Beiträge von Gaius Octavius Victor

    Nur wenige Augenblicke nach dem an der Tür geklopft worden war, trat auch schon der Ianitor im Inneren an eben diese und öffnete sie soweit, dass er den Kopf hindurch stecken konnte. In den letzten Monaten hatte er die lingua latina grob gesagt eingeprügelt bekommen, denn es konnte ja nicht angehen, dass der Torwächter nie verstand, was die Leute eigentlich so von ihm wollten.


    Demzufolge wandte er sich jetzt der deutlich verständliche Ianitor an Gracchus, auch wenn er diesen nicht erkannte.


    "Salve, du wünscht?"

    Angesichts des irritierten Gesichtsausdrucks des Salinator, vermutete Victor mal auf Anhieb, dass er an Ort und Stelle nicht so ganz richtig war. Nichtsdestotrotz hob der Octavier aber eine Hand zum Gruß... ging ja eigentlich auch eher um die symbolische Bedeutung überhaupt zur Salutatio dagewesen zu sein und wenn der Kaiser weiter keine Zeit hatte, würde Victor halt gleich wieder gehen.


    "Salve, Imperator Caesar Augustus! Ich wollte dir meine Aufwartung als dein Klient machen, nachdem ich wieder genesen und in Rom bin. Es will mir aber scheinen, dass ich für deine Salutatio hätte an einen anderen Ort verwiesen werden müssen..."

    So ganz recht wusste Victor tatsächlich nicht, wo er hin musste. Auch wenn er schon mal Klient eines amtierenden Imperator Caesar Augustus gewesen war, hatte der doch nicht allzu viel auf Salutationes gegeben. So zumindest war der Eindruck des Octaviers gewesen, der tatsächlich nie in der Domus Augustana gewesen war, um diese Pflicht eines Klienten zu erfüllen. Allerdings hatte der jetzige Kaiser ja schon als Praefectus Urbi klar gemacht, dass er zumindest an dieser Tradition durchaus Gefallen fand.


    Also war er jetzt hier und wenn Victor es sich recht überlegte, war es sogar das erste Mal, seit der Trauerfeier für Divus Iulianus, dass er wieder in diesen Gemäuern war. Den Gedanken schob er allerdings zur Seite und fragte sich stattdessen lieber, ob er in diesem Officium überhaupt richtig war... irgendwie fehlte ein klassisches Atrium. Nunja, im schlimmsten Fall würde schon irgendwann ein Palastsklave über ihn stolpern und an den richtigeren Ort weisen können. Und das war ja wohl auch eine der Pflichten eines Klienten: Auf den Patron zu warten...

    Da er ja nicht zum ersten Mal hier war und deshalb schon häufiger durchsucht wurde, beschwerte sich Victor ganz sicher nicht über das Verfahren. Das einzige was ein wenig frustrierend war, betraf die Unordnung der Falten seiner Toga, die immer nach der Durchsuchung auf Waffen zu beseitigen war. Warum überhaupt hatte er sich dann an diesem Morgen die lange Mühe gemacht, sich korrekt einkleiden zu lassen, wenn die Arbeit jetzt eh für die Katz war. Allerdings war das eine rhetorische Frage im Geiste und als der Miles fertig war, nickte der Octavier ihm wiederum nur zu.


    "Danke, Miles." Sprachs und folgte dem anderen Prätorianer, der ihn wohl zum Ziel geleiten sollte. Auch wenn das eigentlich überflüssig war, weil der Senator den Weg dahin doch schon ein paar Mal beschritten hatte. Nunja, immerhin bestand ja die kleine Wahrscheinlichkeit, dass er seinen unsichtbaren Dolch aus seiner unsichtbaren Tasche zog und damit auf seinen Patron einstach... oder so ähnlich. Aber auch das hatten die Palastwachen ja schon immer getan, weshalb Victor angesichts der Begleitung nicht mal mit den Augen rollte.

    Bei dessen Auftreten bemerkte auch Victor den Skythen, allerdings kannte er die schon aus Salinators Zeiten als Praefectus Urbi, von daher war er nicht sonderlich überrascht. Zumal ja auch die stadtrömische Gerüchteküche eifrig Infos über die verschiedenen erfundenen und tatsächlich ausgelebten Extravaganzen des neuen Imperators verbreitete. Da war der Anblick eines bewaffneten Barbaren im Pomerium (und im Palast) fast schon kein Stirnrunzeln mehr wert. Dem Prätorianer nickte Victor zu, als dieser ihn ansprach.


