Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Die vermessene Hoffnung von Probus sollte nicht vergebens gewesen sein. Er sah schon bald die Anstrengung in den Augen der Probati, doch trotzdem ließ er sie noch ein klein wenig weiter machen. Bald schon waren die Kräfte und das Lernpotenzial ausgeschöpft. Diese wichtige Fähigkeit, der Schwertkampf, schien den Probati schnell auf Fleisch und Blut übergelaufen zu sein. Reatinus rechnete damit, dass die meisten aus dieser Welle ihre 20 Jahre Dienstzeit überstehen würden. Sie bewiesen schließlich ihr Talent.


    Langsam wandelte sich das helle, blendende Wetter in Nachtmittagswetter. Die Sonne, die noch vor weniger Zeit den ganzen Exerzierplatz aufleuchtete, schien langsam zu versinken. Oder die Welt drehte sich an der Sonne vorbei, wie man damals annahm.
    Langsam war es an der Zeit, die Übungen zu beenden. Zu diesem Zweck ließ der Schreihals sammeln, um die erschöpften Probati in ihre wohlverdiente Ruhepause zu entlassen. Unauffällig stellte er sich hinter die angehenden Legionäre, welche noch in ihren Übungen und der tiefen Hoffnung auf ihre baldige Beendigung versunken waren. Reatinus war auch ein großer Fan von Überraschungen!


    "Probati, venite!", ließ er letztendlich sammeln. Er wollte noch einige Worte zum Thema Kameradschaft los werden, denn sie war das, was römische Soldaten zusammen gegen einen Feind bestehen ließ. So wie man in der Formation immer seinen Nebenmann deckte...


    Vernichtend kritisch schlug Reatinus zu, um die Worte, die er jetzt sprach schneller ins Bewusstsein der Probati sickern zu lassen:
    "Wenn ihr eure Köpfchen mal anstrengt, werdet ihr sicher merken, warum ich euch jetzt einige Worte zum Thema Kameradschaft einflößen werde! Dieser Probatus hier...", er zeigte auf Germanicus Probus, "... hat euch vor meiner Strafe bewahrt, indem er eure Ausrüstung aufgesammelt hat, die ihr rücksichtslos liegen gelassen habt. Bedankt euch bei ihm und nehmt euch ein Vorbild von ihm. Denn er war noch kameradschaftlich, als ihr das auf ihn abgewälzt habt!"


    "IM ÜBRIGEN!", setzte Reatinus einen kleinen lauten Schockmoment bei, eher er wieder gewohnt laut sprach, "Will ich so etwas nie wieder sehen! Denkt mit euren Kopf, nicht mit euren Beinen! Übungsausrüstung gehört wieder weg geschafft, wenn sie nicht mehr benötigt wird! Erspart euren Kameraden die Arbeit, das weg zu schaffen! Ihr seid Kameraden und Waffenbrüder, auf dem Exerzierplatz bis auf dem Schlachtfeld, und so geht ihr auch miteinander um! Ich will nie wieder sehen, dass jemand Bestimmter euch hinterhereiern muss, das gehört sich unter Kameraden nicht!.


    Damit waren die mehr als nur deutlichen Worte gesprochen, doch wie es sehr selten vorkam, lobte der Centurio die Rekruten hinsichtlich auf ihre Leistung.


    "Eure Leistungen heute waren gut und haben mich zufrieden gestellt. So lobe ich es mir! Wie man kleinen Kindern das Laufen beibringt, habe ich euch den Schwertkampf beigebracht. Und richtig, das braucht ihr wie das Kind das Laufen euer Legionärsleben lang! Verlernt ihr es, seid ihr aufgeschmissen, also sorgt dafür, dass ihr euch fit haltet! Ihr seid für heute entlassen, abite!".




    Sim-Off:

    Ich weiß nicht, ob ich schon gefragt habe... aber wie wäre es dir lieber? Soll ich nach den Abtret-Postings sofort einen neuen Tag eröffnen oder magst du lieber das Abtreten und etwas Abschließendes simmen? Ich richte mich da, wie es dir lieber ist! :)

    Der Optio, fleißig und gehorsam wie er war, gab die ganzen Befehle sogleich weiter. Ohne großes Murren und drumherum machte er sich an seine Aufgaben. So mochte es der allseits respektierte und gefürchtete Schreihals, denn genau das erwartete er ja auch von einem Optio. In Bälde gingen die Probati los. Manche eilten wie von Furien gehetzt durch die Porta Principalis Sinistra, um ihre Gladii, die flink einsetzbaren römischen Kurzschwerter zu holen. Andere wiederum ließen sich Zeit und marschierten seelenruhig zu ihren Unterkünften, doch nicht weniger besinnend darauf, die richtigen Waffen endlich schwingen zu dürfen. Hoffentlich verletzten sich die Schnellen in ihren Übereifer nicht. Das geschah, ehe man von links nach rechts sehen konnte.


