Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Der Parther hatte es schon eilig, in die Stadt der sieben Hügel zu kommen, stellte Reatinus fest. Er kannte seine Vorgeschichte nicht so sehr. Er wusste lediglich, dass Bashir ein Parther war und gefangen genommen wurde. Und dass er bei der Quintilierin gelebt hatte, von welcher Reatinus ihn abgekauft hatte. Ihn hatte es nie gestört, dass Bashir Probleme mit dem Bein hatte, denn seinen Dienst hatte er mit nicht weniger Elan vollbracht, als der restliche Haushalt.
    Der Grund für die Eile erschloss sich Reatinus schon sehr bald. Und er hatte im Grunde nichts dagegen einzuwenden, und wusste nicht einmal, dass es für Bashir eine Gelegenheit war, Rom nicht in Ketten zu erleben.
    "Nun denn... eine Belohnung für deinen Botendienst steht ohnehin noch aus", erwiderte der Tribun nickend.

    Als die Männer wieder abzogen, wollte auch Reatinus gehen, doch scheinbar war es eine Belustigung, was der Artorier getan hatte. Diesen taktischen Fehler wollte er nur ungern auf sich beruhen lassen und zog den Centurio zu sich.


    "Centurio", sagte er, "Ich will, dass du ihnen beibringst, was Sauberkeit bedeutet, bevor wir hier eine Pestseuche erleben müssen. Zusätzlich zu der Strafe des Legionärs wird dieses Contubernium einen Monat lang täglich die Baracken dieser Centurie sauber halten. Von innen, so wie von außen. Wenn sie fragen, sollen sie sich bei dem Kerl hier bedanken. Ich erwarte, dass die Männer das wirklich tun, Centurio. Du trägst die Verantwortung." Reatinus sah dem Grinsebub verärgert hinterher und verschwand dann durch die quietschende Sperrholztür.



    Ich könnte gut damit leben, weniger Falernen und Datteln zu produzieren. Also von mir aus... ;)

    Reatinus ließ den Iulier geduldig alles wiederholen und ihn seine wichtigen Notizen anstatt auf Schreibzeug im Geiste machen. Er hingegen krempelte das halbe Regal um, damit er anschließend mit einem leise gemurmelten "Ahhh..." mit dem Brief und einer kunstvollen Glaskaraffe auf den Centurio entgegenhalten konnte. Mit starker Stimme erklärte er auch die Herkunft dieses Schreibens. "Dein Verwandter Iulius Drusus hat mich gebeten, das Schreiben für dich zu überbringen. Und dieses Geschenk." Der Tribun reichte dem Iulier beides.



    An
    Marcus Iulius Licinus
    Castra Legionis Primae
    Mantua
    Provincia Italia


    Tiberius Iulius Drusus Marco Iulio Licino salutem dicit.


    Lang ist's her, dass wir uns das letzte Mal geschrieben haben, nicht wahr werter Onkel? Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass das wohl eher meine Schuld ist, als die deinige. Die letzten Wochen, es werden wohl gar Monate gewesen habe ich bei schwerer Krankheit im Valetudinarium verbracht, aber nun geht es mir wieder gut. Inzwischen, das heißt erst vor wenigen Tagen wurde ich gar vom Centurio zum Praefectus Castrorum befördert! So recht kann ich das immer noch nicht glauben, ich bin jetzt Mitglied des Stabes! Überhaupt tut sich hier in Germanien zur Zeit einiges. Mit meiner Beförderung einher ist ein Kommandowechsel an der Spitze der Legion, sowie der Provinz gegangen. Marcus Vinicius Lucianus, mein Patron ist von seinem Bruder Marcus Vinicius Hungaricus abgelöst worden. Sonst ist hier allerdings ziemlich ruhig.


    Aber nun zu dir. Wie geht es dir, lieber Onkel? Was tut sich so, bei der ersten Legion des Reiches? Apropos, derjenige, der dir diesen Brief übergibt, war früher mein Optio, später mein Centurio und zu guter letzt Praefectus Castrorum der Zweiten, und nun wird er seinen Dienst bei euch als Tribun versehen. Ein guter Mann, kann ich nur sagen. Du wirst bestimmt das eine oder andere mal mit ihm zu tun haben!


