Der Iulier hatte natürlich kein Heimweh und war an die germanischen Winter voll und ganz gewohnt. Wie konnte es auch anders sein, war er hier doch aufgewachsen. "Wenn man es anders kennt, sind sie jedoch sehr wohl schlimm. Doch man gewöhnt sich an alles. Nur, wenn man vorher im warmen Rom war, ist es eben schon etwas Anderes.". Auf die zweite Frage musste Reatinus scharf nachdenken... als er in die Legion eingetreten war... das war schon eine halbe Ewigkeit her. Sehr viele Jahre lagen zwischen Reatinus´ Anfängen und dem heutigen Tag, doch Offiziere, die man liebend gerne als Leuteschinder in Erinnerung behielt, vergaß man nicht so schnell!
"Mein damaliger Centurio hieß Titus Germanicus Traianus. Ausgebildet wurde ich jedoch vom damaligen Optio Appius Terentius Cyprianus... der später Centurio wurde. Heute ist der Mann erfolgreich in der Politik. Vielleicht hörst du von ihm.", entgegnete Reatinus, schwelgend in nostalgischen Gedanken. Er hatte schon an so vielen Militäreinsätzen teilgenommen, so viel gesehen... und von seinen zwanzig Jahre blieb noch ordentlich etwas übrig.
Schon kam die Kellnerin wieder mit der Bestellung zurück, servierte den Wein und erntete natürlich heimliche Blicke auf ihren Hintern, die direkt von Reatinus ausgingen. Als sie wieder hinfort tippelte, blickte Reatinus sogar kurz nach... noch einen kleinen Blick erhaschen... bis er sich wieder grinsend Drusus zuwandte. "Eine Augenweide.", witzelte er und kam dann wieder zum Gespräch zurück, "Natürlich. Ich war schon hart, aber fair. Crispus war in gewissem Sinne eine Steigerung von mir. Er zog manche Sachen anders durch, als ich es in Erwägung zog. Es hatte sich viel verändert, als ich die Kontrolle über die IV. übernommen hatte. Nicht, dass es schlecht war.". Crispus war nämlich Reatinus´ Freund, was nicht jeder wusste.