    "Salve! Kein Problem, durchsucht mich ruhig, Miles. Keiner hier will es doch den Aufständischen einfach machen und dafür sorgen, dass der rechtmäßige Kaiser einfach um die Ecke gebracht wird, nicht?"


    Während Victor die Arme von sich streckte um der Wache die Arbeit zu erleichtern, traten seine Begleiter und Sklaven zurück, um auf des Senators Rückkehr zu warten.

    Ausgiebig, sehr ausgiebig musterte der Senator die Umgebung, während er auf eine Reaktion der Wache wartete. Vielleicht war sein Anliegen ja etwas verwirrend, aber so früh am Morgen war es doch nun auch wieder nicht gewesen, dass Victor der erste Klient hier am Palatium Augusti war, oder? Da musste doch schon mal jemand vor ihm hierher gekommen sein. Aus Erfahrung wusste der Octavier allerdings, das es nicht sonderlich viel brachte die Wachen zu triezen, bis man eine Reaktion bekam, weshalb er einfach weiter die Gegend musterte und ab und zu dem Miles einen Blick zuwarf.

    Auch wenn ich nicht Ofella bin heiße ich dich in der Gens und als Sohn Willkommen, Gracchus. ;)


    @Magnus: Mein Victor ist jetzt als Sim-off Verwalter der Gens Octavia eingetragen, von daher hoffe ich das geht so in Ordnung. :)


    Der Name der Mutter wird nachgereicht.

    Nur kurze Zeit nachdem er die Casa Octavia verlassen hatte, traf Victor auch schon am Palatium Augusti ein. Noch war die Sonne nicht bedeutend weit über den Horizont gestiegen, weshalb es nicht verwunderlich war, dass die Wache am Eingang zum Palast zwar hellwach aber etwas verfroren aussah. Der letzte Wachwechsel war wohl noch nicht so lange her und da zehrte wohl jemand nur noch unzureichend von der Bettwärme. Allerdings war der Senator ja jetzt nicht hier um sich über Soldaten beim Wachdienst lustig zu machen, schon gar nicht zu dieser Stunde, weshalb er einen Sklaven vorschickte, um ein anderes Anliegen vortragen zu lassen.


    "Salve, mein dominus der Senator Gaius Octavius Victor ist hier um seine Pflicht als Klient gegenüber dem Imperator Caesar Augustus zu erfüllen. Er bittet darum zur Salutatio seines Patrons vorgelassen zu werden."


    Während sein Sklave sein Sprüchlein aufsagte, schaute sich Victor ein wenig um. Nicht das sich irgendetwas sonderlich verändert hatte, seitdem er das letzte Mal hier war, aber er hatte ja sonst nicht viel zu tun, bis die Antwort der Palastwachen kam.

    Einige Tage nach seiner Rückkehr in die urbs aeterna stand Victor wieder in der Tür zur Casa Octavia. Diesmal allerdings befand er sich auf dem umgekehrten Wege und verließ die Räumlichkeiten anstatt sie zu betreten. Auch sonst war einiges an diesem Tage anders, so war es nicht früher Abend sondern früh am Morgen und die Sonne hatte gerade die ersten Hähne geweckt. Auch war der Senator nicht für eine Reise gekleidet, sondern ziemlich herausgeputzt und in einer neuen Toga unterwegs. Einen Moment zögerte er die Schwelle zur Straße gänzlich zu übertreten und musterte stattdessen die Begleiter, die sich vor ihm drängten.


    Nur einen kurzen Augenblick später schüttelte er aber den Kopf über sich selber und setzte sich wieder in Bewegung. Auch wenn er für den Gang zum Palatium Augusti angeneh... nein, unbeschwertere Gründe bevorzugt hätte, war dieser doch nicht zu vermeiden. Also konnte man auch entschlossen und forsch ausschreiten und die ganze Angelegenheit möglichst hinter sich bringen. Mit einem Nicken begrüßte Victor im Vorbeigehen seine Begleiter und gab ihnen damit auch das Zeichen sich mit ihm in Bewegung zu setzen, dann schritt er aus Richtung Palatin.

