Beiträge von Titus Flavius Milo

    Milo folgte dem Aedil und versuchte seine Worte in dem Gedränge trotz des hohen Lärmpegels zu erfassen. Es gelang ihm größtenteils, so dass sie das Gespräch auf dem Weg hinaus fortsetzen konnten. Auf der Treppe schwieg Milo, da das Gedränge hier allzu groß war. Erst unten angekommen erwiderte er etwas auf die Worte seines Arbeitgebers.


    "Das klingt nach einer überaus interessanten Aufgabe. Ich bin mir sicher, dass ihr noch einiges aus Metellus herausholen könnt. Sobald das reguläre Training erst einmal aufgenommen wurde, wird sich seine Leistung sicher schlagartig verbessern. Ist es denn gar so schlecht um die Personalien der Factio bestellt? Oder liegt es gar am mangelnden Geld?" Zwar konnte Milo sich nicht vorstellen, dass ein ehemaliger Legatus Augusti pro Praetore kein hinreichendes finanzielles Polster besaß, doch blieb es schließlich trotzdem fraglich, ob und in welchen Maßen er dieses für eine Factio einzusetzen bereit war.

    Er ging umher, konnte aber keine dieser besonderen Priesterinnen entdecken. Mit sorgenvoller Miene nahm Milo die vielen umhereilenden Menschen in Augenschein und setzte seine Suche fort. In der Nähe des Tempeleingangs sprach er schließlich eine junge Dame an, ob sie ihm weiterhelfen könne, wo die vestalischen Jungfrauen denn zu finden seien.

    Milo schmunzelte und stellte sein Weinglas beiseite.
    "Zumindest um ihr deine Vorlieben klar zu machen, sollte sie dich doch verstehen können. Aber wahrscheinlich hast du Recht. Das lässt sich auch ohne Worte irgendwie regeln. Die römischen Frauen sind in dieser Hinsicht manchmal doch allzu schwatzhaft. Wobei ich zugeben muss, dass ich hin und wieder ein angeregtes Gespräch auf hohem Niveau mit einer gebildeten Dame durchaus zu schätzen weiß. Denke allein an Agrippina, die nun wirklich eine fabelhafte Gesprächspartnerin abgibt."


    Die Nahrungssuche seines Ziehbruders nahm er zwar wahr, reagierte aber nicht darauf. Wenn Aristides noch mehr essen wollte, würde dieser sich schon selbst helfen.
    "Sowohl als auch, Marcus. Mein Arbeitgeber ist schließlich der Aedilis Plebis und wünscht mich zu diesen Gelegenheiten in seiner Nähe. Ich schätze jedoch, dass es im Normalfall weniger zu arbeiten und mehr zu sehen geben wird. Ich denke, dass ich diesbezüglich wohl die optimale Arbeit gefunden habe. Fabelhafte Plätze in den ersten Reihen sind mir gewiss. Wie steht es mit dir? Soll ich dir einen guten Platz freihalten?"

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer zuckte ratlos grinsend mit den Achseln, soweit ihm die Toga das erlaubte. "Das wirst Du die Factio schon selber fragen müssen, aber sie werden es dir kaum beantworten. Wenn man den Fahrern noch ein oder zwei Veranstaltungen Zeit gibt, dann könnte ihr Stunde kommen. Beim Nachwuchs haben sie sich ja jetzt gut geschlagen und bei den Profis werden die Etablierten irgendwann schwach. Es kann ja auch nicht jede Factio Spitzenfahrer haben."


    Macers fröhliche Miene verdüsterte sich ein gar klein wenig. "Nein, der Metellus kann einfach noch nicht schneller. Er ist zwar kein ganz junger Fahrer mehr, aber mit sehr wenig Erfahrung. Er wird noch eine ganze Zeit brauchen, bis er vorne mit dabei ist. Ich hatte mir zwar eine bessere Platzierung erhofft, aber dazu hätte er mehr Glück benötigt, als er heute hatte."


