Beiträge von Marcus Petronius Glabrio

    Glabrio lächelte, doch er fühlte sich etwas aussen vor, weil er diese Köchin nicht kannte und auch die Blicke, die Eila dem anderen Duccier immer wieder zuwarf, nicht deuten konnte. Leider wussten die beiden niemanden für ihn.
    "Ich kann dir aber einen Rat geben, Verus!", sagte er. "Der Architectus der Regio, ein gewisser Redivivus Evander hat einen eigenen Betrieb und er wird die meisten der Arbeiten an meinem Haus durchführen!"
    Glabrio nahm einen Schluck des Weines. Er würde bald aufbrechen und sich nach den Preisen für Glas erkundigen. Der Tag war noch relativ jung und Glabrio hatte einiges vor.

    Ein Priester. Na herrlich. Die Germanen hatten noch nicht genug Götter, jetzt wandten sie sich auch noch den grausamen römischen zu. Glabrio guckte etwas zweifelnd, als Eila das erwähnte. Er grüsste Silko mit einem freundlichen Lächeln. Der Mann schien wirklich sauer, aber vermutlich würde er so auch einen guten Leibwächter sein. Mit ihm würde man sich nicht freiwillig anlegen.
    "Ja, das stimmt. Viel Ruhe findet man hier im Zentrum der Welt nicht. Aber man ist immer direkt am Geschehen. Ich suche für die Renovation nach einer guten Köchin und einem Wandmaler. Kennt ihr jemanden, der geeignet ist?"
    Glabrio wusste nicht, wie viele Kontakte Eila und der Mann schon in der Stadt gemacht hatten, aber es konnte ja immerhin sein, dass sie von jemandem gehört hatten, der gute Qualität zu guten Preisen bot.

    Ob Loki ihm dankbar gewesen war? Womöglich. Eila hätte auch sonst durch jemand anders zu ihm gefunden, aber vielleicht hatte der Herr das so arrangiert, damit Glabrio Loki kennenlernen konnte.
    "Wenn ich überhaupt schon einmal in der Casa Duccia dort war, ist es schon ziemlich lange her. Ich bin schon vor einiger Zeit nach Rom gezogen. Damals hatte ich eigentlich vor, noch weiter in den Süden und Osten zu reisen, aber irgendwie blieb ich hier stecken..." Glabrio lachte. Dann fuhr er fort. "Nun habe ich vor, die Casa Petronia zu renovieren und dort ein Gasthaus aufzumachen. Das heisst vermutlich, dass ich auch noch eine ganze Zeit lang weiterhin hier bleiben werde."
    "Ich finde die Idee, Gastgeber zu sein, schön. Und es ist etwas völlig neues für mich. Ich war angestellt in der Schola in Tarraco und Duumvir von Colonia Claudia Ara Agrippinensium," - was für ein Name, dachte Glabrio schmunzelnd - "doch so etwas habe ich noch nie gemacht. Vielleicht habe ich hier in Rom nun endlich meine Heimat und Ruhe gefunden." Bei diesen Worten ging Glabrio durch den Kopf, was Sebastian gesagt hatte. Frau und Kinder, eine Familie. Es schien ihm so fern. Doch der Gedanke war nicht mehr ganz so erschreckend wie bisher.
    "Wie kommt es, dass ihr Duccier hier in Rom lebt, ist die Duccia nicht DIE germanische Gens? Vermisst ihr nicht die furchtbare Kälte, das bittere Met und die engen Hosen?", sagte Glabrio schmunzelnd. Er selbst kannte auch die schönen Seiten von der nördlichsten Provinz. Doch das, was er ironisch aufgezählt hatte, erfüllte die meisten der römischen Vorurteile.

