Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Der Wächter hatte seinen Dienst getan und salutierte vor dem senatorischen Tribunen, ehe er die Möglichkeit ergriff und eiligst wieder zu seinem Posten am Tor sputete, um ihn wieder einzunehmen. Reatinus hingegen war wohl erholt, denn dass der Praefectus Castrorum jetzt da war, gab auch ihm wieder genügend Luft zum atmen. Dementsprechend hatte sein Gesicht wieder, im Vergleich zu den letzten Wochen, etwas mehr Farbe wieder erlangt.


    Vertieft in seine Berichte und Schriftrollen, musste Reatinus aufblicken, als es an seiner Türe klopfte. "Herein" ertönte es von außen kräftig aus dem Inneren.


    Torwächter



    Als der Unbekannte Mann dem Tor näher kam, musste der Torwächter zunächst überlegen, ob der ein frischer, neuer Offizier war oder ein Frischling aus angesehenem Hause, welcher in der Legion nach Disziplin und einem harten Leben strebte. Es schien wohl Ersteres zu sein und nachdem der Mann sich vorstellte, wusste der Torwächter schon, mit wem er es zu tun hatte, bevor er auf die Idee kam, ihn gründlich zu mustern. Senatorischer Tribun also... einer von den Gefährlichen, hätten böse Zungen behauptet.


    "Salve." Leider war es auch bis zur Torwache durchgedrungen, dass die Legio I einen schwach besetzten Stab hatte. So gab es nicht allzu viele Möglichkeiten. "Ich könnte dich zum Tribunus Angusticlavius Artorius Reatinus oder zum Praefectus Castrorum Iunius Brutus führen."

    Die ganze Zeit über war Reatinus draußen im Regen gewesen und hatte die neu angekommene Verstärkung dirigiert, leitete derweilen auch einige Rettungs- oder Bergungsoperationen im Inneren in anderen Winkeln des Gebäudes. Sie waren vornehmlich in den Teilen, die durch Steinbrocken direkt versperrt waren. Hier hatte der Blitz eingeschlagen und Spuren hinterlassen, so dass sie fast nur Tote zu bergen hatten. Einige Schwerverletzte mit Puls lagen noch hier, begraben unter weniger schweren Trümmern.
    "Vorsichtig", befahl Reatinus einigen Milites und zeigte richtung Außentür, "Die Toten werden ihren Familien zur Bestattung übergeben. Tragt sie vorsichtig und ladet sie in einem Leichenwagen aus." Reatinus war unter Strom und hätte das Haus in Sekundenschnelle durchqueren können, war allerdings unachtsam, stolperte und fiel schmerzhaft, krachend mit der Stirn auf die Holzdielen des Bodens. "Scheiße", fluchte er laut und wischte sich das Blut von der Stirn, eine Platzwunde ließ dieses reichlich strömen. Er verwischte lediglich einen Teil des Blutes über seine verdreckte Stirn. Ein Capsarius eilte schon herbei, um dem liegenden Tribunen zu helfen, doch dieser hielt ihn von sich fern. "Ich brauche keine Hilfe. Hilf den anderen Verletzten." Der Soldat nickte verunsichert und trat zurück.


    Reatinus sah mit geweiteten Augen am Boden liegend zurück, zu seinem Fuß und erschrack. Ein Gesicht sah ihn an, mit sperrangelweit geöffneten Augen und offener Schädeldecke. Diesen Mann hatte scheinbar ein Geschoss tödlich getroffen, was ihn sofort das Leben kostete... er hatte keinen Schmerz, die Überraschung seines letzten Momentes spiegelte sich in dem Gesichtsausdruck wieder, welchen der Tote im Gesicht trug. Reatinus rappelte sich schnell wieder auf und sprang zurück. "Bei den Göttern, bringt den hier raus", schimpfte er und zwei Legionäre mit düsteren Minen befolgten den Befehl. Reatinus ging nach draußen und sein Gesicht wurde vom Regen wieder sauber gewaschen. Die Blutung schien unter dem strömenden Nass nicht ersichtlich.


    "Tribunus! Nuntio! Wir konnten nichts mehr in der Insula finden!", meldete ihm draußen ein Legionarius. Reatinus wollte dies abnicken und den Miles weiter machen lassen, als es im Haus dröhnend krachte. "Nicht doch", murmelte Reatinus und wollte wieder hineinstürmen, auf dem Weg lief ihm die Kolonne über den Weg, die den Eques Iulius schwer verletzt transportierte, welchen Reatinus bis vor wenigen Minuten noch halbwegs heil angetroffen hatte.
    Man konnte nicht sagen, dass Reatinus jemand war, der schnell die Fassung verlor, dazu hatte er zu viel gesehen. Doch angespannt war er, hochgradig. "Centurio, Meldung!" Und man hörte es ihm an.

