Die ganze Zeit über war Reatinus draußen im Regen gewesen und hatte die neu angekommene Verstärkung dirigiert, leitete derweilen auch einige Rettungs- oder Bergungsoperationen im Inneren in anderen Winkeln des Gebäudes. Sie waren vornehmlich in den Teilen, die durch Steinbrocken direkt versperrt waren. Hier hatte der Blitz eingeschlagen und Spuren hinterlassen, so dass sie fast nur Tote zu bergen hatten. Einige Schwerverletzte mit Puls lagen noch hier, begraben unter weniger schweren Trümmern.
"Vorsichtig", befahl Reatinus einigen Milites und zeigte richtung Außentür, "Die Toten werden ihren Familien zur Bestattung übergeben. Tragt sie vorsichtig und ladet sie in einem Leichenwagen aus." Reatinus war unter Strom und hätte das Haus in Sekundenschnelle durchqueren können, war allerdings unachtsam, stolperte und fiel schmerzhaft, krachend mit der Stirn auf die Holzdielen des Bodens. "Scheiße", fluchte er laut und wischte sich das Blut von der Stirn, eine Platzwunde ließ dieses reichlich strömen. Er verwischte lediglich einen Teil des Blutes über seine verdreckte Stirn. Ein Capsarius eilte schon herbei, um dem liegenden Tribunen zu helfen, doch dieser hielt ihn von sich fern. "Ich brauche keine Hilfe. Hilf den anderen Verletzten." Der Soldat nickte verunsichert und trat zurück.
Reatinus sah mit geweiteten Augen am Boden liegend zurück, zu seinem Fuß und erschrack. Ein Gesicht sah ihn an, mit sperrangelweit geöffneten Augen und offener Schädeldecke. Diesen Mann hatte scheinbar ein Geschoss tödlich getroffen, was ihn sofort das Leben kostete... er hatte keinen Schmerz, die Überraschung seines letzten Momentes spiegelte sich in dem Gesichtsausdruck wieder, welchen der Tote im Gesicht trug. Reatinus rappelte sich schnell wieder auf und sprang zurück. "Bei den Göttern, bringt den hier raus", schimpfte er und zwei Legionäre mit düsteren Minen befolgten den Befehl. Reatinus ging nach draußen und sein Gesicht wurde vom Regen wieder sauber gewaschen. Die Blutung schien unter dem strömenden Nass nicht ersichtlich.
"Tribunus! Nuntio! Wir konnten nichts mehr in der Insula finden!", meldete ihm draußen ein Legionarius. Reatinus wollte dies abnicken und den Miles weiter machen lassen, als es im Haus dröhnend krachte. "Nicht doch", murmelte Reatinus und wollte wieder hineinstürmen, auf dem Weg lief ihm die Kolonne über den Weg, die den Eques Iulius schwer verletzt transportierte, welchen Reatinus bis vor wenigen Minuten noch halbwegs heil angetroffen hatte.
Man konnte nicht sagen, dass Reatinus jemand war, der schnell die Fassung verlor, dazu hatte er zu viel gesehen. Doch angespannt war er, hochgradig. "Centurio, Meldung!" Und man hörte es ihm an.