Beiträge von Gaius Octavius Victor

    Ein Kerl aus dem riesigen Heer der Botenjungen der urbs aeterna warf eine Nachricht ein.


    Ad
    Marcus Decimus Mattiacus
    Casa Decima Mercator


    Decimus Mattiacus S.


    Der Senator Octavius Victor ersucht dich um ein Gespräch in zwei Tagen. So dir der Termin genehm ist, schlägt er die taverna apicia als Treffpunkt vor. Um eine kurze Rückmeldung wird gebeten.


    Vale,


    i.A. des curator viarum
    G. Octavius Victor

    Während er genüsslich dem ersten Gang frönte, lauschte Victor der Neuigkeit, dass Hungaricus abgelöst wurde. Ob das jetzt wohl die letzte Station gewesen war? Der Gute war so häufig von einem Posten abberufen und auf den nächsten wieder hinberufen worden, dass man gar nicht glauben konnte, dass er jemals Privatmann wurde. Bei der Frage von Agrippa betreffs der Ländereien bei Buca, musste aber auch der Octavier den Kopf schütteln. "Nein, ich habe dort auch kein Land. Nachdem ich aber vor kurzem mal dort war... ich würde auf jeden Fall eine villa in der Gegend kaufen!" Hübsch war die gegend allemal und Victor war nicht so von ganzem Herzen Politiker, dass er vorhatte tot von seinem Platz im Senat zu fallen. "Aber Ländereien hinzuzukaufen ist derzeit ja allgemein wohl eher schwierig." Allerdings war der curator jetzt nicht so arm dran mit Landbesitz, dass er darüber würde anfangen zu lamentieren.


    Kurz darauf lauschte er aufmerksam dem Consul, als dieser auf den Grund für ihr heutiges Zusammenkommen zu sprechen kam. Stellenweise nickte Victor, allerdings sprang er nicht gerade am Ende begeistert auf. Wobei Macer in der Sache nichts falsches gesagt hatte, blieben da ein, zwei kleine Probleme. "Nun, natürlich hast du recht Consul, ein Signal zu Senden ist gut und die Baukosten für den Staat zu senken natürlich auch. Und ich habe da auch absolut nichts gegen, etwas in diesen Bau zu investieren. Schließlich weiß ich ja genau wo das Geld landet. Nur ist das überhaupt gewünscht?" Also von Macer ja offensichtlich schon, aber den sprach Victor mit seiner Frage gar nicht an und auch nicht Agrippa, also sprach er gleich weiter. "Ich meine: Die Straße wird im Namen des Kaisers gebaut und den Namen des Kaisers tragen und derzeit wird auch mit dem Geld des Kaisers geplant." Abzüglich natürlich des Geldes zu dem die Anlieger der neuen Straße zwangsverpflichtet werden würden. "Ist dann die Frage ob eine Beteiligung von anderer Seite überhaupt gewünscht wird." Denn da hatte Macer wieder recht: Ansehen würde das bestimmt bringen, vor allem in dem Bereich in dem die Straße gebaut würde.

    Das Macer das Thema wechselte, fand Victor ganz annehmbar, zu dem letzten war das letzte Wort auch gesagt. Als sein Neffe dann erzählt hatte, dass er eine neue Flamme hatte, hob Victor eine Augenbraue. "Und?" Einen Moment schwieg Victor, dann räusperte er sich. Das klang jetzt vermutlcih etwas schroffer, als es gemeint war. "Also... ich meine herzlichen Glückwunsch! Wer ist denn die Glückliche?"

    In der Tat war Victor stolz das Prachtexemplar von menschlicher Ware erworben zu haben. Sogar auch noch zu seinem Einstiegspreis, was ihn doch arg verwunderte. So ging er also nach vorne, um das Geschäftliche mit dem Sklavenhändler zu klären.


    "Hab ich einen Krieg verpasst, dass es zuviele Sklaven gibt? Oder machst du irgendwas falsch, Händler? Ist ja kaum zu glauben der Preis." Kurz besah sich Victor die Ware noch aus der Nähe, dann beantwortete er die Frage des Tranquillus. "Bring sie in der casa octavia vorbei. Dort wirst du auch dein Geld erhalten." Zwar war der Octavier in Begleitung zweier anderer Sklaven hier, aber die brauchte er noch und konnte sie deshalb nicht gleich mit der Neuerwerbung nach Hause schicken.

    Ohne ein Wort zu sagen blickte Victor seinen Neffen an. Als ob er liebend gern der Klient des Praefectus Urbi geworden war und jede Faser seines Körpers über diese Entscheidung jubilierte. Also ehrlich, die Frage war nicht mal einer Antwort wert. So legte der ältere nur seine Stirn in Falten und trank wortlos einen Schluck Wein.

