Beiträge von Aulus Duccius Maximus

    Den Blick auf die Wunde gerichtet, wurde er angespannter als zuvor im Kampf. Er hatte sich schon längere Zeit nicht mehr an solchen Wunden versucht. Auf seinen Reisen lernte er das von dem alten Einsiedler, der ihn vor etwas 12 Jahren aufgelesen und geheilt hatte. Doch dies stellte ihn vor eine große Herausforderung. Aber schließlich musste er etwas tun, konnte es nicht verantworten, dass Eila so früh aus ihrem Leben gerissen wurde. Und was würde erst Loki dazu sagen? er musste es versuchen... Gedanken über Gedanken und doch nur ein vorrangiges Ziel: die Rettung Eilas - nichts zählte plötzlich mehr. Er kümmerte sich nicht um das Drumherum. Die Anderen mussten sich um die Cherusker kümmern.


    Er untersuchte die klaffende Wunde an Eilas Flanke so weit das mit seinem Arm möglich war. Der behelfsmäßige Verband, mit dem Harlif die Wunde schließen wollte, war voller Blut und half im Prinzip überhaupt nicht. Doch die Blutung musste gestillt werden und das sehr schnell. Er musste wohl nähen.....wenn er doch nur seine Tasche bei sich hätte. Harlif...geh zu Fjalar und hole meine kleine Tasche, ein paar Decken und etwas Wasser. Wir müssen hier schnell handeln, sonst ist sie schneller in Walhall als wir bis drei zählen können... Harlif war den beiden am nächsten und er selbst konnte sie nicht allein lassen...


    Während er seinen Mantel auszog und auf Harlif wartete, entfernte er zunächst den Behelfsverband und murmelte etwas von "nicht wegsterben" und "das kannst du uns nicht antun", als Harlif dann doch nach einer kleinen Unendlichkeit wieder zurückkam. Eine der Decken legte er auf den Boden, hiefte Eila darauf und bat Harlif sie ein wenig auf die Seite zu legen und ihren Kopf zu halten, damit er die Wunde säubern und vernähen konnte. Ein Verband würde wohl nicht ausreichen um den Blutfluss zu stoppen. So säuberte er also mit dem Wasser die Wunde mehr oder minder, kramte mit zittrigen Händen in seiner Tasche herum und suchte die Pferdesehne und seine Nadel aus Horn. Nur mit Mühe schaffte er es die Sehne einzufädeln, so zitterte er mittlerweile, als er nochmals ein wenig Wasser über die Wunde kippen musste um etwas sehen zu können; das Blut floss unaufhörlich. Die Wunde war ein etwa 15 cm langer glatter Schnitt, der wohl vergleichweise einfach zu vernähen war. Wäre da nur nicht immer das Blut.....


    Er musste tief durchatmen bevor er loslegte. Zulange war es her, dass er das ein letztes Mal getan hatte. Doch dies war wohl der einzige Weg sie zu retten. Zu ihrem Glück war Eila bewusstlos, als er dann zum Nähen ansetzte. Es war mühevoll und schmerzte ansehen zu müssen, doch er tat sein Bestes. Es war alles andere als wirklich professionell, doch es würde seinen Zweck erfüllen, dachte er bei sich, als er dann kurze Zeit später die Wunde vernäht hatte. Doch damit nicht genug suchte er weiter in seinem Allerlei nach seinen Kräutermischungen, die er vorsichtshalber mit eingepackt hatte. Sie waren für eine Heilung unerlässlich. Er hatte vor Wochen schon Brennnessel, Wermuth und etwas Eiche mit etwas Tierfett gemischt und schmierte diese Art von Salbe nun auf die Wunde, ehe er einen vergleichsweise festen Verband anlegte. Die Kräuter wirkten mehr oder minder antiseptisch und förderten die Wundheilung. Doch ein Fieber war wohl unvermeidbar und über den Berg war sie noch lange nicht. Was sie bräuchte wäre Ruhe...doch sie mussten ja auch weg von hier....Es war eine Gratwandereung. Doch vielmehr konnte er für den Moment nicht tun. Mit blutverschmierten Händen saß er da und blickte von ihr ausgehend in die nähere Umgebung, doch wirklich sehen konnte er nichts. Zu sehr mitgenommen war er von dem Kraftakt.

