Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Reatinus grinste verschwörerisch zurück, was aber eher symbolischen Wert hatte, als dass er dem Probatus etwas antun wollte. Damit waren sie schon wieder ein paar mehr. "Sehr schön. Je mehr desto besser!", rief der Centurio frohlockend. Mit Lupus Teilnahme hätte er nicht gerechnet, zumal dieser heute noch sichtlich uninteressiert die Unterkünfte verließ. Aber Reatinus verstand auch, dass er neu war, und deshalb unter anderem so still. Es war schwierig, anfangs eine Bindung zu den Kameraden aufzubauen. Das wusste Reatinus, er war ja selber auch mal Probatus.


    Sim-Off:

    Sagt mal, wann machen wir den Besäufnisthread auf? :D
    Heute Abend vielleicht, was meint ihr?

    Schon von Weitem erblickte der Optio, dass ein fremder Mann aus einer Hütte zu ihm trat. Der Rest des Dorfes verkroch sich in seine Hütten, während dieser Mann zu den Legionären lief. Die Stimmung vermittelte, dass das Dorf nach einer Art kleiner Hierarchie funktionierte. Reatinus blickte Marcomer, während dieser marschierte kontrollierend an und musterte ihn. Immer wieder, bei jedem Atemzug hinterließ Reatinus kleine Dampfwölckchen vor seinem Gesicht, welche ihn diese abnorme Kälte der Wälder nicht vergessen ließen.
    Der Fremde schien eine Art Anführer oder Ältester zu sein, dachte Reatinus. Grund genug, den Mann zu informieren, worum es eigentlich ging. Mit einem Brustschlag grüßte der Optio, der leider kein Germanisch beherrschte. Reatinus musste mit seiner Wortwahl aufpassen, weil er die friedliche Koexistenz mit den Germanen in dieser Umgebung nicht gefährden wollte. Das "Was du wollen?" kam zwar nicht freundlich rüber, aber für jemanden der kein Latein beherrschte...


    "Salve! Ich bin Optio Servius Artorius Reatinus, von der II. Legion! Unsere Centuria wurde entsandt, die Räuber aus dieser Gegend zu vertreiben! Doch unsere Vorräte gehen zur Neige, deshalb könnten wir ein wenig Essen im Lager gebrauchen! Seid ihr gewillt, uns einen Teil eurer Vorräte zu entbehren?".

    Reatinus nahm gerade Luft, um Drusus auf die Frage nach Valerians verbleiben zu antworten, als jener schon auftauchte. "Komisch... die feiern die Saturnalien wohl nicht so ausgelassen wie wir. Kann wohl an den Offizieren liegen...", spekulierte Reatinus ein wenig grinsend. "Aber ich konnte alle drei Tribunen und einen alten Bekannten einladen. Petronius Crispus.", klärte der Centurio auch Valerian auf. Da kam auch schon Lupus wieder zurück und Reatinus nickte ihm freundlich zurück, sagte jedoch nichts. Er kannte Lupus ja noch nicht so. Heute war dennoch allgemein sehr viel los.

    Eben durch diesen Eingang im Zaun marschierte das kleine Grüppchen, von Reatinus und dem erfahrenen Führer angeführt in das kleine Dorf. Der Optio blickte sich um und beäugelte das verschlafene Örtchen, welches nicht allzu reich, aber andererseits auch nicht arm schien. Skeptische Blicke aus Fenstern heraus und am Wegesrand wurden den Legionären zugeworfen, die nur von grimmigen Legionärsblicken erwidert werden konnten. Der Optio wieß die Gruppe mit einer Handbewegung an, zum Stehen zu kommen und sprach wieder mit lauter Stimme. Auch der Waldführer, der sie die ganze Zeit schon durch die Wälder geleitete, blieb stehen, um aufmerksam zu lauschen.


    "Wir sind da, Männer. Ihr habt eure Anweisungen, also nun ran ans Werk! Denkt daran, nicht alles mitzunehmen! Wir sind keine Räuber! Abite!".

