Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Reatinus beobachtete erfreut, wie der Tribun seine Geste über sich ergehen ließ. Eigentlich hätte er ja nichts Anderes erwartet. "Keine Sorge, Tribunus.", erleichterte Reatinus, "Mein Zinken hat schon so Einiges eingesteckt. Ich möchte gerne mitkommen, falls es für Dich in Ordnung ist.". Es war nicht so, dass der Schreihals Ursus nicht vertrauen würde oder derart. Im Gegenteil, nach dieser Aktion würde er dem Aurelier sogar sein Leben in die Hände geben. Reatinus war aber das Hauptziel dieses Anschlags, und er wollte selbst vor dem Legaten anwesend sein und über diese Männer urteilen. Reatinus wollte es unbedingt so.


    Er wollte sich das Ganze zumindest nicht zwei Mal sagen lassen. "Wenn du bereit bist, Tribun, dann lass uns gehen.".

    Reatinus ließ sich stumm auf das Pferd tragen. Dieser Eques sollte ihn also ins Lager bringen, der Centurio wollte über ihn bescheid wissen... also blieb sein Fehlen nicht unbemerkt. Vielleicht wurde eben deshalb der Capsarius entsandt, der Reatinus´ Wunde gekonnt versorgte. Reatinus hatte wohl Glück im Unglück. Ob der Petronier sich wohl Sorgen um ihn machte?
    Reatinus war schweigsam geworden nach diesem Kampf gegen Marcomer, obwohl er gerne und viel redete. Doch er hatte es geschafft. Er hatte Marcomer getrotzt und ihm das gegeben, was er verdiente. Der Gerechtigkeit war wohl Genüge getan. Natürlich hatte das alles auch seinen Preis. Und ein Blick auf Reatinus´ Schulter verriet ihm, dass Gerechtigkeit manchmal verdammt teuer sein konnte!
    Er sah sich auf dem Pferd liegend um, während Merowech ihn transportierte. Reatinus hoffte, sich irgendwie ablenken zu können. Nicht an die Schulter denken! Bloß nicht! Auf dem Pferd nahm man als Reiter eine komische Auf und Ab-Bewegung wahr. Scheinbar hatten sich diese Reiter, denen Reatinus sein Leben zu verdanken hatte schon daran gewöhnt. Für Reatinus war die Reiterei nichts, von daher war es ein unbekanntes Gefühl. Der Optio erinnerte sich an die Zeit als Probatus, seine formellen Reitübungen. Der Gedanke ließ ihn trotz seiner Lage ein Schmunzeln hervorbringen. Wie er sich damals nur angestellt hatte!


    Merochwechs Frage riss Reatinus aus den Gedanken, der seinen Kopf erschöpft zu ihm wandte. "Ja, gerne... wenn ich einen bekomme...".

    Es war recht früh am Morgen, als Reatinus wieder auf dem Exerzierplatz stand, um einen weiteren Ausbildungstag durchzukauen. Nichts Neues. Kurz ließ er den morgendlichen Sonnenschein auf sich einwirken. Noch war es ruhig auf dem Exerzierplatz. Doch verschwand die Stille auf einen Schlag, fortgeweht durch die kräftige Stimme des Schreihalses.


    "Probati, venite!!".


    Geduldig wartete Reatinus darauf, dass die Neulinge antreten würden.

    Reatinus bemerkte zu seinem Erstaunen, dass die Probati wirklich gekonnt an den Pfählen übten... und sich nicht verletzten. Innerlich freute er sich darüber, einen Schritt mit ihnen weitergekommen zu sein. Und da es so gut voran ging, konnte Reatinus die Übung auch schnell beenden. Wohl in der Sicherheit, die Probati wehrhaft gemacht zu haben. Zumindest so sehr, wie Frischlinge ohne erste Kampferfahrung nur sein konnten.


    "Probati, venite!", ließ der Schreihals sammeln.


    "Für heute entlasse ich euch! Heute habt ihr gelernt, euch mit Waffen zu wehren! Das ist eine der wichtigsten Übungen eines Legionärs, also vergesst sie mir nicht und rostet mir ja nicht ein! Abite!".

