Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Da Reatinus nun nichts mehr hinzuzufügen hatte, nickte er nur bestätigend und wartete ab, ob dem Aurelier noch etwas auf dem Herzen lag.
    Und dies tat es, auch wenn die Bitte privater Natur war und Reatinus gerne bereit war, Geschäfte zu machen. "Ja, das besitze ich noch", bestätigte er mit neugierigen Blicken, "Und freue mich über jeden neuen Auftrag!"

    Wie es sich bei einem großen Appell gehörte, versammelte sich auch der ganze Stab mitsamt seinen Tribuni auf der Rednerbühne, auf der sie den neuen Legaten offiziell begrüßen und einweihen wollten. Natürlich waren sie im Vornherein schon vorstellig geworden, doch wenn eine ganze Legion spektakulär unter dem Getöse tausender Schritte aufmarschierte, um den Legaten willkommen zu heißen, dann hatte dies etwas Offizielleres und auch würde eine angemesse Begrüßung für ihren neuen Oberkommandanten sein. Spektakulär war für dieses Ereignis wohl das passendste Wort gewesen, denn nichts anderes war eine aufmarschierende Legion.


    Selbstverständlich war auch Reatinus ausgeputzt in seiner Paraderüstung auf dem Tribunal erschienen und grüßte die anwesenden Offiziere mit einem höflichen Nicken. Während der Primus Pilus seine Befehle über den Platz brüllte, warteten sie nun hier auf den Legaten...

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Ursus nickte zustimmend. "Natürlich erlaube ich. Je schneller wir zuverlässige Informationen erhalten, umso besser." Sie würden den Praefectus Castrorum schon wieder auftreiben. Der Mann konnte sich schließlich nicht einfach in Luft auflösen.


    "Wie geht es Dir sonst, Reatinus? Bist Du zufrieden? Oder gibt es etwas, das Du gerne ändern möchtest?" Ursus hatte nicht vergessen, wie sie Freunde geworden waren. Damals in Germanien. Im Lager der Legio II.


    Reatinus nickte, doch am Ende fiel ihm ein, dass er vielleicht kein unbekanntes Gesicht war. "Zumindest einige Frumentarii würde ich losschicken. Ich würde gerne selbst teilhaben, aber das könnte diese Mission gefährden, da man mein Gesicht womöglich kennt", dachte er laut nach und rieb sich das Kinn.


    Zumindest konnte er positive Resonanz geben, was die zweite Frage des Aureliers betraf. Es gab eigentlich nichts, was Reatinus hätte ändern wollen. "Ich kann nicht klagen, Ursus. Nach deiner Ankunft wird alles laufen, wie es soll. Und sie wird bestimmt auch geregeltere Abläufe ins Castellum bringen."

    Der Centurio machte eher den Anschein, als würde er sich drücken... aber es war nur eine Planung, Vorschläge, ein Konzept, welches man mit dem Legaten besprechen wollte. Da sie einen solchen nun hatten, gab es keine Eigenregie mehr. "Vielleicht mache ich das", erwiderte der Tribun unverbindlich.
    Die Frage, wie viele Frumentarii sie hatten, war auch für Reatinus eindeutig zu viel... er war zwar schon ein Weilchen in der Legion, kannte aber bei Weitem nicht alle Frumentarii. Also zuckte er nur mit den Schultern: "Ich weiß nicht, kann es aber herausfinden... als Stabsmitglied kommt man an solche Informationen ran, wenn man sie braucht." Reatinus war als Tribun sicher kein unbekanntes Gesicht in Mantua, da hatte der Iulier recht, welcher als Primus Pilus sicher auch gut bekannt war.
    Immerhin gab es ja nicht so viele hohe Offiziere. Im Nachhinein merkte Reatinus, dass sie deshalb gewiss schlechte Personen waren, die man mit Geheimaufträgen betrauen konnte, bei denen sie an vorderster Front mitwirken sollten. "Es wäre wohl besser, wenn ich das mit dem Legaten abspreche."

    "Ich glaube an Wunder", wandte Reatinus mit einem Grinsen ein, schlug dabei aber einen ernst gemeinten Tonfall an, "Sieh es als Wunder an, dass ich hier sitze... eigentlich wäre ich tot, aber innerhalb meiner Karriere waren da immer diese Wunder, die mich gerettet haben. Vielleicht war es aber Glück. Doch ich habe schon viel gesehen und kann dir sagen, dass es möglich ist."
    Ursus sollte seine Kompetenzen nicht niedriger handeln, als sie wert waren, fand Reatinus. Eigentlich, dachte er, käme nur er für einen solchen Posten in Frage. Im Folgenden des Abends wurden viele weitere Themen besprochen und bis hin zur späten Stunde zelebrierten sie ausgelassen die Feier des Iulius Licinus... bis es allmählich an der Zeit wurde, zu gehen.


