Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Nun war es soweit, dass Reatinus mit der nächsten Gruppe Probati zum See erschien, an dem auch er damals schwimmen lernte. Wieder einmal erinnerte er sich an die Zeit, an der er selbst in den "Kinderschuhen" steckte. Die Gegend war noch weitestgehend gleich und unverändert, beinahe nicht berührt von der Zivilisation. Hier konnte man auch gut zur Ruhe kommen, wenn einem der alltägliche Krach in der Stadt und in dem Castellum zum Halse heraus hing.


    Der Schreihals wendete sich nun an die Probati.


    "Gut, wollen wir mal sehen, ob ihr so wasserscheu seid, wie ich es befürchte! Kleidung runter und ab ins Wasser, ich will euch alle im See sehen!"

    Heute stand eine Übung abseits des Exerzierplatzes auf dem Plan. Zwar brauchte ein Legionär das, was sie heute lernten nicht ausgesprochen oft, aber brauchen würde er es auf Fälle... früher oder später. Es war also Zeit für ein feucht-fröhliches Vergnügen. Das Wetter war wie so oft düster, woran man sich in Germanien eh schon gewohnt hat. Hoffentlich würde bald der Sommer kommen. Reatinus war schon drauf und dran, zu vergessen, wie die Sonne aussieht!


    Mit lauter Stimme rief er die Probati zu sich und erklärte, was vor ihnen stand:


    "Probati, venite!"


    "Heute werdet ihr schwimmen lernen! Manche von euch können es vielleicht schon, dem Rest werden der Optio und ich es beibringen! Wir werden nun zu einem See abseits der Stadt marschieren, wo wir unsere Übungen anfangen werden! Parate vos ad iter!" ( "Marschbereitschaft herstellen!" )


    "Pergite!" ( "Marsch!" )

    Kurz und knappe Antwort, dachte Reatinus, aber sie war richtig. "Richtig, Probatus! Setzen!", bestätigte Reatinus und ging im Gedanken die nächsten Schritte durch. Nach einem kurzen Moment der Stille legte der Centurio eine neue Schautafel auf, um die Schlachtphasen zu erklären.


    Die Annäherungsphase


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    "Was ihr hier seht, ist die Annäherungsphase in einer Schlacht! In dieser Phase rücken wir in geschlossener Formation vor, wobei die Manipel, eine Einheit aus zwei Centuria jeweils hintereinander aufgestellt sind! Vorne befinden sich Centurio und Signifer und führen ihre Centuria! Der Tesserarius und der Optio befinden sich hinten und sorgen dafür, dass die Formation gehalten wird, da dies nicht immer einfach ist! Die erfahreneren Soldaten stehen übrigens hinten und tragen dazu bei, dass die Formation und die Schlachtordnung gehalten wird!


    Und dann kamen sie schon zur nächsten Phase... der Kampfphase. Die wohl unangenehmste Situation im echten Gefecht. Reatinus legte eine neue Schautafel auf, um alles zu verdeutlichen.



    "Was wir jedoch brauchen, wenn wir auf Feinde stoßen, ist eine Schlachtlinie, welche in der Kampfphase zum Einsatz kommt! Diese Schlachtlinie bildet man, indem die hinteren Centuria in den Freiraum der vorderen Centuria rücken und somit eine geschlossene Formation bilden! Der Centurio und der Signifer ziehen sich zurück und bilden eine Art Bindeglied zwischen den Centuria! Natürlich kann man auch nicht verleugnen, dass es Selbstmord für die Offiziere wäre, ganz vorne stehen zu bleiben, wenn die Kämpfe los gehen!


    Damit war das Schwierigste ja wohl abgehakt. Mal sehen, ob der nächste aufgerufene aufgepasst hat...


    "Probatus Fadius, erläutere kurz und knapp die beiden Phasen!"


    Der Probatus stand kurz auf und starrte an die Decke. Er sah ein wenig unbeholfen aus.


    "Also... öhm... da gibt´s die... Vorbereitungsphase... und glaub´ die Pilum-Wurf-Phase..."


    Reatinus fasste sich genervt an die Stirn und rief den nächsten auf, dem Probatus zu helfen. Der Terentier machte sich heute ja eh schon so gut!


    "Probatus Terentius, hilf deinem Kameraden auf die Sprünge!"




    Sim-Off:

    So, das wäre mal das Schwierigste... es gibt da noch ein bischen, werde es jedoch versuchen, schnell in einem Post abzuhaken. Ist soweit verständlich? ;)

    Erstaunt über die ausführliche Schilderung des Probaten zog Reatinus die Augenbrauen hoch. Der Kerl hatte sogar besser aufgepasst, als er musste. "Sehr gut, Probatus. Setzen!", resümierte der Artorier und sprach Lupus vorerst wieder frei. Von den hier Sitzenden hatte Reatinus schon sein nächstes "Opfer" auserkoren. Es war irgendwie ein außergewöhnliches Gefühl, so viel vor den Probati zu reden. Aber sie würden das Wissen früher oder später brauchen. Das war die Funktionsweise einer Legion.


    "Übrigens gibt es noch Stabsoffiziere, Probati! Dazu gehören der Legatus Legionis, der Praefectus Castrorum, die Tribuni Angsticlavii und Tribuni Laticlavii!


    Der höchste Offizier in der Legion und der absolute Machthaber ist der Legatus Legionis, der wie in unserem Falle auch Statthalter der Provinz ist! Er hat das Sagen über alles, was in der Legion passiert und darf nach Belieben befördern, degradieren und kommandieren! Er hat die absolute Vollmacht in der Legion und ist Kommandeur, sowohl im Lager als auch auf dem Schlachtfeld!


