Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Reatinus erinnerte sich ganz genau daran, dass Probus zu der Gruppe gehörte, welcher er Ausgang versprochen hatte. Auch war Probus nicht der Erste, der seine Ausgangsgenehmigung für heute abholte. Wie auch immer, grüßte der Schreihals zurück. "Salve, Prob... Legionarius!", rutschte ihm dabei versehentlich der falsche Rang aus. Jetzt merkte er, dass er sich schon daran gewöhnen musste, Probus mit "Legionarius" anzureden. Peinlich war dem Centurio das nicht. Schließlich war er auch nur ein Mensch!


    "Nun gut... du bekommst deine Genehmigung.", sprach Reatinus schließlich im Geschäftston und marschierte in Richtung Schreibtisch, aus welchem er eine frische Wachstafel zückte. Schnurstracks und ganz geübt schrieb er einige Worte auf die leere Tafel. Er musste eigentlich nur das Gleiche schreiben, was er jedem der frischgebackenen Legionäre schrieb.



    Ausgangsgenehmigung


    Hiermit wird dem Legionarius Tiberius Germanicus Probus unbeschränkter Ausgang für den Rest des Abends gewährt. Widrigkeiten oder unsachgemäße Zustände sind umgehend bei mir zu melden.




    Servius Artorius Reatinus




    Nachdem Reatinus fertig war, reichte er Probus die Tafel wortlos.

    Reatinus fand sich recht frühzeitig zusammen mit den anderen außerwählten Centuriones auf dem Forum ein. Der Artorier war seinerseits abmarschbereit und hatte alles dabei, was er brauchte. Das Wichtigste jedoch war der Proviant, denn ein hungriger und durstiger Centurio konnte seine Männer nicht kommandieren. So hing an Reatinus´ Cingulum Militare ein stattlich gefülltes Proviantnetz und eine randvolle Feldflasche. Der Rest, den ein Soldat bei einem Marsch so benötigte befand sich wie immer auf der Furca, mit welcher man perfekt große Gepäckmengen tragen konnte.


    "Reatinus! Ich hatte vorgestern keine Chance, wo hast du nur diese brutale Stimme her!?", kam Cinna auf den Schreihals zu.


    "Och... angeboren und antrainiert.", entgegnete Reatinus grinsend.


    Dann scherzte Cinna weiter, "Ich denke, die Barracken sind dank dir ein klein wenig instabiler geworden. Ich wette was mit dir, dass du die irgendwann einreßt.".


    "Die Wette gehe ich lieber nicht ein. Ich denke, du gewinnst, Cinna!", lachte Reatinus laut. Eigentlich war sein kräftiges Stimmorgan sein ganzer Offiziersstolz.


    Doch zum plaudern blieb keine Zeit mehr, denn langsam kamen die Männer aus der Centuria IV und aus den anderen Truppen zum Vorschein, reihten sich vor den Offizieren ein. Mit einem freundschaftlichen Handschlag verabschiedeten sich die beiden Centuriones vorerst voneinander und wandten sich ihren Männern zu.


    "Milites, venite! State!", befahl Reatinus und blickte schließlich zum Tribunen. Seine Truppe war zumindest einsatzbereit.

    Reatinus war gerade dabei, seine wunderbar riechende Suppe im Kessel umzurühren, als er ein Klopfen vernahm. Obwohl es ihm schwer fiel, die leckere Suppe außer Acht zu lassen, mit der er eine weitere erfolgreich ausgebildete Welle Probati feiern wollte, trat er einige Schritte zum Schreibtisch. Für die Suppe hatte er sich besonders gutes, zartes und vor allem leckeres Fleisch gegönnt. Obwohl es so teuer war, dass sogar der römische Adel über die Preise lautstark gemotzt hätte, schreckten Reatinus die Preise nicht ab... er gönnte es sich einfach.


    "Herein!", rief Reatinus laut und wartete gespannt darauf, wer erscheinen würde.

