Beiträge von Lucius Germanicus Maximianus

    Wir waren mittlerweile alle erschöpft. Der lange Häuserkampf hatte seinen Tribut gefordert, doch waren wir nichtsdestotrotz weiterhin voll entschlossen diesen Irrsinn entlich zu beenden. Viele von uns sahen mittlerweile nicht mehr aus wie vor beginn der Schlacht.


    Der Stolz ein Praetorianer zu sein war immer noch ungebrochen, doch sah man im Moment von diesem Glanz der Garde nicht mehr all zu viel. Im Krieg geht es doch für alle nur um das Gleiche, egal ob Gardist, einfacher Legionär oder wie hier die Rebellen, nämlich ums Überleben.


    Meine Rüstung war arg in Mittleidenschaft gezogen, ich von oben bis unten mit Dreck eingedeckt. Im Gesicht hatte ich eine Schnittwunde auf der Stirn, aus welcher ununterbrochen Blut herausquoll, welches sich mit Schweiß und dem Dreck vermischt. Ich sah abgekämpft aus, doch war ich wie meine Kameraden wild entschlossen das was wir begonnen hatten nun entlich zu Ende zu führen und diese vermaledeiten Rebellen entgültig aus der Stadt zu jagen.


    Ich kontrollierte vor dem letzten Ansturm noch einmal meine Ausrüstung. An meinem Brustharnisch fehlte ein Riemen, doch hielten die anderen noch weshalb ich ohne bedenken weitermachen konnte.


    Mein erschöpfter Blick wanderte vom Ort an dem ich die feindlichen Bogenschützen vermutete zu unseren Bogenschützen, dann sah ich zu der Balliste, welche unermüdlich auf die Barrikade feuerte und schließliche folgte er einem Geschoss zum verbarrikadierten Eingang. Dort blieb er dann hängen. Ich vermutete einen letzten, verbissenen Widerstand der Rebellen. Es würde schwer werden die Eingänge zur Curia zu erobern und unter Kontrolle zu bringen. Sie boten eine exzellente Verteidigungsposition und würde wohl nur unter hohen Verlusten einzunehmen sein.


    Also würden hier auf den letzten Metern noch einige Kameraden ihr Leben lassen müssen. Doch wir waren alle bereit, auch bereit in den Tod zu gehen wenn es sein musste. Mein Blick wurde wieder entschlossen und ich verstärkte den Griff um mein Gladius. Alle Augenblicke würde es dann so weit sein.......

    Nachdem wir uns zuerst durch einen schnell zusammengezogenen Schildwall geschützt hatten brachten wir uns vorerst in Sicherheit vor den Bogenschützen indem wir uns hinter und in den Häusern verschanzten. Doch noch lagen immer noch unsere Kameraden da draußen, welche das Pech hatten sofort getroffen zu werden, bevor wir überhaupt wussten was los war. Einige lebten noch, das konnte man am Röcheln und Stöhnen hören.


    Da wir eine Einheit waren würden wir sie nicht da liegen lassen, vor allem nicht da wir wussten das manche noch am Leben waren. Da die Offiziere damit beschäftigt waren das weitere Vorgehen zu besprechen und sich auf der anderen Straßenseite befanden mussten wir Eigeninitiative ergreifen. Einige drängten darauf sofort hinauszugehen und sie rauszuholen, einige von uns Jüngeren musste man sogar zurückhalten.


    Ein Veteran fauchte diese an:


    "Seit ihr wahnsinnig? Das ist doch genau das was die wollen. Wenn sich einer nach draußen begibt wird er sofort mit Pfeilen eingedeckt und liegt dann ebenfalls da draußen."


    Jetzt schaltete ich mich ein:


    "Ein Schildwall. Wir gehen immer zu viert. Drei bilden einen Schildwall, der vierte zieht den Verwundeten. Das müsste klappen."


    Nach langen gegenseitigen Blicken stimmten dann alle zu. Also rotteten wir uns zu viert zusammen und begannen unsere verletzten Kameraden zu bergen.


