Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Als Reatinus sich wieder wandte um die beiden Probati alleine zu lassen, hätte er nicht damit gerechnet, dass der Riese sogar durchdrehen und die Nerven verlieren würde. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Blitzschnell wandte sich der Centurio und sah den Mann bei seiner gänzlich verstandfreien Aktion zu. Nicht nur, dass er sich eines Steines als Hilfsmittel bemächtigte... oh nein, er wollte einem Kameraden noch ernsthaften Schaden mit dem Ding zufügen. Und das mit hinterlistigen Methoden! Reatinus schnaufte einmal kräftig, unterdrückte seinen Zorn und wohnte genauso wie der Optio dieser Vorstellung bei. Ein einziges hämisches Grinsen konnte man dem Centurio immerhin entlocken, als der Riese trotzdem eine auf die Nase bekam. Spätestens jetzt war Reatinus klar, dass man viel Zeit und harte Arbeit in dieser Rekrutentruppe investieren musste. Und dass die Wenigsten die Aufnahme als Legionär schaffen.


    Der Große wurde von dem Petronier um einen Zahn erleichtert und fand sich schon wieder auf dem Boden auf, welchen der Mann irgendwie zu bevorzugen schien. Später schritt der Optio - genau im richtigen Moment - ein und beseitigte das Problem schnell und stimmgewaltig. Reatinus war ein wenig baff, sah er den Optio doch zum ersten mal so laut und streng schreien. Ein wenig sah er sich ja selbst in dem Iulier, musste er sich ehrlich eingestehen. Mehrere Schläge prallten auf dem Riesen auf, der erst jetzt einen triftigen Grund zum weinen hatte... Reatinus ersparte sich den Einsatz seines Vitis, dem Rebstock. Annerkennend nickte er dem Optio zu, als er sich abwandte, an Reatinus vorbei striff und den Riesen mit seinem Schicksal alleine ließ. Jetzt wussten sie zumindest, dass auch mit Optiones nicht zu spaßen war.


    Doch jetzt war Reatinus dran und schritt kopfschüttelnd zum Riesen, der erneut vor Angst erstarrte. "Los, runter vom Platz! Mir wird übel bei deinem Anblick!", schrie Reatinus zornig auf und ließ erst recht den Exerzierplatz erbeben. Calenus war mittlerweile fort und übte mit jemand anders. Der Riese ließ sich dies nicht zweimal schreien und eilte wimmernd davon. So schnell hatte Reatinus noch keinen Probatus fliehen sehen. Seufzend beobachtete Reatinus den Kampf zweier anderer Probati, welche unproblematisch schienen...



    Sim-Off:

    Du könntest evtl. abschließend noch einen wirklichen Kampf aussimmen und dann gehts schon weiter. :)

    Reatinus hatte sich mittlerweile aus der geselligen Runde verabschiedet und ließ sie in aller Ruhe weiterplaudern. Denn nur zum Plaudern waren die Soldaten der Legio II schließlich auch nicht hier. Der Centurio wollte seine Aufgaben die er hatte nicht vernachlässigen, so pflichtbewusst wie er eben war. Nach und nach suchte er die einzelnen Gruppen Legionarii auf und sagte ihnen immer wieder das Gleiche: Sie sollten nicht allzu opulent auftreten und eventuell gesellig sein. Es war ein wenig anstrengend, die einzelnen, aufgeplitteten Truppen noch einmal zu finden, doch letzten Endes funktionierte es wunderbar. Reatinus zeigte sich geduldig und ließ anlässlich des Festes die raue, laute Befehlsstimme beiseite.
    Leider konnte man etwas später weniger Feiern, waren doch viele der männlichen Gäste mehr oder weniger betrunken. Einige Wenige waren es jedoch, die Radau machten und ein Eingreifen der Legionäre forderten und recht strikt aus dem Platz geleitet wurden. Immerhin gab es auch Leute, die es den Legionären einfacher machten. Ingesamt war es doch ein nettes Fest. Auch wenn den Soldaten so Einiges abverlangt wurde.