    Milo schmunzelte und wiegte den Kopf abschätzend hin und her. "Natürlich muss es auch schlechtere Factiones geben. Doch meistens sollten sich die Ursachen dafür doch ermitteln lassen. Eine Factio ohne Geld kann sich eben keine wirklich guten Lenker leisten. Mit der Leistung, die wir heute hier gesehen haben, wird sich die Aurata kaum wirklich spannende Gefechte in den großen Rennen liefern können. Doch sie haben ihre Schwachstellen sicher schon lokalisiert und werden daran arbeiten. Vielleicht sind aber auch einfach die Funktionäre des Vereins noch unerfahren, die Lenker nicht optimal ausgebildet und die Pferde ungünstig gewählt. Vom Rennen her hatte ich persönlich den Eindruck, dass es vornehmlich an der Rennstrategie und an den Tieren gelegen hat. Aber was soll's, das ist jetzt alles Spekulation." Er zuckte leicht mit den Schultern und nahm sich vor, die aktuellen Renngrößen in kommenden Rennen weiter im Auge zu behalten, um sich bald eine bessere Meinung bilden zu können.


    "Du unterstützt die Russata, nicht wahr? Metellus erschien mir garnicht so untalentiert. Ihm scheint nur noch etwas Selbstvertrauen zu fehlen und vielleicht auch bessere Pferde. Hat seine Factio keinen Trainer, der ihn sich mal ein wenig härter vorknöpfen könnte? Disziplin und Ehrgeiz sind wohl die wichtigsten Eigenschaften, die ein erfolgreicher Lenker mit sich bringen muss. Ich schätze, dass es bei ihm vor allem daran hängt." Schon in Baiae hatte Milo sich viel mit den angenehmen Seiten des Lebens beschäftigt. Natürlich gehörten dazu auch die Wagenrennen. Wirklich kennerhaften Sachverstand konnte er zwar nicht vorweisen, doch für ein lockeres Gespräch unter Gleichgesinnten reichte es zumeist.

    Aus Mangel an anderer sinnvoller Beschäftigung übernahm auch Milo eines sonnigen Nachmittags den Dienst in der Mensa ponderaria. Direkt nach seiner Ankunft überließ er die Bedienung vorerst noch den Gehilfen und sah sich die unzähligen Standardmaße erst einmal genauer an. Er stellte noch die ein oder andere Frage, bis er sich schließlich hinreichend auszukennen glaubte. Dann trat auch Milo nach vorn und versuchte sich an einem freundlichen Lächeln. Er war gespannt, wie lange er dieses angesichts des hier verkehrenden Volkes aufrecht erhalten würde.


    Schon trat ein Händler an ihn heran und grinste ihm mindestens ebenso freundlich entgegen. Milos Lächeln verblasste unmerklich, da er bei einem so betont freundlichen Anfang eine anstrengende Unterhaltung ahnte. Dennoch begrüßte er den Mann höflich. "Salve. Was kann ich für dich tun?" Dessen Grinsen wurde nun noch freundlicher und nach einer angedeuteten Verneigung begann er monoton und einschmeichelnd zu sprechen. "Salve, guter Mann. Was für ein schöner Tag dies doch heute ist. Erst gestern abend sagte ich zu meiner lieben Frau, dass wir heute sicher wieder wunderbares Wetter haben würden. Sie zweifelte, doch ich war mir sicher. Ja, mit dem Wetter kenne ich mich aus. Das habe ich übrigens von meinem Großvater mütterlicherseits geerbt. Auch er wusste stets genau..." Milos böse Vorahnung bewahrheitete sich. Um die Situation nicht noch weiter eskalieren zu lassen unterbrach er den Händler freundlich, aber bestimmt. Er räusperte sich kurz und erkundigte sich ruhig nach dessen Anliegen. "Entschuldige, dass ich dich unterbreche. Doch aus welchem Grund suchst du mich auf?" '...beziehungweise heim?' fügte Milo in Gedanken hinzu, blieb aber freundlich. Der Händler blinzelte irritiert und sah ihn ratlos an. "Ähm... Äh..." "Ja?" "Öhm... Hm..." Milo sah ihn abwartend an. Der Mann wirkte jedoch gänzlich aus dem Konzept gebracht. Offensichtlich konnte er sich seines Anliegens schlichtweg nicht mehr erinnern. "Äh... Jetzt hab ich es doch glatt vergessen. Die Gemüseverkäuferin hat mich noch angesprochen und musste mich doch glatt in ein endloses Gespräch verwickeln. Kennst du das, wenn du dich ewig mit jemandem unterhalten musst, der dich immerzu nur durch und durch langweilt? Dass die Leute es nicht merken, wenn ihr Gerede einen nicht interessiert. Ach, ich werde später noch einmal wiederkommen. Trotzdem danke. Vale!" Er winkte noch einmal kurz und verschwand dann im Getümmel der Märkte.