    Mögen die Götter dich schützen,


    Tiberius Iulius Drusus




    Sim-Off:

    Da wäre per WiSim auch was gekommen... aber Drusus hat mir dann nichts mehr angeboten. ;)

    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    "Eine Woche Latrinendienst, verstanden, Tribun", bestätigte der Soldat die Strafmaßnahme. Da inzwischen auch sein Centurio im Raum stand, würde er sich zwar nicht drücken könne, aber sonderlich verärgert über die Strafe schien er auch nicht zu sein. "Soll ich dich rufen lassen oder die reparierte Pritsche zu dir bringen? Oder kommst du einfach in einer Woche nochmal?" erkundigte er sich dann seelenruhig nach den Modalitäten der angekündigten Nachkontrolle.



    Das war wohl nicht die erste Strafe, die der Legionär hat über sich ergehen lassen. Nein, wahrscheinlich hatte er davor schon Unzählige erteilt bekommen und gewöhnte sich an diesen Umstand, als wäre es etwas Alltägliches. Reatinus ließ sich davon nicht beeindrucken. Viel mehr sah er darin eine Chance, weiter zu sticheln.
    "Vorbeibringen", entgegnete er kurz, knapp und laut, "Scheint wohl völlig normal zu sein, in der eigenen Scheisse zu liegen, oder gefällt dir das, Miles? Vielleicht kann ich dir einen Platz in den Schweineställen verschaffen, könnte mir vorstellen, dass du dich dort wohl fühlst. Also an die Arbeit, vergessen wir deine Herkunft mal. RÜHREN!"

    "Ich, Herrr? Ich soll nach Rrom rreiten? Ganz allein?"


    Dass es Bashir überraschen würde, damit hatte Reatinus gerechnet, doch die Worte zauberten ihm doch ein Grinsen auf den Lippen. "Nur, wenn du dich dem gewachsen fühlst", gab der Artorier etwas belustigt zur Antwort und wies dem Parther, mitzukommen. In seinem Zimmer sollte das Päckchen reisebereit stehen, wenn Alexandros es nicht vergessen hatte, dort abzustellen. "Das denke ich auch", nickte Reatinus und setzte sich in Bewegung. Lange war er nicht mehr bei seiner Familie, und es war jetzt günstig, ihr wenigstens etwas zu schicken, um ein Lebenszeichen von sich zu geben. Dies war Reatinus wichtig.


    Sie setzten sich in Bewegung und bahnten sich ihren Weg bis zu Reatinus´ Cubiculum. Dort traten sie ein und auf seiner Liege lag das Päckchen. Säuberlich verpackt, ohne die geringste Spur einer Unreinheit, nahm der Tribun es und reichte es Bashir. "Zieh los, wenn du dich bereit dafür fühlst. Nimm dir Zeit, so lange das Päckchen heil ankommt", erklärte er.

    Zum Glück konnte bei Decken nicht so viel passieren wie bei Vasen, die älter sind als er selbst, hätte sich Reatinus gedacht, wenn er anwesend gewesen wäre. Bashir kam so, wie Reatinus ihn gerufen hatte und zeigte die Spuren eines hektisch herbeigeilten Sklaven. Reatinus grinste.
    "Nur die Ruhe. Ich habe einen Auftrag für dich, Bashir", erklärte Reatinus seinen Standpunkt, "Ich habe ein Geschenk für meine Familie in Rom. Und ich verschicke es lieber über dich, weil ich dich besser kenne, als den Cursus Publicus. Nimm dir Hektor und liefer das Päckchen ab. Du hast Zeit, dich vorzubereiten."

    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    Schon als der Tribun eintrat und eine Stubenkontrolle ankündigte, hätte einer der Soldaten darauf wetten können, dass sein Platz die Aufmerksamkeit des Offiziers erregen würde. Also trat er gleich nach der Frage ohne zu Zögern und fast schon gelangweilt vor. "Das ist mein Platz, Tribun."