    Fröhlich trillernd gesellte sich der Centurio zu seinem Optio, während ein Großteil der Probati schon aus dem Sichtfeld verschwunden war. Irgendwie, dachte Reatinus, hatte er heute einen richtig guten Tag! "Na, Optio? Was machen deine Erfahrungen als Offizier? Ich sehe, du scheinst deinen Spaß dran zu haben...", fragte der Schreihals interessiert. Einfach nur, weil es ihn interessierte, was Drusus als noch Erfahrung sammelnder Optio so von seinem Posten hielt. Er konnte sich noch gut an den Anfang seiner Karriere als rechte Hand des Centurios erinnern. Was war er stolz und vergnügt damals, seine ersten Legionärsscheuchungen zu machen! Und damals flogen ja nichtmal halb so sehr die Fetzen, wie sie es heute taten, bei Reatinus´ antrainierter, erschütternder Stimme.


    Während auf die Antwort des Nachwuchsschreihalses wartete, merkte er erst, das noch ein Probatus verblieben war, um die Übungsausrüstung der Übereifrigen aufzusammeln. Kopfschüttelnd ließ er Probus sein Werk zu Ende bringen. Wenn es nach Reatinus ginge, hätte er ihn das nicht machen lassen. Denn der Centurio konnte Ungerechtigkeit auf den Tod nicht leiden, und in seiner Centuria wollte er darüber nicht hinweggesehen haben. Da musste er wohl später eine kollektive Standpauke zum Thema Kameradschaft halten, so viel war klar! Reatinus hatte den Ruf, hart zu sein, aber auch fair. Dem wollte er gerecht werden. Wenn nötig, auch seinen weiteren Ruf spielen zu lassen. Unwiedersprechbare Stimmgewalt!


    So langsam trollte sich auch der Germanicer mit hastigen Schritten und Reatinus ging in Gedanken den weiteren Übungsablauf durch. Er warf einen kurzen Blick auf die kahlen, hölzernen Pfähle mit den unzähligen Gebrauchsspuren. Wenn Reatinus sie so ansah, fragte er sich, ob er nicht schon selbst als Probatus an den Dingern trainiert hatte. Tja, was tat man nicht alles, um dem eigenen Sparwahn gerecht zu werden...


    Wenige Momente später kreuzten die angehenden Legionäre wieder auf. Darunter auch die eifrigen Rekruten, die gerade eben unkontrolliert los flitzten. Mit kritischem Blick ließ Reatinus sie an den Pfählen trainieren.


    "Optio Iulius, jetzt kontrollieren!", befahl der Schreihals kurz und knackig, "Sollte es Verletzte geben, ins Valetidunarium mit ihnen!".


    Dieser Blick fiel jedoch nicht auf die Übungen, sondern auf die Probati selbst. Gerade die Ruhigen und Geduldigen erwießen sich hier in dieser Lektion als besser. Dies konnte Reatinus nun auch ein kleines Grinsen auf die Lippen zaubern, der kritikwütig umher streifte und Verbesserungsvorschläge gab. Jene waren zwar lautstark, aber deutlich. Schnell kamen die Probati auch ins Schwitzen, während sie übten. Ein scheinbarer Chor aus Keuchen und angstrengtem Stönen entstand. Da war sie, die Musik für Reatinus´ Ohren.


    "Wenn das Feinde wären, müsstet ihr ihre Rüstung durchbohren, sonst habt ihr keine Chance. Diese Rüstung kann schonmal aus Metall bestehen! Also weiter üben, nicht nachlassen!"

    Wie erwartet ging alles drunter und drüber. Aber dass die Probati das nicht hin kriegten, war für Reatinus nur halb so schlimm. Ihn freute es sogar, denn er hatte seine üblichen Methoden, den angehenden Legionären ein wenig den Kopf frei zu bekommen. Das allseits verhasste Laufen! Und das wollte er so lange durchziehen, bis die Probati eine ordentliche Testudo zustande brächten. Sollte jetzt schnell gehen, dachte Reatinus.