    Das Contubernium III fand sich vor dem Centurio ein, der wie üblich stolz seine Brust in die Höhe steckte und eine Haltung zeigte, die eines Offizieres angemessen war. Dem III. Contubernium folgten nach und nach die anderen. Gekonnt reihten sich die Soldaten in der Formation ein und erwarteten ihre nächsten Befehle. Welche sogleich folgten:


    "Milites!", rief Reatinus laut und deutlich, "Uns kommt heute die Ehre zuteil, Holz für den Limes schlagen zu gehen! Freut euch darüber, denn das wirkliche Vergnügen steht euch noch bevor! Irgendwann dürft ihr nämlich auch buddeln gehen wie die da...", Reatinus zeigte auf die Männer, welche für den Limesausbau graben mussten, "...und das wird ein dreckiger Spaß! Äxte und Maultiere bereit machen, ich will hier keine Zeit verschwenden!".

    Allmählich bemerkten die drei Übeltäter, dass sie keine Chance mehr hatten. Ihre Kapitulation kam Reatinus gerade recht, denn obwohl er noch halbwegs fit war, setzten die Schläge und der Nasenbruch ihm ein wenig zu. "So eine Scheisse...", zischte der Centurio erboßt. Der Blick, der sich darauf auf die drei Legionäre richtete, verhieß den Männern überhaupt nichts Gutes. Es war ein typischer Wenn-Blicke-Töten-Könnten-Blick. Er würde wohl noch bevor er zum Valetidunarium geht mit dem Legaten sprechen und sehen, ob er eine unerhenhafte Entlassung durchsetzen könnte. Nicht etwa aus Rachegelüsten - sonst wäre Reatinus genauso wie diese hinterlistigen Ratten - doch ein wenig auch aus Zorn auf die Männer. Es war immerhin ein sehr hartes Vergehen gegen einen Offizier. Und Reatinus wäre der Letzte, der das auf sich sitzen lassen würde. Reatinus wischte sich mit der Hand kräftig den Blutfaden runter, welcher aus der Nase schoss.


    "Tribun...", wandte sich Reatinus an Ursus, "... ohne dich wäre mein Gesicht jetzt wohl Matsch. Ich danke dir.". Reatinus klopfte dem Aurelier anerkennend auf die Schulter. Obwohl er nicht wusste, ob er das bei einem höherrangigen Offizier überhaupt durfte, tat er es. Er wollte Ursus seinen Dank aussprechen, und Gesten sagen mehr als tausend Worte. Auch dem Optio klopfte Reatinus auf die Schulter, welcher sich ohne zu zögern ins Gefecht stürzte. "Reife Leistung, Optio, du hast gut reagiert. Danke.".


    Obwohl man nicht hören konnte, was die Offiziere miteinander beredeten, standen da immer noch Schaulustige, welche Reatinus überhaupt nicht gebrauchen konnte. Streng und mit seinem kräftigen Stimmorgan wandte der Schreihals sich an jene: "Was gibt es denn zu gucken!? Habt ihr nichts zu tun!?". Auf einen Schlag löste die beobachtende Menge sich auf und ging den alltäglichen Routinearbeiten nach. Reatinus schüttelte nur den Kopf und wandte sich wieder an Ursus und Drusus. "Also gut... ich würde mit dem Legaten sprechen und sehen, ob man eine unehrenhafte Entlassung herausschlagen kann. Kommt ihr so lange klar?". Dann nahm sich Reatinus sein Halstuch und hielt es sich unter die Nase, um das Nasenbluten einzudämmen.

    Reatinus wurde gefragt, ob er zurück zum Lager konnte. Dies konnte er noch verstehen, und langsam kehrte auch seine Wahrnehmung zurück. "Zurück zum Lager...", wiederholte Reatinus nach einem Husten, "Liebend gern... aber nicht alleine... und auch nicht auf den Beinen...". Wieder durchfuhr Reatinus´ Körper ein blitzartiger Schmerz, der ihn zusammenzucken und laut aufstöhnen ließ. Mit dem Bewusstsein kehrte auch das Wissen zu Reatinus, dass er dem Tod ein Schnippchen geschlagen hatte. Und das nur sehr knapp. Er hatte diesen Equites letztendlich sein Leben zu verdanken. "Danke.", murmelte er, während er den Schmerz strapaziert ertrug. Er spürte wieder Kälte, der kalte Wind, der unermüdlich durch den Wald fegte. Er spürte wieder Leben und zugleich auch die Verletzlichkeit eines Normal-Sterblichen. Seine Schulter erinnerte den Optio an jene Verletzlichkeit. Er hätte vorsichtiger gegen Marcomer vorgehen sollen.