    Sim-Off:

    Ich weiß, dass mein Post jetzt plump ist. Hab den roten Faden verloren und nicht allzu viel Zeit heute. :(

    Erstaunlich, dass der Tribunus Laticlavius sich völlig ohne Zutun anderer dafür entschied, dem Centurio zur Entschädigung ein wenig Geld zukommen zu lassen. Eigentlich wollte Reatinus zuerst ablehnen und den Beutel nicht annehmen. Aber Ursus war schneller, fand sich der Geldbeutel doch schneller auf Reatinus´ Hand wieder als sich derjenige versah, an dem die Hand haftete. Verlegen - so kannte Reatinus sich selbst nicht - schmunzelte er. "Vielen Dank, Tribunus... ich werde mich um alles kümmern.". Wenigstens hatten die Männer ja etwas von dieser Stadtfeier, sodass sie doch ruhig (ob direkt oder indirekt) mitfeiern konnten. Kamen sie wenigstens nicht zu kurz! Immerhin!
    Reatinus würde, wenn es an der Zeit wäre noch einige Besorgungen für die Männer machen. Dies nahm sich der Centurio fest vor. Die Feiertagsstimmung sorgte dafür, dass Reatinus gewillt war, noch ein wenig aus der eigenen Kasse für die Männer beizusteuern und gerecht zu verteilen. Sie waren heute zweifellos fleißig und hätten sich so Einiges verdient. Für Reatinus ohnehin kein Problem. Schließlich waren die regelmäßigen 450 Sesterzen die er verdiente letztlich eine ganze Stange Geld.


    Noch bevor der Centurio Luft holte, um den herantretenden Duumvir zu grüßen, ergriff Ursus das Wort. Mit Capitolinus hatte Reatinus schon einmal Bekanntschaft machen dürfen. Obwohl das noch lange her war, erinnerte sich Reatinus daran, als wäre es gestern gewesen. Schließlich war er einer der wenigen Soldaten, die behaupten konnten, dass der Duumvir höchstpersönlich in seinen eigenen vier Wänden stand! Um was ging es bei diesem Treffen nochmal? Schlagartig fiel es dem Centurio ein. Es ging damals um Quintilius Valerian, den Reatinus zu Unrecht bestraft hatte. Der liebvoll von seinen Männern genannte Schreihals fragte sich so nebenbei, wie es dem Mann bei den Prätorianern so ergangen ist. Doch da Reatinus niemanden ins Wort fallen wollte, grüßte er erst einfach mit einem "Salve, Duumvir!" und lauschte den Worten des Aureliers und des Hadrianers. Obwohl er der Meinung war, dass eine halbe Centurie, das waren 40 Mann nicht zu viel waren für ein solch imposantes Fest, war es ihm egal. Reatinus würde so handeln, wie der Duumvir und der Tribun entscheiden würden. Die Männer wirkten allerdings nur auf dem Haufen so übertrieben zahlreich. Die würden sich ja später in kleinen Patrouillen aufteilen. Einiges konnten es kaum erwarten und stürzten sich sofort "ins Gefecht".
    Der Befehl des Aureliers der jedoch nicht so klang wie ein Befehl, wurde bewusst von Reatinus mit einem Nicken bejaht. Es war laut und Unmengen von Menschen tummelten sich hier auf dem Fest. Man könnte meinen, ganz Mogontiacum war hierher geeilt. Vielleicht war dem auch so... zumindest war eine Geste die unmissverständlichste Form, einen Befehl aufzunehmen.
    Aber Reatinus fand es schön, dass man bei dieser Festlichkeit auf die zahlreichen militärischen Formalitäten verzichten konnte. Man musste sie eh zu oft beibehalten. Ein wenig lockere Stimmung sorgte für Abwechslung und Entspannung.


    Nichtsdestotrotz würde Reatinus sich an die Arbeit machen, wenn sich die kleine Runde auflöste. Schließlich wollte er noch ein wenig mit dem Duumvir plaudern. "Das ist ein wunderbares Fest, Duumvir! Es war sicher nächtelange Arbeit, das Ganze zu organisieren! Sag, wie ist es dir ergangen nach unserem letzten Treffen?". Reatinus musste ein wenig lauter sprechen, um unter dem Trubel gehört zu werden. Dann kam auch Lando, den Reatinus mit einem freundlichen Nicken bedachte. Er kannte den Mann nicht. Aber was nicht war, konnte ja noch werden...

    Die Hoffnung des Purgitiers war nicht umsonst. Denn es dauerte nicht lange, schon nickten sich die Wachmänner gegenseitig zu und mit einem hastigen Winken hinein zu kommen, stand Maecenas die Porta Preatoria offen. Einer der Wachmänner empfing den Scriba schließlich auch.


    "Salve! Der Tribunus Laticlavius wird sich um diese Zeit in seinem Officium befinden. Einfach die Via Preatoria entlang bis zur Principia. Dort solltest du ihn finden.".

