Beiträge von Titus Flavius Milo

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    Original von Helvetia Severina
    "Nein, ich weiss es nicht."
    "Kommen solche Paraden oft vor in Rom?"


    Milo zuckte leicht mit den Schultern, als er noch immer nichts sehenswertes ausmachen konnte. Er wandte sich wieder Severina zu und sah ihr lächelnd in die Augen.
    "Ich weiß es auch nicht. Ich bin eigentlich relativ spontan hierher gekommen. Ab und zu finden diese Paraden durchaus statt. Allein bei den religiösen Feiertagen ist schließlich häufig ein unterschiedlich großer Umzug oder eine Prozession Teil der Zeremonie. Aber ein Praefectus Praetorio wird wohl nicht allzu häufig verabschiedet. Ich schätze, wir bekommen heute durchaus etwas besonderes geboten..."
    In diesem Moment brach erneut Unruhe aus. Dieses Mal war sie heftiger und hielt auch länger an. So wurde Milos Aufmerksamkeit erneut vom Rand des Marsfelds angezogen und dieses Mal war dort tatsächlich etwas zu sehen.
    "Sieh nur! Da kommen sie..." deutete er in die entsprechende Richtung.
    Es war ein beeindruckendes Bild, wie die Prätorianer in geschlossener Formation vorrückten und den Praefectus Praetorio zur Ehrentribüne geleiteten. Die Menge jubelte und applaudierte dem großen Auftritt. Auch Milo stimmte verhalten in den Beifall ein. Er kannte den Mann nicht und hatte ihn bislang auch noch nie wirklich zu Gesicht bekommen. Nur gehört hatte er schon einiges von dem Senator. So reckte er sich leicht und sah genau hin, um sich ein eigenes Bild von ihm zu machen. Erst als dieser an seinem Platz angekommen schien, warf Milo der jungen Helvetia wieder einen kurzen Seitenblick zu.
    "Es muss ein ganz besonderes Gefühl sein, hier so einzuziehen..."

    Milo schmunzelte leicht. Es war wahrlich ein ungewöhnlicher Weg, welcher den Sergier zu ihm geführt hatte. Doch gerade diese Tatsache faszinierte ihn durchaus und er war sichtlich nicht abgeneigt.
    "Wahrlich außergewöhnlich. Die Götter müssen ihre Finger im Spiel gehabt haben. So du noch immer an deinem Ansinnen festhältst und diese Verbindung tatsächlich mit mir eingehen möchtest, würde ich dich sehr gerne als meinen Klient annehmen. Ich würde mich nach Kräften darum bemühen, meinen Pflichten als Patron vollumfänglich nachzukommen und dich so gut es geht unterstützen."
    Fragend sah er sein Gegenüber an.

    Milo ließ sich die Worte des Sergiers durch den Kopf gehen und versuchte sich den zugehörigen Stammbaum im Geiste aufzumalen.
    "Ah, interessant. Dann wäre er wohl soetwas wie dein Großcousin."
    Er lächelte und nickte zufrieden mit dem Kopf. Auch die dann folgende Frage des Mannes wusste er zu beantworten.
    "Bei Sergius Stephanus handelte es sich in der Tat um einen Klienten meines Vaters. Das Prozedere bei der Aufnahme einer solchen Klientelbeziehung ist recht einfach und relativ formlos. Im Grunde genügt es, wenn beide Seiten ihr Einverständnis mit dieser Übereinkunft erklären und man einander einig ist. Die gegenseitigen Leistungen sind wohl allseits bekannt. Der Patron unterstützt seinen Klienten durch gezielte Fürsprache und falls notwendig auch finanziell. Der Klient steht im Gegenzug für seinen Patron ein, unterstützt ihn mit seiner Stimme bei Wahlen und auf der Rostra und begleitet ihn auch bei seinem Gang auf das Forum, falls es der Anlass so erfordert."
    Milo dachte kurz nach, ob er etwas vergessen hatte, fand aber nichts.
    "Eine solche Beziehung geht man mit einer einzelnen Person ein und nicht mit einer gesamten Familie." Er lächelte leicht. "Wobei die Verbindung durch das eine Mitglied der Familie natürlich trotzdem hergestellt ist. Sind es die Erzählungen deiner Verwandten, die dich in diese Villa führen? Und... Wie kommst du dabei nun genau auf mich?"
    Milo sah ihn aufmerksam an. Die Antwort auf diese Frage interessierte ihn sehr, da die meisten Besucher eher nach seinem Zwillingsbruder Furianus fragten.