    Glabrio ergänzte Scaevinus noch um einen Punkt: "Zur Strasse hin könnte es auch noch eine Öffnung geben, aus der man zur Strasse hin Getränke und Speisen verkaufen kann."
    "Ja, sicherlich. Das kostet bestimmt viel. Das muss ich dann noch mal überlegen und mir ein Angebot machen lassen."
    Erstaunt hörte Glabrio Evanders schnellem Zeitplan zu und nickte. Bei dem Preis blieb ihm der Mund offen stehen.
    "Das habe ich nicht...", rutschte es ihm heraus. Dann hatte er seine Fassung wieder. "Nun, ist das schon das günstigste Angebot oder können wir das noch verhandeln? Ansonsten müsste ich auf Raten zahlen oder mir einen Kredit nehmen."

    Erst schien Evander leicht überrascht zu sein, doch dann stellte er sich heraus, dass er eine eigene Bibliothek durchaus für gut hielt. Er begann, den Rundgang und die zu machenden Aufgaben durchzugehen, doch schon sehr bald war er am Ende seines Lateins... ;)
    "Möglicherweise besorge ich sogar den Maler für die Wandmalereien, du müsstest bloss für weisse Deckfarbe sorgen. Ansonsten hatte ich an Fischerszenen gedacht, die ich indirekt mit meiner Vergangenheit verbinde. Ich werde mich aber vorher noch einmal umhören, ob nicht einer meiner Bekannten jemand Gutes kennt. Fahr also ruhig in deiner Liste fort!"
    Sicherlich würde es noch mehr Fragen geben und dann kämen sie zum finanziellen Teil der Angelegenheit.

    Glabrio bedankte sich für den Wein und nahm einen Schluck nachdem er den Fremden begrüsst hatte. Er dachte über Eilas Aussage nach. Wenn das stimmte und er konnte sich tatsächlich noch entfernt erinnern... nein, immer genauer jetzt konnte er sich erinnern an den Tag, als er ihr zum ersten Mal begegnet war und ihr geholfen hatte. Es stimmte also. Dann verband sie tatsächlich einiges, dachte Glabrio erfreut. Er nickte also und wartete, dass vielleicht der Fremde etwas mehr über sich äussern würde.

    Glabrio dachte kurz an die beiden Briefe, die er bis jetzt erhalten hatte und wunderte sich, dass Eila wenig von ihm hörte. Wie kam das wohl?
    "Ja, hat er, ich glaube es geht ihm gut. Er ist sehr erfolgreich und ausser über die allgemeine Lage der Germanen hat er sich ich nicht beklagt."
    Auch Glabrio setzte sich und nahm wenig später auch das Getränk gerne an: "Etwas Wein würde mir gut tun. Mit dem Met konnte ich mich bisher noch nicht so recht anfreunden..."
    Eila wollte aus Mogontiacum rauskommen. Aber warum denn? Es schien nicht so, als ob sie darüber reden wollte, also nickte Glabrio nur interessiert und wollte gerade ein klein wenig über sich erzählen, als ein Mann das Atrium betrat. Er begrüsste Eila, dann kam er auf Glabrio zu um diesen zu begrüssen.
    Als er sich vorgestellt hatte, nannte auch Glabrio seinen Namen. "Die Freude liegt ganz auf meiner Seite! Ich bin Marcus Petronius Glabrio und ein guter Freund von Eila und Loki."

    Als Eila den Raum betrat, stand Glabrio auf und ging einen Schritt auf sie zu. Er musterte sie und freute sich, dass sie es tatsächlich war.
    "Die Freude ist ganz meinerseits! Wie schön, dass ich dich endlich einmal wieder treffe. Loki schrieb mir vor einiger Zeit, du seist in Rom. Wie kommt das? Was führt dich her? Wie geht es dir??" Glabrio strahlte. Es war gut, Eila wieder zu treffen. Sie war wie ein Teil schöner Vergangenheit für ihn.

