Beiträge von Marcus Petronius Glabrio

    Glabrio hatte sich wieder einmal schon früh morgens aus dem Haus, in dem er noch zu Gast lebte, aufgemacht und war losgezogen. Er war einige Zeit über das Forum gestrichen und über einige der Märkte. Er hatte sich gefragt, wo er jemanden finden konnte, der ihm bei der Renovierung helfen konnte. Denn was an der alten Casa gemacht werden musste, war nicht zu verachten. Das konnte er leider nicht alles alleine und es sollte ja am Ende auch so sein, dass keine Einsturzgefahr bestand und dass sich auch Gäste wohlfühlten. Schliesslich hatte er sich darauf besonnen, den Architectus der Stadt- und Provinzverwaltung aufzusuchen. Wenn der an sich zwar nur für öffentliche Gebäude zuständig war, konnte der ihm bestimmt weiterhelfen. Sicherlich konnte er ihm eine Baufirma empfehlen, die sonst auch staatliche Aufträge ausführten und von daher vermutlich nicht zu schlecht waren. Also hatte er sich hierhin begeben. Am Eingang blieb er erst einmal verwirrt und ungläubig lächelnd stehen: Es herrschte einiges Herumgerenne hier, vor allem Sklaven oder Scribae, die von einem Officium in eins der zahlreichen anderen unterwegs waren. Alle schienen sehr beschäftigt. Trotzdem sprach Glabrio einen von ihnen freundlich an.


    "Sei gegrüsst, mein Freund! Könntest Du mir bitte den Weg zum Officium des Architectus zeigen?"


    "Können... können... Klar kann ich!", kam es sarkastisch und wenig freundlich zurück. Doch dann besann sich der Mann und fügte mit einer unklaren Handbewegung hinzu: "Da vorne lang. Die vierte Tür auf der rechten Seite, mein Freund..."
    Kopfschüttelnd eilte er seines Weges, doch Glabrio dankte ihm freundlich und lächelnd und begab sich zu dem genannten Officium.

    Glabrio war froh über die ermunternden Worte und er nickte zustimmend zu Sebastians Vorhersage. Die nächsten Stunden verbrachten die Freunde redend. Bei einigen simplen aber köstlichen Kleinigkeiten sassen sie vertraut beisammen und erzählten von ihrer Vergangenheit.
    Am nächsten Tag verabschiedete sich Glabrio auch von Hannah und ihrer Familie und sagte den anderen Brüdern bescheid. Dann machte er sich morgens schon sehr früh auf zum Markt. Dort suchte er sich einige Helfer für die Renovierung der Casa Petronia.

    Eine Frau?? Kinder?? Glabrio war leicht erschrocken. "Das liegt noch in weiter Ferne!", meinte er ernsthaft. Diesen Gedanken an Familie hatte er noch kaum bewegt. Doch vielleicht sollte er das einmal... Kurz blickte er nachdenklich in sich hinein. Doch dann kam er schnell zur Realität zurück.
    "Ich habe nicht viel mit ihm vereinbart. Ich habe ihm auch nichts versprochen... Ich weiss nicht, er kam mir sehr wenig vertrauenswürdig vor und da ich ihn finanziell und mit Rat unterstützen konnte, meine ich, meine Pflicht nicht verletzt zu haben. Wir müssen aufpassen! Ich weiss, dass ich der Mann war, der mehr Tatkraft forderte, doch bei dieser Begegnung fühlte ich mich sehr unsicher."

    Glabrio freute sich über die fröhliche Begrüssung.
    "Es ist mir gut ergangen.", berichtete er, doch dann erinnerte er sich des seltsamen Erlebnis mit Lyso. Mit gerunzelter Stirn fuhr er fort: "Ich lernte einen Mann in den Thermen kennen, der durchaus an unserem Glauben interessiert schien, doch er verriet nichts über sich und seine Vergangenheit. Ich habe ihm ein Gasthaus empfohlen, doch gleich mitnehmen wollte ich ihn nicht, das schien mir zu riskant. Danach schickte ich noch einen Brief an meinen Patron und schliesslich wanderte ich zu meinem ehemaligen Haus, in dem ich aufwuchs!" Nun klang Glabrios Stimme begeistert: "Das Haus steht leer und ich habe es fast unversehrt aufgefunden. Ich habe beschlossen, dass ich es renovieren werde und dort hinziehen werde. Ich habe die Gastfreundschaft hier lange genug genutzt und es wird mir gut tun in der alten Heimat richtig wieder anzukommen. Ausserdem habe ich überlegt, dort eine Herberge einzurichten. Was hälst du von diesen Dingen, mein Lieber?"