    "Sehr erfreut" nickte Milo. Der Sergier machte einen guten Eindruck auf ihn. Abgesehen von dem Namen des Stephanus hatte er bislang niemanden aus dieser Familie kennengelernt. Entsprechend neugierig und unbelastet ging er in dieses Gespräch.
    "Lupus, gerne. Dann bin ich Milo" lächelte er. Es kam ihm schon ein wenig merkwürdig vor, dass dieser ihm so früh schon die persönliche Anrede über den Cognomen anbot. Doch Milo nahm es mit diesen Dingen weitaus weniger eng als viele seiner Verwandten und wollte sich nicht schon jetzt unnötig irritieren lassen.
    "Ich hörte Gutes von deinem Ahn. Er war ein Klient meines Vaters."
    Er dachte kurz an seine Gespräche mit seinem Vater und auch dessen Vilicus zurück. Milos Worte entsprachen zwar der Wahrheit, doch sonderlich umfassende Informationen über dem Sergier lagen ihm leider nicht vor. So sah er sich gezwungen, sich näher zu erkundigen.
    "Wie bist du mit ihm verwandt und was meinst du, wenn du von einen ähnlichen Verhältnis sprichst?"
    Milos Miene wurde ernst und interessiert. Selbst wenn sein Verhältnis zu dem Senator nicht immer das beste war, so sah er sich dennoch verpflichtet, dessen Interessen zu einem gewissen Grad zu verfolgen.

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    Original von Helvetia Severina
    "Oh, kommen sie schon?"


    Milo bemerkte ihre Verlegenheit und staunte insgeheim darüber, dass sie sich tatsächlich so aus dem Konzept bringen ließ. Es kam ihm vor als träfe man vor allem in Rom und auch in Baiae kaum noch Frauen, die sich noch durch eine so echte und wirkliche Unschuld auszeichneten. Er musste leicht schmunzeln, ging jedoch nicht weiter darauf ein, da ihr Gespräch ohnehin von den sich abzeichnenden Ereignissen unterbrochen wurde. Milo sah mit leicht zusammengekniffenen Augen wieder in die Richtung, in der er die Ankunft der Parade vermutete.
    "Ich kann noch nichts erkennen. Siehst du etwas?"
    Dann wanderte sein Blick zur Ehrentribüne.
    "Die meisten Ehrengäste sind wohl schon da. Aber den Kaiser sehe ich noch nicht. Vielleicht wird er ebenfalls mit der Parade kommen. Weißt du zufällig, was für ein Programm geplant ist?"
    Fragend sah Milo kurz zu Severina, um anschließend wieder nach der Parade Ausschau zu halten.

    Milo beschäftigte sich in seinem Cubiculum mit einigen Schriftrollen, die er sich am Vortag auf den Märkten gekauft hatte. Er hatte sich gerade in ein äußerst langatmiges Werk zur römischen Religion vertieft, als Sica ihn ansprach. Dieser Umstand sorgte auch dafür, dass er den Sklaven nicht genauer nach den eigentlichen Anliegen des Besuchers befragte. Einigermaßen erleichtert nahm Milo die sich abzeichnende Abwechslung zur Kenntnis und legte seine Schriftrolle beiseite.
    "Danke, Sica."
    Er erhob sich von seinem Stuhl, rückte die obligatorische Toga noch einmal zurecht und begab sich dann auf den direkten Weg ins Atrium. Er musterte den wartenden Mann beim Näherkommen unauffällig und versuchte sich ein Bild von ihm zu machen. Mit einem freundlichen Lächeln begrüßte er ihn.
    "Salve, Sergius. Ich bin Titus Flavius Milo. Du wolltest mich sprechen?"