    Der Praefectus Castrorum steht direkt unter dem Legaten und ist quasi seine rechte Hand! Er sorgt sich darum, dass alle Lageraktivitäten reibungslos ablaufen und hat erheblich viele Machten innerhalb der Legion! Er erhält seine Aufgaben direkt vom Legaten, wie es alle Stabsoffiziere tun! Dies sind sehr erfahrene Männer mit großen militärischen Fähigkeiten. Nicht selten haben die Praefecti ihre Wurzeln in den Mannschaftsdienstgraden und waren Probati und später Legionäre wie ihr! Sie blicken also mit dem Hochdienen auf diesen Posten oft auf eine glanzvolle Karriere zurück!


    Die Tribuni Angusticlavii sind Stabsoffiziere aus dem Ritterstand, die eine militärische Laufbahn als Ritter versuchen! Sie sind im Gegensatz zu ihren senatorischen Pendants militärisch erfahren und erhalten ihre Aufgaben direkt vom Legaten! Allgemein bewachen und kontrollieren sie diverse Vorgänge innerhalb des Castellums und machen die Aufgaben, die sie vom Legaten erhalten! Um diese Aufgaben kann es sich durchaus um etwas Größeres handeln!


    Die Tribuni Laticlavii sind oftmals die Sprösse einer Senatorenfamilie und versuchen in der Legion, ihren Militärdienst abzuleisten, ehe sie den Cursus Honorum beschreiten! Erwartet von ihnen ihnen nicht allzu viel militärisches Geschick, sie sind besser mit administrativen Aufgaben beraten und der Legat wird versuchen, sie dort einzusetzen, wo sie keinen Mist bauen!"


    Nach der wieder recht ausführlichen Rede rief Reatinus sein nächstes Opfer auf, welches er ja schon im Vorfeld ausgesucht hatte. Er war gespannt, ob er es wusste...


    "Probatus Germanicus, wer ist der amtierende Legatus Legionis und was hat dieser Posten gemein?".


    Letztere Frage konnte er beantworten, wenn er aufgepasst hat. Bei der ersten war ein wenig "Eigeninitiative" gefragt.

    "Ich kenne die Floskel... bekommt jeder zu hören.", sprach Reatinus mitgenommen. Er wirkte, als hätte ihn sein Geist verlassen und nur seine fleischliche Hülle zurück gelassen. Es half nichts. Reatinus war jetzt dafür verantwortlich, dass Severus´ Leichnam unbeschadet zu seinem Vetter Avitus gelangte. Naja, zumindest unbeschadeter als jetzt. "Jupiter, steh´ mir bei...", seufzte Reatinus und kämpfte mit sich selbst, hier und jetzt keine Träne vergießen zu müssen. Er brauchte keinen Capsarius, um nach Hause zu kommen. Hat seinen Enkel verloren, doch nicht seine Beine. Mit düsterem Blick winkte er den Capsarius weg, der herbei eilte.
    "Nun gut... ich will, dass der Leichnam von Severus für ein Begräbnis bestattet wird. Ich erwarte Meldung...". Damit verließ Reatinus das Valetidunarium mit gemächlichen Schritten. Und mit dem Schwur, den Mörder aufzuspüren, wenn er ihn finden würde. Irgendwann, spekulierte Reatinus erzürnt, würde er ihn finden. Mögen die Götter dem Mörder gnädig sein... Reatinus würde es nicht sein. Keine Sekunde lang.

    Jetzt ging es also los... Reatinus stellte sich hinter die Marschkolonne, die recht mächtig wirkte und erfüllte wie immer seine Aufgabe als Optio - Nachzügler voran zu treiben. Er war mehr als nur aufgeregt über den bevorstehenden Kampf. Das würde ein heißer Tanz werden, so viel war klar.
    Mit lauten Marschgeräuschen und scheppernden Rüstungen setzten sich die Soldaten in Bewegung. Bald würde es den Räubern an den Kragen gehen. Reatinus konnte es kaum erwarten, ihnen mit gleicher Münze das heimzuzahlen, was er in Marcomers Dorf tun musste. Er konnte sich deswegen immernoch selbst beschuldigen...

    "Salve, Optio!", grüßte Reatinus den Iulier zurück. Der Centurio nickte bestätigend auf die Meldung des Terentiers. Alle Probati waren da, darunter auch Germanicus Probus, der ebenfalls seine Grundausbildung absolvierte.
    "Gut! Nehmt Platz Probati, schlaft mir nicht ein!", befahl der Schreihals etwas lauter, aber milderweise in Zimmerlautstärke. Dann steckte er auch sein Vitis weg und bereitete die erste Schautafel vor, an der er erklärte. (Und das in leicht verdaulichen und verständlichen Häppchen. Er hatte sich gestern alles Theoretische noch einmal angesehen)


    Aufbau der Legion


    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/fleisch14/IR/legion.gif]




    "Fangen wir mit dem Aufbau einer Legion an! Im Groben besteht eine Legion aus X Cohorten! Eine dieser Cohorten umfasst VI Centuria, und jede Centuria besteht idealerweise aus LXXX Mann! Eine große Ausnahme bildet hier jedoch die erste Cohorte! Sie besteht aus 5 Centurien in doppelter Mannstärke! Das bedeutet, dass eine Centurie der ersten Cohorte im Idealfall CLX Männer beherbergt! Der jeweils erste Centurio einer Cohors kommandiert selbige auch!"