    Tatsächlich gingen die Arbeiten am Lager schnell voran. Nachdem die Legionäre ihre Aufgaben erledigt haben, konnte Reatinus gegen Abend endlich auch sein Quartier im Zelt beziehen. Da der Centurio jedoch selbst sehr müde war, verzichtete er darauf, sein ganzes Gepäck zu ordnen. Er schwang sich lieber eiligst und müde auf die Pritsche und sammelte Energie für den nächsten Tag. Innerhalb von Sekunden befand sich der Centurio schon im Land der Träume.


    Die Nacht verstrich ruhig und erneut ging die Sonne über der Grenze Germaniens auf. Reatinus war pünktlich aufgestanden und brauchte nicht lange dabei, sich wieder die ganze Ausrüstung anzulegen. Als dies getan war, schritt er hinaus und weckte mit seiner lauten Stimme die anderen Legionäre. Ein geschäftiges Treiben entstand im Lager.


    "Milites, venite!", rief Reatinus die Männer zum antreten. Wo steckte wohl der Tribun?



    Sim-Off:

    Wir haben jetzt ein wenig vorgespult, damit´s voran geht. :)

    Reatinus verabschiedete sich mit einem gekonnten Salut vom Tribunen und machte sich daran, die Befehle an seine Männer weiterzuleiten. Das Lager nahm allmählich Gestalt an und immer mehr Zelte schossen förmlich aus dem Boden hervor. Langsam näherte sich auch die Nacht und die Sonne warf ihren Nachmittagsschein über das sonst so trübe Germanien.


    "Los, Wasservorräte auffüllen, Latrinengräben graben, die restlichen Zelte aufstellen! Ich will ein funktionstüchtiges Lager sehen! Unsere Zeit hält sich in Grenzen, hopp hopp hopp!", treib Reatinus seine Männer an, sich zu beeilen.

    Und dem war auch so. Reatinus öffnete langsam die Augen, war jedoch desorientiert und irritiert. Langsam überkamen den Optio wieder die Lebensgeister. Doch die höllischen Schmerzen an der Schulter hätten Reatinus dazu verleitet, sich wieder in die Bewusstlosigkeit zu begeben. Reatinus´ Schulter war jedoch versorgt und verbunden, er selbst war eingewickelt in zwei Decken, welche wenigstens etwas Wärme spendeten. Die Reatinus jedoch noch nicht so recht von Kälte zu unterscheiden vermochte. Ein übler Nachgeschmack einer sehr starken alkoholischen Mischung lag ihm auf der Zunge. Reatinus sah sich um, als er dazu wieder die Kraft schöpfen konnte. "Was... wer seid ihr...?", fragte Reatinus deutlich geschwächt. Er sah Menschen, doch er konnte sie nicht recht zuordnen. Sie schienen ihm zu helfen, doch er wusste nicht, wie er sich bedanken soll. Verwirrt blickte er einfach nur umher und gab keinen Ton von sich. Die Wunde nahm ihn stark mit, doch dank des Capsarius würde er wenigstens nicht mehr sterben. Naja, folgte ja noch das Wundfieber, welches sich mit den Schmerzen paaren sollte.

    War die Straße, in welcher der Kampf entbrannte noch so leer, dass man Reatinus fast unbemerkt attackieren konnte, versammelten sich jetzt umso mehr Schaulustige. Es sprach sich schnell herum. Wann sonst trafen ein senatorischer Tribun, ein Optio und ein Centurio zusammen, um sich sich Seite an Seite einen Kampf gegen drei Legionäre zu liefern? Andererseits teilten sich die Gemütsregungen zu dem Schauspiel. Einige waren drauf und dran, ihre Favoriten unter den Kämpfenden anzufeuern, anderen wohnten geschockt und teilnahmslos dem Geschehen bei. Wieder andere wollten sogar dazwischen gehen, doch niemand traute sich so recht. Wohl aus Angst, selbst Prügel einzustecken.