    "Salve, Scaevinus!", sagte Glabrio freundlich, doch er bekam nur ein komisches Geräusch zurück, das nicht sehr vergnügt klang.
    Ein weiteres Stockwerk? "Nein, ich möchte keins draufsetzen. Die oberste Etage ist bloss ziemlich heruntergekommen, das Dach ist möglicherweise defekt und es ist sehr dunkel."
    In der Küche nickte Glabrio zustimmend. Der Plan Evanders klang wunderbar. Es fiel ihm ein, dass er ja jemanden zum Kochen brauchen würde.... Kommt Zeit, kommt Rat!, sagte er sich beruhigend.
    Im oberen Stockwerk, welches jedoch nicht der Dachboden sondern unter dem Dachboden gelegen war...kompliziert, kompliziert... befand sich die Bibliothek, in die Glabrio Evander nun führte.
    "Ich habe vor, eine gute Bibliothek hieraus zu machen. Jetzt ist alles verstaubt, es gibt kaum Regale und noch weniger Bücher. Wenn Du dich um Regale kümmerst, beschaffe ich die Bücher!", meinte er scherzhaft. "Ausserdem ist auch hier ein gutes Raumklima wichtig. Sonst fangen die Schätze an zu schimmeln."
    Als sie durch die anderen Zimmer zogen, erklärte Glabrio jedes Mal welche später als Gasträume dienen sollten und welche für ihn selbst seien.
    Schliesslich stiegen sie noch eine steile Stiege hoch auf den Dachboden, der jedoch ziemlich wüst aussah.
    Zum Abschluss der Tour hatte Glabrio noch einige offenen Fragen, eine stellte er gleich: "Wie sieht es mit einem Taberna aus? Kann man unten aus zwei oder drei Räumen einen machen, nahe bei der Küche und mit Aussentür für Gäste? Und einen weiteren Raum am hinteren Ende des Hauses würde ich gerne ebenfalls vergrössern. Ausserdem überlege ich, ob ich dort ein grosses Glasfenster einbauen lassen soll. Ich muss allerdings erst schauen, ob ich dafür genug Geld habe."
    Glas war extrem teuer und eigentlich konnten es sich nur die Reichen leisten. Aber Glabrio hatte sich in den Kopf gesetzt einen lichtdurchfluteten Andachtsraum zu bauen. Hoffentlich liess sich das irgendwie realisieren.

    Glabrio kam die Treppe hinabgerannt und begrüsste Evander und dessen Begleiter, dem er sich freundlich vorstellte.


    Dann öffnete er die Tür wieder und bat die Gäste hinein.
    "Kommt! Ich zeige Euch das Haus. Zuerst das Untergeschoss und das Atrium und schliesslich den ersten Stock. Es gibt zusätzlich auch noch einen Dachboden, den ich möglicherweise auch ausbauen möchte."
    Glabrio führte die Männer von einem Raum zum nächsten. Sie kamen ins Triclinium, in die verschiedenen Essräume und die Küche. Diese musste dringend renoviert werden.
    "Ich möchte eine wirklich gute neue Küche hier haben. Nicht zu aufwendig aber gut. Und in den Essräumen hätte ich gerne Wandgemälde. Ich würde auch gerne mitreden, was sie darstellen."
    Zum Abschluss des Untergeschosses erreichten sie den netten Innnenhof. Es gab ein Wasserbecken, das jedoch etwas angefault war und einen verwilderten Garten. Beides müsste gemacht werden. Auf dem Weg die Treppe hoch, erklärte Glabrio: "Einige Stufen müssen neu gemacht werden, es wäre auch gut, wenn sie nicht so sehr knatschen, wenn ich hier Gäste habe. Und das Dach ist glaube ich auch nicht mehr ganz dicht. Ihr solltet es wenigstens einmal kontrollieren!"

    Am Nachmittag erreichte Glabrio sein neues oder vielmehr zukünftiges Heim. Er hatte noch etwas Zeit, bis er sich mit Redivivus Evander treffen würde, also öffnete er die Tür und ging noch einmal durch jeden Raum. In den hinteren Räumen, in die wenig Licht drang, zündete er Lampen an, um etwas mehr Licht zu haben. Schliesslich begann er etwas zu fegen, es sollte nicht ganz so staubig aussehen, wenn der Gast kam. Ausserdem öffnete er alle Fenster und Türen, so dass die Sonne hereinscheinen konnte.
    Als er Evander erblickte, hing er gerade aus einem der oberen Fenster hinaus. Beim Öffnen war etwas abgebrochen und nun wollte es sich nicht mehr schliessen lassen. Er grüsste den Architectus erfreut und eilte hinunter um ihn willkommen zu heissen.