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    Original von Helvetia Severina
    Severina musste leise lachen, als sie Milos Geständnis hörte, die ihn als Nicht-Musiker auszeichnete. "Aber das macht doch nichts. Ich bin dafür äusserst unbegabt, was das rhetorische betrifft. Mein Rhetor hat immer sehr viel gelitten mit mir. Deswegen könnte ich mich auch nie für ein Amt bewerben, wie all die anderen Frauen. Ich habe einfach zuviel Angst vor Publikum." Ihre Schüchternheit und ihre Probleme, auf Menschen zugehen zu können, hatte er sicher schon bemerkt, musste er bemerkt haben. Nur jetzt mit ihm war es gerade irgendwie anders.


    Milo musste schmunzeln, legte demonstrativ nachdenklich die Hand an sein Kinn, lehnte sich leicht zurück und musterte die junge Frau von Kopf bis Fuß. Am Ende seiner Betrachtung angelangt schüttelte er entschieden den Kopf.
    "Nein, tut mir leid. An mangelnden Interessenten kann es nicht liegen. Ich bin mir sicher, dass dein Vater vielmehr eine sorgfältige Auswahl vornimmt, in Bezug auf deine Bewerber."
    Er lächelte und nahm wieder eine lockere Haltung ein.
    "Roms Männer müssten taub und blind sein, wenn sie eine ebenso schöne, wie auch intelligente und unterhaltsame junge Dame wie dich verschmähten."
    Mit einem verschmitzten Augenzwinkern versuchte Milo das Kompliment ein wenig zu entschärfen, ließ durch seinen Tonfall aber auch keinen Zweifel daran, dass es dennoch ernst und aufrichtig gemeint war.
    "Nein, auch ich bin noch ungebunden. Mein Vater verbringt die meiste Zeit auf Sardinien und scheint momentan keine großen Anstalten zu machen, mich mit irgendeiner wildfremden Patrizierin verkuppeln zu wollen. Also nutze ich die Zeit bis dahin und genieße mein Leben. Der Ernst des Lebens kommt früh genug. Vielleicht habe ich aber auch das große Glück mir meine Gefährtin selbst aussuchen zu dürfen. Sofern sie einer guten Familie entstammt und die Verbindung vorteilhaft ist, sehe ich nicht was mein Vater für Einwände haben sollte. Wer weiß... Vielleicht meint es Fortuna tatsächlich gut mit mir und sie läuft mir eines Tages über den Weg" lächelte er etwas schief.
    Allzu groß waren Milos Hoffnungen in Bezug auf eine freie Auswahl nämlich nicht. Auch wenn sein Vater kaum Interesse für ihn zeigte, argwöhnte er, dass jener in dieser speziellen Frage trotzdem ein gewichtiges Wort würde mitreden wollen. Ein gerissener Politiker war der Senator auch aus seiner Abgeschiedenheit heraus noch immer. Die Möglichkeit einer vorteilhaften Verbindung seiner Familie zu einer anderen würde der sich kaum entgehen lassen. Sonderlich groß würde Milos Auswahl somit wahrscheinlich nicht sein und er würde wohl von Glück reden können, wenn ihm überhaupt eine Wahl gelassen würde. Severinas Begeisterung für ihren Vater riss Milo wieder aus seinen Grübeleien und brachte ihn zum Lächeln.
    "Helvetius Tacitus ist dein Vater? Ihn habe ich tatsächlich bereits im Rahmen seines Wahlkampfes auf der Rostra angetroffen. Er machte einen erfrischend konstruktiven Eindruck im Gegensatz zu den meisten anderen Kandidaten. Ich bin schon sehr gespannt auf seinen Abschlussbericht. Seine beeindruckenden Ludi Apollinaris haben wir ja schon erleben dürfen. Du kannst mit Recht stolz auf ihn sein."
    Er nickte anerkennend. Sein Bild vom amtierenden Aedilis Plebis war zwar noch nicht vollständig, fiel bislang jedoch durchweg positiv und vielversprechend aus. Severinas leises Lachen auf sein 'Geständnis' hin fing Milos Blick wieder ein, der sich daraufhin ein weiteres Mal fasziniert in ihrem Mienenspiel verfing. Er atmete betont erleichtert auf und sah ihr lächelnd in die Augen.
    "Es tut mir leid, dass ich dich gerade in Bezug auf die so ehrliche Disziplin der Musik enttäusche. Um meinen großen Fehler ein wenig auszugleichen will ich mich jedoch sehr bemühen, dich auf dem Gebiet der Rhetorik nicht durch Lügen zu täuschen oder meine Unwissenheit zu verschleiern, wie du es befürchtet hast."
    Milo richtete sich zu besonders gerader Haltung auf und nickte mit ernster Miene, als liefere er gerade ein wichtiges Versprechen ab.
    "Die Angst vor dem Publikum verspürt im Übrigen wohl fast ein jeder" lächelte er wieder. "Vor allem erfahrene Redner kennen dieses Gefühl nur allzu gut. Es wird mit zunehmender Erfahrung schwächer und mag bei sehr wenigen auch ganz verschwinden. Doch das Publikum ist einfach wichtig für einen Sprecher und die Launen des Volkes können äußerst unberechenbar sein. Es gibt eigentlich nur eines, was man dagegen tun kann. Man muss mit der Zeit lernen, seine Angst unter Kontrolle behalten und mit ihr leben, auf dass man sie beherrscht und nicht umgekehrt. Auf solche Weise kann diese Angst sogar sehr hilfreich sein, da sie uns schon in der Vorbereitung der Rede besonders aufmerksam und vorsichtig macht. Gerade bei wichtigen Anliegen oder sehr delikaten Themen kann das von großem Vorteil sein. Du siehst also, dass du dich nicht dafür schämen musst" lächelte Milo aufmunternd und sah kurz über das Marsfeld. An manchen Stellen schien bereits etwas Bewegung in die Menschen zu kommen und er mutmaßte, dass sich die Parade allmählich in Gang setzte oder sich gar schon näherte.

