Beiträge von Titus Flavius Milo

    Am Tag nach dem Bewerbungsgespräch begab sich Milo schon früh am Morgen in die Regia des Cultus Deorum. Hermes hatte er dieses Mal in der flavischen Villa zurückgelassen. Wie immer trug der Patrizier eine sorgfältig angelegte Toga. Seit seiner Zeit beim lauffreudigen Purgitius Macer achtete er auch stets auf gutes Schuhwerk, da mit ausgiebigen Botengängen als Scriba wohl immer zu rechnen war. Im entsprechenden Officium angekommen wartete der angekündigte Scriba schon ungeduldig auf ihn und kurze Zeit später war man in ein intensives Gespräch über die Abläufe in der Anmeldung des Cultus Deorum vertieft. Milo bekam immer mehr das Gefühl, dass der Mann mit seinen Erläuterungen nie enden würde und er machte sich viele Notizen. Doch schließlich war es geschafft und endlich wurde er seinem Officium überlassen. Milo verabschiedete sich freundlich von dem Scriba, bedankte sich noch einmal für die ausführliche Einführung und wandte sich dann seinem Schreibtisch zu. Zuerst wollte er sich einen einigermaßen guten Überblick über sämtliche hier gelagerte, relevante Dokumente verschaffen, womit er auch sogleich begann.

    Nachdem ihm das Wort offensichtlich wieder genommen war, trat Milo den halben Schritt wieder zurück und musterte den Aurelier zugleich mit Verwunderung. Aufgrund seines eigenen noch jungen Alters hatte er ohnehin nicht damit gerechnet, zu den Favoriten dieser Wahl zählen zu können. Daher erstaunte ihn umso mehr die Tatsache, dass sich sogar ein scheinbar noch jüngerer Kandidat fand. Milo nahm sich jedoch vor nicht vorschnell zu urteilen und nickte dem kandidierenden sodalis freundlich zu.

    Verwundert wölbte Milo die Augenbrauen angesichts der für ihn doch etwas überraschenden Erscheinung des Magisters. Auf dessen Begrüßung der Neumitglieder hin nickte er jenem dennoch freundlich zu und lauschte still den weiteren Ausführungen. Es überraschte ihn ein wenig, dass er tatsächlich schon so früh in die Bildung einer neuen Führung eingebunden wurde und der Magister auch die Neumitglieder schon in den Kreis der potenziellen Kandidaten zählte. Auch Milos Blick wanderte daraufhin über die Mienen der anderen sodales und versuchte in ihnen zu lesen. Auf den ersten Blick fand er niemanden, der sich für die Wahl zur Verfügung stellen wollte, so dass er diese Frage insgeheim an sich selbst richtete. Milo kam zu dem Schluss, dass eigentlich nichts dagegen spräche und nickte dem Magister seiner spontanen Eingebung folgend zu. Er trat einen halben Schritt vor und wandte sich auch an die übrigen salii collini.
    "Ich bin Titus Flavius Milo und stelle mich hiermit für die Wahl zur Verfügung. Beruflich gehe ich derzeit dem Amt eines Scriba im Cultus Deorum nach. Daher bringe ich sowohl das notwendige Interesse für kultische Belange, als auch die ausreichende organisatorische Befähigung auf. Falls sich kein geeigneterer Kandidat unter uns findet und ihr mir eure Zustimmung gebt, wäre es mir eine Ehre dieses Amt ausführen zu dürfen. Solltet ihr vorher noch weitere Fragen zu mir oder meiner Kandidatur haben, scheut nicht sie mir jetzt zu stellen."
    Aufmerksam sah Milo in die anderen Gesichter, die von unterschiedlichen Reaktionen geprägt zu sein schienen. Er fühlte sich sehr an die Situation eines Wahlkampfes auf der Rostra erinnert, in die auch er vielleicht eines Tages kommen würde. Doch er bemühte sich seine Worte in ruhigem, normalem Gesprächston vorzubringen und nicht in die Pose eines Redners auf der Tribüne zu verfallen.

    Zitat

    Original von Marcus Valerius Mercurinus
    Er lächelt freundlich und nickt. "Wunderbar. Ich verspreche dir, dass ich mich für ein angemesseneres Gehalt einsetzen werde. Ab wann möchtest du anfangen? An deinem ersten Tag wird dich ein Scriba in alles einweisen. Natürlich wirst du auch danach noch alles fragen können, was dir nicht klar ist. Mein eigenes Officium ist nur zwei Türen weiter und in der Regel bin ich von früh Morgens bis spät Abends in der Regia. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass du dich schon bald auskennen wirst, so kompliziert ist es dann doch nicht."