    Reatinus nickte und zog noch einmal die Liste heran, geriet jedoch nicht ins Grübeln. "Verstehe", sagte er, "Dann nimm die letzten zehn der Liste." Er traf hiermit einer ehe willkürliche Entscheidung, doch was blieb ihm schon übrig? Gute Männer waren sie alle, die Reatinus nicht persönlich kannte und daher kein konkreteres Urteil über sie hatte. Wahrscheinlich hatte Valerian ihre Allerbesten herausgesucht.


    Befehl



    Folgende Männer wurden zu einem Treffen auf Anliegen der Prätorianergarde außerwählt:


    Servius Suetius Hirpinus, I. Cohors; III. Centurie
    Decimus Appius Molliculus, I. Cohors; IV. Centurie
    Memmius Petilius Sacrativir, I. Cohors; IV. Centurie
    Potitus Bruttius Chilo, II. Cohors, I. Centurie
    Manius Scantinius Praeconinus, II. Cohors; V. Centurie
    Decimus Fonteius Ligur, III. Cohors; III. Centurie
    Lucius Iulius Antoninus, I. Turma
    Aulus Laronius Icelus, II. Turma


    ...


    ...


    Diese Personen haben sich am ANTE DIEM VIII ID FEB DCCCLX A.U.C. (6.2.2010/107 n.Chr.) gegen Sonnenaufgang auf dem Exerzierplatz einzufinden.




    So ganz stimmte die Behauptung des Quintiliers nicht - denn nicht gerade jedem Soldaten war das Denken unbedingt eine Stärke. Doch da dies ein ganz anderes Thema war, ging Reatinus nicht weiter auf die Äußerung ein und nahm die Liste entgegen, die ihm Valerian reichte und überflog sie kurz.
    Er legte die Liste wieder auf den Tisch.


    "Und ich gehe davon aus, dass ich Einfluss nehmen kann, welche zehn weiteren du mitnehmen möchtest?"

    Früh morgens, noch bevor die Legionäre von ihrer Nacht auf ihrer harten Pritsche richtig zu sich gekommen waren, stand der Tribun vorne am Tribunal. Der winterliche Hauch, der draußen wehte, ließ seinen Mantel auf dieser Anhöhe flattern, während Reatinus auf den Praefecten, die restlichen Stabsmitglieder und auf die Legion selbst wartete. Die Kälte schien ihm beinahe nichts anhaben zu können.
    Bald schon, würde sich der erneute Anblick einer aufmarschierenden Legion bieten, der Exerzierplatz würde sich so füllen, wie er es sonst nie tat. Heute würde sich der Praefect vorstellen. Endlich bekamen sie Verstärkung im Stab, die bitter nötig war - doch würde auch ein neuer Legatus Legionis kommen?

    Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian
    Es war viel später, als Valerian zum Officium des Artoriers zurückkehrte. Er hoffte, Reatinus hier noch anzutreffen. Denn er hatte bereits eine Liste von Namen für ihn. Und es war sicher besser, wenn er eine Weile darüber nachdenken konnte, bevor sie darüber diskutierten. So klopfte er an die Tür, in der Hoffnung, Antwort zu erhalten.


    Und die Hoffnung der Quintiliers schien nicht vergebens zu sein, denn aus dem Inneren heraus ertönte ein kräftiges "Herein!" Reatinus machte in letzter Zeit erst später Dienstschluss, da er noch einige Schreibarbeit zu erledigen hatte und diese nicht gerne auf den nächsten Tag hinausschob.

    Auch der Artorier gab ein gequältes Lächeln zurück... seinerzeit in den Mannschaftsdienstgraden hätte er wohl nur eine simple Frage gehabt: Wo bleibt die Verstärkung? Er wusste nicht, ob der Kaiser schon daran dachte, den Legaten zu ersetzen oder den Stab personell zu verstärken, die wirklich sinnvollen Beförderungen für die Legio I setzten in letzter Zeit eher aus. Die Ausnahme waren jüngst hinzugekommene und fähige Männer wie Brutus. Eines wusste der Artorier jedoch sehr genau: Er würde seinen Posten vorerst nicht verlassen.