    Milo schmunzelte leicht und sah sie erneut von der Seite an, seinen Blick dieses Mal wieder länger verweilen lassend.
    "Vielleicht... So die Götter es wollen... Sicher, ich interessiere mich durchaus für die Politik und habe auch schon das ein oder andere Gespräch auf der Rostra geführt. Der letzte Wahlkampf war interessant zu beobachten. Doch bevor ich diesbezüglich konkrete Anstrengungen unternehme, möchte ich noch ein paar andere Erfahrungen sammeln. Noch bin ich einigermaßen jung und kann es mir erlauben. Daher suche ich mir vor allem solche Tätigkeiten aus, die mich inhaltlich besonders interessieren. Und was treibst du so, wenn dir gerade keine Paraden ansiehst?"
    Er lächelte fast etwas spitzbübisch, bemühte sich jedoch wieder um eine halbwegs ernste Miene. Er musterte sie und versuchte ihr Alter zu schätzen. Es konnte sehr gut sein, dass sie ohnehin längst verheiratet, oder zumindest verlobt war.
    "Hast du schon einen eigenen Haushalt zu führen? Oder bereitest du dich noch auf deine Hochzeit vor? Gehst du gar einem richtigen Beruf nach?"
    Milo wusste nicht genau, welche Antworten er sich auf diese Fragen am ehesten erhoffte. Er bemühte sich um eine gelassene Haltung und eine neutral interessierten Gesichtsausdruck.
    "Tatsächlich? Dein Vater beschreitet ebenfalls den Cursus Honorum? Ein paar der führenden Politiker habe ich auf der Rostra schon getroffen. Kenne ich ihn vielleicht?"
    Gedanklich ging er die verschiedenen Helvetier durch, von denen er bislang gehört hatte. Mit einem von ihnen hatte er auf der Rostra sogar schon kurz gesprochen, entsann er sich und rief sich seinen Eindruck von dem Mann zurück ins Gedächtnis. Als Severina dann jedoch von der Musik sprach, fing sie seine Aufmerksamkeit mühelos wieder ein und ein sehr zerknirschtes Lächeln trat auf Milos Gesicht, als er sie wieder ansah.
    "Jetzt hast du mich erwischt. Ich fürchte auf dem Gebiet der Musik kann ich dich kaum beeindrucken. Zwar hatten wir in Baiae einen Lehrer, der uns in diese Künste einzuweihen versuchte, doch ich fürchte sein Erfolg war in Bezug auf mich ein mäßiger. Die meisten Instrumente spiele ich mehr schlecht als recht und auch die Qualität meines Gesangs hält sich sehr in Grenzen."
    Er räusperte sich etwas verlegen und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    "Ich hoffe, du bist jetzt nicht allzu enttäuscht von mir" lächelte er etwas schief.

