Milo hörte zu und versuchte die Argumentation nachzuvollziehen.
"Die Gründe für dein Handeln sind gut und löblich. Ich selbst wäre nicht dazu in der Lage, derart selbstlos zu handeln!"
Er lehnte sich auf der Kline zurück und trank von seinem Wein. Es handelte sich um einen vorzüglichen Tropfen, der demjenigen aus Baiae in nichts nachstand. Milo merkte, wie sein Hunger trotzdem immer weiter zunahm.
"Wo bleiben die Sklaven mit dem Essen? Komme ich zu früh für eine Mahlzeit?"
Ungeduldig sah er in die Richtung, in welcher er die Küche vermutete.
"Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich im Anschluss an unser Mahl mein Zimmer beziehen und mich dann auf den Weg in die Thermen machen. Dort ergeben sich unter angenehmsten Bedingungen stets fabelhafte Möglichkeiten für interessante Gespräche, auf dass ich baldmöglichst über die aktuellsten Neuigkeiten der Stadt informiert sein werde. Gab es in der letzten Zeit besondere Ereignisse in Rom, von denen du mir berichten könntest?"
Beiträge von Titus Flavius Milo
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Milo zog seine Mundwinkel sichtlich beeindruckt nach unten und nickte anerkennend.
"Aedilis Curulis! Dann habe ich ja noch einiges vor mir! Du hast es weit gebracht, Bruder. Ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Karriere ebenso gut meistern werde. Von der Bedeutung unseres Vaters wusste ich, doch sein Lebenslauf erschien mir bislang zu fantastisch, als dass ich mich je mit ihm vergleichen könnte. Ich werde klein anfangen müssen und mich Schritt für Schritt nach oben arbeiten. Momentan zieht mich alles nach Rom. Ich möchte die Stadt erleben und genießen. Auf dem Forum möchte ich mich umhören, mir vielleicht ein paar Klienten zulegen. Kurzum, mich erst einmal einleben, informieren und auf den neuesten Stand bringen. Vielleicht erkundige ich mich später einmal bei einem der höheren Magistrate nach einer angemessenen Anstellung."
Er blickte nachdenklich in sein Weinglas. Dann fiel ihm noch etwas auf und er sah Furianus fragend an.
"Doch was zog dich zu den Vigiles? Weshalb gingst du nicht zu den Cohortes Urbanae? Die Vigiles sind doch eine Bande von Freigelassenen, wenn ich mich recht entsinne." -
Milo sah grüblerisch an die Decke und ging die Enthüllungen der letzten Minuten noch einmal neu durch. Unfassbar, dass sich soetwas tatsächlich zutragen konnte. Er nahm sich fest vor, mit seinem Vater noch einmal darüber zu reden, um die Details zu ermitteln wie die einzelnen Teile des Geschehens zusammenpassten. Die Geschichte schien ihm beinahe zu fantastisch, als dass sie wahr sein könnte. Dennoch war sie es. Er besann sich wieder auf das Gespräch und blickte zu Furianus hinüber.
"Mir ist meine Ziehmutter eine wahre Mutter gewesen. Weitaus schwieriger scheint es mir, für diesen mir noch fremden Vater einen Platz in meinem Leben zu finden. Auch an meinen neuen Bruder muss ich mich wohl erst noch gewöhnen. Doch wo befindet sich unser Vater? Der Sklave berichtete mir, er sei auf einem Landsitz außerhalb Roms. Du verstehst sicher, dass ich darauf brenne ihn endlich kennen zu lernen."
Er musterte Furianus und ließ diese neuen Tatsachen auf sich wirken.
"Doch mir ist es gut ergangen. In Baiae lässt es sich wahrlich leben und meine Zieheltern haben es mir an nichts fehlen lassen. Im Alter von 5 Jahren wurde ich der edlen Dame Agrippina in Baiae anvertraut, welche in gutem Kontakt zu uns Flaviern steht. Sie hatte einen weiteren Sohn, so dass ich mit diesem gemeinsam aufgezogen werden sollte. Sowohl in den geistigen, als auch in körperlichen Disziplinen waren wir einem anspruchsvollen Lehrplan unterworfen und meine Ziehmutter überwachte unseren Fleiß mit Strenge. In den letzten Jahren lernte ich dann auch das Nachtleben von Baiae kennen."