    'Menschen gibt es...' dachte sich Milo und sah ihm immernoch ganz verblüfft nach. Dann besann er sich wieder, schüttelte kurz den Kopf und wandte sich dem nächsten Ratsuchenden zu. Sein Lächeln jedoch war mittlerweile um einiges vorsichtiger geworden.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Die Ergebnisse sagen nur bedingt etwas aus. Zum einen muss nicht jede Factio mit Spitzenfahrern bei den Profis auch guten nachwuchs haben. Auch wenn sie das natürlich sollte, wenn sie auch in Zukunft bestehen will. Zum anderen ist nicht auszuscheließen, dass der eine oder andere hier experimentiert hat.


    Ein wenig stärker hatte ich die Factio Purpurea schon erwartet, dafür waren die Veneta und die Aurata besser als gedacht. Letztere hat aber keine besseren Fahrer als diese hier, sie hat es bei den Profis schwer.
    Über die Taktik kann man sicher einiges sagen - wer hier sinnvoll gefahren ist, der wird das auch bei den Großen tun."


    Milo hörte zu und nickte bedächtig. "Die Aurata hat wirklich keinen besseren Lenker als diese?" Überrascht warf er einen kurzen Blick hinab auf die Rennbahn und versuchte sich der Platzierungen zu entsinnen. "Zweiter und fünfter Platz, wenn ich mich nicht irre. Woran liegt es, dass sie keine wirklichen Profis in ihrem Stall haben? Schlechte Trainier? Zu wenig Geld?" Milo wunderte sich wirklich sehr und strich sich nachdenklich über das Kinn.


    "Ansonsten lässt sich von Zusammenarbeit wohl nur bei den Roten und den Purpurnen sprechen. Bei letzteren scheint es ja nicht viel gebracht zu haben und auch euer Metellus war an den Kämpfen kaum beteiligt, wenn ich es von hier aus richtig erkennen konnte. Wie kommt es? Setzen die Trainer nicht mehr auf Kooperation oder liegt es in der Natur des Nachwuchsrennens, dass jeder Fahrer sehen soll, wie er alleine zurechtkommt?"

    Milo begrüßte seinen Arbeitgeber erfreut. "Salve, Aedilis. Ja, es war ein sehr interessanter Wettkampf. Dafür, dass es sich hierbei nur um die Nachwuchstalente gehandelt hat, haben sie sich äußerst gut geschlagen. Kann man aus diesem Ergebnis eigentlich auch auf die aktuelle Form der einzelnen Factiones rückschließen? Ich hatte die Purpurea nämlich eigentlich viel besser eingeschätzt." Leichte Irritiation war ihm bei diesen Worten anzusehen.