    Nach und nach strömten die Legionäre, die etwas weniger erfahreneren Probati und natürlich auch die Unteroffiziere aus den Unterkünften und reihten sich an ihren gewohnten Plätzen vor dem Centurio auf. In der Zeit nahm Reatinus eine besonders stolze Haltung ein und bäumte sich vor den Männern auf. In recht schneller Zeit fand sich die Centuria IV ordentlich formiert vor den Barracken ein.
    Schnell feuchtete Reatinus sich die Kehle an und ging seine Worte im Gedanken durch. Dann löste er abrupt die Stille und warf den Legionären die Fakten um die Ohren... wie gewohnt mit kräftig lauter Stimme, schließlich wollte er seinen Kameraden Cinna aus der III. Centurie schlagen. :D
    Aus den Augenwinkeln heraus sah Reatinus zwei Zivilisten aus den Unterkünften hinausgehen. Warscheinlich Besucher, die jetzt gehen mussten, nachdem Reatinus die ganze Truppe zum Sammeln gerufen hatte, dachte er. Nunja, er hatte schließlich auch seinen Job!


    "Also gut, Legionarii! Ich werde euch nicht lange auf die Folter spannen! Wir haben zusammen mit einigen anderen Centuria den Auftrag bekommen, beim Ausbau des Limes mitzuhelfen! Da ihr euch auch mal körperlich ertüchtigen solltet, habe ich natürlich angenommen! Wir werden über eine handvoll Tage nicht mehr im Lager sein und vor Ort lagern! Euer Befehl ist, euch abmarschbereit zu machen und euch für eine längere Abwesenheit aus dem Castellum bereit zu machen! Vergesst die Zelte nicht, wenn ihr nicht unter freiem Himmel schlafen wollt! Und denkt dran: Nehmt eure Kampfausrüstung mit, wir wissen nicht, was so nah an der Grenze auf uns lauert! Der Tribunus Laticlavius Aurelius und ich erwarten euch übermorgen zur Zeit des Morgenappells auf dem Forum! Abite, vertrödelt eure Zeit nicht!".

    Reatinus stellte sich derweil beseite und sah abwechselnd dem Optio und den Probati zu, wie sie sich mit der Grundstellung beschäftigten. Reatinus hatte Gruppen gesehen, die haben es auf Anhieb besser hinbekommen. Aber gut! Mussten sie eben mehr Zeit investieren! Reatinus hatte eben auch seine Standards!


    "Das geht viel besser, Probati!", rief Reatinus laut und marschierte auf die Gruppe zu, welche schon das Grauen erahnte. Als er ankam, knöpfte er sich jeden Probatus einzeln vor, sagte ihnen lautstark was sie besser zu tun hatten und so weiter. Viele hatten Angst. Für Reatinus war es doch eine einfache Übung, sich Respekt zu verschaffen. Als Centurio hatte man da seine Mittel und Wege...


    So stand Reatinus wieder zurück in der Hoffnung, dass die Probati das jetzt besser packen würden. Der Optio machte weiterhin fleißig und gekonnt die Grundstellung vor.

    Wäre Reatinus jetzt bei Bewusstsein gewesen, hätte er über seinen Fund erleichtert aufgeatmet und die Equites erschöpft gegrüßt. Doch so lag er nur da im kalten Schnee, regte sich kaum. Obwohl Reatinus noch am Leben war, wirkte er tot. Die Verletzung, die Kälte und die steifgefrorenen Beine spürte Reatinus in seinem Zustand nicht mehr. Das machte die Sache für den Optio wenigstens etwas leichter, wusste er doch nicht mehr, wie um ihn geschah. Auf einmal waren die Leiden wie weg, hinfort getragen vom Wind. Die Blutung der Wunde ließ etwas nach, doch sie hörte nicht auf.


    Reatinus´ Fundort zeigte immer noch die Spuren eines erbitterten Kampfes. Marcomers leblose Überreste hinterließen aus dem Hals heraus einen kräftigen, knallroten Blutfaden im Schnee. Unter der Stelle, wo Reatinus verletzte Schulter lag, bildete sich auch ein blutroter Kreis. Das Gesicht des ohnmächtigen Soldaten zeigte währenddies gen Himmel, als gäbe es etwas zu sehen. Reatinus´ Augen waren geschlossen, seine Atmung kaum bemerkbar. Deshalb war es nur logisch, zunächst von einem toten Reatinus auszugehen. Würde Reatinus nicht bald Hilfe kriegen, würde er seinen Verletzungen und der Kälte bald wirklich erliegen. Doch wie konnte er schon nach Hilfe rufen, geschweige denn sie auch bekommen? Schließlich war er ja scheintot.

    Reatinus kam gerade direkt aus dem Officium des senatorischen Tribunen und ging im Kopf nochmal die Anweisungen durch, die er für die Limesmission hatte... übermorgen losziehen... Ausrüstung nicht vergessen... Limes ausbauen... Wekrzeug zum Lageraufschlagen mitnehmen... ja, es hatte sich alles im Gehirn des Centurios verankert. So musste die 80-Mann Truppe unter dem Kommando des Artoriers sich nur für übermorgen mobil machen!