    Glabrio kehrte von seinem langen Tag in der Stadt zurück. Er war beim Praefectus Vehiculorum gewesen, in den Thermen und bei der Casa Petronia. Nun klopfte er an die Tür und Hannah öffnete ihm. Er begrüsste sie freudig und fragte nach Sebastian Paulus. Hannah schickte ihn ins Atrium, wo sie Paulus vermutete. Glabrio ging also dorthin, wo er tatsächlich seinen Freund lesend auf einer Bank vorfand. Dies war ein Lieblingsplatz von ihnen allen. Hier, mitten in der Stadt, aber abgeschottet vom Gestank, vom Lärm, vom Dreck, fühlte es sich an, wie in einer Oase. Glabrio sagte freundlich und mit leiser Stimme: "Mein Bruder...", um Sebastian Paulus nicht zu erschrecken.

    Glabrio dachte über seine Versicherung nach und nickte schliesslich. Ja, der Brief würde bestimmt ankommen und er konnte wohl auch tatsächlich davon ausgehen, dass er recht schnell und sicher ankommen würde. Und im Endeffekt waren zehn Sesterzen wahrlich nicht zuu viel verlangt.
    "Du hast Deine Ausbildung damals nicht genossen?", fragte Glabrio erst recht verwundert, doch dann fiel ihm auf, wie sehr auch er erwachsen geworden war und weiser und wie sehr er aus dieser Position richtete und nickte nachdenklich mit dem Kopf. "Doch, ich erinnere mich auch daran, dass es nicht immer schön war und ich viel lieber in Rom bleiben wollte. Doch dann wäre ich niemals soweit gekommen... Soviel haben wir unseren Vätern zu verdanken!"
    Glabrio nahm seinen Becher und bevor er den letzten Schluck trank, hob er ihn und sagte feierlich: "Auf die Weisheit unserer Väter!" Er leerte den Becher und erhob sich schliesslich.
    "Ich muss weiter und ausserdem kann ich dich ja nicht den ganzen Tag von deiner Arbeit abhalten!" Er fügte hinzu: "Es war mir ein Vergnügen, dich kennen zu lernen, hab Dank für den Wein. Wir werden uns hier oder sonstwo sicher bald wieder treffen! Gehab dich wohl und geh unter dem Frieden!"

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    Original von Decimus Annaeus Varus
    Ich schmunzelte ein wenig, als der Petronier die fünf Sesterzen auf den Tisch legte. "Nicht ganz..." Antwortete ich mit einem süffisanten Lächeln. "Gib noch fünf dazu und ich überbringe den ganzen Brief." Schließlich wollte ich auch etwas verdienen. "Judäa..., du warst schon dort?" Ich hatte schon mehrere Male über Judäa gehört. Dort gab es öfters Ärger mit den Christen. Irgendwie schienen sie dort den besten Nährboden zu finden und der Statthalter die Lage nicht unter Kontrolle zu bekommen.


    Zehn Sesterze? Das kam Glabrio aber viel vor... Nun ja, er legte noch einmal fünf hinzu, was sollte er auch sonst tun. Schliesslich sollte der Brief ja ankommen.
    "Ja, ich wurde einige Zeit in Griechenland ausgebildet alsich jung war und in dieser Zeit verbrachte ich auch mehrere Jahre in Judäa. Dort lebte ich zunächst im Hause des römischen Verwalters doch später nicht mehr... Ich fand andere sehr gute Freunde und lebte von da an hauptsächlich mit Einheimischen zusammen, wenn man das so sagen kann. Ausserdem fand ich dort meine... gefühlte oder geistige Familie und Heimat." Konnte der Annaer das überhaupt verstehen? Glabrio nahm einen weiteren Schluck Wein, der Becher neigte sich dem Ende zu. Dann fuhr er in seiner kurzen Erzählung fort. "Ich kehrte dann nach Rom zurück und ging schliesslich nach Tarraco, als mein Vater verstarb. Nun habe ich mich lange genug im Westen herumgetrieben, nun möchte ich gern wieder zurück in meine Wunschheimat."
    "Was ist mit dir? Wuchsest du in Rom? Bist du viel gereist?"