    "Sehr schön, dann sind wir uns also einig." willigte Milo ein. Auf die Frage nach seinem gewünschten Arbeitsbeginn musste er nicht lange überlegen.
    "Ich kann morgen schon anfangen, da meine Zeit momentan nicht anderweitig gebunden ist. Reicht das, um einen Scriba für die Einweisung zu bestellen?"
    Er schmunzelte leicht, da er nicht wirklich annahm, dass dies ein Problem sein könnte. Nach seinem Eindruck war man hier nur allzu froh, einen Teil der Arbeit endlich entbehren zu können.
    "Wenn es sonst nichts weiter gibt, wären meine Fragen vorerst geklärt. Alles weitere lässt sich sicher morgen mit meinem Einweiser noch in Erfahrung bringen. Dann möchte ich dich auch nicht länger von deiner Arbeit abhalten. Oder gibt es von deiner Seite noch etwas zu sagen?"

    "So ist es." lächelte Milo freundlich und verabschiedete sich von dem Mann.
    "Da ich ohnehin allen Kandidaturen beiwohnen werde, begib dich einfach dorthin,sofern du den entsprechenden Freigang erhalten solltest. Wir werden uns dann vor der Rostra treffen."
    Zum Abschied gab er ihm noch einmal die Hand.
    "Ich wünsche dir weiterhin gute Geschäfte und einen angenehmen Dienst bei den Cohortes Urbanae."

    An den Praefectus Vehiculorum Germania
    Regia Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum
    Germania


    TITUS FLAVIUS MILO PRAEFECTO S.


    Ich bitte um Erstellung einer Wertkarte über den Betrag von 50 Sesterzen. Sie soll den Mitgliedern der Gens Flavia in Germanien zur Verfügung stehen. Der entsprechende Betrag ist beigelegt. [ Sim-Off: überwiesen ] Vielen Dank für die Mühen.


    Titus Flavius Milo

    Milo runzelte die Stirn und musterte sein Gegenüber. Er ahnte, dass dieser schon mehr Zeit im Cultus Deorum verbracht hatte, als gut für ihn war. Vermutlich arbeitete auch Mercurinus Tag und Nacht für einen Hungerlohn.
    "Natürlich ist der Dienst an den Göttern ein besonderer. Doch ein Scriba ist wohl kaum als ein Diener der Götter anzusehen, sondern vielmehr als der Angestellter einer Institution. Und als solche sollte der Cultus Deorum seine Lohnpolitik vielleicht durchaus einmal überdenken. Es dürfte wenige Menschen geben, die sich zu dieser Art von Arbeit tatsächlich in solchem Maße berufen fühlen, als dass sie es so gut wie ohne Gegenleistung auszuführen bereit sind. Mit dem Amt eines Priesters ist das kaum vergleichbar."
    Er hielt kurz inne, überlegte und lenkte dann doch endgültig ein.
    "Dennoch soll dies meiner Beschäftigung nicht im Wege stehen. Ich willige ein, trotz des niedrigen Gehalts. Falls sich dahingehend in näherer Zukunft jedoch eine positive Änderung einstellen würde, wäre mir das nichtsdestotrotz natürlich sehr recht."

    Milos Augenbrauen wölbten sich leicht, während er den Scriba nachdenklich betrachtete. Mit einem geringen Gehalt hatte er natürlich gerechnet. Doch dass dieses tatsächlich demjenigen der Scribae entferntester Provinzen entsprach, erstaunte ihn nun doch.
    "Nur 5 Denare? Jetzt wundert es mich nicht mehr, dass der Cultus Deorum über Personalmangel zu klagen hat. Der Aedil zahlte mir das achtfache. Ist es denn nicht möglich, den Lohn etwas anzuheben und ihn der umfangreichen, zu leistenden Arbeit anzugleichen? Ich verlange sicher kein kaiserliches Gehalt und gebe mich auch mit weniger als in meiner letzten Beschäftigung zufrieden. Doch mir scheint die Diskrepanz in diesem Fall besonders groß zu sein."