    Mit sicheren Schritten und stolz geschwellter Brust trat Reatinus vor die Barracken der Truppe und ließ die Stille auf sich wirken. Einige Male hörte man Lachen aus dem Inneren der Räume. Scheinbar rechnete niemand mit dem Centurio. Und schon ertönte die Stimme des Centurios Cinna, mit welchem Reatinus einen kleinen Wettkampf abschloss - rein zum Spaß. :D


    Schlagartig verpuffte die Stille, als Reatinus die Centurie zusammentrommelte.
    "Centuria IV, venite!!", erschallte es, dass man es auch in den Barracken hören musste.




    Sim-Off:

    Es geht eigentlich ganz knapp gesagt darum, dass wir mit einigen anderen Centurien beim Limesausbau helfen. Genaueres gibts im Officium von Aurelius Ursus (siehe Link oben). Jeder von Centurio bis Probatus darf mitmachen! Viel Spaß schonmal! :)

    Nickend lauschte Reatinus den Worten von Ursus und nahm sich auch die Zeit, mit den vorhandenen Offizieren gründlich den Arbeitsablauf zu besprechen. Es war alles klar, soweit. Schließlich erhoben sich die Centuriones und durften gehen. Alles war besprochen und die Theorie gehörte nur noch in die Praxis umgesetzt. "Vale, Tribunus! Wir werden da sein!", verabschiedete sich Reatinus mit einem militärischen Brustschlag und machte kehrt.


    Damit marschierte Reatinus wieder mit Cinna zusammen hinaus...


    "Du scheinst ja richtig motiviert zu sein, Reatinus! Ich wette, du wirst mal Legat!", meinte Reatinus´ Kamerad verschmitzt lachend.


    "Ach, man tut was man kann, Cinna.", meinte Reatinus verlegen. Obwohl er sich nicht sicher war, ob der Posten als Centurio das Ende seiner Karriereleiter sein würde, wurde er bei solchen Bemerkungen schnell mal bescheiden.


    "Also gut, Kamerad. Jetzt muss sich meine Centuria auf was gefasst machen! Komm, lass uns unbemerkt um die Wette brüllen! Wer zuerst die Barracken zum Einsturz bringt!".


    "Ach, das ist unfair! Da verliere ich gegen dich, aber mach dich auf Widerstand gefasst! Also dann, vale Reatinus! Wir sehen uns!"


    "Vale, Cinna!"

    Reatinus nickte beiläufig... er hatte keine Einwände, genauso wie der Rest der hier versammelten Centuriones. "Nein, Tribunus. Belagerungswaffen wären unsinnig, zumal wir wohl kaum auf größere Feindhorden oder Befestigungen stoßen werden. Dies noch mitzuschleppen verlangsamt uns nur.". Dann gab es ja so weit keine Probleme. Hoffentlich war dies nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis so einfach. Einen mehrtätigen Marsch, so nah an der Grenze würde Reatinus seine Männer ohnehin nicht unbewaffnet machen lassen. Da konnte man ihm erzählen, was man wollte! Aber zum Glück verstand sich dies ja von selbst.


    "Also gut, Tribunus. Meine Männer werden rechtzeitig bereit zum Abmarsch sein.". Danach meldeten sich auch die anderen Centuriones und bestätigten genau das Gleiche. Wenn der Tribun beendet haben würde, würde Reatinus dann den Unterkünften der Centuria IV. ein kleinen, unheilvollen Besuch abstatten...

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    "Herein!", rief Ursus und begrüßte die Centurionen mit einem freundlichen "Salvete, die Herren. Bitte setzt euch doch." Er hatte für ausreichend Stühle sorgen lassen, in weiser Voraussicht. "Ich will euch gar nicht lange aufhalten. Also, wir beginnen mit den Arbeiten hier," er zeigte auf die betreffende Stelle auf der Karte, "und arbeiten uns dann nach und nach in Richtung Mogontiacum vor. Ein Teil der Männer hebt den Graben aus und schüttet dabei gleich den Wall auf, ein anderer Teil der Männer schlägt das Holz für die Palisaden, ein anderer Teil der Männer errichtet die Palisaden. Und natürlich brauchen wir auch noch Männer, die für die Sicherheit sorgen. Ich schlage vor, die Aufgabenverteilung alle paar Tage zwischen den Einheiten zu tauschen." Damit niemand wochenlang im Graben versacken mußte.