    ... was Reatinus sich nicht hätte entgehen lassen. Aber leider war dem nicht so. :D
    Der Tribunus notierte sich die beiden Namen und für Reatinus war die Sache hiermit getan. Kurz und knackig antwortete er: "Nein, es gibt nichts mehr. Darf ich abtreten?". Reatinus stellte schon heimlich ein Fuß nach hinten, um schnell wieder zu gehen. Er rechnete quasi mit dem klassischen Du-Darfst-Abtreten-Spruch.

    Die Abwechslung, auf die sich Sedulus freute, sollte sich wohl bald im Nichts auflösen, wenn er erblickte, dass Reatinus mal wieder vorbei schaute. Mit stolz gestreckter Brust trat er in den Raum und grüßte: "Salve, Tribunus!". Dann blickte er genauer zu dem Tribunen.
    "Es gibt zwei Probati, die schon ihre Aufgaben erledigt haben und ihren Eid geschwört haben. Sie müssen noch erhoben werden! Es sind Marcus Terentius Lupus und Cnaeus... Artorius Severus.". Reatinus musste unweigerlich stutzen, weil das kleine Treffen mit seinem Neffen immernoch seine Spuren hinterlassen hat.

    Bald schon kam auch Reatinus fröhlich in die Unterkünfte, welche nicht allzu voll waren. Er erblickte nur Drusus, welcher auf seiner Pritsche sein Geld zählte. Der Raum sah nicht allzu verwüstet aus, obwohl Reatinus anlässlich der Saturnalien mit Schlimmeren gerechnet hat. Freudenstrahlend blickte er zu dem Saturnalienfürsten. "Ich habe die Tribuni Sedulus, Alienus, Sura und Petronius Crispus eingeladen. Sie haben alle zugesagt!", erzählte er. "Wie lief es denn bei dir, Drusus.", folgte sogleich auch eine Frage. Reatinus war gespannt, ob der Legat denn kommen würde.

    Mal wieder stapfte Reatinus mit sicheren Schritten vor Sedulus´ Büro. Diesmal in offizieller Angelegenheit. Zwei Probati - naja, fast - die noch in ihren eigentlichen Rang erhoben werden wollten. Es war eine merkwürdige Ironie, dass Reatinus in letzter Zeit so oft bei ein und dem gleichen Tribunen antanzen musste. Deshalb grinste er schon an der Türe, während er klopfte. Er versuchte, dieses Grinsen jedoch zu unterdrücken.


    *klopf, klopf, klopf*

    "Direkt vor der Taberna. Dort treffen wir uns alle.", erklärte Reatinus dem Tribunen grinsend. "Also, wenn´s nichts mehr gibt, würde ich dann gehen... muss mich ja noch selbst fein machen, für den Abend.". Reatinus´ Grinsen wurde noch breiter. Er freute sich sowohl auf den Abend, als auch, dass noch so viele sich dazugesellten. Ein Abend der Ausschweifungen, ja, das würde es werden! Naja, aber nicht zu sehr...

    Reatinus nickte den Legionären bestätigend zu, als sie ankamen. Sie hatten sich gut versorgt und ihr Maultier mitgenommen, um die Gewichte zu tragen. Sofern sie denn genug Proviant ergattern konnten. Mit einem militärischen Handschlag auf der Brust grüßte Reatinus Flavius Mogetissa, welcher sie nun führen sollte. Ein älterer Mann, der aber sicher erfahren war. Warscheinlich kannte er den Wald hier wie seine Westentasche. "Salve! Nun gut, wir sind bald abmarschbereit!", sprach Reatinus zu dem alten Herren.
    So wie Reatinus seine Worte beendete, kamen auch die anderen drei Contubernia und der Rest des Contubernium III angerannt. Reatinus richtete ein paar Worte an sie, um sie aufzuklären: "Wie der Centurio schon sagte, gehen wir in ein Dorf, um die Vorräte afuzustocken! Ihr fragt einfach die Ansässigen, ob wir ein wenig Nahrung bekommen können! Sollte dies verneint werden, holt ihr euch das Zeug eben selbst! Es ist in eurem Interesse, ob ihr hungern wollt oder nicht!". Eine andere Frage war, ob Reatinus das nun gerne tat. Das, was man viele Jahrhunderte später wohl als eine Art Schutzgeld erfinden würde, gefiel Reatinus nicht. Aber schließlich waren sie hier, um die Banditen zu vertreiben, und das ließ sich mit leerem Magen nur sehr schlecht bewältigen.