    Er sah hinab auf seinen verletzten Arm und spürte den Schmerz, der zuvor noch so einprägend da war nicht mehr. Das Adrenalin und die Wut über den Treffer raubten ihm dahingehend die Sinne. Es war nicht so, adss er wirklich um sein Leben fürchtete, dafür war er sich seiner Stärken bewusst, doch die Verletzung mahnte ihn zu Konzentration und Vorsicht. Mit einem Arm gegen drei Gegner...es war kein einfaches Stück Arbeit, doch noch berauscht von ihrem Erfolg und in der Hoffnung die Katze schon im Sack zu haben, überraschte er sie und obwohl es nicht in seiner Absicht lag sie zu töten, nahm er darauf keine Rücksicht und stach ihnen sein Sax in die Brust, in den Wanst und hieb einem letztendlich in einem fast letzten Kraftakt den Schädel vom Körper. Es war vorbei.


    Zwei der Cherusker kämpften noch mit Marbod, doch in Anbetracht der Tatsache, dass sie nun die beiden letzten waren,gaben sie letztlich auf. Doch das bekam er nur halb mit. Auch er machte sich trotz seines Armes, der sich mittlerweile wieder bemerkbar machte auf zu Eila. Noch im laufen band er sich seinen Arm notdürftig ab. Die Wunde schien zwar tief zu sein, doch schien er auch nochmals glücklich davon gekommen zu sein. Er musste ihr nur helfen. Sie hatte bereits eine Menge Blut verloren. Würde er sie retten können??

    SIe ritten weiter und er verfiel wieder in Schweigen. Dagny reitete bei Harlif und er widmete sich in seinen Gedanken ihren Geschwistern. Svea und Farold waren mehr als nur Cousin und Cousine für ihn. Sie waren wie Geschwister auch wenn sie sich lange Zeit nicht sahen und er durch die weite Welt zog. Es wr eine schöne Zeit, doch er war Realist und die Informationen des Munts, von Dagny und die allgemeine Stimmung in diesem Land raubten ihm fast die letzte Hoffnung. Als sie wenig später die beiden Leichen oder vielmehr das, was von ihnen übrig geblieben war sahen, wurden seine Vorahnungen auf grausamste Art und Weise bestätigt. Er verfiel in eine Art Schockzustand. In seinem Kopf herrschte gähnende Leere. Wo noch kurz zuvor die Bilder von beiden aus ihrem Leben spukten, fraß sich nun dieser Anblick ein. Es war grausam. Er wusste nichts zu sagen, konnte nichts sagen. Es war wie ein Traum. Er bekam nicht mit, wie Dagny sich davon machte und Harlif ihr hinterher ritt. Er bekam nichts mit von Lokis Worten. Er war wie in Trance.


    Zusammen mit Loki holte er nach quälend langen Minuten die beiden Körper vom Baum und bereite das Begräbnis vor. Es war alles andere als leicht. Doch was er hatte er erwartet? Sie wohlbehalten und glücklich wieder zu sehen?? Dafür war zuviel passiert. Er wusste nichts zu denken, zu fühlen oder gar zu sprechen. Er kam sich so unglaublich alleine und einsam vor. Schlimmer noch als das bei anderen der Fall sein dürfte, schlimmer noch als man es ihm ansah. Sah man von seinem Bruder und Dagny einmal ab, war er der letzte wirkliche Duccier aus seinem Teil des Stammbaums. Doch das alles spielte nun noch keine Rolle.

    Wäre die Situation nicht zu ernst hätte er wohl in Lachen ausbrechen müssen. Lokis Ansturm gegen die Cherusker war ein Bild für die Götter und erfüllte zudem auch noch seine Pflicht. Er machte seinem Namen alle Ehre. Das nächste was er allerdings sah, beunruhigte ihn zutiefst. Eila, die zunächst hinter ihm stand, stürmte nach vorne und begab sich in den Kampf - scheinbar ohne Sinn und Verstand. Doch dies war wohl das Startsignal. Er tauschte ein kurzen Bilck mit Harlif aus und sofort stürmten beide ihr nach. Er selbst wandte sich an die rechte Flanke der Angreifer und sah sich sogleich wilden Schlägen gegenüber. Sie waren wild geschlagen und scheinbar verstand der Kelr nicht allzu viel vom Kampf. Ohne allzu große Mühe konnte er diesen ausschalten und mit einem Schlag seines Knaufs ihm die Lichter ausblasen. Er würde wohl einige Zeit bewusstlos sein.