    "Ahja..." Dass der Flavier gerade in einem Lahrjahr war, erschien Victor zwar eher nicht so interessant, aber dass er im Auftrag des Consuls unterwegs war schon eher. Der Macer war ganz schön umtriebig zur zeit... Dann jedoch hörte der Octavier weiter seinem Besucher zu und schüttelte leicht den Kopf, als der geendet hatte. "Nein, ich war längere Zeit erkrankt und habe alle Verpflichtungen abgegeben. Das läuft erst jetzt wieder alles langsam an." Zumal Victor mit den Plänen für den Neubau auch genug zu tun hatte, ohne von irgendeiner Provinzstadt auch noch zugenölt zu werden. Da hatte er mit den italischen Städten schon genug zu tun, wenn bei denen wieder einmal eine Straße auch nur eine Delle hatte.

    Ganz ansehnlich war die Ware ja, die Titus Tranquilus heute präsentierte. Und das war ja heutzutage schon viel wert. Da kam es auf die inneren Werte doch gar nicht so an. Aber wenn die Partherin auch noch singen konnte - und Griechisch ohrenscheinlich - war das ja auch ganz nett und nicht zu verachten.


    "800!"

    "Nunja..." Warum er es getan und sich in das Patronat des Vesculariers begeben hatte, wusste Victor auch nicht so recht zu beantworten. "... also am Ehesten wohl, weil das die Gegenleistung war, die er gefordert hat. Ich hab in meinem Leben schon so einiges erreicht, da wird die Anzahl an sinnvollen Patronen für die Zukunft immer geringer... der Vescularier war eine dieser Personen und ist zweifellsohne derzeit einer der mächtigsten Männer im Staat." Einen Moment pausierte Victor, dann fuhr er nach einem kurzen, bitteren Lachen fort. "Und sicherlich auch einer der Männer mit dem schlechtesten Leumund, aber man sollte auch nicht vergessen, dass er bisher zwar die Sitten und das mos maiorum mit jeder schwabbeligen Falte seines unansehlichen Körpers ignoriert hat... zumindest aber die Gesetze nur verbiegt und nicht wirklich bricht. Sollte das mal der Fall sein, dann sieht die Sache schon ganz anders aus." Den letzten Satz hatte Victor nur gemurmelt, aber Macer sollte ihn trotzdem problemlos verstanden haben.

    Bei dem Eintreten des Flaviers sah Victor von seinen Akten auf und begrüßte den Mann mit einem Nicken. "Salve! Nun, solange du meine Zeit nicht verschwendest sei willkommen, aber was führt dich in mein Officium?" Ein scriba der zuvor noch einige Briefe von Victor diktiert bekommen hatte, sprang auf ein Zeichen des curators hin von seinem Schemel auf und bot diesen dann Flaccus an. Mit einer einladenden Handbewegung gebot der Octavier seinem Besucher Platz zu nehmen.

    Bei den Worten von Agrippa betreffs des Aufwandes musste Victor leise lachen. Auch wenn das Schlimmste an Aufwand ihm erst noch bevorstehen würde, so hatte der Consular ja mit seinen Worten schon jetzt mehr als recht. "Da hast du recht Agrippa. Pläne sind immer schnell gemacht, sie aber auch in die Tat umzusetzen, da wird es erst richtig aufwändig." Einen Schluck zu Trinken gönnte sich Victor, bevor er bei der folgenden Frage des Matiniers jedoch leider den Kopf schütteln musste. "Hm, nein... tut mir leid. Mit der via Appia und der via popilia gibt es doch schon zwei große Straßen in dem Bereich. Und es existieren zwar Ideen zu einem Ausbau der via appia in meinem Officium, aber die beziehen sich auf die Strecke zwischen Beneventum und Barium." Und diese Ideen waren noch eine Nummer größer, als das was Victor gerade plante... von daher würde die neue Straße auch eine gute Übung für die Umsetzung der nächsten Idee sein.


    Dann wandte sich der Octavier zu Macer und lauschte dessen Überlegungen. "Nun, aktuell ist der Handel in Buca natürlich nicht sehr stark. Die Waren kommen von dort ja auch nur umständlich und langsam weg, da lohnt sich die Fahrt nach Oberitalia natürlich. Das kann sich dann in Zukunft ja ändern, wenn ein guter Weg nach Buca besteht. Unter uns gesagt: Damit wird natürlich auch eine beliebte Ferienregion unserer wohlhabenderen Standesgenossen erschlossen, was hoffentlich den Staat ein wenig um Kosten erleichtert."


    Nachdem der erste Hauptgang aufgetragen wurde, war Victor so frei sich sogleich etwas zu nehmen.

    Bevor Victor etwas sagte, nahm er erstmal einen Schluck von dem nicht sonderlich guten Wein.


