Beiträge von Gaius Octavius Victor

    Diesmal war der Ianitor vorgewarnt worden, dass mit der Ankunft eines Sprosses des Dominus zu rechnen war. Tatsächlich war er sogar geschniegelt und gestriegelt worden an diesem Tag und reagierte prompt, als sich die Neuankömmlinge an der Tür bemerkbar machten. Sofort gab er bescheid, dass die Erwarteten da waren und riss dann das Eingangstor auf, bevor er seinen auswendig gelernten Text herunterratterte.


    "Salve und Willkommen daheim, Herrin! Tretet bitte ein. Ihr werdet schon erwartet."

    Das mit dem Getreideproblem hatte Victor schon gehört, auch wenn er selbst noch nichts davon merkte. Allerdings war es ja nur natürlich, dass es Probleme gab, wenn ein Drittel der Getreideversorgung der urbs aeterna plötzlich ausfiel. Da würde der Beitrag aus den norditalischen Gebieten wohl nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, wenn überhaupt. Aber Rom ging ja bekanntermaßen immer vor.


    War natürlich toll gleich mit so einer Krise in das Amt zu stolpern, aber der Mensch wuchs ja schließlich an seinen Aufgaben. "Natürlich, mein Kaiser. Ich werde mich darum kümmern." Dann schoss Victor allerdings eine Frage durch den Kopf, die er bei Gelegenheit sowieso seinem Patron stellen wollte und die ihn als italischer Curator auch verwaltungstechnisch betreffen könnte. "Darf ich da auch gleich fragen, ob du vorhast noch neue Legionen auf italischem Gebiet auszuheben?"

    Curator Rei Publicae? Nicht das sich Victor verschluckt hätte, als sein Patron diesen Posten erwähnte. Er hatte auch schon davon gehört, dass Vinicius Lucianus im Kerker saß. Etwas was Victor, abseits aller möglicherweise berechtigten Anschuldigungen gegen den Vinicier, durchaus bedauerlich fand. Mit Lucianus war er immer zurande gekommen, jetzt seinen Posten unter gerade diesen Umständen zu erben war... leicht unangenehm. Trotzdem zögerte Victor nur unmerklich bevor Salinator antwortete. "In der Tat, mein Kaiser, mit der Verwaltung bin ich vertraut." Dann lehnte sich Victor ein wenig auf seinem Schemel vor. Curator für Italia war mehr als er befürchtet hatte, aber auch weniger, als er insgeheim erhofft hatte. Nicht das er vorgehabt hätte, dies seinem Patron mehr als indirekt mitzuteilen. Eine Diskussion lohnte ja eh nicht mit dem Vescularier, wenn der erstmal eine Entscheidung getroffen hatte. "Wenn du der Meinung bist, dass ich dir in diesen schwierigen Zeiten als italischer Curator am Besten dienen kann, so werde ich das mit aller Kraft tun, mein Patron."

    In seinem Arbeitszimmer ging Victor gerade die Schreiben des Tages durch, als er zu einer noch versiegelten, privaten Mitteilung vorstieß. Von seiner Ex-Frau, was schon ziemlich ungewöhnlich war. Hoffentlich keine schlechten Neuigkeiten. Nicht gerade hastig, aber doch erkennbar neugierig, erbrach der Octavier das Siegel und überflog dann den kurzen Text. Ein feines Lächeln schlich sich auf die Lippen des Senators bevor er aufblickte und einen Sklaven ansah, der seine diktierten Antworten und Reinschrift auf Papyrus übertrug. "Du! Geh und hol den maior domus. Er muss alles für die Ankunft der kleinen Nasica vorbereiten!" Während der angesprochene Sklave losflitzte, warf Victor schon mal den Entwurf für eine Antwort auf eine tabula.

    Irgendwie war es ja nicht nur ein bisschen zum Lachen, wie hier der filius seinen pater behandelte. Als ob Victor ein Tattergreis von achtzig Jahren wäre und jeden Moment aus den Sandalen zu kippen drohte. "Sicher, Sohn. Auch wenn Aesculapius wohl auch ein Wort bei der Gesundheit mitzusprechen hat. Bei der Gelegenheit können wir auch gleich Mercurius für deine sichere Reise hierher danken."