    Doch davon angestachelt kamen aus den Wäldern scheinbar immer mehr auf sie zu. Gleich zwei diesmal wohl erfahrenere Kämpfer kamen auf ihn zu und forderten ihn mehr als ihm lieb war. Geschickt versuchte er ihren Schwingern auszuweichen, was glücklicherweise auch, sah man von einigen Schnitten in seinem Mantel einmal ab, gelang. Doch dies hielt die beiden nicht davon ab weiter auf ihn einzudreschen. In einer recht unorthodoxen Art und Weise gelang es ihm einen seiner Gegenüber zu Boden zu stoßen, als ein markerschaudernder Schrei über das Feld hinweg hallte. Er blickte sich wie viele der Kämpfenden verwundert um und sein Blick blieb an Eila haften. Sie musste wohl etwas abbekommen haben. Doch er konnte sich keinerlei Gedanken darum machen, hatte er doch auch noch einige Feinde um sich herum, die sich nicht so sehr von Eilas Verletzung beeinflusst sahen. Und dann geschah es auch bei ihm. Noch völlig mit den Gedanken bei Eila bekam er nicht wirklich mit, wie sich von hinten ein Dritter näherte und ihm eine tiefe Schnittwunde im linken Arm zufügte. Er konnte von Glück reden, dass er sich dessen nicht bewusst gerade wegdrehen wollte und daher nicht die volle Wucht das Schlages abbekam. Doch der Schmerz ließ sich alles andere als leugnen und er wurde zur Seite geworfen. Das Blut quoll aus seinem Arm und die drei Cherusker sahen ihn grinsend an. Sie sahen sich wohl schon als Sieger.

    Auch er wusste nicht so recht mit dieser Reaktion umzugehen. Aus ihrer Hilflosigkeit schien plötzlich Verzweiflung geworden zu sein und mittlerweile konnte sie einem wirklich leid tun. Ja Dagny, ich bin dein Cousin Irminar und mah doch bitte nicht so ein Gesicht... er machte einen Schritt auf sie zu und nahm sie in seine Arme. Es wird alles gut werden. Mach dir da mal keine Gedanken drum. Innerlich war er alles andere als wirklich felsenfest davon überzeugt, doch er musste ihr ein wenig Mut zusprechen. Davon schien sie in der Vergangenheit wenig gehabt zu haben.

    Es war ihr anzumerken, dass sie alles andere als glücklich war und selbst wenn sie wohl nicht sein Cousine gewesen wäre, hätte er ihr geholfen. Nun ja...ich kann dich zu nichts zwingen. Allerdings bist du meine Cousine und ich muss dir sagen, dass ich es nicht gutheißen würde, wenn du bei diesen Menschen bleiben würdest. Komm doch bitte mit uns und lass uns deine Geschwister suchen. Wenn alles gut geht, kommen wir wieder gesund in Mogontiacum an und dort können wir dir dann ein neues Zuhause bieten....wenn du möchtest. Er stand weiterhin da und zum ersten Male seit Tagen machte sich ein breiteres Lächeln in seinem Gesicht breit.

    Ein Aulus......der ziemlich blöd dreinsah. Ohne ihn zu beachten verschwand Dagny auf Anraten Harlifs in ihre Hütte und packte ihre Sachen. Harlif führte sich wieder auf wie ein Hinterwäldler. Er wollte ihm gerade ein paar passende Worte an den Kopf werfen, als seine Cousine wieder ind Freie trat. Er erwiderte noch einmal den Blick Lokis und ging auf sie zu. Dagny... fing er leise an ...ich weiß, uns fehlt die Zeit all deine Fragen auf einmal zu klären. Deine Situation muss verwirrend und unverständlich für dich sein. Ich kann das nur annähernd verstehen. Er blickte ihr wieder tief in die Augen und erblickte die ein oder andere Träne. Ich bin gerne bereit, dich mitzunehmen, allerdings muss ich dich warnen. Wir sind nicht zum Spaß wieder soweit in unsere alte Heimat zurück gekehrt. Und wie du siehst.. er deutete auf seinen linken Arm ..sind wir alle nicht unbeschadet davon gekommen.

    Loki trieb das Spiel bis zur Spitze und machte aus der ganzen Sache noch einen schönen Handel. Ein Schmunzeln kam auf und er machte sich nicht die Mühe dies zurück zu halten. Doch seine Worte schienen seine Cousine tief verletzt zu haben. Für einen Moment dachte er gar Svea würde vor ihm stehen. Und so verstarb auch das leichte Schmunzeln und er hatte seine Entscheidung getroffen. Dagny machte gerade ein paar Schritte in Richtung Tor, als er mit ruhiger, aber bestimmter Stimme eingriff. Dagny...bleib bitte hier. Wir haben zu reden. Kurz nickte er noch Loki zu in der Hoffnung er würde verstehen und sich um die gewonnen Waren zu kümmern und blickte wieder zu seiner Cousine. So vieles war unklar und lag im Dunkel. Konnten er es wirklich verantworten sie mitzunehmen??