    Ihre Aufzählung ließ Milo anerkennend mit dem Kopf nicken. Nicht jeder Familienvater ließ seinen Töchtern eine so umfassende Bildung zukommen, obwohl es doch ein so wertvolles Gut war. Allein er selbst würde sich niemals mit einer dummen, ungebildeten Frau als Gemahlin abgeben. Schließlich würde man viel Zeit miteinander verbringen, und dies sollte nicht nur zwischen den Laken des ehelichen Lagers geschehen. Als sie dann ganz unvermutet endlich den Blick hob und ihm in die Augen sah, erwiderte Milo den Blick nur ruhig und war einen Moment lang sprachlos, ganz von ihren schönen Augen gefangen. Noch immer versunken in ihre Betrachtung nickte er schließlich mit leichtem Lächeln.
    "Das ist wahr. Mein Herz wird zu einem Teil wohl immer in Baiae bleiben. Aber ich habe herausgefunden, dass es auch viele andere schöne Orte auf dieser Welt gibt."
    Nur zögerlich löste er sich für einen kurzen Moment von ihren Augen, blickte um sich und sah sie dann wieder an.
    "In diesem Augenblick hat zum Beispiel genau diese Treppe, hier in Rom am Marsfeld, einen besonders attraktiven Reiz."
    Er glaubte bei diesen Worten eine minimale Veränderung, ein Zeichen der Ablehnung, in ihrem Gesichtsausdruck bemerkt zu haben und befürchtete, dass er ihr nun tatsächlich zu aufdringlich geworden war. So räusperte er sich kurz und riss sich endgültig von ihren Augen los, zum Schein einen suchenden Blick in Richtung der Tribüne sendend.
    "Was möchtest du denn über mich wissen? Ich bin noch nicht lange in Rom. Meine Kindheit und Jugend habe ich im schönen Baiae zugebracht. Mein Vater ist der Senator Secundus Flavius Felix, doch meine Mutter ist bereits bei meiner Geburt gestorben. Ich habe noch einen Bruder, Flavius Furianus, vielleicht kennst du ihn, er war kürzlich Aedil. Bis vor kurzem habe ich mich als Scriba Personalis des damaligen Aedilis Plebis Purgitius Macer betätigt. Ansonsten habe ich bislang wohl noch nicht viel geleistet und bin im Moment auch ohne eine berufliche Beschäftigung."
    Er lächelte leicht bei diesem Worten. Milo war dieser Umstand in keinster Weise unangenehm, so dass sie ihm gelassen über die Lippen kamen. Aber er wusste, dass andere Mitglieder seiner Familie da anders dachten, ohne dass ihn dies besonders störte.
    "Der Gerechtigkeit wegen musst du mir nun aber auch wieder etwas über dich erzählen. Welches deiner Fächer hat dir in Achaia am meisten Freude bereitet?" erkundigte er sich unbeirrt weiter, ihr lächelnd einen kurzen Seitenblick zuwerfend.

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    Original von Helvetia Severina
    Ich war... Ich bin... Ich kam... stotterte Severina und sie kam sich in diesem Moment wieder wie eine dumme Gans vor, wie ein kleines Kind, das erst das Sprechen lernt, was ihre Nervösität wieder einmal steigen liess. Sie atmete einmal tief durch und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, hoffend, in Wirklichkeit nicht ganz so peinlich zu wirken, wie sie befürchtete. "Also, ich meine, ich bin schon in Rom aufgewachsen, war aber zwei Jahre in Achaia und bin erst vor wenigen Tagen wieder zurückgekommen." Den Göttern sei Dank war Drusilla wirklich nicht in ihrer Nähe, sonst müsste sie wieder endlos lange und ebenso langweilige Stunden bei einem Rhetor verbringen.