    Doch zurück zum eigentlichen Geschehen: Reatinus wandte sich auf dem Weg zu Leatilius um, als er von Hinten wieder einen Kampf hörte. Sanquinius war wieder aufgestanden und wollte angreifen, doch der Optio verhinderte zum Glück den Erfolg dieser Aktion. Die Hinterlistigkeit dieser Ratten nahm kein Ende! Für Lob blieb später Zeit, denn Ursus braucht immer noch Unterstützung. Gerade zur Richtigen Zeit kam Reatinus an und stürzte sich auf Leatilius. Dieser erahnte schon, wer sich auf ihn stürzte und verpasste Reatinus einen mehr oder weniger starken Schlag ins Gesicht. Ein weiterer folgte, der jedoch nicht vom Erfolg gekrönt war, da Reatinus sich pfeilschnell duckte. Der Schreihals konterte mit einem weit ausgeholten Kinnhaken, der den führenden Kopf dieser Bande wieder zu Boden krachen ließ. Dann wandte sich Reatinus an Tribunus. Für Bitten war keine Zeit, deshalb rief er einfach: "Tribunus, knöpf dir den Hühnen vor. Er ist voreilig und unüberlegt, mach es dir zunutzen!". Derweil wollte Reatinus Leatilius beschäftigen...

    "Vale!", entgegnete Reatinus und erwiderte den Salut des Germanicers. Ob er sich an die Vorschrift halten würde? Eigentlich konnte es Reatinus doch nicht kontrollieren, aber er hoffte zumindest, dass er als Offizier genügend Ausstrahlung hätte, dass seine Befehle eingehalten werden würden. Obwohl man es Probus aus der anderen Sicht heraus nicht hätte verübeln können. Schließlich war er auch nur ein menschlicher Soldat.


    Wie auch immer. Reatinus wandte sich und hielt wieder auf die Vorratsräume zu... er hatte vergessen, wie weit er war und musste von vorne anfangen. Mist!

    Reatinus rieb sich nachdenklich das Kinn. Hatte er dem Germanicer nicht neulich erst Ausgang gegeben? Zu seiner Beförderung? Allerdings sprach er von einer privaten Angelegenheit, und Reatinus war meistens großzügig darin, Ausgänge zu verteilen. Er entschied sich, mal nicht so zu sein und bestätigte Probus´ Anfrage. "Nun gut, du sollst deinen Ausgang bekommen. Warte einen Moment.", äußerte Reatinus und verschwand schnell in seinem Officium.


    Zurück kam Reatinus mit einer Wachstafel, auf welcher er wie immer einige Worte zum Ausgang schrieb. Er merkte dabei, dass diese Worte meistens gleich waren! Nur dieses Mal mit der Beschränkung, dass er Probus nichts trinken lassen wollte. Verkaterte Legionäre waren immerhin auch eine schlimme Angelgenheit. Reatinus reichte Probus entspannt die Wachstafel mit folgenden Worten:



    Ausgangsgenehmigung


    Hiermit wird dem Legionarius Tiberius Germanicus Probus Ausgang gewährt. Der Legionarius hat nüchtern und vor Schlafenszeit zurück zu sein. Widrigkeiten oder unsachgemäße Zustände sind umgehend bei mir zu melden.




    Servius Artorius Reatinus




    "Hier, Legionarius. Da es eine wichtige private Angelegenheit ist, bekommst du deinen Ausgang. Aber mit einigen Beschränkungen.", sprach der Schreihals im Geschäftston.

    Nach dem scharfen Aufschrei, den auch Reatinus vernahm, hörten die Schläge auf. Reatinus´ Nase blutete gewaltig und sein Kopf fühlte sich schwammig und weichgeklopft an. Doch er war durchaus noch in ordentlicher Verfassung, wäre er doch nicht Centurio geworden, würde man ihn so schnell unter kriegen. Doch die Prügel hinterließ ihre Spuren. So zum Beispiel ein Nasenbruch und ein blaues Auge.
    Wenige Momente später hörte man Kampfgeräusche. Obwohl Reatinus nicht genau merken konnte, wer ihm da zur Hilfe eilte, konnte er wenigstens diese eine erleichternde Tatsache feststellen. Es war wie eine Erlösung, als der Kopf von Reatinus nicht mehr mit Schlägen bombardiert wurde.


