauen konnte, denn es war ganz das Gegenteil der Fall. Doch dieser Nubier war groß und er brachte selbst den Artorier dazu, durch die Wucht des Aufpralls nach vorne zu wanken und mit den Beinen schnellen Halt zu suchen, um nicht mit dem Gesicht im Staub zu enden. Kampfbereit blickte er nach hinten. Seine alten Kampfreflexe kamen zum Vorschein, diese alten, angelernten Standardbewegungen, die ein angegriffener Legionär aus dem Schlaf heraus können musste, um ein lebendiger Legionär zu bleiben. Er hob seine Hand in einer Abwehrstellung, doch es kam kein Angriff. Nein, kein Angriff - stattdessen stand da dieser Große, dieser Dunkle. Ein verängstigter Riese, der die Konsequenz seines Anremplers erwartete, bemerkte Reatinus. Welch eine Ironie... ein verängstigter Riese. Wäre er schneller gelaufen, wäre Reatinus wohl tatsächlich auf dem Boden geendet.
    Der Tribun kannte das Gesicht dieses Mannes. Es war einer von Ursus' Sklaven. "Was willst du", fuhr der Tribun Cimon mit seiner kräftigen Stimme an, "Was treibst n' hier überhaupt?!"



    Sim-Off:

    Nur die Begeisterung zählt. ;)


    Danke, dass du unserer Gens wieder Leben einhauchst. ;)


    Ja, in Mantua bin ich. Dort können sich Reatinus und Celer dann begegnen. ;)


    Sobald Du PNs empfangen kannst, werden wir das dann klären - wäre wohl die beste Gelegenheit, Dir auch einen kurzen Ausblick zur Gens zu geben. ;)

    Reatinus schwang sich vom Pferd und übergab das Tier einem der Sklaven. Es hatte eine lange Reise über sich ergehen lassen und hatte sich Futter und Ruhe redlich verdient. Auch die Reisebegleiter, größtenteil aus Sklaven, durften sich ausruhen, nachdem sie den Arbeitern beim Versorgen der Materialien geholfen hatten. So wurden diese Dinge im Hintergrund, routiniert, ohne Reatinus' Befehle schnellstens abgewickelt. Er währenddessen nahm einen kräftigen Schluck des Weines, den Bashir ihm entgegenbrachte und nickte anerkennend.


    "Sehr gut... fangt schnell mit den weiteren Arbeiten an. Ich will innerhalb weniger Tage die Mosaiken verlegt sehen, bestenfalls sind dann auch die Maler fertig." Im Folgenden sah sich Reatinus die Berichte an, die ihm gebracht wurden und am nächsten Tag wurde schon mit den Mosaiken angefangen... alles lief bis jetzt perfekt.



    ~~ Wenige Tage später ~~


    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Es war schon ärgerlich, daß Ursus nicht einfach zur Villa Aurelia reiten konnte. Doch hier, in seinem zukünftigen Heim, war er der Villa so nahe, wie nur irgend möglich. Sie hatten einen scharfen Ritt hinter sich und der Aurelier war mehr als froh, endlich aus dem Sattel herauszukommen. Er fühlte sich wund, verskrampft und erschöpft. Wie gut, daß sie vor Misenum ein wenig geschlafen hatten, sonst wäre er wohl einfach schlafend umgekippt nach der Ankunft. Cimon sorgte in Windeseile dafür, daß für den Herrn ein Zimmer notdürftig hergerichtet wurde, während Ursus zwei seiner Männer sogleich wieder losschickte. Den einen mit der Wachstafeln zur Kanzlei, den anderen mit einer mündlichen Botschaft zur Villa Aurelia. Die Waffen ließen die Männer natürlich gleich hier, denn diese durften sie innerhalb des Pomeriums nicht tragen. Während er also auf die Antworten wartete, ließ er sich aus der Rüstung und der durchgeschwitzten Kleidung helfen, wusch sich gründlich und legte die übliche dunkle Trauerkleidung an. Dann ließ er etwas zu essen besorgen, für sich und seine Männer.


    Reatinus striff gerade durch die Baustelle und delegierte typischerweise die Arbeiter und ließ pingelig selbst die Kleinigkeiten doppelt und dreifach ausbessern. Er wollte diesen Auftrag alles andere als vermasseln. Sein Stress färbte auf die anderen ab, denn es war alles nicht einfach. Es musste einfach alles perfekt sein, alles so passen, wie es soll. Ein kleiner Fehler vermochte hier große Folgen zu haben.
    Er trat gerade durch die noch unfertig verzierte Tür, als er draußen plötzlich Aurelius Ursus sah... zunächst dachte der Artorier, er halluziniere, doch es war wirklich er! Wo kam er her? Ein Überraschungsbesuch, oder war etwas passiert!? "Ursus", rief er ihm ungläubig entgegen.

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    Eine ernstgemeinte Kritik an dieser Änderung:
    Mich stören diese Textschnipsel. Die WiSim ist für mich eine nette Nebensächlichkeit gegenüber dem Rollenspiel hier in diesem Forum, durch diese Änderung wird ihr auf einmal eine ganz neue Definitionsmacht über das Simon-Geschehen zugestanden. [...]


    Du redest mir die Worte aus dem Mund... ich sehe das auch so.


    Ich persönlich finde die WiSim ja okay und nutze sie auch selbst zum Wareneinkauf, Simulation des Solds und für eigene Betriebe. Da ich aber nunmal nicht sehr oft drinnen bin und bei meinen IDs quasi immer "halb verhungert" da stehen würde, obwohl sie SimOn zu gepflegten, satten Charakteren in angesehenem Stand gehören, gefällt mir das jetzt weniger.
    Die WiSim ist okay, sollte aber nicht so hart ins SimOn und in die Charakter anderer Spieler greifen, die nicht so oft "wisimmen" können oder wollen. Eine sinnvolle Bereicherung wäre es gewesen, wenn jeder Spieler in seinem Profil würde einstellen können, ob genau dieser Schriftzug angezeigt werden soll. Ohne zu wissen, wie ihr die WiSim programmiert habt, bin ich mir als IT-Azubi sicher, dass dies mit einigen Handkniffen geht. ;)
    So bindet das die Spieler mit ihrem Charakterdesign ja nur noch an die WiSim - ein Charakter aus reichen Verhältnissen könnte nach dem ja Proletarier sein. Oder muss ich mir in Zukunft nicht erst die Mühe machen, meinen Charakter zu designen? Macht ja eh die WiSim, die sagt, dass wir da ein paar Arme spielen, weil wir nicht viel Zeit da investieren können/wollen. ;)