Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    "Na klar!", meinte Reatinus bestätigend, während er mit einem Nicken bekräftigte, "Du müsstest sehen, was mir und meinem Centurio schon für Sauhaufen über dem Weg gelaufen sind!". Wenn Reatinus einmal zurück dachte, dann konnte er sich an so einige Truppen erinnern, denen er und Crispus schon auf die Sprünge geholfen haben. Aber das waren Momente, da dachte man selten oder überhaupt nicht daran. Zumindest nicht, wenn man nicht daran erinnert wurde.
    Reatinus verzichtete auf noch mehr Wein, denn morgen sollte ein weiterer Tag folgen, und als Optio konnte man nicht spontan mit Muskelkater zu den Grundausbildungen erscheinen. "Du sag mal...", verwarf der Optio seine Gedanken und tastete sich neugierig an Pheaneas heran, "Erzähl mir etwas über dich. Wie ist dein Tagesablauf so?". Die Neugierde stand Reatinus auf der Stirn geschrieben. Doch es war nichts, was er hätte verstecken müssen.

    Petronius Crispus und Artorius Reatinus kamen vor der Taberna an, an der sich schon einige Männer versammelten. Der Fußmarsch vom Castellum aus hatte nicht allzu lange gedauert und war für die zwei marschgestählten Centurionen ein Zuckerschlecken. Die Gesellschaft in der Feier heute sollte groß sein und die Legionssoldaten würden die Taberna Silva Nigra gnadenlos aus allen Nähten platzen lassen. Noch blieb abzuwarten, wo die ganzen anderen Leute steckten, die Reatinus und die anderen Legionäre eingeladen hatten. Dann mussten die beiden Centurionen eben noch ein wenig warten. Reatinus grinste jedoch unweigerlich als er das Bild vor Augen hatte, wie die Soldatentruppe gröhlend und unter Gelächter in die Taberna stürmte. Ein einmaliger Anblick!


    "So, da wären wir.", kommentierte Reatinus zu Crispus und blieb stehen.

    Ein wenig verwundert blickte Reatinus schon drein, als von der ganzen Probatengruppe nur zwei vortraten. Terentius Lupus und sein Verwandter. Mit einer kleinen Handgeste wieß er sie jedoch zurück in die Reihe. Einen Anschiss ersparte er ihnen aber nur, weil heute der erste Tag war. Vortreten musste man beim Grüßen nicht. Zumindest nicht bei Centurio Artorius. Das forderte der Centurio nur, wenn jemand aufgerufen wurde.


    "Ihr höre euch nicht, lauter!", befahl der Artorier, um ein wenig Schwung in die Sache rein zu bringen.


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    Optio Lucius Pontius Fullo
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    Zum Glück fand der Pontier - erst kürzlich befördert - noch den Stärkebericht, den Centurio Artorius hinterlassen hat. Diesen musste Fullo auf Befehl dessen beim Primus Pilus abgeben. Und da er so strikt war mit der Ausführung seiner Aufgaben, nahm er das sofort in die Hand, nachdem er diesen Stärkebericht gefunden hat.
    Nach einem kurzen Fußmarsch ins Gebiet der Veteranen fand Fullo auch das Officium des Petroniers. Die skeptischen Blicke der Legionsveteranen hier trugen schnell dazu bei, dass Fullo hier so schnell wie möglich weg wollte. Die Typen machten ihm Unbehagen. Hoffentlich ist der Primus Pilus nicht auch zu so einem mutiert.


    *klopf, klopf, klopf*

    Skeptisch betrachtete Reatinus die Rekrutentruppe, welche ihm nun zugteilt wurde. Wie jede Truppe anfangs war, war sie ein Sauhaufen. Nun gut, diese Probati grenzten nur an einen solchen. Es war immer eine Pflicht des Offizieres, in wenig Ordnung zwischen die Reihen zu bringen. Die ersten Schreie taten dabei ihre Wirkung.