    Zitat

    Original von Decimus Annaeus Varus


    Glabrio hatte ja schon ein bewegtes Leben hinter sich. Überall hatte er scho hineingeschnuppert. "Aha Duumvir und an der Schola, interessant. Hast du denn schon etwas im Auge? Also etwas wofür du dich gern einbringen möchtest oder lässt du das auf dich zukommen?" Ich nippte an meinem Becher und ging gedanklich meine bisherigen Arbeitsstellen durch. "Duumvir war ich auch schon. Ist natürlich schon eine Weile her." Damals in Mantua, mit dem Bau des Merkurtempels, hatte meine bis dato noch kurze Karriere ihren bisherigen Höhepunkt erreicht.


    Glabrio hatte nebenbei in seinem Geldbeutel gesucht und legte nun die fünf Sesterzen auf den Tisch. "Stimmt das so?" Dann überlegte er, ob er einen Beruf erhoffte. Doch wirklich fiel ihm nicht viel ein.
    "Vielleicht etwas in der Verwaltung. Oder ich versuche etwas völlig anderes und mache eine Herberge auf. Das reizt mich auch sehr und ich habe gerade erst ein Haus geerbt sozusagen... Die Casa Pretonia hier in Rom stand leer. Wenn ich sie ordentlich wieder aufbaue, gäbe sie ein nettes Quartier. Andererseits möchte ich aber auch gerne noch einmal nach Judäa, wo ich schon einige Jahre verbrachte."

    Zitat

    Original von Decimus Annaeus Varus
    Wie lange schon und wie lange noch, darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Ich schaute einfach immer Tag für Tag. Hier in Rom, wo sowieso kein Tag wie der andere war. "Ehrlich gesagt, mache ich mir da keinen Streß, es gilt erst einmal eine Aufgabe zu vollsten Zufriedenheit auszufüllen, ehe man sich weitere Ziele steckt." Zwar war das nur die halbe Wahrheit, doch Varus ließ sich nicht gern ausfragen. "Und du, welcher Tätigkeit gehst du eigentlich nach. Oder suchst du Leute auf und fragst sie nach ihren Zielen, wobei ich zugeben muss, das diese Anstellung sicher mies bezahlt wird." Den kleinen Seitenhieb konnte ich mir nicht verkneifen, doch schmückte ich die Aussage mit einem breiten Grinsen.
    Ich schaute noch einmal auf den Brief, den es zu verschicken galt. "Ach, jetzt hätte ich beinahe etwas vergessen. Der Brief muss noch bezahlt werden."


    Glabrio hörte aufmerksam zu und nickte, dann musste er auch grinsen und erwiderte: "Nun, es kommt ganz darauf an, jeder Ausgefragte zahlt unterschiedlich viel..." Dann wurde er ernster und beantwortete die nicht ganz einfache Frage. "Nun ja, ich war einmal Chef der Schola Atheniensis in Tarraco, dann war ich Duumvir von Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Jetzt arbeite ich gerade nicht. Doch vielleicht ergibt sich bald etwas."

    Während der Fremde antwortete, beschlich Glabrio ein seltsames Gefühl. Misstrauen machte sich breit. Der Fremde war nicht bereit ihm Näheres über sich zu sagen. Etwas in Glabrio sagte ihm, dass er vorsichtiger sein sollte. Er hatte schon zu viel gesagt und in Rom stand man seinesgleichen feindlich gegenüber, wer wusste schon wie viel Geld der Fremde mit seinem Wissen verdienen könnte. Glabrio konnte der Gemeinde das nicht zutrauen, er würde den Fremden nicht unterbringen.
    Er überlegte kurz und sagte dann: "Komm mit mir zum Umkleideraum. Ich muss nun leider weiter, man kann sich ja nicht den ganzen Tag in den Thermen rumtreiben...", meinte er lächelnd. Sie verliessen das Bad, zogen sich an. Vor den Thermen, steckte Glabrio Lyso ein paar Denare zu und meinte mit einem freundschaftlichen Schulterklopfen: "Hiermit kommst Du erst einmal über die Runden. Einen Job kann ich dir nicht anbieten, schliesslich arbeite ich selbst nicht einmal. Doch ich kann dir eine gute Herberge empfehlen. Wenn Du nur diese Strasse hier zwei Blöcke weitergehst und dich dann links hälst, wirst du das Schild sicher sehen. Es sind freundliche Menschen dort und zu teuer ist es auch nicht."
    Die Herberge war wirklich gut. Doch gleichzeitig war sie auch in entgegengesetzter Richtung zum Quartier wo er lebte oder zur Casa Petronia. So konnte Glabrio Lyso jederzeit finden, wenn er wollte, doch dieser konnte keinen Aufenthaltsort verraten, falls er das überhaupt wollte. Glabrio spürte, dass diese Abfuhr nicht ideal war, doch er hatte sich dafür entschieden und ging davon aus, dass es das Beste für die Gemeinde war.
    Er verabschiedete sich freundlich aber eilig von Lyso, der vermutlich etwas vor den Kopf gestossen war und ging dann in Richtung Forum. Von dort aus unternahm er noch einige Umwege in eine Taberne, die er durch den Hinterausgang verliess und schliesslich gelangte wieder zum kleinen bescheidenen Haus. Er wurde nicht verfolgt.