    "Ich möchte mit euch jetzt einen Arbeitsplan aufstellen und den genauen Ablauf besprechen. Habt ihr noch irgendwelche Fragen oder Anregungen?" Er blickte fragend in die Runde.


    Sofort kamen auch die beiden Centuriones in die gute Stube und erwiderten den Gruß des Aureliers mit einem ebenso freundlichen "Salve, Tribunus!". Einige andere Centurienführer waren auch gekommen. Warscheinlich wollte der Tribun die Sache mit allen gemeinsam besprechen. So nahmen Cinna und Reatinus letztlich auch Platz und lauschten dem Tribunen bei seinen Ausführungen. Ja, der Limesausbau würde eine Sache werden, die besonderer Sorgfalt bedurfte. Aber das war nichts, was Soldaten nicht auf die Reihe kriegen könnten.


    Während die anderen Centuriones schwiegen und keine Fragen hatte, interessierte es Reatinus brennend, wann es denn losgehen würde. Ein wichtiger Faktor in Sachen Zeitmanagment! Reatinus hob die Hand und warf seine Frage in den Raum.


    "Wann geht es denn los, Tribunus? Ansonsten bin ich mit deiner Planung einverstanden. Wir werden zur Übernachtung wohl Zelte benötigen, und da wir doch so nah an der Grenze zu den germanischen Gebieten sind, würde ich da nur ungern ohne Bewaffnung hinziehen.". Die anderen Offiziere pflichteten nur nickend bei und sahen aufmerksam zu Ursus.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    ERNENNE ICH
    TIBERIUS GERMANICUS PROBUS



    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VII ID MAI DCCCLVIII A.U.C. (9.5.2008/105 n.Chr.)



    ZUM
    LEGIONARIUS - LEGIO II GERMANICA




    Servius Artorius Reatinus

    Leider wartete Probus vergebens auf neue Übungen, denn weitere neue Übungen gab es nicht mehr.
    Geduldig wartete Reatinus, bis sich alle Probati wieder zurück meldeten, nachdem sie sich von den Equites verabschiedet hatten. Für die Pferde war das sicher ein harter Tag, aber der war nun hinter ihnen. Und die Probati hatten nun die Grundausbildung hinter sich. Reatinus merkte sich die Gesichter der Probati, welche sichtlich Freude an dieser Lektion hatten. Würden sie zu den Equites wechseln wollen, würde Reatinus daran denken, sie versetzen zu lassen. Auch wenn er es ungerne wollte. Stolz beäugte Reatinus die antretenden Bald-Legionäre und freute sich, was für Männer doch aus ihnen geworden ist! Grinsend dachte er noch darüber, was für ein komischer Haufen das doch war, als er Reatinus zusammengewürfelt wurde.


    Nachdem alle Probati angetreten waren, feuchtete Reatinus seine Kehle an und sammelte für die letzte Rede die richtigen Worte. Als er die hatte, marschierte er autoritär vor der Reihe auf und ab.


    "Probati, ihr hattet einen langen und steinigen Weg! Am Anfang der Grundausbildung habe ich noch angekündigt, dass ich euch die Steine auf euren steinigen Weg legen werde! Doch ihr könnt euch glücklich schätzen, denn ihr habt alle die Steine überwunden! Ihr wurdet im Kampf unterwiesen, ihr habt gelernt was Kameradschaft bedeutet und ihr habt gelernt, wie die Legion funktioniert! Nun könnt ihr stolz auf euch sein, denn ihr werdet euch nach diesem Tage schon als vollwertige Legionäre in den Dienst des Kaisers stellen und Rom gegen seine Feinde beschützen! Doch ruht euch nicht auf euren Lorbeeren aus! Ein eingerosteter Legionär ist KEIN guter Legionär! Und jetzt: Abite... Legionarii! Gönnt euch ein Bad zu eurer Beförderung!


    Reatinus wandte sich gemächlich und wandte sich zu seinem Optio. Er klopfte ihm anerkennend auf die Schulter und nickte Lupus zum Dank zu. Wieder eine Welle Rekruten geschafft! Doch da fiel ihm noch etwas ein, weswegen er sich schnell wieder an die frischgebackenen Legionäre wendete...


    "Ach ja... heute gibt´s Ausgang für euch alle!".