    "Gut, wenn ihr das so nicht hinbekommt, dann lasse ich euch laufen! Eine Runde um den Exerzierplatz, sofort!", befahl er. Nachdem der Befehl verhallt war, baute sich der mehr Haufen als Formation schleunigst ab, um den Straflauf anzutreten. Schnell hörte man die Probati keuchen. Musik für Reatinus´ Ohren!


    Bald war der Lauf beendet, doch der seinen Namen zurecht tragende Schreihals ließ nicht ab und schrie schon wieder erneute Befehle, ohne die angestrengten Probati zur Ruhe kommen zu lassen. Er hoffte, diese sehr wichtige Formation schnell abschließen zu können.


    "Testudo bilden!".

    "Ja, ich habe meinen Sinn gefunden. Wenn ich in einer Hand voll Jahren meinen letzten Schritt durch die Porta Preatoria setze, dann weiß ich, dass ich 20 Jahre lang gedient habe. Und dabei meinen Sinn hatte.". Natürlich wollte Reatinus abwarten mit solchen Spektulationen. Sein Beruf war nicht gerade ungefärlich, denn man wusste nie, wann und ob feindlich gesinnte Germanen von jenseits des Limes an der Tür klopften. Reatinus selbst war da aber nicht pessimistisch. Er hatte schon einige Jahre hinter sich, und jetzt sollte er mittendrin einfach drauf gehen? Nein, das wollte er doch irgendwie zu verhindern wissen. "Du wirst denken: Einer von Vielen. Aber unter diesen Vielen doch irgendwie einmalig... das ist jeder.", hängte Reatinus sichtlich überzeugt an.


    Nur fiel es ihm schwer, Phaeneas zu fragen, ob er seinen Lebenssinn hatte. Nicht, dass er wirklich Sklaven verachtete. Er fand diese gesellschaftliche Hierarchie sowieso unsinnig... trotzdem wollte er ihn nicht deswegen kränken. Reatinus sah, dass Phaeneas ein wenig enttäuscht war, als er ihm seine Überzeugung schilderte. Er schien ein wenig getroffen. So wie Reatinus (außerhalb des Exerzierplatzes) eben war, wollte er ihn aufheitern. "Zerbrich dir nicht den Kopf über das, was dich bekümmert. Wäre ich dein Herr, hätte ich dich frei gelassen."

    Antike Formen von Robin Hood hatte die Legion nicht. Wenn man geübte Bogenschützen suchte, war man bei den Auxilliares besser beraten. Trotzdem wurde den Probati schon in der Grundausbildung beigebracht, wie man mit einem Bogen umgeht. Nunja, es war doch besser als nichts!


    "Nun, Meisterschützen wirst du bei uns keine finden, Eques. Doch Bogenschießen wird in der Grundausbildung durchgenommen. Es sind keine Profis, doch sie können anlegen und schießen. Du kannst theoretisch jeden fragen.", erklärte Reatinus die Begebenheit. Nun, um Wachen auszuschalten, musste man gut zielen. Verfahl man, hatten die Wachen guten Grund, Alarm zu schlagen und Verstärkung zu holen. Und das würde in einem blutigen Gemetzel enden.

    Nach dem kleinen Gespräch am Tor marschierte der Wachmann zielstrebig auf das Contubernium zu, in dem sich Probus befand. Anders als die Offiziere riss er die Tür zwar auf, malträtierte sie aber nicht arg.


    "Besuch für Germanicus Probus an der Porta! Beeilung!".


    Kaum waren die Worte in der Unterkunft des nichtsahnenden Contuberniums III verhallt, verschwand der Wachmann wieder zur Porta, schließlich hatte er ja Dienst. Hoffentlich kam der Schreihals jetzt nicht vorbei. Er hasste es, von ihm befragt zu werden!

    "Gut, warte bitte hier.", meinte der voll beladene Soldat streng. Er gab sich mit seinem Schicksal wohl sichtlich ab, hier am Tor stehen zu müssen. So schlimm war das garnicht. Man konnte über den halben Tag einfach nur rumstehen und Däumchen drehen. Immerhin besser, als von tollwütigen Offizieren rumgescheucht zu werden! Das schonte die Ohren so schön!