    Doch gab es auf diesem Fest nicht nur Feiernde, sondern auch Leute, die rein zu Berufszwecken anwesend waren. Einer von ihnen war Reatinus, der mit seiner halben Centurie zur Stelle war. Sie sollten eigentlich nichts weiter tun, als für Sicherheit zu sorgen und Probleme im Keim ersticken. Klang doch ganz einfach, dachte Reatinus sicher. Trotzdem wäre Reatinus jetzt zu gerne bei den Feiernden dabei, hätte mitgelacht und sich den Magen an den vielen Köstlichkeiten gefüllt. Aber auch die wehleidigen Blicke auf die Feierlichkeiten halfen letztlich nichts. Wie gut es doch die Leute gerade hatten, die sich gerade in das Getümmel und unter die Menschenmassen stürzen konnten, um freudig mit Bekannten und Familie zu feiern. So blieb den Soldaten letztlich nur übrig, ihren Job zu machen. Zumindest war die gute Stimmung ansteckend und zauberte dem Centurio ein Lächeln über die Lippen. Immerhin musste er jetzt nicht geschäftsmäßig wirken, wenn er einen Blick auf die Männer warf.


    Trotz der ausgelassenen Stimmung gab es so gut wie keine Zwischenfälle. Bis jetzt konnten die Legionäre recht entspannt ihren Anweisungen folgen. Aber es war ja noch niemand betrunken...

    Die Wache, dieses Mal war sie wortkarg, ließ den Tribunen ohne Weiteres passieren. Mit einem Nicken bestätigte der Mann die Meldung des Tribunen und lehnte sich entspannt wieder an die Porta, um ein wenig zu dößen. Der Vollmond letzte Nacht ließ den Soldaten kaum ein Auge zudrücken. Wie er das hasste!



    Auch Caelyn wurde kurz darauf mit einem kurzen Winken durch die Porta gelassen. Hauptsache, sie störte seine Ruhe nicht.

    Tatsächlich hörte Reatinus ein elendig klingendes Jammern und Wimmern, während er zwei Probati beaufsichtigte, welche schon fleißig mit dem Ringen angefangen haben. Zunächst rechnete der Centurio mit dem Schlimmsten und sah sich alarmiert um - doch fand er schließlich nur einen jammernden Riesen, der wie ein geschlagener Hund auf dem Boden lag und warscheinlich keine ernsthaften Verletzungen hatte. Mit ungläubigem Blick marschierte er auf Petronius und Calenus zu. Dieser Vorstellung wollte Reatinus nicht lange beiwohnen.


    Mit seinen kräftigen Pranken zerrte Reatinus den Riesen gewaltsam rauf, der auf einmal nicht mehr jammerte, sondern völlig starr und blass wurde. Auf einmal stellte er fest, dass er sogar den recht großen Reatinus in der Höhe übertrumpfte. Der war doch sicher gute 2 Meter groß. "Du bringst sogar einen Riesen zum weinen, Probatus Petronius. Freu dich, der Primus Pilus wäre jetzt stolz auf dich!", äußerte Reatinus mit einem hämischen Grinsen. Dann wandte er sich zu dem Riesen, dessen Namen er sich nicht merken konnte. Der Schreihals nahm Luft und begann ihn nicht gerade leise anzuschimpfen: "Was soll denn das Gejammere?! Hast du gedacht, wir fassen uns mit Samthandschuhen an oder dass wir dich betatschen wie die Lupae im Lupanar?! Oder ist die Luft da oben so schlecht?! Los, mach weiter, ich kann mir das Gejammere nicht anhören! Das ist die LEGION, und keine Spielwiese". Mit einem Ruck stieß Reatinus den riesigen Probatus zurück zu Calenus.

    Erneut stand die Sonne über dem Castellum und schien dem Frühling gerecht sehr stark. Endlich war auch die Zeit angebrochen, wo die Bäume anfingen zu grünen und die Blumen morgens schüchtern ihren Kopf öffneten. Diese Blumen würden unter der Stimme des Centurio garantiert geschlossen bleiben, als dieser wieder auf dem Platz stolzierte, um die nächste Übung zu eröffnen.


    "Probati, venite!", trommelte er die Rekruten zusammen.