Er lächelte geheimnisvoll und erinnerte sich an die Abenteuer, welche er dort schon erlebt hatte. Gerade die letzten Tage vor seiner Abreise nach Rom wusste Milo natürlich wohl zu nutzen.
"Doch meine Ziehmutter begann allmählich ungeduldig zu werden, ich solle etwas aus mir machen. Widerwillig musste ich ihr nach langen Diskussionen schließlich zustimmen und aus diesem Grunde bin ich nun hier. Rom kenne ich bislang nur aus kurzen Besuchen anlässlich einiger großer Feste und so weiter, doch jetzt wird es mich wohl kennenlernen. Aber was ist mit dir? Seit wann bist du hierher zurückgekehrt? Hast du dir bereits einen Namen gemacht, auf dass ich mich in eine Aufholjagd stürzen muss?"
Milo zwinkterte ihm versöhnlich zu und sah sich dann nach einem Glas Wein um. Er fand auch eine Karaffe und schenkte sich sogleich voll ein, um den Ausführungen seines Bruders nicht durstig lauschen zu müssen. -
Milo legte ihm brüderlich den Arm um die Schultern. Doch das Grinsen war nicht mehr loszuwerden. Er wusste nicht genau warum, aber in diesem Moment freute er sich einfach nur.
"Das sind wahrhaft erstaunliche Entwicklungen. Doch lass uns Platz nehmen und es in Ruhe besprechen. Ich habe einen langen Ritt hinter mir und langsam machen sich meine Beine bemerkbar."
Er ließ ab von Furianus und ließ sich auf eine der Klinen fallen.
"Eine merkwürdige Geschichte, wohl wahr. Die Geschichte, welche man dir erzählte, scheint der meinigen bis aufs Detail zu gleichen. Sind wir etwa Zwillinge?"
Milo kratzte sich nachdenklich am Kinn. Er hatte von dieser Möglichkeit gehört, kannte persönlich aber keinen solchen Fall. -
Wie versteinert blieb Milo stehen und konnte es zunächst kaum fassen. Zögerlich erwiderte er die Umarmung. Nach einiger Zeit löste er sich wieder, um seinen neuen Bruder anzusehen.
"Ist es wirklich wahr? Doch wie kann das sein? Weshalb weiß ich nichts von dir? Wo... Wo hast du all die Jahre gelebt?"
Seine Fassung allmählich wieder findend schüttelte er grinsend den Kopf.
"...Bruder." Bei diesem Wort wurde ihm das Absurde an dieser Situation bewusst und er konnte nicht anders als einfach nur breit zu grinsen. -
"Aemilia Claudia Ingens Animi" antwortete Milo. Er erwiderte den eindringlichen Blick ohne zu wanken. Tatsächlich erkannte er immer mehr Ähnlichkeiten und bekannte Züge bei seinem Gegenüber. Sie waren gleich groß und hatten die gleiche Haarfarbe, doch noch konnte all dies ebenso gut Zufall sein. Vielleicht war es auch ein Halbbruder, ein Sohn aus einer späteren Ehe.
"Wie lautet der Name deiner Mutter?" -
Milo verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und sah Furianus ebenso direkt an. Seine Haltung war lässig, denn er war sich seiner Sache sicher.
"Ich bin Titus Flavius Milo, ebenfalls Sohn des Senators Secundus Flavius Felix, und ich scherze nicht. Meine Mutter starb bei meiner Geburt in Britannia, so dass ich bei Zieheltern aufwuchs. Als ich das Alter von 5 Jahren erreicht hatte, zogen wir nach Baiae, hier in Italia, wo ich die meiste Zeit meines bisherigen Lebens verbrachte. Man erzählte mir von meinem leiblichen Vater. Doch man erzählte mir nichts von einem Bruder."