    "Parate vos ad iter!". ( "Marschbereitschaft herstellen!" )


    In wenigen Minuten musste das Horn erklingen.

    "Lass dich nicht von mir aufhalten, Severus.", sprach Reatinus nach Severus letzten Satz, "In Contubernium III wird eine Pritsche frei sein. Wähl dir einfach eine aus, die frei ist.". Wenn Severus schon seinen Vater nicht leiden konnte, so wollte Reatinus nicht der Sündenbock sein. Vielleicht würde der junge Artorier seinem Onkel ja noch das Herz öffnen. Waren ja schließlich ein paar Jahre hier in der Legion. Reatinus nahm wieder seinen Geschäftston an. "Wenn es nichts mehr gibt, darfst du abtreten!". Die Konversation hinterließ bei Reatinus unsichtbare Spuren.

    Reatinus hörte sich die lautstarken Ausführungen seines Neffens genau an. "Nun gut...", versuchte er, strenger zu wirken, "Du hasst deinen... Avitus. Ich glaube, du wirst mich auch hassen, wenn du mich erst auf dem Exerzierplatz kennen lernst. Aber ich kann damit leben, du wärst nämlich nicht der Erste, der das tut.". Reatinus sammelte die Worte und hielt sich in typischen Befehlslauten. Auch von einem Familienmitglied, allem vorran, wenn man von diesem "verstoßen" wurde, konnte Reatinus seine Autorität nicht untergraben lassen. Nichtdestotrotz wurde er danach wieder einfühliger. Nicht jedoch traurig, sondern ganz normal wirkend. "Avitus ist nicht so ein Mensch. Von einem Sohn sollte man erwarten, seinen Vater zu kennen. Ich kenne ihn sogar als Cousin sehr gut... und wir haben wegen der Entfernung nur Briefkontakt.". Reatinus lehnte sich nachdenklich an den Tisch und ließ einige Gedanken durch den Kopf schwirren. Wie konnte ein Sohn seinen Vater nur so hassen? Und erst recht, wieso war ein Onkel deswegen schuld? Da fiel Reatinus aber noch ein, dass er Severus nichts zu trinken angeboten hat. Schweigend lief er zu einem seiner Regale und kramte zwei Kannen hervor, gefolgt von einer gut aufbewahrten Amphore Vinum. Er goss beide Kannen voll und wieß auf eine davon. "Nimm... keine Angst, ist nicht vergiftet.".

    "Io Saturnalia, Sura!", rief Reatinus zurück, während er im Hintergrund die Sklaven singen hörte. Er gönnte es ihnen, schließlich mussten die Sklaven ja den Rest des Jahres über hart schuften. Zum Glück war Sura jetzt da. So wandte sich Reatinus trotzdem unbeirrt an den Tribunen. "Nun, meine Centuria - Centuria IV - feiert heute Abend in der Taberna Silva Nigra. Da wollte ich mal spontan fragen, ob du mitkommen willst. Wir treffen uns etwa gegen Sonnenuntergang.", schilderte der Centurio kurz und knackig.


    Sim-Off:

    Tschuldigung, hab garnicht geblickt, dass du hier ja noch einen Thread hast. :D

    Ein Irrtum also. Nein, das konnte nicht sein. Reatinus wusste einfach, dass Severus sein Neffe war, er kannte doch seine eigene Familie. "Wer ist dein Vater?", fragte Reatinus den jungen Artorier sichtlich entgeistert. Severus trat zurück, als würde er Reatinus hassen. Als wäre Reatinus ein arrogantes Arschloch, welches es nicht würdig wäre, so etwas wie Freude oder Familiengefühl zu empfinden. Er ließ den Kopf hängen, hob gemächlich wieder die Schriftrolle auf. Severus wollte versetzt werden, doch Reatinus wollte das nicht. Er wollte ein Familienmitglied in der Centuria haben und ließ eine Versetzung nicht zu. Versetzung in eine andere Centuria... dieser Satz stimmte Reatinus grammatikalisch nicht, nein, er war nichtmal in seinem Wortschatz. Zumindest nicht hier und jetzt.