    "Probati, willkommen in der Legion! Ihr habt euch nun als Freiwillige gemeldet, um für den Kaiser und den Legaten den Pflichten eines Römers nachzukommen! Seid gewiss, dass ich Männer aus euch machen werde, die dessen würdig sind! Denn ich dulde keine halben Portionen in meiner Centurie! Euer Weg zum Legionär wird lang und steinig werden! Doch ich werde euch durch diesen Weg geleiten, aber ich lege euch auch die Steine auf den Weg!", erschütterte Reatinus die Probati mit einer kleinen Eröffnungsrede. Dann kam er zu einer ersten Lektion.
    "Ihr werdet garantiert auf Ärger mit den Offizieren verzichten können! Wenn ihr euch den nicht einfangen wollt, müsst ihr sie ordnungsgemäß grüßen! Ihr sprecht Offiziere mit ´Salve, Rang, Gentilname´ an! Dazu steht ihr stramm und klopft euch mit der rechten Hand auf die Brust. Bei mir wäre das demnach ´Salve, Centurio Artorius!´. Nun seid ihr dran. Zeigt mir, was ihr gelernt habt und grüßt mich!"

    Reatinus nickte und betrachtete Lupus, der ein wenig steif da stand. War der Mann schüchtern oder verängstigt? Doch der Centurio befand, dass der Anlass für den Ausgang gerechtfertigt war. "Gut, dann darf er gehen. Wartet kurz!". Damit eilte Reatinus zu seinem Schreibtisch, um eine neue Wachstafel auszufüllen.


    Ausgangsgenehmigung



    Hiermit gewähre ich dem Probatus Terentius Lupus den heutigen Tag lang Ausgang in Mogontiacum. Der Probatus hat vor Schlafenszeit zurück zu sein. Wiedrigkeiten bis unsachgemäßes Verhalten sind umgehend bei mir zu melden.



    ANTE DIEM IV KAL IAN DCCCLVIII A.U.C.


    Servius Artorius Reatinus


    Damit lief der Centurio schon wieder zurück zu den beiden Terentiern. Er wusste nicht ganz, wem er die Wachstafel nun geben soll, weshalb er sie abwechselnd vor Primus und Lupus hielt. Einer würde sie schon nehmen. "Hier. Das gebt ihr am Tor ab, man wird euch danach fragen.".
    Nebenbei fiel ihm auf, was mittlerweile aus Primus geworden ist. Der Ausbilder, der Reatinus nachfolgte, scheiterte nicht, im Gegenteil...

    Bewaffnet mit dem Geldbeutel und freundschaftlichen Worten marschierte Reatinus schon eifrig vor die Unterkunft des Centurio Petronius. Er nahm das mit dem Abholen fast so ernst wie Befehle in seinem Beruf. Freundschaft war für Reatinus sehr wichtig. Doch da Saturnalien waren, verzichtete Reatinus ausnahmsweise auf das Klopfen und öffnete sofort.


    "Hey Kumpel!", rief Reatinus in die Unterkünfte hinein, "Komm, es geht los!". Crispus würde das mit dem Klopfen schon verstehen. Es waren ja die Ausgelassenheiten des Feiertages.

    Missmutig lauschte Reatinus den germanisch gesprochenen Worten der beiden. Als sich Mogetissa wieder an den Optio wandte, nickte er bekräftigend. Nachsehen war eine gute Idee. Doch Reatinus war mulmig, zumal er nicht wusste, wie er handeln sollte, wenn die Leute wirklich nichts hatten. Es gab viele Risiken. Wenn die Legionäre jetzt nichts mitnehmen würden, hätten die Räuber später potenzielle Beute. Doch wenn sie nun Vorräte mitnehmen würden, gab es für die Bewohner des verschlafenen Örtchens genügend Gründe, aus Verzweiflung selbst zu Räubern zu werden. Reatinus hatte wieder ein flaues Gefühl im Magen.
    Er drehte sich zu der Gruppe der Soldaten und befahl:


    "Männer, schaut euch um, was sie hier so haben. Danach erstattet mir Bericht! Also hopp, ihr habt fünfzehn Minuten.". Reatinus liebte es, den Legionären Zeitdruck aufzuhalsen. Das machte sie immer so schnell. :D

    Zwischen all den Schriftrollen und Wachstafeln, die Centurio Artorius zu bewältigen hatte, fand er doch die Zeit, einen Stärkebericht zu verfassen. Seinen Ersten, genau genommen, aber Grund genug, sich damit Mühe zu geben. Der Optio würde diesesn Bericht bald wegbringen.