    Kaum hatten wir uns aus dem Schutz des Hauses hinausbewegt erklangen schon dumpfe Schläge auf den Schilden, welche von den Pfeilen stammten. Manche schrammten neben uns über den Boden, doch blieben wir ruhig. Nach und nach holten wir so unsere Männer von der Straße, Verwundete sowie Tote, da wir diese aus der Ferne nicht immer unterscheiden konnten. Nach einer viertel Stunde hatten wir somit die Straße von sieben Praetorianern geräumt. Darunter fünf Verletzte und zwei Tote.


    Als wir fertig waren wischte ich mir erstmal den Schweiß von der Stirn......

    Nach teils hartem Widerstand erreichten wir dann schlussendlich doch die Via, welcher zur Curia führte. Während die Centurionen und Optiones, darunter auch Optio Caecilius Decius meiner Centurie über das weitere Vorgehen berieten postierten wir uns günstig zur Überwachung der Umgebung.


    Auch wenn wir systematische jedes Haus und jedes Widerstandsnest hinter uns ausgeräuchert hatten, so bestand immer noch höchste Gefahr. Darunter auch eine Gefahr, welcher wir bisher noch nicht begegnet waren: Scharfschützen auf den Dächern.


    Während wir die Straße vor und hinter uns im Auge behielten vernahm ich ein leises Zischen, doch gab ich nicht viel darauf. Bei dem ganzen Kampflärm der in der Stadt herrschte konnte ich mich aber auch irren. Doch wenige Sekunden später hörte ich dicht neben mir ein Röcheln und ein älterer Miles sackte neben mir zusammen. In seinem Hals steckte ein Pfeil.


    Erschrocken sah ich mich um, doch konnte ich nirgends den Schützen erkennen. Laut machte ich die anderen darauf aufmerksam:


    "Achtung! Bogenschützen."


    Zeitgleich zog ich den schwerst verwundeten Milites aus der Gefahrenzone, obwohl ich nicht wusste wo wir überhaupt sicher waren.....

    Es war so wie ich es mir schon gedacht hatte. Tranquillius Marcus war tot. Um seine Überfahrt über den Styx bezahlen zu können legte ich ihm zwei Sesterzenstücke auf die Augen, damit seine Seele nicht auf Ewig zwischen dem Hier und dem Jenseits wandern musste. Dann ließen wir ihn vorerst zurück, schließlich war der Kampf noch nicht gewonnen.


    Als wir das Haus verließen erwartete uns aber schon die nächste Überraschung; Brandpfeile. Die Rebellen würden doch tatsächlich eine ganze Stadt mit in den Tod nehmen dachte ich während ich mich vor dem Pfeilhagel in Sicherheit brachte.


    Die Feuer griffen bald um sich, doch schienen die Götter doch noch andere Pläne mit dieser an sich wunderbaren Stadt zu haben. Urplötzlich setzte ein Regenguss ein wie ich ihn noch nie gesehen hatte und erstickte die Flammen alsbald.


    Doch für uns war es noch nicht vorbei, wir hatten noch viele Häuser zu durchsuchen bevor diese Schlacht zu Ende sein würde.....

    Das Artilleriefeuer traf uns völlig unvorbereitet. Durch die Rede des Praefectus noch in enger Formation stehend war es den Rebellen selbst durch blinde Schüsse die sie zweifelsohne durchführten irgendetwas zu treffen. Ich hatte unglaubliches Glück, denn eines der ersten Geschosse das einschlug ging nur wenige Meter neben mir nieder. Der Dreck der aufgewirbelt wurde flog mir direkt ins Gesicht, was mir für einen kurzen Augenblick die Sicht nahm. Es folgten laute Schreie, die einzelnen Centurien warnten sich gegenseitig vor dem Artilleriefeuer. Auch ich stimmte in diese anfänglichen Schreie ein:


    "Achtung, Artilleriebeschuss!!!!"


    Zeitgleich begannen wir die zu enge Formation aufzulösen und bereiteten uns darauf vor wie es uns befohlen worden war in die Innenstadt vorzurücken. Kurz bevor wir abrückten sah ich Annaeus Sophus. Als wir an ihm vorbeimarschierten rief ich ihm entgegen:


    "Alter Mann, begib dich in Sicherheit. Das ist kein Platz für Auguren."