    Milo sah sich aufmerksam um und musterte die ihm soeben angebotene Arbeitsstätte. Es sah wahrlich nicht nach wenig Arbeit aus und er ahnte, dass das zugehörige Scribagehalt in keinem Verhältnis dazu stand. Doch da seine Motivation ohnehin nicht im Pekuniären lag, nickte er nachdenklich und blickte den Scriba schließlich wieder an.
    "Das klingt nach einer anspruchsvollen und vielseitigen Beschäftigung. Ich würde diese Herausforderung sehr gerne annehmen. Die notwendigen Kenntnisse für die Beantwortung der auftretenden Fragen werde ich mir gegebenenfalls gerne noch zu eigen machen und vervollständigen. Doch bevor ich endgültig zusage, stellt sich natürlich noch die Frage nach der zugehörigen Entlohnung. Kannst du mir darüber eine Auskunft geben?"

    An Marcus Flavius Aristides
    Castellum der Legio IX Hispana
    Colonia Claudia Ara Agrippinensium
    Germania



    TITUS FLAVIUS MILO MARCO FLAVIO ARISTIDEI S.


    Es freut mich, dass dir das Leben in der Legion so gut gefällt und ich bin nach wie vor äußerst zufrieden, dass ich im Gegensatz zu dir die Weisheit besessen habe, die Annehmlichkeiten Roms und der hiesigen flavischen Villa den schlammbedeckten Plebejern in den nördlichen Provinzen vorzuziehen. Dennoch wundert es mich, dass du in Bezug auf die Weiblichkeit von einer solch desaströsen Lage sprichst. Erzählt man sich nicht vielerortes von den wunderschönen blonden Germaninnen, die sich tapfer jeder Verletzung trotzend wild und leidenschaftlich in einen Kampf um den anderen stürzen? Ich hörte, dass manche von ihnen in ihrer Gesellschaft angeblich sogar in höhere Ränge aufstiegen, einem Ritter vergleichbar. Sie müssen wahrlich einen einmaligen Eindruck bieten. Doch sofern sie sich tatsächlich derart beharrlich vor dir verstecken, wäre es mir eine Selbstverständlichkeit dir aus dieser Notlage herauszuhelfen, lieber Bruder. Wenn es in deinem Sinn ist, werde ich dir eine entsprechend geschulte Sklavin auswählen und zusenden. Wäre es dir in dem Fall möglich, sie im Umfeld des Legionskastells angemessen zu verwahren?


    In mancherlei Hinsicht kann ich dich beruhigen, Marcus. Hier in Rom mag es zwar ereignisreicher sein, doch an wirklich außerordentlichen Feierlichkeiten oder Ereignissen hast du bislang wenig versäumt. Auf diesem Metier hat Baiae der ewigen Stadt wahrlich noch einiges voraus und ohne dich und Hannibal ergibt sich auch für mich kaum eine Gelegenheit zu wahrem Amüsement. Unsere hiesige flavische Verwandtschaft scheint einen sehr ruhigen und zurückhaltenden Lebensstil zu pflegen. Furianus scheint sich nach wie vor äußerst wohl in dieser Welt der Politik zu fühlen und ist vor Kurzem nur zögerlich abgereist. Er hatte eine Audienz beim Kaiser höchstpersönlich, welcher ihn mit einem Arbeitsauftrag als provinzieller Architekt nach Hispania entsandte. Genauere Umstände dieser Reise oder des Auftrags sind mir leider nicht bekannt und ich weiß auch nicht, wann er wieder nach Rom zurückkehren wird. Insofern rückt die Feier seiner Hochzeit vorerst in ferne Zukunft. Greifbarer dürfte der Termin zur Vermählung unseres Vetters Gracchus sein. Erst kürzlich nahm er gemeinsam mit seiner Verlobten Claudia die konkreten Planungen auf und ich denke, dass wir demnächst mit endgültigen Daten rechnen können. Sobald ich genaueres weiß, werde ich deine Benachrichtigung selbstverständlich veranlassen. In Bezug auf meine eigene Karriere gibt es zu berichten, dass ich den Dienst beim Aedilis Plebis Purgitius Macer zu beiderseitiger Zufriedenheit abschließen konnte und mich in den nächsten Tagen als Scriba beim Cultus Deorum bewerben werde. Es liegt mir sehr daran, vor meinem Gang in die Politik vielfältige Erfahrungen zu sammeln. Daher werde ich bei den kommenden Wahlen auch noch nicht kandidieren. Wie sieht es bei dir aus, alter Mann? Erklimmst du bereits die Karriereleiter und hast schon den Posten eines Centurio oder Tribun in Aussicht?