    "Nun, dann Architectus der Regio. Ist ja auch nett...", meinte Glabrio scherzhaft. Evander stand auf, um eine Tür zu schliessen. Das kam Glabrio kurz etwas komisch vor, doch dann sagte er sich, dass das sicher nichts zu bedeuten hatte.
    "Wahrlich!", bemerkte er in Hinsicht auf die Bauhaie. "Man denke nur an den grossen Crassus..." Der sollte angeblich Häuser abgefackelt haben um diese dann zu kaufen und... nein, wie war das noch? Glabrio war sich nicht ganz sicher. Aber Crassus war auf jeden Fall in das Geld verliebt gewesen und Häuser hatte er auch gehabt. Wie auch immer!
    "Selbstverständlich, ...Evander!", nickte Glabrio. Er hob den Becher und prostete ihm zu. Dann versuchte er ihm so gut es ging, den Weg zu seinem Haus zu beschreiben.
    Glabrio nahm sich vor, den Architekten der Regio nach der Besichtigung zu einem Wein einzuladen und ihn etwas kennenzulernen. Jetzt wollte er ihn nicht weiter von seiner Arbeit abhalten.
    "Ich werde dich nicht weiter aufhalten. Lass uns sagen... zur 10. Stunde an der Casa? Dann haben wir noch genug Licht."

    Glabrio wurde gleich hereingebeten, er hatte die Casa gefunden. Der Mann mit der tiefen Stimme schien IHM sehr wohl als ein Sicherheitsrisiko. Aber nicht hier. Und nachts hielt Glabrio sich ja nicht auf der Strasse auf. Aber wenn so finstere Gestalten in der Stadt waren, wusste er jetzt warum nicht. Doch vermutlich oder zumindest möglicherweise trügte der äussere Schein auch nur.
    Der Sklave forderte ihn auf, sich zu setzen. "Vielen Dank!", sagte Glabrio. Er hatte nicht einmal sagen müssen, weshalb er hier war.
    Dann sagte der Mann, er würde eine gewisse Duccia Flamma holen. Glabrio zog die Augenbrauen hoch und öffnete den Mund um abzuwehren und zu wiederholen, dass er EILA suchte. Aber da war er schon verschwunden und so zuckte Glabrio mit den Schultern und machte es sich etwas bequemer.

    Das war nicht Eila! Komisch, Glabrio hatte fast damit gerechnet, sie würde ihm selbst die Tür aufmachen. So musste er sich für einen kurzen Augenblick sammeln, als der grosse dunkle Sklave die Tür öffnete.
    "Mein Name ist Marcus Petronius Glabrio. Ich suche die Casa Duccia? Ist sie das? Und ist Eila hier?", fragte Glabrio freundlich.

    "Ja, ich habe schon von den Redivivern in Tarraco gehört. Ich meine, ich lernte sogar einmal eine junge Dame mit dem Namen kennen...", meinte er stirnrunzelnd, war sich aber nicht ganz sicher.
    Da hatte Glabrio ja gleich den Richtigen getroffen. "Du als Architekt der Stadt, kannst du dich selbst empfehlen? Wenn ja, dann würde ich mir gerne ein Angebot von dir machen lassen. Ich bin in dieser Hinsicht leider nicht sehr erfahren, aber ich würde dir gerne die Casa zeigen, damit du die nötigen Arbeiten einschätzen kannst." Dass er keine Ahnung hatte, wie viel so eine Renovierung kosten könnte, das liess er lieber erst einmal unerwähnt. Er machte sich auch nicht zuviele Gedanken darüber. Es würde bestimmt nicht sehr teuer sein.