    Dann nahm ich wieder meine stille Art auf und marschierte zusammen mit meinen Kameraden die Straßen entlang Richtung Innenstadt. Es kam nun zu den befürchteten Häuserkämpfen. Ein Groß der Cohorten marschierte voraus und hatten dann einen gewissen Straßenabschnitt zu sichern. Meinem Contubernium und mir viel dann wie vielen Anderen auch die Aufgabe zu die dahinterliegenden Häuser zu sichern. Jedesmal bevor wir wieder ein Haus betraten schnellte bei mir der Adrenalinspiegel hoch:


    Zuerst wurde von allen zusammen der Eingangsbereich gesichert. Sobald dieser sicher war begannen jeweils Zweierteams in die einzelnen Räume vorzudringen. So war es auch beim x-ten Haus das wir durchkämmten. Zuerst sicherten wir den Eingangsbereich. Dann rückten wir in die einzelnen Zimmer und Räume vor, immer zu Zweit. Ich tat dies zusammen mit meinem Kameraden Titus Tranquillius Marcus, einem etwa 24 - jährigen Jungen, der aber aussah als hätte er gerade erst seine erste Rasur erhalten. Wir rückten auf ein Cubiculum vor, sicherten zuerst die Porta. Bis hierhin waren wir noch keinem Menschen begegnet. Alles schien verlassen zu sein. Ein Mann, in diesem Fall Tranquillius Marcus trat die Türe ein, während ich dann hineinstürmte und das Zimmer inzwischen sicherte. Je nach Lage folgte ein schnelles - Leer - oder - Kontakt-. Bei zweiterem wie in diesem Falle rückte der Türöffner sofort nach und wir stellten uns Scutum an Scutum um und maximale Deckung zu geben.


    Der Kontakt stellte sich in diesem Falle als normaler Sklaver heraus, weshalb wir unsere Gladii wieder senkten und zur Türe hinausmarschierten. Als ich schon die Treppen ins Erdgeschoss hinunter marschierte hörte ich dann knapp hinter mir ein leises Röcheln. Es kam von Tranquillius, welcher gerade durch den Sklaven, welcher sich nun als Widerständler herausstellt rücklings niedergestochen worden war. Vor meinen Augen sackte mein Kamerad tot zusammen und ich konnte ihm nicht mehr helfen.


    Blind vor Wut rannte ich unter einem lauten Schrei auf den Rebell zu und warf ihn durch einen Stoß mit meinem Scutum gut zwei Meter zurück. 'Er landete hart auf seinem Rücken und verlor dabei sein Gladius, mit welchem er gerade meinen Freund getötet hatte. Nun ohne Mitleid rammte ich ihm mein Gladius in die Kehle und rannte dann sofort zu Tranquillius zurück. Wie entgeistert blieb ich vor der Blutlache stehen welche sich mittlerweile gebildet hatte und rief nur


    "Mann am Boden!"


    obwohl ich wusste, dass es ohnehin zu spät war. Kein Capsarius konnte ihm nun noch helfen.......

    Es waren die letzten Augenblicke bevor der Testudo aufgelöst wurde und wir auf die Verteidiger vorrückten. Ich war angespannt wie immer vor einem Kampf und richtete noch ein letztes Stoßgebet an den Kriegsgott Mars um einen guten Ausgang des Kampfes für mich zu erbeten.


    Für wenige Sekunden schloss ich die Augen, es schien beinahe als würde der ganze Kampflärm um mich herum verschwinden. Nur mehr dumpfe Klänge von Metall auf Metall, Schreie waren zu hören. Doch mit einem Male wurde ich wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt. Wir trafen als erste Schlachtreihe mit voller Wucht auf die Verteidiger.


    Die Formationen wurden schnell aufgelöst, Kämpfe Mann gegen Mann standen an der Tagesordnung. Der anfängliche Widerstand der Rebellen war beachtlich und auch meien Centurie hatte Verluste hinzunehemen, doch schlussendlich gewannen wir doch die Überhand.


    Es schien mir so als würde ich einen um den anderen Rebellen niedermetzeln, doch tatsächlich hatte ich bis hierher erst einen Verräter niedergestreckt, mit einem zweiten befand ich mich in einem schweren Zweikampf, welcher stetig hin und her wog. Ich hatte den Eindruck, dass mein Gegenüber eine militärische Ausbildung genossen hatte. Die Art und Weise wie er sich bewegte, wie er Scutum und Gladius führte; dies war einzigartig und nur in den römischen Legionen zu finden.