    Sein Gefühl hatte ihn also nicht in die Irre geführt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es soweit kommen musste. Er hatte sein Sax an seinem Gürtel festgemacht und ergriff es nun, als er aufstand und sich zu den anderen gesellte. Eila schien noch immer mit ihren Gedanken in anderen Sphären zu sein, doch sie musste nun leider warten. Das Wohl der gesamten Gruppe, der gesamten Reise stand auf dem Spiel. So standen sie mit dem Feuer im Rücken und harrten der Dinge.

    Er spürte Adrenalin in seinen Adern pulsieren. Doch versuchte sich nichts anmerken zu lassen und blickte dem Munt tief in die Augen. Er wusste, dass, sollte es zu einem Kampf kommen, sie wohl auf verlorenem Posten kämpften. Es war ein kalkuliertes Risiko und er ging fest davon aus, dass der Munt einen Rückzieher machen würde. Lokis Worte taten ihr übriges und Sekunden später senkte sein Gegenüber den Kopf, soweit das eben mit der Klinge an der Kehle möglich war und er wusste, dass er die Situation gewonnen hatte. Er hielt jedoch sein Sax noch immer in der Luft. Nicht weil er den Munt weiter demütigen wollte, er wartete darauf, dass auch seine Gefolgsleute die Waffen streckten und blickte kurz in die Runde. Sie schienen die Zeichen der Zeit verstanden zu haben und senkten ihre Waffen, als zu seiner Überraschung die junge Germanin auf sie zukam und mitihnen kommen wollte.


    Er war für den Moment perplex und senkte daraufhin sein Sax. Er blickte ihr tief in ihre grünen Augen und versuchte das Gesicht zuzuordnen. Es war viel zu lange her und er hatte Mühe die Augen wiederzuerkennen. Als er das Dorf damals verließ war Dagny noch ein Säugling und konnte kaum laufen geschweige denn sprechen. Doch etwas bekanntes lag in ihren Augen. Er konnte es nicht in einen klaren Gedanken fassen, doch er vertraute ihr - zumindest insoweit, dass sie wohl wirklich Teil der Familie war. Er wandte sich mit lauter Stimme wieder dem Munt zu. Wir sollen sie also mit uns nehmen? Um eures Friedens willen? Er blickte ihn fragend an und sein Blick fiel auch auf Loki, der mittlerweile wieder auf Hermod saß. Er musste überlegen.

    Er lauschte den Worten des Munts bezüglich Svea und Farold. Und dann war da ja auch noch eine Schwester....Dagny...Er hatte diesen Namen schon einmal gehört... Er versuchte nachzudenken, versuchte den Namen unterzubringen. Er blickte den Munt unverständlich an und wusste nichts zu sagen. Zu überraschend war diese Neuigkeit. Doch die Ruhe wurde jäh gestört, als die wildgewordene Reiterin in die Nähe der Gruppe geführt wurde und Harlif die Nerven verlor. Sie saßen auf einem Pulverfass und das wurde ihm jäh bewusst. Unbewusst glitt seine Hand an sein Sax, als sowohl der Munt und Loki mit einem Schrei die Lage in ruhigeres Fahrwasser zu lenken versuchten. Und dies ging grundlegend schief. Er sparte sich ein Kommentar bezüglich Harlif, warf ihm jedoch einen grimmigen Blick zu.


    Als der Munt dann auch noch verbal gegen die immer noch verschollenen Svea und Farold vorging, baute sich immer mehr Wut in ihm auf. Er spukte auf ihren Namen und das war einem Germanen alles andere als würdig. Er schaffte es sich zu zügeln und nicht sofort die Nrven zu verlieren, doch es musste ein Zeichen gesetzt werden. Es waren jedoch zu viele um einen offenen Kampf zu riskieren. ... Er wägte seine Optionen ab. Er konnte es nicht riskieren mit einer vorschnellen Handlung die gesamte Reise aufs Spiel zu setzen. Er blickte von Loki zum Munt, auf Dagny und die übrigen Bauern.


    Und du willst ein stolzer Munt sein?? murmelte er grimmig, als er letztlich sein Sax ergriff und dem Munt die Klinge an die Kehle hielt. Er wusste, dass er damit das Fass nahe ans Überlaufen brachte, doch er musste es riskieren. Er blickte den Munt weiterhin grimmig an und erkannte Angst in seinen Augen. Also...wie sprachst du gleich von meiner Familie??

    Minutenlang standen sie so da und er merkte förmlich, wie Eila sich mehr und mehr beruhigte, so dass in dieser Situation überhaupt möglich war. DOch was waren schon Minuten?? Irgendwann löste sie sich wieder, nahm seine Hand und ließ sich nieder. Er blickte ihr tief in die Augen und setzte sich neben sie. Er blickte sich um - meinte etwas gehört zu haben, wandte sich dann wieder zu den Flammen und letztendlich wieder zu Eila. Sie sprach leise und doch so deutlich.


    Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber so fühle ich mich öfter als mir lieb ist. Er blickte kurz zum Himmel. Die Götter behalten immer wieder neue Aufgaben für uns bereit Und diesen müssen fir uns stellen, ob wir das wollen oder nicht. Es tut weh und erscheint uns unverständlich. Doch was wollen wir dagegen tun? Wir müssen es so nehmen wie es kommt. Sei dir nur einem bewusst: du bist nicht alleine. Zusammen haben wir eine ungeheure Kraft. Da kann sich jeder einzelne noch so machtlos fühlen. Er blickte sich wieder um, war ihm die derzeitige Situation alles andere als geheuer.

    Es war ein einerseits beeindruckendes andererseits beängstigendes Schauspiel, das sich vor seinen Augen abspielte. Er hatte so etwas schon Dutzende Male gesehen und doch war es immer etwas anders. Als Harlif schließlich die gebrochen wirkende Eila zu ihm brachte konnte er nicht anders und nahm sie fast schon väterlich in den Arm. Er konnte nur ansatzweise verstehen, was sie gerade durchmachen musste, doch reichte dies schon um zu erkennen, dass sie seine Hilfe bedürfte. Von den Flammen wandte sich sein Blick irgendwann wieder zu Eila. Ihr Blick war ein Stich ins Herz und er folgte ihrem Wunsch. Es musste ihr nicht noch schwerer gemacht werden, als es sowieso schon war.


    Sie wandten sich ab und gingen ein paar Schritte. Er wusste nicht wirklich etwas zu sagen und umarmte sie stattdessen und nahm sie sozusagen an seine Brust. Er tätschelte leicht ihren Kopf und murmelte leise. Ist schon gut Eila. Lass es raus...die Trauer muss sein, auch wenn es weh tut.

    So standen sie mehr oder minder bei vollen Kräften am Tor. Er musste ob Lokis Reaktion schmunzeln. Er machte seinem Spitznamen wieder einmal alle Ehre. Doch die Wache hatte es nicht anders verdient. Er selbst versuchte nicht ganz so kränklich aussehen, als es aufgrund seiner Verletzung und seinem Schlafmangel wirklich war. Stärke war unbedingt notwendig. Gerade als der Munt aus seiner Hütte kam, wurde seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine Reiterin auf, die wie wild über den Hof jagte und den Munt beinahe über den Haufen ritt. Es war überraschend, doch scheinbar hatte dies nichts mit ihnen zu tun. Kurz suchte er Blickkontakt mit Loki, als auch schon der Munt zu ihnen sprach.


    Heilsa, Gernod, Landogars Sohn! Ich bin Irminar, Sohn des Rodberaht vom Stamm der Ampsivarier. Dies ist Lando, Sohn des Landulf vom Volk der Cherusker, er deutete auf den Genannten seine Schwester Eila, mein Großcousin Marbod und Harlif, ebenfalls vom Stamm der Ampsivarier.
    Er blickte dem Munt in die Augen und schwieg einen Moment. Wie sind Reisende auf dem Weg Flussabwärts. Wir hörten zwei alte Freunde seien in den letzten Wochen hier vorbei gekommen. Habt ihr von Farold und Svea, Sohn und Tochter des Yngve gehört??

    Die Nacht war grausam; an Schlaf nicht zu denken. Der Kampf mit den Cheruskern hatte seine Wunden hinterlassen. Er selbst war böse am linken Arm getroffen und konnte diesen, nachdem die Blutung mittlerweile gestillt war, nur noch mit großer Mühe bewegen. Der dritte Cherusker war in der Kampfsituation wohl doch einer zuviel gewesen, auch wenn sich dieser trotz seines Erfolges mittlerweile bei seinen Ahnen widerfand.


    Auch das Reiten fiel ihm aufgrund seiner Verletzung ein wenig schwer, doch im Vergleich zu seinen Begleitrn schien er noch ein gutes Los erwischt zu haben. Fjalar tat sein Bestes um ihm den Weg so bequem wie möglich zu machen, doch auch dies machte die Sache nur bedingt besser. Doch er überlebte schlimmere Schmerzen und beobachtete so gut es eben ging die nähere Umgebung. Die Welt, durch die sie mitlerweile ritten, schien unwirklich und mystisch zugleich. Man roch die Moore und irrte förmlich durch dichten Nebel. Es war also Vorsicht geboten. Nichtsdestotrotz blieb es ruhig, sah man von Lokis Summen einmal ab. Er selbst kannte das Lied, war jedoch viel zu sehr auf die Umgebung fokussiert um miteinstimmen zu können.