    Allerdings war es schön endlich mal wieder ein junges und fröhliches Gesicht, wie das seines Sohnes, in der Casa um sich zu haben, weshalb der Senator das Gespräch durchaus genoss und seinem Nachwuchs aufmerksam zuhörte. "Was? Dieser Schuft hat dich einfach allein gelassen?" Victor riss die Augen, bevor er sie zusammenkniff und ein wenig mit den Zähnen knirschte. Dieser Feigling von Paedagogus würde sich nirgends im Reich verstecken können, wenn Salinator seine Feinde erstmal besiegt hatte. "Ja, Manius, ich weiß. Und nicht einfach nur irgendein Krieg, Sohn." Auch wenn Victor nicht gerade bei der Begrüßung mit seinem filius über dieses Thema sprechen wollte, war Gracchus doch schon alt genug, dass man überhaupt mit ihm darüber sprechen konnte. "Ein Bürgerkrieg und noch dazu einer der seltsamsten Sorte. Da kämpfen Legionen im Namen der Ehre für einen Kaisermörder gegen Rom." Kurz schüttelte Victor seinen Kopf, darüber konnte man wann anders reden. "Doch lassen wir dieses Thema, für heute. Freuen wir uns lieber, dass du wieder hier bist, Sohn und sorgen uns morgen weiter!"

    Wie? Ein Danke? Vom Imperator, nein besser noch vom Salinator höchstpersönlich? Einen Moment lang fragte sich Victor wirklich, ob er sich gerade verhört hatte. Dann fiel ihm aber auf, dass er ja nur dem Ego seines Patrons geschmeichelt hatte. Da war es eigentlich eher überraschend, dass der Vescularier nicht schnurrte wie eine Katze... eine sehr dicke Katze, allerdings. Ein amüsanter Gedanke, den der Octavier aber wie einige andere zuvor auch schon, erst einmal zur Seite schob. Schließlich hatte er noch eine Frage zu beantworten.


    "Mein Kaiser, ich kann leider nicht in die Zukunft sehen um zu sehen, was diese bereit hält, aber ich würde jetzt noch nicht hier vor dir stehen," oder vielmehr sitzen, aber man musste ja nicht zu kleinlich bei der Wortwahl sein. "wenn ich nicht voll genesen wäre und dir in jeder Position dienen könnte, die dir genehm wäre." Auch wenn es unglücklicherweise nicht das erste Mal war, dass er so etwas Ähnliches sagen musste, meinte er es auch dieses Mal so und sprach im Brustton der Überzeugung. Allerdings hoffte Victor schon, dass sein Patron seine Worte nicht allzu... frei interpretierte. Um den ganzen Tag schwere Sachen von A nach B zu schleppen war er dann doch bald zu alt und ein wenig... überqualifiziert.

    Ein bisschen was hatte der Imperator ja von einem Mastschwein, wie er sich so auf seine Kline wälzte. Ein Wunder, dass das Möbelstück nicht unter Salinator alleine ächzend zusammenbrach. Der Gedanke war zwar gerade unpassend, aber er brachte Victor auf eine Idee, was er dem Kaiser bei seinem nächsten Geburtstag als Präsent würde überreichen können. Eine massivgoldene Kline wäre kitschig, geschmacklos und praktisch... also genau so was, was der werte Patron zu lieben schien. Allerdings war jetzt erstmal ein Gespräch zu führen, weshalb sich der Octavier wieder auf eben jenes zu konzentrieren versuchte, während er gleichzeitig nach einer bequemen Sitzposition suchte.


    "Ähem... nunja, zumindest kannst du jeden Tag im Palast mit der Vorfreude leben, vielleicht etwas neues darin zu entdecken." Womöglich fand Salinator noch irgendwann die geheimnisvolle Verwaltungsabteilung, die der göttliche Augustus gegründet haben sollte, von der man aber nie wieder was gehört hat. Zumindest hatte Victor die Geschichte mal von einigen Palastschreibern gehört, als er hier noch öfters ein und aus gegangen war. "Nun, um deine Zeit aber nicht mit allzu viel Belanglosigkeiten zu stehlen, mein Kaiser, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um dir persönlich zu deiner Erhebung zum Imperator Caesar Augustus zu gratulieren. Ich muss mich natürlich auch entschuldigen, dass ich dies zu tun nicht schon früher vermochte, aber sei dir versichert, mein Kaiser: Ich stehe treu zu dir. Und nachdem ich jetzt wieder genesen bin, stehe ich dir vollumfänglich für Rat und Tat zur Verfügung, Patron."