    "Heute werden wir uns mit einer spannenden Lektion beschäftigen. Für den Fall der Fälle, dass ihr einmal eure Waffen verliert oder in einen waffenlosen Kampf verstrickt werdet, müsst ihr euch eben so gut es geht wehren können! Dafür lernen wir jetzt das Ringen! Ziel ist im Grunde, eurem Gegner ohne Waffen kampfunfähig oder den Garaus zu machen! Regeln gibt´s im Normalfall keine! Doch da ihr Waffenbrüder, Kameraden seid, sind euch hier Grenzen gesetzt!, erklärte der Centurio, "Ich dulde keine Schläge in die Weichteile oder sonstige empfindliche Stellen des Körpers! Wäre ja noch schöner, wenn ich hier nur Kastraten in der Truppe hätte! Ihr versucht euch ganz simpel auf den Boden zu werfen! Geht nicht zu zimperlich, aber auch nicht zu hart miteinander um! Sucht euch einen Übungspartner und los geht´s!".


    Somit wartete Reatinus geduldig, bis die Gruppen gebildet wurden und anfingen, zu ringen. Wie immer rechnete er mit einem Ansturm auf die Kleineren Probati. Und dass die Großen wohl kaum jemanden zum üben finden würden.

    Weiter ging die Übung und unermüdlich trieben die beiden Offiziere die Probati an, welche anfänglich nicht gut marschierten. Sie beherrschten es stattdessen sehr gekonnt, sich gegenseitig in die Hacken zu treten. Das hatte einen sehr störenden Einfluss auf den Gleichschritt und gehörte beseitigt, meinte Reatinus. Eine Zeit lang lief es doch gut, warum jetzt nicht mehr? Und als dann die kleine Kettenreaktion entstand, war der Schreihals drauf und dran, mit Stimmgewalt für Ordnung und Disziplin zu sorgen. Doch nahm der Optio ihm diese Aufgabe ab, weshalb der Centurio fortsetzte mit seinem "Leavum, leavum, leavum, ...".


    Allmählich vollzog sich der Übungsmarsch. Nachdem der Optio Ordnung in den Gleichschritt brachte, gab es keine größeren Beanstanden mehr. Dies war sehr mildernd für das Stimmorgan des Centurios, der schließlich keinen Grund mehr hatte, dieses über die Probati fegen zu lassen. Nach genau gezählten drei Runden über dem Exerzierplatz hob Reatinus die Hand zum stoppen und stellte sich vor die Formation. Der Marsch war für die angehenden Legionäre sichtlich anstrengend gewesen.


    "Probati, heute habt ihr gelernt, wie ihr euch gegenüber Offizieren verhaltet und eine kleine Einführung zum Legionsleben bekommen! Euer Weg zum Legionär wird lang! Wenn ihr jetzt schon schwitzt, wartet nur ab bis morgen, da machen wir nämlich Ringen! Abite!" ( "Abtreten!" ), ließ Reatinus wieder abtreten. Das war wohl wieder eine der schwierigeren Gruppen.



    Sim-Off:

    Normalerweise würde ich jetzt nahtlos zum nächsten Tag übergehen. Aber diesmal wollte ich erst nachfragen: Wäre es dir lieber, ein abschließendes Abtreten zu simmen oder soll ich mit Reatinus immer sofort einen neuen Tag starten?
    Ganz egal, wie du dich entscheidest, so würde ich es dann die ganze Ausbildung handhaben. :)

    "Wenn du so ein guter Mann bist, wie mein Patron, dann wirst du deine ersten Erfahrungen früh genug sammeln, Tribunus!", ermutigte Reatinus den Aurelier. Schließlich brauchte man als völlig Neuer doch irgendeine Motivation und irgendjemanden, der auf einem vertraut. Davon war Reatinus überzeugt. Und er machte seinen Offizierskameraden nicht gerne das Leben schwer. Ganz gleich, ob diese Offiziere nun höher oder kleiner waren als Reatinus selbst.
    Ja, manchmal konnte es auch zu Kopfe steigen, wenn man selbst um Ratschläge gefragt wurde. Da konnte es schnell mal passieren, dass man selbst keinen neuen Rat mehr hören wollte und nach und nach einer gewissen Ignoranz verfiel. Reatinus konnte jedoch damit hervorragend umgehen und war froh darüber. Und Ursus machte nicht unbedingt den Eindruck, als könnte er dies nicht. Ursus´ Lachen steckte Reatinus jedoch an, so dass er einfach mitlachte.