    Auf Macers Frage hin lächelte Milo und verneinte. "So weit ist es noch nicht mit mir. Vielleicht werde ich eines Tages in diese Situation kommen, doch bis dahin wird noch sehr viel Zeit vergehen. Angesichts eines solchen Spektakels ist der Eindruck natürlich immer groß. Doch ich bin mir durchaus der vielen Arbeit bewusst, die dahinter steht." Er zuckte mit den Schultern. Nachdem sein Schreibtisch im Büro des Aedils stand, hatte er einiges davon mitbekommen. In den letzten Tagen vor den Ludi Martiales war sein Arbeitgeber kaum dort anzutreffen gewesen und befand sich ständig auf dem Weg zu irgendwelchen Besorgungen bezüglich der Wagenrennen.

    Zitat

    Original von Narrator


    "Als Sieger mit einem Vorsprung von zwei Längen kommt das Gespann Russata I mit Phillipus Thrax über die Linie. Dahinter Aurata I mit Patroklos, dicht gefolgt vom Praesina-Gespann mit Plinius. Mit einer Lücke von drei Längen dahinter Hermes von der Veneta, eine Länge vor Aurata II mit Helios. Dann Purpurea I mit Vir fortis Orci und Purpurea II mit Pegasus. Am Ende des Feldes mit einem Rückstand von zwei Längen Russata II mit Maximus Didius Metellus."



    Milo fiel anerkennend in den allgemeinen Beifall mit ein. Dieses Rennen hatte sich wahrlich sehen lassen können und er war beeindruckt von der Veranstaltung seines Arbeitgebers. Auch die Gespanne der Factiones hatten das Ihre dazu getan, sich einen spannenden Kampf zu liefern. Milo war hin und her gerissen, wusste nicht so recht, welcher Factio er den Vorzug geben sollte. Insgesamt war er jedoch zufrieden mit dem Ausgang des Rennens und glaubte, dass die besseren Lenker am Ende auch die siegreichen waren. Da der Patrizier die Wagenrennen zwar mit Leidenschaft verfolgte, dies darüber hinaus aber nicht zu einer Wissenschaft machte, konnte er weitergehende Analysen der Gewinn-Strategien nur erahnen. Von seinem Sklaven Hermes ließ er sich nun erst einmal mit einem Glas Wein versorgen. Es reizte Milo nicht sonderlich, sich nun schon durch das dichte Gedränge zum Ausgang zu bewegen. Also blieb er vorerst an seinem Platz und ließ in Ruhe die Blicke wandern.

    Gebannt verfolgte Milo das Geschehen in der Rennbahn. Wie jeder Römer, der etwas auf sich hielt, interessierte er sich natürlich seit je her für die Wagenrennen. Allein für eine bestimmte Factio konnte er sich nicht so recht entscheiden. So versuchte er die Lenker insgesamt zu verfolgen und wünschte demjenigen mit der besten Taktik den Sieg. Aufgeregt verfolgte der Patrizier vor allem den Kampf um die Führungsspitze und hielt sich mit lautstarken Äußerungen bislang zurück. Um ihn herum war man ausgelassener und feuerte die Lenker enthusiastisch an, was Milo jedoch kaum wahrnahm und ihn auch nicht störte.

    Milo sah seinen Bruder noch einige Sekunden irritiert und wortlos an. Eben erst hatte dieser noch vorgeschlagen, die Angelegenheit ohne das Wort des Vaters abzuwickeln, und bestritt es nun auch nicht. Milo verstand die plötzliche Aufregung nicht. Oder hatte er mit seinen Worten tatsächlich voll ins Schwarze getroffen?
    "Du hast es doch noch nicht einmal überprüft, ob die Betriebe derart belastet sind."
    Verständnislos schüttelte Milo den Kopf und wandte sich ab. Die Argumente klangen unglaublich fadenscheinig und er wusste nicht, was er glauben sollte.
    "Vale."
    Mehr brachte er zu diesem Zeitpunkt nicht heraus. Es gab nun einiges, über das er noch einmal nachdenken wollte. Milo wandte sich ab und verließ das Officium, um sich um seine Arbeit zu kümmern.