    Reatinus legte einen skeptischen Blick auf. Er dachte intensiv darüber nach, ob er die beiden Männer bestrafen wollte, wenn sie schon so ehrgeizig waren, etwas zu tun. Der Blick verschärfte sich immer mehr, bis man meinen konnte, der Centurio setzte schon wieder zu eine seiner berühmten, ohrenbetäubenden Anschisse an.
    Aber er beließ die Sache dabei, da zum Glück nichts passiert ist und da die beiden Probati in erster Linie noch nicht negativ auffielen. (Außerdem war er ja bekanntlich ein fairer Ausbilder)
    Obwohl Reatinus trotzdem hoffte, dass die beiden nicht so dumm wären zu denken, dass sie noch mehr Freikarten für Albernheiten hätten. Aber wenn dem so wäre, sollten sie ihr blaues Wunder eh noch erleben.
    Wie er fest stellte, bekam Probus schon weiche Knie. Reatinus hatte ein Gespür für verängstigte Rekruten und Legionäre. Er konnte ihnen die Angst meistens von den Augen ablesen. Und es war gut, dass Reatinus ihnen diese einflößen konnte, denn er bewahrte seine Autorität sehr sorgsam.


    "Probati...", sprach Reatinus und rückte gefährlich in ihre Nähe, "Da ihr mir noch nicht negativ aufgefallen seid, lasse ich das mal auf sich beruhen... doch merkt euch, dass Disziplin und Selbstbeherrschung des Schlüssel zum Überleben sind!".


    Nach der kleinen, militärisch beeinflussten Moralpredigt machte sich Reatinus wortlos davon und gab den Probati einen Grund, erleichtert durchzuatmen. Es sollte klar sein, dass Reatinus so etwas kein zweites Mal durchlassen würde. Aber das Problem sollte hoffentlich auch geklärt sein.



    Schnell merkte Reatinus, dass die Leistungen der restlichen Probati voran schritten. Da der Schreihals vermeiden wollte, dass sein Optio sich langweilte, gab er ihm eine neue Aufgabe. Das hatte er schon einmal gemacht.
    Er musste nicht lange suchen, bis er den Nachwuchsschreihals fand und ihm seine Befelhe übermittelte.


    "Optio, jetzt mit scharfen Gladii gegen Holzpfähle üben lassen!".



    Sim-Off:

    Der Post ist jetzt nicht herausragend... bin ein wenig müde. :)

    Der Wachmann sah seinen Zivilisten mit einem Mantel und einer für ihn schaurig wirkenden Kapuze auf die Porta Praetoria zu marschieren. Schnell bestätigte sich für ihn, dass der Mann nach etwas Bestimmten suchte. Nach Probus... ach ja, einer von den Neuen musste es sein. Beim Schreihals in der IV., der Wachmann erinnerte sich zum Glück noch an den Mann.


    "Salve!", sprach die Wache und musterte den Mantelmann streng, "Hmm... ja, er ist hier stationiert. Allerdings kann ich dir ohne Weiteres keinen Entritt gewähren... ich kann Germanicus Probus aber raus holen.".

    Mit weiten Augen beobachtete Reatinus das grausame Schauspiel. Er verzog keine Miene, während Eques Duccius sein quälendes Werk verrichtete.
    "Eure Ahnen sollen Missgestaltet sein!"
    "Ich werde euch heimsuchen!"
    Diese Drohungen brachten ein hämisches Grinsen auf Reatinus Gesicht. Er kannte die Drohungen von Männern dieser Art... reine Verzweiflung. Marser waren es also. Reatinus wusste nicht über diese Rituale und noch weniger über diese Gruppe bescheid. Aber wenn Menschen geopfert wurden und der Decurio dazu gehören sollte, war das alles andere als gut. "Narren... sie denken, sie haben einen Vorteil.", murmelte Reatinus. Würde der Decurio sterben, würde das nach seiner Ansicht nur die Wut der Männer schüren. Es sollte jeder wissen, dass nun die falsche Situation war, die Moral aufzugeben. Sollten ihre Götter diesen Marsern gnädig sein. Die Soldaten wären es nicht. Reatinus wäre einer von diesen Ungnädigen!



    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus


    [...]


    "Kann mir jetzt vielleicht irgendjemand eine anständige Meldung machen? Ich bin hier immerhin der Verantwortliche!"


    Als die Vorstellung sich so langsam dem Ende zuneigte, erbarmte sich Reatinus des Centurios und nahm Haltung an. Er machte die Meldung, obwohl er doch nur die Geschehenisse wiederholen musste.


    "Centurio! Dieser Mann hier wurde von den Equites gefangen genommen! Wie sich heraus stellt, halten diese ´Marser´ den Decurio fest und wollen ihn pfern.", Reatinus blickte erneut verächtlich auf den Gefangenen Marser, "Wir müssen schleunigst etwas unternehmen, Centurio... es bleibt nicht viel Zeit zu handeln.".
    Blut gab es in diesen wenigen Minuten nicht wenig. Dieser Mann war töricht, so etwas mit sich machen zu lassen, anstatt Informationen zu geben. Mutig war er, aber auch dumm! Eine unbequeme Mischung, wie sich ergab...