    Dein Bericht über den Tiberier schockiert mich zutiefst. Selbstverständlich ist mir dieser Mann bekannt und bis heute war mein Eindruck von ihm durchaus ein guter. Er kandidierte bei den vergangenen Wahlen zur Quaestur und führt nun das Amt des Quaestor Consulum aus. Ich hatte auf der Rostra bereits flüchtigen Kontakt zu dem Mann und ich vermute, dass er seinen Weg in der Politik noch erfolgreich weiter fortsetzen wird. Meines Wissens ist sein bisheriger Lebenslauf stark vom Dienst im Militär geprägt. Außerhalb der Legion scheint er erst seit der Quaestur wirklich Aktivität zu entwickeln. Das Amt führt er einigermaßen zuverlässig aus - zumindest ist mir nichts Gegenteiliges bekannt. Seine politischen Verbindungen befinden sich wohl noch im Aufbau und liegen momentan nach meinen Beobachtungen schwerpunktmäßig im Bereich der eigenen Familie. Politische Feinde hat er sich im Rahmen der Frauendiskussion möglicherweise von Seiten der Aurelier zugezogen. Wahrscheinlich wird sich der Tiberier zu Beginn des nächsten Wahlkampfes erneut auf der Rostra einfinden und für das kurulische Aedilat kandidieren. Wenn seine Aussagen in Bezug auf unsere Mutter tatsächlich die von dir beschriebene Ungeheuerlichkeit besaßen, werde ich diese Gelegenheit gut zu nutzen wissen. Wenn du noch weitere Informationen benötigst, werde ich diese noch recherchieren. In jedem Fall halte ich von nun an die Augen offen.


    Dein Sklave ist bereits vor einiger Zeit aus der Villa Flavia abgereist und dürfte sich auf dem direkten Weg nach Germanien befinden. Ich hoffe, dass Hannibal sich nicht allzu viel Zeit lässt und schon bald bei dir eintrifft. In diesem Sinne wünsche ich dir noch eine verhältnismäßig angenehme Zeit bei der Legion und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen. Vale.


    TITUS



    P. S. Ich werde baldmöglichst beim Cursus Publicus um das Ausstellen einer Wertkarte für Germanien ersuchen, damit dir das Prozedere des Schreibens ein wenig erleichtert sei.

    Milo nickte erfreut. Er hatte sich manches Mal schon recht allein gewähnt mit seiner Einstellung und war schon allzu häufig auf Unverständnis gestoßen, dass er seine Karriere eher mit Bedacht in Angriff nahm.
    "Es freut mich sehr, dass wir dazu einer Meinung sind."
    Er lächelte leicht und nickte Lupus freundlich zu.
    "Sehr gut. Dann sehen wir uns ja bald wieder. Wenn es sonst nichts weiter zu besprechen gibt, möchte ich dich nicht weiter von deinen anderen Pflichten abhalten."

    Wie auch die meisten anderen der Teilnehmer hatte Milo ausreichend Schreibzeug vor sich liegen. Er machte jedoch nur spärlich davon Gebrauch und widmete seine Aufmerksamkeit voll und ganz dem Vortrag des Lehrenden. Die angesprochenen Spottverse brachten auch ihn leicht zum Schmunzeln. Sie erinnerten ihn an seinen Ziehbruder, der in diesem Moment wohl in Germanien mit unzähligen Plebejern Straßen bauen und sich im Schlamm suhlen musste. Einer gewissen Schadenfreude konnte Milo sich bei diesem Gedanken nicht verwehren und es kostete ihn Mühe, sich wieder voll auf den Unterricht zu konzentrieren. Nur hin und wieder nahm der Patrizier seinen Stilus zur Hand und machte sich eine kleine Notiz auf einer Wachstafel. Die angesprochenen Quellen wollte er sich später in der flavischen Bibliothek noch einmal genauer zu Gemüte führen. Vor allem das carmen arvale beabsichtigte er zur Vorbereitung genauer zu studieren und sich bei der Gelegenheit zum Vergleich auch mit dem ihm mittlerweile wohlbekannten carmen saliare zu beschäftigen. Nach dem Abschluss der Vorlesung nahm er eine weitere, noch unbeschriftete Tafel zur Hand und vermerkte sich dort die gegebene Aufgabenstellung. Mit einiger Überlegung schrieb Milo schließlich die geforderten Antworten nieder und übertrug sie anschließend fein säuberlich auf ein Papyrus.