    Als sie gegen Mittag einen kleinen Hof erreichten, war er in noch größere Alarmbereitschaft übergegangen. Man konnte hier absolut niemandem trauen, was die Reaktion der Bauern nur verstärkte. Doch wer konnte es ihnenn schon verübeln?? Nichtsdestotrotz gelang es Loki die Vorräte aufzufrischen und Informationen zu erlangen. Und die versprachen mehr, als zu erwarten war. Farold und Svea kamen hier vorbei, die Hoffnung beide lebend wiederzusehen war allzu um ein Vielfaches gestiegen. Sie hatten also doch noh den Segen der Götter mit sich.

    So brach der dritte Tag der Reise an. Der Morgen war nicht ganz so kühl wie die letzten Tgae, doch behaglich war etwas anderes. Unter seinem Mantel war es nichtsdestotrotz recht angenehm und so machten sie sich auf. Glücklicherweise verlief der Tag ohne größere Zwischenfälle und sie kamen, wenn auch sehr schweigsam, sehr gut voran. Gegen Nachmittag erreichten sie nach längerer Zeit wieder Zeichen menschlicher Zivilisation - ein Dorf. Es mussten Cherusker sein und dem Blick in Lokis Gesicht zu urteilen nach, hatte er mit diesen Menschen schon Bekanntschaft gemacht. Sie machten einen größeren Bogen um das Dorf ehe sie dann wenige Minuten später wohl das ehemalige Heim Eilas und Lokis erreichten.


    Schwarz verkohlte Ruinen wohin das Auge reichte - ein Anblick wie er zu erwarten war, aber selbst in dieser Art und Weise erschütternd war. Ohne Vorzeichen brach Eila aus der Formation und ritt in den Wald, von den Ruinen weg. Sie schien den Anblick ihrer alten Heimat nicht länger ertragen zu können. Und auch Loki schien das Geschehen stärker mitzunehmen, als dieser das zunächst erahnen ließ. Irminar selbst wirkte ein wenig beklommen und wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte. Er kannte diesen Ort nicht und wusste nicht welche Erinnerungen in den beiden Irmvolks verborgen sein mussten. Anhand ihrer Reaktionen konnte er dies nur ansatzweise erahnen. So standen sie für Minuten reglos da, alas Loki von Hermod abstieg oder vielmehr fiel und er gemeinsam mit Harlif die Umgebung des ehemaligen Gehöfts absicherte. Das Dorf war immer noch nahe und man konnte nie wissen. Er beobachtete Loki. Er wirkte traurig, verzweifelt und voller Zorn - und doch wollte und konnte er ihm in diesem Moment nicht helfen. Er hatte gelernt, dass jeder mit seiner Trauer selbst umzugehen hatte. Er versuchte ihm zu vermittlen, dass er da war und ihm auch helfen würde, so das gewünscht war. Doch er überließ sich zunächst sich selbst.


    Als die sterblichen Übereste scließlich gefunden wurden überkam auch ihn ein Schauer und gemeinsam mit den übrigen beide Begleitern erwies er den Verstorbenen schließlich deren letzte Ehre. Aufgebahrt auf einem Haufen Holz lagen sie nun da und warteten auf die Flammen. Die Spannung war förmlich greifbar. Jeder hing seinen Gedanken nach, als Loki schließlich den Haufen entzündete.

    Er erwiderte Eilas Blick, als sie wie von Sinnen zu jedem Einzelnen der Gruppe kam und sich versicherte, das ihnen auch nichts geschehen war. Er hatte bis auf ein wenig Kondition eigentlich keinerlei Verluste oder Kratzer aufzuweisen und widmete sich dann den Angreifern. Gemeinsam mit Loki wuchtete er wortlos die Leichen derer an den Wegesrand. Die übrigen würden sicher zurückkommen. Es schienen arme Bauern und Obdachlose gewesen zu sein. Unter anderen Umständen hätten sie Mitleid verdient, doch sie mussten sich schließlich auch verteidigen. Er versuchte im Folgenden das Geschehen abzuhaken und vergewisserte sich vor dem Weiterritt Fjalar, dem es scheinbar noch genauso gut ging wie vor dem Angriff, was er mit einem fröhlichen Schnauben deutlich machte.