    Ad
    Imperator Caesar Augustus
    P. Vescularius Salinator
    Palatium Augusti


    Salve Imperator,


    lass mich dieses Schreiben zuerst dazu nutzen, dir meine herzlichsten Glückwünsche zu deiner Ernennung zum Imperator Caesar Augustus zu übermitteln. In den Stunden der Verzweiflung warst du zur Stelle, um ein Imperium und ein Volk zu führen und auf rechtem Kurs zu halten, dessen Kaiser samt seiner engsten Familie durch eine verderbte und feige Tat aus dem Kreis der Lebenden gerissen wurde. Ich bin mir sicher die Götter werden mit dir und deiner Amtszeit sein, warst du doch offensichtlich von ihnen als Stellvertreter und Nachfolger des alten Imperators bestimmt in einer Position zu sein, zukünftig das Schicksal Roms zu lenken.


    Nichtsdestotrotz möchte ich dir aber auch mein Beileid zu dem Verlust aussprechen, den du als sein enger Vertrauter und Stellvertreter durch die Ermordung unseres Kaisers Valerianus erlitten hast. Die Schuldigen werden deinem gerechten Zorn und ihrer verdienten Strafe nicht auf immer entfliehen, dessen bin ich mir ebenfalls sicher.


    Natürlich bedauere ich es über die Maßen leider durch eine Krankheit ans Bett gefesselt worden zu sein, sodass ich nicht persönlich bei deiner Berufung an die Spitze des Imperium Romanum dabei sein konnte. Bitte verzeih diesen misslichen Umstand und sei dir meiner andauernden Treue und Loyalität versichert.


    Dieser Tage wo sich ruchlose Verräter gegen deine rechtmäßige Führung auflehnen waren die Götter und das Schicksal so gnädig mir meine Gesundheit wiederzugeben, auf dass ich dir wieder in jeder Art und Weise mit Rat und Tat zur Seite stehen kann, die dir genehm ist, mein Kaiser.



    Heil dir Imperator und Patron,


    G. Octavius Victor

    Vor seiner letzten Krankheit hatte Victor recht lange nach einem Raum in der Casa Octavia gesucht, wo er sich ein schönes Zimmer für die Erledigung der Schreibarbeit würde einrichten können. Das alte Arbeitszimmer seines verstorbenen Onkels Anton hatte er dabei immer abgelehnt zu benutzen aus... verschiedenen Gründen. Jetzt allerdings musste er zumindest einen Brief dringend erledigen und auch wenn ihn später ein Sklave in Reinschrift übertragen würde, konnte Victor doch besser denken, wenn er selber seine Gedanken zu Papier brachte.


    Einen Brief an Salinator galt es zu verfassen und noch dazu einen, wo es galt tief in die verstaubte Mottenkiste der Schmeicheleien und schamlosen Übertreibungen zu greifen. Etwas was Victor nicht allzu gerne tat, lieber füllte er da eigenhändig administrative Formulare in mehrfacher Ausfertigung aus. Aber es gab nun mal Dinge um die kam man nicht herum, weshalb er sich mit einem Stapel leerer Blätter und einem Vorrat an Schreibmaterial jetzt doch im alten Arbeitszimmer seines Onkels einschloss und einen Brief an seinen Kaiser und Patron entwarf.


    Während er da auch so am Formulieren war, fiel ihm auf, dass es eigentlich gänzlich überflüssig war, nach einem anderen Raum für diese Schreibtätigkeit zu suchen, da es dieser doch auch tat und sämtliche sentimentalen Gefühle konnten vielleicht mit einer rücksichtsvollen Renovierung des Raumes besänftigt werden.

    Da er gerade erst am Vortag eingetroffen war, wäre Victor beinahe zu spät zu dem Spektakel respektive der Kommandoübergabe der Prätorianer gekommen. Allerdings war es ein gutes Ereignis um sich selber mal wieder in der Stadt zu präsentieren und zu zeigen, dass man auch noch lebte. Außerdem kannte der Octavier den zukünftigen Gardekommandanten noch nicht und es war vielleicht eine ganz gute Idee ihn schon mal gesehen zu haben. Demzufolge hatte sich Victor zur Tribüne für die Honoratioren, Senatoren und anderweitig wichtigen Personen begeben und dort Platz genommen. Bei seiner Ankunft erkannte er nur den Consular Purgitius Macer, aber mehr als diesen mit einer Handbewegung zu grüßen, konnte er nicht machen, da in dem Moment die Milites der Prätorianer in einer Lautstärke aufmarschierten, die jedes Gespräch zu einem Geschrei hätten verkommen lassen. Stattdessen nahm der Senator auf einem freien Sitz Platz und beobachtete aufmerksam die vorbeimarschierenden Truppen.