    "Jede Centuria hat darüber hinaus Offiziere! Zu den Unteroffizieren zählen sich Optio, Signifer, Tesserarius, Cornicen und der führende Kopf der Centurie, der Centurio! Der Primus Pilus ist ein Centurio mit besonders gehobener Stellung innerhalb der Legion! Er kommandiert die erste Centurie der ersten Cohorte und sein Wort hat höheres Gewicht als das aller anderen Centuriones! Auch wird er öfter bei Stabsbesprechungen der hohen Stabsoffiziere zu sehen sein!"


    "Ich werde noch kurz zu den Aufgaben der Offiziere eingehen! Der wohl wichtigste Unteroffizier ist der Optio, welcher als Stellvertreter des Centurios Ausbildungen leitet und Aufgaben erfüllt, die der Centurio ihm auferlegt.


    Der Tesserarius ist ein Schreiber der Centurie und sieht seine Aufgaben darin, Wachberichte auszufüllen und den Centurio mit sonstigen Berichten jeder Art zu erfreuen! Zusätzlich dazu kann man ihn damit betrauen, Wachschichten zu kommandieren und zu kontrollieren!


    Der Cornicen ist bekannt dafür, dass er das Horn bläßt und euch des Morgens eures Schlafes beraubt! Dies macht er auch bei Märschen oder sonstwo, wo der befehlshabende Offizier es für nötig hält!


    Dann haben wir hier noch den Signifer! Er trägt das Feldzeichen der Centuria und hat innerhalb der Legion eine herausgehobene Stellung im Gegensatz zum einfachen Legionär! Ein Signifer ist ein verlässlicher, erfahrener Soldat und wird mit der Verwaltung der Truppenkasse betraut. Von ihm erhaltet ihr euren Sold, also sorgt dafür, dass ihr es euch nicht mit ihm verscheisst! In der Hierarchie steht er über dem Optio, erfüllt wegen gewisser Einschränkungen jedoch nicht solch wichtige Funktionen, wie ein Optio es tut!


    Damit war ein Teil der Theorie fertig... da Reatinus sehen wollte, ob man aufgepasst hat, rief er wahllos jemanden auf. Sein Finger zeigte auf Terentius Lupus.


    "Probatus Terentius, erläutere: Wie ist der grobe Aufbau der Legion?! Wazu dient ein Centurio, wozu ein Optio?!"



    Sim-Off:

    Probus ist hier mit dabei, damit ich diese umfangreiche Lektion mit euch beiden zu Ende bringen kann. :)

    Sim-Off:

    ...und ich mach schonmal weiter. ;)


    Endlich war es nicht mehr allzu kalt und so langsam konnte man sich wirklich auf das warme Sommerwetter freuen, welches das Legionsleben viel einfacher gestaltete. Man konnte endlich die Sonne über dem Castellum der Legio II lachen sehen. Zu schade, dass man diesen Tag nicht ausgiebig für Übungen draußen nutzen konnte, denn Reatinus musste sich mit seinen Probati mit Theorie beschäftigen. Zum diesen Zwecke hinterließ er auch für alle Fälle auf dem Exerzierplatz eine Wachstafel. Ein kleiner Scherzkeks aus Reatinus´ Centurie erlaubte sich jedoch auch einen kleinen Spaß mit dieser Wachstafel. Gut, dass Reatinus nicht gesehen hat, wer das war... denjenigen hätte er nämlich auf dem Kieker gehabt!




    Wichtig --> Unwichtig!


    Alle Probati der Centuria IV, Cohors II haben sich umgehend in der Schola einzufinden.




    Servius Artorius Reatinus
    Der Schreihals! Haha!




    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



    Der Schreihals selbst fand sich jedoch mit seinem Optio in der Schola ein und wartete auf die Probati, um ihnen militärisches Wissen einzutrichtern. Während er wartete, zog er mit dem Vitis Kreise auf einem der Tische...

    "Sehr gut, ihr seid lernfähiger als ich dachte!", urteilte Reatinus und beäugte die vor ihm aufgebaute Keilformation. Lupus, der ganz vorne stand, konnte ihm glatt leid tun. Aber irgendjemand musste die Spitze einnehmen, so auch im Ernstfall. Diese Tatsache machte die trotz ihrer Seltenheit verhasste Formation eben so verhasst. Kein schöner Gedanke, angesichts einer wild schreiend anstürmenden Horde noch stehen bleiben zu müssen. Obwohl man die Kameraden im Rücken hatte, konnte man sich da schnell alleine fühlen.


    Da der Aufbau der Formation bei den eingeübten Probati schnell ging und die Formation an sich wohl nicht allzu schnell in alle Winde zu verstreuen war, konnte Reatinus zum wichtigen letzten Teil des Tages voran schreiten. Die Erklärung einer Schlachtformation, wichtiger Bestandteil der römischen Disziplin.


    "Nun gut, bevor ich euch heute entlasse, habt ihr noch ein wenig Theoretisches zu überwinden! Was meint ihr, ist unser großer Vorteil, der die römischen Legionen erst so groß und stark macht? Richtig, es ist die Disziplin, wegen welcher uns andere Völker beneiden! Diese kommt erst in der Schlachtlinie besser zur Geltung! Ich erwarte ohne Weiteres von euch, dass ihr auch ohne Übung einen Block aus 8x10 Männern pro Glied bilden könnt, den ihr ja auch bei der Testudo beherrschen müsst! Morgen, Probati, steht ein qualvoller Tag aus Theorie ins Haus, ich erwarte euch an der Schola! Abite!"