    Unzählige Nießer und laufende Nasen später fing nun ein neuer Tag an. Normalerwiese war das den meisten Soldaten im Castellum egal. Es war für sie oft das Gleiche. Neuer Tag, neue Nacht, neuer Tag,... irgendwann hörte man aus purer Lustlosigkeit auf, die Tage zu zählen. Für Reatinus verständlich, doch es gab auch fleißige Soldaten, die immer wieder die Tage, Monate und Jahre zählten... bis zum 20. Dienstjahr in der Legion.


    An diesem Tag wie jeder andere rief Reatinus zum Sammeln, ganz wie üblich eben. Das Treiben auf dem Exerzierplatz hielt sich heute erstaunlicherweise in Grenzen. Aber das war kein Grund, selbst nichts zu tun. Im Gegenteil, den Platz würde das kleine Rekrutentrüppchen brauchen. Es war nämlich Zeit für eine wichtige Lektion: Die Formationen, allem voran auch die berühmte Testudo.


    "Probati, rüstet euch mit euren Scuta aus! Venite!", erhallte es.


    "Heute lernt ihr, als Kameraden, als Waffenbrüder, wichtige Formationen zu bilden und zu halten! Wenn euer Offizier - in dem Falle ich - euch befiehlt, eine solche Formation zu bilden, dann ist es eure Aufgabe, das schnell und gründlich auszuführen! Wir fangen mit der Testudo an!"


    "Die Testudo ist die ideale Formation, um euch vor dem feindlichen Pfeilhagel zu schützen! Eine Testudo ist so aufgebaut, dass die Legionäre sich in einem Block aus 8x10 Männern bei einer vollzähligen Centuria aufstellen! Die vordere Reihe hält ihre Schilde nach vorne und schützt die Frontseite der Formation. Die restlichen Soldaten schützen ihre Vordermänner, indem sie Schilde über sie halten und dafür Sorgen, dass sich die Schilde überlappen! Diese Formation ist ideal für Belagerungen!"


    Rein aus Neugierde, wie sich die Probati bei ihren ersten Mal machen würde, gab Reatinus den nächsten Tagesbefehl. Er wollte sehen, ob sie es hinkriegen würden.
    "Und jetzt: Testudo bilden!"



    Ziemlich geschäftig ging es hier auf dem Exerzierplatz zu. Die ganze Schar der Probati war heftig dabei, zu üben. Überall keuchte, stöhnte und manchmal sogar auch fluchte es. Noch war Reatinus zufrieden, denn der Tag könnte eigentlich nicht besser verlaufen.
    Der Probatus, der einen Schlag des Vitis in die Wade bekommen hatte, wagte es nun nicht mehr, Faulheit zu zeigen. Und diese "Motivation" zu Lernen übertrug sich schnurstracks auf die restlichen Faulpelze. Manchmal, dachte Reatinus, liebte er doch seinen Job als Centurio. Hatte man Probleme mit den Legionären oder Probati, waren diese bald schon verschwunden. Nicht zuletzt, dank des gefürchteten Vitis, der Rebstock, den jeder Centurio schon einmal benutzt hat. Der Effekt dieses Gegenstands war sehr nützlich, beinahe auch schon magisch.
    Unermüdlich kontrollierte Reatinus die Rekruten bei ihren Übungen. Sie machten sie für den Anfang sehr gut. Eine solche lernfähige Truppe war sehr, sehr selten. Reatinus selbst hatte schon so manch schlimmen Haufen gesehen. Bei diesen Leuten halfen auch nicht die Hetzsprüche, die er immer und auch hier von sich gab.


    "Ihr Schlappschwänze, ihr sollt kämpfen und nicht so dämlich hier rumstehen!".
    "Und sowas kommt in meine Centuria! Eine Schreibtischarbeit hätte euch gut getan!".
    "Sogar mein Großvater in Elysio kriegt das besser hin! Und der muss sich gerade wohl heftig im Grabe umdrehen! Ich hör´s ja schon hier!".


    Ja, Reatinus zerstörerisches Arsenal an mutmachenden Sprüchen war schier gewaltig. Man wusste so gesehen nie, was er als nächstes sagte. Obwohl dieses Merkmal bei allen Offizieren besonders stark ausgesprägt war. Eine centurionische Intuition, sozusagen.