    "Richtig... womöglich sehen die anderen aber auch so aus, wie ich. Leg dich rechtzeitig ins Bett, Praefectus, ein ernst gemeinter Rat, bevor du auch die Farbe im Gesicht verlierst." Reatinus hatte neben sich einen Becher mit stark verdünntem Wein stehen, wovon er einen Schluck zu sich nahm. Mit Klacken ließ er den Becher wieder auf dem Tisch nieder. "Danke für das Lob. Ich erfülle meine Pflicht so angemessen, wie ich nur kann..." Reatinus grinste: "Liegt wohl in der Familie... auch ein Schluck verdünnten Wein?"
    Anschließend hörte er dem Praefecten zu, wie er seinen Vorschlag äußerte... das wäre eine gute Alternative. Und Reatinus selbst konnte noch etwas beisteuern. "Das wäre sehr gut, Praefectus Iunius. Wenn du erlaubst, schreibe ich meinem Patronen Vinicius Lucianus. Er ist hochrangiger Senator und wird mir vielleicht Auskunft geben über die Zukunft der Legio I. Es wäre wohl töricht, wenn unser Problem nicht einmal im Gespräch wäre... vielleicht kann er sogar etwas anstoßen." Reatinus schmunzelte, als ihm die Erholung angeboten wurde... ihm hätte nur eine ordentliche Kappe Schlaf als Erholung gereicht. "Eine ruhige Nacht, in der ich rechtzeitig zu Bett gehe, gereicht mir zur Erholung, Praefectus."

    Der heutige Tag war reich an Arbeit und Reatinus verbrachte ihn damit, sich die Finger wund zu schreiben. Er hatte die letzten Nächte schlecht geschlafen und als der Präfekt nach seinem "Herein" den Raum betrat, musste er eine eher farblose Gestalt mit Augenrändern erblicken, die zwischen einigen Schriftrollen sitzend zu ihm hoch spähte. Zunächst wollte er sich erheben und salutieren, doch der Präfekt, hektisch wie er zu sein schien, befahl ihm, ruhig sitzen zu bleiben. Also legte er den Gänsekiel beiseite und richtete seinen Blick auf Brutus. Doch bevor Reatinus grüßen konnte und einen formalen Spruch wie: "Kann ich dir behilflich sein" aussprach, kam der Iunier sofort zur Sache.


    "Ahhh", seufzte der Artorier, schon wieder dieses leidige Thema, "Kein Grund, mich zu beglückwünschen... ich gedenke nicht, das Amt des Praefectus Alae in Confluentes anzunehmen. Es ist so:"
    Reatinus bot dem Lagerkommandanten mit freundlicher Geste einen Sitzplatz an, bevor er fortfuhr.
    "Wir sind ohne Legaten, der Stab der Legio I ist chronisch unterbesetzt. Wie, Praefectus, denkst du, soll es weitergehen, wenn ich gehe und hier noch ein Mann fehlt - ich habe hier nur die Stellung halten können, weil die vorhandenen, wenigen Stabsmitglieder sich größere Arbeit aufgebürdet haben. Ich kann es nicht tun - ich habe einen Eid geschworen und kann am besten dienen, wenn ich hier bleibe. Ich habe auch etwas vorbereitet... ein Schreiben an die kaiserliche Kanzlei, welches meine Worte in etwa genauso wiederspiegelt."

    Man soll mich nicht falsch verstehen, aber ist die Manus-Ehe nicht eine gängige Form der Ehe gewesen? Weshalb bedarf es da einen Grund, der darüber hinaus geht, dass ich Macro irgendwo unterbringen muss?


    *Edit 1: Dann machen wir es eben anders und nennen die Mutter: Statilia Serena. ;)


    *Edit 2: Ich hab mich darüber aufklären lassen... Fehler lag wohl bei mir, tut mir leid dafür. Danke an Ursus! :)


    Torwächter



    Der potenzielle Rekrut tat genau so, wie ihm geheißen und der Torwächter unterzog ihn der kurzen Untersuchung, routiniert und mit flinken Fingern befühlte er (fast) jede Körperregion und nickte anschließend. "Gut, scheinst sauber zu sein."


    Ein kurzes Nicken signalisierte den beiden Kameraden am Tor, dass alles in Ordnung war. "Einfach die Straße geradeaus entlang bis zur Principia... und dort meldest du dich dann am Rekrutierungsbüro an."

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Kind einer Manus-Ehe oder Artorische Inzucht? Falls ersteres wird Hungi wieder böse. :D


    Inzucht? Sehen wir Artorier aus, als würde wir sowas betreiben? :D


    Natürlich muss ich Hungi ein wenig ärgern und sage deshalb: Er ist das Kind einer Manus-Ehe. ;)