    Er sprach noch immer nichts und konzentrierte sich während dem Ritt noch ein wenig mehr auf die Umgebung. Der Angrif war ein deutliches Warnsignal und er hatte nicht Lust alsbald wiederkämpfen zu müssen, auch wenn er wusste, dass es nur eine Illusion seiner selbst war. Die Minuten und Stunden vergingen und in sich gekehrt aber wachsam drangen sie weiter vor. Die Dämmerung brach alsbald darauf auch herein und zu Loki gewandt meinte er nachdem er zu ihm vorgeritten war, was auf dem engen Weg gar nciht so einfach war Wir sollten langsam einen Lagerplatz suchen. Im Dunkeln zu reiten ist bei weitem zu riskant. Wir haben die erste Prüfung heute pberstanden, doch wir müssen es nicht so schnell auf die zweite anlegen, oder??

    Harlifs Schrei den hinterhalt betreffend kam alles andere als unerwartet. Den ganzen Tag über war es schon ruhig gewesen, zu ruhig. Er bildete weiterhin die Nachhut als es nun zu diesem Zwischenfall kam. Seine Hand glitt unbewusst und fast automatisch zu seinem Sax als er die Situation abwägte. Um ihn standen zwei der Kerle, jeweils mit einem Sax bewaffnet. Sie sahen alles andere als furchteinflößend aus, doch konnte man ja nie wissen. Aufmerksam verfolgte er das Geschehen vor ihm ohne dabei sein Sax loszulassen, zu sehr waren alle auf Harlif fokussiert. Es war kein schöner Anblick ihn da kniend zu sehen mit einer Klinge an der Kehle. Blitzschnell wägte er seine Optionen ab, was ihm im Folgenden jedoch von Lokis Pferd abgenommen wurde. Es war sozusagen der Startschuss zum "großangelegten" Gegenangriff. Im Augenwinkel sah er Eila ein paar Pfeile schießen, die hörbar ihr Zeil trafen und zumindest einen Gegner außer Gefecht setzte. Doch zu weiteren Beobachtungen kam es nicht, musste er sich doch selbst verteidigen.


    Mit einer schnellen Drehung hatte er sich und Fjalar gedreht und sah sich nun seinen zwei Gegnern gegenüber. Das Ger, welches an der Flanke des Pferdes festgemacht war, hatte er währenddessen in die Hand genommen und schleuderte es in Richtung eines Räubers, wo es auch wenig später unterhalb der rechten Schulter steckenblieb. Es war ein nahezu grotesker Anblick ihn mit dem Ger in seiner Brust dastehen zu sehen, ehe er in die Horizontale überging. Der Andere blickte verdutzt zu seinem nun wohl bald ehemaligen Kameraden, was Aulus zu seinem Vorteil ausnutzte und sein Sax sprechen ließ. Er ritt auf ihn zu, steiß ihn um und sprang von Fjalar ab. Zugleich trat er das nun neben ihm liegende Sax weg und verpasste dem Kerl mit dem Knauf seines Sax einen kräftigen Schlag auf den Kopf, was ihn wohl für eine ganze Weile außer Gefecht setzen sollte. er wollte ihn nicht unnötig töten. Er schien noch relativ jung zu sein und hatte wohl eher wenig Entscheidungsgewalt in der Gruppe der Räuber. Sein Kamerad zuckte derweil noch krampfhaft auf dem Boden liegend und so beschloss Aulus ihm sein Leiden zu ersparen und tötete ihn endgültig. Er schien auch nicht älter als 20 zu sein, doch dies war nun mal ein Risiko, wenn man eine Gruppe Reisender überfällt, zumal dann auch noch sie.


    Alsbald wandte er sich auch wieder dem Geschehen vor ihm zu, wo Harlif mittlerweile mit einem Stein auf den Anführer eindrocsch und seinen Schädel zerstrümmerte. Er hatte so etwas schon einmal gesehen und auch diesmal bereitete es ihm alles andere als Freude. Im Hintergrund und wohl als Folge dieses Anblickes machten sich die übrigen Angreifer auf die Flucht. Von den vorherigen Kämpfen hatte er eigentlich nichts mitbekommen, doch die Szenerie sprach für sich. Blutüberströmt lagen auf dem Weg 5 Leichen und auch Loki, Harlif und Sextus schienen etwas abbekommen zu haben, ihre Gesichter sprachen Bände. Diesmal schienen sie noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein.

    Er hatte eine solche Frage befürchtet. Es war verständlich, dass sie mehr erfahren wollte, er hätte es wahrscheinlich nicht großartig anders gemacht. Doch es war schon eine größere Sache. Nun..wo soll ich da anfangen?? grinste er fast ein wenig verlegen und musste ernsthaft nachdenken um möglichst prägnant die wichtigsten Erlebnisse seiner Reise zu erzählen.