Die Geschichte kam ihm merkwürdig vor, doch war es aufgrund des schwachen Kontakts nicht ausgeschlossen, dass seine Zieheltern nicht gründlich informiert waren. Er hoffte, dass sich nun alles aufklären würde. -
Milo wartete ungeduldig im Atrium. Als er endlich eintreten durfte, ging er mit schnellen Schritten in das Triclinium, wo er auch sofort seinen vermeintlichen Bruder erspähte. Er blieb stehen und starrte diesen an. "Bruder?"
Milo schüttelte über seine regelrechte Sprachlosigkeit verärgert den Kopf und räusperte sich noch einmal. "Bist du der Sohn meines Vaters, Secundus Flavius Felix?"
Während er auf die Antwort wartete, musterte er sein Gegenüber genau. Eine gewisse Ähnlichkeit mit sich selbst konnte er nicht leugnen, doch von nun an plötzlich einen neuen Bruder zu haben schien ihm unvorstellbar. -
Milo sah sich noch einmal kurz zu Hermes um und folgte dem merkwürdigen Sklaven dann in die Villa hinein. Auf seinen Bruder war er nun sehr gespannt.
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"Sein Sohn?" Milos Augenbrauen kletterten in die Höhe und er war für kurze Zeit sprachlos. Mit einem Bruder hatte er nicht gerechnet und wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte.
"Also gut. Wenn mein Vater nicht im Hause ist, so führe mich zu meinem Bruder."
Irritiert schüttelte er den Kopf und gab dem Sklaven Hermes einen Wink.
"Meinem Sklaven zeige anschließend die Stallungen, damit er unsere Pferde unterbringen kann."
Milo nahm sich fest vor, seinen Vater zu einem möglichst baldigen Zeitpunkt auf seinem Landsitz aufzusuchen. Doch nun wollte er erst diesen Teil seiner Familie kennenlernen. -
Hiermit suche ich um eine Kontoeröffnung an.
Danke!
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"Ich wünsche einen Platz im Stall für meine Pferde, einen eben solchen für Hermes in der Unterkunft der Sklaven und einen weitaus besseren für mich selbst in angemessenem Cubiculum. Ich bin Titus Flavius Milo und wünsche darüber hinaus meinen leiblichen Vater, den Senator Secundus Flavius Felix zu sprechen."
Milo holte wieder Luft und sah den Sklaven abwartend an. Derjenige schien seine Ankunft noch mit Skepsis wahrzunehmen. Trotzdem versuchte er ihn einzuschätzen, um bereits erste Eindrücke über das Leben seines Vaters zu erhalten.
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Der Weg von Baia nach Rom war lang gewesen, doch endlich traf Milo am Ziel seiner Reise ein. Er hatte trotz der Widerworte seines Sklaven darauf bestanden, den Weg zu Pferde zurückzulegen. Dadurch musste er auf die Toga verzichten und eine schlichte, wenn auch teure, Tunika tragen. Aber das war Milo gleichgültig. Es handelte sich bei dem Pferd um ein stattliches schwarzes Ross, ein Abschiedsgeschenk seines Ziehvaters. Die Frau, welche ihn in den vergangenen 25 Jahren wie eine Mutter aufgezogen hatte, war beim Abschied in Tränen ausgebrochen. Doch für Milo war die Zeit gekommen, seine wahren Wurzeln zu erkennen. Er hielt vor der pompösen Villa an, sprang vom Pferd und überließ dessen Zügel seinem Sklaven. Dieser hatte den Weg auf dem Rücken eines weniger prachtvollen Tieres zurücklegen müssen. "Da! Kümmer dich um die Pferde! Hier gibt es sicher einen Stall!"
Abschätzend musterte er das Heim seines leiblichen Vaters. Dann ging er auf den Eingang zu und klopfte an.
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Ich danke dir, Tiberius!
Und selbstverständlich auch Dir, Vater. Es ist mir eine Ehre dein Sohn sein zu dürfen.
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Seid gegrüßt, Bürger Roms!
Ich wäre gern der Sohn von Secundus Flavius Felix und ersuche somit um Mitgliedschaft in seiner ehrwürdigen Gens. Ansässig bin ich daher auch in Rom.
Ut dei tibi grati sint!