    "Man sollte wissen, wo man hingeht. Sonst ist man schnell falsch.", gab Reatinus erneut seine Meinung kund. So langsam dachte er darüber nach, Philosoph zu werden. :D
    Aber es war doch schön, dass Großvater und Vater dem jungen Reatinus schon so manche Weisheit gelehrt hatten. Sie blieben bis ins Alter erhalten...
    Mittlerweile liefen die beiden Offiziere wieder um das Intervallum herum. Ein gutes Gespräch fand eben erst sehr spät sein Ende!

    Bald setzte sich die frisch aufgebaute Marschformation in Bewegung. Langsam lernten die Probati, sich aufeinander abzuspielen, was sich auch bemerkbar machte. Obwohl die Formation nicht perfekt war, musste sich der Centurio nicht in Grund und Boden schämen. Immerhin etwas! Was jedoch folgte ließ den Centurio leicht verärgert die Stirn runzeln. Das war alles andere als ein schöner, gleichmäßiger Takt. Das brachte so nichts, dachte sich Reatinus sofort. Also setzte er sich in Bewegung und positionierte sich in Geschwindigkeit der Gruppe neben die Formation. Er machte mit den Füßen einen Takt vor und dazu rief er auch laut "Leavum, leavum, leavum, ..." aus.
    Normalerweise funktionierte dieser einfache Trick, um wirklich Gleichheit in den Gleichschritt zu bringen. Mit etwas Anderem gab sich Reatinus nicht zufrieden!

    Und kurz nach der Weiterreichung des Befehls durch Optio Iulius fing das wilde, unregelmäßige Gekeuche der Probati an. Egal, ob es wild, unregelmäßig oder rythmisch und taktvoll war. Jedes Keuchen war Musik für Reatinus´ Ohren. Auch sah man schnell, wer besser konditioniert war und wer so seine Probleme hatte, mit den anderen Schritt zu halten. Das würde sich spätestens mit der nächsten Übung korrigieren, in der sie keine andere Wahl hatten, als Schritt zu halten. Gemein grinsend zählte Reatinus im Gedanken die Runden, welche die Probati liefen. Bald kamen die Probati zurück und formten angestrengt und schwitzend eine Reihe.
    Mit prüfendem Blick fuhr er über die Füße eines jeden angehenden Legionärs. Man musste ihnen lassen: Wenn sie was nicht konnten, lernten sie schnell. Aber dazu trug hauptsächlich die Art der Offiziere bei, wie sie mit Fehlern ihrer Schützlinge umgingen.


    "Gut gemacht, Optio. Sie haben Respekt vor dir, sie setzen deine Befehle perfekt um!", lobte der Schreihals den Nachwuchsschreihals.


    Danach erklang wieder Reatinus´ Stimme und fegte durch die besser aufgebaute Reihe der Probati. Nicht nur als Härtetest für die Formation, sondern um die nächste Lektion voranzutreiben. Der Gleichschritt. Ein wichtiges Element, sei es bei Märschen oder sonst wo. Kurz feuchtete der Centurio die Kehle an.


    "Probati, jetzt hört genau her! Unsere nächste Übung ist der Marsch und damit der Gleichschritt! Ihr werdet das in eurem harten Legionärsleben oft genug brauchen und ich werde dafür sorgen, dass ihr ihn perfekt beherrscht! Das Erste was ihr jetzt macht ist, eine Marschformation zu bilden! Bei einer vollen Centuria sind das jeweils 4x20 Mann hintereinander. Gleichschritt bedeutet, dass alle Schritte GLEICH sind, also haltet immer Rythmus zu euren Kameraden. Und jetzt will sehen, wie ihr euch macht!".


    Bevor der letzte Befehl ertönte, neckte Reatinus die Probati noch etwas: "Der Gleichschritt braucht übrigens mehr Takt, als euer Gekeuche vorhin!"


    "Parate vos ad iter!" ( "Marschbereitschaft herstellen!" )


    Reatinus wartete danach einen Moment lang auf das Vollenden der Formation...


    "Pergite!" ( "Marsch!" )

    Der Centurio verfolgte die Übungen der Probati und der sie unterweisenden Equites still und abgegrenzt aus einiger Entfernung. Bei manchen ließen sich die Ergebnisse schnell sehen, andere wiederum brauchten etwas Zeit. Einigen Equites sah man an, dass es ihnen Vergnügen brachte, die Probati im Reiten zu trainieren. Wer weiß, vielleicht waren das ja potenzielle Duplicarii oder mehr! Doch da Reatinus in dieser Disziplin nicht allzu bewandert war, hielt er sich weiterhin im Hintergrund. Er konnte zwar selbst recht passabel reiten, aber es den Probati beizubringen war schon ein wenig schwerer. Da traf es sich gut, dass man jemanden aus der Legionsreiterei abkommandieren konnte.