    Erst seine Genesung, dann seine Rückkehr nach Rom und nun konnte er auch endlich mal wieder seinen Sohn in den Armen halten. Die Götter und das Schicksal meinten es zweifelsohne derzeit gut mit Victor! Ein paar lange, schöne Augenblicke hielt er seinen Spross in den Armen, bevor er ihm leicht auf die Schulter klopfte, sich aus der Umarmung löste und ein paar Schritte zurücktrat, um Manius anschauen zu können. Allzu häufig würde er ihn wohl nicht mehr so umarmen können, langsam wurde sein Sohnemann wohl zu alt und zu groß dafür. Wie die Zeit verging!


    "Es ist wirklich schön dich endlich wieder zu sehen, Manius. Ja, mir geht es wieder bestens... jetzt erst recht!" Mit einem zufriedenen Grinsen begutachtete er Gracchus, bevor es ein wenig säuerlich wurde. Jetzt wollte ihn sein Sohn schon bemuttern. "Danke, aber mir geht es gut, filius. Wenn du dich aber erstmal ausruhen möchtest, können wir uns gerne setzen."


    Nachdem er dann saß, lachte Victor kurz bei Manius Aufforderung auf, zu erzählen. Als ob es da soviel gegeben hätte. "Nun, Sohn. Ich war krank und lag danieder. Ende der Geschichte." Tja, seine zurückliegenden Monate boten kaum den Stoff für ein umfassendes Schaustück. "Aber wie sieht es bei dir aus? Wie war die Reise? Was treibt dich schon hierher? Ehrlich gesagt hätte ich noch gar nicht mit dir gerechnet..."

    Das sollte auch nicht die Absicht meiner Anfrage sein, dass es Einfluss auf das Spiel hat. Ich bin selber auch immer davon ausgegangen, dass die Münze aktiv war, zumal ich bis jetzt auch nichts davon gelesen habe, dass die Cohorte der Urbaner in der Zwischenzeit mal abgezogen gewesen wäre.

    Da ja derzeit von den "Rebellen" im Ingame scheinbar geplant wird die Münze in Lugdunum zu überfallen, wollte ich mich mal erkundigen, ob es archäologische Funde zu dem Aufbau derselbigen gibt. Dazu habe ich leider nichts gefunden, aber DIESEN interessanten Artikel in der Wikipedia. Zugegeben mein Französisch ist etwas eingerostet, aber soweit ich das verstanden habe, wurde dort zwischen 78 und 196/197 n. Chr. überhaupt nichts geprägt und die Münze war geschlossen.


    Hat jemand da vielleicht Literatur zu und kann das bestätigen / widerlegen?

    Schön, dass wir uns da einig sein könnten :D


    @IR: Germansiches Wetter, Germanische Frauen... und was ist mit kaisertreuen Deserteuren? Nein, ich wollte jetzt auch gar nicht die 70% auf Biegen und Brechen verteidigen... da habe ich einfach zu wenig Ahnung was die typische erreichte Sollstärke einer Grenzlegion gewesen ist.

    Zitat

    Original von Tiberius Helvetius Varus
    [...]


    Hm, reden wir gerade aneinander vorbei? Ich meine ich will ja auch nichts anderes sagen, als dass 70% Sollstärke bei stark beanspruchten Legionen durchaus möglich gewesen sein kann. Größere Mengen Verstärkung zu verschieben ist ja auch nicht unwahrscheinlich, aber sowas wird ja wohl (vermute ich mal) eher bei größeren Konflikten passiert sein. Der Einsatz von Unterstützungstruppen ist aber ja auch nicht das gleiche wie eine Versetzung in eine andere Einheit. Vexillatios gehörten ja immer noch zu ihren ursprünglichen Einheiten und können als solche identifiziert werden.