    Nach einer Weile, glaubte Reatinus, einen zornigen Schrei vernommen zu haben. "Was zum...?!". Alarmiert blickte er sich um. Man konnte ja nie wissen, ob sich zwei Probati an den Hals gingen, oder ob es wirklich einen Hitzkopf gab, der sich auf einen erfahrenen Centurio stürzte. Letzteres konnte Reatinus zum Glück nicht ausmachen. Zum Glück des Angreifers, der in diesem Falle nicht da war. Dafür musste er aber schnell zwei Streithähne auf den Teppich bringen. Reatinus hat nie gesehen, dass sich zwei Probati gegenseitig umbrachten. Aber Verletzungen hatte es durchaus auch schon gegeben.
    Mit Argus Augen sah sich der Schreihals, wie er noch heute gern genannt wurde, um. "Scheisse, kann ja heiter werden...", murmelte Reatinus sichtlich unerfreut vor sich hin. Den Optio konnte er auch nicht ausmachen. Der war wohl irgendwo mit anderen Probati beschäftigt. Na dann konnte er wenigstens ein Auge auf den Rest der Trainierenden werfen.
    Aber Reatinus´ eilige Suche war nicht von Dauer, den an einem trainierenden Paar angehender Legionäre vorbei sah er noch ein paar angehender Legionäre. Probus und Murcus. Beide erkannte der Centurio schon aus weiter ferne, denn sie hatten ein gewisses Wiedererkennungspotenzial. "Ich glaube, ich spinn´...", murmelte er erneut zu sich selbst und schnellte dort hin, wo das Spektakel statt fand. Probus, sichtlich angestrengt mit der Abwehr wurde also von Murcus, wütend und zornig mit Schlägen bombardiert. Das durfte nicht passieren, zumal Disziplin und ein kühler Kopf in jeder Situation den römischen Soldaten eben einen römischen Soldaten sein ließen.


    Kaum war der Schreihals angekommen, schien sich die Situation von alleine bereinigt zu haben. Er hatte dafür nur ein missgünstiges Kopfschütteln übrig. "Das kann doch nicht wahr sein...", setzte Reatinus mit einer Stimme an, die sich nach jedem Wort ein klein wenig steigerte. Immer mehr, bis schließlich das Trommelfell der Umgebenden Probati erzitterte. Im Hintergrund flogen einige verschreckte Vögel aus ihren Bäumen. "Probatus Germanicus, erklär DU mir mal bitte, was bei Mars hier passiert ist?!"
    Ein bedrohlicher Blick wechselte zwischen beiden beteiligten Probaten hin und her. Reatinus hasste es, wenn seine Rekruten unkontrolliert drauf los schlugen. Er wollte Soldaten mit kühlem Kopf in seiner Centuria, doch wer in einer solchen Übung schon die Kontrolle verlor... da musste der Schreihals ein wenig nachhelfen!

    In dem Wissen, dass es der letzte Salut einer seiner besten Männer war, salutierte Reatinus zurück. "Vale!", antwortete er, als der Quintilier schon abdampfte. Und da ging er... Reatinus erinnerte sich noch an die Ausbildung von Valerian. Ein guter Mann, fand er. Es war doch eine tolle Zeit, als Reatinus den jetzt schon Prätorianer noch dabei beobachtete, wie er sich mit dem Schleppen seiner Ausrüstung abrackerte, als er sich als Freiwilliger meldete. Einfach unvergesslich.


    Wieder schloss sich die Türe des Centurios, der sich wieder zu seinem guten Schreibtisch wendete und seinen üblichen Papierkrieg bewältigte. Was für ein Spaß, dachte er.

    Sowohl Optio als auch Probati machten sich gut. Von Letzteren gab es jedoch auch Einige, die diese Grundtechnik weniger gut beherrschten. Was Reatinus da sah, war mehr als nur Faulheit. Es war Schlamperei! Ungläubig ging er auf zwei Probati zu, die nichtmal ansatzweise versuchten, es zu schaffen. Blitzschnell flog das Vitis auf die Wade des Mannes, der schmerzend aufstöhnte und sich nun mehr Mühe gab. Nach zusätzlichen kritischen Blicken der Centurios wurde es dann doch noch etwas. "Geht doch!", kommentierte der Centurio. Der Probatus hatte noch Schmerzen, war aber zugleich erleichtert, als Reatinus wieder ging.