    Während die Rekruten somit ihr Glück versuchten und einige der Pferde strapazierten, lauschte Reatinus dem Wiehern der Pferde, welches sich ab und zu mit Flüchen vermischte.

    Der recht stämmige und gut gebaute Wachmann, der beinahe so groß war wie das Ross von Primus grüßte diesen und empfing ihn sogleich. Seine Stimme war rau und klang sehr maskulin.


    "Salve! Willkommen zurück!", ließ er passieren. Ein kurzer Wink zum Kameraden eröffnete den Reitern die Pforte ins Castellum...



    Sim-Off:

    Willkommen zurück! :)

    Na immerhin war das die erste Übung, die so funktionierte, wie sie sollte. Beinahe gleichzeitig grüßten alle Probati den Optio, welcher die Begrüßung über sich ergehen ließ. Nickend bestätigte der Centurio, dass es reichte. Sie mussten diese Übung nicht mehr weiter machen. Die Kerlchen schienen mehr zu taugen, als sie auf den ersten Blick vermuten lassen!


    Suchend sah sich der Centurio kurz um. Er wollte seinem Optio wieder etwas zu tun geben. "Gut, Optio. Von dieser Reihe bekomme ich Kopfschmerzen. Sorge bitte dafür, dass sie eine gerade Reihe vorzeigen können! Dir stehen alle Möglichkeiten offen, die ich auch habe!". Schließlich war das einer der ersten Schritte, was Disziplin betraf. Wer hier durchfiel, hatte wenig Chancen oder musste sich in Zukunft sehr anstrengen.

    Schon aus der Ferne sah der Wachmann den Civis zum Tor des Castellums kommen. Die beiden Wachmänner spekulierten schon aufgeregt darüber, ob er Geschäftliches zu bereden hatte oder ob er mal wieder ein Neuer war. Ja, sogar eine Wette um 10 Sesterzen schlossen sie ab. Einer der Wachmänner empfing den Zivilisten letztendlich.


    "Salve!". Oho, also der Cousin des Primus Pilus... naja, den konnte man rein lassen, wenn er keinen Schaden anrichtete. Schien nur Besuch zu sein oder so. "Nun gut, ich kann dich zum Officium des Primus Pilus bringen. Dort ist der eigentlich meistens drinnen. Richte keinen Schaden an und folge mir unauffällig!".



    Sim-Off:

    Kannst dich jetzt einfach ins Officium reinposten. Crispus wird dich da schon empfangen. ;)

    Der zornige Gesichtsausdruck der Dorfanführers entschwand binnen weniger Momente, als sich die Klinge des Dolches in den Hals bohrte und strömen von Blut aus dem Hals heraustraten. Diese Sache von Sekunden vollzog sich sehr schnell, doch für Reatinus war es wie eine Ewigkeit. Der Vangione hatte kaum Zeit zu reagieren und warscheinlich dauerte es eine Weile bis er registrierte, was um ihn geschah. Ein grimmiger Blick Auge um Auge war das Einzige, was Reatinus Marcomer noch mitgab, bevor er verstarb. Nun würde Marcomer in dieses besagte Walhalla wandern. Und das noch vor Reatinus. Gurgelnd und auch etwas Blut spuckend erlag Marcomer dem präzise gesetzten Stich. Spätestens jetzt hatte er gemerkt, dass es für ihn vorbei war. Neben Reatinus lag nur noch ein sterblicher Überrest von Marcomer, den er so eben getötet hatte. Der Dolch blieb im Halse des Toten stecken. Reatinus brachte nicht einmal mehr die Kraft auf, ihn herauszuziehen.


    Stöhnend wollte sich Reatinus bis an den Rand des Weges ziehen, um gesehen zu werden, um vielleicht noch rechtzeitig von jemanden gerettet zu werden. Gefunden und versorgt zu werden von den den Männern der Truppe. Doch seine Kraft ließ ihn im Stich, seine Muskeln trugen ihn nicht länger. Erschöpft pochte Reatinus nach Luft und blieb liegen, starrte in den nächtlichen Himmel. Er sah ein paar Sterne, die zu ihm hinab scheinten. Auch war es Vollmond. Der verletzte Optio presste seine Handfläche erneut gegen die blutende Wunde und zog schmerzend sein Gesicht zusammen. Seine Beine waren kalt und würden bald taub frieren. Die Wunde ließ ihn leicht zittern und obwohl die winterliche Kälte draußen Einzug hielt, rannten dem Artorier einige Schweißperlen hinunter. Eine Frage der Zeit, bis das Wundfieber einsetzte. "Ich mache es wohl nicht mehr lange...", dachte Reatinus hektisch. Vielleicht meinten es die Götter nicht gut mit ihm.