    Bislang hatte er es vermieden, doch am Marsfeld wurde Milo nun doch ein wenig in das Gedränge hinein gezogen. Hermes tat zwar sein Möglichstes, um seinem Herrn zumindest die hartnäckigsten Drängler vom Leib zu halten, doch viel war nicht zu machen. Milo beschloss es einfach mit stoischer Ruhe und Gelassenheit über sich ergehen zu lassen. Er wandte seine volle Aufmerksamkeit dem Opfer zu und erwartete gespannt dessen weiteren Fortgang.

    Milo hatte sich für den heutigen Tag von seinem Sklaven eine seiner besten Togen anlegen lassen. Er war das Tragen dieses Kleidungsstück längst gewohnt, so dass sich kein Unbehagen für Milo daraus ergab. Gemeinsam mit seinem Sklaven Hermes, der zu diesem Anlass ebenfalls eine seiner besseren Tuniken trug, erschien er des Morgens vor dem Tempel. Die Vorbereitungen zu den Ludi Martiales schienen bereits in vollem Gange zu sein. Den Aedil konnten sie nirgends entdecken, so dass sie sich erst einmal ein wenig abseits des Geschehens aufhielten. Die beste Aussicht hatte Milo von hier aus nicht, doch der Blick auf den Tempel war frei. Glücklicherweise musste er so nicht im Gedränge der Massen stehen. Kurz nachdem Milo und Hermes diese Position eingenommen hatten, erschien auch der Aedil. Er kam aus dem Tempel heraus und hatte wohl soeben das Voropfer abgeschlossen. Während sich der Prozessionszug zu formieren begann, hielt Milo sich weiterhin ein wenig abseits und suchte nach einer günstigen Stelle, um sich an angemessener Position einzugliedern.

    Milo überlegte, wie er an diese fehlenden Informationen kommen konnte. Er entschloss sich, die Sklaven der Villa Flavia zum Verbleib der Kinder zu befragen. Vielleicht ergaben sich so auch noch andere hilfreiche Hinweise. Er ahnte, dass die Sklaven -auch wenn sie nach außen hin zu schweigen hatten- über solchen Tratsch entsprechend gut informiert waren. Doch die Worte seines Bruders in Bezug auf seinen Vater befremdeten ihn. Mit offener Verwunderung sah Milo Furianus an.
    "Du sprichst ja von unserem Vater, als sei er ein alter Greis, welcher seine Entscheidungen nicht mehr selbst zu treffen in der Lage ist. Was er ohnehin mit den Betrieben machen würde ist an dieser Stelle ganz und gar irrelevant. Du kannst ihn doch nicht jetzt schon entmündigen, als habe er durch seine Abwesenheit das Recht auf eine freie Meinung und eine eigene Entscheidung verwirkt. Ist er nicht noch immer ein enger Vertrauter des Kaisers? Schlägst du allen Ernstes vor eine Meinung zu ignorieren, welcher der Herrscher unseres Imperiums besonderes Gehör schenkt? Selbstverständlich werde ich unseren Vater nicht übergehen. Das wäre ein Frevel sondergleichen. Noch immer besitzt er die Gewalt in Form der Patria Potestas über uns und es wäre vermessen, aus dieser Situation heraus derart frech zu handeln. Nein, ich werde ihn auf jeden Fall dazu befragen, ob es dir gefällt oder nicht."
    Er hielt inne und sah Furianus genau an. Üble Verdächtigungen kamen in ihm auf und noch kämpfte er sie zurückzuhalten. Vielleicht sollte er einmal mit seinem Vater darüber sprechen. Milo lächelte schief und stand von seinem Platz auf.
    "Ich danke dir, mein Bruder, dass du mir einen Teil deiner Zeit geopfert hast. Da ich heute noch weitere Aufträge zu erledigen habe, werde ich nun wieder aufbrechen. In der Villa werden wir uns bald sicher erneut über den Weg laufen."
    Milo hielt inne und wartete kurz, ob Furianus ihm noch etwas entgegnen wollte.