    Nur kurze zeit nachdem sich das Stadttor passiert hatten, erreichte Victor mit seinen Begleitern die Casa Octavia. Während sich die entsprechenden Sklaven um die Pferde kümmerten, blieb der Senator eine Sekunde vor dem Eingangstor stehen und musterte das Haus. Schien alles noch so auszusehen wie immer, weshalb es wohl keinen Grund gab länger mit dem Eintritt zu warten. Gedacht, getan und schon verschwand der Octavier im Inneren der Casa.

    Am späten Nachmittag erreichten Victor und seine Begleiter das Tor zur Stadt. Sie hatten sich auf dem Ritt von Aquae Labanae hierher nicht sonderlich beeilt, aber auch nicht gerade getrödelt, denn der Senator wollte vor Einbruch des Abends in der Casa Octavia sein. Mit zunehmendem Alter wurde das Reisen auch nicht gerade bequemer und außerdem wollte er im Heim den Staub der Straße loswerden.


    Nichtsdestotrotz war der Anblick der urbs aeterna natürlich wieder einmal überwältigend schön... der Geruch allerdings war auch... überwältigend, weshalb der Octavier nur kurz sein Pferd vor dem Tor halten ließ bevor er weiter ritt. Unter dem Torbogen grüßte Victor die Wachen mit einem knappen Nicken und einem kurzen "Salvete, Milites!" bevor er die letzten passus auf dem Heimweg antrat.

    Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Über diese einfache Lebensweisheit war Victor jetzt schon zum wiederholten Male gestolpert, weshalb er sich mal wieder zu einem monatelangen Aufenthalt im lieblichen Aquae Labanae eingefunden hatte. Lieblich? Pah... langsam kann ich diesen Ort nicht mehr sehen. Nunja, glücklicherweise war Victors Aufenthalt in diesem seinen Landsitz eh zu ende. Wieder einmal hatte er sich von einer Krankheit erholt und wieder einmal machte er sich auf den Rückweg in die urbs aeterna. Nicht allerdings ohne vorher Anweisung an den Verwalter der villa rustica zu geben, alle Wände zu kalken und im Anschluss mit neuen Wandgemälden zu versehen. Die aktuellen kannte er jetzt schon zur genüge und sein Auge konnte sich nicht mehr an ihnen erfreuen.


    Nachdem auch dieser Punkt geklärt war, setzte sich der genesene Senator auf sein Pferd und ritt ohne sich noch einmal umzudrehen davon. Bei allem Optimismus bezweifelte er jedoch, dass es ein Abschied fürs Leben war und er wollte den Anblick der Gemäuer nicht länger ertragen, als unbedingt sein musste.

    In der Tat, ein wenig hatte Proximus den Senator schon überfahren mit seiner direkten Ansprache. Zumal ja Victor auch noch nicht soviel mit dem Iulier zu tun gehabt hatte, dass er sagen konnnte ihn gut zu kennen.


    "Nun denn... Eine Kandidatur für den cursus honorum in Betracht zu ziehen ist natürlich immer ein großer Einschnitt. Mit einem abwesenden Patron dazu natürlich ein umso schwererer, weißt du übrigens näher über Senator Quartos Gründe für seine Abwesenheit bescheid?" Soweit sich Victor erinnern konnte, wusste er über das Thema nämlich auch nicht mehr, als dass er den Aelier schon lange nicht mehr im Senat gesehen hatte.


    "Nun, damit ich dich sínnvoll unterstützen könnte, müsste ich dich erstmal ein wenig näher kennenerlernen. Wer war dein Vater und was hat er gemacht? Warst du schonmal in Rom oder für das reich tätig oder nur in Misenum? Wie steht es um Iulius Centho, unterstützt er oder ein anderer Senator dich bei deinem Vorhaben?"