    Vor mittlerweile knapp 16 Jahren, bin ich zu Hause aufgebrochen. Wie du schon weißt, nicht mit der vollen Zustimmung meiner Eltern, aber der jugendliche Narr hatte sich letztendlich durchgesetzt. Zunächst hat es mich in Richtung Osten an die Alvis verschlagen. Dort habe ich wohl etwa ein Jahr bei einer langobardischen Familie gelebt. Waren wirklich sehr nette Menschen. Doch zwischen zwei Siedlungen gab es eine kleinere Fehde und naja... "meine" Siedlung samt meiner Wohnstätte wurde letztendlich fast vollständig vernichtet. Aber das ist wieder eine andere Geschichte - eine traurige dazu. Er atmete einen Moment durch.


    Schwer verwundet konnte ich fliehen, doch war ich allein. Ein alter Einsiedler hat mich dann irgendwo im Nichts gefunden, mich geheilt und langsam wieder aufgepäppelt. Ich verdanke ihm wirklich sehr viel auch wenn er schon ein komischer Kauz war. Ein Viertel Jahr später starb Albin jedoch und ich war wieder allein. Wenige Wochen nach seinem Tod bin ich dann auch wieder weitergezogen; immer weiter nach Osten. Viele Tage und Nächte vergingen und ich kam durch wirklich seltsames Land. Das war was... ich hab da Dinge erlebt..unglaublich wenn ich heute daran zurückdenke. Es war auch das erste Mal, das er während seiner Erzählung lachte.


    Das war das erste Mal, als es schien, dass sich meine Wünsche und Sehnsüchte nach Freiheit und Abenteuern voll und ganz erfüllt waren. Bei einem Teil des Stammes der Lugier habe ich dann Unterschlupf gefunden und lebte dort knappe 4 Jahre und man kann nicht sagen, dass es meine schlechtesten 4 Jahre waren. Ich habe neue Freunde gefunden und die vielleicht schönste Zeit in meinem Leben verlebt. Sie schwenkten währenddessen auf einen abschüssigeren Pfad und folgten diesem, während er fortfuhr.


    Aus dem jugendlichen Narren, war währenddessen ein recht ansehnlicher Bursche geworden, der sich seine Hörner abgestoßen hatte und langsam einsichtig wurde. Zumindest schien es so. Später ging ich in Richtung Süden und traf auf Quaden. Sie führten an der Grenze zum Imperium regen Handel mit den Römern und so lernte ich Latein zu sprechen. Es war eine interesante und erfüllende Zeit und ich war zufrieden mit meinem Leben. Doch irgendetwas fehlte. Die Götter haben mich wieder auf den rechten Pfad gebracht und mir gezeigt, was Familie bedeutet und wie ich dann später erfahren habe, habe ich diese Erkenntnis teuer bezahlt. Das Lachen war mittlerweile wieder gänzlich verschwunden und machte dem in letzter Zeit vorherrschenden nachdenklichen platz.


    Über weitere größere Umwege bin ich dann schließlich vor anderthalb Jahren nach Mogontiacum gekommen und habe den Rest der Familie gefunden. Zumindest den Teil, der nicht den Überfällen zum Opfer fiel. Und nun...nun bin ich hier. Er konnte ihr noch so viele Geschichten erzählen, doch für den Moment beließ er es dabei. Es waren genug Informationen auf einmal.

    Aulus verbrachte den ersten Teil der Nacht mit einem erholsamen und traumlosen Schlaf, ehe er nach wenigen Stunden von Loki zur Wache geweckt wurde. Die eisige Nacht vor der Hütte war jedoch wie ein Segen und als er so da saß und die Sterne beobachtete, fühlte er sich minidestens 10 Jahre jünger und dachte unwillkürlich an seine Eltern und seine Jugend. Währenddessen schreckte er eigentlich nur einmal auf, als er in der Nähe das Heulen mehrerer Wölfe vernahm. Abgesehen davon blieb es ruhig.


    In der beginnenden Dämmerung kam dann langsam aber sicher wieder Leben in die Teirwelt und so verwunderte es ihn auch nicht bald darauf in ein bekanntes Gesicht zu blicken. Nach und nach kamen alle aus dem Dunkel der Scheune hervor und machten sich fertig. Er begrüßte sie alle mit einem gemurmelten Guten Morgen!! und bald darauf ging es dann auf den wiedergesattelten Pferden weiter. Ohne wirklich darüber nachzudenken übernahm er wieder die Nachhut und beobachtete das Treiben vor sich und vor allem um sich herum. Es ging nach Osten und das immer zielstrebiger.