    Ich führte eine Attacke um die andere aus, musste mich aber immer wieder selber verteidigen. Bei einem der Angriffe erwischte mich der Feind dann doch. Es war keine schlimme Wunde, zumindestens nichts was mich stärker beeinträchtigt hätte, doch war der anfängliche Schmerz groß, weshalb ich laut aufschrie. Nach diesem Schock ging ich wieder zum Angriff über und ich konnte entlich einen Deckungsfehler meines Feindes ausnutzen und durchstieß diese auf der linken Seite. Ich führte meine Gladius am Scutum des Gegners vorbei und stach dann mit voller Wucht zu.


    Mein Gegenüber riss die Augen weit auf und starrte mich an. Einige Augenblicke bewegte er sich überhaupt nicht. Dann sackte er plötzlich auf die Knie. Ich stemmte mich mit einem Bein an seinem Scutum ab und zog mein Gladius mit einem Ruck heraus, sodass der Mann vornüber fiel.


    Ich konnte kaum verschnaufen und ich befand mich bereits im Nächsten Zweikampf. Doch dieser dauerte nicht lange, denn er Mann zog sich wie die anderen Rebellen zurück. Anscheinend hatten sie vor sich tiefer in der Stadt neu zu formieren.


    Ich wollte im Eifer des Gefechts bereits die Verfolgung aufnehemen, doch wurde ich durch das Eintreffen des Praefecten davon abgehalten. Nachdem ich die Augenblicke der Ansprache nutzte um wieder zu Kräften zu kommen ging es danach wieder weiter. Weiter in die Stadt hinein, der Gefahr entgegen. Dies war wohl erst der Anfang dieser Schlacht und sie ist noch längst nicht zu Ende......

    Nun war es also so weit. Die Befehle zur Testudoformation, welche durch die Gegend gebrüllt wurden rissen mich aus meinen Gedanken und ich konzentrierte mich nun auf die kommende Schlacht. Ich musste mir eingestehen, dass ich selbst noch nicht der größte Veteran war, welcher bei der Garde diente, doch umso mehr würde sich nun zeigen wie effektiv das Training bisher gewesen war.


    Ich nahm meine Position in der Formation ein und stand somit in erster Reihe, was bedeute das ich mein Schild nach vorne stellte. Es dauerte nicht lange und die ganze Schildkröte war einsatzbereit.


    Sofort rückten wir nun auf das Tor zu, langsam aber stetigen Schrittes. Innerhalb der Formation gab einer der Veteranen lauthals das Tempo vor um sicherzustellen das die Formation zusammenblieb. Unter den Schilden entwickelte sich langsam aber sicher eine gewaltige Hitze, welche einem jeden zusetzte. Doch unbeirrt marschierten wir weiter, bereit das Blut der Rebellen zu vergießen.....

    Ich nahm die Herausforderung von Decius an und begann um ihn herum zu kreisen. Mit kleinen aber schnellen Schritten tänzelte ich eine Zeit lang um eine Schwachstelle in der Verteidigung von Decius zu entdecken. Als ich glaubte eben eine solche gefunden zu haben bewegte ich mich mit einem kurzen Schwung auf ihn zu und führte einen Hieb von links oben nach rechts unten aus.


    Auch wenn die ganze Aktion aus der Ferne gefährlich aussah, so war sie dennoch so getimt, dass nur ein Minimales an Gefahr bestand meinen Gegenüber zu verletzen.....

    Nun war es also so weit. Wir würden Corduba wieder für den Imperator zurückerobern und diese Rebellenpack ein für allemal aus Hispania vertreiben. Es war an der Zeit, schon zu lange hatte sich dieser Abschaum in dieser Stadt eingenistet.


    Obwohl ich mir unseres Sieges sicher war, so musste ich mir eine gewisse Nervosität eingestehen; eine Nervosität, welche mich vor Gefechten immer begleitete.


    Ich genoss die letzten Augenblicke vor der Schlacht, ließ den erfrischenden Wind um mein Gesicht spielen und kontrollierte ein letztes Mal meine Rüstung.