    Erfreut nahm er das Angebot an: "Och, es darf gerne etwas Wein sein! Darf ich mich setzen?", fügte er höflich hinzu und setzte sich nach dem Nicken des Architectus auf den freien Stuhl.
    Was? Extra aus Tarraco angereist? Wie konnte der Mann das wissen?? Glabrio war äusserst verwirrt. Doch er lachte und meinte: "Nein, das bin ich wohl nicht. Ich bin schon länger in Roma und weilte auch vorher in Germanien. Aber woher weisst du überhaupt, dass ich lange Zeit in Tarraco gelebt habe?? Kennen wir uns? Oder kennst Du dort andere Petronier?"
    Er selbst hatte zu ihnen keinen Kontakt mehr. Er fragte sich wie öfters was aus seinen Verwandten und Bekannten dort geworden sei.
    "Nun, ich selbst bin hier in Rom aufgewachsen. Aber ich habe auch einige schöne Jahre in Tarraco verbracht. Es ist eine schöne Stadt in einer schönen Gegend. Ruhiger als Rom. Und die Luft ist besser...", fügte er mit einem Lachen hinzu. Die Luft in Rom... Das war ein Kapitel für sich.
    Er besann sich: "Doch ich bin nunmal nicht gekommen, um meine Geschichte zu erzählen. Das können wir gerne einmal in einer Taberna nachholen! Doch Du hast noch nicht einmal deinen Namen genannt!"
    Der Fremde hatte eine freundliche Ausstrahlung und war Glabrio gleich sympathisch. Er war ganz anders als viele römische Beamte in den zahllosen Zimmern dieses und anderer Gebäude.

    Wie er seinem Freund versprochen hatte und seiner Neugier folgend, hatte Glabrio sich aufgemacht zur Via Lata. Dort hatte er nach einigem Herumfragen und Suchen tatsächlich die Casa Duccia entdeckt und klopfte nun erwartungsvoll, ob Eila hier sein würde, oder ob sie womöglich bereits wieder nach Germanien gereist sei.

    Glabrio brachte einmal mehr einen Brief an seinen Freund Loki zur Postannahmestelle.



    Ad:
    Tiberius Duccius Lando
    Casa Duccia
    Mogontiacum
    Germania



    Mein lieber Freund!


    Es tut mir Leid, dass ich Dir meinen letzten Brief erst so spät habe zugehen lassen. Und auch jetzt habe ich wieder einige Zeit verstreichen lassen. bis Du neue Zeilen von mir zu lesen kriegst.
    Dass ich Deinen Brief fand, ist überhaupt eine sehr unwahrscheinliche und glückliche Tatsache, denn unbewusst gelenkt endete einer meiner Spaziergänge durch Rom bei meinem Geburtshaus. Ich entdeckte die Casa Petronia wieder und musste feststellen, dass sie unbewohnt ist. Doch es war mir möglich hineinzugelangen - die Tricks aus meiner Jugend habe ich natürlich nicht vergessen - und alles ist in erstaunlich guter Verfassung. Doch natürlich bedarf die Wohnung einer Renovierung, weshalb ich nun auf der Suche nach einem guten Bauunternehmer bin. Ich kann und will die Arbeit nicht allein machen, Sklaven habe ich nicht und das Ergebnis muss sich sehen lassen können. Immer wieder stürzen in Rom Insulae zusammen und wie oft wird beim Bau gepfuscht. Doch auch der Preis sollte nicht zu hoch sein. Nun ja, vor allem aber soll es schön werden, weil ich dort ein Gasthaus mit Taberna aufmachen möchte. Das sind grosse Neuigkeiten, nicht wahr? Nun, ich hoffe alles läuft nach Plan - wobei mir erst vor kurzem gesagt wurde: nichts passiert so, wie man es plant... Wie auch immer, ich würde mich freuen, wenn die Zeit reif ist, dich als einen meiner Ehrengäste begrüssen zu dürfen! Doch das dauert natürlich noch und bis dahin werden wir uns weiter mit gelegentlichen Briefen begnügen müssen.
    Du erwähnst in Deinem Brief meine selbst mir etwas zweifelhaften Reitkenntnisse, die mir vermutlich das Leben gerettet haben. Auch für das Pferd ist im Garten der Casa genug Platz. Ausserdem kann ich es kaum abwarten, eine ordentliche Bibliothek aufzubauen. Das alles benötigt Geld, doch ich hoffe ich kann ein wenig durch die Taberna einnehmen.