    Somit betrachtete Reatinus noch abschließend das Geschehen auf dem Platz. Die allgemeinen Leistungen waren ja garnicht mal so schlecht!


    "Milites, venite!", rief der Centurio abschließend zum Sammeln. Jetzt kam der wichtigste Teil der Übung. Der ernsthafte Kampf.


    "Da ihr nun die Grundstellung beherrschen solltet, wird es an der Zeit, euch im Kampf zu üben! Zu diesem Zweck sucht ihr euch einen Übungspartner und fangt an, zu trainieren! Vergesst nicht, gebt nie eure Deckung auf, immer auf´s Scutum aufpassen! Und das Gladius ist ein Stichschwert, Hämmern und Prügeln will ich hier nicht sehen! Abite!".

    Mit einem einzigen, tiefen Brummen antwortete der Wächte, der heute dazu verdammt war, Wache zu schieben. Er war nicht gut zu sprechen, wenn er hier stand, deshalb wollte er alles und jeden von sich weg haben. Das konnte er dem Optio leider nicht sagen, der unter der Centurie des Schreihalses diente. Er wollte ja von beiden nicht mit Schreien bombardiert werden.

    Reatinus berührte das ganze ein wenig schüchtern und er kratzte sich mit rot angelaufenen Ohren an den Hinterkopf. Wann kam es vor, dass ein Legionär zu einem Centurio marschierte und sich... bedankte? "Du musst nicht danken, Legionarius. Es ist meine Pflicht!", antwortete Reatinus trotzdem erfreut. Wenn doch nur jeder Soldat so dankbar wäre...
    Zu den Prätorianern ging der Quintilier also. Nicht schlecht, wirklich nicht schlecht. Doch das Leben im Lager der Elitesoldaten in der Nähe des Kaisers war hart. Härter als in der Legion. Hoffentlich wusste der Mann, was er tat.


    "Ich gratuliere zu deiner Versetzung, Legionarius Quintilius.", meinte Reatinus. Schade, dass einer seiner besten Männer seine Truppe verließ. "Ich werde dir nicht im Wege stehen.", sprach Reatinus noch im Geschäftston, bis er wieder etwas feinfühliger klang. "Danke, dass du es mir sagst. Du hast eine gute Karriere vor dir, nutze das.".
    Reatinus selbst rechnete nicht mehr mit Aufstiegen seinerseits... aber er hatte als Centurio schon viel erreicht, und er war folglich zufrieden mit seiner Karriere.

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Drusus
    Drusus hatte gerade zur Antwort ansetzen wollen, als Valerian ihm die Worte aus dem Mund nahm. Interessanterweise war dem Centurio die Erleichterung regelrecht anzusehen. Dabei hatte der Iulier den Eindruck von seinem Vorgesetzten gehabt, dass er nie und nimmer Emotionen zeigte. Allerdings war das auch eine besondere Situation... Die nächste Bemerkung von dem Schreihals fand er allerdings ein wenig seltsam. Woher sollten sie denn wissen, ob der Tribun Terentius schon davon wusste, oder noch nicht? Naja vielleicht würde ihnen Primus mal über den Weg laufen. Den konnten sie ja einfach so fragen... "In Rodnung, Centurio!", meinte nur. "Sonst gibt es nichts mehr Centurio, nein." Der Iulier zögerte ein wenig. "Wenn es nichts mehr gibt würden wir dann gehen, Centurio!"


    "Tut das, milites. Abite!", sprach der Centurio wie gewohnt in seiner Offiziershaltung. Auf seinem Gesicht lag auch ein erleichterter Gesichtsausdruck, den Reatinus nicht zeigen wollte, aber doch irgendwie zeigte. Vielleicht war die Erleichterung einfach zu groß, um sie zurück zu halten.
    Auch kochte schon Reatinus´ Abendessen. Es war nicht mehr als ein klassischer Puls, doch mit guten Zutaten versehen. Reatinus freute sich schon darauf, denn sein Magen machte sich ganz leise schon bemerkbar.



    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian
    Bepackt mit all seiner Habe stand Valerian nun vor dem officium seines Centurios. Viel Zeit hatte er nicht, doch verabschieden wollte er sich dennoch. Irgendwie... verlangte das schon die Höflichkeit. Und er mochte den Artorier irgendwie. Für ihn war er ein Paradebeispiel eines guten Offiziers. Und so klopfte er an, in der Hoffnung, daß der Centurio da war.