    Mit kaltem und starrem Blick beobachtete ich die Stadt vor uns, die Verteidiger die hektisch die letzten Vorbereitungen trafen. Es war erstaunlich ruhig, die Ruhe vor dem Sturm.


    Es konnte also nur mehr Augenblicke dauern......

    Zuerst ein wenig erschrocken ob des groben Tones von Decius erwiderte ich dann aber dessen Grinsen und erhob mich ebenso hastig. Ich begab mich an die Stelle die mein Optio ausgesucht hatte und stellte mich dort dann in Grundstellung hin. Ohne Scutum würde es eine interessante Trainingseinheit werden, Blankwaffe gegen Blankwaffe im offenen Zweikampf.


    Zwischen den beiden anderen Milites ging es mittlerweile schon hitzig zur Sache.....

    Ich nickte Decius eifrig zu, bevor ich mit einem knappen


    "Eben, genau meine Worte!"


    meiner Aussage noch einmal Nachdruck verlieh. Etwas musste hier wirklich passieren, schließlich waren die Anderen Milites genausowenig wie ich hierhergekommen um die schöne Landschaft von Hispania zu genießen. Die Langeweile konnte schlimmer auf die Moral wirken als jeder reale Feind....

    Es war schon interessant wie weit die Meinungen über die bevorstehende Taktik auseinandergingen. Ich hörte mir das ganze eine Zeit lang an, dann antwortete ich mit einem schiefen Grinsen:


    "Nun ja, wenn wir schon mal hier sind, dann können wir doch auch eine Stadt erobern. Immer nur am Palatin Wache schieben ist auf die Dauer doch auch langweilig, oder nicht."


    Es folgte ein kleines Augenzwinkern meinerseits....

    Zitat

    Original von Tiberius Annaeus Sophus
    "Nein. Dieses Land gehört noch dem Kaiser. Es wurde nur gestohlen. Und ihr fangt die Diebe. Aber ... belasst es bei den Dieben."


    Sophus' Stimme war plötzlich kühl. Er musterte die Gesichter der Prätorianer, eines nach dem anderen, sorgfältig, sogar kritisch. Jedem einzelnen sah er in die Augen. Hoffentlich war nun keine Antwort mehr nötig. Er war wohl nicht sehr gut darin, Menschen einzuschüchtern - erst recht keine Soldaten. Doch sein Amt war es möglicherweise eher. Und diese Männer waren immernoch auf Wohl und Wehe den Göttern ausgeliefert. Und in diesem Moment sprach er das göttliche Wort.


    Ich erwiderte den Blick des Alten lange. Ich verstand nicht ganz was er vorhatte. Doch andererseits verstand ich seine Befürchtung um die Zivilbevölkerung, um die Stadt selbst. Aber ich führte meine Sorgen nicht in Worten aus, schließlich wären sie fehl am Platze gewesen und hätten nur unnötig Unruhe und Zwist in unsere Reihen hier gebracht.


    Und auch wenn ich meine Bedenken hatte, so waren es doch nur die Gedanken eines Mannes und nicht jene der gesamten Cohorten hier vor Corduba. Wenn der Praefect den Befehl zum Angriff gäbe, so würde ich trotz meiner Zweifel sofort meine Pflicht erfüllen, ohne Wenn und Aber.


    All das konnte der Augur wohl in meinen Augen lesen, doch formulierte ich nichts aus. Mit weiterhin betont kühlem und abwesendem Blick sah ich ihn noch kurz an, bevor ich meinen Blick wieder in das Feuer wandte und wiederum begann darin herum zu stochern......


    Diese elende Warterei....................

    Während sich der Optio mit dem Alten unterhielt horchte ich mir alles an. Als einer unserer Kameraden, sagen wir zu einer etwas radikalen Antwort ansetzte wollte ich meine Gedanken einbringen und diesen etwas beruhigen, doch dann ließ ich es doch sein als Decius wieder weitersprach. Ich blickte in die Runde und hörte mir das ganze ersteinmal an.


    Doch ich war nicht so zuversichtlich wie so mancher hier. Ich rechnete mit einer Menge an Verlusten, vor allem auch in der Zivilbevölkerung. Doch ließ ich mir das nicht anmerken, gedankenverloren stocherte ich mit einem Ast in der Glut, welche das Feuer vor mir abgab.....