    Milo widerstand dem Verlangen, ihre zitternden Hände beruhigend in seine zu nehmen und bemühte sich in aufrechter Haltung Ruhe auszustrahlen. So lächelte er zustimmend und nickte.
    "Das ist wahr. Ein solches Ereignis erlebt man selbst in Rom nicht alle Tage."
    Seinen Blick ließ er auf ihr ruhen und hörte interessiert zu, ihr Stottern ignorierend und geduldig wartend. Er nutzte die Zeit schlicht für die ihm äußerst angenehme Betrachtung ihres Mienenspiels. Als sie Achaia erwähnte, schlich sich Erstaunen in seine Miene und er nickte anerkennend mit dem Kopf.
    "In Achaia? Du bist wahrlich zu beneiden. Nicht jeder bekommt eine solch vorzügliche Ausbildung von seinen Eltern ermöglicht. In welchen Fächern wurdest du unterrichtet? Hattest du auch Zeit, das Land an sich zu bereisen? Man hört wahrlich wundersame Dinge über diese Provinz. Ist sie wirklich so reizvoll, wie man stets berichtet?"
    Er erinnerte sich noch gut an die begeisterten Schilderungen seines Vetters Gracchus und musste leicht schmunzeln.
    "Gefällt dir Rom jetzt überhaupt noch?"


    Milo schmunzelte leicht und schüttelte den Kopf.
    "Das Collegium Pontificium? Nein, so weit reichen meine Pläne momentan noch nicht. Es käme mir vermessen vor, jetzt schon derart hochgreifende Ziele zu entwickeln. Ich halte mich vorerst an das realistisch Greifbare, möchte nützliche Erfahrungen sammeln und mir vielleicht auch ein paar weitere Fähigkeiten aneignen. So hörte ich von einem neuen Religionskurs an der Schola Atheniensis. Falls ich die Zeit dazu finde, würde ich mich der dort besprochenen Thematik gerne widmen."
    Er warf Gracchus einen fragenden Blick zu.
    "Weißt du gar Genaueres über diese Neuerung, Vetter?"

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    Original von Helvetia Severina
    "Wird sich der Kaiser auch zeigen? Ich habe ihn noch nie gesehen." Aufmerksam überblickte sie den Platz in der auch für sie unwahrscheinlichen Hoffnung, der Kaiser würde schon jetzt sein Antlitz dem Volk zeigen.


    Versonnen betrachtete Milo seine schöne Begleiterin für wenige Sekunden, während sie sich auf der Treppe wieder zu ihm umwandte. Er blieb eine Stufe unter ihr stehen, um den Größenunterschied ein wenig auszugleichen. Selbstverständlich ließ er seinen Blick dabei bewusst nicht über ihren Körper gleiten und nahm diesen ausschließlich aus den Augenwinkeln heraus war. Das Zentrum seiner Aufmerksamkeit lag hingegen wohlwollend auf ihrem femininen Profil und den so lebhaften braunen Augen. Milo lächelte ihr aufmunternd zu und nickte in Richtung der großen Ehrentribüne.
    "Oh, ich bin mir sogar sehr sicher, dass der Kaiser heute hier erscheinen wird. Schließlich feiern wir heute den Abschied seines obersten Leibwächters. Man wird ihm doch bestimmt noch die eine oder andere Auszeichnung und Ehrung zukommen lassen."
    Er löste seinen Blick etwas zögerlich von ihr und sah gen Tribüne, ob der Kaiser vielleicht sogar schon zu entdecken war.
    "Ich selbst habe den Kaiser auch noch nicht persönlich zu Gesicht bekomen. Natürlich kennt man sein Aussehen ungefähr von den vielen Statuen. Doch ich bin schon sehr gespannt, wie er denn in natura aussehen mag. Mein bisheriges Leben habe ich in Baiae zugebracht, so dass sich eine solche Gelegenheit bislang noch nicht ergab."
    Dann wandte sich Milo wieder seiner Begleiterin zu, diese mit fragendem Blick musternd.
    "Wie kommt es, dass du den Kaiser noch nie zu Gesicht bekommen hast? Bist du nicht hier in Rom aufgewachsen? Oder hat man dich nur nie aus der Casa deiner Eltern herausgelassen?"