    "So, dein Platz?!" Reatinus war sichtlich empört über die Langeweile, die der Mann an den Tag legte. Dass er hier hereingeplatzt war, reichte wohl nicht, musste er feststellen und musste für diesen dreisten Schaden an Legionseigentum und größter Unsauberkeit auch eine Strafe aussprechen!
    "Wer hat überhaupt auf dem diesem Bett gepennt, Miles", schimpfte der Tribun laut und fuhr dabei nicht einmal 25% seine gewaltigen Stimme auf. Er zeigte theatralisch auf die beschädigte Pritsche. "Du siehst nicht so fett aus, Soldat, oder schläfst du in deiner Rüstung, so dass die Pritsche dem Druck nicht mehr stand hält? Oder liegen zwei Mann darauf?!" Das war natürlich eine Anspielung.
    "Und ne Barbarenhorde scheint hier auch gewütet zu haben. Dagegen sind die Germanen ja sauberer, und ich hab schon ein paar von denen auf dem Gewissen!", Reatinus trat dem Legionär einen der verfaulten Äpfel entgegen, welcher Kurs auf ein Fuß nahm. "Eine Woche Latrinendienst, damit du lernst, was Sauberkeit ist. Die Pritsche reparierst du auch in einer Woche, das Ergebnis will ich sehen!" Immerhin hätte der gute Mann sagen können, Reatinus würde es nicht prüfen und es am Ende doch nicht tun.

    Die Logistik war für Reatinus ein leidiges Thema, und doch zu notwendig, um vergessen zu werden. Zum Glück hatte er vorgesorgt.
    "Wir nehmen zunächst die notwendigsten Mittel selbst mit. Der Rest wird uns aus dem Castellum gesendet. Kleinigkeiten lassen sich allerdings auch aus dem Umland, den Städten, zum Beispiel Patavium, besorgen. Wir werden zumindest nicht verhungern, Centurio", erklärte Reatinus bestimmt.


    "Wenn es nichts mehr gibt, wäre das Thema von meiner Seite aus erledigt. Ich erwarte deine Centurie in drei Tagen bei Sonnenaufgang bei der Porta Praetoria. In voller Marsch- und Arbeitsbereitschaft."
    "Und, da wäre noch was", besann sich Reatinus und schrat zu einem Regal, um es zu durchsuchen...

    Reatinus setzte sich stillschweigend und wollte im Grunde nur die Fragen beantworten, die man ihm entgegen warf und seine Anweisungen abholen, denn es wurde ihm sicher schon etwas vorbereitet, was er zu tun bekommen sollte.
    Ihnen, beide waren sie schon auf irgendeine Weise hohe Tiere, wurde von Sklaven Wein aufgetischt. "Ad Prima, Legatus! Danke", sprach Reatinus und nahm einen Schluck auf diese besagte Prima. Ein Ritual, was er der Höflichkeit wegen vollführte, weil er hier neu war. Denn wie konnte er auf eine Legion trinken, die er noch nicht kennengelernt hatte?
    Reatinus hielt seinen Becher weiterhin in der Hand, saß mit gerader Haltung vor dem Legaten. Er sollte also von seiner Zeit bei der Secunda erzählen... nun gut. Sein Blick schweifte vom Legaten nicht ab... damals hatte er Lucianus hier sitzen, der auch sein Patron war.


    "Die Secunda... als ich noch jung und hitzköpfig war, ging ich nach Germanien, um das Imperium gegen die Barbaren zu verteidigen. Fing als Probatus in der Legio II Germanica an und absolvierte meine Grundausbildung. Ich diente als Legionär, Tesserarius und Optio, bis ich vom Kaiser in seiner Weisheit die Ehre erhielt, meine eigenen 80 Mann zu befehligen. Das Schicksal hat mich sogar zum Praefectus Castrorum werden lassen, doch heute bin ich hier." Dass er etwas Größeres, ein eigenes Kommando anstrebte, war doch recht offensichtlich. Wofür sonst hätte er sich "degradieren" lassen?


    "Es steht kein Anfänger vor dir, Legatus. Ich habe schon mehrmals in meiner Laufbahn gekämpft, sogar an der Zerschlagung eines Aufstandes mitgewirkt. Das noch, als ich Optio war."