    Nachdem ich diesen Brief, genauer gesagt diese beiden Briefe geschrieben hatte machte faltete ich sie sorgsam und verbarg sie unter meiner Kleidung. Momentan hatte ich nicht die Möglichkeit sie aufzugeben, doch sobald sich diese bot würde ich es tun.


    Ich trat vor mein Contuberniumszelt hinaus und beobachtete eine Zeit lang das Geschehen im Lager, bis ich mich zu meinen Kameraden setzte, die sich um ein kleines Lagerfeuer versammelt hatten. Diese begrüßten mich und scherzten ob ich wohl ebenso wie der Praefect eine Frau dabei hatte, :D da ich mich so lange im Zelt verkroch ohne mich zu ihnen zu gesellen. Ich tat ihre Aussagen mit einem lapidaren


    "Ihr Idioten"


    und einem breiten Lachen ab, worauf sich dann die Stimmung langsam wieder ernsteren Sachen widmeten, dem bevorstehenden Kampf.....

    Was nun kam zerrte mehr an den Nerven der Soldaten als die ganze Marschiererei und Übungseinheiten der letzten Tage. Untätig vor einer von Feinden kontrollierten Stadt zu sitzen und nichts zu tun war eine Sache mit der sich nur wenige Milites anfreunden konnten.


    Mittlerweile kam es vereinzelt zu schnippigen Bemerkungen und zu Getuschel unter den Milites. Besonders wurmte uns, dass wir überhaupt keine Ahnung hatten wie es weitergehen sollte. Es trieben die wildesten Gerüchte ihr Unwesen, von einem Aushungern der Stadt bis zu einem sofortigen Sturm war alles dabei.


    Ich versuchte mich von dieser allgemeinen Nervosität nicht anstecken zu lassen und begann unterdessen einen Brief zu schreiben den ich schon lange schreiben wollte, bisher aber nie die Zeit dazu gefunden hatte......

    Da waren wir also wieder. Nachdem wir bereits die Erkundungsmission ausgeführt hatten führte uns unser Weg nun wieder hierher. Insgeheim hoffte ich diesesmal auf einen etwas längeren Aufenthalt, war mir aber fast sicher das es wohl schon bald gegen die Aufständischen gehen würden.


    Aber alles der Reihe nach. Momentan gab es nur eine Sache die mich wirklich beschäftigten: Meine Beine die höllisch schmerzten und nur darauf warteten endlich etwas entlastet zu werden. Doch zuvor kam noch der Lagerbau, welcher aber in gewohnter Routine normalerweise recht schnell gehen sollte....

    Der Marsch war hart gewesen, die staubig, trockene Luft Hispanias und die hohen Temperaturen taten ihr übriges. Am liebste wäre ich sofort auf meine Pritsche gefallen und wäre eingeschlafen, doch war es noch zu früh am Tage. So tat ich es meinem Optio gleich und begann ebenfalls wieder meine Rüstung zu polieren, obwohl es wohl ein aussichtsloses Unterfangen war. Wenn es am nächsten Morgen wieder weitergehen würde, dann sähe die Ausrüstung nach wenigen Metern wieder gleich aus wie jetzt.


    Es sei den es würde in diesem staubigen Land endlich mal ein Tropfen Regen fallen. Da gefiel mir Germanien dann doch wesentlich besser als Hispania, dies hatte ich durch meinen bisherigen Aufenthalt hier in Hispania gemerkt. Ich vermisste die dichten Wälder, die breiten Flüsse und die saftigen Wiesen Germaniens, sowie die dann doch etwas kühleren Temperaturen. In Rom war ich mir dessen nie bewusst, doch hier war es mir einfach zu warm, zu trocken und zu staubig. Insgeheim freute ich mich schon auf unsere Rückkehr nach Italia.....

    Nun war es also so weit. Endlich würde es auch für uns losgehen, nachdem die beiden anderen Cohorten bereits abmarschiert waren. Ich war froh darüber endlich den langen Tagen mit ständigem Training zu entgehen und wieder etwas Praxiserfahrung sammeln zu können, obwoh mir vor dem bevorstehendem Gewaltmarsch über den man Gerüchte hörte etwas grauste.....