    "Natürlich wäre mir ein anderer Patron lieber gewesen, aber was nützen alle Fähigkeiten, wenn man sie nicht nutzen kann? Wir sind schließlich weder die reichste Familie, dass wir uns Posten einfach kaufen, noch die mächtigste, dass wir sie einfach fordern können. Mein letzter Patron war ausgezeichnet, aber er ist leider nicht mehr am Leben und selbst der Einfluss eines Göttlichen auf das politische Tagescgeschäft ist eher gering... und sein Sohn ist, wie wir alle wissen, mit anderen, äh Angelegenheiten beschäftigt." Kurz machte Victor eine Pause, aber er vermutete mal, dass Macer sofort verstand, dass er von Valerianus und sienem Vorgänger sprach.


    "Man sollte nicht vergessen, dass Salinator der Stellvertreter des Kaiser, also der zweitmächtigste Mann im Staat ist und damit auch das Vertrauen unseres Imperators genießt. Bedenke der Vescularier hält den Staat zusammen, solange Valerianus das nicht selbst kann und obwohl der Kaiser krank ist, stehen keine Ursupatoren vor der Toren Roms und fordern mit einer meuternden Legion im Rücken die Macht. Das ist keine geringe Leistung... auch wenn die Methoden des Praefectus Urbi etwas zweifelhaft erscheinen." Ein paar Tage hatte Victor ja schon zeit gehabt, um sich das Dasein als Klient des Salinator schönzureden... ganz hatte es aber noch nicht geklappt. "Und natürlich ist er ein Schwein, dass nur den eigenen Vorteil im Blick hat, das sieht ja sogar ein Blinder mit dem Krückstock, aber zeig mir mal den Politiker heutzutage, der nur Rom und nicht auch noch Macht, Reichtum oder seine Ehre und die seiner gens im Kopf hat. Die wahrhaft Tugendhaften kann man doch im ganzen Reich an den Daumen einer Hand abzählen. "


    Jetzt hatte Victor relativ viel gesprochen und nahm einen weiteren Schluck Wein. Sicherlich hätte er sich vor Macer nicht rechtertigen müssen, was er ja wohl so eben getan hatte, aber trotzdem war eine Abstimmung unter den beiden octavischen Senatoren wohl nicht verkehrt und dazu gehörte es halt auch Entscheidungen zu erklären.


    "Damit will ich aber keinesfalls versuchen dich zu überzeugen, auch den Vescularier als Patron zu nehmen... ganz im Gegenteil."

    Kurz nach seinem Neffen setzte sich auch Victor an den Tisch und versuchte eine bequeme Position zu finden. Da anscheinend Macer was auf dem Herzen hatte, blieb Victor vorerst stumm und wartete darauf, was der jüngere zu sagen hatte... und das der Wirt zwei Becher Wein vorbrachte.

    "Hungaricus? Stadtpräfekt?" Ein wenig hatte Victor da den Faden verloren, wen Agrippa gerade ansprach und warum er den Vinicer erwähnte. Kurz wartete Victor daraufhin noch den Dialog zwischen Consul und Consular ab, bevor er weitersprach. "Nun, die Anwesenheit der Legio I in Italia ist schon eine große Entlastung und ihren Einsatz darf man nicht zu gering einschätzen!" Allerdings hatte eigentlich auch der Consul alles zu dem Thema Legion gesagt, was gesagt werden musste, weshalb Victor umgeehnd damit fortfuhr die beiden Männer über seine Pläne zu unterrichten. "Um deine Frage mal zu beantworten, Agrippa, an reiner Strecke werden etwa 35 milia passuum gespart. Dafür wird ein bedeutendes Stück des Landesinneren erschlossen und auch ein wichtiger Hafen für den Kontakt zu den östlichen Provinzen dirakt an Rom angeschlossen. Auf die Legion zu verzichten wird sicherlich gar nicht möglich sein, da sie ja auch mit die erfahrensten Straßenbauer hat." Zwar gehörten davon auch ein paar zu Victors officium, aber die Instandhaltung und Wartung der übrigen Straßen durfte ja während der Bauphase nicht eingestellt werden und die Hauptarbeit des curator viarum bestand ja darin Reparaturen zu organisieren, nicht selber durch zuführen. "Ein Neubau dauert aber ja auch seine Zeit und da kann ich kaum eine Legion lange Zeit mit beschäftigen. Am günstigsten wäre es daher wohl die eigentlich Arbeit von verurteilten Straftätern, Staatssklaven etc. durchführen zu lassen und nur die Bewachung durch Legionäre zu veranlassen."


    Jetzt erzählte hier Victor zwar seine zukünftigen Pläne, aber was die des Consuls waren und warum dieser Agrippa und Victor sprechen wollte, blieb unklar. Vielleicht hatte der Purgitier auch einfach nur Interesse an einem gemütlichen Gespräch und das wars... wenn das so war, dann hatte Victor nichst dagegen aber trotzdem war er ein wenig gespannt, was der Abend noch so zu bieten hatte.