    Du sprichst die Toleranz der Kaiser gegenüber unseren Glaubens an. Es gab schlimme Verfolgungen und Tötungen von Glaubensbrüdern in den letzten Jahrzehnten. Zum Glück sind unser jetziger Kaiser und sein Vorgänger uns nicht allzu übel gesonnen. Sie verbieten uns zwar das öffentliche Ausleben und das Innehaben eines wichtigen Amtes, doch gleichzeitig garantiert das Decretum Christianorum, dass wir nicht allein aufgrund unseres Glaubens hingerichtet werden können, so wie es schon der Fall war. Doch ich hoffe, wir können mit der Zeit noch mehr erreichen.
    Ach, wo ich Deinen Brief jetzt noch einmal vor Augen habe, so fällt mir meine damalige Situation wieder ein. Meine Brüder (in Christus d.h. die anderen Gläubigen) sind nicht mehr so abgeneigt, etwas zu unternehmen. Daher und wegen meines Fundes die Casa Petronia betreffend ist erst einmal keine Auswanderung meinerseits zu befürchten!
    Ich habe an Furianus geschrieben, doch noch keine Antwort erhalten. Ich gehe nicht davon aus, dass er Christ oder einer unserer Freunde ist, doch man kann nie wissen und um ehrlich zu sein, kenne ich ihn kaum dafür dass er mein Patron ist. Vielleicht bräuchte ich einen neuen Patron. Wie ist das, wenn der eigene weit weg ist und sich nicht melden sollte, kann man sich dann jemand anderem unterstellen? Diese Sicherheit hätte ich sehr gerne!


    Ich bin erschrocken über die letzten Verbrechen in deinem Hause zu hören und hoffe, mittlerweile hat sich nichts verschlimmert und vieles aufgeklärt. Ich hoffe, Du wirst weder das sprichwörtliche, noch das tatsächliche Schwert, welches Du nie aus der Hand legen willst zu benutzen gezwungen sein. Meine Gedanken und Gebete sind bei Dir!


    Du schreibst von eurem wirtschaftlichen Erfolg und deinem Wandel in den letzten Jahren. Ich kann dazu gratulieren, weil ich weiss, dass Du deine Herkunft nicht vergessen wirst, doch frage ich mich, was Du mit all dem Reichtum tust. Hast Du eine Familie, einen Sohn der es einmal erben kann? Ich fürchte ich klinge wie Deine Mutter, wenn sie bei dir wäre und vor allem kann ich mich schlecht als Vorbild hinstellen. Doch so ist das nun einmal: Dein Freund in der Ferne vermisst dich und ist sentimental um dich besorgt!


    Tatsächlich hat es mich überrascht, zu hören, dass Eila in der ewigen Stadt ist. Leider habe ich die Gelegenheit nicht wahrgenommen, sie zu besuchen. Doch ich werde mich auf der Via Lata einmal nach dem Haus der Duccier umsehen. Vielleicht finde ich sie ja dort.


    "Til ars ok frisar." Was bedeutet das? Sicherlich eine germanische Grussformel. So gebe ich dir eine meinige, vielleicht tat ich das auch schon zuvor:


    ICHTHYS


    Es ist ein Erkennungszeichen der Christen heute und aus schlimmeren Zeiten, von denen ich oben schrieb: Jesus Christus, Gottes Sohn, der Erlöser. Es fasst unseren Glauben zusammen...


    Der Frieden des Herrn sei mit Dir!


    Dein Freund Glabrio


    Nachdem er von dem unfreundlichen Mann den Weg gezeigt gekriegt hatte, erreichte Glabrio das Officium des Architectus. Er klopfte dreimal und wartete höflich, bis er hereingerufen wurde. Dann stellte er sich vor.
    "Salve, salve! Sei gegrüsst! Mein Name ist Marcus Petronius Glabrio und ich bin auf der Suche nach einem guten Bauunternehmer. Ich möchte meine Casa renovieren lassen und ich dachte, dass mir hier sicher jemand empfohlen werden könnte... der zu einem guten Preis arbeitet und grosse Sicherheit garantiert."