    Auf einem Schlag verließ Reatinus sein letztes Fünkchen Kraft. Er bewegte sich nicht mehr, ließ seinen Kopf senken, welcher sich schwammig und weich anfühlte. In seinem Blickfeld verdunkelte sich alles, so dass Reatinus nun bald nicht mehr in die Sterne blicken konnte. Seine Augen schlossen sich langsam und je mehr sie sich schlossen, desto mehr Bewusstsein ging verloren.
    Der Optio wurde vollkommen leicht und fühlte sich, als würde er schweben. Nun war Reatinus bewusstlos, spürte nichts mehr und konnte nicht mehr nach Hilfe schreien. Die Kälte geriet in Vergessenheit. Im winterlichen Wald lag nur noch der bewusstlose Körper von Reatinus, der tot wirkte, es aber nicht war... zumindest blieb er bewusstlos.
    Vor der Bewusstlosigkeit flüsterte Reatinus sich selbst seine vorerst letzten Worte zu. Die beruhigende Wirkung dieser Worte funktionierte endlich wieder. Sie gaben ihm Kraft, nicht zu sterben und entspannten seine angestrengten Muskeln.


    "Heute stirbst du nicht... Artorius...".

    Unaufhörlich betrachtete Reatinus den Haufen, der sich hier vor ihm einfand. Der Centurio hatte wahre Argusaugen, was die Ausbildung der Probati anging. Obwohl die Probati dieser Gruppe sich Mühe gaben, angemessene Haltung einzunehmen, was es doch alles sehr anfängerisch und alles andere als gekonnt. Dies sah man allein schon, dass die Reihe völlig ungerade war und sie einem geschulten Offiziersauge so vorkam, als hätte sich jeder einfach so hingestellt wie es ihm gerade in den Kram passt. Er setzte zu einer ersten, akustisch sehr starken Rede ein, um Disziplin in die Reihen zu schmiegen und zu "motivieren".



    "Willkommen in der Legion, Probati! Ihr habt euch also für zwanzig harte Jahre Militär entschieden und habt hierher in meine Truppe gefunden! Eigentlich sollte ich stolz darauf sein, dass ich Zuwachs bekomme, aber wenn ich mir euch so ansehe, würde ich euch ganz gern wieder wegschicken! Wie auch immer, nun habe ich euch am Hals und werde das Beste aus euch machen!", fing Reatinus an.


    "Mein Name ist Servius Artorius Reatinus, meines Zeichens Centurio. Ihr seid meine Schützlinge, und ich bin für euch wie ein Vater! Der Mann hier neben mir ist Optio Tiberius Iulius Drusus, welcher mir unermüdlich zur Seite stehen wird! Respektiert ihn genauso wie mich, denn er darf euch den Hintern versohlen, wenn ihr Flausen im Kopf habt!


    Merkt euch Eines: Ich bin hart, aber fair! Ich werde euch zu Höchstleistungen treiben und euch auf eurem steinigen Weg zum Legionär die ganz besonders großen Felsbrocken auflegen! Im Gegensatz zu anderen Offizieren helfe ich aber gerne nach, wenn ihr nicht alleine darüber kommt! Wenn ihr denkt, die Legion ist eine Saufgemeinschaft oder wir würden hier nur feiern, seid ihr fehl am Platze und solltet die nächstbeste Spelunke in der Stadt aufsuchen, am Besten ohne hierher zurück zu kommen!"


    Während Reatinus sprach und vielleicht auch den ein oder anderen Traum zerstörte, lief er gnadenlos umher und sah den Probati tief in die Gesichter. Danach marschierte er mit sicherem Lauf wieder zu seiner ursprünglichen Stelle und gab eine erste Einführung, was die Formalitäten betraf.