    Sim-Off:

    Um dir einen kurzen Überblick zu gewähren: Vor dir steht noch etwas Theorie, danach müssen wir noch das Bogenschießen nachholen und dann beschäftigen wir uns noch kurz mit Belagerungsgeräten gefolgt vom Reiten... nicht mehr allzu lange, dann können wir Lupus zum Legionarius machen! :)

    "Sehr gut, Optio!", meinte Reatinus erfreut, "Morgen gehören die Probati dann dir! Bogenschießen steht auf dem Plan!". Damit salutierte Reatinus vor seinem Optio und befreite zu guter letzt auch ihn für den Rest des Tages... sichtlich erfreut, dass sein Optio sich so selbstbewusst zeigte und schnell neue Erfahrungen erntete. Ein würdiger Nachfolger, wenn Reatinus einmal seine 20 Jahre abgeackert haben würde...

    Die Probati wickelten das Werfen in Formation schnell und ordentlich ab, wie Reatinus es wünschte. Der Fleiß zahlte sich aus für die jungen Rekruten, denn je besser, desto weniger mussten sie sich abschinden. Der letzte Wurf für heute stand somit bevor. Ganz langweilig schien den Probati diese Disziplin nicht zu sein. Das machte es für den Schreihals natürlich einfach, denn interessierte Rekruten waren lernwilliger und leistungsfähiger.


    "Tollite Pila!"


    "Mittite!"


    Und erneut flogen die Pila, nachdem Reatinus´ Befehle den Probati um die Ohren sausten. Ein wenig komisch war der Gedanke, den Reatinus gerade empfand. Wie schön war der Anblick dieser römischen Errungenschaft, wie sie durch die Lüfte flog, doch wie grauenhaft war er, wenn diese Errungenschaft dem Feind ihre eisernen Grüße überbrachte. Irgendwie hatte das etwas Groteskes, dachte Reatinus.
    Bald schon prasselten die letzten Pila auf den staubigen Exerzierplatzboden und Reatinus beendete so langsam, hoch zufrieden über die Leistungen seiner Schützlinge.


    Auch sparte er nicht mit einigen letzten Worten, die die Probati dazu anspornen sollten, das nicht so schnell zu vergessen und an sich zu arbeiten. Eine Centuria musste stark und erfahren sein, um andere Centuriae decken zu können. Zwei Centuriae nebeneinander waren für Reatinus wie das Verhältnis zweier Legionäre in der Formation: Sie mussten sich gegenseitig decken.


    "Probati, ihr habt euch heute gut geschlagen! Ihr werdet denken, dass ich immer das Gleiche sage! Mag sein, aber dafür meine ich es umso ernster: Merkt euch, was ihr heute gelernt habt, ihr werdet es brauchen, wann immer Gefechte anstehen. Ihr seid verantwortlich dafür, dass ihr nicht einrostet! Hiermit seid ihr für heute frei! Abite, wascht euch den Schweiß vom Leib, ich ersticke hier!"


    Während die Probati sich erleichtert und erfreut zugleich über den Abschluss einer weiteren Übung davon machten, winkte Reatinus den Nachwuchsschreihals zu sich, oder den Schreihals in spe. So langsam nahm Drusus´ Stimme richtig gute Offiziersmaße an. Sollte er eines Tages in Reatinus´ Fußstapfen treten, hätte auch er sich den Titel des Schreihalses redlich verdient.
    "Optio Iulius, du hast so langsam ordentlich Erfahrung gesammelt. Ich möchte dich morgen mit einer gesamten Lektion betrauen.", erklärte er dem Optio, was Sache ist, "Fühlst du dich dieser Aufgabe gewachsen?!". Der letzte Satz klang ein wenig streng, doch ein wenig Verspieltes war kaum zu überhören. So unter Offizieren kam man in der Regel gut miteinander klar.



    Nur einen kurzen Fußmarsch außerhalb Mogontiacums lag das kleine, aber feine Grundstück entfernt, welches nun in Reatinus´ Besitz lag. Er wusste nicht so recht, ob er sich daran erfreuen konnte, denn eigentlich wäre Artorius Severus ein solches Gründstück zugestanden, der nun tragisch verstorben ist. Der Artorier, welcher nun schon viele Jahre in der Legion verbrachte, hatte immer noch damit zu kämpfen. Severus war fast wie ein Sohn für ihn.
    Doch es war nun passiert, und Reatinus besaß jetzt ein Grundstück. Ursprünglich bakam er Eines in Italia, doch die Lage war nicht geeignet für Reatinus, als dass er sich darum hätte kümmern können. Die Lösung lag also eindeutig auf der Hand: Das Grundstück wurde schlicht und einfach veräußert, damit der Artorier sich ein Neues auf Germanien kaufen konnte. Es war wenigstens ein guter erster Schritt für Reatinus Ambitionen, in den respektablen Stand eines Ritters erhoben zu werden. Schon jetzt wusste er jedoch, dass er Severus lieber lebendig und gesund gesehen hätte, anstelle dieser Chance. Er hätte sofort getauscht, wenn er könnte.


    Reatinus kam bald an, zu seinem Stück Grund und Boden. Dass er so etwas eines Tages besitzen würde, hätte der Artorier nicht mal im Traum gewagt. Es war zweifellos ein gutes Stück Land mitten im kalten Germanien, wie Reatinus nach einer genauen Betrachtung befand. Es war schon ein tolles Gefühl: Der Boden, auf dem er hier lief, gehörte ihm! Reatinus hätte hier und jetzt Freudensprünge vollführt, würde nicht Severus´ Tod in seinem Hinterkopf verweilen.
    Eines Tages, dachte er, würde hier mal etwas entstehen. Eines Tages, wenn er die Möglichkeit hätte, etwas hier zu bauen. Ein eigener Betrieb mit Gedenken an Severus... ja, das wäre es doch, schwelgte er in seinen Zukunftsplänen. Doch noch musste der ambitionierte Artorier die Aufnahme in den Ordo Equester schaffen, bevor er einen Solchen überhaupt eröffnen durfte. Das sollte sich alles andere als leicht entpuppen, denn nicht jeder schaffte es in diesen ehrwürdigen Stand. Hoffentlich gehörte Reatinus bald zu den "nicht jeden".