    Den ersten Tag hatte sich Reatinus viel unangenehmer vorgestellt. Er hatte sich dem Legaten vorgestellt, seine ritterlichen und senatorischen Amtskollegen kennengelernt und sich mit dem restlichen Stab vertraut gemacht. Sein Officium war komplett bezogen, erste Schreibarbeiten waren erledigt. Es ging alles erstaunlich leicht von der Hand und während Reatinus seinen heutigen Dienst beendete und von der Principia zu seinem neuen zu Hause lief, konnte er endlich wieder an sich selbst und seine Familie denken. Diese war ihm nun näher als von Germanien aus, und es war eine Art familiäre Eingebung, dass er dies sogar spüren konnte. Dass ihm wärmer ums Herz wurde, hatte er also nur begrenzt dem warmen Klima Italiens zu verdanken.


    Vor dem Domus Tribuni Angusticlavi bleib der Tribunus Angusticlavius stehen und sah es sich an... es sah alles so aus, wie die Legio II... es kam ihm vor, wie ein einziges, großes Déjà-Vú. Er schob den Schlüssel hinein in die Tür, öffnete sie und während er hereintrat, erhob sich Baldram, der Ianitor. Die Ochsen und Pferde waren scheinbar schon in den Ställen, während die Wagen zwar leer, aber noch da waren.
    "Na, Baldram? Gab es Probleme?"
    "Nein, Herr!"
    "Gut."
    Reatinus mochte es, wenn alles problemlos lief und er hasste unerwartete Schwierigkeiten. Sein Leben war etwas, dass gerade laufen musste. Es duftete heimisch, es wurde gekocht und Reatinus liebte diesen Geruch. Er fühlte sich schnell wie zu Hause. Als er einen kleinen Rundgang durch das Haus machte, stellte er sogar fest, dass alles dort war, wo es sein musste. Sklaven gingen ihres Weges und grüßten, Reatinus grüßte zurück.


    "Bashir! Wo bist du, ich brauche dich!" Jemand anderes, den er mit einer wichtigen Aufgabe betrauen konnte, fiel Reatinus in diesem Moment nicht ein. Außer Alexandros, aber der hatte alle Hände voll zu tun.

    Obwohl es schon hätte reichen müssen, wenn ein ritterlicher Tribun als hohes Tier ein Contubernium stürmt, gesellte sich sogar noch ein Centurio, genau genommen DER Centurio dieser Truppe, zu ihnen. So pompös wollte Reatinus die Stubenkontrolle nicht gestalten, dass man dachte, hier wäre jemand umgekommen. Aber wenn der Centurio schon da war, konnte Reatinus auch seinen Vorteil daraus ziehen, wenn es vier statt zwei Augen waren. Reatinus nickte auf die Meldung des Optios hin und wandte sich zum frisch eingetroffenen Centurio.
    "Salve, Centurio! Nichts besonderes", Reatinus ging in steifster Haltung (seine Haltung war von Grund auf etwas steif, aber jetzt gab sogar er sich Mühe) herum und besah die Pritschen und an einer Schlafstätte, deren Zuteilung er nicht kannte, blieb er stehen. "Nur eine Stubenkontrolle." Er sah sich ein wenig um und fand Dinge, die er ab und zu sogar in der Legio II fand. Spuren der sexuellen Notdurft, ein wenig Chaos hier, ein wenig Chaos dort, dahingeschmissene, (in schlimmen Fällen auch rostige) Ausrüstung, ...
    Hier dagegen war es fast schon sauber, mit Ausnahme des Platzes, den Reatinus gerade begutachtete. Etwas angewidert von den stinkenden Essensresten, die hier lagen, fragte Reatinus bedrohlich:


    "Wem gehört denn DIESER Platz hier? Der Pferdestall ist ja noch reinlich dagegen!"


    Als er sich weiter umsah, entdeckte er, wie labil die Pritsche war, auf der hier geschlafen wurde - und es war kein Wunder, ein Bein war ziemlich brüchig und das musste ohne Frage ein Schaden gewesen sein, den der Besitzer verursacht hatte. Als der Tribun etwas an der Pritsche rüttelte, bestätigte sich seine Vermutung.