    Fasziniert beobachtete Milo, wie sie züchtig die Augen niederschlug. Er war sich voll und ganz dessen bewusst, dass eine solche Unschuld bei den Frauen der heutigen Zeit äußerst selten geworden war und er bewunderte sie für ihre Art. Sie war keine, mit der man ein kleines, unbedeutendes Intermezzo begann. Dies war die Art von Frau, die man heiratete und auf den Händen trug. Wenn nicht... Milo seufzte unmerklich, schob die melancholischen Gedanken beiseite und sah zu Hermes. Mit einem Nicken bedeutete er dem Sklaven, was sie vorhatten, und wandte sich dann wieder Severina zu.
    "Wird dein Aufpasser uns von alleine folgen?"
    Er hob den linken Mundwinkel zu einem verschmitzten Lächeln und setzte sich dann in Richtung der angestrebten Treppe in Bewegung. Hermes ging ihnen voraus und sorgte, soweit möglich, für etwas Platz. Da das Gedränge jedoch immer weiter zunahm, hielt sich sein Erfolg in Grenzen. Doch glücklicherweise war der Weg nicht weit und sie kamen gut voran.

    Von dem Sklaven verlassen rückte Milo seine Toga noch etwas zurecht und sah sich dann selbständig in der curia um. Die erfahreneren sodales musterte er unauffällig und vermeintlich neuen nickte er grüßend zu. Vor seinem Gang hierher hatte er sich selbstverständlich schon ein wenig über die Aufgaben der salii informiert und versuchte dieses Bild nun mit seinen Eindrücken in Einklang zu bringen.

    Zitat

    Original von Helvetia Severina
    "Geht es weiter?" fragte sie leise. Ihre etwas zu geringe Körpergrösse liess nicht zu, sich selbst ein Bild der Lage zu machen.


    Milo nickte erfreut, als sie ihm tatsächlich keine Absage erteilte. Er gab seinem Sklaven Hermes einen beiläufigen Wink, dass dieser mögliche Drängler unauffällig von der jungen Frau abzuhalten hatte. Der Sklave gehorchte und positionierte sich in gebührendem Abstand hinter Helvetia. Er war zwar weder besonders groß, noch besonders kräftig, doch mit scharfem Auge musterte der Sklave die Umstehenden. Wann immer ein Torkelnder seinen Halt zu verlieren drohte, oder sich jemand allzu ungestüm durch die Menge drängelte, kam er dieesem zuvor und lenkte ihn geschickt von Milo und Severina ab. Es war Hermes anzusehen, dass er diese Arbeit nicht zum ersten Mal tat. Dann wurde auch Milos Aufmerksamkeit von dem aufkommenden Lärm angezogen und er blickte neugierig in die entsprechende Richtung, wodurch er ihre genaue Musterung nicht bemerkte. Noch war nichts zu sehen und er sah entschuldigend wieder zu ihr herab.
    "Es hört sich ganz so an, aber zu sehen ist noch nichts."
    Erst jetzt bemerkte Milo ihre Problematik und leichte Bestürzung trat in seine Miene.
    "Oh, entschuldige. Das ist gedankenlos von mir. Warte, wir werden einen besseren Platz finden."
    Er ließ den Blick weiter schweifen, auf der Suche nach einem besseren Beobachtungspunkt und wurde schließlich hinter ihnen fündig. Milo deutete auf eine breite Treppe, deren Stufen noch nicht allzu überfüllt waren.
    "Es tut mir leid, die Ehrentribüne kann ich dir leider nicht bieten. Mein Vater dürfte eine Einladung bekommen haben, aber ich selbst bin die Karriereleiter noch nicht so weit hinaufgestiegen. Aber von dort drüben könnte die Sicht fast ebenso gut sein."
    Er lenkte seinen Blick wieder zu ihren Augen und lächelte leicht.
    "Wenn du noch ein wenig jünger und mit mir verwandt wärst, dann würde ich dich auch auf meine Schultern nehmen, damit du etwas sehen kannst. Aber so wie es ist, sollten wir lieber mit der Treppe vorlieb nehmen."
    Milo fügte seinen Worten ein verschmitztes Augenzwinkern hinzu, um deren mangelnde Ernsthaftigkeit noch zusätzlich zu unterstreichen.