    Das Grundstück an sich war in guter Verfassung. Bäume wuchsen und gediehen, warfen ihren Schatten auf den Boden, während der findige Sucher so manche Art Flora und Fauna ausfindig machen konnte. Im Winter fiel wie für Germanien üblich ordentlich Schnee und ließ die Gegend in einem hellen Weiß erstrahlen, was ein eher ungewohnter und sagenumwobener Anblick war. Auch gab es in der Nähe Apfelbäume, die zur richtigen Zeit ihre reifen und wunderbaren Früchte trugen. Ja, Reatinus hatte mit dem Kauf dieses Grundstücks keinen Fehler begangen... das merkte er schnell und ohne nachzudenken.


    Mit zufriedenem Lächeln ging Reatinus dann wieder seiner Wege. Er musste wieder zum Castellum, um alltägliche Aufgaben zu übernehmen...



    ~
    Vielen Dank an Aurelius Ursus für das schöne Bild!!
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    Lupus lag mit seiner Einschätzung richtig, denn Reatinus war mit dieser Formation zufrieden. Es sah wesentlich besser aus, als die Testudo beim ersten Versuch. Reatinus lief vor der Formation umher und begutachtete sie, ähnlich wie man sich die Ware auf dem Markt genau unter die Lupe nahm. Mit seinem Vitis schlug er unregelmäßig auf die Speere auf, die heraus ragten. Diese bewegten sich kaum. Die Formation an sich war demnach fest genug.


    Reatinus selbst gefiel die Sache auch, denn er musste jetzt nicht ewig lange die gleiche Übung ausführen lassen. Stattdessen ging es also weiter, denn noch ein wenig stand für heute auf den Plan. Zum Beispiel die Keilformation! Selten war sie zwar, das musste man zugeben, aber es konnte nie schaden, sie zu beherrschen.


    "Probati, nun kommen wir zu einer Formation, die ihr wohl seltener erleben werdet! Darüber werden sich aber jene freuen, die ganz vorne an der Spitze der Formation stehen, denn die haben´s dort am gefährlichsten! Ich rede von der Keilformation, und diese werden wir jetzt üben!", erklärte Reatinus mit schallender Stimme.
    "Stellt euch eine Pfeilspitze vor! Genauso wie die soll auch die Form der Formation sein! Um die zu bilden, stellen sich die hinteren Männer einfach zwischen die Schultern ihrer Vordermänner! Natürlich ist auch verlangt, dass ihr selbst merkt, wann das nächste Glied beginnt!"


    "Die Formation ist dazu gedacht, feindliche Reihen zu durchbrechen und eine Lücke zwischen sie zu schlagen! Bei den Reitern wird diese Formation öfter vorkommen, bei der Infanterie ist sie sehr selten", und zwar so selten, dass Reatinus damals mit seinen Kameraden noch nie eine solche Formation gebildet hat, "Und jetzt: Keilformation bilden!!"

    Mit geschulten Augen beurteilte Reatinus die Würfe der Probati, nachdem der allzeit bereite Optio den Befehl zum Wurf gab. "Naja...", dachte er, "Für Anfänger schon mal nicht schlecht!". Aber Übungsbedarf war nichts desto trotz vorhanden. Vorallem weiter und genauer werfen mussten sie lernen. Für den Schreihals jedoch nichts, was man nicht ausbauen konnte! (Schließlich trieb er bis heute wirklich jede Rekrutenwelle an ihre Grenzen!)


    Jetzt übernahm Reatinus wieder das Kommando auf dem Exerzierplatz, um die Übung schnell voran zu treiben. So befahl er die zweite und letzte Salve, gefolgt von dem Befehl, die Pila zurück zu holen. Wären da jetzt Feinde gestanden... kaum auszudenken. Reatinus befand das Pilum schon immer als wichtige Waffe gegen die Feinde Roms. Man bekam es bei richtigem Einsatz immer mit Gegnern in schlechterer Verfassung zu tun.


    "Tollite Pila!" ( "Fertig machen zum Pilumwurf!" )


    "Mittite!" ( "Feuer!" )


    "Und jetzt die Pila zurück, wir brauchen sie noch! Sollten sie verbogen sein, was weniger der Fall sein müsste, biegt ihr sie provisorisch mit den Händen gerade!"


    Danach wartete der stolze Centurio mit verschränkten Armen, bis die Probati ihre im Ernstfall todbringende Salve los geworden sind und sich ihre Pila wieder zurück holten. In dieser Stellung sahen Offiziere immer autoritär aus, ohne extravagant rüber zu kommen, fand Reatinus. Grund genug, sie auch manchmal zu üben, wenn man unbeobachtet war.
    Dann setzte er nahtlos fort, ohne lange zu zögern.


    "Wie schon erklärt wirft in einer Formation immer die erste Reihe, um die zweite Reihe nach vorne rücken zu lassen. Diese wirft danach auch! Normalerweise nimmt man einen genügenden Anlauf, bevor man wirft! Das wollen wir jetzt üben, zu Übungszwecken lasse ich euch in Zweierreihe aufstellen!"


    "In Duos Ordines!" ( "In zwei Gliedern!" )


    "Tollite Pila!"


    "Mittite!"


    Reatinus nickte zum Optio, der bei der Kontrolle und bei Verbesserungen mithelfen sollte.