    @Situation im IR: Wir sollten da vielleicht auch bedenken, dass derzeit die Grenzlegionen ja tatsächlich nur innerhalb ihrer Provinzen verstärkt werden können, da sicherlich nicht Verstärkung aus Salinatortreuen Provinzen zu den Rebellen geschickt wird und umgekehrt ;)

    Nunja, mit sovielen Jahren Militärdienst wie du kann ich zwar nicht aufwarten und prinzipiell ist was du vorschlägts ja auch logisch, aber man darf ja auch nicht vergessen, dass wir uns immer noch in der Antike befinden und selbst "große Mobilität" was anderes bedeutet als heutzutage. Ich kann mir gerade nicht vorstellen, wie schwierig es wäre ständig provinzübergreifend kleinere Mengen Verstärkung anzufordern und zwischen allen Einheiten kleine Trupps zum Auffüllen zu verschieben. Was jetzt nicht heißen soll, dass es nicht möglich ist, es gibt ja einige Hinweise auf Cohorten und Teileinheiten von entfernten Legionen, die zur Unterstützung an Krisenherde geschickt wurden. Allerdings waren das ja dann auch länger andauernde Konflikte.


    Was die Seminararbeit (zugegeben nur in den hier geposteten Auszügen) nicht hergibt, ist eine nachgewiesene Verwendung von kleinen Gruppen von Marineinfanteristen zum Auffüllen von Legionen. Da steht ja nur, dass aus ihren Reihen komplette Legionen (also neue Einheiten) ausgehoben wurden.

    Hm, ist da nicht gerade ein kleiner Gedankenfehler bei dir drin? Ich meine Ziel ist es doch jede Einheit auf 100% zu haben, sonst lohnen sich ja Sollvorgaben nicht. Aber durch Krankheiten, Kämpfe, Unfälle etc. sinkt doch die Zahl der kampfbereiten Soldaten und das bei Einheiten die beständig in Scharmützel verwickelt sind schneller als bei solchen, die flapsig gesprochen den ganzen Tag nur Däumchen drehen.

    Kurz nach Eintreffen Gracchus wurde Victor über dessen Erscheinen durch einen Sklaven informiert. Er flog zwar nicht gerade auf dem Weg durch die Casa Octavia zum Atrium, das gestattete seine Würde als Senator dann doch nicht, jedoch ließ er alles stehen und liegen, um seinen Spross zu begrüßen. Mit ausgebreiteten Armen trat Victor dann auf Manius zu und hatte ein breites Lächeln im Gesicht. "Sohn!"

    Der Ianitor, der ja genau deshalb für seine Aufgabe ausgewählt worden war, weil er Gesindel beeindrucken sollte, schaute bei den Worten des jungen Herrn ein wenig verwirrt.
    "Der Sohn des Dominus du bist? Öh..." Nicht das dem Mann die Worte fehlten, er wusste nur nicht, dass sein Herr einen Sohn hatte, oder das dieser erwartet wurde. Was also sollte er tun? Wenn das nun sonst wer war? Sollte aber nicht sein Problem sein. Wenn der Mann log, würde der Maiordomus ihn schon rauswerfen lassen. "Du eintreten kannst. Ich...", einen Moment stockte der Ianitor, weil er merkte, dass er falsch sprach. Dafür wollte er keine Schläge haben. "Ich führe dich ins Atrium!"
    Um dieses Versprechen umsetzen zu können, öffnete der Sklave die Tür ganz und liess Gracchus herein.

    "Ich werde es mir merken, mein Kaiser. Für das nächste Mal." Kurzzeitig setzte Victor ein kleines, schiefes Lächeln auf, bevor er dann die Einladung des Salinator einzutreten natürlich nicht ausschlug, sondern durch die Tür schritt und das Officium betrat. "Danke dir, Imperator."


    Ein wenig verwundert war der Octavier dann doch schon über den Anblick einer Kline in einem Arbeitszimmer, aber das ließ er natürlich unkommentiert. Wenn der Patron gerne im Liegen arbeitete bzw. arbeiten ließ, so war das seine Sache. Das konnte man sich zum Glück recht schnell einreden. Nachdem Salinator ihm einen Schemel anbot, nahm Victor also darauf Platz, ehe er sich wieder an den Kaiser wandte.


    "Danke der Nachfrage, mein Kaiser. Mir geht es soweit tadellos und ich bin wieder voll einsatzfähig. Ich hoffe du hast dich hier im Palast auch schon gut eingelebt?" Ob es ihm gut ging, fragte der Octavier jetzt nicht im Gegenzug. Ein heraufziehender Bürgerkrieg konnte wohl auch jedem Imperator Caesar Augustus die Laune verderben und die Galle hochtreiben.