    Nachdem der Centurio seinen Namen hat in einem Aushang stehen sehen, eilte er sofort zum Officium des senatorischen Tribunen. Also war er zusammen mit einigen anderen Centuriones damit beauftragt, Arbeiten am Limes von den Soldaten vornehmen zu lassen. Genau zur gleichen Zeit marschierte auch Reatinus´ Freund aus der III. Centuria vor die Türe. Mit einem freundlichen Nicken grüßte Reatinus.


    "Cinna, alter Freund! Hat´s dich auch wegen des Limes hierher verschlagen?!"


    "Ja, bin schon gespannt, was der Tribun so für uns auf Lager hat...", fragte sich Cinna.


    "Ich auch! Nun, bei einem Limesausbau sollten wir für Alles gewappnet sein. Wir sind dort schließlich unmittelbar an der Grenze. Nun, lass es uns erst herausfinden. Ich klopf´ mal an.", kündigte Reatinus an. Der Worte folgten auch bald die Taten, während Cinna ruhig da stand und das Geschehene mitverfolgte.


    *klopf, klopf, klopf*

    Und Reatinus marschierte in zügigen Sätzen zu den Unterkünften, um eine seiner heißgeliebten Inspektionen zu starten. "Mach dir keinen Kopf darum, Tribunus! Vale!". Mit einem schnellen, freundlichen Nicken war Reatinus auch schon wieder hinter einer Ecke verschwunden. Es waren genau genommen schon wenige Minuten später, schon hörte man aus der Gegend der Centuria IV eine laute Offiziersstimme erschallen...

    Wie jedes Mal ging die Sonne über dem Castellum der Legio II auf und mit ihr trat Reatinus auf den Exerzierplatz, um eine weitere Lektion zu eröffnen. Wie immer an seiner Seite war der Optio, auf den Reatinus heute ein wenig Arbeit übertragen wollte. Er hatte vor, ihn die Probati in die Grundstellung unterweisen zu lassen. Der Schreihals vertraute sehr auf den Optio, was solche Sachen anging.
    Mit seiner allseits bekannten, kräftigen Stimme ließ Reatinus sammeln. Selbst die anderen Centuriones beneideten Reatinus um seine hühnenhafte Stimme.


    "Probati, venite!"


    Im Hintergrund befanden sich zahlreiche Kisten, in welchen sich ein Haufen Übungsgladii* und Übungscuta* befanden. Diese waren ein wenig schwerer als die richtige Ausrüstung, aber zu Trainingszwecken war das recht praktisch!


    "Heute steht eine wichtige Übung auf dem Programm! Der Kampf mit Gladius und Scutum! Zuerst werdet ihr die Grundstellung erlernen und danach werden der Optio und ich euch bebringen, euch richtig zur Wehr zu setzen! Denkt immer daran, dass ihr als Soldaten Roms immer auch die Sprache der Waffen beherrschen müsst! Ihr werdet lernen, gut zu kämpfen, denn in der Formation hängt nicht nur euer eigenes Überleben von euren Kampffertigkeiten ab, sondern auch das eurer Nebenmänner! Ich werdet euch nicht hier weglassen, bevor ihr auch im Schlaf kämpfen könnt! Selbst wenn ihr bis morgen dazu braucht! Rüstet euch zuerst mit jeweils einem Übungsgladius und Übungsscutum aus! Danach will ich euch wieder vor mir stehen sehen!".


    Danach trat Reatinus ein wenig zur Seite, um dem Ansturm auf die unversehrteste Ausrüstung freien Lauf zu lassen. Selbstsicher nickte er dem Nachwuchsschreihals zu. Das war das Zeichen, dass er als Nächster dran war.



    Sim-Off:

    Um Unwissenheit vorzubeugen:


    *Gladius = Das römische Kurzschwert. Hauptnahkampfwaffe in der Legion!
    *Scutum = Schild. War groß und rechteckig, schützte beinahe den ganzen Körper.
    Übungsausrüstung bestand stehts aus Holz!


    :)

    Der Rest des Tages vollzog sich eigentlich so ruhig, wie man bei der Disziplin Ringen überhaupt erwarten konnte. So gab es in den letzten Ringkämpfen zwischen den schwierigen, aber wenigstens eifrigen Probati keine größeren Probleme mehr. So langsam war jeder erschöpft, wobei sich Reatinus zu den Erschöpften dazu zählen konnte. Es war ein langer, anstrengender und heißer Frühlingstag... aber es war besser als die Kälte im Winter. Viel besser!