    Mit einem knappen "Vale, Praefectus!" verabschiedete sich Victor und machte sich auf den Weg zur Tür. Nachdem er diese passiert hatte, richtete er ein wenig seine Toga und wartete auf seinen Neffen. "Wenn du nichts dagegen hast, lass und irgendwo etwas trinken gehen, Macer... Mir schien vorhin, du hättest einiges zu sagen."

    "Hm, vielleicht... ich werd ihn fragen gehen." Der scriba drehte sich um und verschwand tiefer im officium um seinen Dienstherren über den Besucher zu informieren. Etwas unwillig bei der Arbeit gestört zu werden, war Victor daraufhin zwar schon, aber auch nicht so beschäftigt, dass er den Flavier hätte abwimmeln lassen. Kurz darauf erschien der scriba wieder an der Tür. "Der curator lässt bitten."

    Während der curator viarum über einigen Dokumenten seines Vorgängers saß und sich wieder in die Materie einarbeitete, kümmerte sich ein scriba um den Klopfer an der Tür. Da die Erhaltung von Straßen selten Privatbürger in der Art betraf, dass sie das Officium des curator viarum aufsuchten, waren Besucher, die nicht einfach nur Briefe von irgendwelchen Städten abgeben wollten, doch eher selten.


    "Salve! Ja, bitte?"

    Das Macer bisher Führungsqualitäten bewiesen hatte, fand Victor auch... schließlich hatte er auch selbst mal unter dem Consul gedient. Von daher stimmte der Octavier dem Consular Agrippa innerlich zu.


    Dann war es jedoch wieder an Victor etwas zu sagen und er ging gleich auf die Fragen von Macer und Agirppa gemeinsam ein. "Nun, so kurz war diese Zeit nun auch wieder nicht, Consul, wenn auch wenig aufsehenerregend, wie ich gerne zugebe. Es war vor allem eine Zeit in der ich mich in die Bürden des Amtes eingearbeitet und die ersten Schritte für die Planung einer neuen Straße eingeleitet habe. Da hast du nämlich ganz recht, Agrippa. Eine solche plane ich nämlich von Sulmo nach Buca bauen zu lassen." Kurz nickte Victor dem alten Freund seines Onkels zu, das hatte dieser natürlich richtig erkannt.

    Aufmerksam lauschte Victor erst dem Consular und dann dem Consul. Wo Macer Recht hatte, hatte er ganz einfach Recht. Entweder man gewöhnte sich an seine Aufgaben und arrangierte sich mit ihnen oder sie wuchsen einem über der den Kopf... etwas, was dem Purgitier scheinbar nicht passiert war, zumal er seine Amtszeit ja auch selbst als bisher scheinbar gut verlaufen bezeichnete. Eine Neuigkeit, die zwar neu aber nicht wirklich überraschend war, wie Victor fand. Einen Moment widmete der noch Agrippa einen weiteren Blick, ähnelte der Matinier dem verstorbenen Octavius Anton doch sehr. Was angesichts der Verbundenheit zwischen den Beiden bei genauerer Betrachtung aber doch nicht so verwunderlich war.


    Als die ersten Kleinigkeiten und Getränke aufgetischt wurden, griff Victor gerne zu, nur um dann interessiert innezuhalten, als der Consul seinen Namen erwähnte. Wie es schien wollte Macer noch vor dem Hauptgang auf den Grund der Einladung zu sprechen kommen... oder auch nicht, da er stattdessen eine Frage an Victor richtete, die dieser nichstdestotrotz natürlich gerne beantwortete.


    "Nun, da ich das Amt ja nicht zum ersten Mal bekleide, wusste ich ja zum Glück schon im Voraus welcher Art die Bürden seien würden, Consul." Einen Moment stockte der Octavier, da ihm gerade einfiel wie erheiternd es erschien, dass das Thema Bürden gerade von Agrippa angeschnitten worden war, der ja als Proconsul eher dafür bekannt gewesen schien, die angenehmen Seiten seines Amtes besonders gelebt und akzeptiert zu haben. "Und wenn einen die Pflicht gar zu wenig fordert besteht ja, zum Glück oder Unglück, die Möglichkeit sich durch eigene Ideen neue Pflichten aufzubürden." Kurz blickte Victor zu Agrippa, was dieser zurzeit für seine Zukunft plante, war ihm unbekannt, aber mehr darüber zu wissen hätte ihn schon interessiert. Allerdings war im Moment gar noch interessanter der Consul und was Macer für diese, bis jetzt zweifellos sehr angenehme, Unterredung geplant hatte.