    Die Legionäre hatten ihr Vorhaben gut geplant, doch sie hatten keinen "Plan B" ausgearbeitet. Dabei sollte man den doch immer haben! Doch das konnte ihnen zum Verhängnis werden. Denn Leatilius hatte nicht mehr im Sinn, Reatinus festzuhalten und ließ ohne Vorwarnung an seine Kameraden los. Blitzschnell stürmte er hinfort und wollte sich über Ursus hermachen, während Reatinus nun seine Chance sah. Sanquinius letztendlich erstarrte, als er Reatinus dabei beobachtete, wie er den Stoffsack von seinem Haupt entfernte. Er vergaß sogar, Reatinus anderen Arm loszulassen. "Huhu...", meinte Reatinus ironisch. Innerhalb von Millisekunden platzierte Reatinus seine zur Faust zusammengeballte Pranke mitten ins Gesicht von Sanquinius. Der Mann machte sich nicht einmal mehr die Mühe, aufzustehen und ergab sich wehleidig wimmernd. "In eurer Haut möchte ich nicht stecken!", schrie Reatinus drohend. Er fuhr sich mit der Hand die Nase entlang und stellte jetzt erst den Bruch fest, der ziemlich weh tat. Sein Kiefer schmerzte, aber war wohl noch in Ordnung. Naja, zumindest musste Reatinus seine Ernährung nicht auf Brei oder derart zurückschrauben. "Diese feigen Schweine... ich muss dem Legaten auch noch einen Besuch abstatten, nehme ich an.". Doch viel wichtiger war es jetzt, dem Helfer von Reatinus nun selbst zur Hilfe zu eilen. Später konnte er dann überlegen, wie er die unehrenhafte Entlassung der Männer durchsetzen wollte.


    Erst jetzt erkannte der Centurio, dass es tatsächlich Ursus war, der ihm zu Hilfe kam. Innerlich bedankte er sich beim dem senatorischen Tribunen, der einen sauberen Kinnhaken drauf hatte. Reatinus sputete sich, dem Aurelier zu helfen, denn auch Leatilius stürzte sich auf den Mann...

    Einen Tag später. Reatinus ging tatsächlich so wie immer seinen alltäglichen Aufgaben nach, nicht ahnend, was noch vor ihm stehen würde. In der Hand hielt er eine Tabula, in welcher er sich einige Notizen machte, was alles zu tun war. Reatinus´ nächstes Ziel war das Officium von Aurelius Ursus. Der senatorische Tribun wollte Reatinus in seinen vier Wänden sehen, und diesem Befehl kam der Schreihals natürlich nach. Reatins empfand Symphatien für Ursus. Nicht nur, weil er aus dem gleichen Geschlecht wie Corvinus, sein Patron stammte, sondern weil er sehr kompetent und ein freundlicher Mann war. So schaffte er es, der Centurios negatives Bild von den senatorischen Tribunen zu ändern.


    Doch ganz in der Nähe, in einer kleinen dunklen Ecke waren die drei Legionäre vom Vortag versammelt. Ihr Plan war klar und ihre Rachegelüste verschärft. Nichts konnte sie aufhalten, ihre Machenschaften und Pläne in die Tat umzusetzen. Sanquinius war bereit, den ersten Schritt einzuleiten. Er war bewaffnet mit einem Stoffsack, mit welchem Reatinus die Sicht geraubt werden sollte. Der Legionär schlich sich ganz flink immer näher zum Centurio, welcher seinen Helm bei solchen kurzen Gängen im Officium ließ. Immer näher schlich er sich heran und bereitete sich vor, sich jeden Moment über den nichtsahnenden Reatinus herzumachen.