    Die Wahl fiel schnell auf den am wenigsten ausgelasteten Centurio und so hatte Reatinus die Möglichkeit, dem Offizier eine Beschäftigung zu geben. Auch wenn die Meldung nicht allzu freiwillig kam, so meldete sich der iulische Centurio, als die Blicke seiner Kameraden auf ihn lasteten.
    "Gut", sagte Reatinus in militärischer Manier, "Dann darf der Rest wegtreten, wir haben nichts mehr zu besprechen." Während Reatinus wartete, dass jeder Centurio schön geordnet den Raum verlaß, sah er noch einmal auf die auf dem Tisch liegende Schriftrolle mit den Namen der Centuriones und ihrer Zuteilung. Centurio Marcus Iulius Licinus... für ihn hatte Reatinus einen Brief seines Verwandten Drusus, fiel dem Tribunen ein, der jedoch erst das Geschäftliche besprechen wollte.

    "Nun gut... einen Tagesmarsch nach Nordosten hin entfernt, nicht weit von Patavium, befindet sich eine ausbesserungswürdige Straße. Die ein oder anderen Zeichen der Abnutzung entfernen, eventuell ganze Abschnitte neu bebauen - die Straße wurde seit einer Weile nicht mehr gewartet, deine Centurie sollte sich auf harte Arbeit einstellen. Im Gegenzug kann ich sehen, ob ich für deine Männer eine angemessene Belohnung herausschlagen kann."

    "Herzlichen Glückwunsch, Milites", hallte es laut im Raum und man musste sich fragen, ob die Wände dieser unglaublichen Belastung stand hielten, "Ihr wurdet auserkoren, die unzweifelhafte Ehre einer Stubenkontrolle über euch ergehen zu lassen!"
    Reatinus hielt auf die fein säuberlich in einer Reihe aufgestellten Legionarii zu und sah in ihren Gesichtern die Zeichen einer großen Überraschung. Aber es geschah ja nicht jeden Tag, dass ausgerechnet ein Tribun einem ins Zimmer platzte, weshalb Reatinus diese Zeichen durchaus nachvollziehen konnte. Auf einmal hörte er jemanden "Treib deine Scherze gefälligst woanders" rufen, doch wie dumm war es doch, dass Reatinus sich umwandte und dort niemanden entdeckte.


    "Soll mich doch Iuppiters Blitz treffen, wo bleibt die Meldung?!"

    Obwohl Reatinus sein neues Officium sehr geräumig fand, wurde es angesichts der vielen Personen, die zu seiner Überraschung hereinkamen, langsam wirklich eng! Wahrscheinlich war es eine der Kohorten, die Reatinus übernehmen würde. Er erkannte sofort die Federbüsche auf den Helmen der Männer, die ihren Stand als Centuriones signalisierten. Sie grüßten und salutierten im Chor, der Tribun erhob sich und umrundete seinen Tisch.


    "Salve, meine Herren", sprach Reatinus in angespannter Haltung, "Ich bin der neue Tribunus Angusticlavius Servius Artorius Reatinus."
    Reatinus musterte die Männer alle nacheinander. "Neunte Kohorte also... also seid ihr die Centuriones, deren Kommando ich übernehme. Seid euch versichert, dass ihr in guten Händen seid, denn ich bin kein Anfänger. Genau genommen habe ich angefangen, wo auch ihr angefangen habt!"
    Reatinus holte eine Liste mit den Namen der Centuriones und diversen (für Außenstehende unwichtigen) Eintragungen aus einem Regal heraus.



    "Nun gut... wir werden uns kennenlernen, doch jetzt müssen wir zum Geschäftlichen. Nach Absprache mit den anderen Tribuni und dem Praefectus Castrorum fällt mir die ehrenvolle Aufgabe zuteil, einen Straßenbau zu leiten. Jemand Freiwilliges?"
    Geradezu lässig warf er diese Frage in den Raum, auch wenn er wusste, dass es wohl keinen Streit geben würde, wer eine Zusatzaufgabe übernahm.

    Viel Besuch erhielt man als ritterlicher Stabsoffizier und Reatinus fand darin sogar eine Parallele zu seiner Zeit als Lagerkommandant - auch da bekam man vor allem Anfangs viel besuch. Wenn nicht sogar weniger!
    Völlig vertieft in seinen Papierkrieg (der Anfang war die größte Hürde), blickte Reatinus hinauf und legte den Gänsekiel beiseite.


    "Herein", ertönte es aus dem Inneren des noch wenig eingerichteten Officiums.