    Des Quintiliers Hoffnung war nicht vergebens. Schnell flitzte jemand zur Türe und machte diese auf. Dies sogar schneller als sonst. Dieser Jemand, Reatinus, hatte sich mittlerweile nämlich prächtig angewöhnt, die Tür schneller und vielleicht auch ein wenig unbedachter aufzumachen.
    Etwas verwundert schaute er den Legionarius an, der wohl bald ein Prätorianer sein würde. "Salve Legionarius... darf ich fragen, warum du all dein Zeug mit dir rumschleppst? Neue Art von Krafttraining, was?", scherzte der Centurio. Gepäck schleppen ging ganz schön auf die Muskeln, wenn man es den ganzen Tag tat.

    Bald waren schon Ausdauernde als auch Zaghafte anwesend. Viele der Probati waren pitschnass, doch die Zaghaften erwischte es irgendwie weniger gut als jene, die bis zum Ende durchschwammen. Hoffentlich wirkte sich das nicht auf die Gesundheit von ihnen aus, hoffte Reatinus. Sie mussten schnell ins Warme und sich trocknen, denn der Wing trug sehr dazu bei, dass sie sich eine Erkältung einfingen. Oder schlimmer. Da jeder schwimmen konnte, war es eh eine ideale Gelegenheit, nun aufzuhören. Die Windböhen wurden langsam kräftiger, der Einbruch der Nacht nur eine Frage der Zeit.


    "Probati, verlernt das Schwimmen nicht!", schloss Reatinus ab. Ach ja, der "nicht vergessen" Spruch. Wie sehr Reatinus ihn doch liebte!
    So gesehen durfte ein aber Legionär wirklich nichts verlernen. Die Grundausbildung sah Reatinus als ein ABC des Soldatseins.
    "Nun gehen wir zurück ins Lager, bevor ihr einfriert und stocksteif in der Gegend rumturkelt! Parate vos ad iter!"


    "Pergite!", befahl der Centurio und marschierte los in Richtung Lager. Er wollte die Rekruten nicht lange der Kälte aussetzen, schließlich waren sie schwächlicher als Legionäre. Im Lager würde Reatinus sie sofort für den Rest des Tages entlassen...

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Es war ein Fall für einen guten Medicus. Hoffentlich konnten die Ärtzte dort etwas gegen die unzähligen Verletzungen übernehmen. Mit zornigen Augen sah Reatinus zu, wie Crispus seine Männer anschiss, die sich über Lupus hermachten. Sie richteten ihn zu wie... Barbaren... der erste Speer hatte recht, sie waren in der Tat verrückt! Allein schon der Blick auf Lupus ließ jemanden schockiert wieder wegblicken. Und wenn man bedenkt, dass sie das einem römischen Soldaten angetan haben... einem Waffenbruder, jemandem, der den gleichen Eid geschworen hat. Keine gute Sache.
    "Ich komm´ klar!", antwortete Reatinus dem Petronier, während er sich wieder seinen Männern zuwandte. Wo zum Geier steckte Severus jetzt bloß? Dann musste jemand anders eben Valerian helfen. "Iulius, du hilfst Valerian, aber zackig! Kümmert euch darum, dass er zum Valetidunarium gebracht wird! Abite!", meinte Reatinus schroff und nervös. Die Legionäre der I. mussten für diese Verletzung gerade stehen.


    Danach folgte weitere Befehle. "Centuria IV, venite!".


    Sim-Off:

    Ich schließ´ mal hier ab. :)


    Schnell merkte Reatinus, dass er vor seinen Männern keine Besorgnis zeigen durfte. Er musste jetzt abschließende letzte Worte an die Soldaten richten, die sich die Übungen von heute gut einprägen sollten, waren sie doch trotz allem hart. Von den Legionären und Probati waren alle weitestgehend unversehrt, doch die Wenigsten waren vollkommen unverletzt.
    Lupus wurde schon hinfort getragen, als Reatinus vor seine versammelte Mannschaft trat. Was wollte der Centurio jetzt überhaupt sagen?


    "Probati!", erlangte Reatinus Aufmerksamkeit und legte eine kurze Pause ein, "Das Training heute war hart! Wie ihr sehen könnt, hat es auch einige erwischt, wie euren Kameraden Terentius! Der Mann wird nun die Unterstützung seiner Freunde brauchen! Wenn ihr heute etwas gelernt habt, prägt es euch ein! Denkt an die Kampferfahrung, die ihr heute gesammelt habt! Die Veteranen hier haben noch euer Leben verschont, das würde der Barbar nicht tun! Vergesst das nicht! Und jetzt, abite, ihr seid für den Rest des Tages frei!".