    Zu dumm, dass Reatinus selbst nicht die Gelegenheit hatte, sich vorzubereiten. Er merkte überhaupt nichts und war mit den Gedanken beim Geschäftlichen. Bis er auf einmal nichts mehr sah und ihm ein Sack blitzschnell über den Kopf gestülpt wurde. Mindestens genauso schnell schoss Reatinus der Gedanke durch denk Kopf, dass dies nichts Gutes bedeuten konnte. Er merkte nur ein lautes, aufforderndes "Jetzt kommt, schnell!". Auf einmal war der Centurio in einer Lage, in der er nicht viel tun konnte. Er fuchtelte wild mit den Armen umher und versuchte im letzten Moment, sich zu befreien. Doch er kam nicht hinter seinen Rücken, wo sich der Angreifer befand. Der Sack, in welchem Reatinus´ Kopf steckte bot nicht allzu viel Luft und unterdrückte Reatinus´ zornigen Schrei. Um mit den Armen um sich zu schlagen, blieb nicht mehr lange Zeit. Der Plan der drei Übeltäter wurde nämlich eins zu eins umgesetzt, und bald wurden Reatinus Arme mit aller Kraft gegen seinen Rücken gedrückt. Kurz leistete Reatinus Widerstand, bis er merkte, dass er vergebens war. So war er gezwungen, auf das zu warten, was kommen möge.


    "So, Arschloch. Jetzt geht´s dir an den Kragen!", rief Numerius und setzte zum ersten Schlag an. Reatinus wusste, dies verhieß nichts Gutes. Ein Faustschlag nach dem anderen traf Reatinus´ Gesicht, der sich nicht wehren konnte und die Schläge über sich ergehen ließ. Es ging weiter, bis Reatinus aus der Nase blutete und anfing, hilflos und allein gegen drei nach jedem Schlag schmerzvoll aufzustöhnen. Das Blut, welches aus der Nase rinnte färbte einen Teil des Sacks rot. Er sah nicht, wer es war, die Stimme der "unbekannten" Personen erkannte er durch den Sack über seinem Kopf nicht gut genug. Wer weiß, vielleicht würden die Kerle ihn bis zu Verwahrlosung schlagen. Und etwas entgegen setzen konnte er nicht. Jeder Schlag ließ Reatinus´ Wut ansteigen und seinen Adrenalinspiegel in die Höhe schießen. Und dadurch versuchte Reatinus immer wieder, sich zu befreien. Es half aber nichts, denn mit zwei Armen gegen vier Arme war Reatinus im Nachteil. Er konnte sich nicht befreien...

    Mitten an einem hellichten Frühlingstag trafen sich die drei Legionäre mit Namen Laetilius, Numerius und Sanquinius an einer dunklen Ecke im Castellum. Nicht sehr weit weg von den Barracken, aber weit genug, um unbemerkt von den Offizieren zu bleiben, welche die Drei eh schon hassten. Obwohl die drei Legionäre sich gegenseitig nur mäßig leiden konnten, verband sie etwas. Sie hatten nämlich eine Bestrafung des Centurios bekommen und zeigten sich nach wie vor nicht einsichtig. Sie dürsteten nach Rache, ganz nach dem Motto "Rache ist süß". Und sie wollten sich eiskalt an ihrem Centurio rächen, ihm eine Lektion erteilen, die er nie vergessen würde.


    "Dieses Arschloch!", nuschelte Numerius seinen beiden Komplizen zu, "Die Probati sind doch zum peinigen da! Die Schwächlinge! So ergings uns doch auch, die sollen ruhig auch da durch! Scheiß Probati! Scheiß Centurio!".


    "Schweig...", unterbrach Leatilius, der führende Kopf der Dreierbande zischend, "Ich habe euch nicht grundlos zu dem Treffen berufen. Artorius, dieses Schwein... zwei satte Wochen Latrinenputzen, dieser Sohn einer Lupa! Das soll nicht ungesühnt bleiben, das sage ich euch!"


    "Ich verstehe... was hast du vor, Leatilius?", spitzte Numerius, ein kräftig gebauter Hühne die Lauscher auf.