    "Probati, venite!", schrie der Schreihals zum sammeln.


    "Heute habt ihr ohne Waffen kämpfen gelernt, und morgen werdet ihr den Kampf mit Waffen erlernen! Einige von euch haben eindrucksvoll demonstriert bekommen, wie es aussieht, wenn man es sich mit den Offizieren verscheisst! Nun seid ihr entlassen, ich will euch morgen topfit wieder hier sehen! Geht in die Thermen, euer Schweiß ist ja bis zur Stadt wahrzunehmen! Abite!".

    Reatinus musste verschmitzt lächeln. "An dir aber auch, Tribunus!". Eigentlich sah sich Reatinus nicht selbst als weise an. Er war ein Mensch, der sich nur sehr schlecht selbst beurteilen konnte und sich deshalb darüber freute, wenn man ihm die Meinung über ihn sagte. Das wusste er auch. "Das haben mich Vater und Großvater zu Lebzeiten gelehrt.", gab Reatinus kund, wer ihn überhaupt so erzogen hatte, wie er heute war.


    Reatinus änderte seine Meinung zu den senatorischen Tribunen endgültig. Der Aurelier war wirklich kein schlechter Mann und sicherlich auch bemüht. Ursus hatte ihn davon überzeugt, dass ein senatorischer Tribun nicht gleich schlecht war. Gut, dass er dieses falsche Vorurteil schnell wieder aus Reatinus´ Gedanken verdrängen konnte. Reatinus beschloss, ein wenig offener gegenüber den Tribuni Laticlavii zu sein. Doch langsam kam die Zeit, an der Reatinus wieder seines Weges gehen musste. Es stand vor Sonnenuntergang noch eine Stubeninspektion auf dem Plan, ermahnte Reatinus´ innere Uhr. Schließlich durfte es nicht so weit kommen, dass die Legionarii sich einen ablachten über einen verspäteten Centurio... obwohl ein Sprichwort sagt: Wer zuletzt lacht, lacht am Besten, konnte Reatinus behaupten, zuerst und zuletzt lachen zu können. Und der Gedanke ließ ihn immer wieder vergnügt grinsen.


    "Verzeih Tribun... es steht noch etwas auf den Plan für mich, ich müsste langsam los.", versuchte Reatinus, wieder seines eigenen Weges zu gehen.

    "Und doch verliert man nicht, sondern man tauscht nur... denn man gewinnt auch Einiges hinzu.", schoss es aus Reatinus heraus, fast sogar ohne nachzudenken. Schließlich war es doch so, dass man danach sein eigener Herr war, ungebunden an Befehle und jenen Personen, die sich als "Herren" über bestimmte Menschen bezeichneten. Reatinus wollte aus einem solchen Grund keine Sklaven haben. Und wenn es doch dazu käme, dass es sie vielleicht bräuchte, würde er dafür sorgen, dass es ihnen gut ginge! Das nahm sich Reatinus fest vor!
    Es war ein komisches Spiel mit dieser Sklavenfreilassung... jetzt verstand Reatinus´, warum so wenige Sklaven freigelassen wurden. Jene, die überhaupt so weit kamen, fürchteten sich vor dem Unbekannten danach. Vielleicht wussten sie auch nicht, wo sie hingehen sollten. Doch es war Freiheit. Grenzenlosigkeit! Reatinus konnte sich nicht vorstellen, dies als Sklave abzulehnen...


    So war es doch letztlich wieder ein Kreislauf, der das Große und Ganze abschloss... verlieren und gewinnen, schlecht und gut. Ohne das Eine konnte das Andere nicht sein, machte sich Reatinus bewusst. Er war neugierig, ob Phaeneas denn Angst hatte, wirklich alles zu verlieren was man kennt. Und ob er wusste, was er danach für Möglichkeiten hätte.


    "Du hast also Angst, etwas Bestimmtes zu verlieren?", fragte Reatinus ernst mit durchdringendem Blick, "Du gewinnst auch Freiheit. Und wenn du frei wärest, würde dir das Unbekannte schnell bekannt werden. Da bin ich mir sicher.". Dabei erinnerte sich Reatinus an seine ersten Tage in der Legion. Dort war ihm auch alles neu und unvertraut, die grobe Art der anderen Soldaten, die harte Arbeit und der schonungslose Drill... jetzt war das Castellum mittlerweile sein Zuhause geworden. Aus Unbekanntem wurde das Bekannte, Vertraute.