    Man könnte nie behaupten, ein ritterlicher Tribun hätte wenig zu tun, ohne seine Seriosität zu verlieren. Auch Reatinus hatte in seinem Terminkalender viele vergebene Plätze und galt vielleicht sogar als eine Art antiker Workaholic. Im Gegensatz zu dem Amte als Praefectus Castrorum, welches der Artorier vor seinem Beitritt in die Legio I ausübte, hatte er jedoch weniger zu tun und musste mit diesem gewaltigen Unterschied erstmal leben lernen. Und da er seine Freizeit noch nicht verplant hatte, kam er auf die Idee, sie eben in Nebentätigkeiten zu investieren. Zum Beispiel um nachzusehen, ob in den Barracken alles mit rechten Dingen ablief. Sich Respekt verschaffen. Mit seiner kräftigen Offiziersstimme in die Geschichte eingehen und so weiter... und natürlich um zu sehen, was für Kerle die Legio I hervorbrachte und ob diese mit den Milites der Legio II überhaupt mithalten konnten.
    Es kam völlig unangekündigt. Schon als Centurio liebte Reatinus Überraschungen und manchmal erinnerte er sich an diese Zeit, als wäre sie gestern gewesen. Prächtig gewandet schwang sich Reatinus zur vierten Centurie der neunten Kohorte und pickte sich wahllos ein Contubernium heraus, es zu stürmen. Schwungvoll knallte die sperrige Tür mit lautem Quietschen und Rummsen gegen die Wand und noch bevor man Reatinus erstaunte Blicke zuwerfen konnte, erhallten laute, ohrenbetäubende Schreie durch den Raum und hallten sogar noch ein wenig nach.


    "Milites, venite!! State!!" ( "Milites, angetreten! Stillgestanden!" )


    Wie in seinen Centurionentagen... es kam dem Artorier vor, wie ein Dèjá-Vú.

    Ein Sklave des Artoriers brachte einen Brief vorbei und gab 110 Sesterzen ab... 10 für den Brief und weitere 100 für eine Wertkarte.





    Ad Marcus Petronius Crispus

    Provincia Germania
    ~~~~~
    Mogontiacum
    ~~~~~
    Domus Petronia


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    Salve, mein Freund!



    Lang ist´s nun her, dass wir letztes Mal voneinander gelesen haben, geschweige denn, uns unter vier Augen getroffen haben. Ich denke noch viel über meine Vergangenheit in Mogontiacum und in der Legio II nach. Ehrlich gesagt, bereue ich es ein klein wenig, dass ich euch alle dort im Norden verlassen habe. Doch ich muss in die Zukunft blicken und werde in der Legio I meinen weiteren Karriereweg meistern. Die Legion hier ist nicht anders als die II. Nur das Klima ist eine Sache, die ich noch meistern muss, selbst wenn Italien meine Heimat ist!


    Schreibe, Crispus, was machen unsere Ambitionen? Wie geht es dir und deiner Familie? Ich hoffe, es geht euch allen gut und ich kann im Militär meinen Dienst ohne Bedenken vollbringen...


    Richte auch Crispina meine besten Wünsche aus. Ich habe sie nicht vergessen. Darf ich ihr schreiben?


    Mögen die Götter ihre schützenden Hände über euch halten.




    Während Reatinus mit Blicken beäugt wurde, welche er als Probatus abbekam, was wiederum lange her war, stand er still und diszipliniert, wie es sich für einen Legionsveteranen gehörte. Er sah seinem Vorgesetzten tief in die Augen - sein eigener Blick war dabei kalt, starr und entschlossen. Nein, er ließ sich nicht einschüchtern. Dazu hatte er schon zu lange in der Legion gedient, zu viele Kämpfe ausgetragen. Reatinus war zu einem loyalen Veteranen herangewachsen, mit einem kühlen Kopf, den nichts so schnell aus der Fassung brachte. Hinter dem Rücke verschränkte er seine Arme und antwortete mit einem militärisch strengen: "Danke, mein Legat!" Anschließend nickte er und nahm Platz.


    "Nichts, was der Rede wert wäre", nickte Reatinus diesmal etwas gelassener. Er erzählte den Leuten, was für sie relevant war. Dass sie in der Reise ein zerstörtes Rad hatten, das würde den Legaten gelinde gesagt relativ kalt lassen.