    "Vielen Dank."
    Dankbar nahm Milo auf der angebotenen Sitzgelegenheit Platz, da seine Füße von dem langen Aufenthalt auf den Märkten mittlerweile nun doch ein wenig ermüdet waren. Auch den ihm gereichten Wein nahm der Patrizier erfreut an und trank einen erfrischenden Schluck aus seinem Becher. Er stellte das Getränk wieder beiseite und blickte aufmerksam zu Mercurinus. Milo schätzte ihn als ein kompetentes Gegenüber ein, da der Mann sofort zur Sache kam und nicht willens schien, groß um die Dinge herum zu reden. Über die Tatsache, dass dieser sich selbst vorzustellen schlichtweg versäumte, sah Milo daher auch großzügig hinweg und kam ebenfalls direkt zum eigentlichen Thema.
    "Nun, wie es Fortuna wollte, ergab sich vor geraumer Zeit an ihrem Feiertag ein Gespräch zwischen mir und einem Septemvir. Mein Interesse an der Organisation des Cultus Deorum kam zur Sprache und er erwähnte daraufhin die Möglichkeit, dass vermutlich durchaus ein Scriba gebraucht werde. Für die Verpflichtungen eines Sacerdos Publicus empfinde ich mich persönlich nicht als geeignet. Doch wie auch jedem anderen anständigen Bürger Roms liegt mir natürlich sehr daran, dass dem Dienst an den Göttern Genüge getan wird. Aus diesem Grund und da ich noch vielfältige Erfahrungen für meinen künftigen Werdegang machen möchte, erscheint mir eine solche Tätigkeit in der Verwaltung des Cultus Deorum optimal."
    Er überlegte kurz.
    "Welcher Art Referenzen sind in diesem Zusammenhang nun interessant? Ich bin der Sohn des Senators Secundus Flavius Felix, wuchs jedoch bei Zieheltern in der schönen Stadt Baiae auf. Dort wurde mir selbstverständlich eine klassische Ausbildung zuteil, in der ich alles für meinen Platz in der Gesellschaft notwendige lernte. Seit meiner Ankunft in Rom habe ich für die Dauer einer Amtsperiode als Scriba des damaligen Aedilis Plebis Spurius Purgitius Macer gearbeitet. Sämtliche von ihm aufgetragenen Aufgaben konnte ich zu seiner vollen Zufriedenheit erledigen. Dabei handelte es sich inhaltlich natürlich um Angelegenheiten des Aedilats, die denen des Cultus Deorum vermutlich teilweise sehr verschieden sind. Ich widmete mich sowohl dem direkten Umgang mit Menschen als auch der eingehenden Beschäftigung mit Schriftrollen und Wachstafeln. Vorlieben habe ich dabei nicht entwickelt, wobei mir jedoch eine gesunde Mischung von beidem am angenehmsten erschien."

    Milo gab seinem Sklaven einen dezenten Wink, woraufhin dieser sich erleichtert an einen schattigen Platz in der Nähe begab, um sich dort mit den schweren Einkäufen niederzulassen und auszuruhen. Der Patrizier selbst öffnete draufhin die Tür und trat einen Schritt in den Raum hinein. Sein Blick wanderte flüchtig über das hiesige Möbilar und auch kurz über die auf dem Schreibtisch ausgebreiteten Dokumente. Schließlich kam er zum Ruhen auf dem dahinter sitzenden Mann, den Milo nun mit höflicher Zurückhaltung grüßte.
    "Salve. Ich bin Titus Flavius Milo und möchte mich nach der Möglichkeit einer weltlichen Anstellung im Cultus Deorum erkundigen. Bin ich dazu hier an der richtigen Stelle?"
    Er musterte den Mann unauffällig, konnte jedoch keine für ihn aufschlussreichen Hinweise auf dessen hohe oder niedrige Stellung in dieser umfangreichen Institution entdecken.