    Das war sehr wage. Also hakte Glabrio nach. Er wollte schon gern etwas mehr von dem Fremden erfahren.
    "Ich will nicht unhöflich sein, doch es würde mich wirklich sehr interessieren, wo du herkommst und was du so tust. Hast du eine Arbeit? Bist du aus Rom? Ich selbst lebe hier in Rom aber bis vor einiger Zeit war ich Duumvir in Colonia Ara Agrippinensium in Germanien. Nun arbeite ich momentan nicht, doch vielleicht bald wieder. Habt ihr ein Quartier in Rom? Ansonsten kann ich sicher etwas für dich auftreiben!"

    Glabrio schmunzelte. "Nun, ich weiss es nicht so genau. Wie lange bist Du denn schon hier tätig? Hast Du nicht vor, eines Tages etwas anderes zu machen? Ich habe nie eine grosse politische Karriere angestrebt, doch habe ich schon ganz unterschiedliche Arbeiten getan. Alle paar Jahre brauche ich etwas Abwechslung..."
    Auf den Gedanken, das ganze könnte dem Praefect zu persönlich sein, kam Glabrio gar nicht.

    Glabrio setzte sich und lächelte etwas selbstironisch, als Varus meinte, er hätte dasselbe auch rausgekriegt - ohne durch halb Rom zu rennen. Ich setzte mich und nahm einen Schluck Wein.
    "Annaeus Varus...", wiederholte ich gedankenverloren. Der Name sagte mir erst einmal nichts. "Und was ist dein Plan, wenn Du genug Briefe versandt hast? Praefectus Vehiculorum ist doch sicherlich nicht das Ziel deiner Karriere?" Oder doch? Das wäre natürlich etwas peinlich...

    Glabrio hörte den Fragen aufmerksam zu. Einige schienen ihm etwas unüberlegt, aber an anderen merkte er, was er vergessen hatte.
    "Jesus sagte nicht nur, wir sollten unseren Gott lieben und uns untereinander, sondern auch unsere Feinde. Das ist oft sehr schwer. Doch wenn mich jemand schlägt, so bin ich angehalten, nicht zurückzuschlagen, sondern die andere Wange hinzuhalten. Das ist sehr wenig menschlich und nur durch die Hilfe Gottes können wir so stark sein. Leider meinen einige Menschen, wir wollten etwas Böses. Sie fühlen sich von uns bedroht, weil sie Gerüchte gehört haben, weil wir nicht zum Kaiser beten - wir haben ja nur einen Gott - oder weil sie erschrecken vor der grossen Güte und Gnade des Herrn, der für uns gestorben ist."
    Was ist das für ein Gott? Hmm, was hatte Glabrio dazu gelernt? Wie waren die Worte seines Lehrers gewesen? Was hatte er selbst erfahren? Er dachte kurz nach, bevor er antwortete.
    "Unser Gott ist allmächtig. Er hat diese Welt und den Menschen geschaffen. Er hat die Macht, jedem Menschen zu helfen. Jesus und manche nach ihm vollbrachten Wunder - oft heilte Christus Kranke oder erweckte sogar Tote wieder zum Leben. Es gab in den letzten Hunderten von Jahren immer wieder Propheten, Männer und auch Frauen, die von Gott beauftragt wurden: Sagt meinem Volk, was ich wirklich will. Sie kündigten Jesus als den Messias an, den Erlöser. Die Menschen warteten schon auf ihn! Gott ist allgegenwärtig. Er ist in mir und in dir, er ist in allem. Wir können ihn nicht sehen, doch wir können ihn oft spüren wenn wir seine Einladung annehmen, auf ihn zu vertrauen. Wenn wir diese Wahrheit erkennen, wenn wir erkennen, dass er der eine Gott ist, dessen Sohn für uns gestorben ist um uns vom Tod und vom Menschlichen zu befreien - und wenn wir uns darauf einlassen wollen von nun an mit Gott zu leben, ihm zu vertrauen, an ihn zu glauben - DANN lassen wir uns taufen. Das heisst, ich liess mich zum Beispiel taufen. Damals tauchte der Gemeindeleiter mich unter Wasser im Jordan in Judäa und das Wasser wusch mein bisheriges sündhaftes Leben fort und ermöglichte mir einen Neustart. Die Taufe ist ein Neustart und man verspricht sich durch sie dem Herrn. Einem Herrn, der seinen Knecht liebt, der ihn geschaffen hat, der ihn befreit hat und der ihm verzeiht."
    Das hatte Glabrio aber schön gesagt. Doch dann fiel ihm noch etwas Wichtiges ein und er meinte stirnrunzelnd in Bezug auf die Nächstenliebe: "Nein, es geht um platonische Liebe, wie du Dir vielleicht hast denken können. Wir helfen unserem Nächsten, wir lieben ihn wie einen Bruder, eine Schwester. Und wir versuchen ein wenig von der Liebe, die wir von unserem Gott erfahren, weiterzugeben an die Menschen."