    "Nein, das geht nicht. Du wurdest mir zugeteilt und wirst bleiben müssen...", sprach Reatinus, während er sich wieder zu Severus wandte. "Das kann kein Irrtum sein. Unmöglich, ich kenne meine Familie doch.", kam er wieder auf das familiäre Thema zurück. Was sollte ein Onkel denn machen, wenn der Neffe ihn wohl... verstieß? Man konnte Reatinus die Trauer von den Augen ablesen, aber er versuchte, sich irgendwie zusammenzureißen. Das war die Legion... Trauer war fehl am Platz. So war sie, die Legion...
    Noch bevor Severus zur Antwort ansetzte, beantwortete Reatinus die Frage selbst. "Dein Vater ist Lucius Artorius Avitus, Primus Pilus in der Legio I. Mein Cousin.".

    "Alles klar!", rief der Optio müde vom Inneren des Zeltes hinaus, während er einen kleinen Sack mit ein wenig Gemüse und Brot darin zuschnürte. Er ging was Verpflegungen betraf sehr gewissenhaft um. Ein hungriger Optio konnte eben keine Legionäre befehligen, wenn es darauf ankam. Reatinus versuchte, sich seine Ausgelaugtheit nicht anmerken zu lassen, weshalb er sich nun zusammenriss, um möglichst fit auszusehen. In stolzen Schritten trat Reatinus mitsamt benötigter Ausrüstung nun vor das Zelt hinaus, um die nötigen Contubernia zusammenzutrommeln. Er nickte kurz dem Centurio und dem Kundschafter zu, als Zeichen, dass bald alles bereit wäre. Bald würde ein neuer Hornstoß erklingen, die ganze Gegend wach rütteln und die Vögel aus den Bäumen verscheuchen.


    "Contubernia I bis VI, angetreten!!".

    Reatinus blickte sichtlich schockiert von der Schriftrolle weg und starrte den jungen Mann einfach nur an. "Was... wie...?", stutzte der Centurio, "Willst du mich verarschen?". Er blickte Severus genau ins Gesicht und schien ihn nun wieder zu erkennen. Doch, tatsächlich! Das musste sein Neffe Artorius Severus sein! Wann hatte er ihn schon gesehen? Hatte er das überhaupt einmal? "Neffe? Severus! Dass ich dich auch mal zu Gesicht bekomme!", rief Reatinus von Freude erfüllt. Endlich bekam Reatinus nach so vielen Jahren einen Artorier zu Gesicht. Trotzdem wusste er nicht, ob Severus seinen Onkel leiden konnte, doch Reatinus war überglücklich, jemanden aus seiner Familie zu sehen. Er ließ die Schriftrolle wie eine heiße Kartoffel auf den Boden fallen, um dem jungen, aber kräftigen Artorier auf beide Schultern zu klopfen.
    "Sag, wie hat es dich hierher verschlagen, Neffe?!", fragte Reatinus. Nun waren es schon zwei, die es anders gemacht haben als der Rest der Familie, und anstatt der Legio I zur Legio II gingen.

    "Das werde ich, Kumpel!", sprach Reatinus lachend und klopfte Crispus schon wieder auf die Schulter. Dass Crispus dabei war, freute Reatinus am meisten. Mit ihm konnte man sehr gut feiern, das wusste Reatinus schon aus eigener Erinnerung. "Also, ich verkrümel mich mal, gibt da noch ein paar Sachen zum vorbereiten!", plauschte der Centurio, "Bis später!". Somit ging Reatinus hinfort, um letzte Vorbereitungen zu treffen. Das würde ein Abend werden!