    Schon von Weitem erblickte der Wachmann einen Reiter. Er merkte schnell, dass dieser Mann nicht aus der Legio II kam, sondern von einer ganz anderen Truppe. Die Uniform und sein Erscheinen waren unverkennbar. Er kam von der Prima. Der Wachmann hatte hier schon einige Boten aus anderen Truppen herbeieilen sehen, von daher kein ungewohnter Anblick, auch jemand anderen als Soldaten des Legio II zu sehen.


    "Salve!", grüßte er zackig und musterte den Boten, "Nun gut... du wirst wissen, wo sich das Officium des Legaten aufhält. Der Praefectus Castrorum ist aus gewissen Gründen nicht ansprechbar...", den Weg musste er einem Soldaten aus einer anderen Einheit ja nicht beschreiben, da alle Lager einheitlich aufgebaut waren. Praktische Sache!

    Na also, ging doch. Für Reatinus war es immer wieder erstaunlich, wie Strafrunden zum schnellen Erfolg beitrugen. Bei den Übungen, die heute gemacht wurden, war diese Strenge bitter nötig, aber ein Mittel zum Zweck. Selbst bei den Anfängern der Legion sah diese Formation noch toll aus. Reatinus genoss es, eine voll aufgebaute Testudo vor sich stehen zu sehen. Doch war sie auch fest und stabil?
    Er lief kurz vor der Testudo umher, wirkte so, als wäre er zufrieden. Dann pickte er sich wahllos einen Probatus aus der Formation aus und stieß mit dem Fuß gegen sein Schild, um zu sehen, ob die Formation nicht allzu leicht aufzureiben war. Das wollte Reatinus, denn er konnte alles andere gebrauchen als eine Testudo, die sich bei der kleinsten Erschütterung in Luft auflößte. Auch Lupus bekam einen Stoß ab. Reatinus achtete gar nicht darauf, wen er stieß. Einige fielen zu Reatinus´ Unbehagen zurück.


    "Ich erwarte von einer Testudo und den Männern die sie bilden genügend Härte, um sie auch zu halten! Lasst euch von nichts beeindrucken, und lasst euch von nichts wegdrängen. Baut einer Scheisse, löst sich die ganze Formation auf, Probati! Und wenn sich die Formation auflöst, wünsche ich euch viel Spaß mit den feindlichen Pfeilen, denn die bekommt ihr dann zu fressen! Und jetzt will ich mehr Standfestigkeit sehen!", kritisierte Reatinus kopfschüttelnd.


    Den gleichen Test wie vorhin wiederholte Reatinus. Diesmal wichen die Schilde nicht zurück. Gut, dass die Probati ihre Zaghaftigkeit schnell ablegten. Im Ernstfall ging es um ihr Leben. Hochzufrieden ließ Reatinus die Testudo abbauen, um zur nächsten wichtigen Übung zu kommen: Der Kavallerieabwehr.


    "Testudo abbauen!"


    "Probati, wenn ihr die Grundausbildung noch überlebt, dann wird es zweifellos auch irgendwann passieren, dass richtige Kämpfe vor euch stehen! Wenn ihr einmal mit berittenen Gegnern zu tun habt, lasst euch dadurch nicht einschüchtern, denn auch die kann man kontern! Übrigens, damit ihr bescheid wisst: Ziel Nummer eins bei feindlichen Reitern ist das Pferd! Doch nun zur Formation:


    Die erste Reihe stellt ihre Scuta vor sich auf, während die zweite Reihe nachrückt und ihre Scuta auf jene der ersten Reihe stellen! Bei der dritten Reihe sind Pila oder Hastii gefragt! Denn die streckt ihr durch die Lücken, so dass eine Mauer aus Speeren und Schildern entsteht, die sowohl Reiter als auch Pferd scheuen! Keiner rennt in Speere rein! Jetzt versucht euch an die Formation!

    Während der regen Betriebsamkeit eilte auch Reatinus zu seinem Zelt, um sich für das bevorstehende Gefecht zu wappnen. Während draußen Legionäre flitzten, aufgeregte Stoßgebete zu Mars sprachen, war Reatinus Gedanke nur bei einer Sache... der Kampf. Er hatte nicht vor, heute zu sterben. Kurz dachte er auch an seinen Bruder und seinen Vetter. Er wollte nicht zulassen, dass die beiden ihn so schnell und einfach los bekommen. Der Gedanke an seine Familie gab ihm Kraft. Er durfte nicht schwach sein. Nicht hier, nicht jetzt und auch nicht in der Zukunft. Der Optio war trotzdem ein wenig aufgeregt, denn wenige Feinde waren es nicht, mit denen sie zu tun hatten.
    Reatinus´ Blick wandte sich kurz zu seinem Gladius, welches sein Dasein auf der Pritsche fristete. Schon seit einer langen Weile hatte er damit nicht mehr getötet... es tötete, doch trotzdem war das Kurzschwert der beste Freund eines römischen Soldaten. Erst neulich hatte Reatinus es geschärft. Er nahm es kurz in die Hand, zog es aus der Scheide und sah es ehrfürchtig an, während er murmelte: "Oh Mars, du kriegerischster aller Götter, leite meinen Schwertarm im bevorstehenden Kampf...". Anschließend sah er zum Scutum, welches ihm schon immer Schutz gewährte. "... und meinen Schildarm.".