    "Sehr gut. So es deine Pflichten als Miles der Cohortes Urbanae zulassen, wird deine Begleitung mir ein Vergnügen sein."
    Milo nickte zufrieden mit dem Kopf.
    "Ich habe mich in Bezug auf die kommenden Wahlen tatsächlich gegen eine Kandidatur meinerseits entschieden. Ohne Zweifel entspricht es meinen Plänen, den Weg in den Cursus Honorum eines Tages zu beschreiten. Doch ich fühle mich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht reif und bewandert genug, um ein so verantwortungsvolles Amt zu übernehmen. In meiner Zeit als Scriba des Aedilis Plebis habe ich unter anderem äußerst wertvolle Erfahrungen sammeln können. Ich erhoffe mir noch weitere interessante Tätigkeiten, durch die ich meine Kenntnisse und Fähigkeiten erweitern kann. Das Leben in Rom, die Gesellschaft und die Politik sind komplexe Bereiche, für die es einiges an Zeit und Erfahrung braucht, um sie zu meistern. Daher strebe ich momentan eine Anstellung in der Verwaltung des Cultus Deorum an und möchte noch den ein oder anderen Kurs an der Schola Atheniensis belegen, bevor ich mich aktiv selbst in der Politik betätige."

    Milo lächelte leicht und winkte beruhigend ab.
    "In Bezug auf die Politik werde ich dich soweit informieren, wie es nötig ist. Falls dein Interesse dahingehend jedoch noch größer ist oder es eines Tages sein sollte, kann ich dies natürlich auch gerne ausweiten und dich nach deinen Wünschen ein wenig unterrichten und deine Fragen beantworten. Wie ist es denn um dein Interesse an der Politik bestellt? Sofern es dich interessiert, kannst du mich beim kommenden Wahlkampf gerne auf die Rostra begleiten. Ich selbst werde im Übrigen allerdings nicht kandidieren. Doch es lassen sich meist interessante Wortwechsel verfolgen und aufschlussreiche Beobachtungen anstellen."
    Er wusste nur allzu gut, was für einen eklatanten Unterschied es machen konnte, von welcher Seite aus man über derartige Dinge informiert wurde. Insofern lag Milo natürlich sehr daran, seinen Klienten aus seiner eigenen Sichtweise heraus weiterzubilden und ihm so auch seine eigene Position verständlich zu machen.
    "Falls ich deine Dienste benötige, wirst du selbstverständlich von mir hören. Ich denke jedoch, dass dies in der nächsten Zeit noch nicht der Fall sein wird."

    Eines schönen Tages begab sich Milo mit nur seinem Sklaven Hermes im Gefolge zur Regia des Cultus Deorum. Zuvor hatte er noch einige Zeit auf den Märkten verbracht und sich neben einigen neuen Schriftrollen auch neues Schuhwerk und Stoff für neue Kleidung zugelegt. Hermes trug noch schwer an diesen Einkäufen und blieb stets ein Stück hinter seinem Herrn zurück. Nach einigem Suchen fand Milo das Officium zur Anmeldung und blieb vor dessen Tür stehen. Kurz überprüfte der Patrizier mit Hilfe des Sklaven den Sitz seiner schlichten Toga. Dann sammelte er sich und klopfte an.

    Milo schmunzelte und wiegte leicht seinen Kopf.
    "Die salii ergänzen sich durch Kooptation und ich kann mir kaum vorstellen, dass einer der Auserwählten diese Ehre ablehnen würde. Mehr als ein Dutzend werden wir jedoch wohl kaum werden."
    Er sah sich kurz im Raum um und blickte den Aurelier dann fragend an.
    "Ist dir der amtierende Magister zufällig bekannt? Ich konnte ihn leider noch nicht kennenlernen."

    Milo nickte zufrieden und bot Lupus seine Hand an, um die Abmachung zu besiegeln.
    "Auf eine gute Zusammenarbeit. Wir werden die Götter sicher nicht enttäuschen."
    Das sofortige Angebot seines neuen Klienten freute Milo sehr. Er wusste für den Moment jedoch keine besonderen Aufgaben, die er ihm auftragen könnte und schüttelte den Kopf.
    "Dein Engagement ehrt mich. Vielen Dank. Im Augenblick gibt es keine Angelegenheit, für die ich deiner Unterstützung explizit bedarf. Doch sobald sich dies ändert, werde ich es dich natürlich wissen lassen. Bis dahin besuche mich nur von Zeit zu Zeit, berichte mir, wie es dir ergeht und was es für Neuigkeiten in der Stadt gibt. Allein damit kannst du mir schon einen guten Dienst erweisen."
    Milo wusste, wie wichtig Informationen in dieser Gesellschaft waren.
    "Gibt es denn etwas, das ich für dich tun kann? Benötigst du finanzielle Unterstützung oder auch etwas anderes?"