    Leatilius grinste hämisch und zog damit noch mehr Aufmerksamkeit der anderen beiden Legionäre auf sich. Dann erklärte er seinen sorgfältig ausgedachten Plan: "Hört her... der Centurio macht täglich irgendwann Mittags seinen Gang durch´s Castellum und erledigt irgendeinen Scheißdreck. Wir werden ihm auflauern. Sanquinius, du bist so flink...", blickte Leatilius seinen Komplizen scharf an, "... du könntest dich anschleichen und ihm von hinten irgendwas über den Kopf stülpen. Der darf natürlich nicht erkennen, wer sich an ihm rächt. Danach stürme ich hinzu und wir beide halten den Schreihals fest. Der Kerl hat ne verdammte Kraft, wir müssen ihn beide festhalten, sonst befreit er sich.".


    "Und dann...", Leatilius klang sehr boshaft, "...prügelst du auf ihn ein, Numerius. Schlag ihn grün und blau, der Typ soll Blut spucken. Der bestraft uns nie wieder!".


    Die Legionäre kicherten hämisch, als Leatilius ihnen seinen Plan vorstellte. "Du bist ein Genie, Leatilius! Das machen wir! Ich freue mich schon, dem eine in die Fresse zu hauen!", flüsterte Numerius.


    "Gut, wir treffen uns morgen hier und warten auf den Schreihals... das wird ein Geniestreich, jeder wird uns fürchten!".


    Damit gingen die Legionäre vorerst auseinander und taten völlig unscheinbar. Das Treffen hat praktisch nie stattgefunden!

    Zitat

    Original von Quintus Helvetius Caecina


    [...]


    Reatinus nickte, als Caecina sich (scheinbar ein wenig unbeholfen) abmeldete. Immerhin war es sein erstes Mal in dieser militärischen Manier und er konnte ja nicht so genau wissen, wie das ging. Doch das war Teil der Grundausbildung, die er in diesem Fall Optio Iulius anvertrauen wollte. Und tatsächlich gab es eine Gruppe von Männern, die Reatinus nicht leiden konnte. Das waren nicht etwa die Besserwisser oder die Dummsteller, auch nicht die Faulenzer in direkter Form. So etwas konnte man austreiben. Es waren Männer, die die Kameradschaftlichkeit nicht achteten und auf Kosten ihrer Kameraden leben wollten. Die brachten den Centurio manchmal zur Weißglut, der wie bekannt hart, aber fair war.


    "Ich melde mich dann ab, Herr."... "Tu das", grinste der Centurio, "Abite!". ("Abtreten!")

    Zitat

    Original von Tiberius Germanicus Probus
    Als die Tür von innen geöffnet wurde, hatte ich den Centurio erwartet. Statt dessen starte ich in das Gesicht eines Legionarius. Was war denn hier los? War dem Centurio irgendetwas passiert? Ein Beinbruch oder sowas? Oder leistete er sich neuerdings den Luxus einen eigenen Wächters? Ich nickte auf die Frage des Legionarius.


    „Salve! Ja, genau den wollte ich eigentlich sprechen. Ist er nicht da oder ist irgendwas passiert? Oder was machst du hier?“, fragte ich ihn erstaunt.


    "Na, ich schiebe Wache. Is´ ein scheiss Job, aber zum Glück muss ich nich´ mehr lange. Der alte Schreihals hat ausgerechnet mich zum Wache schieben abkommandiert!", sprach der Wachmann ein wenig erboßt, "Ich ruf´ mal den Centurio.".


    Kaum beendete der Wächter seine Worte, schon ließ er einen lauten Ruf durch die Unterkünfte erschallten. Reatinus hatte ihm befohlen, bei Besuch einfach zu rufen.


    "Centurio Artorius, dich will jemand sprechen!".



    Reatinus selbst war gerade im Vorratsraum und eilte hinaus, um zu sehen, wer auf ihn wartete. Eigentlich wurde er nur ungern beim Zählen seiner persönlichen Vorräte gestört, aber warten lassen wollte er den Besucher auch wieder nicht. Er erblickte Probus und grüßte ihn militärisch. "Salve, Legionarius! Womit kann ich dir helfen?". Dem Wachmann nickte er derweil zu um zu signalisieren, dass er wieder auf seinen Posten zurück konnte.




    Sim-Off:

    Warum Reatinus einen Wächter hat... siehe überarbeiteten ersten Post der Unterkünfte. :)