    Um inne zu halten, setzte sich der Artorier kurz auf die Pritsche, während draußen Legionäre und andere Offiziere geschäftig besprachen und sich grüßten. Einige würden sich jetzt nur zum letzten Mal sehen, dachte der Artorier. Dann verdrängte Reatinus seine Gedanken schnell, war wieder im Hier und Jetzt - mit einem Schwall an Entschlossenheit. Gezielt legte er seine Lorica Segmentata an, der römische Panzer, der guten Schutz bot. Danach der Helm mit dem Nackenschutz. Wieder einmal sah Reatinus nachdenklich aus. Diesmal sah er den Helm an, auf welchem ein recht kleiner Federbusch seinen Posten als Optio signalisierte. "Optio, du hast dir den falschen Tag zum Sterben ausgesucht, lass dir das gesagt sein.", murmelte er zu sich selbst und setzte sich den kopfschützenden Helm selbstsicher auf. Danach dachte er wirklich an nichts mehr und legte schleunigst seine restliche Ausrüstung an, von der Scheide des Gladius, bis hin zum Proviantnetz, welches mit etwas Verpflegung gefüllt war.
    "Na dann... los geht´s...". Der Schreihals trat mit seiner gesamten Kampfausrüstung hinaus - in voller Montur also und suchte nach dem Centurio. Vielleicht musste man ja noch etwas planen.


    "Centurio! Centurio!", rief er auf der Suche nach seinem Vorgesetzten. Als er ihn nach einer kurzen Suche fand, schilderte er direkt sein Anliegen. "Centurio Petronius, wie sieht der Plan aus? Wie wollen wir angreifen?"

    Sim-Off:

    Geld wird gleich überwiesen! :)



    Brief



    An:


    Lucius Artorius Avitus
    _____


    Provincia Italia
    Roma
    Casa Artoria



    Von:


    Servius Artorius Reatinus
    _____


    Provincia Germania
    Mogontiacum
    Legio II Germanica


    ~~~~~~~~~~~~~~~



    Salve Vetter,


    bitte richte meinem Bruder Imperiosus meine tiefsten Glückwünsche aus. Es freut mich sehr zu erfahren, dass er es so weit in der Karrierleiter geschafft hat und seine eigenen 80 Mann führt. Doch sage ihm auch, dass es einiges an Courage und Fähigkeit braucht, diese Centurie zu führen. Er hat nun die Verantwortung für seine Männer. Bitte passt aufeinander auf.


    Du musst mir nicht danken, Vetter. Ich habe es als selbstverständlich erachtet, dich über das Ableben deines Sohnes zu informieren. Der Schock, den ich hatte, als ich Severus´ Leichnam erblickte, sitzt immer noch ein wenig. Ich konnte ihm keine letzten Worte mehr richten, habe in seiner wohl dunkelsten Stunde gefehlt, bis er von seinen Qualen erlöst wurde. Bis jetzt mache ich mir Vorwürfe deswegen...


    Ich werde alles daran setzen, dir die Überreste von Severus zusenden zu lassen. Es wird seiner Bestattung an nichts mangeln, und all seine Habseligkeiten werden dich unbeschadet erreichen. Wenn du dieses Schreiben ließt, Vetter, wird er schon auf dem Weg zu dir sein. Bitte, lass Pluto auf der anderen Seite über ihn Wachen und hinterlasse etwas für den Fährmann. Es gebührt sich, ihm die letzte Ehre zu erweisen. Denn wir werden ihn so schnell nicht wieder sehen.


    Nun, es ist völlig richtig, dass wir nun Hand anlegen und das hegen und pflegen, was Severus zustand. Ich danke dir herzlichst, dass du mir ein Grundstück überlassen willst und möchte mitteilen, dass ich gewillt bin, es anzunehmen. Ich werde mir von dem Erlös, welches ich durch dein Grundstück erlange, ein neues in Germanien kaufen, dann schließlich bin ich hier im dunklen und oft auch kalten Germanien stationiert. Hier kann ich so schnell nicht weg.



    Ich freue mich auf deinen nächsten Brief, Avitus. Vale bene, pass auf dich auf!





    Servius Artorius Reatinus




    Brief



    An:


    Marcus Aurelius Corvinus
    _____


    Provincia Italia
    Roma
    Casa Aurelia



    Von:


    Servius Artorius Reatinus
    _____


    Provincia Germania
    Mogontiacum
    Legio II Germanica


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    Salve Patronus!


    Wie immer freue ich mich, wenn mich ein Schreiben von dir erreicht, sollte es noch so spät kommen! Ich gratuliere dir ebenfalls zu deiner Wahl als Quästor und bin mir sicher, dass du deinen Posten lange und gut besetzen wirst. Sei dir sicher, dass du auf meine Unterstützung zählen kannst.
    Ich kenne deinen Verwandten Ursus zwar nicht, doch ich freue mich, ihn eventuell kennen zu lernen. Auch sehe ich sehr optimistisch, ihn bald zu treffen.


    Im finsteren Germanien... nun, wie soll ich sagen? Es ist eben finster, die Winter sind wie immer kalt, doch unsere Legion ist mit Vorräten bestens versorgt. Das ist ein guter Trost angesichts der kalten Winter hier.
    Ich selbst bin in Italien aufgewachsen und weiß genau, wie es sich anfühlt, im Frühjahr und Sommer die Sonne auf der Haut zu spüren. Es ist ein tolles Gefühl, sich draußen in der wohligen Wärme herum zu treiben. Dieses Gefühl habe ich hier nur im Sommer. Ihr in Rom habt es demnach besser, denn euer Sommer kommt früher und währt länger.


    Genug geschwelgt. Ich werde in den folgenden Zeilen ein wenig ins "Geschäftliche" eingehen: Wie einige Zeilen vorher schon versichert, kannst du jederzeit auf meine Unterstützung zählen, Patronus. Auch hier, denn sollten deine Sklaven auf Probleme stoßen, werde ich alles daran setzen, sie zu bereinigen. Als Klient ist dies meine Pflicht. Und du kennst mich, ich bin pflichtbewusst.


