Den Blick auf die Wunde gerichtet, wurde er angespannter als zuvor im Kampf. Er hatte sich schon längere Zeit nicht mehr an solchen Wunden versucht. Auf seinen Reisen lernte er das von dem alten Einsiedler, der ihn vor etwas 12 Jahren aufgelesen und geheilt hatte. Doch dies stellte ihn vor eine große Herausforderung. Aber schließlich musste er etwas tun, konnte es nicht verantworten, dass Eila so früh aus ihrem Leben gerissen wurde. Und was würde erst Loki dazu sagen? er musste es versuchen... Gedanken über Gedanken und doch nur ein vorrangiges Ziel: die Rettung Eilas - nichts zählte plötzlich mehr. Er kümmerte sich nicht um das Drumherum. Die Anderen mussten sich um die Cherusker kümmern.
Er untersuchte die klaffende Wunde an Eilas Flanke so weit das mit seinem Arm möglich war. Der behelfsmäßige Verband, mit dem Harlif die Wunde schließen wollte, war voller Blut und half im Prinzip überhaupt nicht. Doch die Blutung musste gestillt werden und das sehr schnell. Er musste wohl nähen.....wenn er doch nur seine Tasche bei sich hätte. Harlif...geh zu Fjalar und hole meine kleine Tasche, ein paar Decken und etwas Wasser. Wir müssen hier schnell handeln, sonst ist sie schneller in Walhall als wir bis drei zählen können... Harlif war den beiden am nächsten und er selbst konnte sie nicht allein lassen...
Während er seinen Mantel auszog und auf Harlif wartete, entfernte er zunächst den Behelfsverband und murmelte etwas von "nicht wegsterben" und "das kannst du uns nicht antun", als Harlif dann doch nach einer kleinen Unendlichkeit wieder zurückkam. Eine der Decken legte er auf den Boden, hiefte Eila darauf und bat Harlif sie ein wenig auf die Seite zu legen und ihren Kopf zu halten, damit er die Wunde säubern und vernähen konnte. Ein Verband würde wohl nicht ausreichen um den Blutfluss zu stoppen. So säuberte er also mit dem Wasser die Wunde mehr oder minder, kramte mit zittrigen Händen in seiner Tasche herum und suchte die Pferdesehne und seine Nadel aus Horn. Nur mit Mühe schaffte er es die Sehne einzufädeln, so zitterte er mittlerweile, als er nochmals ein wenig Wasser über die Wunde kippen musste um etwas sehen zu können; das Blut floss unaufhörlich. Die Wunde war ein etwa 15 cm langer glatter Schnitt, der wohl vergleichweise einfach zu vernähen war. Wäre da nur nicht immer das Blut.....
Er musste tief durchatmen bevor er loslegte. Zulange war es her, dass er das ein letztes Mal getan hatte. Doch dies war wohl der einzige Weg sie zu retten. Zu ihrem Glück war Eila bewusstlos, als er dann zum Nähen ansetzte. Es war mühevoll und schmerzte ansehen zu müssen, doch er tat sein Bestes. Es war alles andere als wirklich professionell, doch es würde seinen Zweck erfüllen, dachte er bei sich, als er dann kurze Zeit später die Wunde vernäht hatte. Doch damit nicht genug suchte er weiter in seinem Allerlei nach seinen Kräutermischungen, die er vorsichtshalber mit eingepackt hatte. Sie waren für eine Heilung unerlässlich. Er hatte vor Wochen schon Brennnessel, Wermuth und etwas Eiche mit etwas Tierfett gemischt und schmierte diese Art von Salbe nun auf die Wunde, ehe er einen vergleichsweise festen Verband anlegte. Die Kräuter wirkten mehr oder minder antiseptisch und förderten die Wundheilung. Doch ein Fieber war wohl unvermeidbar und über den Berg war sie noch lange nicht. Was sie bräuchte wäre Ruhe...doch sie mussten ja auch weg von hier....Es war eine Gratwandereung. Doch vielmehr konnte er für den Moment nicht tun. Mit blutverschmierten Händen saß er da und blickte von ihr ausgehend in die nähere Umgebung, doch wirklich sehen konnte er nichts. Zu sehr mitgenommen war er von dem Kraftakt.