    "Probati, damit ihr mir die Offiziere nicht falsch grüßt, erkläre ich euch, wie man es richtig tut! Passt gut auf, das erspart euch einen Haufen Ärger! Vor einem Offizier salutiert ihr, indem ihr mit der rechten Faust auf die linke Brust Klopft!", Reatinus machte es gekonnt vor, "Und grüßen tut ihr, indem ihr ganz normal ´Salve´ mit dem Rang und Gentilnamen hinten dranhängt! Zum Beispiel: ´Salve, Centurio Artorius!´. Und jetzt versucht euer Glück! Grüßt den Optio!"


    Sim-Off:

    Klingt ein wenig hart, aber das Härteste ist bei Reatinus die erste Rede. Aber das ist ja natürlich nicht wirklich ernst gemeint. :)


    Die Grundausbildung funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Der Optio und ich geben die Befehle und du führst sie aus. Je besser, desto besser für dich. :)

    So schwerfällig wie noch nie versuchte Reatinus, sein Haupt zu erheben. Er stützte sich ächzend und ein wenig zitternd an seinem Ellenbogen ab und sah dem auf ihn zukommenden Marcomer entgegen. Er zitterte nicht nur wegen der Kälte, welche die Schulterwunde für Reatinus noch anstrengender werden ließ. Die Wunde allein schien ihn seiner Kraft zu berauben, der Körper konzentrierte sich nur noch auf die verletzte Schulter. Jeden verlorenen Tropfen Lebenssaft spürte Reatinus in Form seiner schwindenden Kraft. Wenn die Wunde ihn nicht umbringen würde, dann das Wundfieber danach. Noch immer versuchte er bitterlich, am Leben zu bleiben. Doch Reatinus rang mit dem Tod. Seine Lippen wurden von der Kälte dünn und fingen leicht an, sich bläulich zu färben. Das Grinsen von Marcomer entlockte Reatinus´ schwächelnder Mimik nur einen Gesichtsausdruck, der ihn von sich abzustoßen versuchte. Nein, Angst haben vor solch einem Narren wollte er nicht. Er konnte nicht, so wurde er nicht einmal erzogen.


    Reatinus´ rechte Hand fuhr wieder zurück zur Schulter, um die Blutung zurückzupressen. Er hätte wohl noch einige Momente weniger, wenn die Wunde ungehalten weiterbluten würde. Einen Tod durch Verblutung wollte Reatinus zumindest hinauszögern, hoffend auf Hilfe. Doch der Weg der Hand zurück zur Schulter offenbarte Reatinus etwas Nützliches, welches zwar Reatinus nicht selbst retten würde, aber Marcomer ein Ende setzen würde. Diesem närrischen Hund. Er striff an einen metallischen Gegenstand vorbei, der sich am Cingulum Militare des schwer verwundeten Optios befand. Ein Dolch. Vielleicht die Rettung für den Artorier, denn Marcomer schien in seiner Siegessicherheit nichts zu bemerken. Die Qualen, der Kampf um´s nackte Überleben mit der Verwundung stand dem Optio im Gesicht geschrieben. Wieder verstärkte sich der Schmerz und jauchzend verzog Reatinus sein Gesicht.


    Doch teilweise war es auch Schauspiel, welches Reatinus vollzog. Aber eben nur teilweise. Dieses diente nur einem Zweck... es sollte Ablenken von Reatinus´ Schwertarm, die blutverschmierte Hand, welche klammheimlich und verdeckt nach dem Dolch tastete und ihn langsam hinauszog. Der Dorfanführer würde sicherlich darauf hereinfallen. Doch der Artorier verbargt die kleine Metallklinge noch hinter seinem Rücken und tat so, als hätte er ernsthafte Rückenschmerzen und könne sich nicht bewegen... bis sich Marcomer zu ihm beugte.
    Reatinus hörte sich vor Schmerzen keuchend (und dies musste er wirklich) an, was Marcomer auf Germanisch redete. Er verstand kein Wort, doch es verstand sich andererseits von selbst, dass es Spott und Hohn war gegen den am Boden liegenden Reatinus. Die Antwort des Optios war eine geballte Ladung Speichel, die pfeilschnell zu Marcomers Gesicht raste. Nur noch eine letzte Anstrengung, ermutigte sich Reatinus. Nur noch ein schneller Stich, ein letzter Schlag. Das war es ihm wert, selbst wenn es sein eigenes Leben bedeuten sollte. Mit seiner wohl letzten Kraft riss Reatinus den kleinen Dolch hinter seinem Rücken hervor. Letztlich raste dieser zu Marcomers Hals, der sich schon so schön zu ihm hinunter beugte...