    Doch gibt es auch ein persönliches Anliegen meinerseits. Ich habe mir ein Ziel gesteckt, bei welchem ich deine Hilfe als Patron brauchen werde. Kannst du es dir denken?
    Der Ordo Equester ist es. Ich möchte zum Eques aufsteigen. Wie auch immer du zu meinem Ziel stehen magst, ich hoffe, dass du mir helfen kannst, dieses zu erreichen. Du kannst dir denken, dass es ein schwieriges Unterfangen ist, und ich es alleine nicht schaffe. Deshalb brauche ich jemanden mit Einfluss, der gewillt ist, mir zu diesem angesehenen Titel zu verhelfen. Als Freund und Klient bitte ich dich, mir zu helfen. Sei gewiss, dass ich damit sehr tief in deiner Schuld stehen würde.
    Finanziell habe ich insofern keine Probleme, und ich habe von meinem Vetter neulich ein Grundstück bekommen. Hoffentlich wird es was.


    Nun, ich weiß nicht mehr, was ich noch groß sagen sollte... ich wünsche dir alles Gute, Patronus, mögen die Götter über dich wachen!





    Servius Artorius Reatinus


    Wie immer brach ein neuer Tag an, der sich aus Reatinus´ Perspektive ganz so anfühlte, wie jeder andere auch: Mit großer Vorfreude auf die Grundausbildung der Probati! Schwer bewaffnet rückte er auf den Exerzierplatz, um die Probati zum Sammeln zu rufen. Genau genommen war er mit dem bedrohlichen und allseits beliebten Vitis bewaffnet. Mittlerweile war auch der Schreihals geübt im Umgang mit dem Rebstock. Doch der wichtigste Ausrüstungsgegenstand, der heute übrigens das Thema war, war in Reatinus´ Händen. Das Pilum. Zu diesem Zweck steckte Reatinus das Vitis ausnahmsweise in den Gürtel, dem Cingulum Militare.


    Als er eine kurze Strecke durch den staubigen Boden des Exerzierplatzes zurücklegte, blickte er kurz zum Optio Iulius und stellte sich in seine Nähe. Er hatte schon ziemlich gut Erfahrung gesammelt. Der Centurio dachte schon ernsthaft daran, dem Mann eine ganze Übungslektion anzuvertrauen.


    "Probati, venite!", schallte es, als würde ein Löwe brüllen. Danach führte Reatinus in die nächste Lektion ein. Mit ein wenig Theorie, die zwar zum Gähnen langweilig, aber durchaus sinnvoll war.


    "Heute wenden wir unsere Aufmerksamkeit einer wichtigen taktischen Waffe, dem Pilum, zu! Das Pilum - nicht zu verwechseln mit den Pilum Murale - ist ein Wurfspeer, mit dem wir die feindlichen Linien ausdünnen, bevor sie ihnen im Nahkampf den letzten Rest geben! Die lange Eisenspitze, `Klinge´ genannt, besteht am Schaft aus einem Stück weichen Eisen, welches die Spitze des Pilums verbiegen lassen! Der Feind wird nicht in der Lage sein, den Wurfspeer zurück zu schleudern, wenn er den Angriff noch überlebt hat! Doch dies hat auch den Zweck, Schilde untauglich zu machen und eine große Belastung für das arme Schwein zu sein, welches es erwischt hat! In der Formation wirft normalerweise zuerst die erste Reihe, danach rückt die zweite Reihe nach und lädt ihre tödliche Ladung auf den Fein ab!"


    Während Reatinus erklärte, zeigte er direkt und sorgsam die Beschaffenheiten des Pilums auf.



    [Blockierte Grafik: http://www.imperiumromanum.com/militaer/heer/ausruestung_wurfspeer_01.jpg]
    Bildquelle: imperiumromanum.com


    Damit war das Theoretische getan, und Reatinus konnte sich endlich der Praxis zuwenden. Letztlich war sie doch das Wichtigste. Reatinus gab also weitere Befehle, damit ihm die Rekruten ja nicht einschliefen.


    "Und jetzt!", weckte Reatinus auf, "Holt eure Pila und danach: In aciem venite!".


    Während sich die Rekruten schon verdünnisierten, um ihre Pila zu holen, wandte sich Reatinus an den Optio, den er schließlich auch etwas zu tun geben wollte.


    "Optio, du wirst ihnen das Werfen beibrigen!".




    Sim-Off:

    Tut mir leid, habe ich verplant. Passiert nicht mehr. :)
    Fragt mich bitte nicht, warum mein Posting nach unten so lang ist... komische Sache! -.^


    "Jawohl!", bestätigte Reatinus fluchs und machte sich nach einem Salut davon, die Befehle in die Tat umzusetzen. Endlich ging es diesen Räubern an den Kragen! Wurde auch mal Zeit, dass sie kalten, römischen Stahl zu spüren bekommen! Reatinus würde keine Sekunde zögern... was er nicht wusste, dass Marcomer sich den Räubern anschloss. Gut, dass er das vorzeitig noch nicht erfuhr, denn sonst hätte er gnadenlos getobt...


    "Milites, Marschbereitschaft herstellen! Ausrüstung bereit machen, Waffen mitnehmen, Kampfbereitschaft herstellen! Wir vernichten diese Räuberbastarde!". So lauteten die Befehle des Optios, die er mehrmals laut schreiend wiederholte. Schnell herrschte im Lager reges, beschäftigtes Treiben, überall rannten aufgeregt Legionäre umher, versorgten sich. Einige sprachen schnelle Gebete zu ihren Göttern. In wenigen Sekunden herrschte im Lager ein Treiben, welches man gut mit einem Ameisenbau vergleichen konnte. Niemand kam zur Ruhe.