    "Nun ja. Wir..." Glabrio hatte versucht, dieses Wort zu meiden, doch nun benützte er es dennoch. "...wir glauben an nur einen Gott. Es ist der Gott des Volkes Israels. Juden glauben ebenfalls an ihn. Doch vor etwa hundert Jahren schickte er seinen Sohn, er heisst Jesus, zu uns. Dieser lehrte viel, zog durch´s Land und scharrte Anhänger um sich. Etwa 30 Jahre später wurde er unter Pontius Pilatus in Jerusalem hingerichtet. Das Volk hielt ihn für einen Aufrührer, die jüdischen Oberpriester fürchteten um ihre Macht. Denn Jesus erzählte von Liebe... Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten, zum Mitmenschen. Drei Tage nach Jesu Tod stand er aber auf von den Toten! Er hat den Tod überwunden und für unsere Schuld, für die Dinge, in denen wir gegen das Gebot der Liebe verstossen haben, ist er geopfert worden. Jetzt ist er bei seinem Vater, unserem Gott. Und eines Tages wird er wieder kommen und das neue Reich Gottes beginnt. Doch Gottes Reich ist schon mitten unter uns: In vielen kleinen Dingen können wir Gottes grosse Liebe schon jetzt erkennen!"
    "Jeder Mensch soll diese frohen Botschaft erfahren. Niemand muss den Tod fürchten, denn der ist besiegt. Niemand muss Gott fürchten, denn der liebt uns! Und schliesslich: Je mehr Menschen dies erkennen und dementsprechend handeln, desto näher kommen wir dem Reich Gottes, desto weniger Hass und Gewalt gibt es in der Welt."
    "Es gibt viele Gerüchte über uns und viele Leute mögen uns nicht. Doch wir haben keine Feinde, Leider denken einige, wir wären ihre Feinde!"
    Welche Fragen würde der Fremde ihm wohl stellen?

    Nach einiger Zeit kehrte Glabrio zurück. Er klopfte noch einmal kurz und trat dann ein. Leicht ausser Atem sagte er: "Er hält sich noch in Hispania auf. Also geht der Brief so raus, wie ich es beauftragt habe. Doch nun trinke ich gerne einen Becher Wein mit Dir... Wie heisst Du eigentlich? Ich war lange Zeit in Rom und muss gestehen, dass ich den Namen unseres Praefecuts Vehiculorum nicht kenne..."

    Das war aber eine kurze Antwort, dachte Glabrio. Dann erhielt er doch noch eine Erläuterung. "Hab vielen Dank!", erwiderte Glabrio jetzt sehr freundlich und verabschiedete sich. Dann ging er zurück zum Praefectus Vehiculorum.

    "Sei gegrüsst!", sagte Glabrio freundlich dem mürrischen Türsteher.
    "Ich heisse Petronius Glabrio und ich bin auf der Suche nach Flavius Furianus. Könntest Du mich informieren, ob er sich in Rom aufhällt oder wo ich ihn sonst erreichen kann. Ist er noch in Tarraco??" Er hoffte, der Sklave würde ihm klare Antwort geben. Er selbst fühlte sich etwas schlech, dass er nicht einmal wusste, wo sein Patron sich aufhielt.