    Pridianum


    CENT IV , COH II , LEG II
    ANTE DIEM V KAL IAN DCCCLVIII A.U.C. (28.12.2007/104 n.Chr.)



    Zugänge - IV


    Abgänge - IV


    Personal verfügbar - LXX


    Personal unverfügbar - VII


    Momentane Truppenstärke - LXXVII
    Davon verfügbar - LXX





    Servius Artorius Reatinus




    Unbeholfen blickte Reatinus abwechselnd zu Mogetissa und Marcomer. Völlig perplex wandte sich sein Blick dann auf den Boden, während der Optio nachdachte. Es schien, als würde der Anführer des Dorfes nichts hergeben können. Andererseits konnte Reatinus seine Pflicht nicht vernachlässigen. Aber was würde ihn dann von einem Räuber unterscheiden? Ein Teufelskreis, ein verdammter Teufelskreis! Reatinus seufzte auf und hob den Kopf wieder. Er war nicht sehr begeistert von dieser Situation.


    "Gut, damit keine Missverständnisse aufkommen...", sprach Reatinus zu Mogetissa, um noch einen Versuch zu starten, "... übersetze bitte folgende Worte: ´Wir sind hier, um die Banditen zu vertreiben, doch unsere Vorräte gehen zur Neige. Wir brauchen Nahrung, sonst wird es nicht möglich, die Banditen zu vertreiben. Es liegt in eurem Interesse, denn die Banditen hätten alles mitgenommen!´". Innerlich hoffte der Artorier, das nicht erzwingen zu müssen. Eine andere Frage war, ob er es über das Herz brachte.

    Reatinus glaubte, dass es nicht mehr nötig wäre, sie einzeln zusammenzutrommeln. Er erinnerte sich ganz fest an den Augenblick, an dem er ihnen gesagt hat, dass sie sich gegen Dunkelheit treffen. Also war es unnötig, sie nochmal zu beehren.
    "Ich glaube, das müssen wir nicht, Drusus. Ich habe jedem gesagt, dass wir uns gegen Sonnenuntergang in der Taberna treffen. Nur Crispus hole ich schnell ab, wenn es soweit ist!".
    Während er mit Drusus redete, machte der Artorier schon seinen Mantel bereit. Es war nicht gerade warm draußen!


    Sim-Off:

    Tjo, wurde so schnell leider doch nix... aber überstürzen wir nichts. :)

    Natürlich kam schon langsam die Zeit, an der man nachdenken musste, ob man sich schon auf den Abend bereit machte. Schnell lief Reatinus zur Türe und spähte hoffnungsvoll hinaus. Es wurde langsam dunkel, doch da Winter war und es in Germanien grundsätzlich immer bewölkt war zu dieser Zeit, gab es keine Abenddämmerung. Aber es wurde dunkel, also Zeit zum feiern!


    "Hey Leute!", machte Reatinus aufmerksam, "Wir sollten uns langsam bereit machen!".

    Während die Probati sich damit beschäftigten, ihre Runden zu laufen, war Reatinus damit beschäftigt, mit einigen Legionären Übungsschwerter und Übungsschilder zu holen. Übungsausrüstung, weil Reatinus nicht wollte, dass sich die Probati in ihren Übungen gegenseitig verletzten. Er ließ sie in die Mitte des Übungsplatzes stellen und gab den Probati die nächsten Befehle.


    "Und jetzt holt sich jeder ein Übungsgladius und ein Übungsscutum! Los!".


    Er musste nur warten, bis der Ansturm jetzt vorüber war.

    Es war mal wieder soweit, dass eine neue Welle Probati angerückt war, um ihre Grundausbildung zu machen. Centurio Artorius hatte hier das Sagen, gefolgt von Optio Pontius. Durch den Schnee stapfend und in ihren Mänteln gehüllt traten sie vor die versammelten Probati, welche sich schon den alltäglichen Klatsch und Tratsch austauschten. Zumindest stimmte die Chemie unter den Probati. Jeder Atemzug des Centurios ließ eine Dampfschwade aufsteigen, die sprichwörtlich in Windeseile vom Wind davon getragen wurde, so kalt war es. Das war der Winter in Germanien.


    "Probati, venite!!", schrie der Centurio, um Aufmerksamkeit zu erlangen.