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    Original von Helvetia Severina
    "Helvetia Severina." stellte sie sich nun ihrerseits vor. "Es freut mich, dich kennen zu lernen." Das Ziehen in ihrem Bauch wurde mit jeder Sekunde schlimmer und sie musste sich selber schon fast gewaltsam beruhigen. Noch immer waren ihre Blicke gesenkt, doch auf ihre Frage hin sah sie plötzlich auf. "Natürlich nicht!" platzte sie heraus und noch im gleichen Moment erschrak sie über sich selbst. "Ich meine, man hatte mir einen Sklaven mitgegeben. Aber ich wollte keinen Aufpasser um mich herum haben, also habe ich ihm gesagt, er soll mir nicht so auf die Pell... äh, ich habe ihm gesagt, dass es nicht notwendig sei, ständig in meiner Nähe zu sein."


    "Die Freude ist ganz auf meiner Seite."
    Milo lächelte erfreut und betrachtete sie interessiert. Der gute Name, den sie ihm nannte und ihre Manieren sagten ihm zu. Überrascht weiteten sich seine Augen, als sie ihm so heftig widersprach. Bei ihren weiteren Worten musste er jedoch schmunzeln und nickte verständnisvoll.
    "Das kann ich verstehen. Wäre ich eine Frau und müsste mich mit so lästigen Aufpassern herumschlagen, dann würde ich ihnen auch zu entfliehen versuchen. Zum Glück bin ich ein Mann und mein Leibsklave Hermes..." Er deutet mit einem leichten Nicken in dessen Richtung. "...gehorcht mir einigermaßen."
    Er erinnerte sich noch gut an den alten Sklaven, den seine Ziehmutter stets auf ihn und seinen Ziehbruder angesetzt hatte. Wie häufig waren sie dem alten Mann nicht entflohen, um sich ungestört im Nachtleben Baiaes zu vergnügen. Diese Erinnerungen vertieften Milos Schmunzeln und er blickte Helvetia vergnügt in die Augen.
    "Wenn dein Aufpasser nichts dagegen einzuwenden hat, dann könnten wir uns die Parade vielleicht gemeinsam ansehen. Vorausgesetzt natürlich, dass du das ebenfalls möchtest. Mit einem Ehrenplatz kann ich dir leider nicht dienen, doch will ich dir gemeinsam mit Hermes gerne weitere schmerzhafte Ellenbögen vom Leibe halten."
    Er warf den ahnungslosen Umstehenden einen nur halbernsten demonstrativ drohenden Blick zu.
    "Dass ich selbst von weiteren derartigen Attacken absehen werde, ist natürlich selbstverständlich."

    Milo schmunzelte leicht ob ihrer Verlegenheit und wandte seinen Blick nicht von ihr ab.
    "Auch das war ein Versäumnis meinerseits. Ich hätte aufmerksamer sein müssen."
    Er richtete sich wieder auf und zog eine Falte seiner Toga zurecht. Sein Sklave Hermes war inzwischen wieder zu ihm aufgeschlossen, hielt sich jedoch dezent im Hintergrund. Milo hatte sich mittlerweile von seiner Überraschung erholt und sah sich nun einer sehr sympathischen Gesprächspartnerin gegenüber.
    "Doch bevor ich erneut eine Unhöflichkeit begehe, möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Titus Flavius Milo und ich bin hier, um mir eine hoffentlich unterhaltsame Parade anzusehen."
    Er sag kurz um sich, auf der Suche nach ihren vermeintlichen Begleitern, konnte auf den ersten Blick jedoch keine erkennen. Leichte Verwunderung zeichnete sich in seiner Miene ab.
    "Bist du hier ganz ohne Begleitung?"

    Zitat

    Original von Helvetia Severina
    "Au!" Ein Ellbogen in ihren Rippen war doch keine angenehme Erfahrung.


    Gedanklich ganz in der Landschaft Sardiniens, wurde Milo jäh in die Realität zurückgerissen, als er einen Stoß an seinem Arm verspürte und direkt neben sich einen leisen Aufschrei hörte. Er erkannte sein Missgeschick und suchte sich mit einem etwas bestürzten Lächeln zu entschuldigen.
    "Oh, Verzeihung. Es war keine Absicht. Meine Gedanken waren an einem ganz anderen Ort. Entschuldige."
    Freundlich musterte er die junge Dame und erkannte ihre Schönheit mit Anerkennung.
    "Ich hoffe, ich habe dich nicht verletzt" erkundigt Milo sich mit einem leichten Schmunzeln.