    Sim-Off:

    Alles klar... kannst dann von mir aus den Abschiedspost schreiben. Ansonsten mach ich den. ;)

    Reatinus schmunzelte und stieß ebenfalls mit seinem Freund an. Anschließend nahm er einen kurzen Schluck und kam wieder zu Wort:
    "Hoffen wir, dass es etwas wird... und dann auch bei uns", sprach Reatinus, denn die Wahrscheinlichkeit war wenigstens gegeben. Der Aurelier war aufstrebend und vielversprechend. Es würde den Richtigen treffen, wenn er Legat bei der Legio I werden würde. "Wir könnten etwas ausarbeiten..."

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Ursus ging sehr wohl davon aus, daß die Soldaten in der Lage waren, die vier Tore zu überwachen. Auch die Tatsache, daß jeder, der hinein oder hinaus wollte, sich bei den Wachen melden mußte, erleichterte dies ungemein. Sicherlich gab es irgendwo eine Tabula, auf der vermerkt war, wann und mit wem der PC das Lager verlassen hatte. Somit war dies für ihn keine große Sache. "Prüfe die Wachberichte genau, dann können wir sicher sein. Erst wenn wir hier alle Möglichkeiten abgeklopft haben, sollten wir die Familie in Rom anschreiben. Dort fand vor kurzem eine große Hochzeitsfeier statt, vielleicht ist er dorthin gereist. Leider kann ich mich nicht erinnern, ob er dort war. Es waren wirklich sehr viele Menschen anwesend."


    Reatinus nickte. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, vor allem als Präfekt, unbemerkt zu verschwinden. "Ich werde die Wachberichte umgehend überprüfen, ob ich Anzeichen auf seinen Verbleib finden kann. Wenn du jedoch erlaubst", wollte Reatinus einen Vorschlag machen, "Würde ich mich etwas umhören, in der Stadt. Eventuell mit ein, zwei Frumentarii..."

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Die Antwort war das, was Ursus erwartete. Aber tatsächlich nicht das, was er hören wollte. "Ich denke, ihr solltet so etwas entwerfen. Nicht so im Detail, nicht aufwendig. Kurze Ablaufpläne, damit nichts vergessen wird und jeder weiß, wo sein Platz ist im Fall der Fälle. Es spricht für die Prima, daß sie auch ohne das bisher gut zurecht gekommen ist, denn dann hat sie fähige Offiziere. Doch wenn ich nur daran denke, wie lange die Prima schon ohne Legaten auskommen muß und auf die Fähigkeit der senatorischen Tribune angewiesen ist... Wir wissen beide, daß dies allzu oft noch grüne Jungen sind."


    Ja, im Grunde hatte der Aurelier Recht mit dem, was er sagte - ein solcher Plan konnte nie schaden und sie konnten dann von sich behaupten, eine genaue Vorgehensweise bei solchen Fällen zu haben, die selbst der größte Anfänger nicht vermasseln konnte, wenn er sich daran hielt. Ohne groß zu überlegen antwortete er: "Ja, da hast du natürlich Recht, Ursus. Es wäre nicht schlecht, einen solchen Plan zu entwerfen. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die senatorischen Tribunen alles richtig machen. Noch weniger, wenn dieser Posten mit einem arroganten Schnösel besetzt ist." Dies kam auch schon vor - natürlich gab es unter senatorischen Tribunen Gute und Schlechte, aber Erfahrungen sammeln mussten sie letztendlich alle.