    Milo zuckte mit den Schultern und schüttelte bedauernd den Kopf. Er konnte dem Mann leider nicht weiterhelfen.
    "Ich sagte bereits alles, was ich weiß. Ich bekam vom Aedilis Plebis nur eine kurze Liste alter, noch offener Erbangelegenheiten, um die ich mich kümmern sollte. Über die Umstände des Todes ist dort selbstverständlich nichts vermerkt."
    Er überlegte, ob er von dem Gespräch mit Furianus erzählen sollte. Das meiste davon ging Außenstehende jedoch nichts an, so dass er sich nur das Wesentliche zu erwähnen entschied.
    "Ich sprach zwar auch mit meinem Bruder noch darüber, doch auch er konnte mir nichts genaueres dazu berichten. Sie gilt als verstorben, doch die genauen Umstände dessen sind nicht bekannt."

    Milo machte es sich bequem und nickte bestätigend.
    "Um genau zu sein ist Aristides wohl vielmehr dein Halbbruder. Dein Vater scheint Agrippina kurz vor seinem Tod kennengelernt zu haben. Hat er dir denn nie davon erzählt?"
    Er sah Felix ein wenig irritiert an. Ihm kam der Gedanke, dass die Beziehung zwischen seiner Ziehmutter und seinem Großvater von der Familie vielleicht nicht so gern gesehen worden war.
    "Mir gegenüber hat man nie einen Hehl aus meiner Herkunft gemacht und ich bin mir sehr sicher, dass ich dich mit niemandem verwechsele. Mein Vater ist Senator und heißt Secundus Flavius Felix."
    Milo schmunzelte ob der großen Informationslücken, die sich ihm hier offenbarten.
    "Ich war auch bereits in Rom und sprach mit meinem Zwillingsbruder. Von seiner Existenz wusste ich zugegebenermaßen bis dahin nichts. Ist man sich denn sicher, dass er auch tatsächlich derjenige ist, welcher er behauptet zu sein?"
    Er räusperte sich kurz, war er sich der Ironie seiner Worte in dieser Situation schließlich durchaus bewusst.

    Erleichtert, dass man ihn nicht sofort zum Pluto jagte, atmete Milo auf und grinste. Er betrachtete die Antwort als ausreichend positiv, sah sich nach einem gemütlichen Sitzplatz um und ließ sich in angemessener Entfernung seines Vaters auf einem bequemen Polster nieder.
    "Titus Flavius Milo. Aemilia Claudia Ingens Animi. Man hat dir also nicht von mir berichtet? Ich wurde in Britannia geboren, vermutlich in der selben Nacht wie Furianus. Als ich fünf Jahre zählte, zog mein Ziehvater mit mir in das schöne Baiae, wo ich bei unseren Verwandten im Haushalt der ehrenwerten Agrippina aufwuchs. Du erinnerst dich sicher an ihren Sohn, deinen Bruder Marcus Flavius Aristides?"
    Abwartend sah er Felix an.

    Milo sah sein Gegenüber erstaunt an.
    "Vakant? Aber nein, zumindest nicht direkt. Ich bin im Auftrag des Aedils unterwegs um die veralteten Einträge zu den Betrieben Verstorbener zu überprüfen. Selbstverständlich werden diese ihren rechtmäßigen Erben überschrieben und sind somit eigentlich nicht als vakant zu betrachten. Ob die Erben ihre Betriebe weiterzuführen oder zu veräußern wünschen, das ist mir natürlich nicht bekannt. So du sie darauf ansprechen möchtest, könntest du dich bei den Flaviern oder den Aureliern erkundigen. Allerdings ist in beiden Fällen noch nicht endgültig geklärt, wie das Erbe verteilt werden wird."