    Es half natürlich nicht, über Unzulänglichkeiten zu diskutieren - sie waren immerhin keine Politiker, die sich über Kleinigkeiten zerfetzten. Sie arbeiteten mit militärischer Effizienz!
    "Ich war auch nie Frumentarius... ich hatte jedoch mit Frumentarii etwas zu tun und habe Einblicke in ihre Arbeit bekommen. Zunächst jedoch sollte ich einige der Frumentarii ansprechen. Gegebenenfalls ziehe ich selbst mit Einigen aus." Es stand dem Centurio natürlich frei, sich als Freiwilliger zu melden, was Reatinus immer als willkommen ansah - doch wenn er mit Ermittlungen keine Erfahrungen hatte, war dies natürlich ein anderes Verhältnis.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Ursus schmunzelte. "Ich danke Dir für Deine hohe Meinung über mich. Mich selbst hat es allerdings sehr erstaunt, gerade die Prima anvertraut zu bekommen. Und es hat mich sehr gefreut, denn ich weiß ja, was für ein prachtvoller Haufen das hier ist." Sein Tribunat hier hatte er in sehr guter Erinnerung. Es hatte ihm viele wertvolle Erfahrungen eingebracht. Und ihn in dem Wunsch gefestigt, auch mal ein Kommando zu führen. Und nun war er hier.


    "Der Praefectus Castrorum? Der Primus Pilus erwähnte dies schon. Was sagen denn die Wachberichte? Wann hat er das Lager verlassen? Und wer hat ihn begleitet?" Ursus würde bestimmt nicht anfangen, irgendwie in Panik zu verfallen. Solche Dinge mußten logisch und systematisch angegangen werden. Er versuchte sich zu erinnern, ob er Iunius Brutus auf dieser Doppelhochzeit gesehen hatte. Doch da war es so voll gewesen...


    Reatinus begann zu grübeln. Sicherlich konnten die Wachen nicht alle Ein- und Ausgänge aus dem Lager im Auge behalten, doch wenn ein Praefectus das Lager verließ und nicht mehr zurückkehrte, so war dies wiederum etwas von besonderem Ausmaß. Er hatte den Wachbericht noch genau vor Augen.
    "An den Iden des April war er schon weg. Die letzte Aktivität konnten wir am ANTE DIEM IV KAL MAI DCCCLX A.U.C. (28.4.2010/107 n.Chr.) beobachten, doch sehen lassen hat er sich schon lange nicht mehr. Er soll das Lager ohne Begleitung verlassen haben. Ich kenne den Praefectus, Ursus - wenn er nicht zurückkommt, sollten wir uns sorgen machen. Er ist niemand, der einfach abhaut."

    "In großen Städten breiten sich Neuigkeiten wie ein Lauffeuer aus. Die Wahrscheinlichkeit ist größer, dass jemand etwas mitbekommt. Hier wäre es einfacher, etwas zu verstecken", bedachte wiederum Reatinus, "Am Ende wäre es wohl besser sagen zu können, dass wir nachgeschaut haben."
    Dass sie ihr Wissen nach Rom verbreiten wollten, war jedoch nicht die Form der Geheimhaltung, die sich Reatinus unbedingt vorgestellt hätte. Vielleicht war es jedoch besser jemanden zu fragen, der eventuell Bescheid wusste über einen solchen Zwischenfall, als sich zu sehr in Sachen Geheimhaltung zu versteifen. "Es wäre einen Versuch wert", nickte Reatinus, "Aber ich wäre trotzdem dafür, dass wir zunächst Nachforschungen anstellen."

    Der Artorier hielt inne, ihm waren keinerlei "Notfallpläne" bekannt, außer, dass man schnellmöglich irgendjemanden oder irgendetwas organisieren musste. Die meisten Stabsoffiziere hatten schon viel gesehen und wussten, wie man auf die wildesten Situationen angemessen reagierte.
    "Ich kenne keine Notfallpläne für eine solch seltene Art von Katastrophe... wir konnten bis jetzt auch ohne solche schnell und angemessen reagieren", erklärte er. Das war jedoch sicherlich nicht das, was ein Mann von Ursus' Format hören wollte.

    Ein WiSim-Konto lohnt sich eigentlich immer, wenn man einen Beruf ausübt... wenn man es nicht frühzeitig erstellt, muss man die entgangenen Löhne einfach in Kauf nehmen.


    P.S.:
    Dein Sold steigt als Legionär auf das Dreifache an - wenn du aber Schotter brauchst, Graeceius... ich stehe dir gern zur Verfügung. :)

    Vergnügt, dies war auch der Iulier nicht. Ganz im Gegenteil, und das auch zurecht. Reatinus' Sorgen schienen sich auf den Primus Pilus zu übertragen. Letzten Endes konnte niemand sagen, was geschehen sein konnte. Und wenn sie es herausfinden wollten, stellte sich im Nachhinein die selbstverständliche Frage: Wo sollten sie zuerst suchen? Dass die Kleine mithörte, störte Reatinus nicht, sie jedoch schien vom Gespräch nur wenig angetan, was die beiden nicht bemerkten.


    "Es würde sich lohnen, in Mantua die Augen offen zu halten, die Stadt ist klein und erfahrene Verbrecher wissen durchaus, ihre Tat zu vertuschen. Aber irgendwo außerhalb Mantuas wäre wahrscheinlicher, wenn wirklich etwas passiert ist", spekulierte Reatinus und rieb sich das Kinn, "Vielleicht ist es besser, wenn wir das erstmal für uns behalten und das mit dem Stab absprechen, bevor wir große Hilerufe schwingen. Ich wäre für Geheimhaltung und kein Wort zu den Mannschaften. Schon gar nicht zu den anderen Centuriones. Das ist reinste Stabsangelegenheit."

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Die Stimme klang nun gar nicht nach dem Soldaten, der für ihn die Schreibarbeiten erledigte. Ursus blickte ruckartig auf und erkannte seinen guten Freund Artorius Reatinus. "Salve, Tribun", grüßte er ganz militärisch ernst, dann aber verzog sich seine Miene zu einem breiten Grinsen. "Komm und setz' Dich, Reatinus. Ich kann Dir nicht einmal etwas zu trinken anbieten. Noch nicht." Er deutete auf einen Stuhl, um damit seine Aufforderung zu unterstützen. "Hier bin ich also nun. Mir kommt es fast wie ein Wunder vor, daß ich diesen Posten erhalten habe."



    Sicherlich würde Reatinus für den neuen Legaten auch einige Schreibarbeiten zu erledigen haben - doch zunächst freute er sich, dass dieses wichtige Amt richtig besetzt wurde und in den sicheren Händen von Ursus lag. Reatinus wusste genau, dass es kein Fehler sein konnte, den Aurelier zu einem Legaten ernannt zu haben. Eine merkwürdigen Ironie... gestern noch kannte er ihn als den senatorischen Tribunen, der noch seine Erfahrungen sammelte. Heute war dieser Mann Legat!


    Reatinus nahm auf den ihm dargebotenen Stuhl Platz und winkte ab, auch wenn dies kein richtiges Angebot für ein Getränk war. "Derartiges wäre auch nicht nötig gewesen. Es freut mich, dass es dich wieder hierher verschlagen hat und dass dieses ranghohe Amt klug besetzt wurde. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis sie dir ein Kommando anvertrauen." Reatinus lehnte sich an die Rückenlehne des Stuhles und begann, seine nächsten Worte zu überlegen. Der Praefectus Castrorum war verschwunden und nun konnte er mit jemandem über diese Begebenheit reden, sich eventuell sogar selbst für die Nachforschungen anbieten. "Ich denke, ich muss dir nicht viel über meinen Werdegang erzählen oder groß vorstellig werden... eher komme ich, um etwas Wichtiges zu bereden. Es geht um den Praefectus Castrorum, mein Freund. Er ist weg und keiner weiß so genau, wohin. Doch bevor du Falsches denkst - er ist niemand, der seine Männer im Stich lässt. Ich denke, wir sollten uns Sorgen um den Mann machen. Vielleicht wird dir sein Fehlen schon aufgefallen sein."

    Da es bis jetzt von keiner Seite großartigen Widerstand gab, konnte Reatinus nach dem "Herein" des Legaten auch unverzüglich eintreten. Dieser schien sich nicht verändert zu haben, außer dass er etwas in seine Arbeiten sortiert war und damit beschäftigt, seine Dokumente, Wachstafeln und Sachen zu ordnen. Da er dies war, würdigte er Reatinus nicht einmal eines Blickes, aber da er ja beschäftigt war, konnte man es ihm nicht verübeln.


    "Salve, Legatus", grüßte Reatinus mit vertrauter militärischer Stimme.

    Aus seinem Officium stürmend hatte sich Reatinus in Richtung des Büros begeben, welches schon seit langem leer stand, wo er dementsprechend seit langem auch nicht mehr war. Seit der letzte Legat verstorben ist, war Reatinus wenig in dieser Ecke der Principia unterwegs. Womöglich würde sich dies bald ändern - unter dem neuen Legaten Aurelius Ursus. Einen Vorteil hatte es, dass ausgerechnet er Legat wurde: Sie kannten sich schon!


    Es hörte sich vor der Türe so an, als wäre schon jemand drinnen. Wahrscheinlich war das Ursus. Reatinus zupfte sich noch einmal seine Kleider zurecht, bevor er kräftig an der Türe klopfte.